Blasmusik-in-Tirol-3-2015
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Thema<br />
Bläserwoche <strong>2015</strong> mit Philipp Kufner.<br />
Fotos: Mair<br />
Nachdenken, Querdenken,<br />
Umdenken<br />
Michael Stecher ist zu Gast beim Kapellmeister- und Jugendreferententag <strong>2015</strong> am<br />
7. November <strong>in</strong> Völs. Er wird referieren und mit zwei <strong>Blasmusik</strong>kapellen musizieren.<br />
Es geht dabei um quergedachte Musizierpädagogik <strong>in</strong> Theorie und Praxis und um Bildungsprozesse<br />
<strong>in</strong> der <strong>Blasmusik</strong>. Hermann Pallhuber stellt zehn Fragen an Michael Stecher.<br />
Herr Stecher, Sie s<strong>in</strong>d ausgebildeter Dirigent,<br />
Musiker und Musikpädagoge und vere<strong>in</strong>en diese<br />
Fähigkeiten seit Jahren <strong>in</strong> Konzepten der<br />
Probenpädagogik. Wor<strong>in</strong> liegt die unmittelbare<br />
Notwendigkeit für die Dirigenten <strong>in</strong> unseren<br />
Musikvere<strong>in</strong>en, sich mit dieser Thematik<br />
zu befassen?<br />
Michael Stecher: Die Beschäftigung mit gruppenpädagogischen<br />
Prozessen resultiert letztlich<br />
daraus, dass Proben e<strong>in</strong>en sehr vielschichtigen<br />
Prozess darstellt, nämlich e<strong>in</strong>en Bildungsprozess<br />
zur Musik anzustoßen. Es geht <strong>in</strong> der Probenpädagogik<br />
darum, zu veranschaulichen, wie der<br />
Mensch lernt, Musik zu verstehen und wie es<br />
gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>e Bildung zum Musizieren zu erreichen.<br />
Dabei geht es immer um e<strong>in</strong>e Beziehung<br />
zwischen dem Dirigenten und den Musikern.<br />
Die Umsetzung methodischer und pädagogischer<br />
Ideen ist immer noch e<strong>in</strong> Prozess mit<br />
Herausforderungen an alle Beteiligten beim<br />
Musizieren im traditionellen Musikvere<strong>in</strong>.<br />
Wor<strong>in</strong> liegen Ihre zentralen Aspekte <strong>in</strong> der<br />
Herangehensweise an diese Thematik?<br />
Stecher: In den letzten dreißig Jahren hat sich<br />
e<strong>in</strong>e starke Verschiebung bei mir <strong>in</strong> der Beschäftigung<br />
mit diesen Prozessen ergeben. Am Beg<strong>in</strong>n<br />
stand e<strong>in</strong>e klare methodische Ausrichtung: Die<br />
Frage nach dem „Wie“ stand im Mittelpunkt der<br />
Überlegungen. Heute steht e<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />
Ansatz im Vordergrund bei der Beschäftigung<br />
mit Probenpädagogik – formuliert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zentralen<br />
Satz: „Die Musik muss <strong>in</strong>s Zentrum e<strong>in</strong>er<br />
jeden Probe“! Es geht eher um e<strong>in</strong>e „Musizierpädagogik“<br />
als um e<strong>in</strong>e „Musikpädagogik“. Bei<br />
e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Herangehensweise sollen<br />
musikimmanente Wirkkräfte körperlich und<br />
emotional freigesetzt werden.<br />
Sie haben <strong>in</strong> Ihrer jahrelangen Arbeit viele<br />
Musikvere<strong>in</strong>e, Musiker<strong>in</strong>nen und Musiker,<br />
Dirigent<strong>in</strong>nen und Dirigenten kennen gelernt.<br />
Welche hemmenden oder glücklichen<br />
Symptome, Reflexe und Phänomene stellen Sie<br />
immer wieder fest?<br />
Stecher: Lassen Sie mich mit den positiven Effekten<br />
beg<strong>in</strong>nen: Ich staune immer wieder, zu<br />
welchen grandiosen Musikleistungen Amateurmusiker<br />
fähig s<strong>in</strong>d. Sie sitzen <strong>in</strong>nerlich hochmotiviert<br />
und hoch „musikalisiert“ auf der Konzertbühne<br />
und tragen die Musik <strong>in</strong> sich. Andererseits<br />
erlebe ich oft junge Studenten, die hochgradig<br />
4 BiT | September