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3) Wissensnetzwerke und virtuelle Communities - Torsten Reuß

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<strong>Wissensnetzwerke</strong> <strong>und</strong> <strong>virtuelle</strong><br />

<strong>Communities</strong><br />

Seminararbeit<br />

eingereicht bei<br />

Prof. Dr. Roland Eisen<br />

Lehrstuhl für Wirtschafts- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik,<br />

Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main<br />

Betreuer:<br />

Dr. Holger Stein<br />

von<br />

cand. rer. pol. <strong>Torsten</strong> <strong>Reuß</strong><br />

Meisenweg 1<br />

61440 Oberursel<br />

Tel.: xxx<br />

<strong>Torsten</strong>-Reuss@t-online.de<br />

Studienrichtung: Betriebswirtschaft<br />

9. Fachsemester<br />

Matrikelnummer: xxx


Inhaltsverzeichnis<br />

- II -<br />

Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... III<br />

Abkürzungsverzeichnis.......................................................................................................... IV<br />

Glossar....................................................................................................................................V<br />

1 Problemstellung................................................................................................................ 1<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Begriffe ................................................................................................. 1<br />

2.1 Entwicklungsgeschichte <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> .......................................................... 2<br />

2.2 Definition <strong>und</strong> Eigenschaften <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>................................................... 2<br />

2.3 Typologisierung <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>...................................................................... 4<br />

3 Ökonomische Aspekte ...................................................................................................... 5<br />

3.1 Netzeffekte <strong>und</strong> kritische Masse.................................................................................. 5<br />

3.2 Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> für Nachfrager.......................................... 7<br />

3.3 Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> für Anbieter.............................................. 8<br />

3.3.1 Kosten für Aufbau <strong>und</strong> Betrieb.......................................................................... 8<br />

3.3.2 Erlösquellen für Community-Betreiber .............................................................. 9<br />

3.4 Beitrag <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> zum Customer Relationship Management.................. 10<br />

4 Einbettung in das Wissensmanagement ........................................................................ 12<br />

4.1 Die Ressource Wissen............................................................................................... 12<br />

4.2 <strong>Communities</strong> of Practice, Knowledge <strong>Communities</strong> <strong>und</strong> <strong>Wissensnetzwerke</strong>............... 13<br />

4.3 Lernnetzwerke.......................................................................................................... 15<br />

5 Fazit ................................................................................................................................ 16<br />

Literaturverzeichnis........................................................................................................... 18


Abbildungsverzeichnis<br />

- III -<br />

Abbildung 1: Darstellung der dynamischen Zirkel nach Hagel <strong>und</strong> Armstrong....................... 6


Abkürzungsverzeichnis<br />

CRM: Customer Relationship Management<br />

VKC: Virtual Knowledge <strong>Communities</strong><br />

USD: US-Dollar ($)<br />

- IV -


Glossar<br />

- V -<br />

Banner: Flagge. Ursprünglich waren damit Mitteilungen gemeint, die beim Starten eines<br />

Programms oder einer Internetseite angezeigt wurden. Inzwischen wird der Begriff Banner<br />

jedoch nahezu ausschließlich als Bezeichnung für die Werbeflächen auf einer Website<br />

verwendet. In der Regel enthalten Banner einen Link zur Homepage des Werbetreibenden.<br />

Break-Even: Eigentlich die Menge, an der die Summe der Deckungsbeiträge pro Stück den<br />

Fixkosten entsprechen. Bei Internet-Unternehmen auch der Zeitpunkt, an dem die Summe der<br />

Gewinne die Summe der angefallenen Verluste deckt.<br />

Bulletin Board: Siehe Newsgroups<br />

Chat: Kommunikationsform („Plaudern“) im Internet oder in Online-Diensten via Tastatur.<br />

Teilnehmer von Live-Chats sitzen im Gegensatz zu Newsgroups gleichzeitig an ihren<br />

Terminals <strong>und</strong> diskutieren in zum Teil animierten, <strong>virtuelle</strong>n Foren oder Chat-Rooms schriftlich<br />

über unterschiedlichste Themen.<br />

Community: Die <strong>virtuelle</strong> Gemeinschaft besteht aus einer Gruppe von Internetusern, die das<br />

Interesse an einem Thema oder an einer Website miteinander verbindet. Kommuniziert wird in<br />

Newsgroups, Chat-Rooms oder per E-Mail.<br />

Cyberspace: Begriff, der von William Gibson in seinem Roman "Neuromancer" (1984)<br />

geprägt wurde <strong>und</strong> dort die kollektive Welt von vernetzten Computern bezeichnet. Heute im<br />

Allgemeinen benutzt, um sich auf die innerhalb von Computernetzen bestehende Welt zu<br />

beziehen, die durch die Kommunikationstechnologie zugänglich gemacht wird.<br />

E-Business: Ursprünglich nur die Bezeichnung für die Abwicklung von geschäftlichen<br />

Transaktionen über das Internet; vgl. E-Commerce. Zunehmend wird der Begriff E-Business<br />

aber in einem weiteren Sinne als E-Commerce für die Entwicklungen im Geschäftsleben<br />

verwendet, bei denen ganze Unternehmen in allen Bereichen mit dem Internet befasst sind oder<br />

der ganze Geschäftsverkehr online stattfindet.<br />

E-Commerce: Überbegriff für alle geschäftlichen Transaktionen im Internet wie Bestellen <strong>und</strong><br />

Bezahlen von Waren bzw. Dienstleistungen, Direktmarketing per E-Mail, Online-Banking <strong>und</strong><br />

die Sicherheitslösungen bei diesen geschäftlichen Transaktionen <strong>und</strong> Zahlungen.


- VI -<br />

E-Mail: Methode, Nachrichten per Computer - anstelle der traditionellen Briefpost auf dem<br />

Überlandweg - zu verschicken. Eine der wichtigsten <strong>und</strong> populärsten Errungenschaften der<br />

computergestützten Kommunikation. Über E-Mail können nicht nur Texte, sondern auch<br />

Daten aller Art verschickt werden.<br />

Forum: Siehe Newsgroups<br />

Groupware: Software zur Unterstützung der Gruppenarbeit am Computer. In der Regel<br />

besteht sie aus einem Zeitmanagement-Programm, einem E-Mail-Programm, einer<br />

Dokumenten-verwaltung <strong>und</strong> einem Videokonferenz-System.<br />

Newsgroups: Diskussionsgruppen im Internet zu den verschiedensten Themen an einer Art<br />

von Schwarzem Brett, bei denen jeder seine Nachricht an alle verbreitet oder auf schon<br />

vorhandene Nachrichten antwortet.


1 Problemstellung<br />

- 1 -<br />

Vergleichsweise geringe Kosten für Computer <strong>und</strong> Netzwerke haben in den letzten Jahren die<br />

weitere Verbreitung des Internets beschleunigt. Somit wurde eine gute Infrastruktur zur<br />

Online-Kommunikation für räumlich getrennte Personen geschaffen, die fortan in „<strong>virtuelle</strong>n<br />

Räumen“ im Cyberspace Informationen <strong>und</strong> Wissen austauschen konnten. Auch für<br />

Unternehmen spielen die sogenannten <strong>Wissensnetzwerke</strong> bzw. <strong>virtuelle</strong>n <strong>Communities</strong> eine<br />

immer wichtigere Rolle. Mögliche Anwendungsbereiche <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> in <strong>und</strong><br />

zwischen Organisationen reichen vom Gebiet der K<strong>und</strong>enschnittstelle im Unternehmen<br />

(Customer Relationship Management) über Modelle der Nachfragebündelung bis hin zum<br />

organisationsinternen Wissenstransfer (Wissensmanagement). 1 In dieser Arbeit sollen die<br />

Potentiale, die <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> <strong>und</strong> Netzwerke für Unternehmen bergen, genauer<br />

beleuchtet <strong>und</strong> sinnvolle Einsatzgebiete aufgezeigt werden.<br />

Der Artikel ist folgendermaßen gegliedert: Im folgenden, zweiten Kapitel werden Entstehung,<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> Typen <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften vorgestellt. Das dritte Kapitel beschäftigt<br />

sich mit ökonomischen Aspekten im Zusammenhang mit <strong>Communities</strong>. Dabei werden zunächst<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen für Nachfrager <strong>und</strong> anschließend für Anbieter <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong><br />

gegenübergestellt. Mit Überlegungen zum Beitrag <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften zum Thema<br />

Customer Relationship Management endet das dritte Kapitel. Das vierte Kapitel verdeutlicht<br />

die Bedeutung des richtigen Umgangs mit Wissen <strong>und</strong> befasst sich mit den Möglichkeiten,<br />

Netzwerke <strong>und</strong> <strong>Communities</strong> für das Wissensmanagement von Unternehmen zu nutzen. Eine<br />

Zusammenfassung r<strong>und</strong>et das Bild ab.<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Begriffe<br />

Der nun folgende Abschnitt schildert die Entstehungsgeschichte <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>.<br />

Anschließend werden Definitionen <strong>und</strong> Eigenschaften <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> vorgestellt. Das<br />

Kapitel schließt mit Vorschlägen für die Kategorisierung <strong>und</strong> Typologisierung <strong>virtuelle</strong>r<br />

<strong>Communities</strong>.<br />

1 Vgl. Leimeister, J.M./ Bantleon, A./ Krcmar, H. (2002): Geschäftsmodell <strong>virtuelle</strong> Community: Eine<br />

Analyse bestehender <strong>Communities</strong>. In: Engelien, M./ Homann, J. (Hrsg.): Virtuelle Organisation <strong>und</strong> neue<br />

Medien 2002, Lohmar, S. 1-39, S. 1.


- 2 -<br />

2.1 Entwicklungsgeschichte <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong><br />

Die Ursprünge <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> reichen bis in die Entstehung des Internets zurück. 2 Die<br />

Geburtsst<strong>und</strong>e des Internets wird allgemein auf das Jahr 1969 datiert, nämlich dem Zeitpunkt,<br />

zu dem es einem Projektteam des Amerikanischen Verteidigungsministeriums erstmalig gelang,<br />

Datenpakete zwischen zwei Rechnern über das Telefonnetz auszutauschen. 3 Ab Mitte der 70er<br />

Jahre wurden Mailinglisten <strong>und</strong> Newsgroups, die Vorbilder heutiger Diskussionsforen in<br />

<strong>virtuelle</strong>n <strong>Communities</strong>, von Wissenschaftlern zum Gedanken- <strong>und</strong> Informationsaustausch<br />

genutzt. 4 Im Jahr 1985 wurde von Brand <strong>und</strong> Brilliant die bekannteste <strong>virtuelle</strong> Community<br />

namens „The WELL“gegründet. Die Vision der Gründer bestand darin, die Kommunikation<br />

zwischen Personen im Bereich der Bucht von San Francisco zu erleichtern, ein ausgefeiltes<br />

Konferenzsystem zu einem revolutionär niedrigen Preis 5 zur Verfügung zu stellen sowie E-<br />

Mail-Zugang für jedermann anzubieten. 6 Virtuelle <strong>Communities</strong> werden in den folgenden<br />

Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt <strong>und</strong> gewinnen auch ökonomisch an Bedeutung.<br />

2.2 Definition <strong>und</strong> Eigenschaften <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong><br />

Mit dem Adjektiv virtuell bezeichnet Diemers 7 den Zustand der Digitalität <strong>und</strong> Vernetzung,<br />

also zum Beispiel eine Kommunikationsbeziehung über E-Mail oder World Wide Web.<br />

Hamman 8 definiert den Begriff der Community als eine Gruppe von Personen, die in sozialen<br />

Interaktionen stehen, einige gemeinsame Bindungen zwischen sich <strong>und</strong> den anderen<br />

Mitgliedern der Gruppe aufweisen <strong>und</strong> schließlich zeitweise einen gemeinsamen Ort<br />

frequentieren.<br />

2 Der Begriff Virtual Community wurde bereits 1968 von J.C.R. Licklider <strong>und</strong> Robert W. Taylor eingeführt.<br />

3 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000) : www.cyber-communities.de, Landsberg/Lech, S. 25.<br />

4 Vgl. Schoberth, T./ Schrott, G. (2001): Virtual <strong>Communities</strong>. In: Wirtschaftsinformatik 43/2001, S. 517-<br />

519, S. 517.<br />

5 Anfangs betrug der Preis für eine St<strong>und</strong>e Zugang für Personen mit Computer <strong>und</strong> Modem 3$.<br />

6 Vgl. Markus, U. (2002): Integration der <strong>virtuelle</strong>n Community in das CRM: Konzeption, Rahmenmodell,<br />

Realisierung, Lohmar, S. 40.<br />

7 Vgl. Diemers, D. (2001): Virtual Knowledge <strong>Communities</strong>: Erfolgreicher Umgang mit Wissen im digitalen<br />

Zeitalter, Dissertation, Universität St. Gallen, S. 41.<br />

8 Vgl. Hamman, R.B. (2000): Computernetze als verbindendes Element von Gemeinschaftsnetzen: Studie<br />

über die Wirkungen der Nutzung von Computernetzen auf bestehende soziale Gemeinschaften. In:<br />

Thielicke, U. (Hrsg.): Virtuelle Gruppen – Charakteristika <strong>und</strong> Problemdimensionen, Wiesbaden, S. 225.


- 3 -<br />

Beide Definitionen verbindet Hoffmann 9 in seiner Beschreibung <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>: „Eine<br />

<strong>virtuelle</strong> Community ist eine Gruppe von Personen, die sich aus Interesse an einem Thema<br />

konstituiert hat, in erster Linie über das Netz kommuniziert, aber durchaus Kontakt im<br />

wirklichen Leben hat.“ Eine sehr eingängige <strong>und</strong> griffige Definition lautet: „Virtuelle<br />

<strong>Communities</strong> sind interaktive Gemeinschaften von Personen <strong>und</strong> Organisationen im<br />

Cyberspace.“ 10 Welche Eigenschaften machen nun also eine <strong>virtuelle</strong> Community aus?<br />

In der Literatur werden zahlreiche Eigenschaften genannt, die <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong><br />

charakterisieren. Hier soll nur ein kurzer Auszug ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />

ausgewählt werden. Er soll aber das Verständnis für <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> fördern. Eine<br />

Unterscheidung der wichtigsten Eigenschaften kann beispielsweise nach konstituierenden <strong>und</strong><br />

qualifizierenden Elementen erfolgen. 11 Konstituierende Elemente sind beispielsweise<br />

gemeinsames Interesse (Zentrum der Gemeinschaft), gemeinsame Normen <strong>und</strong> Werte<br />

(Verhaltensregeln innerhalb der Gemeinschaft) <strong>und</strong> gemeinsame Interaktionsplattform (in<br />

<strong>virtuelle</strong>n Gemeinschaften meist <strong>virtuelle</strong> Räume, wie z.B. Foren). Als qualifizierende<br />

Elemente werden emotionale Bindung (Vertrauen <strong>und</strong> Zusammengehörigkeitsgefühl),<br />

Kontinuität (gemeinsame Geschichte), Reziprozität (uneigennützige Hilfe <strong>und</strong> Solidarität unter<br />

den Mitgliedern) <strong>und</strong> Selbstbestimmung (keine extern gesetzten Hierarchien) genannt.<br />

Zum besseren Verständnis kommerziell orientierter <strong>Communities</strong> muss man die von Hagel <strong>und</strong><br />

Armstrong 12 identifizierten fünf entscheidenden Merkmale erläutern. Als erstes ist ein<br />

spezifischer Interessenschwerpunkt zu nennen, der die Kommunikation der Mitglieder prägt.<br />

Zweites Merkmal ist das Vermögen, Inhalte <strong>und</strong> Kommunikation zu verbinden. Dies geschieht<br />

z.B. durch Chats, Foren oder über E-Mail. 13 Über diese Plattformen ist es den Mitgliedern<br />

möglich, Informationen auszutauschen. Drittes Merkmal ist, dass Mitglieder eigene Inhalte<br />

erstellen <strong>und</strong> anderen Mitgliedern zur Verfügung stellen können. Das führt beispielsweise zu<br />

9 Vgl. Hoffmann, U. (1996): “Request for Comments”: Das Internet <strong>und</strong> seine Gemeinde. In: Kubicek, H. et<br />

al. (Hrsg.): Jahrbuch Telekommunikation <strong>und</strong> Gesellschaft 1996, Öffnung der Telekommunikation: Neue<br />

Spieler, Neue Regeln, Band 4, Heidelberg, S. 113.<br />

10 Vgl. Albers, S./ Clement, M./ Peters, K. (1998): Marketing mit interaktiven Medien: Strategien zum<br />

Markterfolg, Frankfurt am Main, S. 151.<br />

11 Vgl. Schoberth/Schrott (2001), S. 517.<br />

12 Vgl. Hagel, J./ Armstrong, A.G. (1997): Net gain : expanding markets through virtual communities,<br />

Boston, S. 8ff.<br />

13 Vgl. Hermanns, A./ Sauter, M. (1999): Management-Handbuch Electronic Commerce: Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

Strategien, Praxisbeispiele, München, S. 114.


- 4 -<br />

einem großen Spektrum individueller, herstellerunabhängiger Informationen über ein Produkt.<br />

Punkt vier behandelt den Zugang der Mitglieder zu konkurrierenden Anbietern. Diese bieten<br />

unter dem Dach der <strong>virtuelle</strong>n Community eine Vielfalt von Ressourcen <strong>und</strong> Produkten an,<br />

über die sich die Mitglieder informieren <strong>und</strong> austauschen können. Dadurch leitet sich das letzte<br />

Merkmal ab. Die kommerzielle Orientierung <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> wird laut Hagel <strong>und</strong><br />

Armstrong zunehmen. Der Organisator der Community wird vermehrt nach Profit streben <strong>und</strong><br />

die Mitglieder der Gemeinschaft werden an Marktmacht gewinnen.<br />

2.3 Typologisierung <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong><br />

Die weit gefasste Definition <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften verlangt geradezu nach<br />

Typologisierungen. Auch diesbezüglich gibt es in der Literatur mehrere unterschiedliche<br />

Vorschläge. 14 Eine Möglichkeit besteht darin, unkommerzielle <strong>und</strong> kommerzielle <strong>Communities</strong><br />

zu differenzieren. 15 Unkommerzielle <strong>Communities</strong> bestehen seit den Anfängen des Internets.<br />

Sie orientieren sich an Idealen, basieren auf gegenseitiger Hilfe der Mitglieder <strong>und</strong> einem<br />

ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl. Kommerziell orientierte Gemeinschaften streben nach<br />

Gewinnen <strong>und</strong> hohen Renditen <strong>und</strong> verlangen zu diesem Zweck beispielsweise Gebühren von<br />

den Mitgliedern.<br />

Ein weiteres Typologiemerkmal ist die Konsumentensegmentierung nach Geographie,<br />

Demographie <strong>und</strong> Thema. 16 Geographisch orientierte <strong>Communities</strong> entwickeln sich aus den<br />

ähnlichen Interessen der Individuen, die in einem bestimmten Gebiet leben (z.B. Diskussion<br />

über beliebte Ausgehtipps). Demographische Kriterien nach der sich eine Community<br />

positionieren kann sind beispielsweise Alter, Geschlecht oder Einkommen (z.B. Community für<br />

junge Eltern). Manchmal wird in <strong>Communities</strong> auch ein bestimmtes, ausschließliches Thema<br />

vorgegeben (z.B. private Finanzinvestitionen).<br />

Hagel <strong>und</strong> Armstrong unterscheiden vier Typen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>: In <strong>Communities</strong> of<br />

Interest befriedigen die Mitglieder ihr Bedürfnis nach Information über bestimmte Themen<br />

(z.B. Gartenarbeit). <strong>Communities</strong> of Relationship sind durch starke soziale <strong>und</strong> emotionale<br />

Beziehungen der Mitglieder gekennzeichnet. Beispiel hierfür ist diabetes.com, eine<br />

14 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 30ff.<br />

15 Vgl. Wolfensberger, T. (2002): Virtual communities: Unternehmungspolitik <strong>und</strong> Erfolgsmessung,<br />

Wiesbaden, S. 46.<br />

16 Vgl. Wolfensberger (2002), S. 42.


- 5 -<br />

Gemeinschaft, in der sich Patienten gegenseitig unterstützen <strong>und</strong> Informationen über<br />

Therapiefortschritte teilen. Das Bedürfnis nach Fantasie, Spiel <strong>und</strong> Unterhaltung wird in<br />

<strong>Communities</strong> of Fantasy befriedigt. Darin treten Mitglieder als <strong>virtuelle</strong> Figuren in<br />

dreidimensionalen Phantasiewelten auf <strong>und</strong> kommunizieren (z.B. Toontown von Walt Disney<br />

Inc.). Außerdem gibt es <strong>Communities</strong> of Transaction, die das Interesse der Teilnehmer an<br />

gemeinsamen Transaktionen widerspiegeln. 17<br />

3 Ökonomische Aspekte<br />

Die Betriebswirtschaftslehre hat sich, u.a. aufgr<strong>und</strong> des fehlenden Gewinnstrebens lange nicht<br />

für <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> interessiert. Seit der breiteren Kommerzialisierung von Online-<br />

Gemeinschaften hat sich dies jedoch geändert. 18 Im folgenden Kapitel sind wichtige<br />

ökonomische Implikationen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> - sowohl für Anbieter als auch für<br />

Nachfrager - zusammengestellt.<br />

3.1 Netzeffekte <strong>und</strong> kritische Masse<br />

Für den Erfolg einer Community ist es essentiell, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst große<br />

Zahl an aktiven Mitgliedern zu akquirieren. Dies resultiert daraus, dass <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong><br />

die sogenannte „Kritische Masse-Problematik“ sowie Netzeffekte aufweisen. Als Kritische<br />

Masse wird dabei die Anzahl der Nutzer bezeichnet, die die Community für potentielle neue<br />

Nutzer ausreichend attraktiv macht, so dass ein selbsttragender Penetrationsprozess in Gang<br />

gesetzt wird. 19 Ist die Anzahl der bereits engagierten Mitglieder in einer Community also hoch,<br />

so bestehen weitreichende Informations- <strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten <strong>und</strong> neue<br />

Mitglieder schließen sich der Community leichter an. Rogers 20 beziffert die durchschnittliche<br />

Höhe der Kritischen Masse mit ca. 10 Prozent der erwarteten, potentiellen Nutzerzahl.<br />

Auch Netzeffekte beziehungsweise Netzwerkexternalitäten begründen die hohe Bedeutung<br />

eines großen K<strong>und</strong>enstamms in der Internetökonomie. Während traditionelle Produkte (z.B.<br />

Kühlschrank) <strong>und</strong> Dienstleistungen hauptsächlich einen originären Nutzen, also einen Nutzen<br />

aus der eigenen Verwendung des Produkts aufweisen, ist der Anteil von derivativem Nutzen<br />

17 Vgl. Lesser, E.L./ Fontaine, M.A./ Slusher, J.A. (2000): Knowledge and communities, Boston, S. 85.<br />

18 Vgl. Wolfensberger (2002), S. 1.<br />

19 Vgl. Albers/Clement/Peters (1998), S. 83.<br />

20 Vgl. Rogers, E.M. (1995): Diffusion of Innovations, Fourth Edition, New York, S. 324.


- 6 -<br />

bei Produkten mit Netzwerkexternalitäten hoch. 21 Netzwerkexternalitäten bezeichnen folglich<br />

jenen Anteil des Gesamtnutzens, der nicht von der eigentlichen Anwendung gestiftet wird,<br />

sondern endogen durch die Existenz eines Netzwerks entsteht. 22 Ein klassisches Beispiel für ein<br />

Produkt mit positiven Netzwerkexternalitäten ist das Telefon, da dieses dem Nutzer erst dann<br />

einen Nutzen stiftet, wenn er damit Kontakt zu anderen Besitzern eines Telefons aufnehmen<br />

kann. Aber auch <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> weisen nach dem Erreichen der Kritischen Masse<br />

positive Netzeffekte auf. Mit steigender Teilnehmerzahl <strong>und</strong> Vielfalt der vorhandenen<br />

Informationen steigt auch der Nutzen für den einzelnen Teilnehmer. 23 Dies erhöht wiederum<br />

den Anreiz für weitere Interessenten, dem Netzwerk beizutreten. Dem Gesetz der Kritischen<br />

Masse (Metcalfe`s Law) zufolge nimmt der Wert eines Netzes sogar exponentiell mit der<br />

Anzahl der Nutzer zu. 24<br />

Die Ausführungen haben gezeigt, dass hohe Nutzerzahlen für den Erfolg <strong>virtuelle</strong>r<br />

<strong>Communities</strong> sehr wichtig sind. Anbieter kommerzieller <strong>Communities</strong> müssen sich demnach<br />

mit der Dynamik <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften beschäftigen. Hagel <strong>und</strong> Armstrong sprechen in<br />

diesem Zusammenhang von vier dynamischen Zirkeln 25 (Abbildung 1):<br />

Abbildung 1: Darstellung der dynamischen Zirkel nach Hagel <strong>und</strong> Armstrong<br />

��Attraktivität der Inhalte<br />

��Loyalität der Mitglieder<br />

��Mitgliederprofile<br />

��Transaktionsangebote<br />

Quelle: Hagel/Armstrong (1997), net gain, expanding markets through virtual communities<br />

Zunächst ist die Attraktivität der Inhalte in der <strong>virtuelle</strong>n Community bedeutsam. Mit<br />

wachsender Vielfalt verbringen die Mitglieder mehr Zeit in der Community <strong>und</strong> sind eher<br />

21 Vgl. Albers/Clement/Peters (1998), S. 82ff.<br />

22 Vgl. Wolfensberger (2001), S. 61.<br />

23 Vgl. Wirtz, B.W. (2001): Electronic Business, Wiesbaden, S. 277.<br />

24 Vgl. Wirtz (2001), S. 24.<br />

25 Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 49.


- 7 -<br />

veranlasst, eigene Inhalte zu generieren. Wachsende Mitgliederzahlen <strong>und</strong><br />

Interaktionsmöglichkeiten führen zu persönlichen Beziehungen der Mitglieder untereinander<br />

<strong>und</strong> letztlich zu einer höheren Community-Loyalität. Mit Hilfe von Mitgliederprofilen, also<br />

detaillierten Informationen über Interessen <strong>und</strong> Kaufverhalten, können Werbemaßnahmen<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die Attraktivität der Angebote weiter gesteigert werden. Hohe<br />

Mitgliederzahlen machen die Community außerdem für jene Anbieter interessant, welche<br />

Transaktionen über die Community abwickeln wollen. 26<br />

3.2 Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> für Nachfrager<br />

Kosten entstehen den Mitgliedern meist nur durch die Nutzung des Internets<br />

(Telefongebühren) <strong>und</strong> gegebenenfalls durch spezielle Gebühren, die an den Betreiber der<br />

Community entrichtet werden müssen. 27<br />

Ihren persönlichen Nutzen ziehen Mitglieder unkommerziellen <strong>Communities</strong> hauptsächlich aus<br />

der Teilhabe an interessanten Informationen einerseits <strong>und</strong> aus sozialen Kontakten bzw.<br />

Gemeinschaftsgefühl andererseits. 28 Die Mitglieder solcher Gemeinschaften können<br />

untereinander Wissen austauschen oder ganz einfach zusammen Spaß haben. 29 An dieser Stelle<br />

soll der Schwerpunkt der Betrachtung allerdings mehr auf kommerzielle <strong>Communities</strong> gelegt<br />

werden. Diese dienen der Erleichterung von Transaktionen zwischen Anbietern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> bieten beiden einige wichtige Vorteile.<br />

Hat eine Community die Kritische Masse erreicht <strong>und</strong> somit ein großes Potential an<br />

Marktteilnehmern aufgebaut, so eröffnen sich ihren Mitgliedern neue Möglichkeiten im<br />

Umgang mit den Anbietern von Waren <strong>und</strong> Dienstleistungen. Hagel <strong>und</strong> Armstrong sprechen<br />

in diesem Zusammenhang von „reverse markets“, in denen gut informierte Gruppen von<br />

Nachfragern gemeinsam nach dem günstigsten Preis oder der besten Qualität eines Produktes<br />

suchen. 30 Entscheidend hierfür ist, dass <strong>Communities</strong> die Information, Kommunikation <strong>und</strong><br />

Organisation der Mitglieder untereinander erleichtern. Produktinformationen werden also<br />

gegenseitig ausgetauscht <strong>und</strong> Kaufkraft aggregiert. Deshalb wird der K<strong>und</strong>e häufig als der<br />

26 Vgl. Schoberth/Schrott (2001), S. 518.<br />

27 Vgl. Kapitel 3.3.2.<br />

28 Vgl. Rheingold, H. (2000): The virtual community, Cambridge, S. 46ff.<br />

29 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 236.<br />

30 Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 17.


- 8 -<br />

eigentliche Gewinner des Internetzeitalters bezeichnet. K<strong>und</strong>en würden sich in Zukunft zu<br />

kartellähnlichen Gebilden (oder einfach nur <strong>Communities</strong> mit einem bestimmten Interesse)<br />

zusammenschließen, um die Anbieter unter Druck zu setzen <strong>und</strong> die Preise in ihrem Sinne zu<br />

beeinflussen. 31 Ein weiterer Aspekt ist die Bedeutung demografischer Informationen für<br />

Unternehmen. Viele Magazine oder Kreditkarten-Firmen verkaufen beispielsweise für viel Geld<br />

Informationen über ihre K<strong>und</strong>en an interessierte Unternehmen. 32 In <strong>virtuelle</strong>n <strong>Communities</strong> sind<br />

zahlreiche Informationen über die Mitglieder verfügbar. Das macht sie für Unternehmen<br />

interessant <strong>und</strong> ermöglicht es den Mitgliedern, die aggregierten K<strong>und</strong>endaten zu verkaufen.<br />

Zwei kurze Beispiele sollen abschließend die gestiegene Marktmacht der K<strong>und</strong>en durch<br />

<strong>Communities</strong> verdeutlichen. So scharte beispielsweise ein wegen der Preispolitik der Coffee-<br />

Shop Kette „Starbucks“erboster K<strong>und</strong>e im Internet eine Gruppe von Gleichgesinnten um sich<br />

<strong>und</strong> erhöhte so den Druck auf Starbucks, die Preise zu senken. 33 Ein anderes Beispiel<br />

verdeutlicht, was passieren kann, wenn die Industrie die Wünsche des K<strong>und</strong>en nicht erfüllt.<br />

Das Betriebssystem „Linux“wurde weitgehend von einer kleinen aber engagierten Online-<br />

K<strong>und</strong>en-Community programmiert <strong>und</strong> tritt nun als Konkurrenz zu Microsoft auf. 34<br />

3.3 Kosten <strong>und</strong> Nutzen <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> für Anbieter<br />

Beim Aufbau <strong>und</strong> Betrieb <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> entstehen dem Anbieter Kosten, welche er<br />

durch verschiedene Erlöse zu decken versuchen wird. In diesem Abschnitt sollen wichtige<br />

Kostentreiber <strong>und</strong> Erlösquellen kurz vorgestellt werden. Außerdem wird der Nutzen, den<br />

<strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> Unternehmen im Zusammenhang mit dem Thema Customer<br />

Relationship Management bieten, näher beleuchtet.<br />

3.3.1 Kosten für Aufbau <strong>und</strong> Betrieb<br />

Die Kosten für den Aufbau <strong>und</strong> Betrieb <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> variieren natürlich je nach<br />

Zielstellung, Komplexität <strong>und</strong> erwarteter Nutzerzahl. Die relevanten Kostenblöcke umfassen<br />

dabei die Initialisierung (z.B. Erstellung eines Anforderungskatalogs), Konzeption (z.B.<br />

Businessplanerstellung), Realisierung (z. B. Sicherstellung der technischen Basis) <strong>und</strong><br />

31 Vgl. Cole, T./ Gromball, P. (2000): Das K<strong>und</strong>en-Kartell: Die neue Macht des K<strong>und</strong>en im Internet,<br />

München, S. 9.<br />

32 Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 8.<br />

33 Vgl. Wirtz (2001), S. 177.<br />

34 Vgl. Cole/Gromball (2000), S. 126.


- 9 -<br />

Einführung (z.B. Mitarbeiterschulung) des Community-Auftritts. 35 Für eine kleine Community,<br />

die eine Interessengemeinschaft ohne kommerzielle Ziele bildet <strong>und</strong> mit weniger als 1000<br />

Mitgliedern rechnet, kalkulieren Brunold et. al. (2000) mit Kosten von 30.000 € für den<br />

Aufbau <strong>und</strong> weiteren 50.000 €pro Jahr für den Betrieb. Die Kosten einer Community für ein<br />

bestehendes, mittelständisches Unternehmen, das seinen K<strong>und</strong>en eine Plattform für technische<br />

Anfragen <strong>und</strong> gegenseitigen Austausch bieten möchte, belaufen sich ungefähr auf 440.000 €<br />

(Aufbau) bzw. 600.000 €(pro Jahr). Eine international agierende Themen-Community, die mit<br />

weit über einer Million Interessenten pro Jahr rechnet, wird etwa 2,6 Mio. €für den Aufbau<br />

<strong>und</strong> 2,6 Mio. €pro Jahr für den Betrieb finanzieren müssen.<br />

3.3.2 Erlösquellen für Community-Betreiber<br />

Es wird immer <strong>Communities</strong> geben, die auf die systematische Erschließung von<br />

Erlösmöglichkeiten verzichten, da sie keinen unternehmerischen Zweck verfolgen. 36<br />

Kommerziell orientierte <strong>Communities</strong> hingegen können sich über verschiedene Typen von<br />

Gebühren finanzieren <strong>und</strong> versuchen, damit die eben beschriebenen Kosten zu decken. Hagel<br />

<strong>und</strong> Armstrong 37 nennen vier unterschiedliche Erlösquellen: subscription fees sind fixe,<br />

monatliche Gebühren für die Teilnahme an der Community. Die Dauer der Nutzung oder die<br />

Anzahl der besuchten Seiten kann durch usage fees abgegolten werden oder es werden content<br />

delivery fees für den Download bestimmter Informationen (z.B. Datenbankabfragen) oder<br />

Artikel berechnet. Außerdem sind service fees möglich, z. B. für die Benachrichtigung der<br />

Mitglieder über besondere Sonderangebote oder für Brokerleistungen, etwa beim Verkauf von<br />

Fußballtickets. Zusätzliche Standbeine kommerzieller Communites bilden selbstverständlich<br />

Werbeerlöse, beispielsweise über Banner, <strong>und</strong> der Handel mit User-Profilen. 38 Bei der Wahl der<br />

Erlösquelle sollte der Anbieter allerdings stets bedenken, wie sich die jeweilige Gebühr auf das<br />

Nutzungsverhalten der Mitglieder auswirkt <strong>und</strong> welche Zielgruppe die Community anspricht.<br />

User hochqualifizierter Expertenforen sind sicher eher bereit, content delivery fees für einen<br />

bestimmten, besonders interessanten Artikel zu akzeptieren, als monatliche subscription fees<br />

ohne Garantie auf wirkliche relevante Beiträge zu bezahlen. Außerdem darf die Höhe der<br />

Beiträge natürlich nicht das Erreichen der Kritischen Masse verhindern. Die Beschäftigung mit<br />

35 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 226ff.<br />

36 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 237.<br />

37 Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 45.<br />

38 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 237ff.


- 10 -<br />

den Kosten <strong>und</strong> Erlösen verdeutlicht, dass der Aufbau einer Community eine anspruchsvolle<br />

Managementaufgabe ist. Stimmt das Geschäftsmodell nicht, werden nämlich die Angebote der<br />

Community nicht genügend angenommen 39 <strong>und</strong> die Community erreicht nie den Break-Even.<br />

3.4 Beitrag <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> zum Customer Relationship<br />

Management<br />

Im E-Business gewinnt das Management von Geschäftsbeziehungen <strong>und</strong> hier insbesondere das<br />

K<strong>und</strong>enbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management, CRM) erheblich an<br />

Bedeutung. 40 Unter CRM versteht man einen ganzheitlichen Ansatz, der die Kernbereiche<br />

Vertrieb, Marketing, K<strong>und</strong>endienst <strong>und</strong> Controlling mit dem Ziel einer besseren internen <strong>und</strong><br />

externen Kommunikation zusammenführt. 41 Da <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> von Unternehmen<br />

gezielt zur Pflege von K<strong>und</strong>enbeziehungen eingesetzt werden können, rücken sie im Kontext<br />

mit dem Thema CRM verstärkt ins Blickfeld. 42 Auf die Möglichkeiten <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong><br />

im Zusammenhang mit CRM soll nun detailliert eingegangen werden.<br />

Zunächst können <strong>Communities</strong> für die Bereiche Entwicklung <strong>und</strong> Vertrieb von Produkten<br />

einen wertvollen Beitrag leisten. Je mehr Feedback das Unternehmen durch die <strong>virtuelle</strong><br />

Community erhält, desto höher wird das Produktwissen <strong>und</strong> desto schneller kann auf Mängel<br />

reagiert <strong>und</strong> das Produkt entsprechend weiterentwickelt werden. 43 Durch Informationen, die<br />

Unternehmen mittels <strong>Communities</strong> über ihre K<strong>und</strong>en erhalten, ist es ihnen außerdem möglich,<br />

spezielle, personifizierte Produkte anzubieten. Das führt zu einer höheren<br />

Kaufwahrscheinlichkeit <strong>und</strong> somit zur Erhöhung des Umsatzes. 44<br />

Die Pflege des K<strong>und</strong>enkontakts gehört zu den Kernaufgaben des Marketing. Während bei<br />

traditionellen Geschäftsmodellen nur vordefinierte Stellen direkt mit dem K<strong>und</strong>en in Kontakt<br />

treten, besteht durch <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> für fast alle Mitarbeiter die Möglichkeit<br />

K<strong>und</strong>enanfragen zu bearbeiten. 45 Der Aufbau von <strong>Communities</strong> wandelt also die Einweg-<br />

39 Vgl. Brunold, J./ Merz, H./ Wagner, J. (2000), S. 240.<br />

40 Vgl. Wirtz (2001), S. 494.<br />

41 Vgl. Krumb, U. (2000): Computer Aided Sales. In: Bullinger, H.J.; Berres, A. (Hrsg.): E-Business –<br />

Handbuch für den Mittelstand: Gr<strong>und</strong>lagen, Rezepte, Praxisberichte, Berlin, S. 441.<br />

42 Vgl. Markus (2002), S. 76.<br />

43 Vgl. Markus (2002), S. 99.<br />

44 Vgl. Markus (2002), S. 100.<br />

45 Vgl. Wolfensberger (2002), S. 102.


- 11 -<br />

Kommunikation von Unternehmen mit ihren K<strong>und</strong>en zu einem Dialog-Marketing. 46 Durch den<br />

einfachen, permanenten <strong>und</strong> direkten Kontakt des K<strong>und</strong>en mit dem Unternehmen entwickelt<br />

sich beim K<strong>und</strong>en ein Zugehörigkeitsgefühl 47 <strong>und</strong> eine emotionale Bindung. Er erhält während<br />

seiner Verweildauer in der Community Informationen über die Produkte des Unternehmens<br />

<strong>und</strong> beschäftigt sich nicht mit anderen Anbietern. Die Loyalität <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enbindung wächst<br />

folglich. Ökonomisch wertvoll ist auch das Erlangen relevanter K<strong>und</strong>eninformationen, wie<br />

Stammdaten oder Vorlieben der Community-Mitglieder. Aus diesen Informationen lassen sich<br />

K<strong>und</strong>enprofile erstellen 48 , die zur K<strong>und</strong>enbetreuung oder zum Verkauf an andere Unternehmen<br />

genutzt werden können. Da <strong>Communities</strong> meistens einen bestimmten Interessenschwerpunkt<br />

besitzen, handelt es sich bei ihren Mitgliedern aus Marketingsicht um relativ homogene<br />

Zielgruppen. Demzufolge kann auch die betreibereigene oder fremde Werbung gezielter <strong>und</strong><br />

damit effektiver erfolgen. 49 Als letzter Marketinggesichtspunkt sollte noch genannt werden,<br />

dass Werbebotschaften zufriedener K<strong>und</strong>en innerhalb der Community besonders glaubwürdig<br />

sind <strong>und</strong> somit am meisten zum Kauf des Produktes animieren. 50<br />

Auch bezüglich Service <strong>und</strong> Support können <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> wertvolle Unterstützung<br />

leisten. Zum einen können Mitarbeiter die Fragen der K<strong>und</strong>en in <strong>Communities</strong> schnell, einfach<br />

<strong>und</strong> für jeden auch noch später nachvollziehbar beantworten, zum anderen können sich K<strong>und</strong>en<br />

auch untereinander helfen <strong>und</strong> dem Service dadurch viel Zeit sparen. <strong>Communities</strong> werden<br />

somit gleichzeitig ein wichtiger Bestandteil des Beschwerdemanagements, mit dem Vorteil,<br />

dass die Probleme zunächst nur „community-intern“ <strong>und</strong> damit kontrollierbar öffentlich<br />

werden. 51<br />

Virtuelle <strong>Communities</strong> fördern ebenfalls die Öffentlichkeitsarbeit, da sie zur Markenpopularität<br />

<strong>und</strong> somit zum Image des Unternehmens beitragen (externe Kommunikation). Sie vermitteln<br />

den Mitarbeitern außerdem die Sicht der K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gleichzeitig das Wissen über<br />

46 Vgl. Albers/Clement/Peters (1998), S. 169.<br />

47 Vgl. Markus (2002), S. 101.<br />

48 Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 11.<br />

49 Vgl. Albers/Clement/Peters (1998), S. 152ff.<br />

50 Vgl. Markus (2002), S. 102.<br />

51 Vgl. Markus (2002), S. 103.


- 12 -<br />

K<strong>und</strong>enprofile <strong>und</strong> Probleme. Kosten für Meetings <strong>und</strong> interne Kommunikation können auf<br />

diesem Wege gesenkt werden. 52<br />

4 Einbettung in das Wissensmanagement<br />

Wissen <strong>und</strong> der richtige Umgang mit dieser Ressource stellen eine zentrale Voraussetzung für<br />

den dauerhaften Unternehmenserfolg dar. Folglich werden Unternehmen zukünftig nur dann<br />

erfolgreich sein, wenn sie Wissen genauso sorgfältig managen wie die herkömmlichen<br />

Produktionsfaktoren. 53 Was Wissensmanagement so bedeutsam macht <strong>und</strong> welche Rolle<br />

Netzwerke <strong>und</strong> <strong>Communities</strong> dabei spielen können, soll Bestandteil des folgenden Kapitels<br />

sein.<br />

4.1 Die Ressource Wissen<br />

Mehr als je zuvor ist Wissen <strong>und</strong> nicht Arbeit <strong>und</strong> Eigentum in unserer Gesellschaft Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>und</strong> Richtschnur menschlichen Handelns. Wissen wird zunehmend zur Gr<strong>und</strong>lage von<br />

Produktion <strong>und</strong> Dienstleistungen <strong>und</strong> zur Bedingung für wirtschaftliches Wachstum <strong>und</strong><br />

wettbewerbliche Vorteile. 54 Unternehmen reagieren darauf, indem sie sich verstärkt mit dem<br />

Thema Wissensmanagement auseinandersetzen. Wissensmanagement kann dabei verstanden<br />

werden als ein Konzept, nach dem ein Unternehmen sein relevantes Wissen ziel- <strong>und</strong><br />

zukunftsorientiert als wertsteigernde Ressource gestaltet. 55 Wissensmanagementsysteme<br />

fördern in diesem Zusammenhang die Generierung neuen Wissens, die Allokation von Wissen<br />

<strong>und</strong> die Vernetzung zwischen den Wissensträgern einerseits (Expertenforen) sowie zwischen<br />

Wissensträger <strong>und</strong> Wissensnachfrager andererseits (Lernnetzwerke). 56<br />

Für viele Unternehmen ist es aufgr<strong>und</strong> ihrer Größe oder geographischen Verteilung besonders<br />

schwierig, vorhandenes Wissen zu orten <strong>und</strong> dorthin zu leiten, wo es gebraucht wird. Zu einem<br />

wertvollen Vermögenswert wird Wissen jedoch erst dann, wenn es zugänglich ist. Nur so<br />

52 Vgl. Markus (2002), S. 104.<br />

53 Vgl. Morawietz, M. (2002): Integrative <strong>Wissensnetzwerke</strong> zur Unternehmungsvitalisierung:<br />

Konzeptentwicklung, Fallstudie, Gestaltungsempfehlungen, München, S. 4ff.<br />

54 Vgl. Stehr, N. (2001): Wissen <strong>und</strong> Wirtschaften: Die gesellschaftlichen Gr<strong>und</strong>lagen der modernen<br />

Ökonomie, Frankfurt am Main, S. 12.<br />

55 Vgl. Morawietz (2002), S. 7.<br />

56 Vgl. Pieler, D. (2003): Neue Wege zur lernenden Organisation: Bildungsmanagement,<br />

Wissensmanagement, Change Management, Culture Management, Wiesbaden, S. 114.


- 13 -<br />

können Probleme zügig <strong>und</strong> ohne „erneute Erfindung des Rades“ gelöst werden. 57<br />

Diesbezüglich unterscheidet man in einer Unternehmung explizites Wissen, also greifbares,<br />

dokumentiertes Wissen <strong>und</strong> stilles Wissen, den „Schatz in den Köpfen der Mitarbeiter“. 58 Ziel<br />

des Wissensmanagements muss es sein, beide Formen nutzbar zu machen. Häufig ist in diesem<br />

Kontext von Wissensmärkten die Rede, auf denen Wissen getauscht wird. 59 Als Marktplatz<br />

können dabei <strong>virtuelle</strong> Räume (z.B. <strong>Communities</strong>) dienen. Ein wichtiger Unterschied zwischen<br />

dem Handel mit Wissen <strong>und</strong> dem Handel von Waren besteht darin, dass Wissen beliebig teilbar<br />

ist <strong>und</strong> durch den Austausch vermehrt wird. Nach einem gemeinsamen Wissensaustausch<br />

besitzen also sowohl der Wissensträger als auch der Wissensnachfrager das ausgetauschte<br />

Wissen. 60<br />

4.2 <strong>Communities</strong> of Practice, Knowledge <strong>Communities</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Wissensnetzwerke</strong><br />

<strong>Communities</strong> of Practice werden als Gruppen von Individuen definiert, die über eine informelle<br />

Beziehung miteinander verb<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> ähnliche Arbeiten in einem ähnlichen Kontext<br />

ausführen. 61 Dabei ist eine Community of Practice kein <strong>virtuelle</strong>s Netzwerk per se, sie<br />

bezeichnet lediglich eine informelle Gruppe, die sich selbst organisiert, selbstgewählte Zwecke<br />

erfüllt <strong>und</strong> ihre Führung selbst bestimmt. 62 Der Unterschied zu Abteilungen, Teams oder<br />

Projektgruppen besteht darin, dass diese meistens zu einem bestimmten Zweck gebildet<br />

werden, eine bestimmte Aufgabe verfolgen <strong>und</strong> formale Bedingungen für die Zugehörigkeit<br />

erfordern. 63 <strong>Communities</strong> hingegen bilden sich organisations- bzw. hierarchieunabhängig aus<br />

einem gemeinsamen Interesse heraus. Oft weisen <strong>Communities</strong> eine gewisse Eigendynamik auf,<br />

die für die gesamte Organisation sehr nützlich sein kann. Daher tun Organisationen in der<br />

Regel gut daran, <strong>Communities</strong> zu fördern <strong>und</strong> ihnen entsprechende Arbeitsplattformen zur<br />

57 Vgl. Davenport, T.H./ Prusak, L. (1998): Wenn Ihr Unternehmen wüsste, was es alles weiß...: Das<br />

Praxishandbuch zum Wissensmanagement, Landsberg/Lech, S. 53ff.<br />

58 Vgl. Schütt, P. (2000): <strong>Wissensnetzwerke</strong>. In: Wissensmanagement, Niedernhausen, S. 76.<br />

59 Vgl. Davenport/Prusak (1998), S. 67ff.<br />

60 Vgl. Schmidt, M.P. (2000), Knowledge <strong>Communities</strong>: Mit <strong>virtuelle</strong>n Wissensmärkten das Wissen in<br />

Unternehmen effektiv nutzen, S. 31ff.<br />

61 Vgl. Lesser/Fontaine/Slusher (2000), S. 125.<br />

62 Vgl. Markus (2002), S. 54ff.<br />

63 Vgl. Lesser/Fontaine/Slusher (2000), S. 125.


- 14 -<br />

Verfügung zu stellen. 64 Über E-Mail, Groupware, Internet <strong>und</strong> unternehmensinterne Netze<br />

können Experten <strong>und</strong> Interessenten, die ihr Wissen - gegebenenfalls auch über weite<br />

Entfernungen - austauschen wollen oder müssen dann miteinander in Kontakt treten. 65 Ein<br />

Anwendungsbeispiel ist E.I. du Pont de Nemours, ein Unternehmen, bei dem<br />

länderübergreifend Konferenzen in <strong>virtuelle</strong>n (Chat-)Räumen durchgeführt <strong>und</strong> protokolliert<br />

werden. 66 Nichtsdestotrotz spielen aber auch persönliche „face to face“-Kontakte weiterhin<br />

eine wichtige Rolle, um die Beziehungen der Mitglieder zu intensivieren <strong>und</strong> das gegenseitige<br />

Vertrauen zu stärken. 67<br />

Der Begriff der Virtual Knowledge Community (VKC) bzw. <strong>virtuelle</strong>n Wissensgemeinschaft<br />

im betriebswirtschaftlichen Sinne greift etwas weiter als der Begriff der Community of<br />

Practice. In VKC wird Wissen unmittelbar auf zu lösende Aufgaben bezogen, generiert,<br />

bewertet, weiterentwickelt <strong>und</strong> ausgetauscht. Die vielfältigen <strong>und</strong> regelmäßigen<br />

Interaktionsbeziehungen der Gemeinschaftsmitglieder finden dabei in <strong>virtuelle</strong>n <strong>und</strong> nicht-<br />

<strong>virtuelle</strong>n Räumen statt. Ein Beispiel ist ein Kontaktnetzwerk oder Kontaktforum interner <strong>und</strong><br />

externer Experten zu einem spezifischen Gebiet, mit dessen Hilfe einerseits interdisziplinäre<br />

Querverbindungen <strong>und</strong> gegenseitiger Wissensaustausch stimuliert werden sollen <strong>und</strong><br />

andererseits strukturierte Hilfe für Anfragen von innen <strong>und</strong> außen zur Verfügung stehen soll. 68<br />

Damit fällt eine IT-gestützte Community of Knowledge unter die Kategorie Expertennetzwerk.<br />

Expertennetzwerke dienen der Ergänzung, Weiterentwicklung <strong>und</strong> Dokumentation bereits<br />

vorhandenen (Experten-)Wissens. 69 In einer VKC können alle Mitglieder sowohl Wissen<br />

suchen als auch anbieten. Seine Motivation zur Teilnahme an der VKC zieht das Mitglied<br />

daraus, dass sich für ihn der Wissensaustausch lohnt. Die Entlohnung kann in Form einer<br />

Gegenleistung erfolgen (Gegenüber revanchiert sich), durch Profilierung erfolgen<br />

(Anerkennung) oder altruistische Züge haben (selbstlose Hilfe für die Gemeinschaft). 70<br />

64 Vgl. Pieler (2003), S. 129.<br />

65 Vgl. Davenport/Prusak (2000), S. 54.<br />

66 Vgl. Martin (1999), S. 189.<br />

67 Vgl. Lesser/Fontaine/Slusher (2000), S. 129.<br />

68 Vgl. Diemers (2001), S. 189.<br />

69 Vgl. Markus (2002), S. 54.<br />

70 Vgl. Schmidt (2000), S. 57ff.


- 15 -<br />

Letztlich kommt es beim Thema Wissensmanagement für Unternehmen aber nicht nur darauf<br />

an, das Wissen im eigenen Hause effektiv zu nutzen. Besonders die Zunahme vernetzter<br />

Organisationsformen im „Global Business“wirft die Frage auf, inwieweit sich der „Rohstoff<br />

Wissen“in Unternehmensnetzwerken managen lässt. Um die besondere Rolle von Wissen in<br />

Netzwerken zu verdeutlichen, wird im folgenden von <strong>Wissensnetzwerke</strong>n als „eine Anzahl von<br />

miteinander verb<strong>und</strong>enen Personen, Ressourcen <strong>und</strong> Beziehungen, welche zusammengezogen<br />

werden, um Wissen zu sammeln, zu generieren, zu teilen <strong>und</strong> zu nutzen“gesprochen. 71 Eine<br />

Funktion von <strong>Wissensnetzwerke</strong>n besteht darin, in der Unternehmung Brücken zwischen den<br />

einzelnen „Wissensinseln“zu errichten <strong>und</strong> dabei Kommunikations- <strong>und</strong> Informationskanäle für<br />

einen aktiven Wissensaustausch innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der Organisation bereitzustellen. Ein<br />

wesentlicher Gr<strong>und</strong> der Evolution von Netzwerken liegt nämlich in der Partizipation am<br />

Wissen anderer Unternehmen. Neben der Ressourcenbündelung <strong>und</strong> der Vertrauensbildung<br />

gehört schließlich der Transfer von Wissen zu den Eckpfeilern erfolgreicher<br />

Unternehmensnetzwerke. 72 Beim unternehmensübergreifenden Wissensaustausch, zum Beispiel<br />

mit Beratungsfirmen, tritt aber neben den Vorteilen auch ein Risiko auf. Über<br />

Netzwerkverbindungen fließt auch viel Wissen aus dem Unternehmen heraus <strong>und</strong> evtl. in<br />

falsche Hände. 73 Auch dieses Problem muss erfolgreiches Wissensmanagement meistern<br />

können.<br />

4.3 Lernnetzwerke<br />

Ein Merkmal, das <strong>Wissensnetzwerke</strong>n zuteil wird, ist das permanente Lernen der Beteiligten.<br />

Während die bereits beschriebenen Expertennetzwerke der Ergänzung, Weiterentwicklung <strong>und</strong><br />

Dokumentation bereits vorhandenen (Experten-)Wissens dienen, beschäftigen sich<br />

Lernnetzwerke vielmehr mit der Aneignung von Wissen. Lernnetzwerke 74 bilden damit die<br />

zweite Kategorie professionell-orientierter <strong>Communities</strong>. 75 Das Lernen an sich bzw. das<br />

gewählte Thema bildet dabei das gemeinsame Interesse, also das gr<strong>und</strong>sätzliche Merkmal<br />

<strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong>. Ein Beispiel ist „Winfoline“, ein universitätsübergreifendes<br />

71 Vgl. Morawietz (2002), S. 110ff.<br />

72 Vgl. Morawietz (2002), S. 89ff.<br />

73 Vgl. Morawietz (2002), S. 110.<br />

74 Vgl. Markus (2002), S. 54ff.<br />

75 Eine professionell-orientierte <strong>virtuelle</strong> Community richtet sich an Berufstätige oder beschäftigt sich mit<br />

Themen aus dem professionellen Umfeld.


- 16 -<br />

Lehrangebot von vier Universitäten im Bereich Wirtschaftsinformatik. Winfoline simuliert den<br />

<strong>virtuelle</strong>n Campus <strong>und</strong> ersetzt die „realen“ Professoren, Lerngemeinschaften <strong>und</strong> anderen<br />

Studenten durch ein <strong>virtuelle</strong>s Lehrangebot, Diskussionsforen <strong>und</strong> Chat. 76 Ähnliche Konzepte<br />

gibt es auch für die Weiterbildung der Mitarbeiter im Unternehmen, die ebenfalls in <strong>virtuelle</strong>n<br />

Räumen lernen können. 77 Bedenkt man, dass etwa 70 Prozent der Trainingskosten für<br />

Mitarbeiterschulungen mit Transport, Verpflegung, Unterkunft <strong>und</strong> Trainer zusammenhängen,<br />

erkennt man die Potentiale, die durch Lernnetzwerke entstehen. Schule oder Weiterbildung<br />

wird damit etwas, was man tut, statt einem Platz, wohin man geht. 78<br />

5 Fazit<br />

Der Artikel startete mit einer kurzen Einführung in die Entwicklung <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften<br />

<strong>und</strong> zeigte wichtige Eigenschaften <strong>und</strong> mögliche Typologisierungen im Zusammenhang mit<br />

<strong>Communities</strong> auf. Zeichnen sich unkommerzielle <strong>Communities</strong> häufig durch<br />

Gemeinschaftsgefühl <strong>und</strong> Reziprozität aus, so rücken kommerzielle Gemeinschaften mit<br />

ökonomischen Interessen immer mehr ins Blickfeld der Betriebswirtschaft. Deshalb wurden im<br />

Anschluss ökonomische Aspekte <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> beleuchtet. Hierbei spielen<br />

Netzeffekte eine entscheidende Rolle. Es wurde deutlich, dass das Erreichen einer Kritischen<br />

Masse erstes Ziel einer Community sein muss <strong>und</strong> dass hierbei die dynamischen Zirkel nach<br />

Hagel <strong>und</strong> Armstrong von entscheidender Bedeutung sind. Anschließend wurde auf Kosten-<br />

<strong>und</strong> Nutzenaspekte <strong>virtuelle</strong>r <strong>Communities</strong> für Anbieter <strong>und</strong> Nachfrager eingegangen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass <strong>virtuelle</strong> <strong>Communities</strong> einerseits die<br />

Marktmacht der Nachfrager steigern, andererseits aber auch marketingrelevante Chancen-<br />

potentiale für Unternehmen bergen. 79 Die teilweise hohen Aufbau- <strong>und</strong> Betriebskosten müssen<br />

durch ein geschicktes Erlösmodell erst wieder ausgeglichen werden, was einige Zeit in<br />

Anspruch nehmen <strong>und</strong> bei falschem Management leicht schief gehen kann. In diesem Kontext<br />

besteht allerdings die Sorge, dass der ursprüngliche Sinn <strong>virtuelle</strong>r Gemeinschaften wie<br />

Diskussion über gemeinsame Themen, gegenseitige Hilfe <strong>und</strong> Mitgliedschaft in einer netten<br />

76 Vgl. Markus (2002), S. 55.<br />

77 Vgl. Schütt (2000), S. 63ff.<br />

78 Vgl. Martin (1999), S. 222ff.<br />

79 Vgl. Wirtz (2002), S. 179.


- 17 -<br />

Gemeinschaft verloren geht <strong>und</strong> stattdessen die Kommerzialisierung überwiegt. 80 Abschließend<br />

wurden die Auswirkungen von <strong>Wissensnetzwerke</strong>n <strong>und</strong> <strong>Communities</strong> auf das<br />

Wissensmanagement in Unternehmen betrachtet. Beide bilden eine interessante Möglichkeit,<br />

Wissen auszutauschen <strong>und</strong> verfügbar zu machen. Allerdings ist der Transfer von Wissen durch<br />

einen Befehl nicht zu garantieren <strong>und</strong> alleine das Vorhandensein moderner<br />

Kommunikationstechnik führt noch nicht zu regem Wissensaustausch. 81 Vielmehr sollten<br />

Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen schaffen <strong>und</strong> bereits bestehende <strong>Communities</strong> of<br />

Practice identifizieren <strong>und</strong> sinnvoll nutzen. Ein Anreiz- <strong>und</strong> Währungssystem für Wissen kann<br />

zusätzliche Anreize für die Teilnahme am Wissensaustausch setzen. 82 Durch aktiven<br />

Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens oder in Unternehmensnetzwerken <strong>und</strong> das<br />

Sammeln von Wissen über K<strong>und</strong>en zu Marketingzwecken bieten <strong>Wissensnetzwerke</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Communities</strong> letztlich interessante Möglichkeiten, positiv zum Erfolg des Unternehmens<br />

beizutragen.<br />

80 Vgl. Rheingold (2000), S. 298ff.<br />

81 Vgl. Frenzel/Müller/Sottong (2000), S. 184.<br />

82 Vorschläge hierfür liefert Schmidt (2000), S. 62ff.


Literaturverzeichnis<br />

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