Jahresbericht 2011 - Presse - DPMA
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| MArKen<br />
ihre Produktion nach Donauwörth, wo die Familie<br />
bis 1990 ihre Arbeit fortsetzte. Noch heute werden<br />
in Donauwörth „Käthe-Kruse“-Puppen hergestellt.<br />
Frischer Kaffee ist für viele von uns der Munter-<br />
macher am Morgen. Wer dabei nicht auf Espresso<br />
oder Cappuccino setzt, kommt meist nicht ohne eine<br />
Erfindung aus, die bereits vor 103 Jahren geboren<br />
wurde: den Kaffeefilter. Die Idee dazu hatte eine Frau.<br />
Die Dresdnerin Melitta Bentz ärgerte sich schon lange<br />
über Pulverkrümel, die ihr den Kaffeegenuss madig<br />
machten und griff kurzerhand zu zwei einfachen<br />
Hilfsmitteln: Sie durchlöcherte den Boden einer<br />
Blechdose, setzte sie auf die Kaffeekanne und legte ein<br />
Löschblatt aus dem Schulheft ihres Sohnes darauf. In<br />
diese Konstruktion füllte sie Kaffeepulver und übergoss<br />
es mit heißem Wasser. Ergebnis: Sie konnte den<br />
ersten aromatischen Filterkaffee ohne Kaffeesatz<br />
trinken. Aus der Methode entwickelte sich schnell<br />
eine lukrative Geschäftsidee.<br />
Melitta Bentz meldete den Kaffeefilter am 20. Juni<br />
1908 erfolgreich beim Kaiserlichen Patentamt zu<br />
Berlin an. Das Amt gewährte Gebrauchsmusterschutz<br />
(Nr. 347895) für einen „Kaffeefilter mit auf<br />
der Unterseite gewölbtem Boden sowie mit schräg<br />
gerichteten Durchflusslöchern“. Aus dem Löschpapier<br />
wurde im Amtsdeutsch „Filtrierpapier“. Bis<br />
zum heutigen Tag darf nur das Unternehmen Melitta<br />
dieses Produkt als „Filtertüte“ bezeichnen – alles<br />
andere ist „Filterpapier“. Nun war der Filterkaffee<br />
in der Welt. Drei Jahre später folgte die Markenanmeldung<br />
„Melitta“ für Kaffeefilter und Überkochverhüter<br />
aus Metall.<br />
Die Filterpapierherstellung begann in einem acht<br />
Quadratmeter großen Zimmer in der Dresdner<br />
Fünfzimmer-Wohnung der Familie. Als das folgende<br />
Dresdner Produktionsgebäude aus allen Nähten<br />
platzte, siedelte das Unternehmen mangels geeigneter<br />
Produktionsstätte in Dresden im Jahr 1929<br />
nach Minden / Westfalen um. Seither ist Minden<br />
Hauptsitz des Unternehmens.<br />
Als Franz Kafka 1917 die Sirenenabenteuer des Odys-<br />
seus neu erzählt, in dem er Odysseus sich fesseln<br />
<strong>DPMA</strong> – <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
und zudem noch mit Wachsklumpen die Ohren ver-<br />
stopfen lässt, konnte er schon zwei Jahre auf eigene<br />
Erfahrungen mit Ohropax zurückgreifen. Franz<br />
Kafka war für sein ausgeprägtes Ruhebedürfnis bekannt<br />
und gestand seinem Freund Robert Klopstock<br />
im Jahr 1922: „So viel Ruhe, wie ich brauche, gibt es<br />
nicht oberhalb des Erdbodens“ und „ohne Ohropax<br />
bei Tag und Nacht ginge es gar nicht“.<br />
1901 machte sich der aus Schlesien stammende Apotheker<br />
und Drogist Maximilian Negwer mit seiner<br />
Drogerie selbstständig. Später verkaufte er die Drogerie<br />
und gründete im Oktober 1907 die „Fabrik pharmazeutischer<br />
und kosmetischer Spezialitäten Max<br />
Negwer“. Vom Thema Lärm, beziehungsweise Gehörschutz<br />
war Negwer von Anfang an fasziniert. Er vermutete<br />
einen großen Bedarf. Es soll um 1903 gewesen<br />
sein, als ihn Freunde auf die griechische Mythologie<br />
und Homers „Odyssee“ hingewiesen haben. Er solle bei<br />
der Vorbeifahrt an den Inseln der betörenden Sirenen<br />
die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verschlossen<br />
haben und sich selbst am Mastbaum festgebunden<br />
haben. Max Negwer meldete am 27. Dezember 1911 die<br />
Marke „Ohropax“ an.<br />
Nach vielen Experimenten mit verschiedenen Fetten,<br />
Ölen und tierischen Talgen gelang Negwer<br />
schließlich der Durchbruch, als er Baumwollwatte<br />
als Trägersubstanz mit einer besonderen Mischung<br />
von Vaseline und Paraffinwachsen tränkte. Im<br />
Herbst 1908 erschien die allererste Verkaufspackung<br />
Ohropax-Geräuschschützer zum Preis von<br />
einer Mark: die erste 6-Paar-Dose. Der Name Ohropax<br />
ist abgeleitet aus dem lateinischen Wort „pax“<br />
für Frieden, frei übersetzt also etwa „Frieden für die<br />
Ohren“. Nach dem Erscheinen der neuen Währung<br />
1923 wurde der Verkaufspreis der 6-Paar-Dose auf<br />
zwei Mark festgesetzt. Heute beschäftigt das mittelständische<br />
Unternehmen Ohropax GmbH 35 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Jährlich werden über<br />
25 Millionen Ohropax-Kugeln produziert.