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Politik<br />
EU-Gipfel einigt sich<br />
auf Zugeständnisse für Cameron<br />
Der Briten-Deal steht. Damit wendet die EU zunächst eine<br />
existenzbedrohende Krise ab. Nun muss Großbritanniens<br />
Premier Cameron seine Landsleute befragen. Die «Brexit»-<br />
Gefahr ist noch nicht gebannt.<br />
Weniger Sozialleistungen für europäische Zuwanderer, mehr<br />
Abstand zur EU: Großbritanniens Premier David Cameron hat<br />
beim Gipfel gewünschte Zugeständnisse bekommen, um sein<br />
Land in der Union zu halten. Die EU-Staats- und Regierungschefs<br />
beschlossen am Freitagabend in Brüssel einstimmig<br />
das lange umstrittene Reformpaket. «Die Einigung ist gut,<br />
die Einigung ist juristisch solide, die Einigung ist im hohen<br />
Maße ausgeglichen», bilanzierte EU-Kommissionschef Jean-<br />
Claude Juncker nach einem zweitägigen Verhandlungsmarathon.<br />
Cameron sagte, er werde seinen Landsleuten ans Herz<br />
legen, bei dem geplanten Referendum über den Verbleib des<br />
Vereinigten Königreichs in der EU mit Ja zu stimmen. Sein<br />
Land werde aber seinen Sonderweg weitergehen: «Großbritannien<br />
wird nie Teil eines europäischen Superstaates sein.»<br />
Auch die Euro-Währung solle nicht eingeführt werden. Der<br />
Herr von Downing Street 10 will seine Landsleute möglicherweise<br />
schon im Juni abstimmen<br />
lassen. Er äußerte<br />
sich in Brüssel nicht zu einem<br />
Termin. Falls die Abstimmung<br />
scheitert, kommt der vielen<br />
EU-Partnern befürchtete<br />
«Brexit».<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
begrüßte die Abmachung<br />
mit Cameron. «Man kann das<br />
schon einen Kraftakt nennen,<br />
den wir hier aufbringen<br />
mussten.» Manche Kompromisse<br />
seien ihr aber nicht leicht gefallen. Das gelte vor allem<br />
für das Ziel einer «immer engeren Union», von dem sich London<br />
nun verabschiedet hat. «Ich glaube, dass wir Großbritannien<br />
nicht zu viel gegeben haben.» Die Kanzlerin schloss ihre<br />
Pressekonferenz mit den Worten: «Nun wünsche ich David<br />
Cameron das Allerbeste.» Merkel hält Teile der Gipfel-Vereinbarungen<br />
über Sozialleistungen für EU-Ausländer auch in<br />
Deutschland für anwendbar. «Gerade die Frage des Sozialmissbrauchs<br />
beschäftigt uns in Deutschland auch.» Das gelte<br />
etwa für die Regelung, das Kindergeld an die Lebenshaltungskosten<br />
in den Ländern anzupassen, in denen die Kinder<br />
tatsächlich leben. «Auch Deutschland kann davon Gebrauch<br />
machen, kann ich mir vorstellen.» Für Deutschland nicht in<br />
Frage komme dagegen die auf Großbritannien zugeschnittene<br />
Lösung, den Zugang zu bestimmten Sozialleistungen für<br />
EU-Ausländer für vier Jahre auszusetzen. Laut Kompromiss<br />
darf London diese «Notbremse» sieben Jahre lang nutzen.<br />
Mit der Abmachung wendet die EU zunächst eine existenzbedrohende<br />
Krise ab. Ein Scheitern des Gipfels hätte mitten in<br />
der Flüchtlingskrise ein verheerendes Signal der Handlungsunfähigkeit<br />
gesendet, berichteten Diplomaten. Nun liege der<br />
Ball im Feld von Cameron.<br />
Die Gipfel-Verhandlungen waren äußerst zäh und kompliziert<br />
und zogen sich seit Donnerstag hin. Gipfelchef Donald<br />
Tusk verhandelte meist in kleinen Runden, um Kompromisse<br />
auszuloten. Schon in den Monaten und Wochen davor hatte<br />
es intensive Kontakte zwischen Hauptstädten gegeben, um<br />
den Briten-Deal abzusichern.<br />
Insbesondere in mittel- und<br />
osteuropäischen Länder gab<br />
es viele Bedenken. So arbeiten<br />
viele Polen auf der Insel. Auf<br />
Druck der «Brexit»-Befürworter<br />
in den eigenen Reihen wollte<br />
Cameron am Samstag (11.00<br />
Uhr/MEZ) eine Sitzung seiner<br />
Regierungsmannschaft abhalten.<br />
Am Montag will er im Parlament<br />
auftreten. Die Minister<br />
sollen dann auch grünes Licht<br />
erhalten, mit ihren Kampagnen für oder gegen den EU-Austritt<br />
zu beginnen. Die litauische Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite<br />
kündigte die Abmachung als erste an. Sie schrieb<br />
auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Vereinbarung steht.<br />
Drama vorbei.» Der dänische Ministerpräsident Lars Lokke<br />
Rasmussen teilte ebenfalls auf Twitter mit: «Guter Deal für<br />
Großbritannien und für die EU.<br />
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