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HFSnews24-Magazin

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Politik<br />

EU-Gipfel einigt sich<br />

auf Zugeständnisse für Cameron<br />

Der Briten-Deal steht. Damit wendet die EU zunächst eine<br />

existenzbedrohende Krise ab. Nun muss Großbritanniens<br />

Premier Cameron seine Landsleute befragen. Die «Brexit»-<br />

Gefahr ist noch nicht gebannt.<br />

Weniger Sozialleistungen für europäische Zuwanderer, mehr<br />

Abstand zur EU: Großbritanniens Premier David Cameron hat<br />

beim Gipfel gewünschte Zugeständnisse bekommen, um sein<br />

Land in der Union zu halten. Die EU-Staats- und Regierungschefs<br />

beschlossen am Freitagabend in Brüssel einstimmig<br />

das lange umstrittene Reformpaket. «Die Einigung ist gut,<br />

die Einigung ist juristisch solide, die Einigung ist im hohen<br />

Maße ausgeglichen», bilanzierte EU-Kommissionschef Jean-<br />

Claude Juncker nach einem zweitägigen Verhandlungsmarathon.<br />

Cameron sagte, er werde seinen Landsleuten ans Herz<br />

legen, bei dem geplanten Referendum über den Verbleib des<br />

Vereinigten Königreichs in der EU mit Ja zu stimmen. Sein<br />

Land werde aber seinen Sonderweg weitergehen: «Großbritannien<br />

wird nie Teil eines europäischen Superstaates sein.»<br />

Auch die Euro-Währung solle nicht eingeführt werden. Der<br />

Herr von Downing Street 10 will seine Landsleute möglicherweise<br />

schon im Juni abstimmen<br />

lassen. Er äußerte<br />

sich in Brüssel nicht zu einem<br />

Termin. Falls die Abstimmung<br />

scheitert, kommt der vielen<br />

EU-Partnern befürchtete<br />

«Brexit».<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

begrüßte die Abmachung<br />

mit Cameron. «Man kann das<br />

schon einen Kraftakt nennen,<br />

den wir hier aufbringen<br />

mussten.» Manche Kompromisse<br />

seien ihr aber nicht leicht gefallen. Das gelte vor allem<br />

für das Ziel einer «immer engeren Union», von dem sich London<br />

nun verabschiedet hat. «Ich glaube, dass wir Großbritannien<br />

nicht zu viel gegeben haben.» Die Kanzlerin schloss ihre<br />

Pressekonferenz mit den Worten: «Nun wünsche ich David<br />

Cameron das Allerbeste.» Merkel hält Teile der Gipfel-Vereinbarungen<br />

über Sozialleistungen für EU-Ausländer auch in<br />

Deutschland für anwendbar. «Gerade die Frage des Sozialmissbrauchs<br />

beschäftigt uns in Deutschland auch.» Das gelte<br />

etwa für die Regelung, das Kindergeld an die Lebenshaltungskosten<br />

in den Ländern anzupassen, in denen die Kinder<br />

tatsächlich leben. «Auch Deutschland kann davon Gebrauch<br />

machen, kann ich mir vorstellen.» Für Deutschland nicht in<br />

Frage komme dagegen die auf Großbritannien zugeschnittene<br />

Lösung, den Zugang zu bestimmten Sozialleistungen für<br />

EU-Ausländer für vier Jahre auszusetzen. Laut Kompromiss<br />

darf London diese «Notbremse» sieben Jahre lang nutzen.<br />

Mit der Abmachung wendet die EU zunächst eine existenzbedrohende<br />

Krise ab. Ein Scheitern des Gipfels hätte mitten in<br />

der Flüchtlingskrise ein verheerendes Signal der Handlungsunfähigkeit<br />

gesendet, berichteten Diplomaten. Nun liege der<br />

Ball im Feld von Cameron.<br />

Die Gipfel-Verhandlungen waren äußerst zäh und kompliziert<br />

und zogen sich seit Donnerstag hin. Gipfelchef Donald<br />

Tusk verhandelte meist in kleinen Runden, um Kompromisse<br />

auszuloten. Schon in den Monaten und Wochen davor hatte<br />

es intensive Kontakte zwischen Hauptstädten gegeben, um<br />

den Briten-Deal abzusichern.<br />

Insbesondere in mittel- und<br />

osteuropäischen Länder gab<br />

es viele Bedenken. So arbeiten<br />

viele Polen auf der Insel. Auf<br />

Druck der «Brexit»-Befürworter<br />

in den eigenen Reihen wollte<br />

Cameron am Samstag (11.00<br />

Uhr/MEZ) eine Sitzung seiner<br />

Regierungsmannschaft abhalten.<br />

Am Montag will er im Parlament<br />

auftreten. Die Minister<br />

sollen dann auch grünes Licht<br />

erhalten, mit ihren Kampagnen für oder gegen den EU-Austritt<br />

zu beginnen. Die litauische Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite<br />

kündigte die Abmachung als erste an. Sie schrieb<br />

auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: «Vereinbarung steht.<br />

Drama vorbei.» Der dänische Ministerpräsident Lars Lokke<br />

Rasmussen teilte ebenfalls auf Twitter mit: «Guter Deal für<br />

Großbritannien und für die EU.<br />

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