WEB - SW April 2016
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Südwärts<br />
Info-Veranstaltung<br />
sehr gut besucht<br />
DRK Städteregion Aachen und Bezirksamt<br />
sowie Bezirksvertretung Kornelimünster/<br />
Walheim geben Auskunft zu<br />
Flüchtlingsunterkunft im Schweizer Hof<br />
Kürzlich fand eine Info-Veranstaltung in Oberforstbach<br />
(Pfarrsaal St. Rochus) bezüglich der Flüchtlinge, die im<br />
ehemaligen Hotel Schweizer Hof untergebracht sind, statt.<br />
Das Interesse und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung aus<br />
Oberforstbach, Lichtenbusch, Walheim und Umgebung waren riesig. Es<br />
waren geschätzt über 250 Menschen da und der Pfarrsaal war überfüllt,<br />
so dass noch viele Menschen auf dem Flur standen.<br />
Auf dem Podium waren für das DRK Städteregion Aachen Gisela Bosle<br />
(Abteilungsleiterin Soziale Dienste & Flüchtlingshilfe), Gabi Bockmühl<br />
(Fachbereichsleitung Flüchtlingshilfe) und Alan Fernando (Leitung<br />
Flüchtlingsbetreuung im Schweizer Hof) vertreten und standen den vielen<br />
FragestellerInnen geduldig und kompetent Rede und Antwort. Darüber<br />
hinaus wurde das Podium komplettiert von der Bezirksamtsleiterin Rita<br />
Claßen, dem Bezirksbürgermeister Jakob von Thenen und Bernd Goffart,<br />
Leiter der Stabsstelle Flüchtlingsunterkünfte.<br />
Derzeit bietet die Unterkunft insgesamt 82 Flüchtlingen Platz. Aktuell<br />
sind 75 Menschen dort untergebracht, die aus sehr vielen verschiedenen<br />
Nationen, u. a. aus Syrien, Afghanistan oder Eritrea stammen.<br />
Bernd Goffart informierte die Anwesenden darüber, dass das Gebäude<br />
noch umgebaut werden soll: „Wir werden eine größere Küche mit<br />
mindestens acht bis zehn Herden einbauen und die Tagungsräume als<br />
zusätzliche Unterkünfte umbauen“, so Goffart. Die bestehende Küche<br />
bietet mit 12 Quadratmetern extrem wenig Platz und ganz offensichtlich<br />
wollen die meisten Flüchtlinge gerne für sich selbst individuell<br />
kochen. Da die Zubereitung von Nahrung auf den Zimmern wegen<br />
des Brandschutzes verboten ist, haben die Migranten zurzeit nicht die<br />
Möglichkeit, sich und ihre Familien individuell zu bekochen. Wenn der<br />
Umbau der Tagungsräume abgeschlossen ist, sieht die Planung vor,<br />
dass dann insgesamt 102 Flüchtlinge im Schweizer Hof untergebracht<br />
werden können.<br />
Goffart betonte, dass momentan die überwiegende Mehrzahl der<br />
Flüchtlingsunterkünfte von der Stadt Aachen in die Hand des Deutschen<br />
Roten Kreuzes Städteregion Aachen gegeben werde. Er lobte das<br />
Engagement und die aufopferungsvolle Arbeit des DRK, die bis zur<br />
Organisation und Koordination der Ehrenamtler gehe. Nähere Fragen,<br />
die auch in Oberforstbach zur Flüchtlingsunterkunft Schweizer Hof<br />
natürlich gestellt wurden, konnten somit am besten vom DRK beantwortet<br />
werden.<br />
Abteilungsleiterin Gisela Bosle machte den Anwesenden deutlich,<br />
dass die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des DRK Städteregion<br />
Aachen häufig an ihre Grenzen geführt worden sind: „Seit August 2015<br />
hat sich die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland und auch in<br />
die Städteregion Aachen gekommen sind, exorbitant gesteigert. Um<br />
den vielen, schwierigen Aufgaben auch personell gerecht werden zu<br />
können, haben wir in den letzten Monaten über 250 Mitarbeiter neu<br />
sozialversicherungspflichtig eingestellt.“<br />
Gisela Bosle zeigte sich genau wie Gabi Bockmühl überwältigt von den<br />
Hilfeangeboten von ehrenamtlichen Helfern aus der Bevölkerung. „Wir<br />
müssen allerdings aufpassen, dass die gut gemeinten Offerten nicht<br />
ins Gegenteil umschlagen und die Stimmung dadurch kippt“, erläuterte<br />
Gabi Bockmühl. „Das bedeutet, dass sich die Ehrenamtler nicht<br />
gegenseitig Konkurrenz machen dürfen und sich gegenseitig im Eifer<br />
übervorteilen wollen. Dies führt nämlich unweigerlich zu Irritationen<br />
und Konfrontationen“, so die Fachbereichsleiterin weiter. Das DRK<br />
Städteregion Aachen ist daher ohne Unterlass bemüht, das große<br />
Angebot der Ehrenamtler zu koordinieren und entsprechend zu kanalisieren.<br />
Auch in Oberforstbach wurden Listen ausgelegt, in die sich die<br />
Hilfewilligen mit ihrem angestrebten Angebot eintragen konnten – sei es<br />
im Bereich des Sprachunterrichtes, der Begleitung bei Behördengängen<br />
oder im Spiel mit den Kindern und Jugendlichen. „Ich verspreche Ihnen,<br />
dass wir uns in den nächsten Tagen bei jedem Einzelnen melden, der<br />
sich in die Listen eingetragen hat“, versicherte Gabi Bockmühl.<br />
Der Leiter der Flüchtlingseinrichtung Schweizer Hof, Alan Fernando,<br />
berichtete im Anschluss im Detail aus dem täglichen Alltag in der<br />
Flüchtlingsarbeit des DRK. „Wichtig ist für unsere Bewohner und deren<br />
Integration, dass sie die Eichrichtung öfters verlassen können, um einen<br />
‚Lagerkoller‘ zu vermeiden und Abwechslung zu haben. Hier fordern<br />
wir ausdrücklich auch z. B. die Sportvereine oder auch Musikgruppen<br />
auf, sich aktiv einzubringen, denn im Sport- und Musikbereich sind<br />
die Sprachbarrieren niedrig“, betonte Fernando. Darauf reagierte<br />
aus der Versammlung heraus direkt der Jugendleiter von Grün-Weiß<br />
Lichtenbusch, Jan Buchsteiner. Er bestätigte, dass gemeinschaftlicher<br />
Sport in der Gruppe und z. B. im Fußballverein für die Flüchtlinge sehr<br />
wichtig sei und dass dies bei Grün-Weiß Lichtenbusch schon umgesetzt<br />
werde. Beim Verein würden schon einige Kinder und Jugendliche mit<br />
Migrationshintergrund aus verschiedenen Nationen mitspielen.<br />
Einer der Höhepunkte der Info-Veranstaltung in Oberforstbach war<br />
das glühende Plädoyer des jungen Syrers Mohammed Hossein, der<br />
seit etwas mehr als einem Jahr in Deutschland ist. In hervorragendem<br />
Deutsch sagte er, dass es wichtig sei, die bürokratischen Hemmnisse für<br />
die Integration auf ein Mindestmaß zu beschränken und die anerkannten<br />
Flüchtlinge schnellstmöglich in die Arbeitswelt zu integrieren: „Ich will<br />
hier etwas tun und durch Arbeit etwas zurückgeben! Ich mag es nicht,<br />
nur rumzusitzen und nichts tun zu können. Ich arbeite jetzt bereits in<br />
einer Kindertagesstätte mit, um mein eigenes Geld zu verdienen und<br />
eigenständig zu werden, ohne Unterstützung vom deutschen Staat zu<br />
benötigen“, sagte der bemerkenswerte junge Mann unter dem lauten<br />
Beifall der übrigen Anwesenden.<br />
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