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Zeugnisarten In welchen Fällen der Mitarbeiter ein Zeugnis verlangen kann Der Anspruch auf ein Zeugnis bei Ausscheiden aus dem Dienstverhältnis ist gesetzlich geregelt. Es gibt aber auch andere Fälle, in denen ein Mitarbeiter ein berechtigtes Interesse an der Zeugniserteilung hat. Weisen Sie als Mitarbeitervertretung Ihre Kollegen darauf hin, wann sie vom Dienstgeber ein Zeugnis verlangen können. Bei Ausscheiden: Endzeugnis Der Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses ergibt sich aus dem Gesetz – § 109 Gewerbeordnung (GewO) – oder aus kirchenrechtlichen Vorschriften und Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR), z. B. § 20 AVR- Caritas, § 37 AVR-Diakonie. W I C H T I G Mitarbeiter müssen ihren Anspruch ausdrücklich geltend machen, da der Dienstgeber nicht von sich aus verpflichtet ist, ein Zeugnis zu erteilen. Etwas anderes ergibt sich nur bei Auszubildenden (§ 16 Berufsbildungsgesetz). Auf Verlangen des Mitarbeiters ist das Zeugnis in qualifizierter Form, also mit Beurteilung von Leistung und Führung, zu erstellen. Nach Kündigung: vorläufiges Zeugnis Der Anspruch auf das Zeugnis entsteht schon mit dem Ausspruch der Kündigung, bei befristeten Arbeitsverhältnissen eine „angemessene Zeit“ vor Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Liegt zwischen der Kündigung und dem Ende des Dienstverhältnisses eine längere Zeitspanne, kann der Mitarbeiter ein (vorläufiges) Zeugnis verlangen. Aus gutem Grund: Zwischenzeugnis Ein Anspruch auf ein (Zwischen-)Zeugnis besteht aus begründetem Anlass auch während des ungekündigten Dienstverhältnisses (§ 20 Satz 2 AVR-Caritas, § 37 Abs. 2 AVR-Diakonie). In diesen Fällen können Mitarbeiter ein Zwischenzeugnis verlangen: Versetzung/Umsetzung in größeren Einrichtungen beabsichtigte Bewerbung um einen anderen Arbeitsplatz Aufgabenwechsel Wechsel des (langjährigen) Vorgesetzten, der für die Beurteilung verantwortlich ist Zulassung zu einer externen Fort- oder Weiterbildung, die von der Vorlage eines Zeugnisses abhängt Ruhen des Arbeitsverhältnisses für einen Zeitraum von mehr als einem Jahr (z. B. bei Elternzeit) wenn Behörden, Gerichte oder Kreditinstitute ein Zeugnis verlangen, um die Bonität des Mitarbeiters zu prüfen Etwas anderes gilt nur, soweit nachträglich Umstände bekannt werden, die eine abweichende Beurteilung rechtfertigen. W I C H T I G Diese Bindungswirkung gilt auch im Fall eines Betriebsübergangs, wenn der Betriebsveräußerer ein Zwischenzeugnis vor dem Betriebsübergang erteilt hat und der Arbeitnehmer das Endzeugnis vom Betriebserwerber verlangt. Selten einfach, meist qualifiziert Das Zeugnis muss gemäß § 109 Abs. 1 Satz 2 GewO mindestens Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit enthalten (einfaches Zeugnis). Das einfache Zeugnis enthält persönliche Daten des Zeugnisberechtigten (Vor- und Nachname, ggf. Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort, akademische Grade und Titel) Dauer der Beschäftigung mit exakter Angabe von Beginn und Ende Aufzählung der einzelnen Tätigkeiten in chronologischer Reihenfolge Das einfache Zeugnis kommt in der Praxis als Endzeugnis selten vor, da es über die Qualifikation des Mitarbeiters keine Aussage trifft. Es kann aber wichtig sein als vorläufiges Zeugnis, mit dem der Mitarbeiter sich sofort nach der Kündigung, aber vor Ablauf des Beschäftigungsverhältnisses um eine neue Stelle bewirbt. Der Regelfall des Endzeugnisses ist das qualifizierte Zeugnis, bei dem sich die Angaben auch auf Leistung und Führung erstrecken (siehe § 109 Abs. 1 Satz 3 GewO). Das qualifizierte Zeugnis enthält: (zusätzlich zu den Angaben im einfachen Zeugnis) Beurteilung der Leistung und Befähigung, insbesondere Stärken, Fähigkeiten, Erfolge Beurteilung des dienstlichen Verhaltens, insbesondere Loyalität, Diskretion, Vertrauenswürdigkeit, Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Geschäftspartnern und Dritten (Patienten, Kunden etc.) Beurteilung der Führungsqualitäten (falls der Arbeitsplatz solche voraussetzt) zusammenfassende Leistungsbeurteilung Schlussformel, ggf. mit Bedauern, Dank und guten Wünschen (aber kein Rechtsanspruch!) Hat der Dienstgeber ein Zwischenzeugnis erteilt, darf er bei Ausstellung des späteren Endzeugnisses nicht ohne Weiteres von seiner einmal getroffenen Beurteilung abweichen. Er ist also an den Inhalt des Zwischenzeugnisses gebunden, was die Tätigkeitsbeschreibung, die Leistungs- und Verhaltensbeurteilung angeht. B E A C H T E Die Gründe für die Beendigung des Dienstverhältnisses sind nur auf Wunsch des Mitarbeiters in das Zeugnis aufzunehmen. → Ein Muster für ein qualifiziertes Endzeugnis finden Sie auszugsweise auf der nächsten Seite dieser Ausgabe. 4 April 2016 MAV · Mitarbeiter Aktiv Vertreten
Zeugnismuster Muster: Qualifiziertes Endzeugnis für Erzieherin (Notenstufe „sehr gut“) – Auszug – Arbeitszeugnis (Einleitung) Frau Monika Musterfrau, geboren am 7.2.1976, wohnhaft in (PLZ, Stadt, Straße), war vom 1.1.2012 bis 31.12.2015 in unserer Kindertagesstätte als Erzieherin tätig. Frau Musterfrau wurde zum 1.1.2012 zunächst befristet für ein Jahr eingestellt. Zum 1.1.2013 erhielt sie einen unbefristeten Vertrag und zum 1.1.2014 wurde ihr die Gruppenleitung übertragen. (Beschreibung der Dienststelle) In unserer Einrichtung werden in 4 altersgemischten Gruppen ca. 100 Kinder im Alter ab 3 Monaten bis 6 Jahren ganzheitlich betreut und gefördert. Die Kita hat von 7 bis 17 Uhr geöffnet, die Kernzeit ist von 9 bis 13 Uhr. Unser pädagogisches Konzept beinhaltet … (Aufgabenbeschreibung) Zu ihrem Aufgabengebiet gehörten folgende pädagogische, pflegerische und administrative Aufgaben sowie Führungsaufgaben: - Vorbereitung und Durchführung der pädagogischen Angebote in einer Regelgruppe - Mitwirkung bei der Erstellung der Projektplanung - gemeinsame Planung und Organisation des Tagesablaufs - Übernahme von pädagogischen, hauswirtschaftlichen und pflegerischen Maßnahmen - Teilnahme an der Elternarbeit in Form von Elterngesprächen und Elternabenden sowie Erstellung von Elternbriefen und -informationen - Reflexion der pädagogischen Tätigkeit gemeinsam mit den anderen pädagogischen Fachkräften z. B. in Fallbesprechungen - Auswahl und Bereitstellung sowie Instandhaltung von Spiel- und Lernmaterial - Leitung des Gruppenteams, bestehend aus 2 Erzieherinnen und einer Kinderpflegerin, insbesondere Aufgabenverteilung, Reflexion der pädagogischen Arbeit im Team sowie Förderung der Weiterbildung der Mitarbeiterinnen - … (Beurteilung der Leistungskriterien) Frau Musterfrau identifizierte sich in hohem Maß mit unserer Einrichtung und zeigte zu jeder Zeit sehr großes Engagement und Freude an ihrer Arbeit. Sie verfügt über ein fundiertes und praxisnahes Fachwissen, welches sie differenziert darstellen konnte. Hervorzuheben ist ihre Weiterbildung im … (Fachwissen) Dank ihres Organisationstalents und ihrer hohen Belastbarkeit war Frau Musterfrau auch schwierigen Situationen immer bestens gewachsen. Durch ihr ruhiges und überlegtes Handeln behielt sie stets den Überblick. (Belastbarkeit) Als Gruppenleiterin konnte Frau Musterfrau ihre Mitarbeiterinnen gut motivieren. Sie leitete sie schrittweise zu selbstständigem Handeln an, traf stets klare Entscheidungen und delegierte nach Möglichkeit Aufgaben und Verantwortung. (Führungsverhalten) (Verhalten) Dank ihrer Sensibilität und ihres ausgeprägten Gespürs für die individuellen Bedürfnisse der Kinder fand sie schnell Kontakt zu allen Kindern. Sie förderte deren Entwicklung stets auf fürsorgliche und geduldige Weise und schätzte ihren jeweiligen Entwicklungsstand richtig ein. Sie motivierte die Kinder und verstand es, Orientierung zu geben und die notwendigen Grenzen mit viel Verantwortungsgefühl und im Dialog zu setzen. Zu den Eltern baute Frau Musterfrau schnell vertrauensvolle Beziehungen auf und war für sie von Anfang an eine geschätzte Gesprächspartnerin. Im Rahmen von Elterngesprächen nahm sie die Probleme und Anliegen der Eltern wahr und konnte erfolgreich Hilfe und Lösungen anbieten. Sie bezog die Eltern <strong>aktiv</strong> in die Kindergartenarbeit mit ein und gewann durch ihre wertschätzende Haltung immer wieder eine <strong>aktiv</strong>e Mitarbeit der Eltern in der Gruppe. […] (Abschließende Leistungsbeurteilung = Note „sehr gut“) Die ihr übertragenen Aufgaben erfüllte Frau Musterfrau zu unserer vollsten Zufriedenheit. (Schlussformel) Frau Musterfrau verlässt unsere Einrichtung aus persönlichen Gründen auf eigenen Wunsch. Wir bedauern ihre Entscheidung sehr, danken Frau Musterfrau für ihre Mitarbeit und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute. ___________ Ort, Datum ____________________________________ Unterschrift (Leiterin/Leiter Kindertagesstätte) Wichtiger Hinweis: Das Muster-Zeugnis stellt nur eine allgemeine Formulierungshilfe dar und ist vom Dienstgeber in jedem Einzelfall den jeweiligen Erfordernissen individuell anzupassen. Suchen Mitarbeiter Ihren Rat als MAV, ob das Zeugnis korrekt formuliert wurde, dann nehmen Sie doch die Checkliste von Seite 8 dieser Ausgabe zur Hand. MAV · Mitarbeiter Aktiv Vertreten April 2016 5
Seite 1 und 2: M| Mitarbeiter A | Aktiv V Arbeitsz
Seite 3: Mitarbeiter Unzulässige Aktiv Anga
Seite 7 und 8: Beweislast im Zeugnisprozess Wann d

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