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42 Gesundheitsmagazin<br />

Krampfadern<br />

LASER ODER STRIPPING?<br />

Die Methodenwahl bei Krampfaderoperationen darf nicht von den<br />

Vorlieben des Arztes abhängen. Und auch nicht vom Geld. Venenspezialist<br />

Dr. med. JürgTraber macht sich Sorgen.<br />

Dr. med. JürgTraber<br />

Direktor<br />

Venenklinik Bellevue<br />

Brückenstrasse 9<br />

8280 Kreuzlingen<br />

www.venenklinik.ch<br />

Telefon 071 678 22 66<br />

info@venenklinik.ch<br />

Endovenöse Lasertherapie<br />

(ELT): Punktion unter<br />

Ultraschallkontrolle<br />

Sie sehen nicht schön aus, sie tun manchmal<br />

weh, sie spannen und jucken. Sie lassen die<br />

Beine anschwellen und sie können einem mit<br />

Wadenkrämpfen sogar den Schlaf rauben. Wer<br />

sich entscheidet, die Krampfadern operieren zu<br />

lassen, hat gute Gründe. Dr. Jürg Traber, Chefarzt<br />

der Venenklinik Bellevue in Kreuzlingen TG:<br />

«Akute Beschwerden sind das eine. Sie können<br />

einem das Leben tatsächlich schwer machen.<br />

Aus medizinischer Sicht geht es bei der Entfernung<br />

von Krampfadern aber vor allem auch um<br />

die Vermeidung schlimmer Spätfolgen. Prophylaxe<br />

geht über alles. Werdie kranken Venen frühzeitig<br />

entfernen lässt, kann gefürchtete Komplikationen<br />

wie Hautveränderungen am Unterschenkel<br />

bis hin zum offenen Bein recht zuverlässig<br />

vermeiden.»<br />

Bei der klassischen Methode, dem Stripping, wird<br />

die kranke Stammvene aus dem Bein gezogen<br />

und restlos entfernt. Stripping ist sehr gut dokumentiert,<br />

sicher und erfolgreich. Demgegenüber<br />

gibt es die sogenannten endoluminalen Eingriffe.<br />

Das sind kathetergestützte Methoden, bei denen<br />

die Vene entweder thermisch –mit Radiofrequenz-<br />

oder Lasertherapie –oder chemisch-mechanisch<br />

–zum Beispiel mit Schaum –verschlossen<br />

wird. Die Vene bleibt im Bein und wird mit<br />

der Zeit vom Körper abgebaut. Dr. Jürg Traber:<br />

«Die grösste Gefahr bei den endoluminalen Ver-<br />

fahren ist eine dauerhafte Schädigung des umgebendes<br />

Gewebe und Nerven durch die Hitze von<br />

Laser oder Radiofrequenz. Bei der Stripping-Methode<br />

kann es demgegenüber zu Wundheilungsstörungen<br />

in der Leiste kommen.» Beide Methoden<br />

haben ihre Vor- und Nachteile. Sie gegeneinander<br />

auszuspielen, wäre falsch. «Wichtig ist in<br />

jedem Fall, dass immer die für den Patienten optimale<br />

Methode gewählt wird. Die Wahl darf nicht<br />

von den Vorlieben des Gefässspezialisten abhängen.»<br />

Chefarzt Dr. Jürg Traber sieht aber noch eine andere<br />

Gefahr: Sie betrifft das Geld. «Seit dem 1.<br />

Januar dieses Jahres sind Laser- und Radiofreqenztherapie<br />

in der Schweiz kassenpflichtig.<br />

Sie müssen demnach von der Grundversicherung<br />

übernommen werden. Dagegen gibt es<br />

nichts einzuwenden, im Gegenteil. Doch ich erinnere<br />

mich noch genau an die Zulassung dieser<br />

thermischen Operationsmethoden inden USA.<br />

Sie führte zu einem wahren Tsunami an Venenoperationen<br />

mit einer Verdreifachung der Eingriffe<br />

innerhalb von nur zehn Jahren. Der Grund<br />

ist einfach: Die Laser- und Radiofrequenztherapien<br />

konnten im Vergleich zum klassischen Stripping<br />

mit einem mehrfach höherenHonorar für die<br />

Ärzte abgegolten werden.»<br />

Der Venenspezialist appelliert deshalb sowohl an<br />

die Tarifgestalter im Bundesamt für Gesundheit<br />

als auch an seine Arztkollegen. «Hoffentlich passiert<br />

das nicht in der Schweiz, und hoffentlich<br />

folgt die Indikation zur Behandlung von Krampfaderleiden<br />

weiterhin etablierten Standards. Es<br />

wäre nicht zuverantworten, wenn es auch bei<br />

uns zu einer Überbehandlung der Bevölkerung<br />

oder gar zu Falschbehandlungen wegen fragwürdiger<br />

finanzieller Anreize kommt. Die Verantwortung<br />

dafür liegt vor allem bei uns phlebologisch<br />

tätigen Ärztinnen und Ärzten.»<br />

Der Mahnfinger von Chefarzt Dr. Jürg Traber<br />

kommt zur rechten Zeit. Die Höhe der Vergütung<br />

für die endoluminalen Eingriffe ist nämlich noch<br />

nicht endgültig festgelegt. Dies geschieht im<br />

Rahmen der Tarmed-Revision. So lange ist eine<br />

Übernahme der Kosten nach wie vor mit den Kassen<br />

vorab und individuell zu verhandeln.

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