ECHO Karriere 2016
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Bologna<br />
Lieber flexibel als Bologna<br />
Bologna. Mehr Berufsfeldkompetenzen in einer kompakteren Studienzeit ist einer der Eckpfeiler des<br />
Bologna-Prozesses. Europas große Hochschulreform ist immer noch voll im Gange. Wie weit ist die Umsetzung<br />
an der Uni Innsbruck? Und vor allem: Wieviel Bologna braucht die Wirtschaft?<br />
Der Bologna Implementation Report fasst im<br />
Dreijahrestakt den europaweiten Umsetzungsgrad<br />
des Bologna-Prozesses zusammen.<br />
Aus dem aktuellen „Bologna Monitoring“ für<br />
den Zeitraum 2013 bis 2015 ist zu erfahren, dass<br />
mittlerweile nahezu alle Mitgliedsstaaten die Bachelor-Master-Struktur<br />
umgesetzt haben. Bis auf<br />
wenige Ausnahmen, wie Human- und Zahnmedizin,<br />
Rechtswissenschaften sowie Bereiche der Kunst, ist<br />
auch Österreich vorne mit dabei. War das vergangene<br />
Jahrzehnt noch durch die strukturelle Implementierung<br />
einer international vergleichbaren Studien-Architektur<br />
geprägt, ist nun die die Qualitätssicherung<br />
der Hochschulreform dran. Große Themen sind<br />
die Internationalisierung der Mobilitätsförderung,<br />
Aspekte des lebenslangen Lernens, Employability,<br />
<strong>Karriere</strong>nservice und Studienabbruchraten. Ebenso<br />
sollen politische Leitlinien für einen breiteren, allgemeinen<br />
Zugang erarbeitet und die Abschlussraten<br />
erhöht werden. Hierfür wurde eine eigene Arbeitsgruppe<br />
zur Förderung von nicht traditionellen Zugängen<br />
im gesamten Hochschulsektor eingerichtet.<br />
Auf europäischer Ebene war bereits während der<br />
Arbeitsperiode 2009 bis 2012 festzustellen, dass die<br />
Beteiligung einiger Länder am Bologna-Prozess<br />
deutlich abgenommen hatte. Einige Bologna-Länder<br />
stellten die politische Relevanz des Prozesses infrage<br />
und riefen zur Diskussion über einen neuen Anlauf<br />
auf. Was passiert hierzulande? In Österreich wolle<br />
man dennoch konsequent an der Umsetzung und<br />
Implementierung festhalten, so der Bologna-Bericht.<br />
Zur Erinnerung: Die wichtigsten Anliegen der<br />
Reform sind die Nivellierung der Hochschulgänge,<br />
die folglich die internationale Mobilität erleichtert,<br />
und das dreistufige Studiensystem mit Bachelor, Master<br />
und Doktorat. Einen Bachelor titel kann man<br />
bereits nach einem dreijährigen Studium erlangen<br />
und damit – zumindest theoretisch – schneller in den<br />
Arbeitsmarkt einsteigen.<br />
Wie ist die Situation in der Landeshauptstadt? Ist<br />
die Umstellung abgeschlossen? Prof. Roland Psenner,<br />
Vizerektor für Lehre und Studierende, erklärt: „Bei<br />
der Umstellung wurde zwar die zwei- bzw. dreistufige<br />
Studienstruktur übernommen, die eigentlichen<br />
Ziele aber mancherorts etwas aus den Augen verloren.<br />
Dadurch wurden an manchen Stellen Bachelorstudien<br />
mit Inhalten überladen und die gewollte und<br />
erhoffte Mobilität der Studierenden nicht erreicht.“<br />
Aber Problem erkannt, Problem gebannt. Wo einige<br />
Studiengänge zu streng strukturiert und übertrieben<br />
verschult waren, ist man jetzt flexibler geworden.<br />
Und setzt auf „eine maßvolle Reduktion von Präsenzzeiten,<br />
mehr selbstbestimmtes Lernen, Freiräume<br />
für individuelle Schwerpunktsetzungen und den<br />
Erwerb von interdisziplinären Kompetenzen,“ so<br />
Psenner. Diese sollen Studierenden zu mehr Eigenverantwortung<br />
verhelfen, die schließlich nicht nur<br />
an der Uni, sondern auch am Arbeitsmarkt nützlich<br />
wird. So wird Bologna vonseiten der Hochschule also<br />
optimiert.<br />
Und was hält die Wirtschaft davon? Wieviel Bologna<br />
ist denn bisweilen in der Arbeitswelt angekommen<br />
oder gar gefragt? Sind Absolventen nun besser<br />
auf die Praxis vorbereitet? Johannes Huber, Sprecher<br />
der Bildungsabteilung der Wirtschaftskammer Tirol,<br />
will keine voreiligen Schlüsse ziehen, alle über einen<br />
Fotos: fotolia.com<br />
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