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Gemeindebrief juni-august-2016-web

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Das geistliche Wort<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Ebbe und Flut<br />

Unseren Sommerurlaub<br />

verbringen wir in der<br />

Regel an der ostfriesischen<br />

Nordseeküste.<br />

Immer wieder versetzt<br />

mich dort ein Naturphänomen<br />

ins Staunen: Der<br />

Wechsel von Ebbe und<br />

Flut.<br />

Dieser Wechsel prägt den<br />

Tagesablauf der Küstenbewohner.<br />

Er erfolgt in einem 12,25-stündigem Rhythmus<br />

und entsteht, weil die Wasserbewegung der Ozeane auf<br />

jene Gezeitenkräfte zurückzuführen ist, die infolge des<br />

Mondumlaufs und infolge der Erddrehung um die Erde<br />

wandern und den regionalen Meeresspiegel in fortlaufenden<br />

Takt heben und senken. Auch die Sonne, die<br />

wesentlich weiter von der Erde entfernt ist, trägt dazu<br />

bei.<br />

Die Küstenbewohner leben mit diesem Rhythmus.<br />

Besonders die Fischer, Fährenbetreiber und Freizeitkapitäne<br />

kennen sich damit aus. Wenn Ebbe ist und im<br />

Wattenmeer nur schmale Fahrrinnen bleiben, sind<br />

manche der Inseln nicht über den Wasserweg erreichbar.<br />

Viele Boote liegen dann in den Häfen fest, an Fischfang<br />

ist nicht zu denken. Das Element fehlt, in dem sie<br />

sich bewegen können. Manchmal geschieht es, dass<br />

Bootsbesitzer sich sogar ganz bewußt im Watt ‚trockenfallen'<br />

lassen: Das Boot liegt dann bei Ebbe schief<br />

auf den Sandbänken auf und man kann seinen Rumpf<br />

ganz bequem inspizieren oder reparieren. Kommt das<br />

Wasser dann mit der Flut zurück, richtet sich das Boot<br />

wieder auf und hat wieder die Möglichkeit, seiner<br />

Bestimmung gerecht zu werden. Los geht die Fahrt und<br />

ein paar Stunden später kommt der Fang an Land.<br />

Ebbe und Flut - ein Bild auch für unser menschliches<br />

Leben: Ebbe und Flut, Auf und Ab, Hin und Her - nichts<br />

ist so beständig wie die Veränderung. Da gibt es Zeiten,<br />

in denen unsere Fahrt auf dem Wassers gut vorangeht,<br />

auf den Wellen des Erfolges, im gemeisterten Alltag, im<br />

funktionierenden Leben. Aber Ebbe ist eben auch<br />

manchmal, dann wird's trocken und leer, nichts geht<br />

mehr. Wie ein Boot, das im Sand festliegt. Die Kräfte,<br />

die unser Leben nach unten ziehen, lassen uns wie<br />

festgesetzt fühlen. Und man spürt, dass die eigene Kraft<br />

nicht ausreicht, um die Situation zu verändern. Damit<br />

das Schiff wieder flott wird und die Lebensfahrt<br />

weitergehen kann, muss ein anderer kommen, der uns<br />

hilft: Gott.<br />

Der Glaube an Gott bezeugt seit Urzeiten die Erfahrung,<br />

dass Gott uns mit seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit<br />

umgibt und unser Lebensschiff immer wieder<br />

flott machen will, damit es sich von der Erde lösen kann<br />

und neue Fahrt gewinnt. Gottes Liebe trägt uns durch<br />

das Meer der Zeit. Sie begegnet uns im anderen Menschen,<br />

im Zuhören, im Verstehen, in der helfenden Tat,<br />

im Einsatz für andere. Gott will nicht, dass wir ewig auf<br />

Grund liegen oder in Problemen festsitzen. Nein, neue<br />

Fahrt soll es geben und erfülltes Leben, das schließt<br />

Zeiten der Ebbe nicht aus, aber sie werden auch wieder<br />

vorübergehen.<br />

Herzlichst<br />

Ihr Martin Roggenkämper<br />

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