Lauffeuer 7/8-2011 - Feuerwehr Wilstedt
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10<br />
Internationales Jahr<br />
der Wälder<br />
Vermögensfunktion: Wald ist als Immobilie<br />
Vermögensobjekt (speziell Privatwald),<br />
kann ge- und verkauft werden, vererbt oder<br />
als Kreditabsicherung dienen.<br />
„Sparkassen“funktion: Wald erzeugt<br />
unter anderem Holzvorräte, die für den<br />
Waldbesitzer besonders in Krisenzeiten<br />
wertvolle Einkommensreserven darstellen.<br />
Die Schutzfunktionen (ökologische<br />
Nachhaltigkeit):<br />
Hierbei geht es um die positiven Einflüsse<br />
des Waldes auf Klima (Ausgleich von Wetterextremen;<br />
Klimaschutzwald), Luft (Filterwirkung,<br />
Immissionsschutzwald), Lärmdämpfung<br />
(Straßen, Autobahnen, Fluglärm),<br />
seine Einwirkung auf den Wasserhaushalt<br />
(Trinkwassergewinnung im Wasserschutzwald),<br />
Erhaltung des Bodens und seiner<br />
Fruchtbarkeit. In Gebirgen verhindert<br />
Wald Erosion, Steinschlag und Lawinen.<br />
Der Wald beherbergt zudem einen großen<br />
Anteil heimischer Wildtierarten. Seine diver-<br />
Der Wald ist einer der wichtigsten Lebensräume für<br />
Tiere und Pflanzen. So umfasst auch ein Großteil der 14 deutschen<br />
Nationalparks Waldflächen. Der älteste Nationalpark ist<br />
der Bayerische Wald, der 1970 als erster gegründet wurde.<br />
Seit 1983 wird hier nach der Devise verfahren, dass der<br />
Mensch nicht mehr in die natürliche Waldentwicklung eingreift.<br />
Selbst bei extremen Ereignissen wie Sturmwürfen oder<br />
Borkenkäferbefall greifen die Menschen nicht ein, sondern<br />
überlassen den Wald sich selbst. Das hat zu einer Entwicklung<br />
geführt, die heute bei vielen direkten Nationalpark-Anwohnern<br />
umstritten ist: Denn als in den 1980er und 90er Jahren<br />
heftige Stürme zahlreiche Bäume umstürzen<br />
ließen, entstanden günstige Lebensbedingungen<br />
für den Buchdrucker – eine Unterart des<br />
Borkenkäfers. Der Käfer bohrt sich unter der<br />
Rinde ein, legt seine Eier ab und die Larven<br />
fressen Gänge zwischen Holz und Rinde. „Dadurch<br />
schneiden sie den Saftstrom des Baumes<br />
ab und der verhungert regelrecht“, erklärt Josef<br />
Geier, Forstdirektor am Amt für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten im Landkreis Passau.<br />
Auf den ersten Blick ist das den Bäumen nicht anzusehen,<br />
sodass durchaus der Anschein eines gesunden Nadelwalds<br />
herrschen kann. Doch der Schein trügt: Unter der Rinde<br />
entwickeln sich Tausende von Käferlarven. Und am Lusen,<br />
mitten im Nationalpark Bayerischer Wald, hat der Borkenkäfer<br />
so arg gewütet, dass lediglich einige abgestorbene Stämme<br />
übrig geblieben sind. Das ist es auch, was die Menschen so<br />
aufbringt: Einige sind strikt dagegen, dass der Wald sich<br />
selbst überlassen bleibt, befürchten sie doch negative Auswir-<br />
sen Biotope (Felspartien, Sümpfe, Moore,<br />
Dünen, Trockenrasen, Auwälder, Feuchtwiesen,<br />
Still- und Fließgewässer, etc.) sind<br />
Schutz- und Lebensräume der Tier- und<br />
Pflanzenwelt, dienen also in hervorragender<br />
Weise dem Biotop- und Artenschutz und<br />
sind gesetzlich besonders geschützt.<br />
Im öffentlichen Wald (Landeswald, Bundeswald,<br />
Kommunalwald) finden sich verschiedene<br />
Schutzgebietsarten, die flächigen Naturerhalt<br />
sichern helfen und damit in besonderem<br />
Maß die ökologische Nachhaltigkeit<br />
erbringen. Das sind zum Beispiel Naturschutzgebiete,<br />
Nationalparke (Bayerischer<br />
Wald, Harz), Biosphärenreservate, Landschaftsschutzgebiete,<br />
Naturparke oder einzelne<br />
Naturdenkmale.<br />
Die Schutzfunktionen des Waldes sichern<br />
also in besonderer Weise die natürlichen Lebensgrundlagen<br />
des Menschen, aber auch<br />
von Tier und Pflanze.<br />
Erholungsfunktion (soziale Nachhaltigkeit):<br />
Der Wald als Erholungs- und Erlebnisraum<br />
hat einen immer größeren Stellenwert im<br />
Bewusstsein des Bürgers. Mit wachsender<br />
Beschleunigung im Erwerbsleben, zunehmendem<br />
Stress im Alltagsleben, der immer<br />
massiveren Beschallung und Bilderflut<br />
wächst auch das Bedürfnis nach Ruhe, Erholung<br />
und Entschleunigung. Die Nutzung des<br />
Waldes als Urlaubs- und Erholungsareal, für<br />
Sport und Bildung (Waldpädagogik für<br />
Schüler, Waldkindergärten) bei wachsendem<br />
Freizeitvolumen nimmt damit zu.<br />
Diese Entwicklung der vergangenen Jahre<br />
wird sicher verstärkt weitergehen.<br />
Fazit:<br />
Angesichts all dieser Effekte und Wirkungen<br />
unseres Waldes kann man seinen Wert für<br />
unsere Lebenswelt wahrlich nicht hoch<br />
genug ansiedeln, nicht wahr?<br />
Jürgen Häseker,<br />
Niedersächsische Landesforsten<br />
kungen auf den Tourismus<br />
und ein starkes<br />
Übergreifen des Borkenkäfers<br />
auf ihre eigenen<br />
Privatwälder. Streit darüber<br />
gibt es auch mit dem<br />
Nachbarland Tschechien:<br />
Der dortige Nationalpark-Direktor<br />
hat dem<br />
Borkenkäfer den Kampf<br />
angesagt, woraufhin<br />
Umweltschützer<br />
vor waldzerstörendem Aktionismus<br />
Angst hatten. Doch in Tschechien wurden die<br />
Bäume bereits gefällt. In Bayern hingegen<br />
mischt sich die Nationalpark-Verwaltung auch<br />
weiterhin nicht ein – und ganz langsam lassen<br />
sich erste Erfolge dieser Strategie erkennen:<br />
Denn am Boden, zu den Füßen des Totholzbestands<br />
am Lusen, wächst frisches Grün. Sträucher<br />
und Bäume wachsen nach, in einem gesunden<br />
Mischungsverhältnis und nicht als Fichten-Monokultur<br />
– der beste Schutz vor einem weiteren ausufernden Borkenkäfer-Befall.<br />
Denn wo eine gesunde Mischung an Bäumen<br />
herrscht, hält sich auch das Vorkommen des Borkenkäfers in<br />
Grenzen. Nachdem die alten Nadelwaldkulturen inzwischen<br />
weitgehend tot sind, gehen die Borkenkäferzahlen seit einigen<br />
Jahren deutlich zurück und mit dem Nachwachsen von<br />
jungen Ebereschen, Fichten und Buchen ist ein gesunder<br />
Jungwald entstanden. sas<br />
Bildnachweis: sas, Nationalpark Bayerischer Wald)<br />
7/8-<strong>2011</strong> lauffeuer