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21.03.2015<br />
1.2. Das Klima<br />
Das Klima ist mediterran geprägt, d.h. trockene Sommer und milde Winter dominieren.<br />
(Durchschnittstemperatur 6deg. C im Januar und 24deg. C im Juli) Die Hauptregenzeiten liegen<br />
im Herbst und im Frühjahr. Es kommt jedoch zum Auftreten von Frösten und Hagelschauer, was<br />
einen gewissen Unsicherheitsfaktor für die Landwirtschaft darstellt. Das Gebiet des Rhônetals ist<br />
außerdem durch den Mistral gekennzeichnet, einem kalten Nordfallwind, der düsenartig durch das<br />
Rhônetal weht. Er hat austrocknende Wirkung, verzögert die Reife der Anbauprodukte und<br />
bewirkt die Deflation des Bodens. Gegenmaßnahmen sind vielerorts Windschutzhecken, die den<br />
genannten Prozessen entgegenwirken sollen.<br />
Insgesamt zeichnet sich das Klima durch eine starke Variabilität aus und zwar sowohl saisonal, als<br />
auch jährlich. Während der Regenzeiten können sich starke Regenfälle mit Platzregen und<br />
Überschwemmungen ereignen. Entsprechend hat das Klima auch Auswirkungen auf die<br />
Wasserstände der wenigen Flüsse, wodurch diese ihre Bedeutung für die Bewässerung in den<br />
trockenen Sommermonaten verlieren, so daß in der Landwirtschaft Obst und Gemüse bewässert<br />
werden muß.<br />
2. Geschichtliche Entwicklung des<br />
mediterranen Südfrankreichs bis 1945<br />
Die agrarische Nutzung Südfrankreichs begann schon in der Antike, wo mit Wein und Ölbäumen<br />
die zwei typischen Pflanzen der Mediterraneis angebaut wurden. Diese Pflanzen erwiesen sich<br />
dem sommertrockenen, mediterranen Klima als am besten gewachsen. Eine starke Intensivierung<br />
des Getreideanbaus fand später durch die Römer statt, die Kornkammern zur Versorgung ihres<br />
Reiches schaffen wollten. Um dies zu erreichen, schufen sie ein aufwendiges System zur Be- und<br />
Entwässerung der Küstenebenen, meliorierten den Boden und gründeten ein dichtes<br />
Siedlungssystem (Centuriatssystem), das den Grundstein zu vielen heutigen Besiedlungen legte.<br />
Der Großteil der einheimischen Bevölkerung lebte allerdings im gebirgigen Hinterland, wo<br />
transhumante Schafhaltung und extensiver Ackerbau die Lebensgrundlagen bildeten.<br />
Allerdings beendete die Zerstörung dieser Kulturlandschaft während der Völkerwanderung jede<br />
Chance auf eine kontinuierliche Entwicklung der Agrarstruktur der Region.<br />
Im Mittelalter versuchten Orden und Klöster an die Kolonisationsmaßnahmen der Antike wieder<br />
anzuknüpfen und erreichten eine allgemeine wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die im<br />
Spätmittelalter und im Absolutismus eine starke Zentralisierung nach sich zog. Mit der<br />
Konzentration des französischen Staates auf Paris rückte das mediterrane Frankreich ins Abseits<br />
und erlebte einen beispiellosen wirtschaftlichen Niedergang. Als im 19. Jahrhundert das<br />
nordafrikanische Kolonialreich ausgeweitet wurde, strömten große Teile der südfranzösischen<br />
Landbevölkerung dorthin, wodurch mit der Produktion von billigeren und höherwertigeren<br />
Agrarprodukten der Verfall der Landwirtschaft im Süden ihres Heimatlandes noch verstärkt<br />
wurde. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zudem der Ausbruch von zwei schweren<br />
Rebkrankheiten, der Mehltau (Oidium-Krise 1850) und die Reblaus (Phylloxera-Krise 1865 +<br />
1885), zu einem fast völligen Ruin des Weinanbaus. Mittels moderner Anbau- und<br />
Schädlingsbekämpfungsmethoden (Düngung, Intensivierung, Bewässerung, neue amerikanische<br />
Reben, außerdem Ausweitung der Anbauflächen) vermehrte sich die Weinproduktion in der<br />
Folgezeit um fast 70 % und führte zur Weinabsatzkrise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Ihrer<br />
Lebensgrundlage beraubt verließen viele Bauern das Land, gingen in die Kolonien, wanderten in