De:Bug 170
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TEXT FRIEDEMANN DUPELIUS<br />
Endlich erscheint Wendelin Weißbachs erstes<br />
Album auf Musik Krause, der coolen kleinen<br />
Schwester von Freude am Tanzen. <strong>De</strong>r Jenaer bringt<br />
darauf seinen Genre-Boogie und seine Homeboys<br />
mit ausgefeiltem Schreinertalent zusammen, und<br />
krönt so die Fans der Beatarena.<br />
"Ich find das geil, wenn ein junger Kerl in die Arena steppt,<br />
bei den alten Hasen aneckt und sagt: 'Ey, ich will hier jetzt<br />
was machen!'" - "Warst du auch so?" - "Wahrscheinlich<br />
...", lacht der Metaboman schelmisch, als er seine<br />
Erinnerungssynapsen aufwärmt. Es ist schon ein gutes<br />
Jahrzehnt her, dass er zusammen mit Stefan Carl alias<br />
Carlson Basu als Krause Duo die Tanzsportplätze Jenas betrat,<br />
um erst dort, dann in der ganzen Welt gehörig Staub<br />
aufzuwirbeln. Ins Bild kommt das von Wendelin initiierte<br />
Label Musik Krause: der kleine, verzottelte Bruder von<br />
Freude am Tanzen und mittlerweile ein fester Bestandteil<br />
der grünumhügelten Saalestadt.<br />
Auf dem eigenen Label erschien 22 auch die erste<br />
Platte von Metaboman; auch so ein Duo-Ding: "Zwei<br />
Männer im Split" lieferte je einen Track von ihm und Robag<br />
Wruhme plus jeweils den gegenseitigen Remix. Bis 26<br />
folgten fünf weitere EPs, dann war erstmal Funkstille.<br />
Jetzt releast Musik Krause das erste Metaboman-Album<br />
ever; Anfang Februar ging ihm bereits die "Pechno EP"<br />
voraus. Warum sieben Jahre Pause? "Da war halt das<br />
Krause-Duo. Aber jetzt hab' ich einen Haufen Stücke, die<br />
aus Jams mit Freunden entstanden sind", erzählt der Ur-<br />
Jenenser. So findet man auf allen zehn Tracks mindestens<br />
einen Gastmusiker, von Sax und Klarinette über Vocals und<br />
Raps bis zu DJ-Cuts. Neben lokalen Homies tummeln sich<br />
da auch der kalifornische Producer Dave Aju, San Proper<br />
aus Amsterdam, Jonathan Illel von den Franzosen dOP und<br />
Ian Simmonds, walisischer Grenzgänger zwischen Jazz<br />
und Elektronik – interessanterweise alle an den Vocals.<br />
Keyboarder Large M von Feindrehstar spielte für sieben<br />
Titel Spuren ein. Mit ihm hat Metaboman – übrigens inaktives<br />
Gründungsmitglied von Feindrehstar – jetzt einen Live-<br />
Act aufgebaut, mit dem "Ja/Noe" durch die Clubs zieht.<br />
Es mag viel zu platt klingen, Metabomans Musik in<br />
Zusammenhang mit Bohrern und sonstigem Werkzeug zu<br />
stellen ("Die Bohrmaschine war nicht im Kopf, als ich mir<br />
den Namen ausgedacht hab'."). Aber irgendwie will das einfach<br />
passen, so wie der Sound rumpelt und wackelt. Es wird<br />
geschraubt und gefräst. Man kann fast zusehen, wie da einer<br />
mit seinen Kumpels in mehreren Sessions etwas Rohes,<br />
aber doch sehr Stabiles zusammenzimmert. Meist "latscht<br />
die Bassdrum durch", um sie herum tummeln sich jazzige<br />
Licks, verschrobene Samples, bouncende Bassläufe – und<br />
Seltenheiten wie Raps (von FlowinImmO in "Hot Shit") auf<br />
4/4. "Warum gibt es das eigentlich so selten, was ist denn<br />
mit Hip House? Ich finde das geil, wenn da jemand rappt",<br />
gibt Wendelin sein Statement.<br />
Und: "Ich mag Platten total, die außergewöhnlich klingen.<br />
Wenn man denkt: 'Huh? Das ist doch keine Bassdrum!'<br />
Es ist Zeit, dass man das wieder auffrischt. Die Zeiten sind<br />
gut dafür, wenn ich an Dubstep und Wonky denke, oder<br />
Labels wie Cómeme – killer! Sowas kann man heute auflegen!<br />
Genres sind mir ehrlich gesagt auch Boogie. Ich mag<br />
es, wenn Musik abwegig ist, durch die Hintertür kommt.<br />
Und lange Sets mag ich – auch, sie selber zu spielen!"<br />
Diese Freigeistigkeit geht auf Wendelins musikalische<br />
Sozialisation im Kassablanca, der zentralen Rave-Arena in<br />
"Warum gibt es<br />
eigentlich so selten<br />
Hip House? Ich finde<br />
das geil, wenn da<br />
jemand rappt."<br />
Jena zurück: "<strong>De</strong>r Trick ist, nicht so viele DJs einzuladen!<br />
Wenn diese Ruhe in einem langen Set entsteht, wo die Leute<br />
dann irgendwann auf einem anderen Gefühlslevel sind."<br />
Zwar gibt er zu, dass das Auflegen zu einer gewissen<br />
funktionalen Sicht auf die Musik führt, versucht sich<br />
als Produzent aber möglichst frei von Zwängen zu halten:<br />
"Vielleicht habe ich immer die Mixbarkeit im Kopf, bei dem,<br />
was zwischen den Übergängen passiert, da denke ich aber<br />
deutlich freier." Dass die Hörer über Metabomans Musik urteilen<br />
sollen, wird schon im Albumtitel vorweggenommen:<br />
"Ja/Noe". Wendelin kehrt noch mal zurück in die Arena und<br />
erklärt: "Ich stell' mir da einen Kaiser vor, der den Daumen<br />
hoch oder runter bewegt. Das ist der Hörer, der soll entscheiden,<br />
ob's ihm gefällt!"<br />
Metaboman, Ja/Noe,<br />
ist auf Musik Krause erschienen<br />
RELEASE<br />
01 03 13<br />
S O U N D T R A C K 4 4 : 5 8 C D + D I G I T A L<br />
W W W . E L L E N A L L I E N . D E<br />
W W W . B P I T C H C O N T R O L . D E