s'Magazin usm Ländle, 19. Juni 2016
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KOMMUNIKATION<br />
FORTSETZUNG<br />
sionsprozess fruchtbar ist. Diesen auf<br />
hohem Niveau zu führen – mit allen<br />
Pros und Contras, mit den klügsten<br />
Köpfen auch über die Kulturszene hinaus<br />
– das finde ich spannend. Damit<br />
rückt unser Thema – die Kultur – in die<br />
Mitte der Gesellschaft. Das hätte ich<br />
vor 20 Jahren in Vorarlberg nicht für<br />
möglich gehalten. Wie die Diskussion<br />
ausgeht, ist für mich noch offen. Ich<br />
sehe tolle Chancen, aber es gibt auch berechtigte<br />
Einwände.<br />
Welche?<br />
Es wäre eine Chance, zu brennenden<br />
Fragen kluge Antworten zu suchen. Indem<br />
man internationale Foren schafft<br />
und mit künstlerischen Mitteln über<br />
diese Herausforderungen nachdenkt.<br />
Zum Beispiel: Wie können wir unsere<br />
ländlichen Qualitäten behaupten und<br />
gleichzeitig städtisch werden? Für mich<br />
wäre es fast interessanter, beim Projekt<br />
Kulturhauptstadt eine Frage zu stellen<br />
– und dann Gefäße des Austausches<br />
und des Dialogs aufzubauen. Das können<br />
auch künstlerische Mittel sein – in<br />
einem Zusammenspiel von internationalen<br />
und regionalen Kräften. Einen<br />
Einwand müsste man erheben, wenn<br />
dasProjekteinÜbergewichtimBereich<br />
der Repräsentation bekommt und ein<br />
hochdotiertes Feuerwerk an Angeberprojekten<br />
abgefackelt wird. Es wäre fatal,<br />
wenn dadurch die Finanzierung von<br />
ganz wichtigen kleinen Initiativen über<br />
Jahre blockiert wäre. Mir ist der Saumarkt<br />
in Feldkirch für ein Jahr lang<br />
wichtiger als das Museum of Modern<br />
Art in New York für einen Tag.<br />
Vermissen Sie gar nichts an dem Diskurs?<br />
Doch. Es braucht noch intensiveren<br />
Austausch zwischen Pro und Contra.<br />
Das kann man noch verbessern.<br />
SollteVorarlberg sich dazu entschließen,<br />
den Bewerbungsprozess zu starten,<br />
braucht es auch einen Geschäftsführer<br />
für das Projekt. Eine interessante Position?<br />
Ich bin momentan ganz auf die Montforter<br />
Zwischentöne konzentriert und<br />
habeandieserArbeiteinegroßeFreude.<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren am 30. Juli 1968 in<br />
Lauterach. Nach einer Buchhändlerlehre<br />
fester freier Mitarbeiter<br />
in der Radiokulturredaktion<br />
des ORF. Organisiert<br />
den Vlow!-Kongress, die Tage<br />
der Utopie und die Montforter<br />
Zwischentöne. Verheiratet und<br />
Vater zweier Kinder.<br />
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Den Vlow!-Kongress organisieren Sie<br />
ebenfalls. Ein Format an der Schnittstelle<br />
von Design, Kommunikation und Architektur.<br />
Denken „outside the box“ wird da<br />
groß geschrieben. Wie steigt man aus<br />
Schubladen-Denken aus?<br />
Mit einem interdisziplinäreren Ansatz.<br />
Ich habe eine Buchhändlerlehre gemacht<br />
und war dann Kulturberichterstatter<br />
für den ORF. Da hat mich vor<br />
allem das Feature interessiert, in dem es<br />
darumgeht,mitganzunterschiedlichen<br />
Hörqualitäten eine Geschichte zu erzählen:<br />
Musik, Geräusche, Erzähltes.<br />
In meiner Tätigkeit als Berater für Öffentlichkeitsarbeit<br />
hat mich wiederum<br />
ein partizipativer Ansatz interessiert:<br />
Wie können Auftraggeber, Teilnehmer<br />
selbst auf ihre Ideen kommen? Ich als<br />
Experte gebe die Lösung nicht vor, sondern<br />
ich biete ein Instrumentarium an,<br />
um eine Lösung zu finden. Eigentlich<br />
ein psychotherapeutischer Ansatz. Das<br />
ist viel nachhaltiger. Aus der Kombination<br />
unterschiedlicher ästhetischer Elemente<br />
und dem Gedanken der Partizipation<br />
entstehen dann ganz neue Zugänge.<br />
Sie haben Ihre Tätigkeit als Journalist angesprochen.<br />
Istdie Fähigkeit, gut zuhören<br />
zu können, eine Qualität, die in der Gesellschaft<br />
unterschätzt wird?<br />
Je älter ich werde, desto öfter habe ich<br />
den Eindruck, immer wieder mit leicht<br />
narzisstisch gestörten Menschen konfrontiert<br />
zu werden, die dazu neigen, einenzuzutexten,diekleineElevator-Pitches<br />
bei mir veranstalten und tatsächlich<br />
kaum ein Gefühl für die Balance<br />
von Geben und Nehmen in einem Gespräch<br />
haben. Da kann es passieren,<br />
dassmaneinenhalbenAbendlangnicht<br />
ein einziges Mal die Frage gestellt bekommt:<br />
„Und was machst du eigentlich?“<br />
Das befremdet mich. Gleichzeitig<br />
habe ich ein starkes persönliches InteresseananderenMenschen.Letztlich<br />
glaube ich, dass der Zuhörende immer<br />
in der interessanteren Position ist, weil<br />
er etwas Neues erfährt und bereichert<br />
wird. Aber ich bin schon erstaunt darüber,<br />
wie selten spontane Dialoge glücken.<br />
Könnte die Politik profitieren, wenn sie<br />
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