30.06.2016 Aufrufe

Ausgrenzung, Stigmatisierung, Exotisierung - Urbane Lebenswelten von Roma / dérive - Zeitschrift für Stadtforschung, Heft 64 (3/2016)

Wer mit halbwegs wachem Geist in Europa lebt, weiß, dass Roma diskriminiert werden, ihnen mit rassistischem Hass und Gewalt begegnet wird; und doch scheint die Verdrängungsleistung in Bezug auf die untragbare Situation groß. Als ausgegrenzte und stigmatisierte europäische Minderheit trifft die Roma die neoliberale Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte besonders hart. Seien es die Privatisierung von kommunalen Dienstleistungen, die Kommodifizierung von Wohnraum oder die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Die Sommerausgabe von dérive greift all diese Punkte auf und setzt sich mit klassischen Vorurteilen wie dem Nomadentum oder dem Betteln auseinander. Darüberhinaus gibt es einen ausführlichen Beitrag über den Städtebau in Brasilien. Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-64 bestellt werden.

Wer mit halbwegs wachem Geist in Europa lebt, weiß, dass Roma diskriminiert werden, ihnen mit rassistischem Hass und Gewalt begegnet wird; und doch scheint die Verdrängungsleistung in Bezug auf die untragbare Situation groß. Als ausgegrenzte und stigmatisierte europäische Minderheit trifft die Roma die neoliberale Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte besonders hart. Seien es die Privatisierung von kommunalen Dienstleistungen, die Kommodifizierung von Wohnraum oder die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums. Die Sommerausgabe von dérive greift all diese Punkte auf und setzt sich mit klassischen Vorurteilen wie dem Nomadentum oder dem Betteln auseinander. Darüberhinaus gibt es einen ausführlichen Beitrag über den Städtebau in Brasilien.
Das Heft kann hier https://shop.derive.at/collections/einzelpublikationen/products/heft-64 bestellt werden.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kunstinsert:<br />

Angelika Krinzinger<br />

Mäder<br />

Die Geste ist eine Bewegung des Körpers oder eines mit ihm verbundenen Werkzeuges,<br />

<strong>für</strong> die es keine zufriedenstellende kausale Erklärung gibt.<br />

Vilém Flusser<br />

Angelika Krinzinger beschäftigt sich seit vielen Jahren mit oft (makro-)fotografischen Zugängen<br />

zu Objekten und Körperausschnitten. Vielfach entstehen dabei Fotoarbeiten und Serien <strong>von</strong><br />

groß dargestellten Teilbereichen des Körpers, die unprätentiös den sinnlichen Charakter fokussieren<br />

und über das Detail die Frage nach dem Ganzen stellen.<br />

Vor etwa zwei Jahren begann Angelika Krinzinger intensiv <strong>für</strong> ihre Ausstellung An Hand<br />

im Schloss Ambras (2014) in Innsbruck Hände zu fotografieren. Dabei handelte es sich jedoch<br />

nicht – wie sonst in ihren Fotoarbeiten – um jene <strong>von</strong> lebenden Menschen, sondern sie destillierte<br />

Details aus der historischen Porträtgalerie des Schlosses Ambras aus dem 16. Jahrhundert. In<br />

der Zusammenstellung der Fotoarbeiten fällt auf, dass kaum eine dieser historischen Hände den<br />

natürlichen Charakter einer Hand vermittelt. Vielmehr wirken diese durch ihre Vergrößerung<br />

eher wie autonome Studien in einem Skizzenblock: künstlich aber symptomatisch <strong>für</strong> das Korsett<br />

dieser Zeit.<br />

Im April 2015 fotografierte Angelika Krinzinger im Schulheim Mäder, welches zu der<br />

Landessonderschule <strong>für</strong> körper- und mehrfachbehinderte Kinder in Vorarlberg gehört, über zwei<br />

Tage nicht nur die Hände der Kinder, sondern auch jene der LehrerInnen, BetreuerInnen und<br />

TherapeutInnen. Auf diese Weise entstand ein kollektives Manogramm, welches die Wichtigkeit<br />

der Hände, ihren Tastsinn und Bewegungsmöglichkeiten in neuen Relationen erscheinen lässt.<br />

Die 156 Schwarzweiß-Fotos sind zu einer Werkserie, deren Erlös dem Schulheim Mäder zugutekommt,<br />

zusammengefasst, die bei jeder Aufnahme die Frage nach dem Menschen hinter der<br />

Hand stellt.<br />

Die Haltungen der Hände verfolgen offensichtlich keine üblichen Codes, wie etwa die<br />

bekannten Gestikulationen süditalienischer Kommunikationspraktiken. Es ist die Spontaneität<br />

und Offenheit der TeilnehmerInnen, die dieses Projekt so selbstverständlich und vielschichtig<br />

zugleich macht.<br />

Von 16. Juni bis 6. August <strong>2016</strong> gibt es Arbeiten <strong>von</strong> Angelika Krinzinger in der Ausstellung<br />

Filter im Kunstforum Montafon in Schruns zu sehen.<br />

Barbara Holub / Paul Rajakovics<br />

32<br />

<strong>dérive</strong> N o <strong>64</strong> — <strong>Ausgrenzung</strong>, <strong>Stigmatisierung</strong>, <strong>Exotisierung</strong>. <strong>Urbane</strong> <strong>Lebenswelten</strong> <strong>von</strong> <strong>Roma</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!