Gemeinsam
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n Franziskus und<br />
nzel<br />
Polizei holt seit 40 Jahren<br />
Essen im Mutterhaus<br />
isch. Essensausgabe: Hauptkommissar Matthias Giese mit Sr. Regina und Sr. Antrud.<br />
(Tod Jesu) und Altar (als eucharistische<br />
Gemeinschaft mit Gott). Zentrale Themen<br />
sind: Nachfolge Jesu, Armut, Barmherzigkeit,<br />
Geschwisterlichkeit und Zärtlichkeit.<br />
Doch was bedeutet das für uns heute?<br />
„Wir können weder Franziskus noch Maria-Theresia<br />
Bonzel kopieren“ erläutert Sr.<br />
Alexa. „Aber wir können aus demselben<br />
Brunnen schöpfen wie sie: dem Evangelium.<br />
Schließlich arbeiten wir alle an privilegierten<br />
Orten der Gottesbegegnung.“<br />
Da ist sich die Provinzoberin sicher, die<br />
jahrelang selber sozial tätig war und auf<br />
der Domplatte in der Obdachlosenhilfe<br />
arbeitete. Daher appellierte sie an alle<br />
Leitungen und Mitarbeiter, alle anvertrauten<br />
Menschen als Geschöpfe Gottes<br />
zu verstehen und deren Würde zu achten,<br />
unabhängig von Position, Geld und sozialem<br />
Rang.<br />
Die Veranstaltung Franziskanische Spiritualität<br />
im Haus Marienthal war aber nicht<br />
nur Informations, sondern auch Diskussionsforum.<br />
In drei Gruppen erarbeiteten<br />
die Haus- und Pfl egedienstleitungen Fragestellungen,<br />
Wünsche und Anregungen,<br />
wie das franziskanische Profi l künftig<br />
geschärft werden könne. Ganz oben auf<br />
der Agenda fanden sich Veranstaltungen<br />
zum Thema auf Mitarbeiterebene. Hieran<br />
werden Orden, Stiftung, Geschäftsführung<br />
und Einrichtungsleitungen künftig<br />
verstärkt arbeiten.<br />
OLPE<br />
„Nicht dass es zu Missverständnissen<br />
kommt“, witzelt Hauptkommissar Matthias<br />
Giese. „Die Mahlzeiten, die wir im Mutterhaus<br />
abholen, sind nicht für uns, sondern<br />
für diejenigen, die wir in Gewahrsam genommen<br />
haben.“ Und so geht das schon gut<br />
40 Jahre. Keiner weiß mehr genau, wann<br />
die erste Anfrage durch die Polizei kam. Ein<br />
nicht mehr zu ermittelnder Olper Polizist<br />
kam 1968 auf die Idee, beim Mutterhaus<br />
nachzufragen, ob die Franziskanerinnen<br />
nicht eine Mahlzeit für die zur Verfügung<br />
stellen könnten, die über Nacht auf der Wache<br />
verbleiben mussten. Schwester Danielis,<br />
ehemalige Leiterin der Küche und heutige<br />
Hausoberin des Mutterhauses erinnert sich:<br />
„Ja, das waren damals nur ein paar Mahlzeiten,<br />
hauptsächlich Frühstücke, die die Polizei<br />
bei uns abgeholt hat. Im Lauf der Jahre<br />
wurden es dann mehr. Dafür haben wir kein<br />
Geld genommen, aber die Polizisten gebeten,<br />
ab und zu Streife am Mutterhaus zu<br />
fahren.“<br />
Im Jahr 2007 waren es bislang 271 Mahlzeiten,<br />
die die Küche des Mutterhauses zubereitet<br />
hat. Besonders beliebt sind die zünftigen<br />
Frühstücke mit zwei Scheiben Wurstbrot.<br />
Dazu gibt es Kaffee oder Tee. „Religiöse Vorgaben<br />
werden natürlich von uns beachtet“,<br />
erklärt Sr. Danielis. „Wenn wir wissen, dass<br />
Muslime inhaftiert sind, gibt es Käsebrote<br />
und kein Schweinefl eisch.“<br />
1985 war es vorbei mit dem kostenlosen Essen<br />
auf Zuruf. Seitdem gibt es ein offi zielles<br />
Anforderungsformular und eine Abrechnung.<br />
Die Kosten treiben aber jedem Gastronom<br />
die Tränen in die Augen. Denn für das<br />
Frühstück erhalten die Olper Schwestern gerade<br />
mal netto 1,55 Euro. Dennoch bereiten<br />
Sr. Regina und Sr. Anntrud gerne die Mahlzeiten<br />
zu, denn sie sind mit Leib und Seele<br />
FRANZISKANISCH<br />
Küchenschwestern.<br />
Im Jahr 2004 zählte die Polizei 231, in 2005<br />
insgesamt 189 Mahlzeiten. Im Jahr 2006 hat<br />
die Küche des Mutterhauses nur 82 Essen<br />
für Inhaftierte zubereitet (47 Frühstücke, 13<br />
Mittag- und 22 Abendessen). In diesem Jahr<br />
nahm die Zahl wieder deutlich zu. Die Polizei<br />
in Olpe inhaftiert vor allem aus Gründen<br />
der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung.<br />
Insbesondere Betrunkene, die eine<br />
Gefahr für sich oder andere darstellen oder<br />
Straftäter, die beispielsweise auf frischer Tat<br />
erwischt werden sind häufi g in den insge-<br />
samt vier Zellen der Olper Hauptwache untergebracht.<br />
„Eine dritte Gruppe Inhaftierter<br />
stellen so genannte Abschiebehäftlinge<br />
dar, die bis zu ihrem Flug zur Ausreise auf<br />
Anordnung der Ausländerbehörde maximal<br />
für eine Nacht bei uns untergebracht werden“,<br />
erläutert Matthias Giese.<br />
Die Inhaftierten dürfen höchstens bis zum<br />
Ablauf des darauf folgenden Tages in den<br />
Zellen der Olper Polizei festgehalten werden.<br />
Betrunkene werden nach ihrer Ausnüchterung<br />
entlassen. Festgenommene<br />
werden entweder nach Abschluss erster<br />
Ermittlungen entlassen oder einem Richter<br />
vorgeführt, der über die Untersuchungshaft<br />
entscheidet.<br />
„Die Küche des Mutterhauses ist schon seit<br />
Jahrzehnten bereit, schnell und unbürokratisch<br />
Essen für unsere Inhaftierten bereitzustellen“,<br />
unterstreicht der Hauptkommissar.<br />
„Die Zusammenarbeit war immer gut. Und<br />
in all den Jahren habe ich noch von keiner<br />
Beschwerde gehört. Im Gegenteil: Die herzhaften<br />
Brotbelege der Franziskanerinnen<br />
sind immer sehr beliebt.“<br />
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