Militärgeschichte
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Zypern 1974<br />
Der türkische Angriff stockt<br />
Auf den Höhenzügen um Kyrenia sowie<br />
am Flughafen von Nikosia lieferten<br />
sich die griechischen Zyprioten weiterhin<br />
erbitterte Gefechte mit den verhassten<br />
Eindringlingen. Im Gegensatz<br />
zu den unerfahrenen türkischen Wehrpflichtigen<br />
schienen die griechischen<br />
Zyprioten noch von ihren Erfahrungen<br />
vergangener Kämpfe mit den türkischen<br />
Zyprioten und der britischen<br />
Kolonialmacht zu zehren und zeigten<br />
sich mit ihrem Kriegsgerät, unter dem<br />
sich neben griechischen Waffensystemen<br />
vorwiegend ältere Panzer des sowjetischen<br />
Typs T-34 und einige Dutzend<br />
Schützenpanzerwagen BTR‐152<br />
befanden, gut vertraut. Gebannt verfolgten<br />
die amerikanischen Joint Chiefs<br />
of Staff in Washington, aber auch die<br />
Bundeswehrführung in Bonn den Verlauf<br />
der Operation. Es stellte sich heraus,<br />
dass sich Kampfkraft und Logistik<br />
der türkischen Streitkräfte als weit<br />
schwächer und unkoordinierter erwiesen,<br />
als dies in NATO-Kreisen allgemein<br />
angenommen wurde. Gleiches<br />
galt für das Führungsverhalten der türkischen<br />
Kommandeure. Dies wog<br />
umso schwerer, als ein großer Teil der<br />
griechisch-zypriotischen Gegner nur<br />
unzureichend ausgerüstet und bewaffnet<br />
war – ein Umstand, der auf die<br />
Kräfte des Warschauer Paktes im Falle<br />
eines bewaffneten Konflikts mit der<br />
NATO nicht zutreffen würde. Spätere<br />
Berichte des Bundesministeriums der<br />
Verteidigung enthüllten auch die gravierenden<br />
logistischen Mängel der türkischen<br />
Luftstreitkräfte. Die Luftwaffe<br />
konnte ihre Einsatzbereitschaft bereits<br />
am zweiten Tag der Operation nur<br />
dank umfangreicher Ersatzteillieferungen<br />
aus der, zum damaligen Zeitpunkt<br />
mit der Türkei befreundeten<br />
Arabischen Republik Libyen aufrechterhalten.<br />
Diese Mängel konnten auch<br />
der Sowjetführung nicht verborgen<br />
bleiben. Teile der sowjetischen Mittelmeerflotte<br />
kreuzten in den Gewässern<br />
vor Zypern und observierten aufmerksam<br />
die Vorgänge auf der Insel.<br />
Im Süden Zyperns entbrannten unterdessen<br />
schwere Gefechte zwischen<br />
den Volksgruppen, denen weitere<br />
Übergriffe der Nationalgarde auf die<br />
türkisch-zypriotische Zivilbevölkerung<br />
folgten. Anders als von Ankara erhofft,<br />
konnte die nationale Organisation<br />
türkisch-zypriotischer Kämpfer (TMT)<br />
kaum zum Erfolg der Invasoren beitragen.<br />
Bei Limassol und in anderen Ortschaften<br />
vertrieben die Truppen Nikos<br />
Sampsons Tausende von Angehörigen<br />
der eingeschüchterten türkischstämmigen<br />
Bevölkerung aus deren angestammten<br />
Siedlungen. Presseberichten<br />
zufolge hatten griechische Zyprioten<br />
Operation ATILLA: Die türkische Besetzung Nordzyperns 1974<br />
TÜRKEI<br />
Mersin<br />
Adana<br />
Incirlik<br />
Marinegestützte Operationen<br />
Einsatz von Luftlandetruppen<br />
Iskenderun<br />
Jagdbomberangriffe<br />
Straßenkämpfe<br />
Flugplätze<br />
Schiffsrouten<br />
Flugrouten<br />
Latakia<br />
Kyrenia<br />
Morphou<br />
Timbou<br />
NIKOSIA<br />
Famagusta<br />
M I T T E L M E E R<br />
SYRIEN<br />
Paphos<br />
Akrotiri<br />
(brit. Militärbasis)<br />
ZYPERN<br />
Larnaca<br />
Dekelia<br />
(brit. Militärbasis)<br />
0 20 40 60 80<br />
100 km<br />
© ZMSBw<br />
07772-02<br />
Limassol<br />
LIBANON<br />
20 <strong>Militärgeschichte</strong> · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 2/2016