Chancenregion_JadeBay_2017_2018
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
48 <strong>Chancenregion</strong> <strong>JadeBay</strong><br />
INTERVIEW<br />
RALF EILERS, Leiter des<br />
Ausbildungszentrums Varel<br />
Frage: „Ausbildungszentrum“ klingt gut – was machen Sie<br />
genau?<br />
Ralf Eilers: Wir bezeichnen uns gern als Talentschmiede für<br />
Auszubildende in der Metallzerspanung und sind offen für alle<br />
Betriebe dieser Branche in der Region. Sie sind zu einem Teil<br />
ihrer Ausbildung bei uns, zu einem in ihrem Betrieb und<br />
natürlich auch in der Berufsschule. Das Niveau ist hoch,<br />
wir sind anspruchsvoll. An ihren ersten drei Tagen bereiten<br />
wir die jungen Leute darauf vor, was sie hier erwartet und<br />
was wir von ihnen erwarten – angefangen bei den Schlüsselqualifikationen.<br />
Frage: Welche sind das?<br />
Eilers: Teamfähigkeit gehört unbedingt dazu, Flexibilität<br />
im Denken sowie Handeln, und selbstverständlich spielt<br />
auch das soziale Verhalten eine wichtige Rolle. Zum Beispiel<br />
gilt für die Zeit, in der die Azubis hier bei uns sind, ein Handyverbot.<br />
Wir lassen sie ihre Berichte auch in Normschrift<br />
schreiben, weil wir einfach wollen, dass gewisse<br />
Standards gewahrt werden. In dieser Hinsicht versuchen wir,<br />
die Zeit ein wenig zurückzudrehen.<br />
Frage: Um wie viele Auszubildende<br />
kümmern Sie<br />
sich?<br />
Eilers: Zurzeit sind es 154.<br />
Damit haben wir unser<br />
Limit erreicht.<br />
Frage: Und die sind alle<br />
richtig gut?<br />
Eilers: Das ist ganz unterschiedlich.<br />
Ein paar Dinge<br />
fallen uns aber auf. Zum<br />
Beispiel, dass das handwerkliche Geschick stark<br />
nachgelassen hat. Die jungen Leute schrauben einfach weniger<br />
rum als früher. Das ist schade.<br />
Foto: AZV<br />
Ralf Eilers<br />
Frage: Versuchen Sie Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen?<br />
Eilers: Ja. Nach einem Jahr schicken wir unsere Auszubildenden<br />
für zehn Tage nach Juist. Nicht in die Ferien, sondern<br />
zum Arbeiten. Da sind sie in einer völlig neuen Situation und<br />
müssen versuchen, sich zurechtzufinden. Wenn sie zurückkommen,<br />
sind die meisten wie ausgewechselt.<br />
>><br />
Gute Aussichten also für die Auszubildenden, die darüber hinaus<br />
von den internationalen Beziehungen des Unternehmens<br />
profitieren. Stammkunden hat die M+D Flugzeugbau GmbH in<br />
ganz Europa und auch in den USA. Sie alle schicken ihre Flugzeuge<br />
zur Reparatur ausschließlich nach Ostfriesland. Kooperationen<br />
gibt es etwa mit Premium Aerotech im nahen Varel und<br />
dem südafrikanischen Flugzeugbauer Jonker Sailplanes, für den<br />
die Friedeburger den deutschen Vertrieb übernommen haben.<br />
Bei Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen in aller Welt ist das<br />
Beherrschen der englischen Sprache unverzichtbar. So auch hier.<br />
Schulnoten interessieren die Ausbilder hingegen erst an zweiter<br />
Stelle: „Uns ist wichtig, dass die Bewerber zum Unternehmen<br />
passen, technisches beziehungsweise hand-werkliches Verständnis<br />
mitbringen und Spaß an der Arbeit haben“, heißt es. Denkbar<br />
ist im Übrigen auch die Kombination von Ausbildung und<br />
Studium mit wechselnden Praxis- und Theoriephasen.<br />
Mitarbeitern, die fest im Unternehmen integriert sind, bieten die<br />
Verantwortlichen einige attraktive Extras, etwa die Möglichkeit,<br />
den Segelflugschein zu erwerben oder sich bei der Weiterbildung<br />
zum Prüfer unterstützen zu lassen. Das ist für Harald Hortig momentan<br />
noch Zukunftsmusik. Erst einmal genießt er jede Minute,<br />
die er in der Maschinenhalle statt im Klassenzimmer zubringen<br />
kann. Und was nach der Ausbildung kommt, will er zunächst abwarten.<br />
Dass seine Chancen gut stehen, weiß er. Nico Saß bestätigt:<br />
„Bisher haben wir fast jeden Auszubildenden übernommen.“<br />
Foto: Mediavanti<br />
Mal eben rechts ranfahren geht in der Luft nicht: Jedes Flugzeug muss<br />
uneingeschränkt funktionieren.<br />
2200 Euro brutto<br />
verdienen gelernte Fluggerätemechaniker<br />
durchschnittlich (Quelle: www.ausbildung.de)