12.10.2016 Aufrufe

Menarini Kongress-News ÖGP 8.10.2016 (public)

Die 40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie fand in der Messe Wien statt. In der 1. Ausgabe der "Menarini Kongress-News " vom 8.10.2016 sind die Highlights des 1. Kongresstages zusammengefasst: - Pneumologie kompakt - COPD & Selfmanagement - Schnarcher leben gefährlich - Die bunte Welt der COPD - Verrauchtes Kinderschicksal und vieles mehr...

Die 40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie fand in der Messe Wien statt. In der 1. Ausgabe der "Menarini Kongress-News " vom 8.10.2016 sind die Highlights des 1. Kongresstages zusammengefasst:
- Pneumologie kompakt
- COPD & Selfmanagement
- Schnarcher leben gefährlich
- Die bunte Welt der COPD
- Verrauchtes Kinderschicksal
und vieles mehr...

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<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie<br />

Wien, 8. Oktober 2016<br />

<strong>ÖGP</strong>-Tagung 2016 live:<br />

Highlights & Facts<br />

Pneumologie kompakt:<br />

Asthma & COPD im Überblick<br />

Pneumologische Rehab:<br />

COPD und Self-Management<br />

Lunge & Herz:<br />

Schnarcher leben gefährlich<br />

Die bunte Welt der COPD:<br />

Update LEAD-Studie<br />

Kinder & Tabak:<br />

Verrauchtes Kinderschicksal


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

inhalt<br />

4 Obstruktive Lungenerkrankungen:<br />

Asthma und COPD im kompakten Überblick<br />

5 Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka im Interview:<br />

Gelungene 10-Minuten-Aktion<br />

6 Pneumologische Rehabilitation:<br />

COPD und Self-Management<br />

8 Lunge und Herzinsuffizienz:<br />

Multimorbidität durch inflammatorische Trigger?<br />

9 Lunge und Herzinsuffizienz:<br />

Schnarcher leben gefährlich<br />

10 Die bunte Welt der COPD:<br />

Update LEAD-Studie<br />

12 Tabakassoziierte Erkrankungen:<br />

Das verrauchte Kinderschicksal<br />

13 Gesundheit als „Mission Impossible“?<br />

Wissen ist Gesundheit<br />

14 Posterpräsentationen<br />

15 Fachkurzinformationen<br />

Teilnehmer-Rekord in Wien<br />

Jubiläumskongress<br />

war ein voller Erfolg<br />

©<br />

Unlimited Media<br />

IMPRESSUM<br />

Medieneigentümer & Herausgeber:<br />

Unlimited Media<br />

video . web . print & more ...<br />

Crisafulli & Stodulka Unlimited Media GmbH<br />

Verlag & Redaktion: Salierigasse 26/4, 1180 Wien<br />

office@unlimitedmedia.at, unlimitedmedia.at<br />

Chefredaktion: Thomas Stodulka<br />

Redaktion: Thomas Stodulka, Eliana<br />

Crisafulli, Dr. Monika Steinmaßl-Wirrer<br />

Lektorat: Alexandra Lechner<br />

Art Direktion & Layout: Unlimited Media<br />

Druck: Druckerei Odysseus Stavros Vrachoritis GmbH<br />

Haideäckerstraße 1, 2325 Himberg<br />

Mit freundlicher Unterstützung der Firma<br />

A. <strong>Menarini</strong> Pharma GmbH<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische<br />

Differenzierung verzichtet. Entsprechende<br />

Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für<br />

beide Geschlechter.<br />

Wien war perfekter Treffpunkt für den 40. Jubiläumskongress<br />

der heimischen Pneumologen. Das zeigte sich nicht<br />

zuletzt an den Teilnehmerzahlen. Bis Freitag Abend, knapp<br />

vor Redaktionsschluss, wurden 850 Teilnehmer registriert.<br />

„Das ist absoluter Rekord bei der <strong>ÖGP</strong>-Tagung. Der <strong>Kongress</strong><br />

ist ein voller Erfolg“, strahlte Präsident Prim. Univ.-<br />

Prof. Dr. Meinhard Kneussl erfreut. Er war aber auch von den<br />

vielen jungen Teilnehmern begeistert. Gerade die neu eingeführten<br />

Vorträge „Pneumologie kompakt“ kamen sehr<br />

gut an. Generell gelang der interdisziplinäre Austausch zwischen<br />

den verschiedenen Fachärzten, Allgemein medizinern<br />

und Ärzten in Ausbildung ausgezeichnet. Egal ob bei den<br />

Postersitzungen, den Vorträgen oder auch in den Pausen<br />

– überall wurde angeregt<br />

diskutiert, sprach man über<br />

neue Kooperationen oder<br />

Weiterentwicklungen von<br />

gemeinsamen Projekten.<br />

Und obwohl der <strong>Kongress</strong><br />

in Wien Samstag Mittag zu<br />

Ende geht, freut sich Präsident<br />

Kneussl schon auf<br />

den nächstjährigen <strong>Kongress</strong><br />

von 5. bis 7. Oktober<br />

in Innsbruck – wieder gemeinsam<br />

mit der Österreichischen<br />

Gesellschaft für<br />

Thorax-Chirurgie.<br />

2 40. Jahrestagung der ögp


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

Obstruktive Lungenerkrankungen<br />

Asthma und COPD<br />

im kompakten Überblick<br />

Mit der neuen Vortragsserie<br />

„Pneumologie kompakt“<br />

sollen vor allem Ärzte und<br />

Ärztinnen in Ausbildung,<br />

Allgemeinmediziner und<br />

Studierende an gesprochen<br />

werden. Den Auftakt bildeten<br />

die Schwerpunkte Asthma<br />

und COPD. Das Publikumsinteresse<br />

war groß.<br />

„Von den großen Killerkrankheiten<br />

ist die COPD die einzige Entität, die<br />

hinsichtlich Mortalität zunimmt“,<br />

betonte Univ.-Prof. Dr. Otto Chris<br />

Burghuber, Otto-Wagner-Spital, Leiter<br />

der 1. Internen Lungenabteilung,<br />

Wien. Rund eine Million Österreicher<br />

sind betroffen, 400.000 behandlungsbedürftig<br />

(GOLD-Stadium<br />

II-IV). COPD ist durch eine persistierende,<br />

üblicherweise progressive<br />

Atemflusslimitierung charakterisiert<br />

und mit überschießender chronischer<br />

Entzündung der Atemwege<br />

und des Lungenparenchyms auf toxische<br />

Partikel und Gase assoziiert.<br />

Exazerbationen und Komorbiditäten<br />

tragen zur Schwere des Krankheitsbildes<br />

bei. „Mittlerweile wird COPD<br />

als pulmonale Komponente einer<br />

chronischen Multimorbidität gesehen“,<br />

so Burghuber. Als wichtigste<br />

Komorbiditäten gelten kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen, Osteoporose,<br />

Angst und Depression, Lungenkrebs,<br />

schwere Infektionen, metabolisches<br />

Syndrom und manifester Diabetes.<br />

Die Beurteilung der COPD beinhaltet<br />

die Quantifizierung der Symptome<br />

(CAT-Test), die Feststellung<br />

des Schweregrades (Spirometrie),<br />

das Abschätzen des Risikos für<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl und Univ.-Prof. Dr. Otto Chris Burghuber<br />

Exazerbationen sowie die Diagnose<br />

und Therapie von Komorbiditäten.<br />

Generell sollte das Auftreten von<br />

Komorbiditäten nicht die Therapie<br />

der COPD ändern. Umgekehrt sollten<br />

Komorbiditäten so behandelt<br />

werden, als hätte der Patient keine<br />

COPD. Therapieziel ist die Reduktion<br />

sowohl der Symptome als<br />

auch der Risiken. Basistherapie sind<br />

Bronchodilatatoren. Antiinflammation<br />

(inhalative Kortikoide, ICS) ist<br />

zunehmend fraglich, systemisches<br />

Cortison verkürzt das Überleben.<br />

Nichtinvasive Beatmung ist bei Hyperkapnie<br />

indiziert, Roflumilast bei<br />

ausgewählten COPD-Patienten.<br />

Asthma bronchiale<br />

„Asthma bronchiale stellt eine heterogene<br />

Erkrankung dar, charakterisiert<br />

durch eine chronische Atemwegsentzündung.<br />

Sie unterscheidet<br />

sich von Patient zu Patient, was Trigger<br />

und Treiber, Symp tomschwere,<br />

Inflammationsgrad und Therapieansprechen<br />

betrifft“, berichtete Univ.-<br />

Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Krankenhaus<br />

Hietzing, Leiter der Abteilung<br />

für Atmungs- und Lungenerkrankungen,<br />

Wien. Europa weit sind nur<br />

57 Prozent der Asthmapatienten<br />

Der Andrang und das Interesse am<br />

Thema waren so groß, dass sich einige<br />

<strong>Kongress</strong>teilnehmer die Vorträge vor<br />

der Tür anhören mussten.<br />

kontrolliert. Von zentraler Bedeutung<br />

ist die Vermeidung von Exazerbationen,<br />

da sie zu einer Verschlechterung<br />

des Asthmas führen.<br />

Therapieziele sind neben der Reduktion<br />

von Triggerfaktoren und<br />

Verstärkern – von Rauchen, Infekten<br />

über Reflux bis hin zu hormonellen<br />

und psychischen Faktoren –<br />

eine individuell und an die jeweilige<br />

Krankheitsmanifestation adaptierte<br />

Medikation nach dem GINA-Stufenschema.<br />

Zum Einsatz kommen ICS,<br />

Leukotrienantagonisten, langwirksame<br />

Betamimetika, orales Kortison,<br />

langwirksame Musarinantagonisten,<br />

anti-IgE, anti-IL-4, -IL-5 und IL-13.<br />

© Unlimited Media<br />

© Unlimited Media<br />

4 40. Jahrestagung der ögp


Wien, 8. Oktober 2016<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka im Interview<br />

Gelungene 10-Minuten-Aktion<br />

COPD und Asthma bronchiale sind Atemwegserkrankungen, die eine Entzündung der Lunge<br />

hervorrufen. Der Krankheitsverlauf beider Erkrankungen ist umso besser, je früher diese erkannt,<br />

diagnostiziert und therapiert werden. Deshalb haben die Österreichische Gesellschaft für<br />

Pneumologie und die Österreichische Apothekerkammer die Vorsorgeaktion „10 Minuten für meine<br />

Lunge“ ins Leben gerufen. Wir sprachen mit Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, Past President der<br />

<strong>ÖGP</strong> und Vorstand der Universitätsklinik für Pneumologie/Lungenheilkunde am LKH Salzburg.<br />

©<br />

Österr. Apothekerkammer<br />

APA/Rastegar<br />

Was war das Ziel der Vorsorgeaktion<br />

„10 Minuten für meine Lunge“?<br />

Eine gesündere Lebensweise, eine<br />

frühzeitige Therapie und vor allem<br />

der sofortige Rauchstopp können<br />

wesentlich das Risiko verringern, an<br />

Asthma oder COPD zu erkranken,<br />

bzw. den Krankheitsverlauf wesentlich<br />

verbessern. In einem frühen Stadium<br />

kann die Tabakentwöhnung<br />

eine COPD sogar zum Stillstand<br />

bringen. Das Ziel der gemeinsamen<br />

Aktion war die Früherkennung obstruktiver<br />

Lungenerkrankungen – besonders<br />

der COPD. Die Aktion wurde<br />

im Frühjahr 2016 in Apotheken<br />

in Wien, Niederösterreich, Salzburg<br />

und Kärnten durchgeführt.<br />

Wie wurde vorgegangen?<br />

In den Apotheken wurde eine umfassende<br />

Risikobewertung mittels validiertem<br />

Fragebogen und Lungentest<br />

durchgeführt, um eine Erkrankung<br />

an Asthma oder COPD frühzeitig zu<br />

erkennen. Die Messung erfolgte mit<br />

einem digitalen COPD-Screener, mit<br />

dem der FEV1- und der FEV6-Wert<br />

bestimmt wurden. Die Messung wurde<br />

dreimal durchgeführt. Innerhalb<br />

von zehn Minuten lagen das Erkrankungsrisiko<br />

und der Rauchstatus vor.<br />

Befand sich der Wert außerhalb des<br />

normalen Bereiches, wurde den Betroffenen<br />

empfohlen, zur weiteren<br />

Abklärung der Symptome einen Lungenfacharzt<br />

aufzusuchen.<br />

Gibt es schon erste Ergebnisse?<br />

Insgesamt wurden bei der Aktion<br />

über 20.000 Personen gescreent.<br />

v.l.n.r. Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Dr. Christian Müller-Uri und<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka beim Startschuss der Vorsorgeaktion.<br />

©<br />

Wildbild<br />

„In einem frühen Stadium<br />

kann die Tabakentwöhnung<br />

eine COPD sogar zum<br />

Stillstand bringen.“<br />

Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka<br />

Wir hatten in Österreich noch nie<br />

eine Vorsorgeaktion zu diesem Thema<br />

mit derart vielen Teilnehmern.<br />

Das ist schon ein toller Erfolg. Letztlich<br />

bietet die Apotheke dafür einen<br />

perfekten niederschwelligen Zugang.<br />

Die Risikobewertungen ergaben bei<br />

rund zehn bis 15 Prozent der Teilnehmer<br />

einen Wert im roten Bereich.<br />

Den empfohlenen Besuch beim<br />

Lungenfacharzt haben aber nur rund<br />

200 Personen wirklich gemacht und<br />

das auch rückgemeldet. Die große<br />

Herausforderung für die Zukunft<br />

wird sein, alle Betroffenen zu einem<br />

Besuch beim Lungenfacharzt zu<br />

motivieren. Ich vermute, es scheitert<br />

in vielen Fällen am Zugang zum<br />

Kassenarzt. Viele Patienten gehen<br />

einfach nicht hin. Vielleicht wäre es<br />

sinnvoll, einen erweiterten Service<br />

einzurichten, um auch die Lungenfunktion<br />

einfach abklären zu lassen.<br />

Wir werden die Aktion im Herbst sicher<br />

wiederholen und die Ergebnisse<br />

exakt analysieren. Wichtig ist, dass<br />

wir schon jetzt das Bewusstsein für<br />

COPD und Asthma bei den Menschen<br />

erhöht und zumindestens<br />

manche Risikopatienten frühzeitig zu<br />

einem Arztbesuch motiviert haben.<br />

<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

5


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

Pneumologische Rehabilitation<br />

COPD und Self-Management<br />

Der Begriff Self-Management bedeutet, dass der Patient mit allem, was seine chronische<br />

Erkrankung mit sich führt, umgehen kann. Dabei handelt es sich um Symptome, Therapie,<br />

körperliche und soziale Konsequenzen sowie Veränderungen des Lebensstils. OÄ Dr. Irmgard<br />

Homeier, Otto-Wagner-Spital, 2. Interne Lungenabteilung, Wien, fasste zusammen,<br />

was zum Self-Management gehört und was es bringt.<br />

Noch in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts war die ärztliche<br />

Hauptaufgabe die Diagnose und<br />

die Therapie von akuten Erkrankungen.<br />

Der Patient wurde therapiert.<br />

Im Laufe der Zeit wandelte sich das<br />

Arzt-Patienten-Verhältnis jedoch in<br />

ein partnerschaftliches Miteinander.<br />

Der Arzt ist heute schulender medizinischer<br />

Experte, der gemeinsam mit<br />

dem Patienten als „begleitender Experte“<br />

die bestmögliche Krankheitsbewältigung<br />

anstrebt. Als Self-Management<br />

wird letztlich die Fähigkeit<br />

bezeichnet, nicht nur mit den Symptomen<br />

und der Behandlung umgehen<br />

zu können, sondern auch mit<br />

den körperlichen und psychosozialen<br />

Folgen und den Auswirkungen auf<br />

die Lebensführung. OÄ Dr. Irmgard<br />

Homeier, Otto-Wagner-Spital: „Das<br />

aktive Mitwirken durch den Patienten<br />

erfordert ein differenziertes<br />

Wissen über die Ursache, den Verlauf<br />

und die Therapie der Krankheit.<br />

Zudem muss die Bereitschaft vorhanden<br />

sein, die krankheitsbezogenen<br />

Einschränkungen zu akzeptieren<br />

und gewisse Verhaltensmuster<br />

zu ändern. Dies sind unabdingbare<br />

Voraussetzungen für ein gelungenes<br />

Self-Management.“<br />

Sinnvolles medizinisches und<br />

emotionales Management<br />

Eine zentrale Aufgabe ist das medizinische<br />

Management. Es geht<br />

dabei um die regelmäßige Anwendung<br />

der Medikation und die<br />

richtige Inhalationstechnik. Beim<br />

OÄ Dr. Irmgard Homeier<br />

Voraussetzungen für das Selbstmanagement<br />

Rollenmanagement gilt es, ein<br />

sinnvolles Verhalten zu entwickeln<br />

und beizubehalten. Das nicht weniger<br />

wichtige emotionale Management<br />

umfasst den Umgang mit<br />

Ärger, Angst, Frustration oder auch<br />

Depression. Erst durch den Aufbau<br />

kompetenter Verhaltensweisen im<br />

Umgang mit der Krankheit wird es<br />

dem Patienten möglich, eine angemessene<br />

Selbstkontrolle durchzuführen.<br />

Die Vorteile sind eine<br />

Verbesserung der gesundheitsbezogenen<br />

Lebensqualität, eine Reduktion<br />

der Spitalsaufenthalte und<br />

Besuche der Notaufnahme sowie<br />

eine Verbesserung der Atemnot.<br />

Nicht-Kommunikation gibt es nicht<br />

Ein wichtiger Faktor ist die Gesundheitskompetenz.<br />

Das ist die Fähigkeit,<br />

Gesundheits informationen zu<br />

verstehen und gesundheitsrelevante<br />

Entscheidungen treffen zu<br />

können. Nach Gregory Bateson,<br />

einem angloamerikanischen Sozialwissenschatfler,<br />

kann man nicht<br />

nicht kommunizieren. Das gilt<br />

auch für das Gesundheitsverhalten<br />

und Krankheitsmanagement. Man<br />

kann nicht nicht mit seiner Krankheit<br />

umgehen. Auch wenn sich ein<br />

Patient dazu entscheidet, kein gesundheitsförderndes<br />

Verhalten anzunehmen,<br />

ist dies eine Form des<br />

Umganges mit der Erkrankung.<br />

Homeier: „Selbstmanagement ersetzt<br />

sicher nicht die regelmäßigen<br />

Kontrollen beim Arzt. Die Frequenz<br />

der Kontrollen beim Lungenfacharzt<br />

oder auch beim Allgemeinmediziner<br />

kann aber im Rahmen der Self-Management-Intervention<br />

individuell<br />

besprochen und festgelegt werden.“<br />

• Problemlösungsstrategien (Lösungen suchen, umsetzen, evaluieren)<br />

• Entscheidungsfindung (tägliche Aktionspläne nach Befinden)<br />

• Ressourcenplanung (nicht warten – aktiv Hilfe holen)<br />

• partnerschaftliches Verhältnis zum Arzt<br />

(offen und frühzeitig Probleme besprechen)<br />

• aktiv werden (Trainingsprogramm, erreichbare Ziele)<br />

• Selbstanpassung<br />

©<br />

Unlimited Media<br />

6 40. Jahrestagung der ögp


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

Lunge und Herzinsuffizienz<br />

Multimorbidität durch<br />

inflammatorische Trigger?<br />

COPD und Herzerkrankungen teilen gewisse Risikofaktoren, das Symptom Dyspnoe<br />

bildet eine Schnittstelle zwischen Lunge und Herz. Viele Patienten leiden sowohl an<br />

Herzinsuffizienz als auch an COPD. Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass die<br />

lokale Entzündung in den Lungen eine systemische Inflammation im Gesamt -<br />

organismus und in weiterer Folge eine subklinische Atherosklerose verursacht.<br />

Diese Hypothese könnte die hohe Komorbiditätsrate erklären.<br />

Etwa die Hälfte aller über 50-jährigen<br />

Patienten mit COPD leidet an<br />

einer kardiovaskulären Erkrankung.<br />

„COPD und Herzinsuffizienz kommen<br />

häufig gemeinsam vor. Das<br />

Vorhandensein der einen Krankheit<br />

verschlechtert die Prognose der<br />

anderen“, erläuterte Univ.-Prof. Dr.<br />

Franz Weidinger, Krankenanstalt<br />

Rudolfstiftung, 2. Medizinische Abteilung<br />

mit Kardiologie und internistischer<br />

Intensivmedizin, Wien.<br />

COPD erhöht die Herzinsuffizienzbedingte<br />

Mortalität unabhängig von<br />

Demographie, Risikofaktoren und<br />

Auswurffraktion. Je schlechter die<br />

Lungenfunktion, desto höher ist die<br />

kardiovaskuläre Morbidität. Ein Abfall<br />

des forcierten expiratorischen<br />

Volumens (FEV1) um zehn Prozent<br />

steigert die Gesamtmortalität<br />

um 14 Prozent, die kardiovaskuläre<br />

Mortalität um 28 Prozent und die<br />

Rate nichttödlicher Koronarereignisse<br />

um 20 Prozent – unabhängig<br />

vom Rauchverhalten. Diese Zahlen<br />

sind umso dramatischer, als kardiovaskuläre<br />

Erkrankungen (Hypertension,<br />

Herzinsuffizienz und KHK) mit<br />

62 Prozent den Hauptanteil der Komorbiditäten<br />

bei COPD darstellen<br />

– weit vor Diabetes, Dyslipidämie<br />

oder Osteoporose. Patienten mit<br />

COPD haben gegenüber Patienten<br />

ohne COPD ein vierfach erhöhtes<br />

Herzinsuffizienzrisiko.<br />

Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger<br />

Chronische Multimorbidität<br />

Mittlerweile wird COPD als pulmonale<br />

Komponente einer chronischen<br />

Multimorbidität angesehen.<br />

„Risikofaktoren wie Rauchen,<br />

Hypercholesterinämie, Bluthochdruck,<br />

Übergewicht, Inaktivität,<br />

Genetik etc. führen langfristig zu<br />

Atherosklerose, Zell-Entdifferenzierung<br />

sowie Lungenschäden, in<br />

weiterer Folge zu Herzinsuffizienz,<br />

KHK, Krebs und COPD und schließlich<br />

zu Invalidität und Tod“, erklärte<br />

Univ.-Prof. Dr. Otto Chris Burghuber,<br />

Otto-Wagner-Spital, Leiter der<br />

1. Internen Lungenabteilung, Wien.<br />

Zunehmend erhärtet sich die Hypothese,<br />

dass die lokale Inflammation<br />

(COPD) zu einer systemischen<br />

Inflammation (erhöhte CRP-Werte),<br />

zu subklinischer Atherosklerose<br />

© Unlimited Media<br />

und zu einer erhöhten kardiovaskulären<br />

Morbidität und Mortalität<br />

führt. Bereits vor einigen Jahren<br />

konnte gezeigt werden, dass mit<br />

zunehmender systemischer Inflammation<br />

der Schweregrad der<br />

Herzinsuffizienz steigt.<br />

Marker untermauern Hypothese<br />

Entsprechende Hinweise liefern<br />

auch Untersuchungen mit Markern<br />

der subklinischen Atherosklerose:<br />

endotheliale Dysfunktion, arterielle<br />

Steifigkeit und Intima-media-<br />

Dicke. Bei COPD ist die Flussmediierte<br />

Dilatation reduziert, und<br />

zwar insbesondere während einer<br />

akuten Exazerbation. CRP korreliert<br />

mit der endothelialen Funktion. Die<br />

arterielle Steifigkeit ist altersabhängig<br />

und erhöht bei COPD, und zwar<br />

in Korrelation zum Schweregrad<br />

der Lungenerkrankung. Auch die<br />

Intima-media-Dicke (IMD) ist bei<br />

COPD erhöht. Weiters konnten<br />

Zusammenhänge zwischen arterieller<br />

Steifigkeit und Schweregrad<br />

des Emphysems einerseits sowie<br />

zwischen brachialer IMD und systemischer<br />

Inflammation nachgewiesen<br />

werden. Insgesamt untermauern<br />

diese Erkenntnisse die Ansicht, dass<br />

die Ursachen der häufigen Multimorbidität<br />

(COPD und kardiale Dysfunktion)<br />

durch „inflammatorische<br />

Trigger“ bedingt sein könnten.<br />

8 40. Jahrestagung der ögp


Wien, 8. Oktober 2016<br />

Lunge und Herzinsuffizienz<br />

Schnarcher leben gefährlich<br />

Jeder zehnte Schnarcher leidet<br />

zusätzlich an einer Schlafapnoe<br />

– oft ohne es zu wissen.<br />

Die Atemtätigkeit setzt während<br />

des Schlafes phasenweise<br />

bis zu zwei Minuten aus. Eine<br />

schlechtere Sauerstoffversorgung,<br />

ständiger Stress während<br />

der Schlafperioden und<br />

verminderte Schlafqualität<br />

sind die Folgen.<br />

Das Schlafapnoe-Syndrom kann<br />

Ursache für eine Reihe von Erkrankungen<br />

sein. „Ganz besonders fatal<br />

kann sich dies aber für Herzkranke<br />

auswirken – insbesondere für<br />

Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz“,<br />

erklärte gestern Prof.<br />

Dr. Shahrokh Javaheri, University<br />

of Cincinnati College of Medicine,<br />

USA. Daher sollte jeder Mensch, der<br />

schnarcht, oder wenn der Partner<br />

merkt, dass die Atmung während<br />

des Schlafes öfter aussetzt, oder<br />

bei Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen<br />

und Konzentrationsstörungen,<br />

unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />

Denn erst der Gang ins Schlaflabor<br />

bringt Gewissheit, ob es sich um<br />

eine Schlafapnoe handelt. Eine individuell<br />

passende Therapie kann<br />

dann das durch eine Schlafapnoe<br />

erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko wieder<br />

absenken.<br />

Jede Form der Schlafapnoe verursacht<br />

phasenweise Sauerstoffmangel,<br />

aber auch eine Aktivierung<br />

des Nervus Sympathicus, was zu<br />

einer Erhöhung des Blutdruckes,<br />

oxidativem Stress sowie Hyperkoagulation<br />

und Arteriosklerose<br />

führt. Javaheri: „All dies kann bekannterweise<br />

zu Erkrankungen<br />

des Herz-Kreislaufsystems bis hin<br />

zum Herzinfarkt führen.“ 58 % der<br />

Diabetiker haben zusätzlich auch<br />

eine ob-struktive Atmungsstörung,<br />

ebenso 50 % der Patienten mit<br />

chronischer Herzschwäche, 60 %<br />

der Schlaganfallpatienten und 35 %<br />

der Menschen mit Hypertonie. Sein<br />

Tipp: „Spricht ein Hypertoniker<br />

nicht ausreichend auf die Behandlung<br />

seines Bluthochdrucks an,<br />

sollte er unbedingt auf das Vorliegen<br />

einer Schlafapnoe hin abgeklärt<br />

werden. Diese Krankheiten sind<br />

offenbar mit der Schlafapnoe vice<br />

versa verbunden und verstärken einander<br />

gegenseitig.<br />

Eine ganz spezielle Gruppe von Betroffenen<br />

sind Patienten mit chronischen<br />

Herzerkrankungen, speziell<br />

mit chronischer Herzinsuffizienz. Die<br />

chronische Herzschwäche ist zumindest<br />

genauso gefährlich wie schwere<br />

Krebserkrankungen, weist sie doch<br />

eine Sterblichkeit von 50 bis 80 %<br />

innerhalb von fünf Jahren auf. Eine<br />

Schlafapnoe verschlechtert die Situation<br />

noch zusätzlich. Denn bei einer<br />

Herzinsuffizienz liegen schon per se<br />

mangelnde Sauerstoffversorgung<br />

und eine Aktivierung des Nervus<br />

Sympathicus vor; eine Schlafapnoe<br />

verstärkt dies noch.<br />

Was bei Herzinsuffizienz-Patienten<br />

hinzukommt: Mit einem Anteil<br />

von 30 bis 60 % leiden sie viel<br />

Prof. Dr. Shahrokh Javaheri<br />

häufiger an zentraler Schlafapnoe<br />

als es sonst Betroffene tun, da das<br />

Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt<br />

wird. Nur 5 bis 32 % Patienten<br />

mit Herzschwäche leiden an einer<br />

ob-struktiven Schlafapnoe.<br />

Schon 1999 hatte Javaheri im New<br />

England Journal of Medicine in einer<br />

Studie mit Herzschwäche und zentraler<br />

Schlafapnoe (CSA) die Ursachen<br />

für das gehäufte Auftreten potenziell<br />

gefährlicher CSA-Attacken dargestellt.<br />

„Eine erhöhte Sensitivität auf<br />

Kohlendioxid dürfte manche Herzschwäche-Patienten<br />

für die Entwicklung<br />

einer zentralen Schlafapnoe<br />

prädisponieren“, so der Experte.<br />

© Unlimited Media<br />

<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

9


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

Die bunte Welt der COPD<br />

Update LEAD-Studie<br />

Seit rund vier Jahren<br />

erforschen Experten und<br />

Expertinnen bei der<br />

„LEAD Study“ die Lungengesundheit<br />

in Wien. Ein<br />

aktuelles Update mit ersten<br />

Ergebnissen lieferte gestern<br />

Prim. Dr. Sylvia Hartl,<br />

Otto-Wagner-Spital, Wien.<br />

LEAD steht für Lung, hEart, sociAl,<br />

boDy. „Es handelt sich dabei um<br />

eine prospektive, repräsentative<br />

Langzeitstudie“, erklärt Prim. Dr. Sylvia<br />

Hartl, Otto-Wagner-Spital, Wien.<br />

„Die Fragestellung war, welche Menschen<br />

besonders anfällig für COPD<br />

und auch Asthma sind, welche Rolle<br />

Umweltfaktoren spielen und welcher<br />

Einfluss Übergewicht hat.“<br />

Im Zuge der LEAD-Studie wurden<br />

seit 2012 am Otto-Wagner-Spital<br />

10.882 Menschen zwischen sechs<br />

und 80 Jahren untersucht. Insgesamt<br />

dauert die Studie zwölf<br />

Jahre. Alle Teilnehmer werden im<br />

Laufe der Zeit drei Mal untersucht.<br />

Durchgeführt werden ein Allergietest,<br />

eine Knochendichtemessung<br />

und die Messung des Anteils von<br />

Körperfett und Muskelmasse. Lunge<br />

und Herz werden ebenso kontrolliert.<br />

Auch das soziale Umfeld<br />

und der seelische Zustand werden<br />

unter die Lupe genommen. Die<br />

Stichprobe war sehr ausgewogen,<br />

sowohl bezogen auf den Anteil von<br />

Männern und Frauen, als auch bezüglich<br />

der Altersstufen. Im Sommer<br />

wurde die erste Studienphase<br />

abgeschlossen, die Daten von allen<br />

Erstuntersuchungen wurden direkt<br />

in einer Online-Datenbank zusammengefasst.<br />

Diese Ergebnisse liegen<br />

jetzt vor und wurden erstmals<br />

bei diesem <strong>Kongress</strong> vorgestellt.<br />

„Dieses Wissen kann<br />

in Zukunft dazu beitragen,<br />

die Entstehung<br />

von Lungenerkrankungen<br />

zu verhindern.“<br />

Prim. Dr. Sylvia Hartl<br />

©Wildbild<br />

Ergebnisse zu COPD<br />

Die Teilnehmer wurden nach einer<br />

vorliegenden COPD-Diagnose von<br />

einem Arzt befragt. Bei 5,3 % (sechs<br />

bis 80 Jahre) war dies der Fall. Wobei<br />

hier eine Zunahme der COPD<br />

mit dem Alter zu erkennen war. Gegenübergestellt<br />

wurde dieser Wert<br />

den durchgeführten Untersuchungen<br />

nach den GOLD-Kriterien und<br />

nach den neuen GLI-Empfehlungen<br />

(Global Lung Function Initiative).<br />

Nach den GOLD-Kriterien wurden<br />

bei etwa 7,5 % eine COPD erkannt,<br />

nach den GLI-Kriterien bei 5,2 %.<br />

Hartl: „Es zeigte sich, dass auch bei<br />

jüngeren Menschen eine pathologische<br />

Lungenfunktion zu finden war.<br />

Vielleicht ist es sinnvoll, auch Patienten<br />

unter 40 Jahren genauer anzuschauen.“<br />

Auffallend waren auch<br />

die Daten bei den Komorbiditäten.<br />

Fast jede andere Erkrankung ging<br />

mit einer pathologischen Lungenfunktion<br />

einher. Zu den respiratorischen<br />

Symptomen: In der gesamten<br />

untersuchten Gruppe traten bei<br />

54 % Atemnot auf, ein Pfeifen bei<br />

rund 35 % und bei etwa 15 % eine allergische<br />

Atemattacke.<br />

Ergebnisse zu Asthma<br />

Zudem wurde auch die Prävalenz<br />

von Asthma nach den aktuellen<br />

GINA-Guidelines eruiert: etwa 9 %.<br />

Dieser Wert war fast bei allen Altersgruppen<br />

gleich hoch und entsprach<br />

etwa dem Wert. Bei den Symptomen<br />

in dieser Gruppe war ebenso<br />

die Atemnot mit 45 % Spitzenreiter,<br />

gefolgt von Pfeifen und allergischen<br />

Atemattacken.<br />

Auffallend war, dass respiratorische<br />

Symptome wie Husten, Atemnot<br />

und Geräusche bei Adipösen (BMI<br />

über 30) mit über 70 % verstärkt<br />

auftraten (der Vergleichswert war bei<br />

Normal-Gewichtigen 59 %). Festgestellt<br />

wurde auch bei 11,6 % von<br />

allen Untersuchten eine Bluteosinophilie,<br />

ein signifikanter Marker für<br />

eine obstruktive Lungenerkrankung.<br />

Hartl: „Wir haben letztlich durch die<br />

LEAD-Studie die einzigartige Möglichkeit,<br />

Prävalenzdaten von einer<br />

repräsentativen Bevölkerungsgruppe<br />

zwischen sechs und 80 Jahren zu<br />

erhalten. Dieses Wissen kann in Zukunft<br />

dazu beitragen, die Entstehung<br />

von Lungenerkrankungen zu verhindern.<br />

Vielleicht macht das auch auf<br />

die Politik ein bisschen Druck.“ Die<br />

nächste LEAD-Studienphase beginnt<br />

Ende 2016. Dabei wird eine<br />

neuerliche Untersuchung der Patienten<br />

durchgeführt, um zu analysieren,<br />

wie sich etwaige Krankheiten manifestiert<br />

oder entwickelt haben.<br />

10 40. Jahrestagung der ögp


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

Tabakassoziierte Erkrankungen<br />

Das verrauchte Kinderschicksal<br />

Kinder, die von Beginn ihrer<br />

Existenz an im Mutterleib<br />

Tabakschadstoffen ausgesetzt<br />

sind, haben schon von Anfang<br />

an schlechtere Chancen auf<br />

ein gesundes Leben. Aber auch<br />

Passivrauch ist für Kinder eine<br />

nicht zu unterschätzende Gefahr,<br />

warnte gestern Priv.-Doz.<br />

Dr. Angela Zacharasiewicz.<br />

Schon 1964 veröffentlichte ein Komitee<br />

in den USA den ersten umfassenden<br />

Bericht über die negativen Folgen<br />

des Rauchens. Seither sind mehr<br />

als 50 Jahre vergangen, trotzdem<br />

stellt das Rauchen in Österreich noch<br />

immer ein massives Problem dar.<br />

Priv.-Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz,<br />

OÄ an der Abteilung für Kinder- und<br />

Jugendheilkunde des Wiener Wilhelminenspitals,<br />

warnte vor den möglichen<br />

Folgen für betroffene Kinder:<br />

„Die Beeinträchtigungen durch die<br />

Rauchexposition reichen vom Fötus<br />

über das Kindes- und Jugend- bis<br />

hin zum Erwachsenenalter.“<br />

Rauchen in der Schwangerschaft<br />

Mittlerweile ist klar belegt, dass das<br />

Rauchen der Eltern, speziell der<br />

Mutter, Kinder von Anbeginn auf<br />

allen Ebenen schädigt. Rauchen<br />

in der Schwangerschaft hat einen<br />

starken und anhaltend negativen<br />

Einfluss. Das fetale Wachstum kann<br />

beeinträchtigt werden und Kinder<br />

von Raucherinnen weisen oft ein<br />

geringeres Geburtsgewicht auf. Vorzeitige<br />

Plazentaablösung tritt häufiger<br />

auf, ebenso kommt es öfter zu<br />

Tot- und Frühgeburten, Spaltbildungen<br />

oder einen plötzlichen Kindestod.<br />

Zacharasiewicz: „Was den<br />

Fötus schädigt, schädigt aber auch<br />

das Baby. Rauchende Schwangere<br />

weisen etwa eine höhere Frühgeburtenrate<br />

auf. Eine Frühgeburt<br />

schlägt wiederum auf die Reife der<br />

Lunge des Neugeborenen durch.<br />

Frühgeborene haben auch häufiger<br />

Atemwegsinfektionen.“<br />

Viele Spätfolgen möglich<br />

Der Einfluss des Tabakrauchens auf<br />

das Immunsystem der Kinder führt<br />

offenbar im späteren Leben auch<br />

öfter zu Bronchialasthma sowie zu<br />

schwereren Verlaufsformen dieser<br />

chronischen Erkrankung. So ist die<br />

Häufigkeit von Asthma bei Kindern<br />

von Raucherinnen um 40 bis 80 Prozent<br />

gesteigert. Die Folgen sind aber<br />

noch weitreichender. Auch Übergewicht<br />

im Kindesalter, eine verminderte<br />

Lungenfunktion, Asthma bronchiale,<br />

kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

sowie mentale Entwicklungsverzögerung<br />

und Verhaltensauffälligkeiten<br />

können ihre Ursache in der frühen<br />

Tabakexposition haben.<br />

Kinder aus sozial schlechter gestellten<br />

Schichten leiden häufiger an den<br />

Konsequenzen der Rauchexposition.<br />

Sie haben auch ein bis zu sechsmal<br />

höheres Risiko, dem Tabakrauch<br />

ausgesetzt zu werden. Wird im Auto<br />

geraucht, ist dies ebenso eine Gefahr.<br />

Auch bei geöffnetem Fenster ist der<br />

Spiegel an polyzyklischen Kohlenwasserstoffen<br />

nach drei Zigaretten<br />

auch eine Stunde nach dem Ausdämpfen<br />

der letzten Zigarette noch<br />

höher als in der hochbelasteten Luft<br />

einer Großstadt-Straßenkreuzung.<br />

Der Giftcocktail<br />

Tabakrauch enthält mehr als<br />

4.800 Chemikalien, welche potenziell<br />

für den Menschen giftig<br />

sind. Gesichert schädlich sind<br />

250 Substanzen, mindestens<br />

50 davon sind krebserregend.<br />

Priv.-Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz<br />

Zacharasiewicz: „Seit kurzem weiß<br />

man von der Bedeutung des sogenannten<br />

Third-Hand-Smoke“. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass<br />

sogar Tabakrückstände auf Kleidung<br />

und Möbeln eine Gefahr darstellen.<br />

Deutliche Mengen von Nikotin werden<br />

direkt aus der Luft eingeatmet<br />

oder sogar über Kleidung, die Tabakrauch<br />

ausgesetzt war, und über die<br />

Haut aufgenommen.<br />

Den Beweis, dass die Reduktion<br />

des Rauchens in der Gesellschaft<br />

sehr wohl etwas für die Kindergesundheit<br />

bringt, gibt es längst: In einer<br />

Analyse zeigte sich, dass durch<br />

eingeführte Rauchverbote in der<br />

Öffentlichkeit, eine Reduktion der<br />

Frühgeburtenrate um rund zehn<br />

Prozent erreicht werden konnte.<br />

Auch geklärt ist, dass Rauchexposition<br />

zu Genmutationen führt. Jedoch<br />

trifft auch der Umkehrschluss<br />

zu: Epigenetische Veränderungen<br />

können – wenn eine Gesellschaft<br />

zum Beispiel das Rauchen aufgibt –<br />

auch positive Auswirkungen haben,<br />

denn epigenetische Mechanismen<br />

können auch bewirken, dass negative<br />

Veränderungen wieder rückgängig<br />

gemacht werden können.<br />

©<br />

Andrea Bichl<br />

12 40. Jahrestagung der ögp


Wien, 8. Oktober 2016<br />

Gesundheit als „Mission Impossible“?<br />

Wissen ist Gesundheit<br />

Gesundheitskompetenz ist ein wichtiger Eckpunkt zur Unterstützung der Gesundheit<br />

und der gesundheitlichen Chancengleichheit aller Bürger. Sie soll Menschen dabei helfen,<br />

im Alltag selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, die ihre Gesundheit fördern. „Ein<br />

wichtiger Baustein wäre eine bessere Gesprächsqualität zwischen Ärzten und Patienten“,<br />

resümierte Mag. Dr. Peter Nowak, Gesundheit Österreich.<br />

Obwohl Daten über die Verwendung<br />

verschiedener Quellen zur Gesundheitsinformation<br />

in der Bevölkerung<br />

relativ gut sind, gibt es große Defizite<br />

im Wissen vor allem bei chronisch<br />

Kranken. Mangelhafte Gesundheitskompetenz<br />

ist leider weit verbreitet,<br />

besonders ältere Menschen sind<br />

überdurchschnittlich häufig betroffen.<br />

Nicht zuletzt aufgrund der demographischen<br />

Veränderungen sind<br />

effektive Kommunikationsstrategien<br />

gefragt, um die Gesundheitskompetenz<br />

der Menschen zu stärken.<br />

Gesundheitsinformation<br />

„Allerdings kann die Stärkung der<br />

Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung<br />

nicht nur über das Gesundheitswesen<br />

erfolgen, sondern<br />

muss verschiedene gesellschaftspolitische<br />

Bereiche miteinbeziehen“,<br />

erklärte Mag. Dr. Peter Nowak,<br />

Gesundheit Österreich GmbH,<br />

Wien. Um die Kommunikation im<br />

Gesundheitswesen tatsächlich zu<br />

verbessern, sind Veränderungen in<br />

allen gesellschaftlichen Sektoren<br />

nötig: Gesundheitswesen, Bildung,<br />

Wissenschaft, Politik, Recht, Medien<br />

und Wirtschaft.<br />

Bei der Gesundheitskompetenz<br />

geht es darum, wie viele Möglichkeiten<br />

der Aufarbeitung von gesundheitsbezogenem<br />

Wissen die<br />

Bevölkerung braucht. Daran gekoppelt<br />

ist die Frage, wie gut auffindbar<br />

und lesbar die angebotenen<br />

Gesundheitsinformationen sind.<br />

Wie oft bewege ich mich? Welche<br />

Lebensmittel kaufe ich ein? Wie gut<br />

Es besteht ein massives<br />

Kommunikationsproblem zwischen<br />

Ärzten und Patienten.<br />

kann ich im Krankheitsfall meine<br />

Symptome beschreiben? Ist es mir<br />

möglich, ärztlichen Empfehlungen<br />

zu folgen? Finde ich mich in einem<br />

Krankenhaus zurecht?<br />

Gesundheitskompetenz basiert auf<br />

allgemeiner Bildung und umfasst<br />

das Wissen, die Motivation und die<br />

Fähigkeiten von Menschen, relevante<br />

Gesundheitsinformationen<br />

zu finden, zu verstehen, zu beurteilen<br />

und anzuwenden. Nowak: „Gesundheitskompetenz<br />

ist jedenfalls<br />

zentral für die Gesundung.“<br />

Gute Gesprächsqualität wichtig<br />

Letzlich ist aber die wichtigste<br />

Schnittstelle im Gesundheits- und<br />

Sozialsystem immer zwischen Laien<br />

und professioneller Versorgung. Das<br />

Gespräch zwischen Ärzten und Patienten<br />

ist der zentrale Ort in der integrierten<br />

Versorgung. Ärzte prägen die<br />

Kultur im Gesundheitswesen. Krankenversorgung<br />

erfolgt durch Zuhören<br />

und Reden. Die ärztliche Kommunikation<br />

in Österreich ist aber eine der<br />

größeren Baustellen des Gesundheitswesens<br />

und gleichzeitig der<br />

Angelpunkt für die Zufriedenheit der<br />

Patienten mit diesem Bereich. Gute<br />

Gesprächsqualität braucht mehrere<br />

Ebenen: die sprachlich-interaktive<br />

Ebene (gute Gesprächsführung), die<br />

inhaltliche Ebene (gute Fachinhalte),<br />

die psychosoziale Ebene (gute<br />

Beziehung) und die Ebene des Gesprächssettings<br />

(gutes Umfeld).<br />

Leider werden Ärzte aber oft von<br />

den Patienten nicht verstanden.<br />

Es gibt ein massives Kommunikationsproblem<br />

zwischen Ärzten<br />

und Patienten. Ein Grundelement<br />

der Selbstbestimmung ist aber das<br />

Verstehenkönnen. Das heißt, das<br />

Verstehen einer Therapie oder der<br />

eigenen Erkrankung ist der Ausgangspunkt,<br />

um überhaupt gesund<br />

werden zu können.<br />

Plattform Gesundheitskompetenz:<br />

www.fgoe.org/plattformgesundheitskompetenz<br />

<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

13


<strong>Kongress</strong><br />

NEWS<br />

posterpräsentation<br />

VATS reduziert Komplikationen<br />

Eine steigende Lebenserwartung führt zu vermehrter Diagnose eines Lungenkarzinoms<br />

bei immer älteren Patienten. Ziel dieser Studie an der Medizinischen<br />

Universität Innsbruck ist der Vergleich der postoperativen Morbidität und Mortalität<br />

nach anatomischer Lungenresektion mittels minimal-invasivem Zugang<br />

(VATS) oder Thorakotomie bei Über-80-Jährigen. Insgesamt wurden 47 Patienten<br />

ausgewertet. Es zeigte sich, dass eine Lungenresektion bei selektierten<br />

Patienten auch in hohem Alter mit akzeptabler Morbidität und geringer Mortalität<br />

durchgeführt werden kann. Eine minimal-invasive Technik reduziert dabei<br />

postoperative Komplikationen und die Aufenthaltsdauer signifikant.<br />

Cäcilia Ng, Herbert Maier, Florian Kocher, Paolo Lucciarini, Thomas Schmid,<br />

Florian Augustin (Medizinische Universität Innsbruck)<br />

Knochenmarkbiopsie bei<br />

granulomatösen Erkrankungen<br />

Knochenmarkbiopsien werden kaum in der Diagnostik von granulomatösen<br />

Erkrankungen angewendet. Im Zentrum in Riga wurden 269 Biopsien als<br />

Routineanalysemethode durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Verwendung<br />

der Knochenmarkbiopsie in der Diagnostik von granulomatösen Erkrankungen<br />

durchaus eine Berechtigung hat. Nach Ansicht des Referenten gilt dies<br />

vor allem deshalb, weil die Methode sehr einfach ist und es zudem nicht zu<br />

Komplikationen kommt.<br />

Mihails Bratkovskis (Riga, Lettland)<br />

Dreiwöchige stationäre Rehab bei IPF<br />

In der internationalen IPF-Behandlungslinie wird lediglich eine schwache<br />

Empfehlung für die Durchführung einer pneumologischen Rehab (PR) ausgesprochen.<br />

Ziel dieser Studie war es, mit prospektiven Daten die Effekte einer<br />

stationären PR auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von<br />

IPF-Patienten zu untersuchen. Die Interventionsgruppe von 33 IPF-Patienten,<br />

die an einem dreiwöchigen PR-Programm teilnahmen, konnten im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe (16) nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit, sondern<br />

vor allem auch ihre krankheitsspezifische Lebensqualität signifikant steigern.<br />

Angst- und Depressionssymptome wurden positiv beeinflusst. Es zeigte sich<br />

jedoch kein relevanter Einfluss auf die körperliche Aktivität.<br />

Tessa Schneeberger et al. (Königssee, Deutschland)<br />

14 40. Jahrestagung der ögp

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