Menarini Kongress-News ÖGP 8.10.2016 (public)
Die 40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie fand in der Messe Wien statt. In der 1. Ausgabe der "Menarini Kongress-News " vom 8.10.2016 sind die Highlights des 1. Kongresstages zusammengefasst: - Pneumologie kompakt - COPD & Selfmanagement - Schnarcher leben gefährlich - Die bunte Welt der COPD - Verrauchtes Kinderschicksal und vieles mehr...
Die 40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie fand in der Messe Wien statt. In der 1. Ausgabe der "Menarini Kongress-News " vom 8.10.2016 sind die Highlights des 1. Kongresstages zusammengefasst:
- Pneumologie kompakt
- COPD & Selfmanagement
- Schnarcher leben gefährlich
- Die bunte Welt der COPD
- Verrauchtes Kinderschicksal
und vieles mehr...
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<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
40. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie<br />
Wien, 8. Oktober 2016<br />
<strong>ÖGP</strong>-Tagung 2016 live:<br />
Highlights & Facts<br />
Pneumologie kompakt:<br />
Asthma & COPD im Überblick<br />
Pneumologische Rehab:<br />
COPD und Self-Management<br />
Lunge & Herz:<br />
Schnarcher leben gefährlich<br />
Die bunte Welt der COPD:<br />
Update LEAD-Studie<br />
Kinder & Tabak:<br />
Verrauchtes Kinderschicksal
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
inhalt<br />
4 Obstruktive Lungenerkrankungen:<br />
Asthma und COPD im kompakten Überblick<br />
5 Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka im Interview:<br />
Gelungene 10-Minuten-Aktion<br />
6 Pneumologische Rehabilitation:<br />
COPD und Self-Management<br />
8 Lunge und Herzinsuffizienz:<br />
Multimorbidität durch inflammatorische Trigger?<br />
9 Lunge und Herzinsuffizienz:<br />
Schnarcher leben gefährlich<br />
10 Die bunte Welt der COPD:<br />
Update LEAD-Studie<br />
12 Tabakassoziierte Erkrankungen:<br />
Das verrauchte Kinderschicksal<br />
13 Gesundheit als „Mission Impossible“?<br />
Wissen ist Gesundheit<br />
14 Posterpräsentationen<br />
15 Fachkurzinformationen<br />
Teilnehmer-Rekord in Wien<br />
Jubiläumskongress<br />
war ein voller Erfolg<br />
©<br />
Unlimited Media<br />
IMPRESSUM<br />
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Mit freundlicher Unterstützung der Firma<br />
A. <strong>Menarini</strong> Pharma GmbH<br />
Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische<br />
Differenzierung verzichtet. Entsprechende<br />
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für<br />
beide Geschlechter.<br />
Wien war perfekter Treffpunkt für den 40. Jubiläumskongress<br />
der heimischen Pneumologen. Das zeigte sich nicht<br />
zuletzt an den Teilnehmerzahlen. Bis Freitag Abend, knapp<br />
vor Redaktionsschluss, wurden 850 Teilnehmer registriert.<br />
„Das ist absoluter Rekord bei der <strong>ÖGP</strong>-Tagung. Der <strong>Kongress</strong><br />
ist ein voller Erfolg“, strahlte Präsident Prim. Univ.-<br />
Prof. Dr. Meinhard Kneussl erfreut. Er war aber auch von den<br />
vielen jungen Teilnehmern begeistert. Gerade die neu eingeführten<br />
Vorträge „Pneumologie kompakt“ kamen sehr<br />
gut an. Generell gelang der interdisziplinäre Austausch zwischen<br />
den verschiedenen Fachärzten, Allgemein medizinern<br />
und Ärzten in Ausbildung ausgezeichnet. Egal ob bei den<br />
Postersitzungen, den Vorträgen oder auch in den Pausen<br />
– überall wurde angeregt<br />
diskutiert, sprach man über<br />
neue Kooperationen oder<br />
Weiterentwicklungen von<br />
gemeinsamen Projekten.<br />
Und obwohl der <strong>Kongress</strong><br />
in Wien Samstag Mittag zu<br />
Ende geht, freut sich Präsident<br />
Kneussl schon auf<br />
den nächstjährigen <strong>Kongress</strong><br />
von 5. bis 7. Oktober<br />
in Innsbruck – wieder gemeinsam<br />
mit der Österreichischen<br />
Gesellschaft für<br />
Thorax-Chirurgie.<br />
2 40. Jahrestagung der ögp
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
Obstruktive Lungenerkrankungen<br />
Asthma und COPD<br />
im kompakten Überblick<br />
Mit der neuen Vortragsserie<br />
„Pneumologie kompakt“<br />
sollen vor allem Ärzte und<br />
Ärztinnen in Ausbildung,<br />
Allgemeinmediziner und<br />
Studierende an gesprochen<br />
werden. Den Auftakt bildeten<br />
die Schwerpunkte Asthma<br />
und COPD. Das Publikumsinteresse<br />
war groß.<br />
„Von den großen Killerkrankheiten<br />
ist die COPD die einzige Entität, die<br />
hinsichtlich Mortalität zunimmt“,<br />
betonte Univ.-Prof. Dr. Otto Chris<br />
Burghuber, Otto-Wagner-Spital, Leiter<br />
der 1. Internen Lungenabteilung,<br />
Wien. Rund eine Million Österreicher<br />
sind betroffen, 400.000 behandlungsbedürftig<br />
(GOLD-Stadium<br />
II-IV). COPD ist durch eine persistierende,<br />
üblicherweise progressive<br />
Atemflusslimitierung charakterisiert<br />
und mit überschießender chronischer<br />
Entzündung der Atemwege<br />
und des Lungenparenchyms auf toxische<br />
Partikel und Gase assoziiert.<br />
Exazerbationen und Komorbiditäten<br />
tragen zur Schwere des Krankheitsbildes<br />
bei. „Mittlerweile wird COPD<br />
als pulmonale Komponente einer<br />
chronischen Multimorbidität gesehen“,<br />
so Burghuber. Als wichtigste<br />
Komorbiditäten gelten kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen, Osteoporose,<br />
Angst und Depression, Lungenkrebs,<br />
schwere Infektionen, metabolisches<br />
Syndrom und manifester Diabetes.<br />
Die Beurteilung der COPD beinhaltet<br />
die Quantifizierung der Symptome<br />
(CAT-Test), die Feststellung<br />
des Schweregrades (Spirometrie),<br />
das Abschätzen des Risikos für<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Pohl und Univ.-Prof. Dr. Otto Chris Burghuber<br />
Exazerbationen sowie die Diagnose<br />
und Therapie von Komorbiditäten.<br />
Generell sollte das Auftreten von<br />
Komorbiditäten nicht die Therapie<br />
der COPD ändern. Umgekehrt sollten<br />
Komorbiditäten so behandelt<br />
werden, als hätte der Patient keine<br />
COPD. Therapieziel ist die Reduktion<br />
sowohl der Symptome als<br />
auch der Risiken. Basistherapie sind<br />
Bronchodilatatoren. Antiinflammation<br />
(inhalative Kortikoide, ICS) ist<br />
zunehmend fraglich, systemisches<br />
Cortison verkürzt das Überleben.<br />
Nichtinvasive Beatmung ist bei Hyperkapnie<br />
indiziert, Roflumilast bei<br />
ausgewählten COPD-Patienten.<br />
Asthma bronchiale<br />
„Asthma bronchiale stellt eine heterogene<br />
Erkrankung dar, charakterisiert<br />
durch eine chronische Atemwegsentzündung.<br />
Sie unterscheidet<br />
sich von Patient zu Patient, was Trigger<br />
und Treiber, Symp tomschwere,<br />
Inflammationsgrad und Therapieansprechen<br />
betrifft“, berichtete Univ.-<br />
Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Krankenhaus<br />
Hietzing, Leiter der Abteilung<br />
für Atmungs- und Lungenerkrankungen,<br />
Wien. Europa weit sind nur<br />
57 Prozent der Asthmapatienten<br />
Der Andrang und das Interesse am<br />
Thema waren so groß, dass sich einige<br />
<strong>Kongress</strong>teilnehmer die Vorträge vor<br />
der Tür anhören mussten.<br />
kontrolliert. Von zentraler Bedeutung<br />
ist die Vermeidung von Exazerbationen,<br />
da sie zu einer Verschlechterung<br />
des Asthmas führen.<br />
Therapieziele sind neben der Reduktion<br />
von Triggerfaktoren und<br />
Verstärkern – von Rauchen, Infekten<br />
über Reflux bis hin zu hormonellen<br />
und psychischen Faktoren –<br />
eine individuell und an die jeweilige<br />
Krankheitsmanifestation adaptierte<br />
Medikation nach dem GINA-Stufenschema.<br />
Zum Einsatz kommen ICS,<br />
Leukotrienantagonisten, langwirksame<br />
Betamimetika, orales Kortison,<br />
langwirksame Musarinantagonisten,<br />
anti-IgE, anti-IL-4, -IL-5 und IL-13.<br />
© Unlimited Media<br />
© Unlimited Media<br />
4 40. Jahrestagung der ögp
Wien, 8. Oktober 2016<br />
Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka im Interview<br />
Gelungene 10-Minuten-Aktion<br />
COPD und Asthma bronchiale sind Atemwegserkrankungen, die eine Entzündung der Lunge<br />
hervorrufen. Der Krankheitsverlauf beider Erkrankungen ist umso besser, je früher diese erkannt,<br />
diagnostiziert und therapiert werden. Deshalb haben die Österreichische Gesellschaft für<br />
Pneumologie und die Österreichische Apothekerkammer die Vorsorgeaktion „10 Minuten für meine<br />
Lunge“ ins Leben gerufen. Wir sprachen mit Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka, Past President der<br />
<strong>ÖGP</strong> und Vorstand der Universitätsklinik für Pneumologie/Lungenheilkunde am LKH Salzburg.<br />
©<br />
Österr. Apothekerkammer<br />
APA/Rastegar<br />
Was war das Ziel der Vorsorgeaktion<br />
„10 Minuten für meine Lunge“?<br />
Eine gesündere Lebensweise, eine<br />
frühzeitige Therapie und vor allem<br />
der sofortige Rauchstopp können<br />
wesentlich das Risiko verringern, an<br />
Asthma oder COPD zu erkranken,<br />
bzw. den Krankheitsverlauf wesentlich<br />
verbessern. In einem frühen Stadium<br />
kann die Tabakentwöhnung<br />
eine COPD sogar zum Stillstand<br />
bringen. Das Ziel der gemeinsamen<br />
Aktion war die Früherkennung obstruktiver<br />
Lungenerkrankungen – besonders<br />
der COPD. Die Aktion wurde<br />
im Frühjahr 2016 in Apotheken<br />
in Wien, Niederösterreich, Salzburg<br />
und Kärnten durchgeführt.<br />
Wie wurde vorgegangen?<br />
In den Apotheken wurde eine umfassende<br />
Risikobewertung mittels validiertem<br />
Fragebogen und Lungentest<br />
durchgeführt, um eine Erkrankung<br />
an Asthma oder COPD frühzeitig zu<br />
erkennen. Die Messung erfolgte mit<br />
einem digitalen COPD-Screener, mit<br />
dem der FEV1- und der FEV6-Wert<br />
bestimmt wurden. Die Messung wurde<br />
dreimal durchgeführt. Innerhalb<br />
von zehn Minuten lagen das Erkrankungsrisiko<br />
und der Rauchstatus vor.<br />
Befand sich der Wert außerhalb des<br />
normalen Bereiches, wurde den Betroffenen<br />
empfohlen, zur weiteren<br />
Abklärung der Symptome einen Lungenfacharzt<br />
aufzusuchen.<br />
Gibt es schon erste Ergebnisse?<br />
Insgesamt wurden bei der Aktion<br />
über 20.000 Personen gescreent.<br />
v.l.n.r. Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Dr. Christian Müller-Uri und<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka beim Startschuss der Vorsorgeaktion.<br />
©<br />
Wildbild<br />
„In einem frühen Stadium<br />
kann die Tabakentwöhnung<br />
eine COPD sogar zum<br />
Stillstand bringen.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka<br />
Wir hatten in Österreich noch nie<br />
eine Vorsorgeaktion zu diesem Thema<br />
mit derart vielen Teilnehmern.<br />
Das ist schon ein toller Erfolg. Letztlich<br />
bietet die Apotheke dafür einen<br />
perfekten niederschwelligen Zugang.<br />
Die Risikobewertungen ergaben bei<br />
rund zehn bis 15 Prozent der Teilnehmer<br />
einen Wert im roten Bereich.<br />
Den empfohlenen Besuch beim<br />
Lungenfacharzt haben aber nur rund<br />
200 Personen wirklich gemacht und<br />
das auch rückgemeldet. Die große<br />
Herausforderung für die Zukunft<br />
wird sein, alle Betroffenen zu einem<br />
Besuch beim Lungenfacharzt zu<br />
motivieren. Ich vermute, es scheitert<br />
in vielen Fällen am Zugang zum<br />
Kassenarzt. Viele Patienten gehen<br />
einfach nicht hin. Vielleicht wäre es<br />
sinnvoll, einen erweiterten Service<br />
einzurichten, um auch die Lungenfunktion<br />
einfach abklären zu lassen.<br />
Wir werden die Aktion im Herbst sicher<br />
wiederholen und die Ergebnisse<br />
exakt analysieren. Wichtig ist, dass<br />
wir schon jetzt das Bewusstsein für<br />
COPD und Asthma bei den Menschen<br />
erhöht und zumindestens<br />
manche Risikopatienten frühzeitig zu<br />
einem Arztbesuch motiviert haben.<br />
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
5
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
Pneumologische Rehabilitation<br />
COPD und Self-Management<br />
Der Begriff Self-Management bedeutet, dass der Patient mit allem, was seine chronische<br />
Erkrankung mit sich führt, umgehen kann. Dabei handelt es sich um Symptome, Therapie,<br />
körperliche und soziale Konsequenzen sowie Veränderungen des Lebensstils. OÄ Dr. Irmgard<br />
Homeier, Otto-Wagner-Spital, 2. Interne Lungenabteilung, Wien, fasste zusammen,<br />
was zum Self-Management gehört und was es bringt.<br />
Noch in der ersten Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts war die ärztliche<br />
Hauptaufgabe die Diagnose und<br />
die Therapie von akuten Erkrankungen.<br />
Der Patient wurde therapiert.<br />
Im Laufe der Zeit wandelte sich das<br />
Arzt-Patienten-Verhältnis jedoch in<br />
ein partnerschaftliches Miteinander.<br />
Der Arzt ist heute schulender medizinischer<br />
Experte, der gemeinsam mit<br />
dem Patienten als „begleitender Experte“<br />
die bestmögliche Krankheitsbewältigung<br />
anstrebt. Als Self-Management<br />
wird letztlich die Fähigkeit<br />
bezeichnet, nicht nur mit den Symptomen<br />
und der Behandlung umgehen<br />
zu können, sondern auch mit<br />
den körperlichen und psychosozialen<br />
Folgen und den Auswirkungen auf<br />
die Lebensführung. OÄ Dr. Irmgard<br />
Homeier, Otto-Wagner-Spital: „Das<br />
aktive Mitwirken durch den Patienten<br />
erfordert ein differenziertes<br />
Wissen über die Ursache, den Verlauf<br />
und die Therapie der Krankheit.<br />
Zudem muss die Bereitschaft vorhanden<br />
sein, die krankheitsbezogenen<br />
Einschränkungen zu akzeptieren<br />
und gewisse Verhaltensmuster<br />
zu ändern. Dies sind unabdingbare<br />
Voraussetzungen für ein gelungenes<br />
Self-Management.“<br />
Sinnvolles medizinisches und<br />
emotionales Management<br />
Eine zentrale Aufgabe ist das medizinische<br />
Management. Es geht<br />
dabei um die regelmäßige Anwendung<br />
der Medikation und die<br />
richtige Inhalationstechnik. Beim<br />
OÄ Dr. Irmgard Homeier<br />
Voraussetzungen für das Selbstmanagement<br />
Rollenmanagement gilt es, ein<br />
sinnvolles Verhalten zu entwickeln<br />
und beizubehalten. Das nicht weniger<br />
wichtige emotionale Management<br />
umfasst den Umgang mit<br />
Ärger, Angst, Frustration oder auch<br />
Depression. Erst durch den Aufbau<br />
kompetenter Verhaltensweisen im<br />
Umgang mit der Krankheit wird es<br />
dem Patienten möglich, eine angemessene<br />
Selbstkontrolle durchzuführen.<br />
Die Vorteile sind eine<br />
Verbesserung der gesundheitsbezogenen<br />
Lebensqualität, eine Reduktion<br />
der Spitalsaufenthalte und<br />
Besuche der Notaufnahme sowie<br />
eine Verbesserung der Atemnot.<br />
Nicht-Kommunikation gibt es nicht<br />
Ein wichtiger Faktor ist die Gesundheitskompetenz.<br />
Das ist die Fähigkeit,<br />
Gesundheits informationen zu<br />
verstehen und gesundheitsrelevante<br />
Entscheidungen treffen zu<br />
können. Nach Gregory Bateson,<br />
einem angloamerikanischen Sozialwissenschatfler,<br />
kann man nicht<br />
nicht kommunizieren. Das gilt<br />
auch für das Gesundheitsverhalten<br />
und Krankheitsmanagement. Man<br />
kann nicht nicht mit seiner Krankheit<br />
umgehen. Auch wenn sich ein<br />
Patient dazu entscheidet, kein gesundheitsförderndes<br />
Verhalten anzunehmen,<br />
ist dies eine Form des<br />
Umganges mit der Erkrankung.<br />
Homeier: „Selbstmanagement ersetzt<br />
sicher nicht die regelmäßigen<br />
Kontrollen beim Arzt. Die Frequenz<br />
der Kontrollen beim Lungenfacharzt<br />
oder auch beim Allgemeinmediziner<br />
kann aber im Rahmen der Self-Management-Intervention<br />
individuell<br />
besprochen und festgelegt werden.“<br />
• Problemlösungsstrategien (Lösungen suchen, umsetzen, evaluieren)<br />
• Entscheidungsfindung (tägliche Aktionspläne nach Befinden)<br />
• Ressourcenplanung (nicht warten – aktiv Hilfe holen)<br />
• partnerschaftliches Verhältnis zum Arzt<br />
(offen und frühzeitig Probleme besprechen)<br />
• aktiv werden (Trainingsprogramm, erreichbare Ziele)<br />
• Selbstanpassung<br />
©<br />
Unlimited Media<br />
6 40. Jahrestagung der ögp
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
Lunge und Herzinsuffizienz<br />
Multimorbidität durch<br />
inflammatorische Trigger?<br />
COPD und Herzerkrankungen teilen gewisse Risikofaktoren, das Symptom Dyspnoe<br />
bildet eine Schnittstelle zwischen Lunge und Herz. Viele Patienten leiden sowohl an<br />
Herzinsuffizienz als auch an COPD. Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass die<br />
lokale Entzündung in den Lungen eine systemische Inflammation im Gesamt -<br />
organismus und in weiterer Folge eine subklinische Atherosklerose verursacht.<br />
Diese Hypothese könnte die hohe Komorbiditätsrate erklären.<br />
Etwa die Hälfte aller über 50-jährigen<br />
Patienten mit COPD leidet an<br />
einer kardiovaskulären Erkrankung.<br />
„COPD und Herzinsuffizienz kommen<br />
häufig gemeinsam vor. Das<br />
Vorhandensein der einen Krankheit<br />
verschlechtert die Prognose der<br />
anderen“, erläuterte Univ.-Prof. Dr.<br />
Franz Weidinger, Krankenanstalt<br />
Rudolfstiftung, 2. Medizinische Abteilung<br />
mit Kardiologie und internistischer<br />
Intensivmedizin, Wien.<br />
COPD erhöht die Herzinsuffizienzbedingte<br />
Mortalität unabhängig von<br />
Demographie, Risikofaktoren und<br />
Auswurffraktion. Je schlechter die<br />
Lungenfunktion, desto höher ist die<br />
kardiovaskuläre Morbidität. Ein Abfall<br />
des forcierten expiratorischen<br />
Volumens (FEV1) um zehn Prozent<br />
steigert die Gesamtmortalität<br />
um 14 Prozent, die kardiovaskuläre<br />
Mortalität um 28 Prozent und die<br />
Rate nichttödlicher Koronarereignisse<br />
um 20 Prozent – unabhängig<br />
vom Rauchverhalten. Diese Zahlen<br />
sind umso dramatischer, als kardiovaskuläre<br />
Erkrankungen (Hypertension,<br />
Herzinsuffizienz und KHK) mit<br />
62 Prozent den Hauptanteil der Komorbiditäten<br />
bei COPD darstellen<br />
– weit vor Diabetes, Dyslipidämie<br />
oder Osteoporose. Patienten mit<br />
COPD haben gegenüber Patienten<br />
ohne COPD ein vierfach erhöhtes<br />
Herzinsuffizienzrisiko.<br />
Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger<br />
Chronische Multimorbidität<br />
Mittlerweile wird COPD als pulmonale<br />
Komponente einer chronischen<br />
Multimorbidität angesehen.<br />
„Risikofaktoren wie Rauchen,<br />
Hypercholesterinämie, Bluthochdruck,<br />
Übergewicht, Inaktivität,<br />
Genetik etc. führen langfristig zu<br />
Atherosklerose, Zell-Entdifferenzierung<br />
sowie Lungenschäden, in<br />
weiterer Folge zu Herzinsuffizienz,<br />
KHK, Krebs und COPD und schließlich<br />
zu Invalidität und Tod“, erklärte<br />
Univ.-Prof. Dr. Otto Chris Burghuber,<br />
Otto-Wagner-Spital, Leiter der<br />
1. Internen Lungenabteilung, Wien.<br />
Zunehmend erhärtet sich die Hypothese,<br />
dass die lokale Inflammation<br />
(COPD) zu einer systemischen<br />
Inflammation (erhöhte CRP-Werte),<br />
zu subklinischer Atherosklerose<br />
© Unlimited Media<br />
und zu einer erhöhten kardiovaskulären<br />
Morbidität und Mortalität<br />
führt. Bereits vor einigen Jahren<br />
konnte gezeigt werden, dass mit<br />
zunehmender systemischer Inflammation<br />
der Schweregrad der<br />
Herzinsuffizienz steigt.<br />
Marker untermauern Hypothese<br />
Entsprechende Hinweise liefern<br />
auch Untersuchungen mit Markern<br />
der subklinischen Atherosklerose:<br />
endotheliale Dysfunktion, arterielle<br />
Steifigkeit und Intima-media-<br />
Dicke. Bei COPD ist die Flussmediierte<br />
Dilatation reduziert, und<br />
zwar insbesondere während einer<br />
akuten Exazerbation. CRP korreliert<br />
mit der endothelialen Funktion. Die<br />
arterielle Steifigkeit ist altersabhängig<br />
und erhöht bei COPD, und zwar<br />
in Korrelation zum Schweregrad<br />
der Lungenerkrankung. Auch die<br />
Intima-media-Dicke (IMD) ist bei<br />
COPD erhöht. Weiters konnten<br />
Zusammenhänge zwischen arterieller<br />
Steifigkeit und Schweregrad<br />
des Emphysems einerseits sowie<br />
zwischen brachialer IMD und systemischer<br />
Inflammation nachgewiesen<br />
werden. Insgesamt untermauern<br />
diese Erkenntnisse die Ansicht, dass<br />
die Ursachen der häufigen Multimorbidität<br />
(COPD und kardiale Dysfunktion)<br />
durch „inflammatorische<br />
Trigger“ bedingt sein könnten.<br />
8 40. Jahrestagung der ögp
Wien, 8. Oktober 2016<br />
Lunge und Herzinsuffizienz<br />
Schnarcher leben gefährlich<br />
Jeder zehnte Schnarcher leidet<br />
zusätzlich an einer Schlafapnoe<br />
– oft ohne es zu wissen.<br />
Die Atemtätigkeit setzt während<br />
des Schlafes phasenweise<br />
bis zu zwei Minuten aus. Eine<br />
schlechtere Sauerstoffversorgung,<br />
ständiger Stress während<br />
der Schlafperioden und<br />
verminderte Schlafqualität<br />
sind die Folgen.<br />
Das Schlafapnoe-Syndrom kann<br />
Ursache für eine Reihe von Erkrankungen<br />
sein. „Ganz besonders fatal<br />
kann sich dies aber für Herzkranke<br />
auswirken – insbesondere für<br />
Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz“,<br />
erklärte gestern Prof.<br />
Dr. Shahrokh Javaheri, University<br />
of Cincinnati College of Medicine,<br />
USA. Daher sollte jeder Mensch, der<br />
schnarcht, oder wenn der Partner<br />
merkt, dass die Atmung während<br />
des Schlafes öfter aussetzt, oder<br />
bei Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen<br />
und Konzentrationsstörungen,<br />
unbedingt einen Arzt aufsuchen.<br />
Denn erst der Gang ins Schlaflabor<br />
bringt Gewissheit, ob es sich um<br />
eine Schlafapnoe handelt. Eine individuell<br />
passende Therapie kann<br />
dann das durch eine Schlafapnoe<br />
erhöhte Herz-Kreislauf-Risiko wieder<br />
absenken.<br />
Jede Form der Schlafapnoe verursacht<br />
phasenweise Sauerstoffmangel,<br />
aber auch eine Aktivierung<br />
des Nervus Sympathicus, was zu<br />
einer Erhöhung des Blutdruckes,<br />
oxidativem Stress sowie Hyperkoagulation<br />
und Arteriosklerose<br />
führt. Javaheri: „All dies kann bekannterweise<br />
zu Erkrankungen<br />
des Herz-Kreislaufsystems bis hin<br />
zum Herzinfarkt führen.“ 58 % der<br />
Diabetiker haben zusätzlich auch<br />
eine ob-struktive Atmungsstörung,<br />
ebenso 50 % der Patienten mit<br />
chronischer Herzschwäche, 60 %<br />
der Schlaganfallpatienten und 35 %<br />
der Menschen mit Hypertonie. Sein<br />
Tipp: „Spricht ein Hypertoniker<br />
nicht ausreichend auf die Behandlung<br />
seines Bluthochdrucks an,<br />
sollte er unbedingt auf das Vorliegen<br />
einer Schlafapnoe hin abgeklärt<br />
werden. Diese Krankheiten sind<br />
offenbar mit der Schlafapnoe vice<br />
versa verbunden und verstärken einander<br />
gegenseitig.<br />
Eine ganz spezielle Gruppe von Betroffenen<br />
sind Patienten mit chronischen<br />
Herzerkrankungen, speziell<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz. Die<br />
chronische Herzschwäche ist zumindest<br />
genauso gefährlich wie schwere<br />
Krebserkrankungen, weist sie doch<br />
eine Sterblichkeit von 50 bis 80 %<br />
innerhalb von fünf Jahren auf. Eine<br />
Schlafapnoe verschlechtert die Situation<br />
noch zusätzlich. Denn bei einer<br />
Herzinsuffizienz liegen schon per se<br />
mangelnde Sauerstoffversorgung<br />
und eine Aktivierung des Nervus<br />
Sympathicus vor; eine Schlafapnoe<br />
verstärkt dies noch.<br />
Was bei Herzinsuffizienz-Patienten<br />
hinzukommt: Mit einem Anteil<br />
von 30 bis 60 % leiden sie viel<br />
Prof. Dr. Shahrokh Javaheri<br />
häufiger an zentraler Schlafapnoe<br />
als es sonst Betroffene tun, da das<br />
Gehirn mit zu wenig Sauerstoff versorgt<br />
wird. Nur 5 bis 32 % Patienten<br />
mit Herzschwäche leiden an einer<br />
ob-struktiven Schlafapnoe.<br />
Schon 1999 hatte Javaheri im New<br />
England Journal of Medicine in einer<br />
Studie mit Herzschwäche und zentraler<br />
Schlafapnoe (CSA) die Ursachen<br />
für das gehäufte Auftreten potenziell<br />
gefährlicher CSA-Attacken dargestellt.<br />
„Eine erhöhte Sensitivität auf<br />
Kohlendioxid dürfte manche Herzschwäche-Patienten<br />
für die Entwicklung<br />
einer zentralen Schlafapnoe<br />
prädisponieren“, so der Experte.<br />
© Unlimited Media<br />
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
9
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
Die bunte Welt der COPD<br />
Update LEAD-Studie<br />
Seit rund vier Jahren<br />
erforschen Experten und<br />
Expertinnen bei der<br />
„LEAD Study“ die Lungengesundheit<br />
in Wien. Ein<br />
aktuelles Update mit ersten<br />
Ergebnissen lieferte gestern<br />
Prim. Dr. Sylvia Hartl,<br />
Otto-Wagner-Spital, Wien.<br />
LEAD steht für Lung, hEart, sociAl,<br />
boDy. „Es handelt sich dabei um<br />
eine prospektive, repräsentative<br />
Langzeitstudie“, erklärt Prim. Dr. Sylvia<br />
Hartl, Otto-Wagner-Spital, Wien.<br />
„Die Fragestellung war, welche Menschen<br />
besonders anfällig für COPD<br />
und auch Asthma sind, welche Rolle<br />
Umweltfaktoren spielen und welcher<br />
Einfluss Übergewicht hat.“<br />
Im Zuge der LEAD-Studie wurden<br />
seit 2012 am Otto-Wagner-Spital<br />
10.882 Menschen zwischen sechs<br />
und 80 Jahren untersucht. Insgesamt<br />
dauert die Studie zwölf<br />
Jahre. Alle Teilnehmer werden im<br />
Laufe der Zeit drei Mal untersucht.<br />
Durchgeführt werden ein Allergietest,<br />
eine Knochendichtemessung<br />
und die Messung des Anteils von<br />
Körperfett und Muskelmasse. Lunge<br />
und Herz werden ebenso kontrolliert.<br />
Auch das soziale Umfeld<br />
und der seelische Zustand werden<br />
unter die Lupe genommen. Die<br />
Stichprobe war sehr ausgewogen,<br />
sowohl bezogen auf den Anteil von<br />
Männern und Frauen, als auch bezüglich<br />
der Altersstufen. Im Sommer<br />
wurde die erste Studienphase<br />
abgeschlossen, die Daten von allen<br />
Erstuntersuchungen wurden direkt<br />
in einer Online-Datenbank zusammengefasst.<br />
Diese Ergebnisse liegen<br />
jetzt vor und wurden erstmals<br />
bei diesem <strong>Kongress</strong> vorgestellt.<br />
„Dieses Wissen kann<br />
in Zukunft dazu beitragen,<br />
die Entstehung<br />
von Lungenerkrankungen<br />
zu verhindern.“<br />
Prim. Dr. Sylvia Hartl<br />
©Wildbild<br />
Ergebnisse zu COPD<br />
Die Teilnehmer wurden nach einer<br />
vorliegenden COPD-Diagnose von<br />
einem Arzt befragt. Bei 5,3 % (sechs<br />
bis 80 Jahre) war dies der Fall. Wobei<br />
hier eine Zunahme der COPD<br />
mit dem Alter zu erkennen war. Gegenübergestellt<br />
wurde dieser Wert<br />
den durchgeführten Untersuchungen<br />
nach den GOLD-Kriterien und<br />
nach den neuen GLI-Empfehlungen<br />
(Global Lung Function Initiative).<br />
Nach den GOLD-Kriterien wurden<br />
bei etwa 7,5 % eine COPD erkannt,<br />
nach den GLI-Kriterien bei 5,2 %.<br />
Hartl: „Es zeigte sich, dass auch bei<br />
jüngeren Menschen eine pathologische<br />
Lungenfunktion zu finden war.<br />
Vielleicht ist es sinnvoll, auch Patienten<br />
unter 40 Jahren genauer anzuschauen.“<br />
Auffallend waren auch<br />
die Daten bei den Komorbiditäten.<br />
Fast jede andere Erkrankung ging<br />
mit einer pathologischen Lungenfunktion<br />
einher. Zu den respiratorischen<br />
Symptomen: In der gesamten<br />
untersuchten Gruppe traten bei<br />
54 % Atemnot auf, ein Pfeifen bei<br />
rund 35 % und bei etwa 15 % eine allergische<br />
Atemattacke.<br />
Ergebnisse zu Asthma<br />
Zudem wurde auch die Prävalenz<br />
von Asthma nach den aktuellen<br />
GINA-Guidelines eruiert: etwa 9 %.<br />
Dieser Wert war fast bei allen Altersgruppen<br />
gleich hoch und entsprach<br />
etwa dem Wert. Bei den Symptomen<br />
in dieser Gruppe war ebenso<br />
die Atemnot mit 45 % Spitzenreiter,<br />
gefolgt von Pfeifen und allergischen<br />
Atemattacken.<br />
Auffallend war, dass respiratorische<br />
Symptome wie Husten, Atemnot<br />
und Geräusche bei Adipösen (BMI<br />
über 30) mit über 70 % verstärkt<br />
auftraten (der Vergleichswert war bei<br />
Normal-Gewichtigen 59 %). Festgestellt<br />
wurde auch bei 11,6 % von<br />
allen Untersuchten eine Bluteosinophilie,<br />
ein signifikanter Marker für<br />
eine obstruktive Lungenerkrankung.<br />
Hartl: „Wir haben letztlich durch die<br />
LEAD-Studie die einzigartige Möglichkeit,<br />
Prävalenzdaten von einer<br />
repräsentativen Bevölkerungsgruppe<br />
zwischen sechs und 80 Jahren zu<br />
erhalten. Dieses Wissen kann in Zukunft<br />
dazu beitragen, die Entstehung<br />
von Lungenerkrankungen zu verhindern.<br />
Vielleicht macht das auch auf<br />
die Politik ein bisschen Druck.“ Die<br />
nächste LEAD-Studienphase beginnt<br />
Ende 2016. Dabei wird eine<br />
neuerliche Untersuchung der Patienten<br />
durchgeführt, um zu analysieren,<br />
wie sich etwaige Krankheiten manifestiert<br />
oder entwickelt haben.<br />
10 40. Jahrestagung der ögp
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
Tabakassoziierte Erkrankungen<br />
Das verrauchte Kinderschicksal<br />
Kinder, die von Beginn ihrer<br />
Existenz an im Mutterleib<br />
Tabakschadstoffen ausgesetzt<br />
sind, haben schon von Anfang<br />
an schlechtere Chancen auf<br />
ein gesundes Leben. Aber auch<br />
Passivrauch ist für Kinder eine<br />
nicht zu unterschätzende Gefahr,<br />
warnte gestern Priv.-Doz.<br />
Dr. Angela Zacharasiewicz.<br />
Schon 1964 veröffentlichte ein Komitee<br />
in den USA den ersten umfassenden<br />
Bericht über die negativen Folgen<br />
des Rauchens. Seither sind mehr<br />
als 50 Jahre vergangen, trotzdem<br />
stellt das Rauchen in Österreich noch<br />
immer ein massives Problem dar.<br />
Priv.-Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz,<br />
OÄ an der Abteilung für Kinder- und<br />
Jugendheilkunde des Wiener Wilhelminenspitals,<br />
warnte vor den möglichen<br />
Folgen für betroffene Kinder:<br />
„Die Beeinträchtigungen durch die<br />
Rauchexposition reichen vom Fötus<br />
über das Kindes- und Jugend- bis<br />
hin zum Erwachsenenalter.“<br />
Rauchen in der Schwangerschaft<br />
Mittlerweile ist klar belegt, dass das<br />
Rauchen der Eltern, speziell der<br />
Mutter, Kinder von Anbeginn auf<br />
allen Ebenen schädigt. Rauchen<br />
in der Schwangerschaft hat einen<br />
starken und anhaltend negativen<br />
Einfluss. Das fetale Wachstum kann<br />
beeinträchtigt werden und Kinder<br />
von Raucherinnen weisen oft ein<br />
geringeres Geburtsgewicht auf. Vorzeitige<br />
Plazentaablösung tritt häufiger<br />
auf, ebenso kommt es öfter zu<br />
Tot- und Frühgeburten, Spaltbildungen<br />
oder einen plötzlichen Kindestod.<br />
Zacharasiewicz: „Was den<br />
Fötus schädigt, schädigt aber auch<br />
das Baby. Rauchende Schwangere<br />
weisen etwa eine höhere Frühgeburtenrate<br />
auf. Eine Frühgeburt<br />
schlägt wiederum auf die Reife der<br />
Lunge des Neugeborenen durch.<br />
Frühgeborene haben auch häufiger<br />
Atemwegsinfektionen.“<br />
Viele Spätfolgen möglich<br />
Der Einfluss des Tabakrauchens auf<br />
das Immunsystem der Kinder führt<br />
offenbar im späteren Leben auch<br />
öfter zu Bronchialasthma sowie zu<br />
schwereren Verlaufsformen dieser<br />
chronischen Erkrankung. So ist die<br />
Häufigkeit von Asthma bei Kindern<br />
von Raucherinnen um 40 bis 80 Prozent<br />
gesteigert. Die Folgen sind aber<br />
noch weitreichender. Auch Übergewicht<br />
im Kindesalter, eine verminderte<br />
Lungenfunktion, Asthma bronchiale,<br />
kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
sowie mentale Entwicklungsverzögerung<br />
und Verhaltensauffälligkeiten<br />
können ihre Ursache in der frühen<br />
Tabakexposition haben.<br />
Kinder aus sozial schlechter gestellten<br />
Schichten leiden häufiger an den<br />
Konsequenzen der Rauchexposition.<br />
Sie haben auch ein bis zu sechsmal<br />
höheres Risiko, dem Tabakrauch<br />
ausgesetzt zu werden. Wird im Auto<br />
geraucht, ist dies ebenso eine Gefahr.<br />
Auch bei geöffnetem Fenster ist der<br />
Spiegel an polyzyklischen Kohlenwasserstoffen<br />
nach drei Zigaretten<br />
auch eine Stunde nach dem Ausdämpfen<br />
der letzten Zigarette noch<br />
höher als in der hochbelasteten Luft<br />
einer Großstadt-Straßenkreuzung.<br />
Der Giftcocktail<br />
Tabakrauch enthält mehr als<br />
4.800 Chemikalien, welche potenziell<br />
für den Menschen giftig<br />
sind. Gesichert schädlich sind<br />
250 Substanzen, mindestens<br />
50 davon sind krebserregend.<br />
Priv.-Doz. Dr. Angela Zacharasiewicz<br />
Zacharasiewicz: „Seit kurzem weiß<br />
man von der Bedeutung des sogenannten<br />
Third-Hand-Smoke“. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass<br />
sogar Tabakrückstände auf Kleidung<br />
und Möbeln eine Gefahr darstellen.<br />
Deutliche Mengen von Nikotin werden<br />
direkt aus der Luft eingeatmet<br />
oder sogar über Kleidung, die Tabakrauch<br />
ausgesetzt war, und über die<br />
Haut aufgenommen.<br />
Den Beweis, dass die Reduktion<br />
des Rauchens in der Gesellschaft<br />
sehr wohl etwas für die Kindergesundheit<br />
bringt, gibt es längst: In einer<br />
Analyse zeigte sich, dass durch<br />
eingeführte Rauchverbote in der<br />
Öffentlichkeit, eine Reduktion der<br />
Frühgeburtenrate um rund zehn<br />
Prozent erreicht werden konnte.<br />
Auch geklärt ist, dass Rauchexposition<br />
zu Genmutationen führt. Jedoch<br />
trifft auch der Umkehrschluss<br />
zu: Epigenetische Veränderungen<br />
können – wenn eine Gesellschaft<br />
zum Beispiel das Rauchen aufgibt –<br />
auch positive Auswirkungen haben,<br />
denn epigenetische Mechanismen<br />
können auch bewirken, dass negative<br />
Veränderungen wieder rückgängig<br />
gemacht werden können.<br />
©<br />
Andrea Bichl<br />
12 40. Jahrestagung der ögp
Wien, 8. Oktober 2016<br />
Gesundheit als „Mission Impossible“?<br />
Wissen ist Gesundheit<br />
Gesundheitskompetenz ist ein wichtiger Eckpunkt zur Unterstützung der Gesundheit<br />
und der gesundheitlichen Chancengleichheit aller Bürger. Sie soll Menschen dabei helfen,<br />
im Alltag selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen, die ihre Gesundheit fördern. „Ein<br />
wichtiger Baustein wäre eine bessere Gesprächsqualität zwischen Ärzten und Patienten“,<br />
resümierte Mag. Dr. Peter Nowak, Gesundheit Österreich.<br />
Obwohl Daten über die Verwendung<br />
verschiedener Quellen zur Gesundheitsinformation<br />
in der Bevölkerung<br />
relativ gut sind, gibt es große Defizite<br />
im Wissen vor allem bei chronisch<br />
Kranken. Mangelhafte Gesundheitskompetenz<br />
ist leider weit verbreitet,<br />
besonders ältere Menschen sind<br />
überdurchschnittlich häufig betroffen.<br />
Nicht zuletzt aufgrund der demographischen<br />
Veränderungen sind<br />
effektive Kommunikationsstrategien<br />
gefragt, um die Gesundheitskompetenz<br />
der Menschen zu stärken.<br />
Gesundheitsinformation<br />
„Allerdings kann die Stärkung der<br />
Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung<br />
nicht nur über das Gesundheitswesen<br />
erfolgen, sondern<br />
muss verschiedene gesellschaftspolitische<br />
Bereiche miteinbeziehen“,<br />
erklärte Mag. Dr. Peter Nowak,<br />
Gesundheit Österreich GmbH,<br />
Wien. Um die Kommunikation im<br />
Gesundheitswesen tatsächlich zu<br />
verbessern, sind Veränderungen in<br />
allen gesellschaftlichen Sektoren<br />
nötig: Gesundheitswesen, Bildung,<br />
Wissenschaft, Politik, Recht, Medien<br />
und Wirtschaft.<br />
Bei der Gesundheitskompetenz<br />
geht es darum, wie viele Möglichkeiten<br />
der Aufarbeitung von gesundheitsbezogenem<br />
Wissen die<br />
Bevölkerung braucht. Daran gekoppelt<br />
ist die Frage, wie gut auffindbar<br />
und lesbar die angebotenen<br />
Gesundheitsinformationen sind.<br />
Wie oft bewege ich mich? Welche<br />
Lebensmittel kaufe ich ein? Wie gut<br />
Es besteht ein massives<br />
Kommunikationsproblem zwischen<br />
Ärzten und Patienten.<br />
kann ich im Krankheitsfall meine<br />
Symptome beschreiben? Ist es mir<br />
möglich, ärztlichen Empfehlungen<br />
zu folgen? Finde ich mich in einem<br />
Krankenhaus zurecht?<br />
Gesundheitskompetenz basiert auf<br />
allgemeiner Bildung und umfasst<br />
das Wissen, die Motivation und die<br />
Fähigkeiten von Menschen, relevante<br />
Gesundheitsinformationen<br />
zu finden, zu verstehen, zu beurteilen<br />
und anzuwenden. Nowak: „Gesundheitskompetenz<br />
ist jedenfalls<br />
zentral für die Gesundung.“<br />
Gute Gesprächsqualität wichtig<br />
Letzlich ist aber die wichtigste<br />
Schnittstelle im Gesundheits- und<br />
Sozialsystem immer zwischen Laien<br />
und professioneller Versorgung. Das<br />
Gespräch zwischen Ärzten und Patienten<br />
ist der zentrale Ort in der integrierten<br />
Versorgung. Ärzte prägen die<br />
Kultur im Gesundheitswesen. Krankenversorgung<br />
erfolgt durch Zuhören<br />
und Reden. Die ärztliche Kommunikation<br />
in Österreich ist aber eine der<br />
größeren Baustellen des Gesundheitswesens<br />
und gleichzeitig der<br />
Angelpunkt für die Zufriedenheit der<br />
Patienten mit diesem Bereich. Gute<br />
Gesprächsqualität braucht mehrere<br />
Ebenen: die sprachlich-interaktive<br />
Ebene (gute Gesprächsführung), die<br />
inhaltliche Ebene (gute Fachinhalte),<br />
die psychosoziale Ebene (gute<br />
Beziehung) und die Ebene des Gesprächssettings<br />
(gutes Umfeld).<br />
Leider werden Ärzte aber oft von<br />
den Patienten nicht verstanden.<br />
Es gibt ein massives Kommunikationsproblem<br />
zwischen Ärzten<br />
und Patienten. Ein Grundelement<br />
der Selbstbestimmung ist aber das<br />
Verstehenkönnen. Das heißt, das<br />
Verstehen einer Therapie oder der<br />
eigenen Erkrankung ist der Ausgangspunkt,<br />
um überhaupt gesund<br />
werden zu können.<br />
Plattform Gesundheitskompetenz:<br />
www.fgoe.org/plattformgesundheitskompetenz<br />
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
13
<strong>Kongress</strong><br />
NEWS<br />
posterpräsentation<br />
VATS reduziert Komplikationen<br />
Eine steigende Lebenserwartung führt zu vermehrter Diagnose eines Lungenkarzinoms<br />
bei immer älteren Patienten. Ziel dieser Studie an der Medizinischen<br />
Universität Innsbruck ist der Vergleich der postoperativen Morbidität und Mortalität<br />
nach anatomischer Lungenresektion mittels minimal-invasivem Zugang<br />
(VATS) oder Thorakotomie bei Über-80-Jährigen. Insgesamt wurden 47 Patienten<br />
ausgewertet. Es zeigte sich, dass eine Lungenresektion bei selektierten<br />
Patienten auch in hohem Alter mit akzeptabler Morbidität und geringer Mortalität<br />
durchgeführt werden kann. Eine minimal-invasive Technik reduziert dabei<br />
postoperative Komplikationen und die Aufenthaltsdauer signifikant.<br />
Cäcilia Ng, Herbert Maier, Florian Kocher, Paolo Lucciarini, Thomas Schmid,<br />
Florian Augustin (Medizinische Universität Innsbruck)<br />
Knochenmarkbiopsie bei<br />
granulomatösen Erkrankungen<br />
Knochenmarkbiopsien werden kaum in der Diagnostik von granulomatösen<br />
Erkrankungen angewendet. Im Zentrum in Riga wurden 269 Biopsien als<br />
Routineanalysemethode durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Verwendung<br />
der Knochenmarkbiopsie in der Diagnostik von granulomatösen Erkrankungen<br />
durchaus eine Berechtigung hat. Nach Ansicht des Referenten gilt dies<br />
vor allem deshalb, weil die Methode sehr einfach ist und es zudem nicht zu<br />
Komplikationen kommt.<br />
Mihails Bratkovskis (Riga, Lettland)<br />
Dreiwöchige stationäre Rehab bei IPF<br />
In der internationalen IPF-Behandlungslinie wird lediglich eine schwache<br />
Empfehlung für die Durchführung einer pneumologischen Rehab (PR) ausgesprochen.<br />
Ziel dieser Studie war es, mit prospektiven Daten die Effekte einer<br />
stationären PR auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von<br />
IPF-Patienten zu untersuchen. Die Interventionsgruppe von 33 IPF-Patienten,<br />
die an einem dreiwöchigen PR-Programm teilnahmen, konnten im Vergleich<br />
zur Kontrollgruppe (16) nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit, sondern<br />
vor allem auch ihre krankheitsspezifische Lebensqualität signifikant steigern.<br />
Angst- und Depressionssymptome wurden positiv beeinflusst. Es zeigte sich<br />
jedoch kein relevanter Einfluss auf die körperliche Aktivität.<br />
Tessa Schneeberger et al. (Königssee, Deutschland)<br />
14 40. Jahrestagung der ögp