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VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2016

Aufbau - Aus für Zulassungssteuerung Psychiatrie / Depressionen

Aufbau -
Aus für Zulassungssteuerung
Psychiatrie / Depressionen

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Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Aufbauten und ein Paukenschlag<br />

POLITIK<br />

6 Gesundheitspolitik –<br />

Absturz im Landeanflug<br />

8 Auf den Punkt gebracht:<br />

Neues Jahr – neue Ziele oder Bekanntes<br />

implementieren?<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

9 Die Steuerung der ärztlichen<br />

Weiterbildung<br />

11 Lesen lernen: Scharf getrennt<br />

<strong>VSAO</strong><br />

13 Sektion Bern<br />

14 Sektion Neuenburg<br />

15 Sektion Tessin<br />

16 Sektion Wallis<br />

17 Sektion Zentralschweiz<br />

19 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

FOKUS ▶ AUFBAU<br />

20 Was sucht die Nase im Knie?<br />

22 Vom «Neuaufbau» Dresdens nach 1945<br />

25 3-D-Druck in der Medizin<br />

27 Rückkehr nach Tsunami und Krieg<br />

PERSPEKTIVEN<br />

30 Fachserie – Aktuelles aus der<br />

Psychiatrie – Psychokardiologie:<br />

Schnittstelle zwischen Herz und Seele<br />

32 Aus der «Praxis» – Psychiatrische Privatpraxis<br />

(Psychosomatik), Binningen:<br />

Müde und gereizt ohne ersichtlichen<br />

Grund – Differenzialdiagnose und<br />

praktisches Vorgehen bei Zeichen von<br />

Erschöpfung<br />

37 Das erlesene Objekt:<br />

Der Arzt als Ausstellungsobjekt<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

38 Versicherungen verstehen:<br />

die Hausratversicherung<br />

41 Partner-Porträt: helvetia<br />

42 Impressum<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Aufbauten und ein Paukenschlag<br />

1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34… Sie ahnen wahrscheinlich bereits,<br />

wie die Reihe weitergeht, und vielleicht auch, worum es sich<br />

handelt. Es sind die sogenannten Fibonacci-Zahlen, benannt<br />

nach dem italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci<br />

(um 1170 bis nach 1240). Die Fibonacci-Folge, entwickelt zur<br />

Beschreibung der (idealen) Vermehrung von Kaninchen, gehört<br />

zu den «geheimen» Bauplänen der Natur. Wo man linksund<br />

rechtsdrehende Spiralen findet, ob bei Tannzapfen, Kohlköpfen,<br />

Ananas oder Sonnenblumen – die Anzahl Spiralen bei<br />

deren Aufbau entspricht ausnahmslos zwei benachbarten<br />

Fibonacci-Zahlen. Das natürliche Wachstum folgt offenbar<br />

einem Additionsgesetz. Dass die Zahlen dieser Folge über viele<br />

weitere ausserordentliche Eigenschaften verfügen, sei nur am<br />

Rande erwähnt.<br />

Im Fokus beschäftigen wir uns ebenfalls mit Aufbauten, allerdings<br />

mit solchen aus menschlicher Hand. Zuweilen sind diese<br />

aber ebenso verblüffend wie jene, nach denen die Natur konstruiert<br />

ist. Wir fragen beispielsweise, was die Nase im Knie zu<br />

suchen hat oder auf welche Weise der 3-D-Drucker für die<br />

Medizin nutzbar gemacht werden kann. Wie man nach Kriegen<br />

oder Naturkatastrophen einen Wiederaufbau realisiert, ist<br />

Thema weiterer Beiträge im Fokus.<br />

Im Gegensatz zu der Fibonacci-Folge ist die Politik nicht unbedingt<br />

vorhersehbar und aufbauend. Mit einem Paukenschlag<br />

endete 2015 denn auch die letzte Session der eidgenössischen<br />

Räte. Nach jahrelangem Hin und Her hat sich der<br />

Nationalrat in der Schlussabstimmung nämlich entschieden,<br />

die Zulassungssteuerung ersatzlos aufzuheben. Die vom Bundesrat<br />

vorgeschlagene Nachfolgelösung – eine bürokratische<br />

Monstrosität – wurde dabei mehr oder weniger diskussionslos<br />

versenkt. Gekippt wurde ebenso die bis anhin geltende Regelung,<br />

dass alle Ärztinnen und Ärzte, welche drei Jahre an<br />

einer schweizerischen Weiterbildungsstätte tätig waren, eine<br />

Praxis eröffnen konnten. Darüber, wie es zu diesem Überraschungscoup<br />

kam, was nun genau gilt und was in Zukunft zu<br />

erwarten ist, berichten wir im Politikteil.<br />

Wer zu Weihnachten ein wertvolles Geschenk erhalten hat oder<br />

das neue Jahr zum Anlass genommen hat, seine Einrichtung<br />

durch hübsche Designmöbel zu ergänzen, dem sei der Beitrag<br />

zur Hausratversicherung in der Rubrik MEDISERVICE<br />

empfohlen.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Absturz im Landeanflug<br />

Völlig überraschend hat der Nationalrat in der Schlussabstimmung die Vorlage zur Zulassungssteuerung<br />

versenkt. Dadurch wird am Ende eines langen Prozesses ein guter Kompromiss<br />

torpediert. <strong>VSAO</strong>, FMH, viele weitere Akteure im Gesundheitswesen und bis vor Kurzem auch<br />

noch das Parlament waren sich einig, dass es sinnvoll sei, die bisherige 3-Jahres-Regelung<br />

weiterzuführen. Dieser Vorschlag ist nun vom Tisch. Was kommt, ist völlig offen.<br />

Nico van der Heiden, stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />

Mit dem Coup am Ende der letzten Wintersession<br />

hatte niemand gerechnet. So<br />

hatten die Zeitungen bereits gemeldet,<br />

dass die neue Zulassungssteuerung beschlossen<br />

sei. Doch dann geschah das<br />

Unglaubliche: Die Vorlage scheiterte in<br />

der Schlussabstimmung im Nationalrat<br />

haarscharf mit 96:97 Stimmen und ist<br />

somit vom Tisch. Damit dürfte die fast<br />

15-jährige Geschichte der Zulassungssteuerung<br />

nicht wie erhofft ad acta gelegt<br />

werden, sondern wird in naher Zukunft<br />

mit ungewissem Ausgang fortgeschrieben.<br />

Für unsere Mitglieder besteht leider<br />

noch keine Klarheit, wie die Regelung ab<br />

Juli <strong>2016</strong> aussehen wird. Höchstwahrscheinlich<br />

wird die Steuerung aber vorerst<br />

komplett auslaufen, bevor dann der<br />

Druck auf eine neue Regelung umso<br />

schneller steigen wird.<br />

Kommentar: Chance vertan<br />

Die gescheiterte Lösung für die Zulassungssteuerung<br />

wäre ein gutschweizerischer Kompromiss gewesen: Fast<br />

alle sagten zähneknirschend Ja, so auch der <strong>VSAO</strong>. Als<br />

Erfolg kann verbucht werden, dass der komplizierte Vorschlag<br />

des Bundesrates einer kompletten Übersteuerung<br />

sämtlicher Gesundheitsberufe Schiffbruch erlitten hat.<br />

Trotzdem herrscht nun keine Freude (oder nur kurzfristig),<br />

dass die Zulassungssteuerung komplett vom Tisch<br />

ist. Selbst wenn der <strong>VSAO</strong> stets bestritten hat, dass eine<br />

Steuerung sinnvoll ist, so wäre der gescheiterte Kompromiss<br />

wohl die beste Lösung nicht zuletzt für unsere Mitglieder<br />

gewesen. Der Druck aus der Politik, die Ärztedichte<br />

zu steuern, wird hoch bleiben. Die kommenden Monate<br />

werden zeigen, ob sich das Projekt der FDP-/SVP-<br />

Mehrheit (Aufhebung der freien Arztwahl) durchsetzen<br />

wird. Für den <strong>VSAO</strong> ist klar, dass die Steuerung nicht bei<br />

den Krankenkassen liegen darf.<br />

Geschichte der<br />

Zulassungssteuerung<br />

Im Jahre 2002 erliess der Bundesrat erstmals<br />

eine «Verordnung über die Einschränkung<br />

der Zulassung von Leistungserbringern<br />

zur Tätigkeit zu Lasten<br />

der Grundversicherung». Hintergrund<br />

war eine befürchtete Ärzteschwemme aus<br />

der EU infolge der Personenfreizügigkeit.<br />

Mit der Umsetzung waren die Kantone<br />

betraut, betroffen waren jedoch sämtliche<br />

Ärzte. Ursprünglich war geplant, die<br />

Massnahme auf drei Jahre zu befristen.<br />

Der Zulassungsstopp wurde für die<br />

Grundversorger Ende 2008 aufgehoben,<br />

jener für Spezialärzte Ende 2011. In einer<br />

kurzen Phase ab Januar 2012 gab es keine<br />

Zulassungssteuerung, was zu einer<br />

deutlichen Zunahme an Gesuchen für<br />

eine ZSR-Nummer (die man für eine<br />

Praxiseröffnung benötigt) führte. Festzuhalten<br />

bleibt: Nur die Anzahl Gesuche<br />

ging massiv in die Höhe, es gab nie einen<br />

Beweis, dass die Kosten in der Grundversicherung<br />

tatsächlich deswegen gestiegen<br />

wären! Viele Ärzte haben in diesem<br />

Zeitraum auf Vorrat eine ZSR-Nummer<br />

beantragt, sie jedoch gar nie beansprucht.<br />

Aufgeschreckt durch diese vermehrten<br />

Gesuche um ZSR-Nummern installierte<br />

das Parlament ab Juli 2013 wieder eine<br />

Beschränkung. Immerhin waren – auch<br />

dank intensivem Lobbying des <strong>VSAO</strong> –<br />

Personen von der Beschränkung ausgenommen,<br />

welche mindestens drei Jahre<br />

an einer Schweizerischen Weiterbildungsstätte<br />

gearbeitet hatten. Diese Lösung<br />

sollte die Qualität der Arbeit der neu niedergelassenen<br />

Ärzte gewährleisten, kann<br />

doch angenommen werden, dass nach<br />

drei Jahren sowohl ausreichende Sprachkenntnisse<br />

wie auch Kenntnisse des hiesigen<br />

Gesundheitswesens vorhanden sind.<br />

Die zweite Auflage der Zulassungssteuerung<br />

war jedoch von Beginn weg auf drei<br />

Jahre (bis Ende Juni <strong>2016</strong>) befristet.<br />

Aktuelle politische<br />

Debatte<br />

Deshalb stellte der Bundesrat früh sein<br />

Projekt für eine neue Steuerung vor, die<br />

sämtliche Gesundheitsberufe umfassen<br />

sollte. Ohne das Projekt nochmals im Detail<br />

vorzustellen (dies haben wir im Journal<br />

<strong>Nr</strong>. 5/2014 gemacht), lässt sich sagen,<br />

dass ein bürokratisches Monster entstanden<br />

wäre, hätte doch die komplexe Steuerung<br />

in jedem Kanton (unterschiedlich)<br />

gehandhabt werden müssen. Deshalb<br />

entschieden sowohl der National- wie<br />

auch der Ständerat ohne grosse Diskussion,<br />

auf dieses Projekt nicht einzugehen.<br />

Die Einsicht, dass es nur eine pragmatische<br />

Lösung geben kann, setzte sich<br />

schnell durch: nämlich die aktuell gültige,<br />

funktionierende Steuerung weiterzuführen.<br />

Zuerst fand dieser Vorschlag in beiden<br />

eidgenössischen Räten eine klare Mehrheit,<br />

bevor er dann von der neuen Mehrheit<br />

aus FDP und SVP im Nationalrat in<br />

der Schlussabstimmung am 18. Dezember<br />

2015 versenkt wurde. Eine Diskussion<br />

gibt es jeweils bei der Schlussabstimmung<br />

nicht mehr, insofern können die<br />

Motive für die Ablehnung nur aus der<br />

früheren Ratsdebatte abgeleitet werden:<br />

FDP und SVP wollten bereits früher, dass<br />

die Anzahl Ärzte von den Krankenkassen<br />

gesteuert werden kann (Aufhebung der<br />

freien Arztwahl). Dieser Vorschlag fand<br />

im alten Nationalrat keine Mehrheit,<br />

nach den Wahlen vom Oktober 2015 jedoch<br />

schon. Wie genau diese Steuerung<br />

ausgestaltet sein soll, werden erst die<br />

politischen Debatten <strong>2016</strong> zeigen, es liegen<br />

unterschiedliche Vorschläge auf dem<br />

Tisch.<br />

6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


POLITIK<br />

Regelung ab Juli <strong>2016</strong><br />

Die aktuelle Zulassungssteuerung ist auf<br />

Ende Juni <strong>2016</strong> befristet und läuft dann<br />

aus. Sollte die Politik bis zu diesem Zeitpunkt<br />

keine Anschlusslösung gefunden<br />

haben (wovon auszugehen ist), dann<br />

fällt die 3-Jahres-Regelung weg. Sprich:<br />

Wer die anderen Bedingungen (z.B. kantonale<br />

Berufsausübungsbewilligung und<br />

Weiterbildungstitel) zum Erhalt einer<br />

Zulassung erfüllt, muss nicht drei Jahre<br />

in der Schweiz gearbeitet haben. Es ist<br />

damit zu rechnen, dass die Anzahl Gesuche<br />

für eine Zulassung wieder steigen<br />

wird.<br />

Dies wiederum wird den politischen Druck<br />

erhöhen, eine Steuerung vorzunehmen,<br />

da mit steigenden Krankenkassenprämien<br />

gedroht wird (was zwar nicht<br />

stimmt, aber trotzdem immer behauptet<br />

wird). Ob sich dann die Aufhebung der<br />

freien Arztwahl durchsetzen kann (und in<br />

welcher Form und zu welchem Zeitpunkt),<br />

ist noch nicht absehbar. Absehbar ist jedoch,<br />

dass gegen ein solches Vorhaben das<br />

Referendum ergriffen würde, da das<br />

Schweizer Volk die freie Arztwahl stets mit<br />

deutlichem Mehr befürwortet hat (zuletzt<br />

bei der Managed-Care-Abstimmung<br />

2012). Die Geschichte der Zulassungssteuerung<br />

wird in den nächsten Jahren somit<br />

um weitere Kapitel reicher werden. Leider<br />

ist für unsere Mitglieder aber zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nicht klar, welche Regelung ab<br />

Juli <strong>2016</strong> gelten wird und wann sich diese<br />

allenfalls wieder ändern wird. Wir halten<br />

Sie selbstverständlich auch mittels unserer<br />

Website über die aktuellen Entwicklungen<br />

auf dem Laufenden. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Neues Jahr – neue Ziele oder<br />

Bekanntes implementieren?<br />

Kürzlich las ich einen Artikel vom Kollegen<br />

Richard Kasch, Orthopäde aus<br />

Deutschland, mit dem Titel «Was tun,<br />

bevor Generation Y ausbleibt * ?». Dies im<br />

Zusammenhang mit einer jungen Kollegin,<br />

die als Mutter von zwei Kindern verzweifelt<br />

eine 80-prozentige klinische Anstellung<br />

sucht.<br />

Der Artikel erfragte, meines Erachtens<br />

erstmalig so ausführlich, die Wünsche<br />

bezüglich beruflicher Zukunft junger<br />

Staatsabgängerinnen und -abgänger<br />

(2012) resp. von Ärztinnen und Ärzten im<br />

ersten Assistenzarztjahr. Es geht um die<br />

Generation Y, geboren ab 1980. Die Resultate<br />

der Studie sind deutlich: Gegenüber<br />

früheren Generationen wird mehr Wert<br />

auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance<br />

gelegt. Man erwartet, dass Überstunden<br />

bezahlt oder kompensiert werden können.<br />

Die Vertreter der Generation Y haben im<br />

Weiteren ein anderes Verständnis von<br />

Karriere und Hierarchie (Führungsverständnis).<br />

Doch wohin bewegt sich die gesellschaftliche<br />

Entwicklung aktuell? Offensichtlich<br />

nicht in die oben beschriebene Richtung.<br />

Steht doch möglicherweise eine «Aufweichung»<br />

des Arbeitsgesetzes bevor. Ebenso<br />

sind die Spitäler weiterhin nur beschränkt<br />

bereit, teilzeit- bzw. familienfreundliche<br />

Arbeitszeitmodelle für Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte einzuführen. Warum ist es so<br />

schwierig, eine zweifache Mutter mit einem<br />

Pensum von 80 Prozent in den stationären<br />

Klinikalltag zu integrieren? Noch<br />

viel zu wenige Spitäler ergreifen familienfreundliche<br />

Massnahmen – einige Ausnahmen<br />

findet ihr auf unserer Homepage.<br />

Wo bleiben die neuen, gesellschaftlich<br />

akzeptierten Modelle, die es in anderen<br />

Branchen schon gibt? Die Bedürfnisse der<br />

zukünftigen Ärztegeneration werden zu<br />

oft mit dem Kostenargument vom Tisch<br />

gewischt. Doch was passiert, wenn die<br />

ausgebildeten Ärztinnen nicht mehr «kurativ»<br />

im Spital tätig werden wollen?<br />

Der Bundesrat hat einen wichtigen, richtigen<br />

Schritt in Richtung Behebung des<br />

Ärztemangels getan: Er finanziert weitere<br />

Ausbildungsplätze für Ärzte. Doch dies ist<br />

nur ein erster Schritt. Nach dem Staatsexamen<br />

müssen Ärztinnen und Ärzte<br />

Arbeitsplätze vorfinden, die sich mit ihrer<br />

Lebensplanung vereinbaren lassen. Alle<br />

Beteiligten und insbesondere die Spitäler<br />

dürfen es nicht verpassen, sich den veränderten,<br />

bekannten gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />

der kommenden Generation<br />

zu stellen.<br />

■<br />

Daniel Schröpfer,<br />

Präsident <strong>VSAO</strong><br />

1) Kasch R. et al. «Ärztemangel: Was tun,<br />

bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse<br />

einer bundesweiten Befragung»<br />

8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Die Steuerung der ärztlichen<br />

Weiterbildung<br />

Wie kann man die korrekte Anzahl Ärzte, die richtige Anzahl Fachärzte, die passende Anzahl Ärzte<br />

pro Einwohner und Region ohne staatliches Kontrollsystem bestimmen und steuern? Diese Frage stellt<br />

sich für die Schweiz. Ein Land, das der Bundesverwaltung nicht zu viel Macht zugestehen will, das<br />

seine kantonalen Besonderheiten verteidigt und in dem die Freiheit des Einzelnen ein hehres Gut ist.<br />

Anja Zyska-Cherix, Hervé Spechbach, Mitglieder des Geschäftsausschusses <strong>VSAO</strong><br />

In unseren Städten ist die Ärztedichte<br />

hoch. Dies aus verschiedenen Gründen:<br />

Die Universitäten sind in den grossen<br />

Städten angesiedelt, die Ärzte in Weiterbildung<br />

bleiben wegen der bestehenden sozialen<br />

Kontakte und den vielen Vorteilen,<br />

die man bspw. bei der Infrastruktur (Betreuungsmöglichkeit<br />

für die Kinder, damit<br />

die Eltern arbeiten können) hat, in den<br />

Städten. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken,<br />

müssen die Weiterbildungsgänge<br />

früh regionalisiert werden. Damit kann<br />

man bei den zukünftigen Ärzten die Lust<br />

wecken, sich in entfernteren Regionen<br />

niederzulassen. Dazu braucht es auf kantonaler<br />

Ebene den Willen, die nötigen<br />

Mittel zu sprechen, um eine qualitativ<br />

hohe Betreuung zu ermöglichen. Zusätzlich<br />

zur attraktiven Weiterbildung muss<br />

auch ein solides Mentoring, welches den<br />

Bedürfnissen der Generation Y entspricht,<br />

sichergestellt werden.<br />

Nach Abschluss der universitären Ausbildung<br />

müssen die Regionalspitäler alles<br />

unternehmen, um attraktiv für die junge<br />

Generation und insbesondere für die<br />

Frauen zu sein. Damit dieses Ziel erreicht<br />

werden kann, braucht es ein gutes Gleichgewicht<br />

zwischen Familie und Berufsleben.<br />

Wünschenswert wäre also eine gewisse<br />

Konkurrenz zwischen den Spitälern,<br />

die sie dazu anspornt, optimale Arbeitsbedingungen<br />

anzubieten, um für die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte attraktiv zu<br />

bleiben.<br />

In die gleiche Richtung zielt auch die Absicht,<br />

weitere medizinische Fakultäten zu<br />

eröffnen, mehr Studienplätze anzubieten<br />

sowie die Möglichkeit, einen Teil der Ausbildung<br />

an einer anderen (nicht medizinischen)<br />

Fakultät/Hochschule absolvieren zu<br />

können. Damit könnten Ausbildungsgänge<br />

teilweise oder vollständig ausserhalb der<br />

grossen Städte absolviert werden.<br />

Diese Verbesserungen lösen aber das Dilemma<br />

nicht, die richtige Anzahl Fachärzte<br />

am richtigen Ort zu haben. Um dies zu<br />

eruieren, fehlen in der Schweiz zuverlässige<br />

Zahlen. Die Versuche, den Bedarf an<br />

Spezialisten zu bestimmen, waren alle<br />

methodologisch ungenügend und die vorhandenen<br />

Zahlen, sei es bei der FMH, den<br />

kantonalen Gesellschaften oder den Kantonen,<br />

sind alle unvollständig. Ohne genaue<br />

Kenntnis des Bedarfs ist die Regulierung<br />

der Niederlassung mittels einer bedarfsabhängigen<br />

Steuerung nicht möglich. Zudem<br />

wurde die Zulassungssteuerung Ende<br />

2015 vom Nationalrat versenkt. Ist es aber<br />

ethisch korrekt, unsere ärztlichen Wüstengebiete<br />

mit im Ausland ausgebildeten<br />

Ärzten zu besiedeln?<br />

Eine bessere Strukturierung der Weiterbildung<br />

mittels nach Fachgebieten vordefinierter<br />

und zielgerichteter Curricula<br />

scheint ein geeignetes Mittel zu sein. Nicht<br />

nur um die Weiterbildungszeit zu verkürzen,<br />

sondern auch, um die Gebiete mit<br />

Ärztemangel attraktiver zu machen. Eine<br />

gewisse Steuerung über die Weiterbildung<br />

ist unserer Ansicht nach möglich und<br />

auch angebracht.<br />

In diesem Zusammenhang hat sich die<br />

Gesundheitsdirektion des Kantons Waadt<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

mit der Frage nach der Organisation und<br />

Dauer der Weiterbildung befasst. Sie hat<br />

2015 Professor Pierre-André Michaud beauftragt,<br />

eine Bestandsaufnahme der<br />

bestehenden Weiterbildungscurricula im<br />

Kanton und in der Romandie zu erstellen<br />

sowie den Stand der Dinge in Sachen vordefinierte<br />

Weiterbildungscurricula festzuhalten.<br />

Im Rahmen dieses Mandats wurde<br />

im September im CHUV eine Tagung<br />

zum Thema Weiterbildung organisiert, zu<br />

welcher wir eingeladen waren. An diesem<br />

Anlass fand ein reger Austausch zwischen<br />

den Referenten und den Teilnehmern<br />

statt, die aus den Spitalleitungen, den Spitälern<br />

und aus der öffentlichen Verwaltung<br />

kamen. Nach Abschluss des Mandats<br />

hat Professor Michaud einen Schlussbericht<br />

verfasst, der auch die Diskussionen<br />

der Tagung einbezieht und die wesentlichen<br />

Punkte zusammenfasst:<br />

Auch wenn die Weiterbildungscurricula<br />

im Bereich der Hausarztmedizin auf eine<br />

gute Akzeptanz stossen, müssen diese verstärkt<br />

regionalisiert werden, damit die<br />

Ärzte den Gebieten mit Unterversorgung<br />

die Treue halten. Curricula bestehen auch<br />

in den anderen Fachgebieten (Gynäkologie/Geburtshilfe,<br />

Pädiatrie, Orthopädie/<br />

Traumatologie, Anästhesie). Diese müssen<br />

gefördert und gestärkt werden, auch<br />

finanziell. Die nicht universitären Spitäler,<br />

vor allem in den Randregionen, klagen<br />

über Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung,<br />

sowohl bei den Assistenzärzten<br />

als auch bei den Kaderärzten. Eine<br />

Zusammenarbeit mit den Universitätsspitälern,<br />

die darauf abzielt, rechtzeitig mittels<br />

einer einheitlichen Karriereplanung<br />

die Ärzte zu identifizieren, die eine nicht<br />

akademische Karriere anstreben, könnte<br />

Abhilfe schaffen und den Ärzten in Weiterbildung<br />

neue Möglichkeiten eröffnen.<br />

Allgemein würden Zusammenarbeitsnetzwerke<br />

zwischen den Spitälern deren<br />

Attraktivität erhöhen, sowohl hinsichtlich<br />

Weiterbildung als auch für Kaderpositionen.<br />

Dabei muss auch der «gender equity»<br />

mit dem Angebot von zusätzlichen<br />

Teilzeitstellen, insbesondere für Oberarztfunktionen,<br />

Rechnung getragen werden.<br />

Nach zwei bis drei Jahren Weiterbildung<br />

sollte man zwischen spezifischen «Weiterbildungscurricula»<br />

(Praxis, Kaderstelle<br />

im Regionalspital oder akademische Karriere)<br />

wählen können, die es ermöglichen,<br />

die Weiterbildung frühzeitig dem gewählten<br />

Ziel anzupassen und die Ärzte in Weiterbildung<br />

dorthin zu lenken, wo ein Bedarf<br />

besteht. Dieses System wurde im<br />

CHUV eingeführt. Um aber effektiv zu<br />

sein, müsste es auf den ganzen Kanton<br />

oder die ganze Romandie ausgedehnt<br />

werden. Für die Assistenzärzte, die sich<br />

nicht für eine Fachrichtung oder Laufbahn<br />

entscheiden können, wäre ein Mentoring<br />

nützlich.<br />

Auf administrativer Ebene könnte eine<br />

finanzielle Unterstützung für Curricula<br />

und Praktika in Arztpraxen (mit Ausdehnung<br />

auf weitere Fachgebiete) frühzeitig<br />

Anreize für die Niederlassung in Gebieten<br />

mit Unterversorgung schaffen. Schliesslich<br />

wäre auch eine Erfassung der Ärzte,<br />

die nächstens in den Ruhestand treten,<br />

hilfreich.<br />

■<br />

Achtung! Revidierter Steuerabzug<br />

von Aus- und Weiterbildungskosten<br />

per 1. Januar <strong>2016</strong>. Endlich!<br />

Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Gemäss Mitteilung auf der Website der<br />

Eidg. Steuerverwaltung sind «neu alle<br />

beruflichen Aus- und Weiterbildungskosten<br />

zum Abzug zugelassen». Grund dafür<br />

ist eine Reihe von Gesetzes- und Verordnungsanpassungen,<br />

die auf Anfang dieses<br />

Jahres in Kraft getreten sind.<br />

Die Änderung gilt damit für all jene Kosten,<br />

die ab dem 1.1.<strong>2016</strong> entstehen bzw.<br />

entstanden sind.<br />

Der Abzug beträgt beim Bund maximal<br />

12 000 Franken pro Steuerperiode. Die<br />

Kantone können die Obergrenze für die<br />

kantonalen Steuern selbst festlegen. Bisher<br />

haben die Steuerbehörden die Kosten<br />

der ärztlichen Weiterbildung nicht als<br />

zulässigen Abzug von der Einkommenssteuer<br />

anerkannt. Die Kosten für die<br />

Erstausbildung bleiben auch mit der neuen<br />

Regelung nicht abzugsfähig. Der neue<br />

Abzug gilt nun aber für «alle beruflichen<br />

Aus-, Weiterbildungs- und Umschulungskosten».<br />

Die Eidg. Steuer verwaltung hat<br />

uns bestätigt, dass damit nach<br />

Abschluss der Matura die berufsbezogenen<br />

Kosten für das Medizinstudium<br />

und die ärztliche Weiterbildung<br />

bei der Einkommenssteuer<br />

abgezogen werden dürfen.<br />

Die Kantone mussten ihre eigene Gesetzgebung<br />

ebenfalls auf den 1.1.<strong>2016</strong> anpassen,<br />

um ein gleichzeitiges Inkrafttreten<br />

von Bundesrecht und kantonalem Recht<br />

zu gewährleisten. So hat etwa die bernische<br />

Steuerverwaltung ebenfalls bestätigt,<br />

dass nun im Kanton Bern jeder Medizinstudierende<br />

(nach Abschluss der Matura<br />

oder ab dem 20. Lebensjahr) und jeder<br />

Assistenzarzt seine berufsbezogenen Ausund<br />

Weiterbildungskosten bis zu 12 000<br />

Franken pro Jahr von den Steuern abziehen<br />

kann.<br />

Informationen zu diesem Thema finden<br />

Sie auch auf unserer Website:<br />

www2.vsao.ch<br />

■<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

A B C D E F ...<br />

a b c d e f ...<br />

LESEN LERNEN<br />

Scharf getrennt<br />

Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Manchmal kann mit den Resultaten einer<br />

Studie nicht gezeigt werden, ob eine Therapie<br />

besser ist als die andere. Vor allem bei<br />

Studien mit kleinen Stichproben ist die<br />

Gefahr relativ gross, dass das Studienresultat<br />

falsch negativ ist, das heisst, ein in<br />

Wirklichkeit vorhandener Unterschied<br />

zwischen den Therapien wurde in der Studie<br />

nicht erfasst. In der Statistik sprechen<br />

wir hier vom Fehler 2. Art oder β-Fehler:<br />

der Wahrscheinlichkeit, dass eine Studie<br />

keine statistisch signifikante Differenz findet,<br />

auch wenn tatsächlich eine Differenz<br />

besteht. Die Wahrscheinlichkeit hingegen,<br />

dass wir in einer Studie eine statistisch signifikante<br />

Differenz finden, wenn tatsächlich<br />

eine Differenz besteht, nennen wir<br />

statistische Trennschärfe (oder Power) der<br />

Studie. Die Power und der β-Fehler sind<br />

komplementär und beschreiben das gleiche<br />

Konzept: Beim Planen von Studien<br />

wird oft eine Power von mindestens 80%<br />

vorausgesetzt, was dem Akzeptieren eines<br />

β-Fehlers von höchstens 20% entspricht.<br />

Die statistische Trennschärfe kann<br />

wie die Sensitivität eines diagnostischen<br />

Tests interpretiert werden. Ein diagnostischer<br />

Test ist dann sensitiv, wenn er mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit positiv ist, wenn<br />

Patienten tatsächlich die gesuchte Erkrankung<br />

haben. Entsprechend ist eine Studie<br />

dann trennscharf, wenn sie mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit den Unterschied zwischen<br />

zwei Therapien nachweist, wenn die<br />

Effekte der Therapien auch tatsächlich<br />

unterschiedlich sind.<br />

■<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BERN<br />

Wir haben<br />

einiges erreicht<br />

Im vergangenen Jahr haben wir trotz<br />

schwieriger Finanzlage der Spitäler und<br />

des Kantons doch einiges erreicht.<br />

1. Nacht- und Wochenendzulagen<br />

ab 1.4.<strong>2016</strong><br />

Ab April <strong>2016</strong> erhalten alle Assistenzund<br />

Oberärztinnen und -ärzte der GAV-<br />

Spitäler (alle Regionalen Spitalzentren<br />

plus Insel Gruppe) Nacht- und Wochenendzulagen<br />

von 6 Franken pro<br />

Stun de. Hinzu kommt wie bisher die<br />

Zeitgutschrift von 10 Prozent für Nachtarbeit<br />

von 23.00 bis 6.00 Uhr.<br />

Unklar bleibt nach wie vor die Situation<br />

in den kantonalen Psychiatrischen<br />

Kliniken (siehe Journale 5 und<br />

6 / 2015). Das Gutachten des Rechtsdienstes<br />

der GEF liegt nun zwar vor,<br />

bringt aber keine Klarheit. Wir werden<br />

die Situation wohl gerichtlich klären<br />

müssen.<br />

2. Gesamtarbeitsvertrag GAV für<br />

die Insel Gruppe ab 1.1.<strong>2016</strong><br />

Es konnte ein Übergangs-GAV mit der<br />

Insel Gruppe unterzeichnet werden,<br />

der in weiten Teilen dem Spital-GAV BE<br />

entspricht.<br />

3. 46-Stunden-Woche auch für die<br />

Oberärztinnen und -ärzte des<br />

Inselspitals ab 1.1.<strong>2016</strong><br />

Was bisher nur in den GAV-Spitälern<br />

galt, gilt nun auch im Inselspital: Sollzeit<br />

46 Stunden, Mehrstunden bezahlt,<br />

33 Tage Ferien.<br />

4. Verbesserung bei Mutterschaftsentschädigung<br />

in der Insel<br />

Gruppe<br />

Neu ist geregelt, dass die volle Mutterschaftsentschädigung<br />

auch bezahlt<br />

wird, wenn der Geburtstermin in die<br />

Zeit nach Beendigung eines befristeten<br />

Vertrages fällt.<br />

5. Finanzierung Weiterbildung<br />

Der Grosse Rat hat den Beitrag, den die<br />

Spitäler für die Weiterbildung der Ärzte<br />

vom Kanton erhalten, von CHF 10 000.–<br />

auf CHF 15 000.– pro Assistenzarzt<br />

und Jahr erhöht.<br />

6. Zulassungsstopp<br />

Der Bundesrat und die meisten Kantone<br />

wollten erneut eine rigorose Zulassungssteuerung<br />

für neue Arztpraxen<br />

einführen. Dies konnte mit der heute<br />

gültigen Lösung verhindert werden.<br />

Wer also drei Jahre an einer anerkannten<br />

Weiterbildungsstätte in der Schweiz<br />

gearbeitet hat, hat Anspruch auf eine<br />

Zulassung. National- und Ständerat<br />

hatten 2015 beschlossen, diese Lösung<br />

definitiv einzuführen. In der Schlussabstimmung<br />

hat der Nationalrat in<br />

neuer Zusammensetzung dies aber mit<br />

97 zu 96 Stimmen abgelehnt. Das bedeutet,<br />

dass es ab Mitte <strong>2016</strong> gar keine<br />

Zulassungssteuerung mehr gibt.<br />

7. Spitalplattform<br />

Seit gut einem Jahr betreibt der <strong>VSAO</strong><br />

eine Spitalplattform (www.spitalplattform.vsao.ch),<br />

welche die Ärztinnen<br />

und Ärzte bei der Suche und Auswahl<br />

ihrer Weiterbildungs- und Arbeitsstelle<br />

unterstützt. Es gibt dort Informationen<br />

zu den Arbeitsbedingungen, und man<br />

gelangt direkt zum SIWF-Register. Die<br />

Spitäler im Kanton Bern sind vollständig<br />

erfasst. Neu wurde nun auch ein<br />

Bewertungstool eingerichtet, was die<br />

Plattform noch wertvoller macht.<br />

Ausblick<br />

Auch im Jahr <strong>2016</strong> steht einiges an Entscheidungen<br />

und Arbeit für den <strong>VSAO</strong> an:<br />

COACHING<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben<br />

Telefonische Beratung:<br />

044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />

Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />

meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />

bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />

durch die Fachstelle UND.<br />

Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />

Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


<strong>VSAO</strong><br />

– Der GAV 18, der in allen öffentlichen<br />

Spitälern im Kanton Bern gelten soll,<br />

wird in diesem Jahr weiterverhandelt.<br />

––<br />

Die kantonalen psychiatrischen<br />

Kliniken sollen per 1.1.2017 aus der<br />

Kantonsverwaltung ausgelagert und in<br />

Aktiengesellschaften umgewandelt<br />

werden. Die Kliniken schliessen sich<br />

dem bestehenden GAV an, wobei für ein<br />

Jahr die jeweils besseren Bestimmungen<br />

aus GAV und kantonalem Personalrecht<br />

gelten werden.<br />

––<br />

Es stehen schwierige Lohnverhandlungen<br />

an, da die Spitäler nach<br />

wie vor mit sinkenden Basispreisen und<br />

Taxpunktwerten zu kämpfen haben.<br />

––<br />

Die Spitalstandortinitiative und<br />

die Gegenvorschläge dazu werden uns<br />

beschäftigen.<br />

––<br />

Der <strong>VSAO</strong> Bern will sich für mehr<br />

Teilzeitstellen einsetzen. Mehr dazu<br />

im nächsten Journal.<br />

––<br />

Ein weiteres Projekt betrifft die Entlastung<br />

der Ärztinnen und Ärzte von<br />

administrativen Arbeiten.<br />

––<br />

Hinzu kommt das übliche Tagesgeschäft<br />

mit Versammlungen, diversen<br />

Sozialpartnergesprächen, Vernehmlassungen,<br />

Rechtsberatung, Kommissionsarbeit<br />

usw.<br />

■<br />

Rosmarie Glauser,<br />

Geschäftsführerin Sektion Bern<br />

Save the date<br />

Die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

<strong>2016</strong> findet am<br />

Donnerstag, 28. April <strong>2016</strong>,<br />

um 19.00 Uhr im Restaurant<br />

Tramdepot in Bern statt.<br />

SEKTION NEUENBURG<br />

(AMINE)<br />

Mobilisierung<br />

für den GAV<br />

Seit über zwei Jahren verhandelt die<br />

AMINE mit dem Hôpital neuchâtelois<br />

(HNE) und dem Centre neuchâtelois de<br />

psychiatrie (CNP) über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />

(GAV). Unsere Delegierten<br />

und unser Anwalt kreuzen die<br />

Klingen mit den Arbeitgebern, um einen<br />

gerechten Text auszuhandeln, der unsere<br />

Interessen schützt und unsere Rechte, die<br />

im Spital allzu oft zu kurz kommen, klar<br />

festhält. Die Anzahl aufeinanderfolgende<br />

Arbeitstage, die Pikett- und Bereitschaftsdienste,<br />

die Abrechnung der Überstunden<br />

und die Pausen ohne Telefon sind einige<br />

der zahlreichen Themen, die an den Verhandlungssitzungen<br />

diskutiert werden.<br />

Unsere Vertreter werden vom Vorstand der<br />

AMINE und finanziell vom <strong>VSAO</strong> unterstützt.<br />

Ohne diese Hilfe wären die Verhandlungen<br />

nicht möglich. Nach guten<br />

Fortschritten im Jahre 2013 mit regelmässigen<br />

Treffen hat sich der Verhandlungsprozess<br />

2014 verlangsamt und ist schlussendlich<br />

2015 ins Stocken geraten. Die<br />

Vertreter des HNE und des CNP haben<br />

schrittweise eine Ausweichstrategie entwickelt.<br />

Sie haben die Sitzungen immer<br />

wieder verschoben, mit der Begründung,<br />

die Situation mit derjenigen der Nachbarkantone<br />

vergleichen zu wollen. Schliesslich<br />

haben sie die Beschlussfassung den<br />

beiden Verwaltungsräten übertragen, die<br />

sich viel Zeit gelassen haben, bis sie sich<br />

überhaupt mit unserem GAV befasst haben.<br />

Aufgrund der immer länger werdenden<br />

Intervalle zwischen den Sitzungen<br />

haben wir die Diskussionen auf elektronischem<br />

Weg weitergeführt. Im Sommer<br />

2015 war der neue GAV beinahe fertig redigiert,<br />

als einige wenige Meinungsverschiedenheiten<br />

zu einer Blockade geführt<br />

haben. Um den Abschluss der Verhandlungen<br />

zu beschleunigen, haben wir den<br />

bisherigen GAV per Ende Jahr gekündigt.<br />

Dieses Vorgehen hat sehr unterschiedliche<br />

Auswirkungen auf die beiden Arbeitgeber<br />

gehabt. Das CNP hat schnell verstanden,<br />

dass es sich nicht um eine vermeintliche<br />

Drohung handelte, und hat getrennte Verhandlungen<br />

mit uns aufgenommen. Unser<br />

Vorgehen hatte zum Ziel, im Falle des<br />

Nichtzustandekommens eines Abkommens<br />

per Ende Jahr die Ärzte automatisch<br />

in den allgemeinen Spital-GAV «Santé21»<br />

zu überführen, da dieser bessere Bedingungen<br />

vorsieht als unser bisheriger GAV.<br />

Es war also eine Revanche der Ärzte aller<br />

Standorte, denen man wiederholt die Aufnahme<br />

im GAV Santé21 verweigert hatte.<br />

Nach einigen Zugeständnissen beider<br />

Parteien wurden diese separaten Verhandlungen<br />

erfolgreich zum Abschluss gebracht.<br />

Ein neuer GAV wurde also mit dem<br />

CNP unterzeichnet. Ein solcher Sieg gibt<br />

uns neue Hoffnung in diesem langwierigen<br />

Kampf. Das HNE hat hingegen lange<br />

nicht reagiert und dann in letzter Minute<br />

eine Fristverlängerung um sechs Monate<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

beantragt. Nach einer kurzen, von der<br />

AMINE gewährten Nachfrist hat das HNE<br />

zum Gegenangriff geblasen und alle unsere<br />

Vorschläge abgelehnt. Die Verantwortlichen<br />

haben einseitig den Ärzten ein<br />

Statut gemäss dem alten GAV auferlegt<br />

und somit die während der Verhandlungen<br />

erzielten Fortschritte ignoriert. Das<br />

HNE ist der Meinung, dass dieses Statut<br />

die Anwendung des GAV Santé21 für die<br />

Ärzte verunmöglicht. Die AMINE und unser<br />

Anwalt widersprechen diesem Standpunkt<br />

kategorisch und sind überzeugt,<br />

dass Santé21 aufgrund seines Inhaltes,<br />

des kantonalen Spitalgesetzes und weiterer<br />

Gesetzesartikel anwendbar sei. Wir<br />

werden uns dies nicht gefallen lassen! Die<br />

AMINE wird nötigenfalls den Rechtsweg<br />

beschreiten. Das Jahr 2015 hat also mit<br />

einem GAV-Krieg geendet.<br />

Was aber sagen uns die Sterne für <strong>2016</strong><br />

voraus? Die Mitgliederversammlung naht.<br />

Bei dieser Gelegenheit werden wir die Strategie<br />

für die weiteren GAV-Verhandlungen<br />

mit dem HNE definieren. Im Vorstand<br />

sind einige Abgänge vorgesehen, aber verschiedene<br />

neue Mitglieder haben bereits<br />

ihr Interesse angemeldet. Eine wesentliche<br />

Aufgabe des neuen Teams wird sein,<br />

die Kraft, den Mut und die Hoffnung bei<br />

den vielen «stillen» Kollegen zu wecken,<br />

damit sich diese unserem Kampf für ein<br />

besseres Spital und für gesetzeskonforme<br />

Arbeitsbedingungen anschliessen. ■<br />

Möge die Kraft mit Euch sein!<br />

Olivier Clerc,<br />

Präsident der AMINE<br />

SEKTION TESSIN ASMACT<br />

Jahresbericht<br />

2015<br />

Für die Sektion Tessin war das Jahr 2015<br />

geprägt von vielen Kontakten und zahlreichen<br />

Vorstössen.<br />

Auf lokaler Ebene beteiligte sich die Sektion<br />

an der Lösung verschiedener Probleme in<br />

den vier regionalen Spitälern. Hauptsächlich<br />

waren dies: die Reglementierung der<br />

Überstunden, eine korrekte Dienstplanerstellung,<br />

Mobbing sowie die Organisation<br />

einzelner Abteilungen und die Anerkennung<br />

der Mehrarbeit. Hierfür haben sich<br />

die Mitglieder bei Treffen mit den jeweiligen<br />

leitenden Ärzten sowie der Personalund<br />

Spitalleitung mit positivem Ergebnis<br />

eingesetzt. In vielen Abteilungen wird nun<br />

das Arbeitsgesetz bezüglich Anzahl der<br />

Arbeitsstunden und aufeinanderfolgender<br />

Arbeitstage sowie bezüglich des Nacht- und<br />

Wochenenddienstes eingehalten; die Überstunden<br />

werden automatisch angerechnet<br />

und zurückerstattet. Die Möglichkeit der<br />

Einsicht in den offiziellen Arbeitsstundenplan<br />

(«PEP») für alle Assistenz- und Oberärzte<br />

ist momentan in Arbeit.<br />

Bei der Evaluierung von einzelnen Abteilungen<br />

durch die <strong>VSAO</strong>/FMH hat die AS-<br />

MACT mitgeholfen.<br />

Die grossen Unterschiede bezüglich Weiterbildung,<br />

Arbeitszeit und Gehalt wie<br />

auch die enge Zusammenarbeit der Regionalspitäler<br />

mit den Privatkliniken haben<br />

die Sektion veranlasst, Letztere aufzusuchen,<br />

um eine Angleichung der Kollektivverträge<br />

zu erreichen. Trotz Offenheit<br />

gegenüber diesem Vorschlag hat sich bisher<br />

jedoch noch keine Annäherung zwischen<br />

den beiden Seiten ergeben.<br />

Um die Wünsche und Bedürfnisse der<br />

Tessiner Ärzte besser zu kennen, hat die<br />

Sektion eine Umfrage durchgeführt, die<br />

leider keine grosse Resonanz erfahren hat.<br />

Ergeben hat diese jedenfalls, dass die Sektion<br />

ein Gesprächspartner für Fragen zum<br />

Arbeitsvertrag, zur Weiterbildung, zur<br />

Einhaltung des Arbeitsgesetzes und hinsichtlich<br />

Problemen am Arbeitsplatz darstellt.<br />

Die Antwortenden wünschen sich<br />

jedoch eine grössere Unterstützung und<br />

Mediation bei Problemen vor Ort, eine<br />

Evaluierung der verschiedenen Abteilungen<br />

und die Kontrolle der Einhaltung des<br />

Arbeitsvertrags.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeiten<br />

betraf ausländische Ärzte, die in der<br />

Schweiz arbeiten möchten. Die Sektion<br />

hat in diesem Bereich viel Informationsarbeit<br />

geleistet. Dank der guten Zusammenarbeit<br />

mit dem <strong>VSAO</strong> konnten wichtige<br />

Dokumente ins Italienische übersetzt<br />

werden.<br />

Schliesslich beschäftigte sich die Sektion<br />

mit der Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf. So wurde eine Plattform für Vollund<br />

Teilzeitstellen an Tessiner Kliniken<br />

eingerichtet sowie mit den Interessensschwerpunkten<br />

Burn-out, Teilzeitarbeit<br />

und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz.<br />

In der Öffentlichkeit war die ASMACT bei<br />

verschiedenen Gelegenheiten präsent. Sie<br />

unterstützte die Hausarztmedizin, nahm<br />

zum Thema Patientensicherheit Stellung<br />

und äusserte sich zu den Arbeitsbedingungen<br />

in Tessiner Spitälern.<br />

Momentan ist die Sektion an einer Studie<br />

zum Jobsharing beteiligt, in der Absicht,<br />

auf diese Weise im Tessin vermehrt Arbeitszeitreduktionen<br />

und Teilzeitarbeit zu<br />

ermöglichen.<br />

Weitere Informationen über die Sektion<br />

Tessin und ihre Tätigkeiten kann man der<br />

Website www.asmact.org entnehmen. ■<br />

Iris Hausmann,<br />

Sekretariat Sektion Tessin<br />

Partnervermittlung mit Charme<br />

persönlich∙seriös∙kompetent<br />

Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />

044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />

Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />

Kathrin Grüneis<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION WALLIS<br />

20 Jahre<br />

ASMAVal<br />

«Das Walliser Gesundheitswesen kennzeichnet<br />

sich dadurch aus, dass die<br />

Assistenzärzte noch nie angesehene<br />

Ansprechpartner waren. Aus diesem<br />

Grunde wurde dieses Jahr die Walliser<br />

Sektion des <strong>VSAO</strong> gegründet. Diese will<br />

nicht nur bei den Arbeitsbedingungen,<br />

sondern auch bezüglich der Zukunft<br />

des Walliser Gesundheitssystems ein<br />

gewichtiges Wort mitreden. In erster<br />

Linie will die Sektion jedem Einzelnen<br />

die Arbeitsbedingungen der Assistenzärzte<br />

näherbringen und diese anschliessend<br />

verbessern. Qualität der<br />

Arbeit und der Weiterbildung sind die<br />

zwei Steckenpferde der ASMAVal, die als<br />

privilegierter Ansprechpartner in der<br />

kleinen Welt des Walliser Gesundheitswesens<br />

wirken will.»<br />

Mit diesen Worten hat sich die Sektion<br />

1995 im <strong>VSAO</strong>-Bulletin vorgestellt. 2015<br />

haben wir also das 20-jährige Bestehen<br />

der ASMAVal feiern können. In dieser Zeit<br />

hat sich vieles geändert. Es war alles andere<br />

als einfach, die Geschichte unserer<br />

Sektion zu rekonstruieren. Aber dank dem<br />

Erinnerungsvermögen unserer Vorgänger<br />

und einiger Dokumente, die wir auffinden<br />

konnten, haben wir es geschafft.<br />

Ein Blick in die Vergangenheit<br />

1995 gab es im Wallis kein Kantonsspital,<br />

sondern sieben Regionalspitäler, die in der<br />

Vereinigung der Krankenanstalten des<br />

Kantons Wallis (GEHVAL) zusammengeschlossen<br />

waren (das spätere Gesundheitsnetz<br />

Wallis GNW). Die GEHVAL war<br />

der rechtliche Arbeitgeber der Assistenzärzte.<br />

Ein Arbeitsreglement wurde angewendet,<br />

es war jedoch archaisch und<br />

stammte aus den 80er Jahren. Im Wallis,<br />

wie übrigens im Rest der Schweiz, waren<br />

die Assistenzärzte noch nicht dem Arbeitsgesetz<br />

unterstellt. Das Reglement beschränkte<br />

weder die wöchentliche, noch<br />

die tägliche Arbeitszeit. Die Assistenzärzte<br />

arbeiteten im Schnitt 75 Stunden, aufgrund<br />

«betrieblicher Bedürfnisse» manchmal<br />

sogar bis zu 96 Stunden pro Woche.<br />

Es gab allgemein noch keine Weiterbildungsprogramme<br />

und Lernziele oder<br />

Pflichtenhefte für die Ärzte (das SIWF<br />

wurde erst 2008 gegründet). Die Ärzte<br />

waren entschlossen zu handeln, um die<br />

Qualität der Arbeit, der Weiterbildung und<br />

des Privatlebens zu verbessern.<br />

Der Gründungsvorstand bestand aus neun<br />

Mitgliedern. Erster Präsident war Marc-<br />

Alain Panchard, derzeit Chefarzt Kinderund<br />

Jugendmedizin am Hôpital Riviera<br />

Chablais (HRC). «Wir waren rund<br />

zwanzig Personen, die an der Gründungsversammlung<br />

vom 19. April<br />

1995 teilnahmen. Nur wenige Assistenzärzte<br />

waren anwesend. Wir wollten<br />

die Qualität der Weiterbildung<br />

verbessern. Wir haben damals beispielsweise<br />

verlangt, dass eine minimale<br />

wöchentliche Weiterbildungszeit gewährt<br />

wird oder dass wir Zugang zu<br />

Nachschlagewerken oder Medline bekommen.<br />

Es war aber auch wichtig, die<br />

Arbeitsbedingungen zu verbessern.<br />

Abgesehen von der Arbeitszeitproblematik<br />

wollten wir ein Pflichtenheft und<br />

einen attraktiven Gesamtarbeitsvertrag»,<br />

erinnert sich M.-A. Panchard. 1995<br />

zählte die Sektion lediglich 30 Mitglieder.<br />

Die Sektion ist im Laufe der Zeit stetig gewachsen<br />

und erreichte 2015 den Stand von<br />

450 Mitgliedern. Da die Sektion früher wie<br />

auch heute damit leben muss, dass viele<br />

Ärzte nur vorübergehend im Wallis arbeiten,<br />

hängt der Verband stark von der Motivation<br />

und dem Einsatz einer kleinen<br />

Gruppe von Ärzten ab.<br />

Thierry Fumeaux, Mitbegründer und<br />

heute Chefarzt Innere Medizin und Intensivmedizin<br />

in Nyon, übernahm zwei Jahre<br />

später das Präsidium der ASMAVal.<br />

«Wir haben damals bei 120 Assistenzund<br />

Oberärzten eine Umfrage mit hoher<br />

Rücklaufquote durchgeführt. So<br />

konnten wir feststellen, dass die durchschnittliche<br />

wöchentliche Arbeitszeit bei<br />

78 Stunden lag! Die GEHVAL schenkte<br />

diesen Zahlen keinen Glauben und<br />

führte eine eigene Umfrage durch. Wie<br />

zu erwarten, waren die Ergebnisse<br />

ähnlich. 1998 wurde im Auftrag des<br />

<strong>VSAO</strong> die parlamentarische Initiative<br />

Suter eingereicht. Diese wollte die Assistenzärzte<br />

dem ArG unterstellen und<br />

somit die wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />

auf 50 Stunden beschränken. Unsererseits<br />

haben wir eine stufenweise Senkung<br />

der wöchentlichen Arbeitszeit<br />

verlangt. 2003 waren wir bei 55 Stunden,<br />

2005 bei 50 Stunden.» Gleichzeitig<br />

haben der Bleistiftstreik von 1998 im Kanton<br />

Zürich und derjenige von 2003 im<br />

Kanton Waadt, aufgrund der Einführung<br />

des Zulassungsstopps, zu einem Wandel<br />

geführt und das Wallis dazu bewegt, die<br />

Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im<br />

Lauf der Jahre wurden mit der GEHVAL<br />

und dann mit dem GNW Gesamtarbeitsverträge<br />

und Weiterbildungsvereinbarungen<br />

für die Assistenz- und Oberärzte ausgehandelt.<br />

Diese haben jedes Mal Verbesserungen<br />

gebracht (bspw. Einführung<br />

einer Entschädigung für Nachtarbeit und<br />

Pikettdienst, 6. Ferienwoche für über<br />

40-Jährige, Lohnerhöhungen usw.). Am<br />

1. Januar 2005 wurden die Assistenzärzte<br />

dem Arbeitsgesetz unterstellt, was zahlreiche<br />

Fragen geklärt hat. Aber seit der Einführung<br />

bleibt die Umsetzung des Gesetzes<br />

und auch des Gesamtarbeitsvertrages<br />

problematisch. Zudem nimmt die administrative<br />

Arbeit für die Ärzte stetig zu, was<br />

die Attraktivität des Berufes schmälert. Mit<br />

der Reduktion der Arbeitszeit und der<br />

Möglichkeit der Teilzeitarbeit in bestimmten<br />

Abteilungen hat sich das Gleichgewicht<br />

zwischen Arbeit und Privatleben<br />

stark verbessert. Diese Verbesserung geht<br />

indes zu Lasten der zur Erlangung eines<br />

Facharzttitels notwendigen Zeit, insbesondere<br />

in den chirurgischen Fächern. Die<br />

Sektion ist bemüht, die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />

in den verschiedenen<br />

Abteilungen zu überwachen, die<br />

Ärzte zu beraten, die Probleme via die<br />

paritätischen Kommissionen an die Direktion<br />

zu melden und Lösungen zu finden.<br />

Der Vorstand besteht hauptsächlich aus<br />

Internisten, Psychiatern, Pädiatern oder<br />

Chirurgen aus dem Zentralwallis. Er wird<br />

jedes Jahr anlässlich der Generalversammlung<br />

erneuert. Dabei bleibt jeweils<br />

ein harter Kern länger im Amt, um die<br />

Kontinuität über die Jahre sicherzustellen<br />

und die Arbeit des Vorstandes zu erleichtern.<br />

Früher fanden die Vorstandssitzungen<br />

jeweils bei einem Mitglied statt, begleitet<br />

von einer kleinen Mahlzeit. Heute<br />

hat lediglich der Sitzungsort geändert.<br />

Alle ein bis zwei Monate versammeln wir<br />

uns normalerweise nach der Arbeit im<br />

Spital Sitten. Dabei lassen wir aber das<br />

Apéro Riche nie aus. Wir diskutieren Fragen<br />

betreffend Arbeitsbedingungen in<br />

unserem Kanton sowie Themen, die vom<br />

<strong>VSAO</strong> oder von der FMH, mit welchen wir<br />

uns jeweils halbjährlich treffen, behandelt<br />

werden.<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Wenn es darum geht, sich für den Verband<br />

einzusetzen, bekunden Ärzte eine gewisse<br />

Mühe. Aufgrund fehlender Zeit, aber auch<br />

wegen der Angst, die eigene Weiterbildung<br />

zu gefährden oder weil die Bedingungen<br />

in ihren Herkunftsländern noch schlechter<br />

sind als bei uns. Ärzte, die nur ein oder<br />

zwei Jahre im Wallis arbeiten, sind auch<br />

weniger bereit, sich zu engagieren. Aber<br />

diejenigen, die über den eigenen Schatten<br />

springen, treffen im Vorstand auf ein<br />

warmherziges und freundschaftliches<br />

Ambiente und freuen sich über den Einsatz<br />

für die Verbesserung unserer Bedingungen<br />

und derjenigen unserer Nachfolger.<br />

2013 haben uns die Verhandlungen<br />

zum neuen Gesamtarbeitsvertrag im HRC<br />

(die gemeinsam mit der <strong>VSAO</strong> Sektion<br />

Waadt geführt wurden) näher an das Unterwallis<br />

gebracht, aber auch an das Oberwallis,<br />

das jetzt mit einem Vertreter im<br />

Vorstand repräsentiert ist. Unser Ziel ist,<br />

die verschiedenen Besonderheiten und<br />

Regionen des Kantons zu verstehen und<br />

zu vertreten. Dies ist aber nicht immer<br />

eine einfache Aufgabe. Und jedes Jahr<br />

bringt neue Herausforderungen.<br />

Dank Jean-Daniel Rouvé, heute Anästhesist<br />

im CHUV, wurde 2004 unsere Website<br />

www.asmaval.ch ins Leben gerufen. Dort<br />

finden die Mitglieder Informationen zur<br />

Arbeit der ASMAVal, zu den Arbeitsbedingungen<br />

im Wallis sowie nützliche Links.<br />

Anfang 2014 wurden das Logo und die<br />

Website vollständig überarbeitet. Die Statuten<br />

der Sektion aus dem Jahre 1995<br />

wurden 2011 revidiert und mit den Statuten<br />

des Zentralverbands in Einklang gebracht.<br />

Bei der Rechtsberatung hat uns Fürsprecherin<br />

Antoinette Haldy über lange Jahre,<br />

bis zu ihrem unerwarteten Tod 2013, begleitet.<br />

Seither wird die Rechtsberatung<br />

von Fürsprecherin Valentine Gétaz Kunz<br />

sichergestellt. Sie hat ihr Mandat bei der<br />

ASMAVal während der Verhandlungen mit<br />

dem HRC aufgenommen. Seit 2015 führt<br />

sie auch die Geschäftsstelle und berät und<br />

vertritt die Mitglieder in allen arbeitsrechtlichen<br />

Belangen.<br />

Seit über 20 Jahren kämpft also die ASMA-<br />

Val für die Verbesserung der Arbeits- und<br />

Weiterbildungsbedingungen seiner Mitglieder<br />

und der im Wallis tätigen Ärzte. Wir<br />

dürfen sagen, dass wir zu einem wichtigen<br />

Akteur und Gesprächspartner der Walliser<br />

Spitäler geworden sind. Wir setzen unsere<br />

Arbeit in diesem Sinne fort. Dafür brauchen<br />

wir aber stets neue und motivierte<br />

Ärzte, die bereit sind, sich sowohl im Vorstand<br />

als auch in den verschiedenen Spitälern<br />

und Abteilungen einzusetzen. Werden<br />

also auch Sie Mitglied!<br />

Wir nutzen die Gelegenheit, um Sie über<br />

unsere nächste Mitgliederversammlung<br />

zu informieren, die am 25. <strong>Februar</strong><br />

<strong>2016</strong> um 20 Uhr in der Aula des<br />

Spitals Sitten stattfinden wird. Zum<br />

Schluss möchten wir uns bei allen Personen,<br />

die im Vorstand mitgearbeitet haben,<br />

bei allen Mitgliedern der ASMAVal und bei<br />

allen anderen Personen, die mit uns zusammengearbeitet<br />

haben, bedanken. Wir<br />

hoffen, dass Sie frohe Festtage verbracht<br />

haben und wünschen Ihnen weiterhin<br />

alles Gute im Jahr <strong>2016</strong>. ■<br />

Der Vorstand der ASMAVal<br />

SEKTION ZENTRALSCHWEIZ<br />

Verbesserungen<br />

bei den Arbeitsbedingungen<br />

Ein arbeits- und ereignisreiches<br />

Jahr liegt<br />

hinter uns. Das Luzerner<br />

Kantonsspital<br />

(LUKS) hat per 1.1.<strong>2016</strong><br />

ein neues, arbeitsgesetzkonformes<br />

Personalreglement<br />

eingeführt.<br />

Als einziger Personalverband<br />

waren wir<br />

bei den Verhandlungen<br />

direkt involviert. Eine<br />

Delegation hat an der<br />

Ausarbeitung der Anstellungsbedingungen<br />

der Oberärztinnen und<br />

-ärzte mitgearbeitet.<br />

Bezüglich der Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte<br />

konnten wir wie alle anderen Verbände<br />

auch nur an der Vernehmlassung teilnehmen.<br />

Für die Oberärzte erreichten wir einige<br />

bedeutende Verbesserungen:<br />

• Die Arbeitszeit wird ArG-konform von<br />

bisher unbeschränkt neu auf ein Maximum<br />

von 50 Stunden pro Woche reduziert.<br />

• Die Lohnsumme bleibt trotz Arbeitszeitreduktion<br />

gleich und es gibt eine individuelle<br />

Besitzstandgarantie für zwei<br />

Jahre.<br />

• Die bisherige Pauschale, die Überzeit,<br />

Inkonvenienzen und Pikettzulagen<br />

abgegolten hat, wird in Form einer<br />

«Marktzulage», einer «Funktionszulage»<br />

und von Zulagen für Nacht-, Wochenend-<br />

und Pikettdienste weitergeführt.<br />

• Auch die Mindestansprüche für Fortbildungstage,<br />

Ferien und Überzeitkompensation<br />

sind jetzt LUKS-weit geregelt.<br />

In einem intensiven Prozess haben wir die<br />

Verhandlungen begleitet. Ein grosser Anteil<br />

an diesem guten Verhandlungsresultat hatte<br />

der Druck, der durch die Solidarität und<br />

das Engagement vieler Oberärzte quer<br />

durch die Spitäler entstanden war. Ein weiterer,<br />

sehr wichtiger Anteil hatte unsere<br />

Verhandlungsdelegation. So gilt mein Dank<br />

allen Beteiligten; gemeinsam sind wir stark!<br />

Bisher waren die Assistenzärzte die einzige<br />

Berufsgruppe, die im LUKS dem ArG unterstellt<br />

war. Im Gegenzug waren sie aber<br />

auch die Einzigen, die keine Inkonvenienzentschädigungen<br />

erhielten. Mit Umsetzung<br />

des Arbeitsgesetzes für alle Angestellten<br />

soll diese Ungerechtigkeit zwar<br />

behoben werden, aber keine Mehrkosten<br />

verursachen. Darum sollen die Erfahrungsanstiege<br />

um den gleichen Betrag,<br />

d.h. um drei Prozent, reduziert werden.<br />

Gleichzeitig wird die Sollarbeitszeit von 48<br />

auf 50 Stunden erhöht. Unser mehrfacher<br />

Protest in der Vernehmlassung wurde<br />

nicht berücksichtigt. So haben sich die<br />

Assistenzärzte aller Kliniken getroffen;<br />

gemeinsam werden wir gegen die Verschlechterungen<br />

kämpfen. Beim Verfassen<br />

dieses Textes waren mir noch keine weiteren<br />

Fakten bekannt. Aber wir bleiben dran.<br />

Erfreuliches gibt es dafür von der Luzerner<br />

Psychiatrie (LUPS) zu erzählen. Auch<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


<strong>VSAO</strong><br />

dort wird das ArG eingeführt. Ohne Veränderungen<br />

der Grundlöhne werden zusätzlich<br />

die Inkonvenienzentschädigungen<br />

eingeführt respektive verbessert.<br />

Oberärzte haben eine Sollarbeitszeit von<br />

48 Stunden pro Woche. Auch hier wurden<br />

wir – erstmals – in die Vernehmlassung<br />

einbezogen.<br />

Ebenfalls erfreulich ist die Entwicklung im<br />

Kanton Zug. Dort unterstehen die Assistenzärzte<br />

zwar dem Arbeitsgesetz, jedoch nicht<br />

dem GAV, der sonst im Spital gilt. Wir konnten<br />

nun aber erreichen, dass die Inkonvenienzentschädigungen<br />

und Ferienreglemente<br />

verbessert und die Einstiegslöhne<br />

marktgerecht angehoben wurden.<br />

<strong>2016</strong> wird wohl ähnlich intensiv werden<br />

wie das letzte Jahr. Ich bin gespannt auf<br />

die weitere Entwicklung hinsichtlich der<br />

Anstellungsbedingungen der Assistenzärzte<br />

im LUKS. Aufgrund der teils massiven<br />

Sparübungen in den Zentralschweizer<br />

Kantonen werden wir weiterhin wachsam<br />

sein müssen, um keine Rückschritte bei<br />

den Arbeitsbedingungen hinnehmen zu<br />

müssen.<br />

Die interkantonale Vereinbarung bezüglich<br />

der Weiterbildungsentschädigungen<br />

der Kantone an die Weiterbildungskliniken<br />

steht in den nächsten Monaten zur<br />

Ratifizierung an. Es ist bekannt, dass vor<br />

allem Innerschweizer Kantone hier eher<br />

kritisch sind.<br />

Nach Abschluss der Verhandlungen zu den<br />

Arbeitsbedingungen wollen wir das Augenmerk<br />

wieder vermehrt auf die Weiterbildungsqualität<br />

richten. Es kann nicht<br />

sein, dass es immer noch Kliniken gibt, in<br />

denen die Umfragebogen zur Weiterbildung<br />

sang- und klanglos in einer Schublade<br />

verschwinden. Es darf auch nicht<br />

sein, dass im Rahmen der Sparbemühungen<br />

die Gelder für das «Hausärztecurriculum»<br />

halbiert werden. Wir werden weiter<br />

zusammenstehen müssen. Packen wir es<br />

gemeinsam an!<br />

■<br />

Regula Wiesmann,<br />

Präsidentin Sektion Zentralschweiz<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />

Jurist der Sektion Zürich/Schaffhausen<br />

Ab wann gilt ein Arbeitsvertrag?<br />

Mir wurde vom<br />

Chefarzt einer Klinik eine<br />

Stelle in Aussicht gestellt.<br />

Ich habe ihm mündlich zugesagt.<br />

Nun hat sich die<br />

Gelegenheit ergeben, für<br />

ein Jahr ins Ausland zu gehen.<br />

Ist die mündliche Zusage<br />

bindend? Was geschieht,<br />

wenn ich die Stelle<br />

nicht antrete?<br />

Die mündliche oder schriftliche Stellenzusage<br />

des Chefarztes oder des Leitenden<br />

Arztes nach dem Vorstellungsgespräch<br />

begründet keinen Arbeitsvertrag mit dem<br />

Spital. Das rechtlich bindende Zustandekommen<br />

einer Anstellung setzt voraus,<br />

dass die wesentlichen Bedingungen in der<br />

vorgesehenen Form und von der zuständigen<br />

Stelle formuliert und vom künftigen<br />

Mitarbeitenden akzeptiert worden sind.<br />

Theoretisch könnten privatrechtliche Arbeitsverträge<br />

zwar auch mündlich vereinbart<br />

werden, doch sind Chefärzte und<br />

Leitende Ärzte ohnehin nie befugt, das<br />

Spital auf eine Anstellung zu verpflichten.<br />

Zuständig sind in aller Regel die früher als<br />

Personalabteilungen, heute schön englisch<br />

mit «Human Resources Management»<br />

bezeichneten, also wohl dem Abbau<br />

des Rohstoffs Mensch dienenden<br />

Stellen. An den Spitälern gilt für Anstellungen<br />

die Schriftform. Wird die Anstellung<br />

nicht mit einem privat- oder öffentlich-rechtlichen<br />

Vertrag, sondern mit<br />

Anstellungsverfügung begründet, wie<br />

etwa bei den Zürcher Stadtspitälern und<br />

bei den Spitälern des Kantons Zürich, ist<br />

die mündliche Anstellung ohnehin ausgeschlossen.<br />

Vor der beidseitigen Unterzeichnung des<br />

Arbeitsvertrags oder der akzeptierten Anstellungsverfügung<br />

sind weder die Ärztin<br />

oder der Arzt noch das Spital 1 rechtlich<br />

gebunden. Bis dahin ist es durchaus erlaubt,<br />

eine mündlich zugesagte Stelle<br />

auszuschlagen. Ist inzwischen etwa die<br />

Traumstelle frei geworden oder scheint der<br />

kurz vor Stellenantritt angebotene Lohn<br />

zu tief, oder liegen andere berufliche oder<br />

private Beweggründe vor, darf die Stelle<br />

bis zur rechtsgültigen Begründung der<br />

Anstellung abgesagt werden. Hin und wieder<br />

beklagen sich Chefärzte über solche<br />

Stellenabsagen – meist zu Unrecht. Die<br />

Unsitte vieler Spitäler, Arbeitsverträge oder<br />

Anstellungsverfügungen erst kurz vor<br />

Stellenantritt zu verfassen, lassen den Bewerbern<br />

die Freiheit, sich noch lange und<br />

ganz legal umzubesinnen.<br />

Ist allerdings das Arbeitsverhältnis einmal<br />

gültig zustande gekommen, müssen sich<br />

beide Seiten auch daran halten – «pacta<br />

servanda sunt» 2 . Privatrechtlich angestellte<br />

Mitarbeitende, die trotz gültig abgeschlossenem<br />

Arbeitsvertrag die Stelle nicht<br />

antreten oder diese ungerechtfertigt verlassen,<br />

können schadenersatzpflichtig<br />

werden 3 . Im Zusammenhang mit öffentlich-rechtlichen<br />

Anstellungen gibt es allerdings,<br />

soweit ersichtlich, nirgends eine<br />

Rechtsgrundlage, mit der eine Schadenersatzpflicht<br />

wegen Nichtantretens oder<br />

Verlassens einer Arbeitsstelle geltend gemacht<br />

werden könnte.<br />

Hält der Arbeitgeber den von ihm geschlossenen<br />

Arbeitsvertrag nicht aufrecht,<br />

so dass die Stelle nicht angetreten werden<br />

kann, wird er grundsätzlich voll schadenersatzpflichtig.<br />

Die Rechtsgrundlagen eines Anstellungsverhältnisses<br />

können je nach Kanton oder<br />

Gemeinde 4 , Spitalträgerschaft und Funktion<br />

sehr unterschiedlich sein. Selbst das<br />

Arbeitsgesetz als schweizerisch einheitliches<br />

Regelwerk gilt nur für die Assistenzärztinnen<br />

und -ärzte. Auf die Oberärztinnen<br />

und -ärzte und die Leitenden Ärztinnen<br />

und Ärzte sind die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen<br />

des Arbeitsgesetzes<br />

noch immer nicht lückenlos anwendbar.<br />

Meist sind gleichzeitig mehrere Rechtsgrundlagen<br />

beteiligt – nebst dem Arbeitsgesetz<br />

können dies kantonales oder kommunales<br />

Personalrecht, Gesamtarbeitsverträge,<br />

die Bestimmungen des Obligationenrechts,<br />

Personalreglemente und<br />

letztlich die einzelnen Arbeitsverträge<br />

oder Anstellungsverfügungen sein. Nebst<br />

einfacheren und häufig anzutreffenden<br />

Problemen gibt es daher in der <strong>VSAO</strong>-<br />

Rechtsberatung immer wieder juristisch<br />

anspruchsvolle Fragestellungen. ■<br />

1 Von in der Praxis fast nie vorkommenden<br />

Fällen einer «culpa in contrahendo», also<br />

eines gravierend schuldhaften Verhaltens<br />

während der Vertragsverhandlungen einmal<br />

abgesehen.<br />

2 Verträge sind einzuhalten.<br />

3 Der mögliche Schadenersatz liegt in der Höhe<br />

eines ¼-Monatslohns nebst allenfalls Ersatz<br />

weiteren Schadens, doch kann der Richter<br />

den Schadenersatz reduzieren, wenn kein<br />

oder geringerer Schaden entstanden ist (Art.<br />

337 lit. d OR) – im ärztlichen Bereich ist ein<br />

Schaden in der Regel nicht nachweisbar, weshalb<br />

die Schadenersatzpflicht keine praktische<br />

Rolle spielt. Immerhin verweist Art. 6<br />

Absatz 3 GAV für das Personal bernischer<br />

Spitäler, Fassung 2011, auf Art. 337 lit. d OR.<br />

4 Die Stadt Zürich beispielsweise hat ein eigenes<br />

Personalrecht, welches auf die Arbeitsverhältnisse<br />

an den Stadtspitälern Triemli und Waid<br />

anwendbar ist.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Was sucht die Nase im Knie?<br />

Denkt man an die Behandlung von Knorpelschäden im Kniegelenk, denkt man wohl<br />

nicht in erster Linie an die Nase. Aber dort, genauer in den Knorpeln der Nasenscheidewand,<br />

liegt ein vielversprechender Therapieansatz. Ein multidisziplinäres Forscherteam<br />

des Universitätsspitals Basel regeneriert geschädigte Kniegelenke mittels gezüchteter<br />

Nasenknorpel – mit vielversprechenden Resultaten.<br />

Marcus Mumme, Oberarzt Kinderorthopädie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB)<br />

Ivan Martin, Leiter Tissue Engineering Research Group, Department Biomedizin, Universität Basel<br />

Marcel Jakob, Chefarzt Klinik für Traumatologie, Universitätsspital Basel<br />

Abbildung 1: Aus Nasenknorpelzellen gezüchtetes<br />

Knorpelgewebe<br />

Gelenkknorpelschäden sind ein weitverbreitetes<br />

Problem in der Bevölkerung.<br />

Patienten, die unter Knorpelverletzungen<br />

im Kniegelenk leiden, suchen den Arzt<br />

zumeist mit Beschwerden wie Knieschmerzen,<br />

Schwellungen und eingeschränkter<br />

Beweglichkeit auf. Häufig<br />

müssen die Freizeitaktivitäten angepasst<br />

bzw. reduziert werden. Und die Lebensqualität<br />

für Betroffene sinkt teilweise erheblich.<br />

Ein bisher ungelöstes Problem ist, dass<br />

Gelenkknorpelschäden in aller Regel<br />

nicht von selbst heilen und unbehandelte<br />

Defekte später zu Arthrose führen können.<br />

Obwohl solche Knorpelschäden vorwiegend<br />

bei älteren Patienten auftreten, bei<br />

denen ein künstliches Gelenk oft die letzte<br />

Behandlungsmöglichkeit ist, gibt es<br />

auch viele junge Patienten mit unfallbedingten<br />

Knorpelverletzungen. Für junge<br />

Patienten steht eine bestmögliche Reparatur<br />

des Knorpels im Vordergrund, um<br />

die spätere Entwicklung einer Arthrose<br />

und die dann in der Regel notwendige<br />

Versorgung mit einer Gelenkprothese so<br />

weit wie möglich hinauszuzögern. Die<br />

Regeneration des Gelenkknorpels vor der<br />

Notwendigkeit eines Kunstgelenks rückt<br />

daher zunehmend in den Fokus von Ärzten<br />

und Wissenschaftlern.<br />

Abbildung 2: Implantation des gezüchteten Nasenknorpelgewebes in einen Knorpeldefekt<br />

im Kuhmodell<br />

Ermutigende Resultate<br />

Am Unispital Basel forschen seit über zehn<br />

Jahren Ärzte der Klinik für Traumatologie<br />

zusammen mit Wissenschaftlern aus den<br />

Bereichen Biologie und Molekularbiologie<br />

sowie Ingenieure an der Entwicklung<br />

neuer Strategien zur Therapie von Gelenkknorpelschäden.<br />

Nach Jahren der<br />

Vorarbeit wagen sie nun mit einer innovativen<br />

Therapie den Schritt ans Patientenbett.<br />

In einem 2012 gestarteten und von<br />

der Deutschen Arthrosehilfe geförderten<br />

Pilotprojekt werden Knorpelschäden im<br />

Kniegelenk mit gezüchtetem Nasenknorpelgewebe<br />

behandelt. Den Patienten wird<br />

hierbei eine kleine Knorpelprobe aus der<br />

Nasenscheidewand entnommen. Aus dieser<br />

Probe werden die Knorpelzellen herausgelöst<br />

und im Labor vermehrt. Anschliessend<br />

werden die Zellen auf ein<br />

3-D-Gerüst übertragen und dazu angeregt,<br />

ein neues Knorpelgewebe zu bilden.<br />

Was sich anfänglich verrückt anhören<br />

mag, zeigt sich jedoch bei genauerer Betrachtung<br />

gut durchdacht. Der Mensch<br />

verfügt an verschiedenen Stellen über<br />

Knorpelgewebe, so z.B. in den Gelenken,<br />

aber auch in den Rippen, der Luftröhre,<br />

der Ohrmuschel und eben der Nasenscheidewand.<br />

Bei dieser Auswahl liegt es nahe,<br />

mit geringem Aufwand Knorpelzellen von<br />

möglichst hoher Qualität für therapeutische<br />

Zwecke zu gewinnen. Die Knorpelzellen<br />

aus der Nasenscheidewand zeigen<br />

in Laborversuchen eine deutliche Überlegenheit<br />

gegenüber Gelenkknorpelzellen<br />

im Hinblick auf die Produktion knorpelspezifischer<br />

Bestandteile, und sie können<br />

relativ leicht mittels einer lokalen Betäubung<br />

gewonnen werden – vergleichbar<br />

mit einer Behandlung beim Zahnarzt.<br />

Die Wissenschaftler in Basel konnten in<br />

einer klinischen Studie bereits zeigen,<br />

dass mit diesem gezüchteten Knorpelgewebe<br />

eine Rekonstruktion des Nasenflügels<br />

in Defektsituationen nach Tumorentfernung<br />

möglich ist (Fulco et al. Lancet<br />

2014). Es zeigte sich in weiteren Experimenten,<br />

wie sich die Nasenknorpelzellen<br />

auch einer neuen Umgebung im Kniegelenk<br />

anpassen und Eigenschaften von<br />

Gelenkknorpelzellen annehmen und deren<br />

Funktionen übernehmen können<br />

(Pelttari et al. Science Transl Med 2012).<br />

Das Hauptaugenmerk des im Jahr 2012<br />

gestarteten Pilotprojekts liegt derzeit noch<br />

auf der Untersuchung der Machbarkeit<br />

und Sicherheit der Prozedur. Erste Ergebnisse<br />

sind jedoch sehr aussichtsreich und<br />

zeigen eine gute Einheilung des gezüchteten<br />

Knorpelgewebes. Aktuell wird die<br />

Fortsetzung des Projekts im Rahmen einer<br />

randomisierten multizentrischen<br />

Phase-2-Studie vorbereitet, welche durch<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Abbildung 3: Prinzip der Zellzüchtung zur Zell - und Gewebetherapie basierend auf<br />

Nasenknorpelzellen<br />

die Europäische Union im Rahmen des<br />

Horizon-2020-Programms unterstützt<br />

wird. Hierbei soll die Bedeutung der Gewebereifung<br />

für das klinische und radiologische<br />

Ergebnis untersucht werden.<br />

Effektiv wird hierbei die Verwendung von<br />

Nasenknorpelzellen im Rahmen einer<br />

Zelltherapie mit einer Gewebetherapie<br />

verglichen. Wir erhoffen uns hiervon, die<br />

Vorgänge während der Knorpelreparatur<br />

noch besser zu verstehen und die Therapie<br />

noch weiter verbessern zu können. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

21


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Vom «Neuaufbau» Dresdens<br />

nach 1945<br />

Dresden nach 1945 nimmt eine besondere Stellung unter den kriegszerstörten deutschen Städten<br />

ein: gräulich zerstört und gründlich beräumt. Vielfach wurde getrieben von drückender Not und<br />

dem Übergang in andere politische Verhältnisse gehandelt. Daraus ergab sich ein weit über die<br />

eigentlichen Kriegszerstörungen hinausgehender Totalverlust, zumindest in den zerstörten Gebieten.<br />

Dr.-Ing. habil. Matthias Lerm, Dresden<br />

Die Bombardements ereigneten sich wenige<br />

Monate vor Ende des von Deutschland<br />

ausgegangenen Krieges mit zunehmender<br />

Massivität. Der Doppelangriff vom<br />

13./14. <strong>Februar</strong> 1945 vernichtete die inneren<br />

Stadtteile. Etwa 25 000 Todesopfer<br />

waren zu beklagen. Militärische und zivile<br />

Einsatzkräfte begannen, die Toten zu<br />

bergen, zu verbrennen und in Massengräbern<br />

beizusetzen. Augenzeugen berichten,<br />

dass der Weg von einem «Ufer des Lebens<br />

zum anderen», wie Erich Kästner schrieb,<br />

durch die noch monatelang nach Verwesung<br />

stinkenden, von Staubstürmen<br />

durchrasten Trümmerberge praktisch<br />

unmöglich geworden war. Die Zeit für<br />

einen Wiederaufbau wurde vom damaligen<br />

Stadtbaurat Herbert Conert auf mindestens<br />

75 Jahre eingeschätzt.<br />

Die wichtigsten Verkehrswege der Innenstadt<br />

wurden bereits im März 1945 beginnend<br />

durch Sprengungen der Fassaden<br />

und durch Beräumung notdürftig benutzbar<br />

gemacht, die übrigen Teile zu Sperrgebieten<br />

erklärt. Parallel etablierten sich<br />

die Besatzungsmacht und die demokratischen<br />

Selbstverwaltungsorgane der Stadt<br />

und des Landes. Die Kunstschätze waren,<br />

wenn nicht zerstört, ausgelagert und<br />

• Trümmermenge Dresden: 15–20 Mio. m³, von denen<br />

etwa 5 Mio. m³ als Schutt zu beseitigen waren. Damit<br />

hätte man 100 ha Land 4 bis 5 m hoch aufschütten<br />

können.<br />

• 32–40 m³ Trümmer pro Einwohner, zum Vergleich:<br />

Frankfurt/Main 21 m³, Berlin 16 m³ pro Einwohner<br />

• Die geschlossene Schadensfläche war grösser als das<br />

bebaute Stadtgebiet Dresdens von 1890.<br />

• Von 228 000 Wohnungen waren 75 000 zerstört, 11 000<br />

davon waren schwer, 7000 mittelschwer beschädigt.<br />

• Über 250 000 Menschen verloren ihre Wohnung, was<br />

der damaligen Einwohnerzahl Magdeburgs entsprach.<br />

Kriegsbeute geworden – ein Wiederaufstieg<br />

Dresdens als europäische Kunstmetropole<br />

schien für die noch lebenden Generationen<br />

ausgeschlossen oder in unerlebbare<br />

Ferne gerückt.<br />

Das erschien umso schmerzlicher, weil<br />

Dresden schon immer eine besondere Rolle<br />

innehatte. Wichtige Punkte dazu sind<br />

der durch Erfolg, Nähe und zugleich Unterschiedlichkeit<br />

gespeiste Gegensatz zwischen<br />

Preussen und Sachsen, die schiere<br />

Grösse – Dresden befand sich unter den<br />

sieben grössten deutschen Städten vor<br />

dem Zweiten Weltkrieg –‚ Führerstadt im<br />

Dritten Reich, Aufbaustadt in der DDR,<br />

schliesslich Ort des Ausrufens der «blühenden<br />

Landschaften» durch Helmut<br />

Kohl 1989 und damit Zuschreibung einer<br />

Schlüsselrolle für das Gelingen der<br />

deutsch-deutschen Vereinigung.<br />

Raum für Visionen<br />

Die ersten Aufrufe der neuen Machthaber<br />

1945 zur Beteiligung an einem Aufbauwerk<br />

kulminierten im Wettbewerb «Das<br />

neue Dresden». Hier traten wesentliche<br />

Strömungen zutage: Vorgeschlagen wurden<br />

ein Wiederaufbau, ein Neuaufbau,<br />

verkehrliche Verbesserungen, ein «sozialistischer»<br />

Städtebau oder vielleicht ein<br />

Reformstädtebau, eine deutliche Auflockerung<br />

des Siedlungskörpers und<br />

schliesslich das Liegenlassen der zerstörten<br />

Stadt als Mahnmal für den Frieden<br />

mit Gründung eines neuen Dresdens auf<br />

einer der nahe gelegenen Hochflächen.<br />

Grossen Raum in den fachlichen Disputen<br />

nahmen alle Formen der Reduktion der<br />

städtischen Bebauung ein. Nach den<br />

dunklen Jahren der faschistischen Diktatur<br />

erschien es jetzt opportun, den durchtrennten<br />

Faden der Moderne wieder zu<br />

knüpfen und Licht, Luft und Sonne sowie<br />

der Separierung der Funktionen breiten<br />

Raum zu geben. Die «offene Bauweise»<br />

sollte dann nach Überwindung des Stalinismus<br />

ohnehin den gesamten Neuaufbau<br />

mit industriellen Bauweisen beherrschen<br />

– woraus sich bei mehreren Aufbaugenerationen<br />

ein neues, luftiges<br />

Dresdner Raumgefühl entwickelte, das bis<br />

heute nachklingt.<br />

Für die Verkehrsplanung hingegen gab es<br />

keine «Stunde nuII». Jedes Freiräumen<br />

erzeugte nutzbaren Raum – für Verkehrswege.<br />

Neue Verkehrslinien konnten völlig<br />

ungestört von Bauten oder durch vom<br />

Grundeigentum gegebene Grenzen entfaltet<br />

werden. Ganz den planerischen Prämissen<br />

der Nachkriegszeit entsprechend<br />

entfalteten sich die wenigen neuen Gebäude<br />

auf «VerkehrsinseIn» – zurückgesetzt<br />

von den historischen Baufluchten.<br />

Ideologische Kahlschläge<br />

Sehr schnell änderte sich die allgemeine<br />

Diskussion über einen «Wiederaufbau» in<br />

eine Diskussion über einen «Neuaufbau».<br />

Trotz des fast durchgängigen personellen<br />

Wechsels in den Verwaltungen standen zu<br />

Beginn der neuen Ära erfahrene Fachleute<br />

zur Verfügung: Diese hatten gemahnt,<br />

das neue Dresden als Synthese aus barocker<br />

Tradition und neuzeitlichen Anforderungen,<br />

aber ohne die Absicht, der Stadt<br />

ein weltstädtisches Gepräge aufzudrücken,<br />

zu realisieren.<br />

Als Hans Wermund 1947 das Aufbaureferat<br />

übernahm, liess er die von ihm selbst vorausgesagte<br />

düstere Prognose, dass alsbald<br />

«12 Quadratkilometer früher dichtest bebauter<br />

Fläche [...] von totaler Zerstörung<br />

schliesslich bedeckt sein» würden, Realität<br />

werden. Oberbürgermeister Walter Weidauer<br />

verkündete mit gleichem Ziel, «den<br />

Geist der alten Residenz vollständig austreiben»<br />

zu wollen. Ausdrücklich bezog er dabei<br />

die Bauten ein, die als angebliche ldeenträger<br />

der alten Ordnung zu beseitigen<br />

22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Oktober 1946 Blick vom Rathausturm über den Altmarkt<br />

BSAD L 63 10(34)a<br />

An der Falkenbrücke Ostseite östl Brückenauffahrt<br />

von Süden BSAD OBL 329_6(12) 24_10_1952<br />

seien. Kurt W. Leucht betrieb als Stadtplaner<br />

schon 1948 die Schaffung eines quasi sozialistischen<br />

Bodenrechtes in Dresden.<br />

ln der zeitlichen Abfolge wurde erst enttrümmert,<br />

dann klärte man die Grundbesitzverhältnisse.<br />

Also wurde enteignet,<br />

dann erst geplant und noch später vielleicht<br />

gebaut. Wiederhergestellt wurden<br />

lediglich einzelne, nur leicht beschädigte<br />

Gebäude oder Siedlungsbestände, die wegen<br />

ihrer Erbauung in den 20er Jahren als<br />

politisch unproblematisch und in jedem<br />

Falle der neuen Gesellschaft nützlich erschienen.<br />

Angesichts dringender Rettungsarbeiten<br />

im ganzen Lande, etwa der Verhinderung<br />

von Schlössersprengungen, widmete sich<br />

die Denkmalpflege nur teilweise der ehemaligen<br />

Residenzstadt. Die auf Wiederherstellung<br />

bedachten Stellen mussten<br />

sich ständig rechtfertigen, waren in Rückzugsdebatten<br />

verwickelt, konnten nicht<br />

aktiv gestalten, sondern nur noch Reste<br />

retten.<br />

Diskussionen um den Wert des Beschädigten<br />

wurden nicht oder erst dann geführt,<br />

wenn die Abrissbagger schon ihre Greifer<br />

in das Schutzwürdige schlugen. Die Liste<br />

der wiederaufzubauenden Baudenkmale<br />

wurde immer wieder zusammengestrichen.<br />

Erstes denkmalpflegerisches Grossprojekt<br />

war der Wiederaufbau des Zwingers,<br />

für den die umfassende Instandsetzung<br />

der Vorkriegszeit im Nachhinein als<br />

glückliche Generalprobe ausgemacht<br />

werden konnte.<br />

Erst nach Abschluss der Grossflächenenttrümmerung<br />

Mitte der 50er Jahre wurden<br />

massivere Erhaltungsanstrengungen hinsichtlich<br />

der wenigen noch vorhandenen<br />

Ruinen wertvoller Bauten sichtbar – leider,<br />

vor allem hinsichtlich der Kirchen,<br />

Villen oder Theater des 19. Jahrhunderts<br />

in der Regel fruchtlos. Kritiker monierten<br />

denn auch, dass die Bomben Dresden<br />

zwar zerstört hätten, vernichtet aber hätten<br />

die Stadt erst jene, die nach dem 8. Mai<br />

1945 die Regierung übernommen hätten.<br />

Rigoroser Traditionsbruch<br />

Für den Aufbau der Stadt als «Abschied»<br />

vom alten Dresden, also unter fast vollständiger<br />

Ignorierung der mehr oder weniger<br />

erhaltenen ausgebrannten Bauwerke,<br />

wurden durch pragmatische Grossberäumung<br />

in den ersten Nachkriegsjahren<br />

vollendete Tatsachen geschaffen.<br />

Somit steht der Aufbau des neuen Dresdens<br />

als Beispiel eines rigorosen Traditionsbruches<br />

in der Städtebaugeschichte<br />

des 20. Jahrhunderts als ein Extrem da.<br />

Heutige und künftige Aufgabe wird es sein,<br />

den zerrissenen Faden zum herausragenden<br />

städtebaulichen und baukulturellen<br />

Rang des alten Dresdens als Massstab für<br />

künftige Qualitäten wiederaufzugreifen<br />

– leider ohne das 2009 verdientermassen<br />

aberkannte Welterbeprädikat, ohne diesen<br />

Katalysator für kulturbewahrendes und<br />

-entwickelndes Handeln. Hoffnungsvoll<br />

stimmen jedoch der Wiederaufbau der<br />

Frauenkirche als lebendiges Symbol für<br />

Frieden und Versöhnung und die anspruchsvolle<br />

bauliche Ausgestaltung des<br />

umgebenden Neumarktareals zumeist<br />

nach historischem Vorbild. ■<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Lerm, Matthias: «Der Bombenterror hat freie<br />

Bahn geschaffen, sie ist zu nützen». Reaktionen,<br />

Aktionen, Visionen von Architekten,<br />

Stadtplanern, Politikern. In: Die Zerstörung<br />

Dresdens. Die Antworten der Künste. Hrsg.<br />

von Walter Schmitz. Thelem, Dresden 2005,<br />

S. 379–392.<br />

Lerm, Matthias: Abschied vom alten Dresden –<br />

Verluste historischer Bausubstanz nach<br />

1945. Mit einem Geleitwort von Thomas<br />

Topfstedt. Hinstorff Verlag Rostock, 1. erweiterte<br />

Auflage der Neuausgabe 2000, 2. leicht<br />

veränderte Auflage.<br />

Lühr, Hans-Peter: Die Nachkriegsjahre. In:<br />

Dresdner Geschichtsverein (Hg.). Dresden.<br />

Die Geschichte der Stadt von den Anfängen<br />

bis zur Gegenwart. Junius Dresden 2002,<br />

S. 236–244.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


Verband Schweize<br />

Association suisse<br />

Associazione svizz


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

3-D-Druck in der Medizin<br />

Heutzutage stehen nicht nur günstige 3-D-Drucker zur Verfügung, sondern auch kostenlose<br />

Software und eine Vielzahl von Materialien zur Herstellung der benötigten Objekte. Kein Wunder,<br />

dass die dreidimensionale Drucktechnik auch in der Medizin Anwendung findet. Am Berner<br />

Inselspital entwickelt man seit 2012 einen neuen Ansatz für innovative und kostensparende<br />

Operationstechniken.<br />

Matthias Mottini, Stv. Oberarzt Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Inselspital Bern<br />

Seit der Erfindung des Buchdrucks durch<br />

Johannes Gutenberg vor ca. 550 Jahren<br />

entwickelte sich die Drucktechnik stetig<br />

weiter. Doch erst Mitte der 80er Jahre erfand<br />

Chuck Hull das uns heute als «3-D-<br />

Drucken» bekannte Verfahren. Er nannte<br />

es damals Stereolithografie. Dieses Herstellungsverfahren<br />

machte sich zu Beginn<br />

vor allem die Industrie bei der Produkteentwicklung<br />

zunutze. Dort zeichneten<br />

sich die Vorteile des 3-D-Drucks in mehreren<br />

Punkten ab:<br />

1. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden,<br />

Prototypen herzustellen (z.B. in<br />

CNC-Bearbeitungszentren), sind die<br />

Kosten für dreidimensional gedruckte<br />

Prototypen vergleichsweise günstiger.<br />

Ein 3-D-Drucker vor Ort garantiert einen<br />

lückenlosen Entwicklungsprozess.<br />

Sensible Daten müssen nicht an externe<br />

Firmen versandt werden und Entwürfe<br />

können direkt gedruckt und sofort getestet<br />

werden, was den Entwicklungsprozess<br />

deutlich beschleunigt.<br />

2. Nicht jeder Mensch hat ein perfektes,<br />

dreidimensionales Vorstellungsvermögen<br />

für technische Zeichnungen, weshalb<br />

ein physisches Modell für das<br />

Verständnis einer Gegebenheit oder<br />

Funktion helfen kann. Ein Bild sagt<br />

mehr als tausend Worte und ein Gegenstand<br />

macht die Worte greifbar.<br />

Finanzielle Hürden<br />

Nichtsdestotrotz wird der 3-D-Druck in der<br />

Medizin eher selten verwendet. Die bis<br />

anhin hohen Herstellungskosten von patientenspezifischen,<br />

stereolithographischen<br />

Modellen stellen ein finanzielles<br />

Hindernis dar. Deshalb werden Modelle<br />

nur in ausgewählten Fällen zu diagnostischen<br />

und/oder therapeutischen Zwecken<br />

hergestellt. Die Fabrikation solcher Modelle<br />

war zudem bis anhin nur in spezialisierten<br />

Instituten möglich. Die Rohdaten<br />

mussten dorthin geschickt werden. Das<br />

Modell wurde dort anschliessend von 3-D-<br />

Druckern erstellt und per Post verschickt.<br />

Die Herstellung eines solchen Modells<br />

dauerte mehrere Tage oder gar Wochen.<br />

Mittlerweile wurden verschiedenste Techniken<br />

des 3-D-Drucks für verschiedenste<br />

Anwendungszwecke entwickelt. Eine Vielfalt<br />

von Materialien stehen uns heutzutage<br />

zu Verfügung, mit denen Objekte aus<br />

einem virtuellen Design am Computer in<br />

ein physisches Objekt umgewandelt werden<br />

können.<br />

3-D-Druck für jedermann<br />

Obwohl der 3-D-Druck nicht neu ist, wird<br />

er dieser Tage häufig in der Presse erwähnt.<br />

Einer der Hauptgründe liegt darin,<br />

dass es nun günstige Drucker für den<br />

Endverbraucher zu kaufen gibt.<br />

Dank den Fortschritten des seit 2005 ins<br />

Leben gerufenen RepRap-Projektes gibt es<br />

heutzutage alltagstaugliche Desktop-3-D-<br />

Drucker, die die meisten Anforderungen<br />

eines Stereolithografiemodelles im kieferchirurgischen<br />

Bereich erfüllen. Der<br />

Name RepRap steht für Replicating<br />

Rapid-Prototyper und bezeichnet die<br />

Drucker, deren Pläne und Software unter<br />

3. 3-D-Druck hilft, Konstruktionsfehler<br />

frühzeitig erkennen zu können. Je später<br />

in der Entwicklungsphase, desto<br />

gravierender sind die Auswirkungen<br />

von Konstruktionsfehlern. Mit Hilfe von<br />

3-D-Druckern können viele verschiedene<br />

Prototypen gedruckt und getestet<br />

werden. Es lassen sich schnell Änderungen<br />

vornehmen. Die Zeit der Testphase<br />

erhöht sich, was es möglich macht,<br />

potentielle Konstruktionsfehler früh zu<br />

erkennen und zu beheben.<br />

Fig.1: Simulation einer Unterkieferrekonstruktion mit freiem Fibulatransplantat.<br />

In Rot ist der zu resezierende Unterkiefer dargestellt und in Blau<br />

ist die Schnittschablone für die Unterkieferresektion zu sehen.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

25


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Fig.2: 3-D-gedrucktes Modell mit vorgebogener<br />

Osteosyntheseplatte.<br />

Software zur Planung von Operationen.<br />

Auch die medizinische Forschung zur<br />

Anwendung von «Open-Source-/General-<br />

Public-Licence»-Druckern steht noch am<br />

Anfang.<br />

Deshalb wurde im Dezember 2012 am<br />

Universitätsspital Bern, in der Klinik für<br />

Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />

ein Projekt ins Leben gerufen, um die<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Virtuellen<br />

Chirurgie und deren Umsetzung im Operationssaal<br />

mit Hilfe von kostengünstigen<br />

3-D-Druckern auszuloten.<br />

Seither hat sich der 3-D-Druck im Klinikalltag<br />

bewährt und als höchst nützliches<br />

Werkzeug herausgestellt. So können mit<br />

Hilfe von computerassistiertem Design<br />

(CAD) und 3-D-Druck Plattenosteosynthesematerialien<br />

präoperativ in Form<br />

gebracht werden, Bohrschablonen für<br />

osteointegrierende Implantate hergestellt,<br />

Schnittschablonen für komplexe Osteotomien<br />

und kostengünstige Studienmodelle<br />

hergestellt werden.<br />

Aufgrund der virtuellen Planung durch<br />

den Operateur selbst können verschiedene<br />

Szenarien am Computer getestet und simuliert<br />

werden, was eine ganz neue Art<br />

von präoperativer Vorbereitung erlaubt.<br />

Nach Herstellung von Modellen gemäss<br />

der Simulation können konventionelle<br />

Implantate entsprechend der Planung<br />

angepasst werden, was zu einer Verkürzung<br />

der OP-Zeit, passgenauer Implantatposition<br />

und vorhersagbaren postoperativen<br />

Resultaten führt.<br />

So wurde diese Technik bereits zur Rekonstruktion<br />

von Unterkiefern nach Tumorerkrankungen<br />

(Bild 1, 2 und 3), zur Rekonstruktion<br />

von schweren Orbitalfrakturen<br />

nach Unfällen und Korrekturen von kraniofazialen<br />

Missbildungen erfolgreich<br />

eingesetzt (Bild 4).<br />

Durch eine im Hause durchgeführte Computerplanung<br />

und Herstellung von Modellen<br />

und Hilfsteilen kann die Methodik der<br />

Produkteentwicklung in der Industrie in<br />

die Medizin transferiert werden. Zusammenfassend<br />

lässt sich sagen, dass nicht<br />

jede Innovation stets mit einer Kostenexplosion<br />

verbunden sein muss. Die Möglichkeit,<br />

die Behandlungsqualität zu verbessern<br />

und dabei Kosten zu reduzieren,<br />

macht unbestreitbar das Potential des<br />

3-D-Drucks aus. Diese Faktoren ermöglichen<br />

es auch einem breiten Patientenkreis,<br />

von den Vorteilen dieser Innovation<br />

zu profitieren. In Zukunft ist es wünschenswert,<br />

die Entwicklung von freier<br />

Software voranzutreiben, um ein Instrument<br />

wie den 3-D-Drucker noch effizienter<br />

nutzen zu können. ■<br />

Fig.3: Schnittschablone für Unterkieferosteotomie<br />

aus speziellem Kunststoff für medizinische Anwendungen.<br />

der «GNU General Public License (GPL)»<br />

stehen. Dabei handelt es sich um eine Lizenz,<br />

die jedem die Freiheit garantiert, die<br />

Software zu nutzen, zu kopieren und ändern<br />

zu dürfen. Aufgrund der extrem<br />

niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten<br />

eines solchen Desktop-3-D-Druckers<br />

ist es nun möglich, innert kürzester Zeit<br />

3-D-Modelle selbst herzustellen. Der Postversand<br />

der Daten und der Modelle entfällt,<br />

was zeit- und kostensparend ist.<br />

Zur Simulation von Operationen gibt es<br />

heute ebenfalls Open-Source-Software,<br />

z.B. Blender (GPL-lizenziert), die es ermöglichen,<br />

selbst komplexe Operationen<br />

am normalen Büro-PC zu simulieren.<br />

Pilotprojekt in Bern<br />

Momentan existiert noch keine Literatur<br />

über die Anwendung von Open-Source-<br />

Fig.4: Virtuelle Planung zur Korrektur einer kraniofazialen Missbildung, Hypertelorismus.<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

Neuanfang auf Vadamarachchi East: Die DEZA unterstützt Rückkehrer beim Bau solider Privathäuser. © DEZA<br />

Rückkehr nach Tsunami und Krieg<br />

Fischerfamilien im Norden Sri Lankas versuchen den Neuanfang. Mehrfach vertrieben durch Krieg<br />

und Tsunami, sind sie in die Ruinen ihrer alten Dörfer zurückgekehrt. Die Direktion für Entwicklung<br />

und Zusammenarbeit (DEZA) hilft beim Wiederaufbau von Schulen und Privathäusern.<br />

Von Gabriela Neuhaus.<br />

Artikel erschienen in «Eine Welt» – Das DEZA-Magazin für Entwicklung und Zusammenarbeit, Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4/2014<br />

Jelomiyathas sitzt vor einer bescheidenen<br />

Hütte aus Palmblättern und flickt ein Netz.<br />

Hier lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern.<br />

Vom Betonhaus, das sie nach dem<br />

Tsunami mit finanzieller Unterstützung<br />

einer internationalen Organisation gebaut<br />

hatten, sind nur Teile des Fundaments und<br />

baufällige Wände übrig geblieben. «Als der<br />

Krieg 2006 wieder aufflammte, mussten<br />

wir fliehen und wurden in einem Lager in<br />

Jaffna untergebracht. Ich bin froh, dass wir<br />

nun wieder hier sind und einigermassen<br />

in Frieden leben können», erzählt der<br />

40-jährige Fischer. Für den Wiederaufbau<br />

des Hauses reicht das Einkommen des Familienvaters<br />

jedoch nicht.<br />

Krieg verhindert<br />

Wiederaufbau<br />

Einst war die Halbinsel Vadamarachchi<br />

East im äussersten Nordosten Sri Lankas<br />

ein belebter, von wohlhabenden Bauern<br />

und Fischern bewohnter Küstenstreifen. Ab<br />

1989 wurden die Menschen jedoch wiederholt<br />

durch den Bürgerkrieg vertrieben. Der<br />

Tsunami vom 26. Dezember 2004 fiel in<br />

eine relativ friedliche Periode, viele waren<br />

damals in ihre Dörfer zurückgekehrt.<br />

Die Flutwelle zerstörte das wieder aufkeimende<br />

Leben und forderte allein in Vadamarachchi<br />

East rund tausend Tote. Der<br />

neu entbrannte Krieg beendete 2006 den<br />

Tsunami-Wiederaufbau abrupt. Erst nach<br />

dem Sieg der singhalesisch dominierten<br />

Armee über die Kämpfer der Tamil Tigers<br />

erlaubte die Regierung ab 2010 allmählich<br />

die Rückkehr in die zerstörten Dörfer.<br />

Nur wenige ausländische Organisationen,<br />

darunter die DEZA, unterstützen diesen<br />

zweiten Anlauf des Tsunami-Wiederaufbaus.<br />

In fünf Dörfern engagiert sich die<br />

Schweiz mit einem neuen ganzheitlichen<br />

Ansatz. Dazu gehören der Bau von Schulen<br />

und Kindergärten, die Unterstützung<br />

der Gemeinden bei ihrer Reorganisation<br />

sowie finanzielle und technische Hilfe<br />

beim Bau von Privathäusern.<br />

Kein Giebel über<br />

der Mitte<br />

Auch Jelomiyathas kann sein Haus wieder<br />

aufbauen. «Die DEZA unterstützt uns mit<br />

550 000 Rupies (rund 3800 Franken)»,<br />

sagt der Fischer. Als Bauherr bestimmt er<br />

Grundriss und Grösse des Hauses, kauft<br />

das Baumaterial und stellt Handwerker<br />

an. Dabei wird er von DEZA-Mitarbeitenden<br />

begleitet: Sie liefern technische Beratung,<br />

lehren in Kursen handwerkliche<br />

Fertigkeiten und stehen mit Rat und Tat<br />

zur Seite. Die finanzielle Unterstützung<br />

wird in Tranchen, je nach Baufortschritt,<br />

ausbezahlt. «Der Vorteil dieses Ansatzes<br />

ist, dass der Begünstigte die Verantwortung<br />

für sein Haus von Anfang an selber<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


FOKUS ▶ AUFBAU<br />

übernimmt, Grösse und Ausbaustandard<br />

bestimmen kann und am Schluss viel<br />

zufriedener ist als jene, die ein schlüsselfertiges<br />

Haus erhalten», sagt DEZA-Projektleiter<br />

Martin Studer.<br />

Wichtig sind dabei auch traditionelle Eigenheiten:<br />

Der grösste Raum im Haus<br />

einer Hindu-Familie etwa ist der Altarraum.<br />

Dieser liegt in grösstmöglicher<br />

Distanz diagonal zur Küche. Zudem darf<br />

der Dachgiebel nicht über der Hausmitte<br />

liegen, weil dies Ungemach bringe. «Unsere<br />

Kollegen meinten zuerst, wir könnten<br />

nicht zeichnen, als wir die ersten Entwürfe<br />

für die Häuser nach Bern schickten»,<br />

erzählt Martin Studer lachend. Die eindrücklichen<br />

Walmdächer, welche die neuen<br />

Häuser vor Wind und Regen schützen<br />

und den regelmässigen Zyklonen standhalten<br />

müssen, sind eine Weiterentwicklung<br />

der lokalen Bauweise: Sie sind steil,<br />

damit der Regen abläuft, und an die<br />

Hausmauern angebunden, die mit zwei<br />

armierten Betongürteln auf Boden- und<br />

Fensterhöhe verstärkt werden. Weil die<br />

Häuser hier buchstäblich auf Sand gebaut<br />

sind, braucht es solche Massnahmen zur<br />

Stabilisierung.<br />

Geschenk mit Kosten<br />

Diese Arbeitsschritte sind auf der Baustelle<br />

von Vallipuram und seiner Frau Mahendraraga<br />

bereits abgeschlossen. Gemeinsam<br />

mit dem Paar bereitet der DEZA-Berater<br />

die nächste Etappe beim Bau des<br />

Hauses vor: In den kommenden Tagen<br />

wird das Holz für die Tür- und Fensterrahmen<br />

geliefert. Mahendraraga, die ihren<br />

Bruder im Krieg und den Sohn beim<br />

Tsunami verloren hat, freut sich auf ihr<br />

neues Heim. Den Boden will das Paar mit<br />

Steinplatten belegen, die Küche kacheln.<br />

Um sich diese Extras leisten zu können,<br />

mussten sie ein Darlehen aufnehmen.<br />

«Für uns wird es schwierig, das Geld zurückzuzahlen»,<br />

sagt Mahendraraga.<br />

«Aber schliesslich erhält man nur einmal<br />

im Leben ein Haus.»<br />

Schweizer Korps für Humanitäre Hilfe<br />

Martin Studer ist Mitglied des Schweizer Korps für Humanitäre Hilfe (SKH). Dieses wird für die Durchführung<br />

von Projekten der humanitären Hilfe der Schweiz im Ausland eingesetzt. Andere Korpsangehörige<br />

stehen UNO-Organisationen zur Verfügung, wo sie ihre Erfahrungen und ihr Know-how einbringen.<br />

Das SKH gehört zur humanitären Hilfe, die ihrerseits der Direktion für Entwicklung und<br />

Zusammenarbeit (DEZA) innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten<br />

(EDA) angegliedert ist.<br />

Nepal 2015: Parallel zu den ersten Materiallieferungen traf am 29. April 2015 ein Verstärkungsteam<br />

von zehn Ärzten, Hebammen und Logistikern, die auf die Gesundheitsversorgung für Mütter und<br />

Kinder spezia lisiert sind, in Nepal ein. Die Spezialistinnen und Spezialisten des SKH unterstützten das<br />

Regionalspital der Stadt Gorkha (80 km von der Hauptstadt Kathmandu entfernt) bei der Betreuung<br />

der zahlreichen Patientinnen und Patienten.<br />

Das Spital Gorkha wurde in enger Koordination mit den nepalesischen Behörden und den anderen<br />

humanitären Akteuren wegen seiner Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung ausgewählt. In<br />

normalen Zeiten betreut das Spital etwa 260 000 Personen.<br />

Während des einmonatigen Einsatzes des schweizerischen Ärzteteams in Gorkha erhielten etwa 3000<br />

Patienten medizinische Versorgung. Die schweizerischen Ärzte und ihre nepalesischen Kollegen operierten<br />

54 Kinder und 78 Erwachsene und betreuten 57 Entbindungen, 4 davon per Kaiserschnitt. Das<br />

schweizerische Pflegepersonal in Gorkha behandelte die nepalesischen Patienten, die durch das Erdbeben<br />

Verletzungen davongetragen hatten, und stellte daneben insbesondere die pädiatrische Grundversorgung<br />

weiter sicher.<br />

Eine von der DEZA wiederaufgebaute Schule in einem Dorf in der Nähe von<br />

Jaffna. © DEZA<br />

So oder ähnlich tönt es auf praktisch allen<br />

Baustellen in Vadamarachchi East. Die<br />

DEZA-Fachleute leisten nicht nur technische<br />

Unterstützung, sie helfen auch bei der<br />

finanziellen Planung. So hat Vallipuram,<br />

um die Kosten möglichst tief zu halten, die<br />

Ziegel für das Haus selber hergestellt und<br />

den Maurer tatkräftig bei der Arbeit unterstützt.<br />

Den Kredit hingegen muss er mit<br />

seinem unregelmässigen Einkommen aus<br />

dem Fischfang zurückzahlen.<br />

Unsichere Zukunft<br />

Das Wiederaufbauprogramm der DEZA in<br />

Vadamarachchi East dauert noch bis Anfang<br />

<strong>2016</strong>. Der Aufbau der dörflichen Infrastruktur<br />

sowie die Unterstützung beim<br />

Bau der Privathäuser sind wichtige Faktoren<br />

für einen erfolgreichen Neuanfang der<br />

Rückkehrenden.<br />

Die längerfristige Entwicklung allerdings<br />

ist alles andere als gesichert, wie Martin<br />

Studer einräumt: «Die Infrastruktur ist<br />

nun wieder da, man hat Eisenbahn, Strassen,<br />

Schulen und Häuser. Was es aber<br />

braucht, damit die Leute hier eine Zukunft<br />

haben und bleiben, sind zusätzliche Arbeitsplätze<br />

ausserhalb von Fischerei und<br />

Landwirtschaft. Zudem braucht es politische<br />

Stabilität und Autonomie auf Provinzebene.»<br />

Hier ist die srilankische Regierung<br />

gefordert, welche Rahmenbedingungen<br />

schaffen und Impulse geben muss,<br />

damit die wirtschaftliche und politische<br />

Entwicklung in den ehemaligen Bürgerkriegsgebieten<br />

im Norden in Gang<br />

kommt.<br />

■<br />

www.deza.admin.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

29


PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE – AKTUELLES AUS DER PSYCHIATRIE: PSYCHOKARDIOLOGIE<br />

Schnittstelle zwischen Herz<br />

und Seele<br />

Lebensbedrohliche Krankheiten gehen mit einer hohen psychischen Belastung einher. Das tönt<br />

banal, dennoch werden die psychischen Probleme erst seit kurzem gezielt behandelt. Den Anfang<br />

machte die Psychoonkologie, nun ist die Psychokardiologie hinzugekommen. Patientinnen und<br />

Patienten müssen nicht nur mit ihrer Krankheit umgehen, sondern völlige veränderte Lebensumstände<br />

akzeptieren.<br />

Dr. phil. Stefanie Stauber, Psychologin FSP, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern,<br />

Mary Princip, M.Sc Psychologin FSP, Doktorandin, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern<br />

Die Psychokardiologie ist ein neues Fachgebiet,<br />

das sich mit den bidirektionalen<br />

Zusammenhängen zwischen psychosozialen<br />

Faktoren und kardiovaskulären Erkrankungen<br />

befasst. Das Fachgebiet der<br />

Psychokardiologie deckt somit die<br />

Schnittstelle zwischen Herz und Psyche ab<br />

und bietet psychologisch-psychotherapeutische<br />

Betreuung für Patienten mit einer<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die psychologisch-psychotherapeutische<br />

Unterstützung<br />

trägt dabei zur besseren Verarbeitung<br />

der Krankheit und zur Förderung des<br />

Gesundheitsverhaltens bei. Die Bezeichnung<br />

«Psychokardiologie» hat sich analog<br />

dem Begriff «Psychoonkologie» eingebürgert<br />

– sinnvoller wäre jedoch eigentlich<br />

«Kardiopsychologie», da das Feld<br />

hauptsächlich durch Psychologen besetzt<br />

ist.<br />

Das Leben umstellen<br />

Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung stellt für<br />

viele Patienten eine erhebliche psychische<br />

Belastung dar. Ein akutes koronares Ereignis,<br />

z.B. ein Herzinfarkt, kann vernichtende<br />

Schmerzen und Todesängste auslösen,<br />

oft begleitet von Gefühlen der Hilflosigkeit<br />

und des Ausgeliefertseins. Im<br />

Krankheitsverlauf muss der eingetretene<br />

Verlust der körperlichen Unversehrtheit<br />

und die Angst vor erneuten Ereignissen<br />

bewältigt werden. Patienten müssen sich<br />

mit einer lebenslangen Medikamenteneinnahme,<br />

einem veränderten Körpergefühl,<br />

verminderter Leistungsfähigkeit und<br />

dem Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen<br />

auseinandersetzen. Letztlich müssen<br />

auch Veränderungen sozialer und<br />

beruflicher Rollen angenommen oder<br />

aktiv umgestaltet werden (Herrmann-<br />

Lingen, Albus & Titscher, 2014). Insgesamt<br />

weisen ca. 25 Prozent der Patienten<br />

mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung eine<br />

behandlungsbedürftige psychische Beeinträchtigung<br />

auf. Dazu gehören z.B. Depressionen<br />

(Frasure-Smith & Lésperance,<br />

2010), Angst- und Panikstörungen (Tully<br />

et al., 2015) oder Traumafolgestörungen<br />

(Edmondson et al., 2013). Zudem verschlechtert<br />

eine Depression oder Angststörung<br />

die Prognose einer Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankung und ist mit einer höheren<br />

Mortalität und weiteren psychosomatischen<br />

Beschwerden vergesellschaftet (Carney<br />

& Freedland, 2003; Meyer et al., 2010).<br />

Die Behandlung der Herzerkrankung und<br />

die Förderung eines gesundheitsförderlichen<br />

Lebensstils betreffen somit nicht nur<br />

medizinische, sondern auch psychologische<br />

Aspekte.<br />

Insbesondere Patienten mit einer schweren<br />

Herzinsuffizienz und somit einer<br />

chronischen Erkrankung leiden häufig<br />

unter psychischen Problemen wie Depressionen<br />

sowie Angststörungen und berichten<br />

über eine deutlich eingeschränkte<br />

Lebensqualität (Herrmann-Lingen, Albus<br />

& Titscher, 2008). Psychokardiologische<br />

Gespräche können die Patienten während<br />

der chronischen Krankheitsphase unterstützen<br />

und mithelfen, die Adhärenz (z.B.<br />

Trinkmengenbeschränkung, Reduktion<br />

des Salzkonsums) zu verbessern. Sollte<br />

ein Herzersatzverfahren notwendig werden,<br />

stellt die psychologische Beurteilung<br />

der Patienten vor einer Herztransplantation<br />

oder einer LVAD (Left Ventricular Assist<br />

Device)-Implantation wichtige Aufgaben<br />

der Psychokardiologie dar (Baba et al.,<br />

2006). Das Ziel dieser Abklärungsgespräche<br />

besteht darin, psychische Komorbiditäten<br />

zu erkennen und einen möglichst<br />

gesamtheitlichen Eindruck des Patienten<br />

zu gewinnen. Hierbei können psychosoziale<br />

Risikofaktoren (z.B. Substanzmissbrauch,<br />

Abhängigkeiten von Noxen) sowie<br />

ungünstige Bewältigungsstrategien erkannt<br />

und wenn notwendig behandelt<br />

werden. Ein besonderes Augenmerk wird<br />

dabei auch auf das soziale Umfeld des<br />

Patienten gelegt, da dieses massgeblich<br />

zur Gesamtsituation und psychischen<br />

Stabilität des Patienten beitragen kann<br />

(Hermann-Lingen et al., 2008).<br />

Risiko reduzieren<br />

Die Psychokardiologie bietet die Möglichkeit,<br />

die Patienten nach der Diagnose einer<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankung psychologisch<br />

zu unterstützen und einen Beitrag<br />

zur Reduktion der Risikofaktoren zu<br />

leisten und zu einer Verminderung des<br />

Entstehungsrisikos von psychischen Erkrankungen<br />

beizutragen. Das Ziel ist die<br />

aktive Auseinandersetzung mit der koronaren<br />

Herzerkrankung und die Adaptation<br />

an die neuen Lebensumstände. Gerade<br />

für eine langfristige Veränderung z.B.<br />

der Bewegungsgewohnheiten und Medikamentenadhärenz<br />

kann eine unterstützende<br />

Psychotherapie sehr hilfreich sein.<br />

Der Fokus der Behandlung liegt primär<br />

auf einer gesprächstherapeutischen Begleitung,<br />

kann jedoch durch den gezielten<br />

Einsatz von Medikamenten unterstützt<br />

werden. Da Patienten durch eine Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankung auf verschiedenen<br />

Ebenen ihrer Identität betroffen sind (Gesundheit,<br />

Arbeit, soziales Umfeld), ist eine<br />

ganzheitliche und interdisziplinäre Behandlung<br />

sinnvoll (Petzold & Sieper,<br />

1993).<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Ausbildung initialisieren<br />

Das psychokardiologische Angebot im<br />

Inselspital wird durch zwei psychotherapeutisch<br />

ausgebildete Psychologinnen<br />

gewährleistet (Universitätsstudium Psychologie,<br />

Weiterbildung zur Fachpsychologin<br />

für Psychotherapie). Spezialdisziplinen<br />

wie die Psychoonkologie sind im Bereich<br />

der Psychotherapie schon lange bekannt<br />

und haben sich aufgrund der<br />

besonderen Bedürfnisse der Patienten als<br />

wirksam erwiesen (Bernhard & Sieber,<br />

2011). Bislang besteht in der Schweiz nicht<br />

die Möglichkeit einer spezialisierten psychokardiologischen<br />

Ausbildung. In<br />

Deutschland hat die Arbeitsgruppe «Psychosoziale<br />

Kardiologie» der Deutschen<br />

Gesellschaft für Kardiologie (DGK) das<br />

Fortbildungskonzept «Psychokardiologische<br />

Grundversorgung» erarbeitet. Ziel ist<br />

es, in insgesamt 80 Lehrveranstaltungsstunden<br />

wesentliche Aspekte der psychosomatischen<br />

Grundversorgung kardiologischer<br />

Patienten in Akutklinik, Rehabilitation<br />

und Praxis zu vermitteln (Herrmann-Lingen,<br />

Albus & Titscher, 2008).<br />

Die zukünftige Möglichkeit einer Zertifizierung<br />

in der Schweiz wäre deshalb wünschenswert<br />

und könnte zur Etablierung<br />

der Psychokardiologie beitragen. Um psychotherapeutisch<br />

tätig sein zu können,<br />

bedarf es jedoch in erster Linie eines Universitätsstudiums<br />

mit einer entsprechenden<br />

Weiterbildung zum anerkannten<br />

Fachtitel für Psychotherapie.<br />

Zusammenfassend bietet die Psychokardiologie<br />

als interdisziplinärer Behandlungsansatz<br />

Patienten mit einer Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankung in Ergänzung zu<br />

der medizinischen Behandlung die Möglichkeit<br />

der psychologisch-psychotherapeutischen<br />

Unterstützung und kann so<br />

einen wertvollen Beitrag zur optimalen<br />

und ganzheitlichen Behandlung des Patienten<br />

leisten. <br />

■<br />

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2909–20.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

31


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «PRAXIS» *<br />

PSYCHIATRISCHE PRIVATPRAXIS (PSYCHOSOMATIK), BINNINGEN<br />

Müde und gereizt ohne ersichtlichen<br />

Grund – Differenzialdiagnose<br />

und praktisches Vorgehen bei<br />

Zeichen von Erschöpfung<br />

Unexplained Fatigue and Irritability – Differential Diagnosis and Practical Procedures<br />

for Signs of Exhaustion<br />

Peter Keel<br />

Abklärung der<br />

unspezi fi schen Symptome<br />

Müdigkeit und weitere unspezifische Beschwerden<br />

wie Konzentrationsstörungen,<br />

Reizbarkeit und schlechter Schlaf sind<br />

häufige Symptome in der Allgemeinpraxis.<br />

Vor allem die anhaltende Müdigkeit<br />

beunruhigt Patienten, während die Reizbarkeit<br />

oft nicht wahrgenommen wird<br />

oder durch das Verhalten der Umgebung<br />

erklärt wird.<br />

Mit einer sorgfältigen Anamnese lässt<br />

sich rasch erkennen, ob die Symptomatik<br />

psychisch bedingt sein dürfte, oder ob die<br />

Indikation für eine somatische Abklärung<br />

gegeben sei. Eine Zunahme der<br />

Beschwerden in Abhängigkeit von Belastungen<br />

und Besserung durch Erholung an<br />

Wochenenden oder während Ferien sowie<br />

weitere Begleitsymptome (Kopf-, Muskelschmerzen,<br />

Magen-Darmbeschwerden)<br />

weisen auf eine psychische Verursachung<br />

hin. Die Symptomatik ist für die Neurasthenie<br />

(Tab. 1; dem Chronic Fatigue Syndrom<br />

sehr ähnlich) typisch. Dieses – bei<br />

uns vielfach angezweifelte Krankheitsbild<br />

– zeigt sehr ähnliche Symptome wie<br />

die Fibromyalgie, bei der die ausgedehnten<br />

Schmerzen am Bewegungsapparat<br />

neben Müdigkeit, unerholsamem Schlaf<br />

und Konzentrationsstörungen im Vordergrund<br />

stehen [1]. Diese Krankheitsbilder<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis» (2014;<br />

103 (19): 1117 – 1122). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Praxis»<br />

zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren.<br />

Details siehe unter www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />

• Anhaltende und quälende Klagen über gesteigerte Ermüdbarkeit nach geistiger<br />

Anstrengung oder über körperliche Schwäche und Erschöpfung nach geringsten<br />

Anstrengungen<br />

• Mindestens eines der folgenden Symptome:<br />

– Akute oder chronische Muskelschmerzen<br />

– Benommenheit, Konzentrationsstörungen<br />

– Spannungskopfschmerzen<br />

– Schlafstörungen<br />

– Unfähigkeit zu entspannen<br />

– Reizbarkeit<br />

• Die Betroffenen sind nicht in der Lage, sich innerhalb eines normalen Zeitraums<br />

von Ruhe, Entspannung oder Ablenkung zu erholen.<br />

• Dauer der Symptomatik mindestens drei Monate<br />

• Die Diagnose soll nur gestellt werden, wenn das Leiden eine deutliche Minderung<br />

der beruflichen, sozialen oder persönlichen Aktivitäten zur Folge hat.<br />

Tab. 1: Diagnostische Kriterien für die Neurasthenie (F 48.0; nach ICD-10)<br />

werden dem Spektrum der stress bedingten<br />

Störungen (Abb. 1) zugeordnet [2]. Die<br />

Trias [1] «emotionale Erschöpfung» mit<br />

Müdigkeit und Reizbarkeit zusammen mit<br />

(2) verminderter Leistungsfähigkeit (Antriebs-<br />

und Lustlosigkeit, Zweifel an den<br />

eigenen Kompetenzen) sowie (3) «Verlust<br />

des Einfühlungsvermögens» mit Gleichgültigkeit<br />

(Depersonalisation) [3] ist definitionsgemäss<br />

charakteristisch für ein<br />

Burnout-Syndrom. Dieser Symptomkomplex<br />

bildet aber keine anerkannte Krankheitseinheit<br />

(nur Z-Diagnose in der ICD-<br />

10), kann jedoch Vorstufe verschiedener<br />

Krankheiten, insbesondere einer Depres­<br />

Tab. 2: Checkliste für das Vorliegen<br />

(und die Intensität) eines Burnouts<br />

(vereinfachte Fassung des Fragebogens<br />

«Selbstdiagnose» aus [3])<br />

Welche Gefühle sprechen<br />

(je nach Häufigkeit) dafür?<br />

• Müde, körperlich erschöpft<br />

• Abgearbeitet<br />

• Überdrüssig<br />

• Emotional erschöpft<br />

• «Erledigt», «ausgebrannt»<br />

• Unglücklich, niedergeschlagen<br />

• Hoffnungslos<br />

• Gefangen<br />

• Wertlos<br />

• Schwach und hilflos<br />

• Über andere verärgert/enttäuscht<br />

• Zurückgewiesen<br />

• Bekümmert, ängstlich<br />

Welche Gefühle sprechen<br />

(je nach Häufigkeit) dagegen?<br />

• Einen guten Tag haben<br />

• Glücklich<br />

• Optimistisch<br />

• Tatkräftig<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Abb. 1: Spektrum der stressbedingten Störungen (in Anlehnung an [2]).<br />

Abk.: CFS=Chronisches Fatigue Syndrom; FMS=Fibromyalgie-Syndrom, IBS=Irritable Bowel<br />

Syndrome (Reizdarm)<br />

sion sein. (Um dem Stigma der psychischen<br />

Störung «Depression» auszuweichen,<br />

wird aber stattdessen gerne der Begriff<br />

«Burnout» verwendet). Abbildung 2<br />

zeigt die Stufen der Entwicklung des<br />

Burnouts mit seinen Folgeerscheinungen.<br />

Nebst der erwähnten Entwicklung einer<br />

depressiven Symptomatik sind auch das<br />

Auftreten psychosomatischer Beschwerden<br />

typisch oder der Konsum von Drogen<br />

und Alkohol zur Leistungssteigerung oder<br />

als Entspannungsmittel. Das erwähnte<br />

gleichgültige Verhalten (Depersonalisation)<br />

ist eine weitere mögliche Folge von<br />

Burnout bei Angestellten im Gesundheitswesen<br />

oder anderen Sozialberufen (z.B.<br />

Polizei oder Sozialämter). Die Betroffenen<br />

schützen sich unbewusst vor der Überbelastung,<br />

indem sie ihre Tätigkeit ohne Engagement<br />

weiterführen, sich vom Schicksal<br />

der Klien ten gefühllos (oft mit Zynismus)<br />

abgrenzen und «Dienst nach Vorschrift»<br />

leisten mit entsprechend negativen Folgen<br />

für die Klienten und den Betrieb.<br />

Ein beginnendes Burnout-Syndrom kann<br />

mit einem einfachen Fragebogen (Tab. 2)<br />

erfasst werden, doch darf ein psychischer<br />

Ursprung der Beschwerden nicht zu leichtfertig<br />

angenommen werden, denn die<br />

Liste (Differenzialdiagnose) der Störungen,<br />

die Müdigkeit verursachen können,<br />

ist lang (Tab. 3 [4,5]). Im Zweifelsfall soll<br />

in Absprache mit den Patienten ein Minimum<br />

an Laboruntersuchungen (Tab. 4)<br />

durchgeführt werden [6].<br />

Bei ausgeprägter Tagesmüdigkeit müssen<br />

die verschiedenen Formen von Schlafstörungen<br />

in Betracht gezogen werden: Verzögertes<br />

Einschlafen, Durchschlafstörungen<br />

und frühes Erwachen sprechen für<br />

eine psychische Ursache der Müdigkeit bei<br />

hoher Stressbelastung. Ein Schlafmangel<br />

oder eine andere beeinträchtigende<br />

Schlafstörung können mit einem Schlafprotokoll<br />

oder einem Aktometer erfasst<br />

werden. Hinweise auf die nicht seltene<br />

Schlafapnoe liefern vor allem Bettnachbarn<br />

oder eine Pulsoxymetrie. Diese Abklärungen<br />

müssen bei entsprechendem<br />

Verdacht an einen Spezialisten («Schlafmediziner»)<br />

delegiert werden.<br />

Psychosoziale Anamnese:<br />

Stressbelastungen suchen<br />

Ist eine körperliche Ursache unwahrscheinlich<br />

und liegen die oben erwähnten<br />

Hinweise auf eine psychische Ursache vor<br />

(Schwankungen der Beschwerden abhängig<br />

von psychosozialen Belastungen und<br />

weitere körperliche oder psychische Be­<br />

Abb. 2: Stufen der Entwicklung von Burnout und Folgekrankheiten bei anhaltendem Stress [4].<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


PERSPEKTIVEN<br />

• Schlafmangel, unerholsamer Schlaf (z.B. wegen Schichtarbeit)<br />

• Schlafstörung (z.B. Schlafapnoesyndrom, Restless-Legs-Syndrom)<br />

• Psychophysiologische Schlafstörung (psychisch bedingt)<br />

• Niedriger Blutdruck<br />

• Flüssigkeitsmangel<br />

• Eisenmangel (evtl. nur tiefes Ferritin), Vitaminmangel (besonders B12)<br />

• Infektionskrankheiten (z.B. Borreliose)<br />

• Neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom, Myasthenia gravis)<br />

• Rheuma<br />

• Hormonelle Störung (z.B. Hypo- oder -Hyperthyreose)<br />

• Menstruation, Schwangerschaft<br />

• Diabetes mellitus<br />

• Andere internistische Erkrankungen (z.B. Malignom, Herz- oder Niereninsuffizienz)<br />

• Medikamenteneinnahme<br />

Tab. 3: Mögliche körperliche Ursachen für Müdigkeit (in Anlehnung an [5])<br />

• Leistungsorientierung: Hartes, pausenloses Arbeiten (Überstunden, immer erreichbar),<br />

Veraus gabung, wenig Erholung (keine Ferien, Freizeit)<br />

• Selbstwertprobleme: Anerkennung von Leistung abhängig, Selbstentwertungstendenz,<br />

Selbstzweifel<br />

• Perfektionismus, Überanpassung, Überwachsamkeit: Angst vor Kritik und Verstossung<br />

• Vermeidung von Abhängigkeit: Mangel an Urvertrauen, forcierte Selbständigkeit; Mühe,<br />

Hilfe zu beanspruchen oder Aufgaben zu delegieren, Bindung an abhängige Partner<br />

• Aggressionshemmung: Geringes Durchsetzungsvermögen, konfliktscheu, Harmoniesucht<br />

• Alexithymie: Unfähigkeit, v.a. unangenehme Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken<br />

Tab. 5: Tendenz zu Selbstüberforderung<br />

• Hämatogramm (Blutbild)<br />

• CRP (C-reaktives Protein)<br />

• BSR (Blutsenkung)<br />

• Glukose<br />

• GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase)<br />

• TSH (Thyreoidea stimulierendes<br />

Hormon)<br />

• Bei Frauen im reproduktiven Alter:<br />

Ferritin<br />

Tab. 4: Empfohlene Laboruntersuchungen<br />

zwecks Ausschluss<br />

anderer Ursachen [4]<br />

• Adipositas<br />

• Typ-2-Diabetes<br />

• Erhöhte Infektanfälligkeit<br />

• Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />

( Hypertonie, koronare Herzkrankheit)<br />

• Zerebrovaskuläre Komplikationen<br />

( Zerebrovaskulärer Insult)<br />

• Peptisches Magenulkus<br />

• Migräne<br />

• Bruxismus mit Zahnschäden<br />

Tab. 6: Durch anhaltenden Stress<br />

verursachte/begünstigte somatische<br />

Störungen<br />

gleitsymptome; Tab. 1), soll sich der Arzt<br />

ein Bild vom Patienten und seinem (Arbeits-)Leben<br />

zu machen versuchen. Nach<br />

einer erhöhten Stressbelastung muss aktiv<br />

gefahndet werden, denn oft sind sich die<br />

Betroffenen dieser nicht bewusst, weil sie<br />

diese nicht wahrnehmen. Doch die Stressbelastung<br />

durch die Arbeit nimmt seit<br />

Jahren dauernd zu und es wird immer<br />

mehr Leistung gefordert mit Überstunden,<br />

strengen Zielvorgaben und Sparmassnahmen.<br />

Auch die Persönlichkeit der Betroffenen<br />

trägt zur Belastung am Arbeitsplatz<br />

und in Beziehungen bei. Ihre «Tendenz<br />

zur Selbstüberforderung» [7]; Tab. 5 aus<br />

[4]) ist Patienten zwar oft bewusst, doch<br />

haben sie diese bisher als Stärke betrachtet<br />

(«man darf nicht schwach sein»). Hilfreiche<br />

Erklärungen für das krank machende<br />

Potenzial von Stress liefert das<br />

dreidimensionale kog nitive Stressmodell<br />

von Karasek und Theorell [8]. Dieses wird<br />

verstärkt durch das subjektive Erleben<br />

eines Menschen:<br />

––<br />

Belastungen nicht selber steuern zu<br />

können (Kontrollier-, Regulierbarkeit),<br />

––<br />

überfordert zu sein durch unlösbare<br />

Probleme (Anforderungen) und<br />

––<br />

dabei keine Hilfe (Unterstützung) zu<br />

erhalten.<br />

Einerseits werden Belastungen nicht als<br />

positive Herausforderung gesehen und mit<br />

Engagement angepackt und andererseits<br />

verhindert die erwähnte Persönlichkeitsstruktur,<br />

dass Hilfe geholt oder Aufgaben<br />

delegiert werden können. Anhaltender<br />

Stress begünstigt auch eine Reihe somatischer<br />

Störungen [9], wobei diese meist<br />

multifaktoriell bedingt sind (Tab. 6).<br />

Die Stressbelastung und Erschöpfung – und<br />

damit das psychische Problem – werden oft<br />

nicht wahrgenommen oder verdrängt und<br />

die Betroffenen und ihre Ärzte versuchen die<br />

Symptome mit medizinischen und anderen<br />

Massnahmen zu bekämpfen (Tab. 7). Abgesehen<br />

davon, dass die Beeinträchtigung<br />

des Wohlbefindens dadurch nur teilweise<br />

beseitigt werden kann, haben diese symptomatischen<br />

Massnahmen Nebenwirkungen,<br />

die teilweise den bekämpften Symptomen<br />

ähnlich sind (Tab. 7).<br />

Hilfen für den Einstieg<br />

in eine psychosomatische<br />

Behandlung<br />

Oft stehen Patienten einer psychischen<br />

Verursachung der Symptome skeptisch<br />

gegenüber, weil sie einerseits die Belastungen<br />

nicht sehen können, andererseits sich<br />

dadurch mit ihren Symptomen nicht ernst<br />

genommen fühlen und fürchten, dass<br />

eine ernsthafte Erkrankung übersehen<br />

werden könnte, wie es für somatoforme<br />

Störungen typisch ist. Auch wird evtl. eine<br />

psychische Verursachung als selbstverschuldet<br />

betrachtet und mit Schwäche<br />

und persönlichem Versagen gleichgesetzt,<br />

weshalb die Anstrengungen, die Krise zu<br />

überwinden, verstärkt werden, was zu einem<br />

– im Extremfall – tödlichen Teufelskreis<br />

führen kann.<br />

Mit dem schon beschriebenen Vorgehen<br />

bei Erhebung der Anamnese und Planung<br />

der Abklärungen können diese Schwierigkeiten<br />

umgangen werden, wobei wohlwollend<br />

auf diese eingegangen werden soll.<br />

Verständliche Erklärungen zur Beurteilung<br />

der Störung («Stresskrankheit») und<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

• Schlafstörung: Hypnotikum<br />

• Kopfschmerz/Migräne: NSAR/Triptan<br />

• Bruxismus: Zahnschiene<br />

• Hypertonie: Antihypertensivum<br />

• Hyperazidität des Magens: Protonenpumpenblocker<br />

• Impotenz: Sildenafil etc.<br />

• Nervosität, Angst: Benzodiazepin, Nikotin<br />

• Erschöpfung, Depression: Antidepressivum<br />

• Leeregefühle, Frustration: Alkohol, Schokolade<br />

• Müdigkeit: Vitamine, Spurenelemente, Stimulanzien von Kaffee bis Kokain<br />

Risiken und Nebenwirkungen der symptomatischen Behandlung<br />

• Konzentrationsstörungen<br />

• Verstärkte Müdigkeit<br />

• Depressive Symptome, schwere Depression, Suizid<br />

• Schädlicher Substanzgebrauch, Abhängigkeit, Sucht; erhöhte Impulsivität unter<br />

Alkohol<br />

• Erhöhte Unfallgefahr<br />

• Gewichtszunahme<br />

• Weiterer Raubbau an der Gesundheit (körperliche Folgen von Stress)<br />

Tab. 7: Verleugnende symptomatische Lösungen und deren möglichen<br />

Nebenwirkungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)<br />

• Zuhören, sich ein genaues Bild der Situation zu machen versuchen (Neugier!)<br />

• Schwierigkeiten und Widerstände akzeptieren und zu verstehen versuchen<br />

• Idealisierung von Partnern akzeptieren, nicht zu früh konfrontieren,<br />

abwartendes Zuhören bei vermuteten Konflikten<br />

• Keine (Vor-)Urteile, vorsichtige Wertungen von anderen Therapien oder<br />

Konzepten<br />

• Keine plumpen Vertröstungen («Sie sind völlig gesund») oder vorschnellen<br />

Ratschläge<br />

• Ermuntern und unterstützen, eigene Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten sowie<br />

Zusammenhänge zwischen möglichen Einflüssen und den Beschwerden zu<br />

entdecken.<br />

Tab. 8: Vertrauensbildende Massnahmen<br />

die Abgabe von Informationsschriften<br />

(z.B. aus StressNoStress [10]) oder Lektüre<br />

entsprechender Sachbücher [4] eine<br />

Hilfe sein. Die ausschliessliche Verordnung<br />

eines Antidepressivums oder eines<br />

Tranquilizers löst das Problem nicht,<br />

sondern kann zu dessen Chronifizierung<br />

beitragen, es sei denn, es handle sich um<br />

eine absehbar vorübergehende Belastung.<br />

In solchen Fällen ist bei vorherrschenden<br />

Schlafstörungen die Verordnung eines<br />

sedierenden Antidepressivums geringer<br />

Dosis (z.B. Trimipramin als Tropfen:<br />

6–12 mg) oft ausreichend. Bei ausgeprägten<br />

depressiven Symptomen kann zusätzlich<br />

zur Psychotherapie die Gabe eines<br />

Antidepressivums des Typs SSRI (selektiver<br />

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)<br />

hilfreich sein, sollte aber mit fachärztlicher<br />

Begleitung erfolgen. Wichtig ist es,<br />

einschleichend zu dosieren und eventuelle<br />

Absetzphänomene zu beachten. ■<br />

Korrespondenzadresse<br />

Prof. Dr. med. Peter Keel<br />

FMH Psychiatrie und<br />

Psychotherapie<br />

Socinstrasse 25<br />

4051 Basel<br />

peter.keel@unibas.ch<br />

Interessenskonflikt: Der Autor erklärt,<br />

dass kein Interessenskonflikt besteht.<br />

Manuskript eingereicht: 20.2.2014, revidierte<br />

Fassung angenommen: 19.5.2014.<br />

Zusammenfassung<br />

Chronische Müdigkeit ist ein häufiges Symptom, das aber<br />

meist erst zum Arzt führt, wenn deren Folgen wie Schlafstörungen<br />

und Reduktion der Leistungsfähigkeit den<br />

Alltag zu sehr beeinträchtigen. Häufig steht die Befürchtung<br />

im Vordergrund, dass ein somatisches Leiden vorliege,<br />

doch handelt es sich bei diesen Erschöpfungszeichen<br />

meist um die Folgen einer – oft nicht erkannten – anhaltenden<br />

psychischen Überlastung, also durch Aktivierung<br />

des Stresssystems bedingte somatoforme Beschwerden.<br />

Kann eine solche nicht gesehen werden, ist ein Minimum<br />

an somatischen Abklärungen angezeigt, denn die Liste<br />

der möglichen Differenzialdiagnosen ist lang. Andernfalls<br />

gilt es, eine geeignete psychosoziale Beratung in die Wege<br />

zu leiten, wozu der Hausarzt u. U. die nötige Motivation<br />

durch geeignete Vorarbeit leisten muss.<br />

Schlüsselwörter: Reizbarkeit – Müdigkeit – somatoforme<br />

Störungen – Depression – Burnout<br />

dem weiteren Vorgehen sind wichtig. Die<br />

Therapieplanung soll im gegenseitigen<br />

Einverständnis erfolgen. Nebst obigen vertrauensbildenden<br />

Massnahmen ist eine<br />

Reihe weiterer Punkte zu beachten<br />

(Tab. 8). Vor allem bei Verdacht oder Hinweisen<br />

auf einen Partnerkonflikt ist Zurückhaltung<br />

geboten, weil diese Patienten<br />

entsprechende Schwierigkeiten aus Angst<br />

vor Konflikten und allenfalls Trennung<br />

sowie ihrem überbehütenden Verhalten<br />

dem Partner gegenüber (sie entschuldigen<br />

sein Verhalten) oft verleugnen [4].<br />

Erst wenn entsprechende Problemfelder<br />

identifiziert werden konnten, wozu das<br />

oben beschriebene Vorgehen hilfreich sein<br />

kann, ist es sinnvoll, die Zuweisung an<br />

einen ärztlichen oder psychologischen<br />

Psychotherapeuten in Erwägung zu ziehen.<br />

Zur Motivationsförderung können<br />

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<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

35


PERSPEKTIVEN<br />

Key messages<br />

• Die Symptome Ungeduld, Reizbarkeit, Lustlosigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind Zeichen<br />

von Erschöpfung oder Burnout und weisen u.U. auf eine beginnende Depression hin.<br />

• Differenzialdiagnostisch sind eine Reihe internistischer Erkrankungen (z.B. Hypothyreose) oder eine<br />

spezifische Schlafstörung als Ursache in Betracht zu ziehen.<br />

• Mit einer psychosozialen Anamnese können oft Hinweise für anhaltende psychische Belastungen<br />

gefunden werden.<br />

• Von einer rein symptomatischen Behandlung mit Medikamenten von z.B. anhaltenden Schlafstörungen<br />

oder Angstzuständen ist abzuraten.<br />

Lernfragen<br />

1. Was gehört zu den Hauptmerkmalen von Burnout? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />

a) Emotionale Erschöpfung<br />

b) Sprunghaftes Denken<br />

c) Verminderte Leistungsfähigkeit<br />

d) Verlust des Einfühlungsvermögens<br />

2. Die Stressbelastung wird durch eines der folgenden Persönlichkeitsmerkmale nicht erhöht: (Einfachauswahl,<br />

1 richtige Antwort)<br />

a) Leistungsorientierung (Arbeitssucht, Verzicht auf Freizeit)<br />

b) Selbstwertprobleme (latente Minderwertigkeitsgefühle)<br />

c) Konfliktleugnung (Harmoniebedürfnis)<br />

d) Aggressivität (Impulsdurchbrüche)<br />

e) Vermeiden von Abhängigkeit (Mühe, Hilfe zu beanspruchen)<br />

3. Im Umgang mit funktionellen Störungen ist/sind zu vermeiden: (Mehrfachauswahl, mehrere<br />

richtige Antworten)<br />

a) Ausschliesslich symptomatische Behandlung<br />

b) Somatische Abklärungen<br />

c) Direktes Ansprechen von vermuteten Partnerschaftsproblemen<br />

d) Erfassen von funktionellen und psychischen Begleitsymptomen<br />

Résumé<br />

La fatigue chronique est une plainte fréquente mais qui ne conduit à une consultation médicale<br />

lorsqu'elle induit des troubles du sommeil ou diminue la productivité. La crainte de troubles somatique<br />

prédomine habituellement. Pourtant les symptômes physiques et psychologiques sont habituellement<br />

des signes de stress chronique. Il y a souvent un manque de conscience des facteurs de stress ou des<br />

conflits susceptibles de reconnaître ce problème. En conséquence peu d'investigations sont recommandées<br />

sur le plan somatique puisque la liste des causes potentielles sur ce plan est longue. Le malade<br />

doit être préparé et motivé à recevoir des conseils sur le plan psychosocial.<br />

Mots-clés: irritabilité – fatigue – troubles somatiformes – dépression – burnout<br />

methodological and conceptual issues. Clin<br />

Psychol Rev 2007; 27: 885–903.<br />

8. Karasek R, Theorell T: Healthy work-stress,<br />

productivity, and the reconstruction of working<br />

life. New York; Basic Books: 1990.<br />

9. Tsigos C, Chrousos GP: Hypothalamic-pituitary-adrenal<br />

axis, neuroendocrine factors and<br />

stress. J Psychosom Res 2002: 53: 865–871.<br />

Antworten zu den Lernfragen<br />

1. Antworten a), c) und d) sind richtig.<br />

2. Antwort d) ist richtig.<br />

3. Antworten a) und c) sind richtig.<br />

Abstract<br />

Chronic fatigue is a frequent complaint,<br />

but only leads to a medical<br />

consultation when consequences like<br />

sleep disturbance and reduced productivity<br />

become debilitating. Fear of a<br />

somatic disorder is usually prominent.<br />

However, the symptoms are usually<br />

physical and psychological signs of<br />

chronic stress. There is often a lack of<br />

awareness of stressors or conflicts,<br />

which would allow such a conclusion.<br />

Therefore, a few somatic investigations<br />

are recommended, since the list of<br />

possible somatic causes is long. Otherwise<br />

the patient should be prepared<br />

and motivated for a psychosocial<br />

counselling.<br />

Key words: irritability – fatigue –<br />

somatoform disorders – depression –<br />

burnout<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

D as erleseneObjekt<br />

Der Arzt als Ausstellungsobjekt<br />

Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

Der Sarg des Dottore Giacchino Distefano d’Alia (1811–1880)<br />

Die Touristen strömen hin, die Luft ist<br />

stickig und feucht. Wir befinden uns in<br />

den Katakomben des Kapuzinerklosters<br />

von Palermo, die Ende des 16. Jahrhunderts<br />

tief in den Tuffstein gegraben wurden,<br />

um die toten Mönche, seit dem<br />

18. Jahrhundert aber auch Adelige, Kinder<br />

und bessergestellte Personen beizusetzen.<br />

Inzwischen wurde der Brauch aufgegeben,<br />

doch die Zahl der Toten ist beachtlich:<br />

In der Gruft sind 8000 Leichen, mumifizierte<br />

Körper und Skelette, zu sehen.<br />

In zerfallenen Kleidern hängen sie an<br />

Bolzen und Haken, liegen auf Brettern<br />

und in Särgen. Manch einem dieser bis zu<br />

400 Jahre alten Gerippe fehlen einzelne<br />

Gliedmassen oder der Kopf. Diese Teile<br />

finden sich am Boden wieder, meist dort,<br />

wo sie irgendeinmal hingekullert sind.<br />

Um Platz zu sparen, teilen sich gleich zwei<br />

Kinderkörper einen Sarg, einst liebevoll<br />

eingekleidet und einzeln drapiert, jetzt<br />

gestapelt, die Füsse des einen im Gesicht<br />

des anderen. Wer nach Palermo auszieht,<br />

kann in der Kapuzinergruft das Gruseln<br />

lernen.<br />

Mitten in der morbiden Ausstellung ein<br />

medizinisches Objekt, der Sarg des Arztes<br />

Giacchino Distefano d’Alia. Ob der tote<br />

Dottore wirklich in der Holzkiste liegt?<br />

Wollte er sich den neugierigen Blicken der<br />

Massen entziehen? Warum in aller Welt<br />

weist der Sarg ein Schloss auf? Im Gegensatz<br />

zu den vielen anderen Toten findet<br />

man bei ihm einen Namen, einen Titel<br />

und sogar Lebensdaten. Er starb 1880<br />

noch vor seinem 70. Geburtstag. Allerdings<br />

findet sich sein Name in keiner<br />

Studentendatei, keiner Beschreibung der<br />

Katakomben, keiner genealogischen Liste,<br />

die übers Internet zugänglich wäre. Auch<br />

er – vergessen.<br />

■<br />

Kapuzinergruft/<br />

Catacombe dei<br />

Cappuccini<br />

Piazza Cappuccini 1, Palermo, Sizilien<br />

Geöffnet täglich ausser montags:<br />

09.00–12.30 und 15.00–17.30 Uhr<br />

Achtung: Da in den Wintermonaten<br />

kaum Touristen nach Palermo reisen,<br />

ist die Ausstellung vom November bis<br />

Ende <strong>Februar</strong> geschlossen!<br />

www.catacombepalermo.it<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Versicherungen verstehen:<br />

die Hausratversicherung<br />

Wie sinnvoll ist eine Hausratversicherung für Ärztinnen und Ärzte? Welche Schäden sind damit im<br />

Falle eines Falles gedeckt und was sollte bei einem Abschluss genau beachtet werden? Wie wichtig<br />

ist eine korrekte Versicherungssumme? MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC beantwortet diese Fragen mit<br />

Hilfe des Lebensphasenmodells.<br />

Christoph Bohn, freier Mitarbeiter MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Obwohl «Hausrat» ein Begriff ist, der heute<br />

umgangssprachlich praktisch nicht<br />

mehr verwendet wird, ist die «Hausratversicherung»<br />

ein grosser und wichtiger<br />

Klassiker unter den Versicherungen für<br />

private Haushalte. Ob man nun alleine<br />

einen Haushalt hat oder ihn mit seiner<br />

grossen Familie teilt: Eine Hausratversicherung<br />

gehört heute zum absoluten Basisversicherungsschutz<br />

von Haushalten in<br />

der Schweiz. Obligatorisch ist sie allerdings<br />

nicht.<br />

Der Beruf, den man ausübt, spielt dabei<br />

keine Rolle, denn er hat keine Auswirkung<br />

auf das zu versichernde Risiko. Folglich<br />

ist es auch für angestellte und selbständige<br />

Ärztinnen, Ärzte und medizinisches<br />

Fachpersonal überaus empfehlenswert,<br />

eine Hausratversicherung abzuschliessen,<br />

wenn man einen eigenen Haushalt führt<br />

oder daran beteiligt ist (zum Beispiel mit<br />

eigenen Gegenständen in einer Wohngemeinschaft).<br />

Vom PC bis zum<br />

Liegestuhl<br />

Generell bietet eine Hausratversicherung<br />

umfassenden Schutz gegen Beschädigung<br />

und Diebstahl von Hab und Gut. Dafür<br />

kommen grundsätzlich folgende Ursachen<br />

in Frage:<br />

• Feuer * (Brand, Rauch, Blitzschlag, Explosion,<br />

Implosion u.a.)<br />

• Elementar * (Hochwasser, Überschwemmung,<br />

Sturm, Hagel, Lawine u.a.)<br />

• Wasser (Flüssigkeiten aus Leitungen<br />

und Anlagen sowie aus daran angeschlossenen<br />

Einrichtungen und Apparaten<br />

oder Aquarien, Wasserbetten u.a.)<br />

• Diebstahl (Einbruchdiebstahl, Beraubung,<br />

einfacher Diebstahl zu Hause)<br />

Wenn also zum Beispiel durch ein versehentlich<br />

hingestelltes, nicht ausgeschaltetes<br />

Bügeleisen ein Feuer entsteht, das<br />

eine Wohnungseinrichtung zerstört, so<br />

erstattet die Hausratversicherung den<br />

Neuwert dafür. Dasselbe gilt, wenn aus<br />

einem Cheminéeofen Rauch entweicht<br />

und etwas beschädigt. Oder wenn Wasser<br />

aus einem Geschirrspüler austritt und<br />

zum Beispiel den Teppich oder andere<br />

Gegenstände kaputt macht. Oder wenn bei<br />

einem Einbruch die hochwertige Fotoausrüstung<br />

gestohlen wird.<br />

Summe genau bestimmen<br />

Berücksichtigt sind in der Hausratversicherung<br />

übliche Möbel und Einrichtungsgegenstände,<br />

Haushaltmaschinen und<br />

Apparate, Geschirr, Wäsche und Bettinhalt,<br />

gewöhnliche Teppiche, Lampen,<br />

Vorhänge, Kleider, Schuhe, Nahrungsmittel<br />

und Notvorrat. Hier spricht man von<br />

einem «Basishausrat normale Ausstattung».<br />

Von grösster Bedeutung ist, dass<br />

man bei der Ermittlung der Versicherungssumme<br />

den Neuanschaffungswert<br />

(also den aktuellen Wiederbeschaffungspreis)<br />

angibt. Denn die korrekte Versicherungssumme<br />

verhindert enttäuschende<br />

Leistungskürzungen in einem allfälligen<br />

Schadenfall. Es lohnt sich darum sehr, die<br />

Versicherungssumme seriös auszurechnen<br />

und sie ca. alle fünf Jahre zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls anzupassen,<br />

weil sich der eigene Lebensstandard und<br />

damit der Wert des eigenen Hausrats mit<br />

der Zeit oftmals erhöhen.<br />

* Gilt nicht für die Kantone NW und VD; für<br />

diese Kantone liegt ein kantonales Obligatorium<br />

vor.<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Zusatzhausrat für<br />

umfassenden Schutz<br />

Von «Zusatzhausrat» spricht man, wenn<br />

auch weitere wichtige Dinge aus dem<br />

Haushalt in die Hausratversicherung einbezogen<br />

werden. Dazu gehören zum Beispiel<br />

Sammlungen (Briefmarken, Mineralien,<br />

Antiquitäten, Kunst etc.), Elektronik<br />

(Home-Cinema, Foto- und Filmausrüstung,<br />

PC, Musikanlagen etc.),<br />

Hobby- und Freizeitartikel (Bücher, CDs,<br />

Modellbau, Werkzeuge, Gartenmöbel und<br />

-geräte etc.), Sportgeräte (Ski, Snowboard,<br />

Velo, Schlauchboot etc.), Wertsachen (Pelze,<br />

Schmuck, Bilder, Musikinstrumente<br />

etc.) und diverse Gegenstände wie Weine,<br />

Spirituosen, Heizöl, Designermöbel etc.<br />

Die Hausratversicherung auf einen Blick<br />

– In der Grunddeckung sind Schäden am Hausrat versichert, die entstehen durch:<br />

• Feuer (Brand, Rauch, Blitzschlag, Explosion, Implosion u.a.)<br />

• Elementar (Hochwasser, Überschwemmung, Sturm, Hagel, Lawine u.a.)<br />

• Wasser (Flüssigkeiten aus Leitungen und Anlagen sowie aus daran angeschlossenen Einrichtungen<br />

und Apparaten u.a.)<br />

• Diebstahl (Einbruchdiebstahl, Beraubung, einfacher Diebstahl zu Hause)<br />

– Sehr empfehlenswert für alle Personen<br />

– Verschiedene Zusatzdeckungen ermöglichen massgeschneiderte Lösungen (Glasbruch oder<br />

Mobi liarverglasung, einfacher Diebstahl auswärts, Tiefkühlgut, Reisegepäck, erweiterte Feuerversicherung<br />

[Sengschäden], Kreditkartenmissbrauch, Ski, Snowboard und Fahrräder zum<br />

Neuwert, Sonnenkollektoren, Grobfahrlässigkeitsschutz).<br />

– Kundenfreundliche 1-Jahres-Verträge<br />

– Günstigere Prämien für MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-Mitglieder, äusserst vorteilhaftes Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis<br />

Nicht verpassen: In der Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-Journals vom April <strong>2016</strong> (<strong>Nr</strong>. 2/16) gehen wir näher auf<br />

die Rechtsschutzversicherung ein.<br />

Gut zu wissen ist, dass es nicht darauf<br />

ankommt, ob ein Gegenstand alt oder<br />

neu ist. Es muss in jedem Fall der entsprechende<br />

Neuwert in die Versicherungssumme<br />

eingerechnet werden, damit<br />

in einem Schadenfall auch wirklich<br />

der Neuwert vergütet werden kann. Wichtig:<br />

Es gibt Fälle, in denen Versicherungsleistungen<br />

gekürzt werden müssen. Der<br />

MEDISERVICE-Partner Zurich Connect<br />

bietet aber exklusiv eine Hausratversicherung<br />

an, die auch bei Grobfahrlässigkeit<br />

einen umfassenden Deckungsschutz<br />

gewährt.<br />

Als Geltungsbereich bei der Hausratversicherung<br />

gilt der Standort von Hab und<br />

Gut, der in der Police aufgeführt ist. Das<br />

ist die Wohnung oder das Haus inklusive<br />

Keller/Estrich, Garage/Abstellraum, Balkon/Terrasse,<br />

Garten/Sitzplatz und Treppenhaus<br />

sowie auswärts auf der ganzen<br />

Welt für Hausrat, der sich vorübergehend,<br />

aber nicht länger als zwei Jahre, an beliebigen<br />

anderen Orten befindet.<br />

Günstigere Prämien<br />

für MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-<br />

Mitglieder<br />

MEDISERVICE steht den Mitgliedern bei<br />

allen Fragen zur Hausratversicherung<br />

mit Rat und Tat aktiv zur Seite. Denn<br />

gerade im Bereich Hausrat ist eine möglichst<br />

präzise Versicherungslösung von<br />

grosser Bedeutung. Das speziell entwickelte<br />

Lebensphasenmodell (www.mediservice-vsao.ch/de/lebensphasen)<br />

liefert<br />

wichtige Erkenntnisse darüber, wer sich<br />

vertieft mit dem Thema Hausratversicherung<br />

und mit weiteren Versicherungsthemen<br />

auseinandersetzen sollte. Es gilt,<br />

Überraschungen zu vermeiden, die ins<br />

Geld gehen können.<br />

■<br />

Wichtig: MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />

profitieren von günstigeren<br />

Prämien beim Hausrat-Partner<br />

Zurich Connect!<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

PARTNER-PORTRÄT:<br />

Für jeden Notfall richtig<br />

vorbereitet sein<br />

Eine medizinische Tätigkeit stellt besondere<br />

Anforderungen an die Versicherung.<br />

Basierend auf langjähriger Erfahrung<br />

im Ärztebereich bietet Helvetia den<br />

optimalen Versicherungsschutz für Ärztinnen<br />

und Ärzte. Verbandsmitglieder<br />

von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC profitieren<br />

zusätzlich von Spezialkonditionen.<br />

Wer als Arzt oder Ärztin tätig ist, möchte<br />

möglichst viel Zeit seinen Patientinnen und<br />

Patienten widmen. Allerdings ist dies nicht<br />

immer einfach, muss sich doch ein Arzt – insbesondere<br />

mit eigener Praxis – noch um viele<br />

Fragen kümmern, die sich nicht direkt im<br />

Zusammenhang mit der medizinischen Tätigkeit<br />

stellen. So muss unter anderem abgeklärt<br />

werden, welcher finanzielle Schutz bei Schäden<br />

am Inventar und an der technischen Einrichtung<br />

oder bei Haftpflichtansprüchen besteht.<br />

Arztpraxen sind verschiedenen Risiken ausgesetzt.<br />

So kann ein Ausfall der Stromversorgung<br />

oder ein technisches Versagen des<br />

Kühlaggregates dazu führen, dass Medikamente,<br />

Blutpräparate oder Laborproben, die<br />

in der Praxis in einer Kühlanlage gelagert<br />

werden, zerstört werden. Auch weitere elektronische<br />

Apparate der Medizintechnik sind<br />

vor Beschädigungen nicht gefeit, wenn sie<br />

zum Beispiel umstürzen oder Überspannungen<br />

im Stromnetz ausgesetzt sind. Nicht zu<br />

vergessen sind auch Haftpflichtansprüche aus<br />

der Medikamenten- oder Rezeptabgabe oder<br />

Haftpflichtschäden aus der Notfallhilfeleistung.<br />

Individuelle Lösungen bieten<br />

Für solche und weitere Fälle können sich Ärztinnen<br />

und Ärzte, aber auch Therapeuten,<br />

Heilpraktiker und weitere Medizinalpersonen<br />

absichern. Aufgrund der besonderen Tätigkeit<br />

dieser Berufe werden praxisnahe und individuelle<br />

Versicherungslösungen benötigt. Dank<br />

langjähriger Erfahrung bietet Helvetia auf die<br />

individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Angebote<br />

für den Medizinal- und Gesundheitsbereich.<br />

In der Vertragsgestaltung wie auch<br />

in der Schadenregulierung werden die Kunden<br />

von einem Team mit umfassenden Kenntnissen<br />

im Medizinalbereich betreut.<br />

Sachwerte absichern<br />

Mit der Helvetia Geschäftsversicherung KMU<br />

für Arztpraxen werden sowohl das Praxisinventar<br />

als auch Geldwerte und persönliche<br />

Effekten von Patienten gegen die Grundgefahren<br />

versichert. Auch Folgekosten, zum<br />

Beispiel die Wiederherstellungskosten von<br />

beschädigten Patientendaten, sind mitversichert.<br />

Ebenfalls eingeschlossen sind der Notfallkoffer<br />

und dessen Inhalt, dies selbstverständlich<br />

auch ausserhalb der Praxis. Gut zu<br />

wissen: Es ist jeweils nicht nur der eigentliche<br />

Sachwert versichert, sondern auch die Minderung<br />

des Betriebsertrags, die durch den<br />

Sachschaden entsteht.<br />

Technische Anlagen versichern<br />

Neben der Deckung für Sachwerte ist auch<br />

die Versicherung der technischen Anlagen<br />

wie Röntgenapparate, EKG-Geräte, Massagegeräte<br />

oder Geräte der Dentaltechnik unerlässlich.<br />

Die medizinische Tätigkeit erfordert<br />

oft teure Anlagen und Geräte, die zur Untersuchung<br />

oder Behandlung dienen. Sei es für<br />

die Medizintechnik oder in Form von EDV-<br />

Anlagen und Bürotechnik. Kommt es zu einer<br />

Beschädigung, Zerstörung oder einem Diebstahl,<br />

zieht dies erhebliche finanzielle Folgen<br />

nach sich. Gegen solche Risiken bietet eine<br />

Technische Versicherung den nötigen Schutz.<br />

Sich vor Haftpflichtfällen schützen<br />

Schliesslich sollten auch Haftpflichtfälle aus<br />

der medizinischen Tätigkeit versichert werden.<br />

Dabei geht es um Personen-, Sach- oder<br />

Vermögensschäden, die einer Drittperson<br />

entstehen. Die Berufshaftpflichtversicherung<br />

von Helvetia basiert auf den gesetzlichen Bestimmungen<br />

und schliesst zahlreiche Zusatzleistungen<br />

wie Schäden an Mieträumen,<br />

Grobfahrlässigkeitsverzicht und Haftpflicht<br />

aus der Medikamentenabgabe ein. Mit der<br />

Berufshaftpflicht sind auch Haftpflichtansprüche<br />

aus der Tätigkeit als Belegarzt im<br />

Spital, Notfallarzt, Lehrbeauftragter, in einem<br />

Verein, bei der Schweizer Armee oder im<br />

Zivilschutz abgedeckt.<br />

Attraktiver Kombirabatt<br />

Die Geschäftsversicherung, die Technische<br />

Versicherung und die Berufshaftpflichtversicherung<br />

KMU für Medizinalpersonen richten<br />

sich in erster Linie an selbständig erwerbende<br />

Ärztinnen und Ärzte und nach deren individuellen<br />

Bedürfnissen. Werden mehrere Versicherungen<br />

bei Helvetia abgeschlossen,<br />

profitiert man von einem attraktiven Kombirabatt.<br />

Eine speziell auf den Medizinalbereich<br />

zugeschnittene Versicherungslösung bietet<br />

nicht nur finanzielle, sondern auch ganz praktische<br />

Vorteile: Durch die Entlastung von solchen<br />

Nebenaufgaben bleibt den versicherten<br />

Fachkräften mehr Zeit für ihre eigentliche<br />

Haupttätigkeit, die Betreuung ihrer Patienten<br />

und Klienten.<br />

■<br />

Ihre Vorteile beim Abschluss<br />

einer Helvetia Versicherung<br />

KMU Medizinalbereich<br />

Die Mitglieder des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />

ASMAC profitieren von Spezialkonditionen.<br />

Lassen Sie sich persönlich beraten,<br />

und erfahren Sie mehr über individuelle<br />

Versicherungslösungen für Ihren Tätigkeitsbereich.<br />

Weiterführende Informationen<br />

gibt es auch online:<br />

www.helvetia.ch/medizin-gesundheit<br />

http://www.mediservice-vsao.ch/de/versicherungen/arztpraxis/<br />

http://www.mediservice-vsao.ch/de/versicherungen/berufshaftpflicht/<br />

<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 1 • 35. Jahrgang • <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Christiane Arnold, Franziska Holzner-Arnold,<br />

Kerstin Jost, Lukas Staub, Jan Vontobel,<br />

Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer, Präsident<br />

Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />

Christoph Bosshard, Cyrill Bühlmann, Karin Etter,<br />

Lars Frauchiger, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />

Miodrag Savic, Hervé Spechbach, Raphael Stolz,<br />

Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa), Anja Zyska<br />

Cherix<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout: Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Ringier Axel Springer Schweiz AG, Fachmedien<br />

Förrlibuckstrasse 70, Postfach, 8021 Zürich<br />

Telefon 043 444 51 05, Fax 043 444 51 01<br />

vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 074 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2015: 21 136 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2016</strong> erscheint im April <strong>2016</strong>.<br />

Thema: Intelligenz<br />

© <strong>2016</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

BE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />

Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />

3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Sektion<br />

Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />

Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />

ASMAJ c/o Karim Bayoumy, Rue de l’Église 6, 2800 Delémont,<br />

ASMAC.jura@gmail.com<br />

NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />

Avv. Lorenza Pedrazzini, c/o Ordine dei Medici del Cantone Ticino,<br />

Via Cantonale-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

Tel. 091/930 63 00, Fax 091/930 63 01, lorenza.pedrazzini@gmail.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

www.asmav.ch, asmav@asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH<br />

Zürcher Spitalärzte und Spitalärztinnen <strong>VSAO</strong>, Dr. R. M. Reck,<br />

Bahnhofstrasse 3, 8610 Uster, Telefon 044 941 46 78, Fax 044 941 46 67,<br />

info@vsao-zh.ch, www.vsao-zh.ch<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>

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