VSAO JOURNAL Nr. 1 - Februar 2016
Aufbau - Aus für Zulassungssteuerung Psychiatrie / Depressionen
Aufbau -
Aus für Zulassungssteuerung
Psychiatrie / Depressionen
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Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />
INHALT<br />
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />
EDITORIAL<br />
5 Aufbauten und ein Paukenschlag<br />
POLITIK<br />
6 Gesundheitspolitik –<br />
Absturz im Landeanflug<br />
8 Auf den Punkt gebracht:<br />
Neues Jahr – neue Ziele oder Bekanntes<br />
implementieren?<br />
WEITERBILDUNG /<br />
ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
9 Die Steuerung der ärztlichen<br />
Weiterbildung<br />
11 Lesen lernen: Scharf getrennt<br />
<strong>VSAO</strong><br />
13 Sektion Bern<br />
14 Sektion Neuenburg<br />
15 Sektion Tessin<br />
16 Sektion Wallis<br />
17 Sektion Zentralschweiz<br />
19 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
20 Was sucht die Nase im Knie?<br />
22 Vom «Neuaufbau» Dresdens nach 1945<br />
25 3-D-Druck in der Medizin<br />
27 Rückkehr nach Tsunami und Krieg<br />
PERSPEKTIVEN<br />
30 Fachserie – Aktuelles aus der<br />
Psychiatrie – Psychokardiologie:<br />
Schnittstelle zwischen Herz und Seele<br />
32 Aus der «Praxis» – Psychiatrische Privatpraxis<br />
(Psychosomatik), Binningen:<br />
Müde und gereizt ohne ersichtlichen<br />
Grund – Differenzialdiagnose und<br />
praktisches Vorgehen bei Zeichen von<br />
Erschöpfung<br />
37 Das erlesene Objekt:<br />
Der Arzt als Ausstellungsobjekt<br />
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
38 Versicherungen verstehen:<br />
die Hausratversicherung<br />
41 Partner-Porträt: helvetia<br />
42 Impressum<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
3
EDITORIAL<br />
Foto: Severin Novacki<br />
Catherine Aeschbacher<br />
Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Aufbauten und ein Paukenschlag<br />
1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34… Sie ahnen wahrscheinlich bereits,<br />
wie die Reihe weitergeht, und vielleicht auch, worum es sich<br />
handelt. Es sind die sogenannten Fibonacci-Zahlen, benannt<br />
nach dem italienischen Mathematiker Leonardo Fibonacci<br />
(um 1170 bis nach 1240). Die Fibonacci-Folge, entwickelt zur<br />
Beschreibung der (idealen) Vermehrung von Kaninchen, gehört<br />
zu den «geheimen» Bauplänen der Natur. Wo man linksund<br />
rechtsdrehende Spiralen findet, ob bei Tannzapfen, Kohlköpfen,<br />
Ananas oder Sonnenblumen – die Anzahl Spiralen bei<br />
deren Aufbau entspricht ausnahmslos zwei benachbarten<br />
Fibonacci-Zahlen. Das natürliche Wachstum folgt offenbar<br />
einem Additionsgesetz. Dass die Zahlen dieser Folge über viele<br />
weitere ausserordentliche Eigenschaften verfügen, sei nur am<br />
Rande erwähnt.<br />
Im Fokus beschäftigen wir uns ebenfalls mit Aufbauten, allerdings<br />
mit solchen aus menschlicher Hand. Zuweilen sind diese<br />
aber ebenso verblüffend wie jene, nach denen die Natur konstruiert<br />
ist. Wir fragen beispielsweise, was die Nase im Knie zu<br />
suchen hat oder auf welche Weise der 3-D-Drucker für die<br />
Medizin nutzbar gemacht werden kann. Wie man nach Kriegen<br />
oder Naturkatastrophen einen Wiederaufbau realisiert, ist<br />
Thema weiterer Beiträge im Fokus.<br />
Im Gegensatz zu der Fibonacci-Folge ist die Politik nicht unbedingt<br />
vorhersehbar und aufbauend. Mit einem Paukenschlag<br />
endete 2015 denn auch die letzte Session der eidgenössischen<br />
Räte. Nach jahrelangem Hin und Her hat sich der<br />
Nationalrat in der Schlussabstimmung nämlich entschieden,<br />
die Zulassungssteuerung ersatzlos aufzuheben. Die vom Bundesrat<br />
vorgeschlagene Nachfolgelösung – eine bürokratische<br />
Monstrosität – wurde dabei mehr oder weniger diskussionslos<br />
versenkt. Gekippt wurde ebenso die bis anhin geltende Regelung,<br />
dass alle Ärztinnen und Ärzte, welche drei Jahre an<br />
einer schweizerischen Weiterbildungsstätte tätig waren, eine<br />
Praxis eröffnen konnten. Darüber, wie es zu diesem Überraschungscoup<br />
kam, was nun genau gilt und was in Zukunft zu<br />
erwarten ist, berichten wir im Politikteil.<br />
Wer zu Weihnachten ein wertvolles Geschenk erhalten hat oder<br />
das neue Jahr zum Anlass genommen hat, seine Einrichtung<br />
durch hübsche Designmöbel zu ergänzen, dem sei der Beitrag<br />
zur Hausratversicherung in der Rubrik MEDISERVICE<br />
empfohlen.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
5
POLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Absturz im Landeanflug<br />
Völlig überraschend hat der Nationalrat in der Schlussabstimmung die Vorlage zur Zulassungssteuerung<br />
versenkt. Dadurch wird am Ende eines langen Prozesses ein guter Kompromiss<br />
torpediert. <strong>VSAO</strong>, FMH, viele weitere Akteure im Gesundheitswesen und bis vor Kurzem auch<br />
noch das Parlament waren sich einig, dass es sinnvoll sei, die bisherige 3-Jahres-Regelung<br />
weiterzuführen. Dieser Vorschlag ist nun vom Tisch. Was kommt, ist völlig offen.<br />
Nico van der Heiden, stv. Geschäftsführer/Leiter Politik und Kommunikation <strong>VSAO</strong><br />
Mit dem Coup am Ende der letzten Wintersession<br />
hatte niemand gerechnet. So<br />
hatten die Zeitungen bereits gemeldet,<br />
dass die neue Zulassungssteuerung beschlossen<br />
sei. Doch dann geschah das<br />
Unglaubliche: Die Vorlage scheiterte in<br />
der Schlussabstimmung im Nationalrat<br />
haarscharf mit 96:97 Stimmen und ist<br />
somit vom Tisch. Damit dürfte die fast<br />
15-jährige Geschichte der Zulassungssteuerung<br />
nicht wie erhofft ad acta gelegt<br />
werden, sondern wird in naher Zukunft<br />
mit ungewissem Ausgang fortgeschrieben.<br />
Für unsere Mitglieder besteht leider<br />
noch keine Klarheit, wie die Regelung ab<br />
Juli <strong>2016</strong> aussehen wird. Höchstwahrscheinlich<br />
wird die Steuerung aber vorerst<br />
komplett auslaufen, bevor dann der<br />
Druck auf eine neue Regelung umso<br />
schneller steigen wird.<br />
Kommentar: Chance vertan<br />
Die gescheiterte Lösung für die Zulassungssteuerung<br />
wäre ein gutschweizerischer Kompromiss gewesen: Fast<br />
alle sagten zähneknirschend Ja, so auch der <strong>VSAO</strong>. Als<br />
Erfolg kann verbucht werden, dass der komplizierte Vorschlag<br />
des Bundesrates einer kompletten Übersteuerung<br />
sämtlicher Gesundheitsberufe Schiffbruch erlitten hat.<br />
Trotzdem herrscht nun keine Freude (oder nur kurzfristig),<br />
dass die Zulassungssteuerung komplett vom Tisch<br />
ist. Selbst wenn der <strong>VSAO</strong> stets bestritten hat, dass eine<br />
Steuerung sinnvoll ist, so wäre der gescheiterte Kompromiss<br />
wohl die beste Lösung nicht zuletzt für unsere Mitglieder<br />
gewesen. Der Druck aus der Politik, die Ärztedichte<br />
zu steuern, wird hoch bleiben. Die kommenden Monate<br />
werden zeigen, ob sich das Projekt der FDP-/SVP-<br />
Mehrheit (Aufhebung der freien Arztwahl) durchsetzen<br />
wird. Für den <strong>VSAO</strong> ist klar, dass die Steuerung nicht bei<br />
den Krankenkassen liegen darf.<br />
Geschichte der<br />
Zulassungssteuerung<br />
Im Jahre 2002 erliess der Bundesrat erstmals<br />
eine «Verordnung über die Einschränkung<br />
der Zulassung von Leistungserbringern<br />
zur Tätigkeit zu Lasten<br />
der Grundversicherung». Hintergrund<br />
war eine befürchtete Ärzteschwemme aus<br />
der EU infolge der Personenfreizügigkeit.<br />
Mit der Umsetzung waren die Kantone<br />
betraut, betroffen waren jedoch sämtliche<br />
Ärzte. Ursprünglich war geplant, die<br />
Massnahme auf drei Jahre zu befristen.<br />
Der Zulassungsstopp wurde für die<br />
Grundversorger Ende 2008 aufgehoben,<br />
jener für Spezialärzte Ende 2011. In einer<br />
kurzen Phase ab Januar 2012 gab es keine<br />
Zulassungssteuerung, was zu einer<br />
deutlichen Zunahme an Gesuchen für<br />
eine ZSR-Nummer (die man für eine<br />
Praxiseröffnung benötigt) führte. Festzuhalten<br />
bleibt: Nur die Anzahl Gesuche<br />
ging massiv in die Höhe, es gab nie einen<br />
Beweis, dass die Kosten in der Grundversicherung<br />
tatsächlich deswegen gestiegen<br />
wären! Viele Ärzte haben in diesem<br />
Zeitraum auf Vorrat eine ZSR-Nummer<br />
beantragt, sie jedoch gar nie beansprucht.<br />
Aufgeschreckt durch diese vermehrten<br />
Gesuche um ZSR-Nummern installierte<br />
das Parlament ab Juli 2013 wieder eine<br />
Beschränkung. Immerhin waren – auch<br />
dank intensivem Lobbying des <strong>VSAO</strong> –<br />
Personen von der Beschränkung ausgenommen,<br />
welche mindestens drei Jahre<br />
an einer Schweizerischen Weiterbildungsstätte<br />
gearbeitet hatten. Diese Lösung<br />
sollte die Qualität der Arbeit der neu niedergelassenen<br />
Ärzte gewährleisten, kann<br />
doch angenommen werden, dass nach<br />
drei Jahren sowohl ausreichende Sprachkenntnisse<br />
wie auch Kenntnisse des hiesigen<br />
Gesundheitswesens vorhanden sind.<br />
Die zweite Auflage der Zulassungssteuerung<br />
war jedoch von Beginn weg auf drei<br />
Jahre (bis Ende Juni <strong>2016</strong>) befristet.<br />
Aktuelle politische<br />
Debatte<br />
Deshalb stellte der Bundesrat früh sein<br />
Projekt für eine neue Steuerung vor, die<br />
sämtliche Gesundheitsberufe umfassen<br />
sollte. Ohne das Projekt nochmals im Detail<br />
vorzustellen (dies haben wir im Journal<br />
<strong>Nr</strong>. 5/2014 gemacht), lässt sich sagen,<br />
dass ein bürokratisches Monster entstanden<br />
wäre, hätte doch die komplexe Steuerung<br />
in jedem Kanton (unterschiedlich)<br />
gehandhabt werden müssen. Deshalb<br />
entschieden sowohl der National- wie<br />
auch der Ständerat ohne grosse Diskussion,<br />
auf dieses Projekt nicht einzugehen.<br />
Die Einsicht, dass es nur eine pragmatische<br />
Lösung geben kann, setzte sich<br />
schnell durch: nämlich die aktuell gültige,<br />
funktionierende Steuerung weiterzuführen.<br />
Zuerst fand dieser Vorschlag in beiden<br />
eidgenössischen Räten eine klare Mehrheit,<br />
bevor er dann von der neuen Mehrheit<br />
aus FDP und SVP im Nationalrat in<br />
der Schlussabstimmung am 18. Dezember<br />
2015 versenkt wurde. Eine Diskussion<br />
gibt es jeweils bei der Schlussabstimmung<br />
nicht mehr, insofern können die<br />
Motive für die Ablehnung nur aus der<br />
früheren Ratsdebatte abgeleitet werden:<br />
FDP und SVP wollten bereits früher, dass<br />
die Anzahl Ärzte von den Krankenkassen<br />
gesteuert werden kann (Aufhebung der<br />
freien Arztwahl). Dieser Vorschlag fand<br />
im alten Nationalrat keine Mehrheit,<br />
nach den Wahlen vom Oktober 2015 jedoch<br />
schon. Wie genau diese Steuerung<br />
ausgestaltet sein soll, werden erst die<br />
politischen Debatten <strong>2016</strong> zeigen, es liegen<br />
unterschiedliche Vorschläge auf dem<br />
Tisch.<br />
6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
POLITIK<br />
Regelung ab Juli <strong>2016</strong><br />
Die aktuelle Zulassungssteuerung ist auf<br />
Ende Juni <strong>2016</strong> befristet und läuft dann<br />
aus. Sollte die Politik bis zu diesem Zeitpunkt<br />
keine Anschlusslösung gefunden<br />
haben (wovon auszugehen ist), dann<br />
fällt die 3-Jahres-Regelung weg. Sprich:<br />
Wer die anderen Bedingungen (z.B. kantonale<br />
Berufsausübungsbewilligung und<br />
Weiterbildungstitel) zum Erhalt einer<br />
Zulassung erfüllt, muss nicht drei Jahre<br />
in der Schweiz gearbeitet haben. Es ist<br />
damit zu rechnen, dass die Anzahl Gesuche<br />
für eine Zulassung wieder steigen<br />
wird.<br />
Dies wiederum wird den politischen Druck<br />
erhöhen, eine Steuerung vorzunehmen,<br />
da mit steigenden Krankenkassenprämien<br />
gedroht wird (was zwar nicht<br />
stimmt, aber trotzdem immer behauptet<br />
wird). Ob sich dann die Aufhebung der<br />
freien Arztwahl durchsetzen kann (und in<br />
welcher Form und zu welchem Zeitpunkt),<br />
ist noch nicht absehbar. Absehbar ist jedoch,<br />
dass gegen ein solches Vorhaben das<br />
Referendum ergriffen würde, da das<br />
Schweizer Volk die freie Arztwahl stets mit<br />
deutlichem Mehr befürwortet hat (zuletzt<br />
bei der Managed-Care-Abstimmung<br />
2012). Die Geschichte der Zulassungssteuerung<br />
wird in den nächsten Jahren somit<br />
um weitere Kapitel reicher werden. Leider<br />
ist für unsere Mitglieder aber zum jetzigen<br />
Zeitpunkt nicht klar, welche Regelung ab<br />
Juli <strong>2016</strong> gelten wird und wann sich diese<br />
allenfalls wieder ändern wird. Wir halten<br />
Sie selbstverständlich auch mittels unserer<br />
Website über die aktuellen Entwicklungen<br />
auf dem Laufenden. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
7
POLITIK<br />
Auf den PUNKT gebracht<br />
Neues Jahr – neue Ziele oder<br />
Bekanntes implementieren?<br />
Kürzlich las ich einen Artikel vom Kollegen<br />
Richard Kasch, Orthopäde aus<br />
Deutschland, mit dem Titel «Was tun,<br />
bevor Generation Y ausbleibt * ?». Dies im<br />
Zusammenhang mit einer jungen Kollegin,<br />
die als Mutter von zwei Kindern verzweifelt<br />
eine 80-prozentige klinische Anstellung<br />
sucht.<br />
Der Artikel erfragte, meines Erachtens<br />
erstmalig so ausführlich, die Wünsche<br />
bezüglich beruflicher Zukunft junger<br />
Staatsabgängerinnen und -abgänger<br />
(2012) resp. von Ärztinnen und Ärzten im<br />
ersten Assistenzarztjahr. Es geht um die<br />
Generation Y, geboren ab 1980. Die Resultate<br />
der Studie sind deutlich: Gegenüber<br />
früheren Generationen wird mehr Wert<br />
auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance<br />
gelegt. Man erwartet, dass Überstunden<br />
bezahlt oder kompensiert werden können.<br />
Die Vertreter der Generation Y haben im<br />
Weiteren ein anderes Verständnis von<br />
Karriere und Hierarchie (Führungsverständnis).<br />
Doch wohin bewegt sich die gesellschaftliche<br />
Entwicklung aktuell? Offensichtlich<br />
nicht in die oben beschriebene Richtung.<br />
Steht doch möglicherweise eine «Aufweichung»<br />
des Arbeitsgesetzes bevor. Ebenso<br />
sind die Spitäler weiterhin nur beschränkt<br />
bereit, teilzeit- bzw. familienfreundliche<br />
Arbeitszeitmodelle für Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte einzuführen. Warum ist es so<br />
schwierig, eine zweifache Mutter mit einem<br />
Pensum von 80 Prozent in den stationären<br />
Klinikalltag zu integrieren? Noch<br />
viel zu wenige Spitäler ergreifen familienfreundliche<br />
Massnahmen – einige Ausnahmen<br />
findet ihr auf unserer Homepage.<br />
Wo bleiben die neuen, gesellschaftlich<br />
akzeptierten Modelle, die es in anderen<br />
Branchen schon gibt? Die Bedürfnisse der<br />
zukünftigen Ärztegeneration werden zu<br />
oft mit dem Kostenargument vom Tisch<br />
gewischt. Doch was passiert, wenn die<br />
ausgebildeten Ärztinnen nicht mehr «kurativ»<br />
im Spital tätig werden wollen?<br />
Der Bundesrat hat einen wichtigen, richtigen<br />
Schritt in Richtung Behebung des<br />
Ärztemangels getan: Er finanziert weitere<br />
Ausbildungsplätze für Ärzte. Doch dies ist<br />
nur ein erster Schritt. Nach dem Staatsexamen<br />
müssen Ärztinnen und Ärzte<br />
Arbeitsplätze vorfinden, die sich mit ihrer<br />
Lebensplanung vereinbaren lassen. Alle<br />
Beteiligten und insbesondere die Spitäler<br />
dürfen es nicht verpassen, sich den veränderten,<br />
bekannten gesellschaftlichen Bedürfnissen<br />
der kommenden Generation<br />
zu stellen.<br />
■<br />
Daniel Schröpfer,<br />
Präsident <strong>VSAO</strong><br />
1) Kasch R. et al. «Ärztemangel: Was tun,<br />
bevor Generation Y ausbleibt? Ergebnisse<br />
einer bundesweiten Befragung»<br />
8 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
Die Steuerung der ärztlichen<br />
Weiterbildung<br />
Wie kann man die korrekte Anzahl Ärzte, die richtige Anzahl Fachärzte, die passende Anzahl Ärzte<br />
pro Einwohner und Region ohne staatliches Kontrollsystem bestimmen und steuern? Diese Frage stellt<br />
sich für die Schweiz. Ein Land, das der Bundesverwaltung nicht zu viel Macht zugestehen will, das<br />
seine kantonalen Besonderheiten verteidigt und in dem die Freiheit des Einzelnen ein hehres Gut ist.<br />
Anja Zyska-Cherix, Hervé Spechbach, Mitglieder des Geschäftsausschusses <strong>VSAO</strong><br />
In unseren Städten ist die Ärztedichte<br />
hoch. Dies aus verschiedenen Gründen:<br />
Die Universitäten sind in den grossen<br />
Städten angesiedelt, die Ärzte in Weiterbildung<br />
bleiben wegen der bestehenden sozialen<br />
Kontakte und den vielen Vorteilen,<br />
die man bspw. bei der Infrastruktur (Betreuungsmöglichkeit<br />
für die Kinder, damit<br />
die Eltern arbeiten können) hat, in den<br />
Städten. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken,<br />
müssen die Weiterbildungsgänge<br />
früh regionalisiert werden. Damit kann<br />
man bei den zukünftigen Ärzten die Lust<br />
wecken, sich in entfernteren Regionen<br />
niederzulassen. Dazu braucht es auf kantonaler<br />
Ebene den Willen, die nötigen<br />
Mittel zu sprechen, um eine qualitativ<br />
hohe Betreuung zu ermöglichen. Zusätzlich<br />
zur attraktiven Weiterbildung muss<br />
auch ein solides Mentoring, welches den<br />
Bedürfnissen der Generation Y entspricht,<br />
sichergestellt werden.<br />
Nach Abschluss der universitären Ausbildung<br />
müssen die Regionalspitäler alles<br />
unternehmen, um attraktiv für die junge<br />
Generation und insbesondere für die<br />
Frauen zu sein. Damit dieses Ziel erreicht<br />
werden kann, braucht es ein gutes Gleichgewicht<br />
zwischen Familie und Berufsleben.<br />
Wünschenswert wäre also eine gewisse<br />
Konkurrenz zwischen den Spitälern,<br />
die sie dazu anspornt, optimale Arbeitsbedingungen<br />
anzubieten, um für die Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte attraktiv zu<br />
bleiben.<br />
In die gleiche Richtung zielt auch die Absicht,<br />
weitere medizinische Fakultäten zu<br />
eröffnen, mehr Studienplätze anzubieten<br />
sowie die Möglichkeit, einen Teil der Ausbildung<br />
an einer anderen (nicht medizinischen)<br />
Fakultät/Hochschule absolvieren zu<br />
können. Damit könnten Ausbildungsgänge<br />
teilweise oder vollständig ausserhalb der<br />
grossen Städte absolviert werden.<br />
Diese Verbesserungen lösen aber das Dilemma<br />
nicht, die richtige Anzahl Fachärzte<br />
am richtigen Ort zu haben. Um dies zu<br />
eruieren, fehlen in der Schweiz zuverlässige<br />
Zahlen. Die Versuche, den Bedarf an<br />
Spezialisten zu bestimmen, waren alle<br />
methodologisch ungenügend und die vorhandenen<br />
Zahlen, sei es bei der FMH, den<br />
kantonalen Gesellschaften oder den Kantonen,<br />
sind alle unvollständig. Ohne genaue<br />
Kenntnis des Bedarfs ist die Regulierung<br />
der Niederlassung mittels einer bedarfsabhängigen<br />
Steuerung nicht möglich. Zudem<br />
wurde die Zulassungssteuerung Ende<br />
2015 vom Nationalrat versenkt. Ist es aber<br />
ethisch korrekt, unsere ärztlichen Wüstengebiete<br />
mit im Ausland ausgebildeten<br />
Ärzten zu besiedeln?<br />
Eine bessere Strukturierung der Weiterbildung<br />
mittels nach Fachgebieten vordefinierter<br />
und zielgerichteter Curricula<br />
scheint ein geeignetes Mittel zu sein. Nicht<br />
nur um die Weiterbildungszeit zu verkürzen,<br />
sondern auch, um die Gebiete mit<br />
Ärztemangel attraktiver zu machen. Eine<br />
gewisse Steuerung über die Weiterbildung<br />
ist unserer Ansicht nach möglich und<br />
auch angebracht.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich die<br />
Gesundheitsdirektion des Kantons Waadt<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
9
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
mit der Frage nach der Organisation und<br />
Dauer der Weiterbildung befasst. Sie hat<br />
2015 Professor Pierre-André Michaud beauftragt,<br />
eine Bestandsaufnahme der<br />
bestehenden Weiterbildungscurricula im<br />
Kanton und in der Romandie zu erstellen<br />
sowie den Stand der Dinge in Sachen vordefinierte<br />
Weiterbildungscurricula festzuhalten.<br />
Im Rahmen dieses Mandats wurde<br />
im September im CHUV eine Tagung<br />
zum Thema Weiterbildung organisiert, zu<br />
welcher wir eingeladen waren. An diesem<br />
Anlass fand ein reger Austausch zwischen<br />
den Referenten und den Teilnehmern<br />
statt, die aus den Spitalleitungen, den Spitälern<br />
und aus der öffentlichen Verwaltung<br />
kamen. Nach Abschluss des Mandats<br />
hat Professor Michaud einen Schlussbericht<br />
verfasst, der auch die Diskussionen<br />
der Tagung einbezieht und die wesentlichen<br />
Punkte zusammenfasst:<br />
Auch wenn die Weiterbildungscurricula<br />
im Bereich der Hausarztmedizin auf eine<br />
gute Akzeptanz stossen, müssen diese verstärkt<br />
regionalisiert werden, damit die<br />
Ärzte den Gebieten mit Unterversorgung<br />
die Treue halten. Curricula bestehen auch<br />
in den anderen Fachgebieten (Gynäkologie/Geburtshilfe,<br />
Pädiatrie, Orthopädie/<br />
Traumatologie, Anästhesie). Diese müssen<br />
gefördert und gestärkt werden, auch<br />
finanziell. Die nicht universitären Spitäler,<br />
vor allem in den Randregionen, klagen<br />
über Schwierigkeiten bei der Personalrekrutierung,<br />
sowohl bei den Assistenzärzten<br />
als auch bei den Kaderärzten. Eine<br />
Zusammenarbeit mit den Universitätsspitälern,<br />
die darauf abzielt, rechtzeitig mittels<br />
einer einheitlichen Karriereplanung<br />
die Ärzte zu identifizieren, die eine nicht<br />
akademische Karriere anstreben, könnte<br />
Abhilfe schaffen und den Ärzten in Weiterbildung<br />
neue Möglichkeiten eröffnen.<br />
Allgemein würden Zusammenarbeitsnetzwerke<br />
zwischen den Spitälern deren<br />
Attraktivität erhöhen, sowohl hinsichtlich<br />
Weiterbildung als auch für Kaderpositionen.<br />
Dabei muss auch der «gender equity»<br />
mit dem Angebot von zusätzlichen<br />
Teilzeitstellen, insbesondere für Oberarztfunktionen,<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Nach zwei bis drei Jahren Weiterbildung<br />
sollte man zwischen spezifischen «Weiterbildungscurricula»<br />
(Praxis, Kaderstelle<br />
im Regionalspital oder akademische Karriere)<br />
wählen können, die es ermöglichen,<br />
die Weiterbildung frühzeitig dem gewählten<br />
Ziel anzupassen und die Ärzte in Weiterbildung<br />
dorthin zu lenken, wo ein Bedarf<br />
besteht. Dieses System wurde im<br />
CHUV eingeführt. Um aber effektiv zu<br />
sein, müsste es auf den ganzen Kanton<br />
oder die ganze Romandie ausgedehnt<br />
werden. Für die Assistenzärzte, die sich<br />
nicht für eine Fachrichtung oder Laufbahn<br />
entscheiden können, wäre ein Mentoring<br />
nützlich.<br />
Auf administrativer Ebene könnte eine<br />
finanzielle Unterstützung für Curricula<br />
und Praktika in Arztpraxen (mit Ausdehnung<br />
auf weitere Fachgebiete) frühzeitig<br />
Anreize für die Niederlassung in Gebieten<br />
mit Unterversorgung schaffen. Schliesslich<br />
wäre auch eine Erfassung der Ärzte,<br />
die nächstens in den Ruhestand treten,<br />
hilfreich.<br />
■<br />
Achtung! Revidierter Steuerabzug<br />
von Aus- und Weiterbildungskosten<br />
per 1. Januar <strong>2016</strong>. Endlich!<br />
Simon Stettler, Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />
Gemäss Mitteilung auf der Website der<br />
Eidg. Steuerverwaltung sind «neu alle<br />
beruflichen Aus- und Weiterbildungskosten<br />
zum Abzug zugelassen». Grund dafür<br />
ist eine Reihe von Gesetzes- und Verordnungsanpassungen,<br />
die auf Anfang dieses<br />
Jahres in Kraft getreten sind.<br />
Die Änderung gilt damit für all jene Kosten,<br />
die ab dem 1.1.<strong>2016</strong> entstehen bzw.<br />
entstanden sind.<br />
Der Abzug beträgt beim Bund maximal<br />
12 000 Franken pro Steuerperiode. Die<br />
Kantone können die Obergrenze für die<br />
kantonalen Steuern selbst festlegen. Bisher<br />
haben die Steuerbehörden die Kosten<br />
der ärztlichen Weiterbildung nicht als<br />
zulässigen Abzug von der Einkommenssteuer<br />
anerkannt. Die Kosten für die<br />
Erstausbildung bleiben auch mit der neuen<br />
Regelung nicht abzugsfähig. Der neue<br />
Abzug gilt nun aber für «alle beruflichen<br />
Aus-, Weiterbildungs- und Umschulungskosten».<br />
Die Eidg. Steuer verwaltung hat<br />
uns bestätigt, dass damit nach<br />
Abschluss der Matura die berufsbezogenen<br />
Kosten für das Medizinstudium<br />
und die ärztliche Weiterbildung<br />
bei der Einkommenssteuer<br />
abgezogen werden dürfen.<br />
Die Kantone mussten ihre eigene Gesetzgebung<br />
ebenfalls auf den 1.1.<strong>2016</strong> anpassen,<br />
um ein gleichzeitiges Inkrafttreten<br />
von Bundesrecht und kantonalem Recht<br />
zu gewährleisten. So hat etwa die bernische<br />
Steuerverwaltung ebenfalls bestätigt,<br />
dass nun im Kanton Bern jeder Medizinstudierende<br />
(nach Abschluss der Matura<br />
oder ab dem 20. Lebensjahr) und jeder<br />
Assistenzarzt seine berufsbezogenen Ausund<br />
Weiterbildungskosten bis zu 12 000<br />
Franken pro Jahr von den Steuern abziehen<br />
kann.<br />
Informationen zu diesem Thema finden<br />
Sie auch auf unserer Website:<br />
www2.vsao.ch<br />
■<br />
10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
A B C D E F ...<br />
a b c d e f ...<br />
LESEN LERNEN<br />
Scharf getrennt<br />
Lukas Staub, Redaktionsmitglied <strong>VSAO</strong>-Journal<br />
Manchmal kann mit den Resultaten einer<br />
Studie nicht gezeigt werden, ob eine Therapie<br />
besser ist als die andere. Vor allem bei<br />
Studien mit kleinen Stichproben ist die<br />
Gefahr relativ gross, dass das Studienresultat<br />
falsch negativ ist, das heisst, ein in<br />
Wirklichkeit vorhandener Unterschied<br />
zwischen den Therapien wurde in der Studie<br />
nicht erfasst. In der Statistik sprechen<br />
wir hier vom Fehler 2. Art oder β-Fehler:<br />
der Wahrscheinlichkeit, dass eine Studie<br />
keine statistisch signifikante Differenz findet,<br />
auch wenn tatsächlich eine Differenz<br />
besteht. Die Wahrscheinlichkeit hingegen,<br />
dass wir in einer Studie eine statistisch signifikante<br />
Differenz finden, wenn tatsächlich<br />
eine Differenz besteht, nennen wir<br />
statistische Trennschärfe (oder Power) der<br />
Studie. Die Power und der β-Fehler sind<br />
komplementär und beschreiben das gleiche<br />
Konzept: Beim Planen von Studien<br />
wird oft eine Power von mindestens 80%<br />
vorausgesetzt, was dem Akzeptieren eines<br />
β-Fehlers von höchstens 20% entspricht.<br />
Die statistische Trennschärfe kann<br />
wie die Sensitivität eines diagnostischen<br />
Tests interpretiert werden. Ein diagnostischer<br />
Test ist dann sensitiv, wenn er mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit positiv ist, wenn<br />
Patienten tatsächlich die gesuchte Erkrankung<br />
haben. Entsprechend ist eine Studie<br />
dann trennscharf, wenn sie mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit den Unterschied zwischen<br />
zwei Therapien nachweist, wenn die<br />
Effekte der Therapien auch tatsächlich<br />
unterschiedlich sind.<br />
■<br />
Feedback-Pool<br />
(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />
Beitrag für eine gute<br />
Weiter- und Fortbildung<br />
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />
Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />
breiter abzustützen.<br />
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />
an bertschi@vsao.ch.<br />
Deine Erfahrung zählt!<br />
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />
<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />
Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />
im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
11
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION BERN<br />
Wir haben<br />
einiges erreicht<br />
Im vergangenen Jahr haben wir trotz<br />
schwieriger Finanzlage der Spitäler und<br />
des Kantons doch einiges erreicht.<br />
1. Nacht- und Wochenendzulagen<br />
ab 1.4.<strong>2016</strong><br />
Ab April <strong>2016</strong> erhalten alle Assistenzund<br />
Oberärztinnen und -ärzte der GAV-<br />
Spitäler (alle Regionalen Spitalzentren<br />
plus Insel Gruppe) Nacht- und Wochenendzulagen<br />
von 6 Franken pro<br />
Stun de. Hinzu kommt wie bisher die<br />
Zeitgutschrift von 10 Prozent für Nachtarbeit<br />
von 23.00 bis 6.00 Uhr.<br />
Unklar bleibt nach wie vor die Situation<br />
in den kantonalen Psychiatrischen<br />
Kliniken (siehe Journale 5 und<br />
6 / 2015). Das Gutachten des Rechtsdienstes<br />
der GEF liegt nun zwar vor,<br />
bringt aber keine Klarheit. Wir werden<br />
die Situation wohl gerichtlich klären<br />
müssen.<br />
2. Gesamtarbeitsvertrag GAV für<br />
die Insel Gruppe ab 1.1.<strong>2016</strong><br />
Es konnte ein Übergangs-GAV mit der<br />
Insel Gruppe unterzeichnet werden,<br />
der in weiten Teilen dem Spital-GAV BE<br />
entspricht.<br />
3. 46-Stunden-Woche auch für die<br />
Oberärztinnen und -ärzte des<br />
Inselspitals ab 1.1.<strong>2016</strong><br />
Was bisher nur in den GAV-Spitälern<br />
galt, gilt nun auch im Inselspital: Sollzeit<br />
46 Stunden, Mehrstunden bezahlt,<br />
33 Tage Ferien.<br />
4. Verbesserung bei Mutterschaftsentschädigung<br />
in der Insel<br />
Gruppe<br />
Neu ist geregelt, dass die volle Mutterschaftsentschädigung<br />
auch bezahlt<br />
wird, wenn der Geburtstermin in die<br />
Zeit nach Beendigung eines befristeten<br />
Vertrages fällt.<br />
5. Finanzierung Weiterbildung<br />
Der Grosse Rat hat den Beitrag, den die<br />
Spitäler für die Weiterbildung der Ärzte<br />
vom Kanton erhalten, von CHF 10 000.–<br />
auf CHF 15 000.– pro Assistenzarzt<br />
und Jahr erhöht.<br />
6. Zulassungsstopp<br />
Der Bundesrat und die meisten Kantone<br />
wollten erneut eine rigorose Zulassungssteuerung<br />
für neue Arztpraxen<br />
einführen. Dies konnte mit der heute<br />
gültigen Lösung verhindert werden.<br />
Wer also drei Jahre an einer anerkannten<br />
Weiterbildungsstätte in der Schweiz<br />
gearbeitet hat, hat Anspruch auf eine<br />
Zulassung. National- und Ständerat<br />
hatten 2015 beschlossen, diese Lösung<br />
definitiv einzuführen. In der Schlussabstimmung<br />
hat der Nationalrat in<br />
neuer Zusammensetzung dies aber mit<br />
97 zu 96 Stimmen abgelehnt. Das bedeutet,<br />
dass es ab Mitte <strong>2016</strong> gar keine<br />
Zulassungssteuerung mehr gibt.<br />
7. Spitalplattform<br />
Seit gut einem Jahr betreibt der <strong>VSAO</strong><br />
eine Spitalplattform (www.spitalplattform.vsao.ch),<br />
welche die Ärztinnen<br />
und Ärzte bei der Suche und Auswahl<br />
ihrer Weiterbildungs- und Arbeitsstelle<br />
unterstützt. Es gibt dort Informationen<br />
zu den Arbeitsbedingungen, und man<br />
gelangt direkt zum SIWF-Register. Die<br />
Spitäler im Kanton Bern sind vollständig<br />
erfasst. Neu wurde nun auch ein<br />
Bewertungstool eingerichtet, was die<br />
Plattform noch wertvoller macht.<br />
Ausblick<br />
Auch im Jahr <strong>2016</strong> steht einiges an Entscheidungen<br />
und Arbeit für den <strong>VSAO</strong> an:<br />
COACHING<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben<br />
Telefonische Beratung:<br />
044 462 71 23 • info@und-online.ch<br />
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie<br />
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen<br />
bietet der <strong>VSAO</strong> seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch<br />
durch die Fachstelle UND.<br />
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des <strong>VSAO</strong> auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik<br />
Arztberuf & Familie / Privatleben.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
13
<strong>VSAO</strong><br />
– Der GAV 18, der in allen öffentlichen<br />
Spitälern im Kanton Bern gelten soll,<br />
wird in diesem Jahr weiterverhandelt.<br />
––<br />
Die kantonalen psychiatrischen<br />
Kliniken sollen per 1.1.2017 aus der<br />
Kantonsverwaltung ausgelagert und in<br />
Aktiengesellschaften umgewandelt<br />
werden. Die Kliniken schliessen sich<br />
dem bestehenden GAV an, wobei für ein<br />
Jahr die jeweils besseren Bestimmungen<br />
aus GAV und kantonalem Personalrecht<br />
gelten werden.<br />
––<br />
Es stehen schwierige Lohnverhandlungen<br />
an, da die Spitäler nach<br />
wie vor mit sinkenden Basispreisen und<br />
Taxpunktwerten zu kämpfen haben.<br />
––<br />
Die Spitalstandortinitiative und<br />
die Gegenvorschläge dazu werden uns<br />
beschäftigen.<br />
––<br />
Der <strong>VSAO</strong> Bern will sich für mehr<br />
Teilzeitstellen einsetzen. Mehr dazu<br />
im nächsten Journal.<br />
––<br />
Ein weiteres Projekt betrifft die Entlastung<br />
der Ärztinnen und Ärzte von<br />
administrativen Arbeiten.<br />
––<br />
Hinzu kommt das übliche Tagesgeschäft<br />
mit Versammlungen, diversen<br />
Sozialpartnergesprächen, Vernehmlassungen,<br />
Rechtsberatung, Kommissionsarbeit<br />
usw.<br />
■<br />
Rosmarie Glauser,<br />
Geschäftsführerin Sektion Bern<br />
Save the date<br />
Die ordentliche Mitgliederversammlung<br />
<strong>2016</strong> findet am<br />
Donnerstag, 28. April <strong>2016</strong>,<br />
um 19.00 Uhr im Restaurant<br />
Tramdepot in Bern statt.<br />
SEKTION NEUENBURG<br />
(AMINE)<br />
Mobilisierung<br />
für den GAV<br />
Seit über zwei Jahren verhandelt die<br />
AMINE mit dem Hôpital neuchâtelois<br />
(HNE) und dem Centre neuchâtelois de<br />
psychiatrie (CNP) über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag<br />
(GAV). Unsere Delegierten<br />
und unser Anwalt kreuzen die<br />
Klingen mit den Arbeitgebern, um einen<br />
gerechten Text auszuhandeln, der unsere<br />
Interessen schützt und unsere Rechte, die<br />
im Spital allzu oft zu kurz kommen, klar<br />
festhält. Die Anzahl aufeinanderfolgende<br />
Arbeitstage, die Pikett- und Bereitschaftsdienste,<br />
die Abrechnung der Überstunden<br />
und die Pausen ohne Telefon sind einige<br />
der zahlreichen Themen, die an den Verhandlungssitzungen<br />
diskutiert werden.<br />
Unsere Vertreter werden vom Vorstand der<br />
AMINE und finanziell vom <strong>VSAO</strong> unterstützt.<br />
Ohne diese Hilfe wären die Verhandlungen<br />
nicht möglich. Nach guten<br />
Fortschritten im Jahre 2013 mit regelmässigen<br />
Treffen hat sich der Verhandlungsprozess<br />
2014 verlangsamt und ist schlussendlich<br />
2015 ins Stocken geraten. Die<br />
Vertreter des HNE und des CNP haben<br />
schrittweise eine Ausweichstrategie entwickelt.<br />
Sie haben die Sitzungen immer<br />
wieder verschoben, mit der Begründung,<br />
die Situation mit derjenigen der Nachbarkantone<br />
vergleichen zu wollen. Schliesslich<br />
haben sie die Beschlussfassung den<br />
beiden Verwaltungsräten übertragen, die<br />
sich viel Zeit gelassen haben, bis sie sich<br />
überhaupt mit unserem GAV befasst haben.<br />
Aufgrund der immer länger werdenden<br />
Intervalle zwischen den Sitzungen<br />
haben wir die Diskussionen auf elektronischem<br />
Weg weitergeführt. Im Sommer<br />
2015 war der neue GAV beinahe fertig redigiert,<br />
als einige wenige Meinungsverschiedenheiten<br />
zu einer Blockade geführt<br />
haben. Um den Abschluss der Verhandlungen<br />
zu beschleunigen, haben wir den<br />
bisherigen GAV per Ende Jahr gekündigt.<br />
Dieses Vorgehen hat sehr unterschiedliche<br />
Auswirkungen auf die beiden Arbeitgeber<br />
gehabt. Das CNP hat schnell verstanden,<br />
dass es sich nicht um eine vermeintliche<br />
Drohung handelte, und hat getrennte Verhandlungen<br />
mit uns aufgenommen. Unser<br />
Vorgehen hatte zum Ziel, im Falle des<br />
Nichtzustandekommens eines Abkommens<br />
per Ende Jahr die Ärzte automatisch<br />
in den allgemeinen Spital-GAV «Santé21»<br />
zu überführen, da dieser bessere Bedingungen<br />
vorsieht als unser bisheriger GAV.<br />
Es war also eine Revanche der Ärzte aller<br />
Standorte, denen man wiederholt die Aufnahme<br />
im GAV Santé21 verweigert hatte.<br />
Nach einigen Zugeständnissen beider<br />
Parteien wurden diese separaten Verhandlungen<br />
erfolgreich zum Abschluss gebracht.<br />
Ein neuer GAV wurde also mit dem<br />
CNP unterzeichnet. Ein solcher Sieg gibt<br />
uns neue Hoffnung in diesem langwierigen<br />
Kampf. Das HNE hat hingegen lange<br />
nicht reagiert und dann in letzter Minute<br />
eine Fristverlängerung um sechs Monate<br />
14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
beantragt. Nach einer kurzen, von der<br />
AMINE gewährten Nachfrist hat das HNE<br />
zum Gegenangriff geblasen und alle unsere<br />
Vorschläge abgelehnt. Die Verantwortlichen<br />
haben einseitig den Ärzten ein<br />
Statut gemäss dem alten GAV auferlegt<br />
und somit die während der Verhandlungen<br />
erzielten Fortschritte ignoriert. Das<br />
HNE ist der Meinung, dass dieses Statut<br />
die Anwendung des GAV Santé21 für die<br />
Ärzte verunmöglicht. Die AMINE und unser<br />
Anwalt widersprechen diesem Standpunkt<br />
kategorisch und sind überzeugt,<br />
dass Santé21 aufgrund seines Inhaltes,<br />
des kantonalen Spitalgesetzes und weiterer<br />
Gesetzesartikel anwendbar sei. Wir<br />
werden uns dies nicht gefallen lassen! Die<br />
AMINE wird nötigenfalls den Rechtsweg<br />
beschreiten. Das Jahr 2015 hat also mit<br />
einem GAV-Krieg geendet.<br />
Was aber sagen uns die Sterne für <strong>2016</strong><br />
voraus? Die Mitgliederversammlung naht.<br />
Bei dieser Gelegenheit werden wir die Strategie<br />
für die weiteren GAV-Verhandlungen<br />
mit dem HNE definieren. Im Vorstand<br />
sind einige Abgänge vorgesehen, aber verschiedene<br />
neue Mitglieder haben bereits<br />
ihr Interesse angemeldet. Eine wesentliche<br />
Aufgabe des neuen Teams wird sein,<br />
die Kraft, den Mut und die Hoffnung bei<br />
den vielen «stillen» Kollegen zu wecken,<br />
damit sich diese unserem Kampf für ein<br />
besseres Spital und für gesetzeskonforme<br />
Arbeitsbedingungen anschliessen. ■<br />
Möge die Kraft mit Euch sein!<br />
Olivier Clerc,<br />
Präsident der AMINE<br />
SEKTION TESSIN ASMACT<br />
Jahresbericht<br />
2015<br />
Für die Sektion Tessin war das Jahr 2015<br />
geprägt von vielen Kontakten und zahlreichen<br />
Vorstössen.<br />
Auf lokaler Ebene beteiligte sich die Sektion<br />
an der Lösung verschiedener Probleme in<br />
den vier regionalen Spitälern. Hauptsächlich<br />
waren dies: die Reglementierung der<br />
Überstunden, eine korrekte Dienstplanerstellung,<br />
Mobbing sowie die Organisation<br />
einzelner Abteilungen und die Anerkennung<br />
der Mehrarbeit. Hierfür haben sich<br />
die Mitglieder bei Treffen mit den jeweiligen<br />
leitenden Ärzten sowie der Personalund<br />
Spitalleitung mit positivem Ergebnis<br />
eingesetzt. In vielen Abteilungen wird nun<br />
das Arbeitsgesetz bezüglich Anzahl der<br />
Arbeitsstunden und aufeinanderfolgender<br />
Arbeitstage sowie bezüglich des Nacht- und<br />
Wochenenddienstes eingehalten; die Überstunden<br />
werden automatisch angerechnet<br />
und zurückerstattet. Die Möglichkeit der<br />
Einsicht in den offiziellen Arbeitsstundenplan<br />
(«PEP») für alle Assistenz- und Oberärzte<br />
ist momentan in Arbeit.<br />
Bei der Evaluierung von einzelnen Abteilungen<br />
durch die <strong>VSAO</strong>/FMH hat die AS-<br />
MACT mitgeholfen.<br />
Die grossen Unterschiede bezüglich Weiterbildung,<br />
Arbeitszeit und Gehalt wie<br />
auch die enge Zusammenarbeit der Regionalspitäler<br />
mit den Privatkliniken haben<br />
die Sektion veranlasst, Letztere aufzusuchen,<br />
um eine Angleichung der Kollektivverträge<br />
zu erreichen. Trotz Offenheit<br />
gegenüber diesem Vorschlag hat sich bisher<br />
jedoch noch keine Annäherung zwischen<br />
den beiden Seiten ergeben.<br />
Um die Wünsche und Bedürfnisse der<br />
Tessiner Ärzte besser zu kennen, hat die<br />
Sektion eine Umfrage durchgeführt, die<br />
leider keine grosse Resonanz erfahren hat.<br />
Ergeben hat diese jedenfalls, dass die Sektion<br />
ein Gesprächspartner für Fragen zum<br />
Arbeitsvertrag, zur Weiterbildung, zur<br />
Einhaltung des Arbeitsgesetzes und hinsichtlich<br />
Problemen am Arbeitsplatz darstellt.<br />
Die Antwortenden wünschen sich<br />
jedoch eine grössere Unterstützung und<br />
Mediation bei Problemen vor Ort, eine<br />
Evaluierung der verschiedenen Abteilungen<br />
und die Kontrolle der Einhaltung des<br />
Arbeitsvertrags.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeiten<br />
betraf ausländische Ärzte, die in der<br />
Schweiz arbeiten möchten. Die Sektion<br />
hat in diesem Bereich viel Informationsarbeit<br />
geleistet. Dank der guten Zusammenarbeit<br />
mit dem <strong>VSAO</strong> konnten wichtige<br />
Dokumente ins Italienische übersetzt<br />
werden.<br />
Schliesslich beschäftigte sich die Sektion<br />
mit der Vereinbarkeit von Familie und<br />
Beruf. So wurde eine Plattform für Vollund<br />
Teilzeitstellen an Tessiner Kliniken<br />
eingerichtet sowie mit den Interessensschwerpunkten<br />
Burn-out, Teilzeitarbeit<br />
und Familienfreundlichkeit am Arbeitsplatz.<br />
In der Öffentlichkeit war die ASMACT bei<br />
verschiedenen Gelegenheiten präsent. Sie<br />
unterstützte die Hausarztmedizin, nahm<br />
zum Thema Patientensicherheit Stellung<br />
und äusserte sich zu den Arbeitsbedingungen<br />
in Tessiner Spitälern.<br />
Momentan ist die Sektion an einer Studie<br />
zum Jobsharing beteiligt, in der Absicht,<br />
auf diese Weise im Tessin vermehrt Arbeitszeitreduktionen<br />
und Teilzeitarbeit zu<br />
ermöglichen.<br />
Weitere Informationen über die Sektion<br />
Tessin und ihre Tätigkeiten kann man der<br />
Website www.asmact.org entnehmen. ■<br />
Iris Hausmann,<br />
Sekretariat Sektion Tessin<br />
Partnervermittlung mit Charme<br />
persönlich∙seriös∙kompetent<br />
Löwenstrasse 25, 8001 Zürich<br />
044 534 19 50 oder 079 774 00 84<br />
Ich freue mich auf Ihren Anruf.<br />
Kathrin Grüneis<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
15
<strong>VSAO</strong><br />
SEKTION WALLIS<br />
20 Jahre<br />
ASMAVal<br />
«Das Walliser Gesundheitswesen kennzeichnet<br />
sich dadurch aus, dass die<br />
Assistenzärzte noch nie angesehene<br />
Ansprechpartner waren. Aus diesem<br />
Grunde wurde dieses Jahr die Walliser<br />
Sektion des <strong>VSAO</strong> gegründet. Diese will<br />
nicht nur bei den Arbeitsbedingungen,<br />
sondern auch bezüglich der Zukunft<br />
des Walliser Gesundheitssystems ein<br />
gewichtiges Wort mitreden. In erster<br />
Linie will die Sektion jedem Einzelnen<br />
die Arbeitsbedingungen der Assistenzärzte<br />
näherbringen und diese anschliessend<br />
verbessern. Qualität der<br />
Arbeit und der Weiterbildung sind die<br />
zwei Steckenpferde der ASMAVal, die als<br />
privilegierter Ansprechpartner in der<br />
kleinen Welt des Walliser Gesundheitswesens<br />
wirken will.»<br />
Mit diesen Worten hat sich die Sektion<br />
1995 im <strong>VSAO</strong>-Bulletin vorgestellt. 2015<br />
haben wir also das 20-jährige Bestehen<br />
der ASMAVal feiern können. In dieser Zeit<br />
hat sich vieles geändert. Es war alles andere<br />
als einfach, die Geschichte unserer<br />
Sektion zu rekonstruieren. Aber dank dem<br />
Erinnerungsvermögen unserer Vorgänger<br />
und einiger Dokumente, die wir auffinden<br />
konnten, haben wir es geschafft.<br />
Ein Blick in die Vergangenheit<br />
1995 gab es im Wallis kein Kantonsspital,<br />
sondern sieben Regionalspitäler, die in der<br />
Vereinigung der Krankenanstalten des<br />
Kantons Wallis (GEHVAL) zusammengeschlossen<br />
waren (das spätere Gesundheitsnetz<br />
Wallis GNW). Die GEHVAL war<br />
der rechtliche Arbeitgeber der Assistenzärzte.<br />
Ein Arbeitsreglement wurde angewendet,<br />
es war jedoch archaisch und<br />
stammte aus den 80er Jahren. Im Wallis,<br />
wie übrigens im Rest der Schweiz, waren<br />
die Assistenzärzte noch nicht dem Arbeitsgesetz<br />
unterstellt. Das Reglement beschränkte<br />
weder die wöchentliche, noch<br />
die tägliche Arbeitszeit. Die Assistenzärzte<br />
arbeiteten im Schnitt 75 Stunden, aufgrund<br />
«betrieblicher Bedürfnisse» manchmal<br />
sogar bis zu 96 Stunden pro Woche.<br />
Es gab allgemein noch keine Weiterbildungsprogramme<br />
und Lernziele oder<br />
Pflichtenhefte für die Ärzte (das SIWF<br />
wurde erst 2008 gegründet). Die Ärzte<br />
waren entschlossen zu handeln, um die<br />
Qualität der Arbeit, der Weiterbildung und<br />
des Privatlebens zu verbessern.<br />
Der Gründungsvorstand bestand aus neun<br />
Mitgliedern. Erster Präsident war Marc-<br />
Alain Panchard, derzeit Chefarzt Kinderund<br />
Jugendmedizin am Hôpital Riviera<br />
Chablais (HRC). «Wir waren rund<br />
zwanzig Personen, die an der Gründungsversammlung<br />
vom 19. April<br />
1995 teilnahmen. Nur wenige Assistenzärzte<br />
waren anwesend. Wir wollten<br />
die Qualität der Weiterbildung<br />
verbessern. Wir haben damals beispielsweise<br />
verlangt, dass eine minimale<br />
wöchentliche Weiterbildungszeit gewährt<br />
wird oder dass wir Zugang zu<br />
Nachschlagewerken oder Medline bekommen.<br />
Es war aber auch wichtig, die<br />
Arbeitsbedingungen zu verbessern.<br />
Abgesehen von der Arbeitszeitproblematik<br />
wollten wir ein Pflichtenheft und<br />
einen attraktiven Gesamtarbeitsvertrag»,<br />
erinnert sich M.-A. Panchard. 1995<br />
zählte die Sektion lediglich 30 Mitglieder.<br />
Die Sektion ist im Laufe der Zeit stetig gewachsen<br />
und erreichte 2015 den Stand von<br />
450 Mitgliedern. Da die Sektion früher wie<br />
auch heute damit leben muss, dass viele<br />
Ärzte nur vorübergehend im Wallis arbeiten,<br />
hängt der Verband stark von der Motivation<br />
und dem Einsatz einer kleinen<br />
Gruppe von Ärzten ab.<br />
Thierry Fumeaux, Mitbegründer und<br />
heute Chefarzt Innere Medizin und Intensivmedizin<br />
in Nyon, übernahm zwei Jahre<br />
später das Präsidium der ASMAVal.<br />
«Wir haben damals bei 120 Assistenzund<br />
Oberärzten eine Umfrage mit hoher<br />
Rücklaufquote durchgeführt. So<br />
konnten wir feststellen, dass die durchschnittliche<br />
wöchentliche Arbeitszeit bei<br />
78 Stunden lag! Die GEHVAL schenkte<br />
diesen Zahlen keinen Glauben und<br />
führte eine eigene Umfrage durch. Wie<br />
zu erwarten, waren die Ergebnisse<br />
ähnlich. 1998 wurde im Auftrag des<br />
<strong>VSAO</strong> die parlamentarische Initiative<br />
Suter eingereicht. Diese wollte die Assistenzärzte<br />
dem ArG unterstellen und<br />
somit die wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />
auf 50 Stunden beschränken. Unsererseits<br />
haben wir eine stufenweise Senkung<br />
der wöchentlichen Arbeitszeit<br />
verlangt. 2003 waren wir bei 55 Stunden,<br />
2005 bei 50 Stunden.» Gleichzeitig<br />
haben der Bleistiftstreik von 1998 im Kanton<br />
Zürich und derjenige von 2003 im<br />
Kanton Waadt, aufgrund der Einführung<br />
des Zulassungsstopps, zu einem Wandel<br />
geführt und das Wallis dazu bewegt, die<br />
Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im<br />
Lauf der Jahre wurden mit der GEHVAL<br />
und dann mit dem GNW Gesamtarbeitsverträge<br />
und Weiterbildungsvereinbarungen<br />
für die Assistenz- und Oberärzte ausgehandelt.<br />
Diese haben jedes Mal Verbesserungen<br />
gebracht (bspw. Einführung<br />
einer Entschädigung für Nachtarbeit und<br />
Pikettdienst, 6. Ferienwoche für über<br />
40-Jährige, Lohnerhöhungen usw.). Am<br />
1. Januar 2005 wurden die Assistenzärzte<br />
dem Arbeitsgesetz unterstellt, was zahlreiche<br />
Fragen geklärt hat. Aber seit der Einführung<br />
bleibt die Umsetzung des Gesetzes<br />
und auch des Gesamtarbeitsvertrages<br />
problematisch. Zudem nimmt die administrative<br />
Arbeit für die Ärzte stetig zu, was<br />
die Attraktivität des Berufes schmälert. Mit<br />
der Reduktion der Arbeitszeit und der<br />
Möglichkeit der Teilzeitarbeit in bestimmten<br />
Abteilungen hat sich das Gleichgewicht<br />
zwischen Arbeit und Privatleben<br />
stark verbessert. Diese Verbesserung geht<br />
indes zu Lasten der zur Erlangung eines<br />
Facharzttitels notwendigen Zeit, insbesondere<br />
in den chirurgischen Fächern. Die<br />
Sektion ist bemüht, die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen<br />
in den verschiedenen<br />
Abteilungen zu überwachen, die<br />
Ärzte zu beraten, die Probleme via die<br />
paritätischen Kommissionen an die Direktion<br />
zu melden und Lösungen zu finden.<br />
Der Vorstand besteht hauptsächlich aus<br />
Internisten, Psychiatern, Pädiatern oder<br />
Chirurgen aus dem Zentralwallis. Er wird<br />
jedes Jahr anlässlich der Generalversammlung<br />
erneuert. Dabei bleibt jeweils<br />
ein harter Kern länger im Amt, um die<br />
Kontinuität über die Jahre sicherzustellen<br />
und die Arbeit des Vorstandes zu erleichtern.<br />
Früher fanden die Vorstandssitzungen<br />
jeweils bei einem Mitglied statt, begleitet<br />
von einer kleinen Mahlzeit. Heute<br />
hat lediglich der Sitzungsort geändert.<br />
Alle ein bis zwei Monate versammeln wir<br />
uns normalerweise nach der Arbeit im<br />
Spital Sitten. Dabei lassen wir aber das<br />
Apéro Riche nie aus. Wir diskutieren Fragen<br />
betreffend Arbeitsbedingungen in<br />
unserem Kanton sowie Themen, die vom<br />
<strong>VSAO</strong> oder von der FMH, mit welchen wir<br />
uns jeweils halbjährlich treffen, behandelt<br />
werden.<br />
16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
Wenn es darum geht, sich für den Verband<br />
einzusetzen, bekunden Ärzte eine gewisse<br />
Mühe. Aufgrund fehlender Zeit, aber auch<br />
wegen der Angst, die eigene Weiterbildung<br />
zu gefährden oder weil die Bedingungen<br />
in ihren Herkunftsländern noch schlechter<br />
sind als bei uns. Ärzte, die nur ein oder<br />
zwei Jahre im Wallis arbeiten, sind auch<br />
weniger bereit, sich zu engagieren. Aber<br />
diejenigen, die über den eigenen Schatten<br />
springen, treffen im Vorstand auf ein<br />
warmherziges und freundschaftliches<br />
Ambiente und freuen sich über den Einsatz<br />
für die Verbesserung unserer Bedingungen<br />
und derjenigen unserer Nachfolger.<br />
2013 haben uns die Verhandlungen<br />
zum neuen Gesamtarbeitsvertrag im HRC<br />
(die gemeinsam mit der <strong>VSAO</strong> Sektion<br />
Waadt geführt wurden) näher an das Unterwallis<br />
gebracht, aber auch an das Oberwallis,<br />
das jetzt mit einem Vertreter im<br />
Vorstand repräsentiert ist. Unser Ziel ist,<br />
die verschiedenen Besonderheiten und<br />
Regionen des Kantons zu verstehen und<br />
zu vertreten. Dies ist aber nicht immer<br />
eine einfache Aufgabe. Und jedes Jahr<br />
bringt neue Herausforderungen.<br />
Dank Jean-Daniel Rouvé, heute Anästhesist<br />
im CHUV, wurde 2004 unsere Website<br />
www.asmaval.ch ins Leben gerufen. Dort<br />
finden die Mitglieder Informationen zur<br />
Arbeit der ASMAVal, zu den Arbeitsbedingungen<br />
im Wallis sowie nützliche Links.<br />
Anfang 2014 wurden das Logo und die<br />
Website vollständig überarbeitet. Die Statuten<br />
der Sektion aus dem Jahre 1995<br />
wurden 2011 revidiert und mit den Statuten<br />
des Zentralverbands in Einklang gebracht.<br />
Bei der Rechtsberatung hat uns Fürsprecherin<br />
Antoinette Haldy über lange Jahre,<br />
bis zu ihrem unerwarteten Tod 2013, begleitet.<br />
Seither wird die Rechtsberatung<br />
von Fürsprecherin Valentine Gétaz Kunz<br />
sichergestellt. Sie hat ihr Mandat bei der<br />
ASMAVal während der Verhandlungen mit<br />
dem HRC aufgenommen. Seit 2015 führt<br />
sie auch die Geschäftsstelle und berät und<br />
vertritt die Mitglieder in allen arbeitsrechtlichen<br />
Belangen.<br />
Seit über 20 Jahren kämpft also die ASMA-<br />
Val für die Verbesserung der Arbeits- und<br />
Weiterbildungsbedingungen seiner Mitglieder<br />
und der im Wallis tätigen Ärzte. Wir<br />
dürfen sagen, dass wir zu einem wichtigen<br />
Akteur und Gesprächspartner der Walliser<br />
Spitäler geworden sind. Wir setzen unsere<br />
Arbeit in diesem Sinne fort. Dafür brauchen<br />
wir aber stets neue und motivierte<br />
Ärzte, die bereit sind, sich sowohl im Vorstand<br />
als auch in den verschiedenen Spitälern<br />
und Abteilungen einzusetzen. Werden<br />
also auch Sie Mitglied!<br />
Wir nutzen die Gelegenheit, um Sie über<br />
unsere nächste Mitgliederversammlung<br />
zu informieren, die am 25. <strong>Februar</strong><br />
<strong>2016</strong> um 20 Uhr in der Aula des<br />
Spitals Sitten stattfinden wird. Zum<br />
Schluss möchten wir uns bei allen Personen,<br />
die im Vorstand mitgearbeitet haben,<br />
bei allen Mitgliedern der ASMAVal und bei<br />
allen anderen Personen, die mit uns zusammengearbeitet<br />
haben, bedanken. Wir<br />
hoffen, dass Sie frohe Festtage verbracht<br />
haben und wünschen Ihnen weiterhin<br />
alles Gute im Jahr <strong>2016</strong>. ■<br />
Der Vorstand der ASMAVal<br />
SEKTION ZENTRALSCHWEIZ<br />
Verbesserungen<br />
bei den Arbeitsbedingungen<br />
Ein arbeits- und ereignisreiches<br />
Jahr liegt<br />
hinter uns. Das Luzerner<br />
Kantonsspital<br />
(LUKS) hat per 1.1.<strong>2016</strong><br />
ein neues, arbeitsgesetzkonformes<br />
Personalreglement<br />
eingeführt.<br />
Als einziger Personalverband<br />
waren wir<br />
bei den Verhandlungen<br />
direkt involviert. Eine<br />
Delegation hat an der<br />
Ausarbeitung der Anstellungsbedingungen<br />
der Oberärztinnen und<br />
-ärzte mitgearbeitet.<br />
Bezüglich der Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte<br />
konnten wir wie alle anderen Verbände<br />
auch nur an der Vernehmlassung teilnehmen.<br />
Für die Oberärzte erreichten wir einige<br />
bedeutende Verbesserungen:<br />
• Die Arbeitszeit wird ArG-konform von<br />
bisher unbeschränkt neu auf ein Maximum<br />
von 50 Stunden pro Woche reduziert.<br />
• Die Lohnsumme bleibt trotz Arbeitszeitreduktion<br />
gleich und es gibt eine individuelle<br />
Besitzstandgarantie für zwei<br />
Jahre.<br />
• Die bisherige Pauschale, die Überzeit,<br />
Inkonvenienzen und Pikettzulagen<br />
abgegolten hat, wird in Form einer<br />
«Marktzulage», einer «Funktionszulage»<br />
und von Zulagen für Nacht-, Wochenend-<br />
und Pikettdienste weitergeführt.<br />
• Auch die Mindestansprüche für Fortbildungstage,<br />
Ferien und Überzeitkompensation<br />
sind jetzt LUKS-weit geregelt.<br />
In einem intensiven Prozess haben wir die<br />
Verhandlungen begleitet. Ein grosser Anteil<br />
an diesem guten Verhandlungsresultat hatte<br />
der Druck, der durch die Solidarität und<br />
das Engagement vieler Oberärzte quer<br />
durch die Spitäler entstanden war. Ein weiterer,<br />
sehr wichtiger Anteil hatte unsere<br />
Verhandlungsdelegation. So gilt mein Dank<br />
allen Beteiligten; gemeinsam sind wir stark!<br />
Bisher waren die Assistenzärzte die einzige<br />
Berufsgruppe, die im LUKS dem ArG unterstellt<br />
war. Im Gegenzug waren sie aber<br />
auch die Einzigen, die keine Inkonvenienzentschädigungen<br />
erhielten. Mit Umsetzung<br />
des Arbeitsgesetzes für alle Angestellten<br />
soll diese Ungerechtigkeit zwar<br />
behoben werden, aber keine Mehrkosten<br />
verursachen. Darum sollen die Erfahrungsanstiege<br />
um den gleichen Betrag,<br />
d.h. um drei Prozent, reduziert werden.<br />
Gleichzeitig wird die Sollarbeitszeit von 48<br />
auf 50 Stunden erhöht. Unser mehrfacher<br />
Protest in der Vernehmlassung wurde<br />
nicht berücksichtigt. So haben sich die<br />
Assistenzärzte aller Kliniken getroffen;<br />
gemeinsam werden wir gegen die Verschlechterungen<br />
kämpfen. Beim Verfassen<br />
dieses Textes waren mir noch keine weiteren<br />
Fakten bekannt. Aber wir bleiben dran.<br />
Erfreuliches gibt es dafür von der Luzerner<br />
Psychiatrie (LUPS) zu erzählen. Auch<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
17
<strong>VSAO</strong><br />
dort wird das ArG eingeführt. Ohne Veränderungen<br />
der Grundlöhne werden zusätzlich<br />
die Inkonvenienzentschädigungen<br />
eingeführt respektive verbessert.<br />
Oberärzte haben eine Sollarbeitszeit von<br />
48 Stunden pro Woche. Auch hier wurden<br />
wir – erstmals – in die Vernehmlassung<br />
einbezogen.<br />
Ebenfalls erfreulich ist die Entwicklung im<br />
Kanton Zug. Dort unterstehen die Assistenzärzte<br />
zwar dem Arbeitsgesetz, jedoch nicht<br />
dem GAV, der sonst im Spital gilt. Wir konnten<br />
nun aber erreichen, dass die Inkonvenienzentschädigungen<br />
und Ferienreglemente<br />
verbessert und die Einstiegslöhne<br />
marktgerecht angehoben wurden.<br />
<strong>2016</strong> wird wohl ähnlich intensiv werden<br />
wie das letzte Jahr. Ich bin gespannt auf<br />
die weitere Entwicklung hinsichtlich der<br />
Anstellungsbedingungen der Assistenzärzte<br />
im LUKS. Aufgrund der teils massiven<br />
Sparübungen in den Zentralschweizer<br />
Kantonen werden wir weiterhin wachsam<br />
sein müssen, um keine Rückschritte bei<br />
den Arbeitsbedingungen hinnehmen zu<br />
müssen.<br />
Die interkantonale Vereinbarung bezüglich<br />
der Weiterbildungsentschädigungen<br />
der Kantone an die Weiterbildungskliniken<br />
steht in den nächsten Monaten zur<br />
Ratifizierung an. Es ist bekannt, dass vor<br />
allem Innerschweizer Kantone hier eher<br />
kritisch sind.<br />
Nach Abschluss der Verhandlungen zu den<br />
Arbeitsbedingungen wollen wir das Augenmerk<br />
wieder vermehrt auf die Weiterbildungsqualität<br />
richten. Es kann nicht<br />
sein, dass es immer noch Kliniken gibt, in<br />
denen die Umfragebogen zur Weiterbildung<br />
sang- und klanglos in einer Schublade<br />
verschwinden. Es darf auch nicht<br />
sein, dass im Rahmen der Sparbemühungen<br />
die Gelder für das «Hausärztecurriculum»<br />
halbiert werden. Wir werden weiter<br />
zusammenstehen müssen. Packen wir es<br />
gemeinsam an!<br />
■<br />
Regula Wiesmann,<br />
Präsidentin Sektion Zentralschweiz<br />
Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />
auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />
18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
<strong>VSAO</strong><br />
§<br />
Rechtsberatung<br />
Dr. iur. Rudolf M. Reck,<br />
Jurist der Sektion Zürich/Schaffhausen<br />
Ab wann gilt ein Arbeitsvertrag?<br />
Mir wurde vom<br />
Chefarzt einer Klinik eine<br />
Stelle in Aussicht gestellt.<br />
Ich habe ihm mündlich zugesagt.<br />
Nun hat sich die<br />
Gelegenheit ergeben, für<br />
ein Jahr ins Ausland zu gehen.<br />
Ist die mündliche Zusage<br />
bindend? Was geschieht,<br />
wenn ich die Stelle<br />
nicht antrete?<br />
Die mündliche oder schriftliche Stellenzusage<br />
des Chefarztes oder des Leitenden<br />
Arztes nach dem Vorstellungsgespräch<br />
begründet keinen Arbeitsvertrag mit dem<br />
Spital. Das rechtlich bindende Zustandekommen<br />
einer Anstellung setzt voraus,<br />
dass die wesentlichen Bedingungen in der<br />
vorgesehenen Form und von der zuständigen<br />
Stelle formuliert und vom künftigen<br />
Mitarbeitenden akzeptiert worden sind.<br />
Theoretisch könnten privatrechtliche Arbeitsverträge<br />
zwar auch mündlich vereinbart<br />
werden, doch sind Chefärzte und<br />
Leitende Ärzte ohnehin nie befugt, das<br />
Spital auf eine Anstellung zu verpflichten.<br />
Zuständig sind in aller Regel die früher als<br />
Personalabteilungen, heute schön englisch<br />
mit «Human Resources Management»<br />
bezeichneten, also wohl dem Abbau<br />
des Rohstoffs Mensch dienenden<br />
Stellen. An den Spitälern gilt für Anstellungen<br />
die Schriftform. Wird die Anstellung<br />
nicht mit einem privat- oder öffentlich-rechtlichen<br />
Vertrag, sondern mit<br />
Anstellungsverfügung begründet, wie<br />
etwa bei den Zürcher Stadtspitälern und<br />
bei den Spitälern des Kantons Zürich, ist<br />
die mündliche Anstellung ohnehin ausgeschlossen.<br />
Vor der beidseitigen Unterzeichnung des<br />
Arbeitsvertrags oder der akzeptierten Anstellungsverfügung<br />
sind weder die Ärztin<br />
oder der Arzt noch das Spital 1 rechtlich<br />
gebunden. Bis dahin ist es durchaus erlaubt,<br />
eine mündlich zugesagte Stelle<br />
auszuschlagen. Ist inzwischen etwa die<br />
Traumstelle frei geworden oder scheint der<br />
kurz vor Stellenantritt angebotene Lohn<br />
zu tief, oder liegen andere berufliche oder<br />
private Beweggründe vor, darf die Stelle<br />
bis zur rechtsgültigen Begründung der<br />
Anstellung abgesagt werden. Hin und wieder<br />
beklagen sich Chefärzte über solche<br />
Stellenabsagen – meist zu Unrecht. Die<br />
Unsitte vieler Spitäler, Arbeitsverträge oder<br />
Anstellungsverfügungen erst kurz vor<br />
Stellenantritt zu verfassen, lassen den Bewerbern<br />
die Freiheit, sich noch lange und<br />
ganz legal umzubesinnen.<br />
Ist allerdings das Arbeitsverhältnis einmal<br />
gültig zustande gekommen, müssen sich<br />
beide Seiten auch daran halten – «pacta<br />
servanda sunt» 2 . Privatrechtlich angestellte<br />
Mitarbeitende, die trotz gültig abgeschlossenem<br />
Arbeitsvertrag die Stelle nicht<br />
antreten oder diese ungerechtfertigt verlassen,<br />
können schadenersatzpflichtig<br />
werden 3 . Im Zusammenhang mit öffentlich-rechtlichen<br />
Anstellungen gibt es allerdings,<br />
soweit ersichtlich, nirgends eine<br />
Rechtsgrundlage, mit der eine Schadenersatzpflicht<br />
wegen Nichtantretens oder<br />
Verlassens einer Arbeitsstelle geltend gemacht<br />
werden könnte.<br />
Hält der Arbeitgeber den von ihm geschlossenen<br />
Arbeitsvertrag nicht aufrecht,<br />
so dass die Stelle nicht angetreten werden<br />
kann, wird er grundsätzlich voll schadenersatzpflichtig.<br />
Die Rechtsgrundlagen eines Anstellungsverhältnisses<br />
können je nach Kanton oder<br />
Gemeinde 4 , Spitalträgerschaft und Funktion<br />
sehr unterschiedlich sein. Selbst das<br />
Arbeitsgesetz als schweizerisch einheitliches<br />
Regelwerk gilt nur für die Assistenzärztinnen<br />
und -ärzte. Auf die Oberärztinnen<br />
und -ärzte und die Leitenden Ärztinnen<br />
und Ärzte sind die Arbeits- und Ruhezeitbestimmungen<br />
des Arbeitsgesetzes<br />
noch immer nicht lückenlos anwendbar.<br />
Meist sind gleichzeitig mehrere Rechtsgrundlagen<br />
beteiligt – nebst dem Arbeitsgesetz<br />
können dies kantonales oder kommunales<br />
Personalrecht, Gesamtarbeitsverträge,<br />
die Bestimmungen des Obligationenrechts,<br />
Personalreglemente und<br />
letztlich die einzelnen Arbeitsverträge<br />
oder Anstellungsverfügungen sein. Nebst<br />
einfacheren und häufig anzutreffenden<br />
Problemen gibt es daher in der <strong>VSAO</strong>-<br />
Rechtsberatung immer wieder juristisch<br />
anspruchsvolle Fragestellungen. ■<br />
1 Von in der Praxis fast nie vorkommenden<br />
Fällen einer «culpa in contrahendo», also<br />
eines gravierend schuldhaften Verhaltens<br />
während der Vertragsverhandlungen einmal<br />
abgesehen.<br />
2 Verträge sind einzuhalten.<br />
3 Der mögliche Schadenersatz liegt in der Höhe<br />
eines ¼-Monatslohns nebst allenfalls Ersatz<br />
weiteren Schadens, doch kann der Richter<br />
den Schadenersatz reduzieren, wenn kein<br />
oder geringerer Schaden entstanden ist (Art.<br />
337 lit. d OR) – im ärztlichen Bereich ist ein<br />
Schaden in der Regel nicht nachweisbar, weshalb<br />
die Schadenersatzpflicht keine praktische<br />
Rolle spielt. Immerhin verweist Art. 6<br />
Absatz 3 GAV für das Personal bernischer<br />
Spitäler, Fassung 2011, auf Art. 337 lit. d OR.<br />
4 Die Stadt Zürich beispielsweise hat ein eigenes<br />
Personalrecht, welches auf die Arbeitsverhältnisse<br />
an den Stadtspitälern Triemli und Waid<br />
anwendbar ist.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
19
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Was sucht die Nase im Knie?<br />
Denkt man an die Behandlung von Knorpelschäden im Kniegelenk, denkt man wohl<br />
nicht in erster Linie an die Nase. Aber dort, genauer in den Knorpeln der Nasenscheidewand,<br />
liegt ein vielversprechender Therapieansatz. Ein multidisziplinäres Forscherteam<br />
des Universitätsspitals Basel regeneriert geschädigte Kniegelenke mittels gezüchteter<br />
Nasenknorpel – mit vielversprechenden Resultaten.<br />
Marcus Mumme, Oberarzt Kinderorthopädie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB)<br />
Ivan Martin, Leiter Tissue Engineering Research Group, Department Biomedizin, Universität Basel<br />
Marcel Jakob, Chefarzt Klinik für Traumatologie, Universitätsspital Basel<br />
Abbildung 1: Aus Nasenknorpelzellen gezüchtetes<br />
Knorpelgewebe<br />
Gelenkknorpelschäden sind ein weitverbreitetes<br />
Problem in der Bevölkerung.<br />
Patienten, die unter Knorpelverletzungen<br />
im Kniegelenk leiden, suchen den Arzt<br />
zumeist mit Beschwerden wie Knieschmerzen,<br />
Schwellungen und eingeschränkter<br />
Beweglichkeit auf. Häufig<br />
müssen die Freizeitaktivitäten angepasst<br />
bzw. reduziert werden. Und die Lebensqualität<br />
für Betroffene sinkt teilweise erheblich.<br />
Ein bisher ungelöstes Problem ist, dass<br />
Gelenkknorpelschäden in aller Regel<br />
nicht von selbst heilen und unbehandelte<br />
Defekte später zu Arthrose führen können.<br />
Obwohl solche Knorpelschäden vorwiegend<br />
bei älteren Patienten auftreten, bei<br />
denen ein künstliches Gelenk oft die letzte<br />
Behandlungsmöglichkeit ist, gibt es<br />
auch viele junge Patienten mit unfallbedingten<br />
Knorpelverletzungen. Für junge<br />
Patienten steht eine bestmögliche Reparatur<br />
des Knorpels im Vordergrund, um<br />
die spätere Entwicklung einer Arthrose<br />
und die dann in der Regel notwendige<br />
Versorgung mit einer Gelenkprothese so<br />
weit wie möglich hinauszuzögern. Die<br />
Regeneration des Gelenkknorpels vor der<br />
Notwendigkeit eines Kunstgelenks rückt<br />
daher zunehmend in den Fokus von Ärzten<br />
und Wissenschaftlern.<br />
Abbildung 2: Implantation des gezüchteten Nasenknorpelgewebes in einen Knorpeldefekt<br />
im Kuhmodell<br />
Ermutigende Resultate<br />
Am Unispital Basel forschen seit über zehn<br />
Jahren Ärzte der Klinik für Traumatologie<br />
zusammen mit Wissenschaftlern aus den<br />
Bereichen Biologie und Molekularbiologie<br />
sowie Ingenieure an der Entwicklung<br />
neuer Strategien zur Therapie von Gelenkknorpelschäden.<br />
Nach Jahren der<br />
Vorarbeit wagen sie nun mit einer innovativen<br />
Therapie den Schritt ans Patientenbett.<br />
In einem 2012 gestarteten und von<br />
der Deutschen Arthrosehilfe geförderten<br />
Pilotprojekt werden Knorpelschäden im<br />
Kniegelenk mit gezüchtetem Nasenknorpelgewebe<br />
behandelt. Den Patienten wird<br />
hierbei eine kleine Knorpelprobe aus der<br />
Nasenscheidewand entnommen. Aus dieser<br />
Probe werden die Knorpelzellen herausgelöst<br />
und im Labor vermehrt. Anschliessend<br />
werden die Zellen auf ein<br />
3-D-Gerüst übertragen und dazu angeregt,<br />
ein neues Knorpelgewebe zu bilden.<br />
Was sich anfänglich verrückt anhören<br />
mag, zeigt sich jedoch bei genauerer Betrachtung<br />
gut durchdacht. Der Mensch<br />
verfügt an verschiedenen Stellen über<br />
Knorpelgewebe, so z.B. in den Gelenken,<br />
aber auch in den Rippen, der Luftröhre,<br />
der Ohrmuschel und eben der Nasenscheidewand.<br />
Bei dieser Auswahl liegt es nahe,<br />
mit geringem Aufwand Knorpelzellen von<br />
möglichst hoher Qualität für therapeutische<br />
Zwecke zu gewinnen. Die Knorpelzellen<br />
aus der Nasenscheidewand zeigen<br />
in Laborversuchen eine deutliche Überlegenheit<br />
gegenüber Gelenkknorpelzellen<br />
im Hinblick auf die Produktion knorpelspezifischer<br />
Bestandteile, und sie können<br />
relativ leicht mittels einer lokalen Betäubung<br />
gewonnen werden – vergleichbar<br />
mit einer Behandlung beim Zahnarzt.<br />
Die Wissenschaftler in Basel konnten in<br />
einer klinischen Studie bereits zeigen,<br />
dass mit diesem gezüchteten Knorpelgewebe<br />
eine Rekonstruktion des Nasenflügels<br />
in Defektsituationen nach Tumorentfernung<br />
möglich ist (Fulco et al. Lancet<br />
2014). Es zeigte sich in weiteren Experimenten,<br />
wie sich die Nasenknorpelzellen<br />
auch einer neuen Umgebung im Kniegelenk<br />
anpassen und Eigenschaften von<br />
Gelenkknorpelzellen annehmen und deren<br />
Funktionen übernehmen können<br />
(Pelttari et al. Science Transl Med 2012).<br />
Das Hauptaugenmerk des im Jahr 2012<br />
gestarteten Pilotprojekts liegt derzeit noch<br />
auf der Untersuchung der Machbarkeit<br />
und Sicherheit der Prozedur. Erste Ergebnisse<br />
sind jedoch sehr aussichtsreich und<br />
zeigen eine gute Einheilung des gezüchteten<br />
Knorpelgewebes. Aktuell wird die<br />
Fortsetzung des Projekts im Rahmen einer<br />
randomisierten multizentrischen<br />
Phase-2-Studie vorbereitet, welche durch<br />
20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Abbildung 3: Prinzip der Zellzüchtung zur Zell - und Gewebetherapie basierend auf<br />
Nasenknorpelzellen<br />
die Europäische Union im Rahmen des<br />
Horizon-2020-Programms unterstützt<br />
wird. Hierbei soll die Bedeutung der Gewebereifung<br />
für das klinische und radiologische<br />
Ergebnis untersucht werden.<br />
Effektiv wird hierbei die Verwendung von<br />
Nasenknorpelzellen im Rahmen einer<br />
Zelltherapie mit einer Gewebetherapie<br />
verglichen. Wir erhoffen uns hiervon, die<br />
Vorgänge während der Knorpelreparatur<br />
noch besser zu verstehen und die Therapie<br />
noch weiter verbessern zu können. ■<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
21
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Vom «Neuaufbau» Dresdens<br />
nach 1945<br />
Dresden nach 1945 nimmt eine besondere Stellung unter den kriegszerstörten deutschen Städten<br />
ein: gräulich zerstört und gründlich beräumt. Vielfach wurde getrieben von drückender Not und<br />
dem Übergang in andere politische Verhältnisse gehandelt. Daraus ergab sich ein weit über die<br />
eigentlichen Kriegszerstörungen hinausgehender Totalverlust, zumindest in den zerstörten Gebieten.<br />
Dr.-Ing. habil. Matthias Lerm, Dresden<br />
Die Bombardements ereigneten sich wenige<br />
Monate vor Ende des von Deutschland<br />
ausgegangenen Krieges mit zunehmender<br />
Massivität. Der Doppelangriff vom<br />
13./14. <strong>Februar</strong> 1945 vernichtete die inneren<br />
Stadtteile. Etwa 25 000 Todesopfer<br />
waren zu beklagen. Militärische und zivile<br />
Einsatzkräfte begannen, die Toten zu<br />
bergen, zu verbrennen und in Massengräbern<br />
beizusetzen. Augenzeugen berichten,<br />
dass der Weg von einem «Ufer des Lebens<br />
zum anderen», wie Erich Kästner schrieb,<br />
durch die noch monatelang nach Verwesung<br />
stinkenden, von Staubstürmen<br />
durchrasten Trümmerberge praktisch<br />
unmöglich geworden war. Die Zeit für<br />
einen Wiederaufbau wurde vom damaligen<br />
Stadtbaurat Herbert Conert auf mindestens<br />
75 Jahre eingeschätzt.<br />
Die wichtigsten Verkehrswege der Innenstadt<br />
wurden bereits im März 1945 beginnend<br />
durch Sprengungen der Fassaden<br />
und durch Beräumung notdürftig benutzbar<br />
gemacht, die übrigen Teile zu Sperrgebieten<br />
erklärt. Parallel etablierten sich<br />
die Besatzungsmacht und die demokratischen<br />
Selbstverwaltungsorgane der Stadt<br />
und des Landes. Die Kunstschätze waren,<br />
wenn nicht zerstört, ausgelagert und<br />
• Trümmermenge Dresden: 15–20 Mio. m³, von denen<br />
etwa 5 Mio. m³ als Schutt zu beseitigen waren. Damit<br />
hätte man 100 ha Land 4 bis 5 m hoch aufschütten<br />
können.<br />
• 32–40 m³ Trümmer pro Einwohner, zum Vergleich:<br />
Frankfurt/Main 21 m³, Berlin 16 m³ pro Einwohner<br />
• Die geschlossene Schadensfläche war grösser als das<br />
bebaute Stadtgebiet Dresdens von 1890.<br />
• Von 228 000 Wohnungen waren 75 000 zerstört, 11 000<br />
davon waren schwer, 7000 mittelschwer beschädigt.<br />
• Über 250 000 Menschen verloren ihre Wohnung, was<br />
der damaligen Einwohnerzahl Magdeburgs entsprach.<br />
Kriegsbeute geworden – ein Wiederaufstieg<br />
Dresdens als europäische Kunstmetropole<br />
schien für die noch lebenden Generationen<br />
ausgeschlossen oder in unerlebbare<br />
Ferne gerückt.<br />
Das erschien umso schmerzlicher, weil<br />
Dresden schon immer eine besondere Rolle<br />
innehatte. Wichtige Punkte dazu sind<br />
der durch Erfolg, Nähe und zugleich Unterschiedlichkeit<br />
gespeiste Gegensatz zwischen<br />
Preussen und Sachsen, die schiere<br />
Grösse – Dresden befand sich unter den<br />
sieben grössten deutschen Städten vor<br />
dem Zweiten Weltkrieg –‚ Führerstadt im<br />
Dritten Reich, Aufbaustadt in der DDR,<br />
schliesslich Ort des Ausrufens der «blühenden<br />
Landschaften» durch Helmut<br />
Kohl 1989 und damit Zuschreibung einer<br />
Schlüsselrolle für das Gelingen der<br />
deutsch-deutschen Vereinigung.<br />
Raum für Visionen<br />
Die ersten Aufrufe der neuen Machthaber<br />
1945 zur Beteiligung an einem Aufbauwerk<br />
kulminierten im Wettbewerb «Das<br />
neue Dresden». Hier traten wesentliche<br />
Strömungen zutage: Vorgeschlagen wurden<br />
ein Wiederaufbau, ein Neuaufbau,<br />
verkehrliche Verbesserungen, ein «sozialistischer»<br />
Städtebau oder vielleicht ein<br />
Reformstädtebau, eine deutliche Auflockerung<br />
des Siedlungskörpers und<br />
schliesslich das Liegenlassen der zerstörten<br />
Stadt als Mahnmal für den Frieden<br />
mit Gründung eines neuen Dresdens auf<br />
einer der nahe gelegenen Hochflächen.<br />
Grossen Raum in den fachlichen Disputen<br />
nahmen alle Formen der Reduktion der<br />
städtischen Bebauung ein. Nach den<br />
dunklen Jahren der faschistischen Diktatur<br />
erschien es jetzt opportun, den durchtrennten<br />
Faden der Moderne wieder zu<br />
knüpfen und Licht, Luft und Sonne sowie<br />
der Separierung der Funktionen breiten<br />
Raum zu geben. Die «offene Bauweise»<br />
sollte dann nach Überwindung des Stalinismus<br />
ohnehin den gesamten Neuaufbau<br />
mit industriellen Bauweisen beherrschen<br />
– woraus sich bei mehreren Aufbaugenerationen<br />
ein neues, luftiges<br />
Dresdner Raumgefühl entwickelte, das bis<br />
heute nachklingt.<br />
Für die Verkehrsplanung hingegen gab es<br />
keine «Stunde nuII». Jedes Freiräumen<br />
erzeugte nutzbaren Raum – für Verkehrswege.<br />
Neue Verkehrslinien konnten völlig<br />
ungestört von Bauten oder durch vom<br />
Grundeigentum gegebene Grenzen entfaltet<br />
werden. Ganz den planerischen Prämissen<br />
der Nachkriegszeit entsprechend<br />
entfalteten sich die wenigen neuen Gebäude<br />
auf «VerkehrsinseIn» – zurückgesetzt<br />
von den historischen Baufluchten.<br />
Ideologische Kahlschläge<br />
Sehr schnell änderte sich die allgemeine<br />
Diskussion über einen «Wiederaufbau» in<br />
eine Diskussion über einen «Neuaufbau».<br />
Trotz des fast durchgängigen personellen<br />
Wechsels in den Verwaltungen standen zu<br />
Beginn der neuen Ära erfahrene Fachleute<br />
zur Verfügung: Diese hatten gemahnt,<br />
das neue Dresden als Synthese aus barocker<br />
Tradition und neuzeitlichen Anforderungen,<br />
aber ohne die Absicht, der Stadt<br />
ein weltstädtisches Gepräge aufzudrücken,<br />
zu realisieren.<br />
Als Hans Wermund 1947 das Aufbaureferat<br />
übernahm, liess er die von ihm selbst vorausgesagte<br />
düstere Prognose, dass alsbald<br />
«12 Quadratkilometer früher dichtest bebauter<br />
Fläche [...] von totaler Zerstörung<br />
schliesslich bedeckt sein» würden, Realität<br />
werden. Oberbürgermeister Walter Weidauer<br />
verkündete mit gleichem Ziel, «den<br />
Geist der alten Residenz vollständig austreiben»<br />
zu wollen. Ausdrücklich bezog er dabei<br />
die Bauten ein, die als angebliche ldeenträger<br />
der alten Ordnung zu beseitigen<br />
22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Oktober 1946 Blick vom Rathausturm über den Altmarkt<br />
BSAD L 63 10(34)a<br />
An der Falkenbrücke Ostseite östl Brückenauffahrt<br />
von Süden BSAD OBL 329_6(12) 24_10_1952<br />
seien. Kurt W. Leucht betrieb als Stadtplaner<br />
schon 1948 die Schaffung eines quasi sozialistischen<br />
Bodenrechtes in Dresden.<br />
ln der zeitlichen Abfolge wurde erst enttrümmert,<br />
dann klärte man die Grundbesitzverhältnisse.<br />
Also wurde enteignet,<br />
dann erst geplant und noch später vielleicht<br />
gebaut. Wiederhergestellt wurden<br />
lediglich einzelne, nur leicht beschädigte<br />
Gebäude oder Siedlungsbestände, die wegen<br />
ihrer Erbauung in den 20er Jahren als<br />
politisch unproblematisch und in jedem<br />
Falle der neuen Gesellschaft nützlich erschienen.<br />
Angesichts dringender Rettungsarbeiten<br />
im ganzen Lande, etwa der Verhinderung<br />
von Schlössersprengungen, widmete sich<br />
die Denkmalpflege nur teilweise der ehemaligen<br />
Residenzstadt. Die auf Wiederherstellung<br />
bedachten Stellen mussten<br />
sich ständig rechtfertigen, waren in Rückzugsdebatten<br />
verwickelt, konnten nicht<br />
aktiv gestalten, sondern nur noch Reste<br />
retten.<br />
Diskussionen um den Wert des Beschädigten<br />
wurden nicht oder erst dann geführt,<br />
wenn die Abrissbagger schon ihre Greifer<br />
in das Schutzwürdige schlugen. Die Liste<br />
der wiederaufzubauenden Baudenkmale<br />
wurde immer wieder zusammengestrichen.<br />
Erstes denkmalpflegerisches Grossprojekt<br />
war der Wiederaufbau des Zwingers,<br />
für den die umfassende Instandsetzung<br />
der Vorkriegszeit im Nachhinein als<br />
glückliche Generalprobe ausgemacht<br />
werden konnte.<br />
Erst nach Abschluss der Grossflächenenttrümmerung<br />
Mitte der 50er Jahre wurden<br />
massivere Erhaltungsanstrengungen hinsichtlich<br />
der wenigen noch vorhandenen<br />
Ruinen wertvoller Bauten sichtbar – leider,<br />
vor allem hinsichtlich der Kirchen,<br />
Villen oder Theater des 19. Jahrhunderts<br />
in der Regel fruchtlos. Kritiker monierten<br />
denn auch, dass die Bomben Dresden<br />
zwar zerstört hätten, vernichtet aber hätten<br />
die Stadt erst jene, die nach dem 8. Mai<br />
1945 die Regierung übernommen hätten.<br />
Rigoroser Traditionsbruch<br />
Für den Aufbau der Stadt als «Abschied»<br />
vom alten Dresden, also unter fast vollständiger<br />
Ignorierung der mehr oder weniger<br />
erhaltenen ausgebrannten Bauwerke,<br />
wurden durch pragmatische Grossberäumung<br />
in den ersten Nachkriegsjahren<br />
vollendete Tatsachen geschaffen.<br />
Somit steht der Aufbau des neuen Dresdens<br />
als Beispiel eines rigorosen Traditionsbruches<br />
in der Städtebaugeschichte<br />
des 20. Jahrhunderts als ein Extrem da.<br />
Heutige und künftige Aufgabe wird es sein,<br />
den zerrissenen Faden zum herausragenden<br />
städtebaulichen und baukulturellen<br />
Rang des alten Dresdens als Massstab für<br />
künftige Qualitäten wiederaufzugreifen<br />
– leider ohne das 2009 verdientermassen<br />
aberkannte Welterbeprädikat, ohne diesen<br />
Katalysator für kulturbewahrendes und<br />
-entwickelndes Handeln. Hoffnungsvoll<br />
stimmen jedoch der Wiederaufbau der<br />
Frauenkirche als lebendiges Symbol für<br />
Frieden und Versöhnung und die anspruchsvolle<br />
bauliche Ausgestaltung des<br />
umgebenden Neumarktareals zumeist<br />
nach historischem Vorbild. ■<br />
Zum Weiterlesen:<br />
Lerm, Matthias: «Der Bombenterror hat freie<br />
Bahn geschaffen, sie ist zu nützen». Reaktionen,<br />
Aktionen, Visionen von Architekten,<br />
Stadtplanern, Politikern. In: Die Zerstörung<br />
Dresdens. Die Antworten der Künste. Hrsg.<br />
von Walter Schmitz. Thelem, Dresden 2005,<br />
S. 379–392.<br />
Lerm, Matthias: Abschied vom alten Dresden –<br />
Verluste historischer Bausubstanz nach<br />
1945. Mit einem Geleitwort von Thomas<br />
Topfstedt. Hinstorff Verlag Rostock, 1. erweiterte<br />
Auflage der Neuausgabe 2000, 2. leicht<br />
veränderte Auflage.<br />
Lühr, Hans-Peter: Die Nachkriegsjahre. In:<br />
Dresdner Geschichtsverein (Hg.). Dresden.<br />
Die Geschichte der Stadt von den Anfängen<br />
bis zur Gegenwart. Junius Dresden 2002,<br />
S. 236–244.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
23
Verband Schweize<br />
Association suisse<br />
Associazione svizz
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
3-D-Druck in der Medizin<br />
Heutzutage stehen nicht nur günstige 3-D-Drucker zur Verfügung, sondern auch kostenlose<br />
Software und eine Vielzahl von Materialien zur Herstellung der benötigten Objekte. Kein Wunder,<br />
dass die dreidimensionale Drucktechnik auch in der Medizin Anwendung findet. Am Berner<br />
Inselspital entwickelt man seit 2012 einen neuen Ansatz für innovative und kostensparende<br />
Operationstechniken.<br />
Matthias Mottini, Stv. Oberarzt Universitätsklinik für Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Inselspital Bern<br />
Seit der Erfindung des Buchdrucks durch<br />
Johannes Gutenberg vor ca. 550 Jahren<br />
entwickelte sich die Drucktechnik stetig<br />
weiter. Doch erst Mitte der 80er Jahre erfand<br />
Chuck Hull das uns heute als «3-D-<br />
Drucken» bekannte Verfahren. Er nannte<br />
es damals Stereolithografie. Dieses Herstellungsverfahren<br />
machte sich zu Beginn<br />
vor allem die Industrie bei der Produkteentwicklung<br />
zunutze. Dort zeichneten<br />
sich die Vorteile des 3-D-Drucks in mehreren<br />
Punkten ab:<br />
1. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden,<br />
Prototypen herzustellen (z.B. in<br />
CNC-Bearbeitungszentren), sind die<br />
Kosten für dreidimensional gedruckte<br />
Prototypen vergleichsweise günstiger.<br />
Ein 3-D-Drucker vor Ort garantiert einen<br />
lückenlosen Entwicklungsprozess.<br />
Sensible Daten müssen nicht an externe<br />
Firmen versandt werden und Entwürfe<br />
können direkt gedruckt und sofort getestet<br />
werden, was den Entwicklungsprozess<br />
deutlich beschleunigt.<br />
2. Nicht jeder Mensch hat ein perfektes,<br />
dreidimensionales Vorstellungsvermögen<br />
für technische Zeichnungen, weshalb<br />
ein physisches Modell für das<br />
Verständnis einer Gegebenheit oder<br />
Funktion helfen kann. Ein Bild sagt<br />
mehr als tausend Worte und ein Gegenstand<br />
macht die Worte greifbar.<br />
Finanzielle Hürden<br />
Nichtsdestotrotz wird der 3-D-Druck in der<br />
Medizin eher selten verwendet. Die bis<br />
anhin hohen Herstellungskosten von patientenspezifischen,<br />
stereolithographischen<br />
Modellen stellen ein finanzielles<br />
Hindernis dar. Deshalb werden Modelle<br />
nur in ausgewählten Fällen zu diagnostischen<br />
und/oder therapeutischen Zwecken<br />
hergestellt. Die Fabrikation solcher Modelle<br />
war zudem bis anhin nur in spezialisierten<br />
Instituten möglich. Die Rohdaten<br />
mussten dorthin geschickt werden. Das<br />
Modell wurde dort anschliessend von 3-D-<br />
Druckern erstellt und per Post verschickt.<br />
Die Herstellung eines solchen Modells<br />
dauerte mehrere Tage oder gar Wochen.<br />
Mittlerweile wurden verschiedenste Techniken<br />
des 3-D-Drucks für verschiedenste<br />
Anwendungszwecke entwickelt. Eine Vielfalt<br />
von Materialien stehen uns heutzutage<br />
zu Verfügung, mit denen Objekte aus<br />
einem virtuellen Design am Computer in<br />
ein physisches Objekt umgewandelt werden<br />
können.<br />
3-D-Druck für jedermann<br />
Obwohl der 3-D-Druck nicht neu ist, wird<br />
er dieser Tage häufig in der Presse erwähnt.<br />
Einer der Hauptgründe liegt darin,<br />
dass es nun günstige Drucker für den<br />
Endverbraucher zu kaufen gibt.<br />
Dank den Fortschritten des seit 2005 ins<br />
Leben gerufenen RepRap-Projektes gibt es<br />
heutzutage alltagstaugliche Desktop-3-D-<br />
Drucker, die die meisten Anforderungen<br />
eines Stereolithografiemodelles im kieferchirurgischen<br />
Bereich erfüllen. Der<br />
Name RepRap steht für Replicating<br />
Rapid-Prototyper und bezeichnet die<br />
Drucker, deren Pläne und Software unter<br />
3. 3-D-Druck hilft, Konstruktionsfehler<br />
frühzeitig erkennen zu können. Je später<br />
in der Entwicklungsphase, desto<br />
gravierender sind die Auswirkungen<br />
von Konstruktionsfehlern. Mit Hilfe von<br />
3-D-Druckern können viele verschiedene<br />
Prototypen gedruckt und getestet<br />
werden. Es lassen sich schnell Änderungen<br />
vornehmen. Die Zeit der Testphase<br />
erhöht sich, was es möglich macht,<br />
potentielle Konstruktionsfehler früh zu<br />
erkennen und zu beheben.<br />
Fig.1: Simulation einer Unterkieferrekonstruktion mit freiem Fibulatransplantat.<br />
In Rot ist der zu resezierende Unterkiefer dargestellt und in Blau<br />
ist die Schnittschablone für die Unterkieferresektion zu sehen.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
25
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Fig.2: 3-D-gedrucktes Modell mit vorgebogener<br />
Osteosyntheseplatte.<br />
Software zur Planung von Operationen.<br />
Auch die medizinische Forschung zur<br />
Anwendung von «Open-Source-/General-<br />
Public-Licence»-Druckern steht noch am<br />
Anfang.<br />
Deshalb wurde im Dezember 2012 am<br />
Universitätsspital Bern, in der Klinik für<br />
Schädel-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />
ein Projekt ins Leben gerufen, um die<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Virtuellen<br />
Chirurgie und deren Umsetzung im Operationssaal<br />
mit Hilfe von kostengünstigen<br />
3-D-Druckern auszuloten.<br />
Seither hat sich der 3-D-Druck im Klinikalltag<br />
bewährt und als höchst nützliches<br />
Werkzeug herausgestellt. So können mit<br />
Hilfe von computerassistiertem Design<br />
(CAD) und 3-D-Druck Plattenosteosynthesematerialien<br />
präoperativ in Form<br />
gebracht werden, Bohrschablonen für<br />
osteointegrierende Implantate hergestellt,<br />
Schnittschablonen für komplexe Osteotomien<br />
und kostengünstige Studienmodelle<br />
hergestellt werden.<br />
Aufgrund der virtuellen Planung durch<br />
den Operateur selbst können verschiedene<br />
Szenarien am Computer getestet und simuliert<br />
werden, was eine ganz neue Art<br />
von präoperativer Vorbereitung erlaubt.<br />
Nach Herstellung von Modellen gemäss<br />
der Simulation können konventionelle<br />
Implantate entsprechend der Planung<br />
angepasst werden, was zu einer Verkürzung<br />
der OP-Zeit, passgenauer Implantatposition<br />
und vorhersagbaren postoperativen<br />
Resultaten führt.<br />
So wurde diese Technik bereits zur Rekonstruktion<br />
von Unterkiefern nach Tumorerkrankungen<br />
(Bild 1, 2 und 3), zur Rekonstruktion<br />
von schweren Orbitalfrakturen<br />
nach Unfällen und Korrekturen von kraniofazialen<br />
Missbildungen erfolgreich<br />
eingesetzt (Bild 4).<br />
Durch eine im Hause durchgeführte Computerplanung<br />
und Herstellung von Modellen<br />
und Hilfsteilen kann die Methodik der<br />
Produkteentwicklung in der Industrie in<br />
die Medizin transferiert werden. Zusammenfassend<br />
lässt sich sagen, dass nicht<br />
jede Innovation stets mit einer Kostenexplosion<br />
verbunden sein muss. Die Möglichkeit,<br />
die Behandlungsqualität zu verbessern<br />
und dabei Kosten zu reduzieren,<br />
macht unbestreitbar das Potential des<br />
3-D-Drucks aus. Diese Faktoren ermöglichen<br />
es auch einem breiten Patientenkreis,<br />
von den Vorteilen dieser Innovation<br />
zu profitieren. In Zukunft ist es wünschenswert,<br />
die Entwicklung von freier<br />
Software voranzutreiben, um ein Instrument<br />
wie den 3-D-Drucker noch effizienter<br />
nutzen zu können. ■<br />
Fig.3: Schnittschablone für Unterkieferosteotomie<br />
aus speziellem Kunststoff für medizinische Anwendungen.<br />
der «GNU General Public License (GPL)»<br />
stehen. Dabei handelt es sich um eine Lizenz,<br />
die jedem die Freiheit garantiert, die<br />
Software zu nutzen, zu kopieren und ändern<br />
zu dürfen. Aufgrund der extrem<br />
niedrigen Anschaffungs- und Betriebskosten<br />
eines solchen Desktop-3-D-Druckers<br />
ist es nun möglich, innert kürzester Zeit<br />
3-D-Modelle selbst herzustellen. Der Postversand<br />
der Daten und der Modelle entfällt,<br />
was zeit- und kostensparend ist.<br />
Zur Simulation von Operationen gibt es<br />
heute ebenfalls Open-Source-Software,<br />
z.B. Blender (GPL-lizenziert), die es ermöglichen,<br />
selbst komplexe Operationen<br />
am normalen Büro-PC zu simulieren.<br />
Pilotprojekt in Bern<br />
Momentan existiert noch keine Literatur<br />
über die Anwendung von Open-Source-<br />
Fig.4: Virtuelle Planung zur Korrektur einer kraniofazialen Missbildung, Hypertelorismus.<br />
26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
Neuanfang auf Vadamarachchi East: Die DEZA unterstützt Rückkehrer beim Bau solider Privathäuser. © DEZA<br />
Rückkehr nach Tsunami und Krieg<br />
Fischerfamilien im Norden Sri Lankas versuchen den Neuanfang. Mehrfach vertrieben durch Krieg<br />
und Tsunami, sind sie in die Ruinen ihrer alten Dörfer zurückgekehrt. Die Direktion für Entwicklung<br />
und Zusammenarbeit (DEZA) hilft beim Wiederaufbau von Schulen und Privathäusern.<br />
Von Gabriela Neuhaus.<br />
Artikel erschienen in «Eine Welt» – Das DEZA-Magazin für Entwicklung und Zusammenarbeit, Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4/2014<br />
Jelomiyathas sitzt vor einer bescheidenen<br />
Hütte aus Palmblättern und flickt ein Netz.<br />
Hier lebt er mit seiner Frau und zwei Kindern.<br />
Vom Betonhaus, das sie nach dem<br />
Tsunami mit finanzieller Unterstützung<br />
einer internationalen Organisation gebaut<br />
hatten, sind nur Teile des Fundaments und<br />
baufällige Wände übrig geblieben. «Als der<br />
Krieg 2006 wieder aufflammte, mussten<br />
wir fliehen und wurden in einem Lager in<br />
Jaffna untergebracht. Ich bin froh, dass wir<br />
nun wieder hier sind und einigermassen<br />
in Frieden leben können», erzählt der<br />
40-jährige Fischer. Für den Wiederaufbau<br />
des Hauses reicht das Einkommen des Familienvaters<br />
jedoch nicht.<br />
Krieg verhindert<br />
Wiederaufbau<br />
Einst war die Halbinsel Vadamarachchi<br />
East im äussersten Nordosten Sri Lankas<br />
ein belebter, von wohlhabenden Bauern<br />
und Fischern bewohnter Küstenstreifen. Ab<br />
1989 wurden die Menschen jedoch wiederholt<br />
durch den Bürgerkrieg vertrieben. Der<br />
Tsunami vom 26. Dezember 2004 fiel in<br />
eine relativ friedliche Periode, viele waren<br />
damals in ihre Dörfer zurückgekehrt.<br />
Die Flutwelle zerstörte das wieder aufkeimende<br />
Leben und forderte allein in Vadamarachchi<br />
East rund tausend Tote. Der<br />
neu entbrannte Krieg beendete 2006 den<br />
Tsunami-Wiederaufbau abrupt. Erst nach<br />
dem Sieg der singhalesisch dominierten<br />
Armee über die Kämpfer der Tamil Tigers<br />
erlaubte die Regierung ab 2010 allmählich<br />
die Rückkehr in die zerstörten Dörfer.<br />
Nur wenige ausländische Organisationen,<br />
darunter die DEZA, unterstützen diesen<br />
zweiten Anlauf des Tsunami-Wiederaufbaus.<br />
In fünf Dörfern engagiert sich die<br />
Schweiz mit einem neuen ganzheitlichen<br />
Ansatz. Dazu gehören der Bau von Schulen<br />
und Kindergärten, die Unterstützung<br />
der Gemeinden bei ihrer Reorganisation<br />
sowie finanzielle und technische Hilfe<br />
beim Bau von Privathäusern.<br />
Kein Giebel über<br />
der Mitte<br />
Auch Jelomiyathas kann sein Haus wieder<br />
aufbauen. «Die DEZA unterstützt uns mit<br />
550 000 Rupies (rund 3800 Franken)»,<br />
sagt der Fischer. Als Bauherr bestimmt er<br />
Grundriss und Grösse des Hauses, kauft<br />
das Baumaterial und stellt Handwerker<br />
an. Dabei wird er von DEZA-Mitarbeitenden<br />
begleitet: Sie liefern technische Beratung,<br />
lehren in Kursen handwerkliche<br />
Fertigkeiten und stehen mit Rat und Tat<br />
zur Seite. Die finanzielle Unterstützung<br />
wird in Tranchen, je nach Baufortschritt,<br />
ausbezahlt. «Der Vorteil dieses Ansatzes<br />
ist, dass der Begünstigte die Verantwortung<br />
für sein Haus von Anfang an selber<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
27
FOKUS ▶ AUFBAU<br />
übernimmt, Grösse und Ausbaustandard<br />
bestimmen kann und am Schluss viel<br />
zufriedener ist als jene, die ein schlüsselfertiges<br />
Haus erhalten», sagt DEZA-Projektleiter<br />
Martin Studer.<br />
Wichtig sind dabei auch traditionelle Eigenheiten:<br />
Der grösste Raum im Haus<br />
einer Hindu-Familie etwa ist der Altarraum.<br />
Dieser liegt in grösstmöglicher<br />
Distanz diagonal zur Küche. Zudem darf<br />
der Dachgiebel nicht über der Hausmitte<br />
liegen, weil dies Ungemach bringe. «Unsere<br />
Kollegen meinten zuerst, wir könnten<br />
nicht zeichnen, als wir die ersten Entwürfe<br />
für die Häuser nach Bern schickten»,<br />
erzählt Martin Studer lachend. Die eindrücklichen<br />
Walmdächer, welche die neuen<br />
Häuser vor Wind und Regen schützen<br />
und den regelmässigen Zyklonen standhalten<br />
müssen, sind eine Weiterentwicklung<br />
der lokalen Bauweise: Sie sind steil,<br />
damit der Regen abläuft, und an die<br />
Hausmauern angebunden, die mit zwei<br />
armierten Betongürteln auf Boden- und<br />
Fensterhöhe verstärkt werden. Weil die<br />
Häuser hier buchstäblich auf Sand gebaut<br />
sind, braucht es solche Massnahmen zur<br />
Stabilisierung.<br />
Geschenk mit Kosten<br />
Diese Arbeitsschritte sind auf der Baustelle<br />
von Vallipuram und seiner Frau Mahendraraga<br />
bereits abgeschlossen. Gemeinsam<br />
mit dem Paar bereitet der DEZA-Berater<br />
die nächste Etappe beim Bau des<br />
Hauses vor: In den kommenden Tagen<br />
wird das Holz für die Tür- und Fensterrahmen<br />
geliefert. Mahendraraga, die ihren<br />
Bruder im Krieg und den Sohn beim<br />
Tsunami verloren hat, freut sich auf ihr<br />
neues Heim. Den Boden will das Paar mit<br />
Steinplatten belegen, die Küche kacheln.<br />
Um sich diese Extras leisten zu können,<br />
mussten sie ein Darlehen aufnehmen.<br />
«Für uns wird es schwierig, das Geld zurückzuzahlen»,<br />
sagt Mahendraraga.<br />
«Aber schliesslich erhält man nur einmal<br />
im Leben ein Haus.»<br />
Schweizer Korps für Humanitäre Hilfe<br />
Martin Studer ist Mitglied des Schweizer Korps für Humanitäre Hilfe (SKH). Dieses wird für die Durchführung<br />
von Projekten der humanitären Hilfe der Schweiz im Ausland eingesetzt. Andere Korpsangehörige<br />
stehen UNO-Organisationen zur Verfügung, wo sie ihre Erfahrungen und ihr Know-how einbringen.<br />
Das SKH gehört zur humanitären Hilfe, die ihrerseits der Direktion für Entwicklung und<br />
Zusammenarbeit (DEZA) innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten<br />
(EDA) angegliedert ist.<br />
Nepal 2015: Parallel zu den ersten Materiallieferungen traf am 29. April 2015 ein Verstärkungsteam<br />
von zehn Ärzten, Hebammen und Logistikern, die auf die Gesundheitsversorgung für Mütter und<br />
Kinder spezia lisiert sind, in Nepal ein. Die Spezialistinnen und Spezialisten des SKH unterstützten das<br />
Regionalspital der Stadt Gorkha (80 km von der Hauptstadt Kathmandu entfernt) bei der Betreuung<br />
der zahlreichen Patientinnen und Patienten.<br />
Das Spital Gorkha wurde in enger Koordination mit den nepalesischen Behörden und den anderen<br />
humanitären Akteuren wegen seiner Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung ausgewählt. In<br />
normalen Zeiten betreut das Spital etwa 260 000 Personen.<br />
Während des einmonatigen Einsatzes des schweizerischen Ärzteteams in Gorkha erhielten etwa 3000<br />
Patienten medizinische Versorgung. Die schweizerischen Ärzte und ihre nepalesischen Kollegen operierten<br />
54 Kinder und 78 Erwachsene und betreuten 57 Entbindungen, 4 davon per Kaiserschnitt. Das<br />
schweizerische Pflegepersonal in Gorkha behandelte die nepalesischen Patienten, die durch das Erdbeben<br />
Verletzungen davongetragen hatten, und stellte daneben insbesondere die pädiatrische Grundversorgung<br />
weiter sicher.<br />
Eine von der DEZA wiederaufgebaute Schule in einem Dorf in der Nähe von<br />
Jaffna. © DEZA<br />
So oder ähnlich tönt es auf praktisch allen<br />
Baustellen in Vadamarachchi East. Die<br />
DEZA-Fachleute leisten nicht nur technische<br />
Unterstützung, sie helfen auch bei der<br />
finanziellen Planung. So hat Vallipuram,<br />
um die Kosten möglichst tief zu halten, die<br />
Ziegel für das Haus selber hergestellt und<br />
den Maurer tatkräftig bei der Arbeit unterstützt.<br />
Den Kredit hingegen muss er mit<br />
seinem unregelmässigen Einkommen aus<br />
dem Fischfang zurückzahlen.<br />
Unsichere Zukunft<br />
Das Wiederaufbauprogramm der DEZA in<br />
Vadamarachchi East dauert noch bis Anfang<br />
<strong>2016</strong>. Der Aufbau der dörflichen Infrastruktur<br />
sowie die Unterstützung beim<br />
Bau der Privathäuser sind wichtige Faktoren<br />
für einen erfolgreichen Neuanfang der<br />
Rückkehrenden.<br />
Die längerfristige Entwicklung allerdings<br />
ist alles andere als gesichert, wie Martin<br />
Studer einräumt: «Die Infrastruktur ist<br />
nun wieder da, man hat Eisenbahn, Strassen,<br />
Schulen und Häuser. Was es aber<br />
braucht, damit die Leute hier eine Zukunft<br />
haben und bleiben, sind zusätzliche Arbeitsplätze<br />
ausserhalb von Fischerei und<br />
Landwirtschaft. Zudem braucht es politische<br />
Stabilität und Autonomie auf Provinzebene.»<br />
Hier ist die srilankische Regierung<br />
gefordert, welche Rahmenbedingungen<br />
schaffen und Impulse geben muss,<br />
damit die wirtschaftliche und politische<br />
Entwicklung in den ehemaligen Bürgerkriegsgebieten<br />
im Norden in Gang<br />
kommt.<br />
■<br />
www.deza.admin.ch<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
29
PERSPEKTIVEN<br />
FACHSERIE – AKTUELLES AUS DER PSYCHIATRIE: PSYCHOKARDIOLOGIE<br />
Schnittstelle zwischen Herz<br />
und Seele<br />
Lebensbedrohliche Krankheiten gehen mit einer hohen psychischen Belastung einher. Das tönt<br />
banal, dennoch werden die psychischen Probleme erst seit kurzem gezielt behandelt. Den Anfang<br />
machte die Psychoonkologie, nun ist die Psychokardiologie hinzugekommen. Patientinnen und<br />
Patienten müssen nicht nur mit ihrer Krankheit umgehen, sondern völlige veränderte Lebensumstände<br />
akzeptieren.<br />
Dr. phil. Stefanie Stauber, Psychologin FSP, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern,<br />
Mary Princip, M.Sc Psychologin FSP, Doktorandin, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital Bern<br />
Die Psychokardiologie ist ein neues Fachgebiet,<br />
das sich mit den bidirektionalen<br />
Zusammenhängen zwischen psychosozialen<br />
Faktoren und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
befasst. Das Fachgebiet der<br />
Psychokardiologie deckt somit die<br />
Schnittstelle zwischen Herz und Psyche ab<br />
und bietet psychologisch-psychotherapeutische<br />
Betreuung für Patienten mit einer<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die psychologisch-psychotherapeutische<br />
Unterstützung<br />
trägt dabei zur besseren Verarbeitung<br />
der Krankheit und zur Förderung des<br />
Gesundheitsverhaltens bei. Die Bezeichnung<br />
«Psychokardiologie» hat sich analog<br />
dem Begriff «Psychoonkologie» eingebürgert<br />
– sinnvoller wäre jedoch eigentlich<br />
«Kardiopsychologie», da das Feld<br />
hauptsächlich durch Psychologen besetzt<br />
ist.<br />
Das Leben umstellen<br />
Eine Herz-Kreislauf-Erkrankung stellt für<br />
viele Patienten eine erhebliche psychische<br />
Belastung dar. Ein akutes koronares Ereignis,<br />
z.B. ein Herzinfarkt, kann vernichtende<br />
Schmerzen und Todesängste auslösen,<br />
oft begleitet von Gefühlen der Hilflosigkeit<br />
und des Ausgeliefertseins. Im<br />
Krankheitsverlauf muss der eingetretene<br />
Verlust der körperlichen Unversehrtheit<br />
und die Angst vor erneuten Ereignissen<br />
bewältigt werden. Patienten müssen sich<br />
mit einer lebenslangen Medikamenteneinnahme,<br />
einem veränderten Körpergefühl,<br />
verminderter Leistungsfähigkeit und<br />
dem Risiko lebensbedrohlicher Komplikationen<br />
auseinandersetzen. Letztlich müssen<br />
auch Veränderungen sozialer und<br />
beruflicher Rollen angenommen oder<br />
aktiv umgestaltet werden (Herrmann-<br />
Lingen, Albus & Titscher, 2014). Insgesamt<br />
weisen ca. 25 Prozent der Patienten<br />
mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung eine<br />
behandlungsbedürftige psychische Beeinträchtigung<br />
auf. Dazu gehören z.B. Depressionen<br />
(Frasure-Smith & Lésperance,<br />
2010), Angst- und Panikstörungen (Tully<br />
et al., 2015) oder Traumafolgestörungen<br />
(Edmondson et al., 2013). Zudem verschlechtert<br />
eine Depression oder Angststörung<br />
die Prognose einer Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankung und ist mit einer höheren<br />
Mortalität und weiteren psychosomatischen<br />
Beschwerden vergesellschaftet (Carney<br />
& Freedland, 2003; Meyer et al., 2010).<br />
Die Behandlung der Herzerkrankung und<br />
die Förderung eines gesundheitsförderlichen<br />
Lebensstils betreffen somit nicht nur<br />
medizinische, sondern auch psychologische<br />
Aspekte.<br />
Insbesondere Patienten mit einer schweren<br />
Herzinsuffizienz und somit einer<br />
chronischen Erkrankung leiden häufig<br />
unter psychischen Problemen wie Depressionen<br />
sowie Angststörungen und berichten<br />
über eine deutlich eingeschränkte<br />
Lebensqualität (Herrmann-Lingen, Albus<br />
& Titscher, 2008). Psychokardiologische<br />
Gespräche können die Patienten während<br />
der chronischen Krankheitsphase unterstützen<br />
und mithelfen, die Adhärenz (z.B.<br />
Trinkmengenbeschränkung, Reduktion<br />
des Salzkonsums) zu verbessern. Sollte<br />
ein Herzersatzverfahren notwendig werden,<br />
stellt die psychologische Beurteilung<br />
der Patienten vor einer Herztransplantation<br />
oder einer LVAD (Left Ventricular Assist<br />
Device)-Implantation wichtige Aufgaben<br />
der Psychokardiologie dar (Baba et al.,<br />
2006). Das Ziel dieser Abklärungsgespräche<br />
besteht darin, psychische Komorbiditäten<br />
zu erkennen und einen möglichst<br />
gesamtheitlichen Eindruck des Patienten<br />
zu gewinnen. Hierbei können psychosoziale<br />
Risikofaktoren (z.B. Substanzmissbrauch,<br />
Abhängigkeiten von Noxen) sowie<br />
ungünstige Bewältigungsstrategien erkannt<br />
und wenn notwendig behandelt<br />
werden. Ein besonderes Augenmerk wird<br />
dabei auch auf das soziale Umfeld des<br />
Patienten gelegt, da dieses massgeblich<br />
zur Gesamtsituation und psychischen<br />
Stabilität des Patienten beitragen kann<br />
(Hermann-Lingen et al., 2008).<br />
Risiko reduzieren<br />
Die Psychokardiologie bietet die Möglichkeit,<br />
die Patienten nach der Diagnose einer<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankung psychologisch<br />
zu unterstützen und einen Beitrag<br />
zur Reduktion der Risikofaktoren zu<br />
leisten und zu einer Verminderung des<br />
Entstehungsrisikos von psychischen Erkrankungen<br />
beizutragen. Das Ziel ist die<br />
aktive Auseinandersetzung mit der koronaren<br />
Herzerkrankung und die Adaptation<br />
an die neuen Lebensumstände. Gerade<br />
für eine langfristige Veränderung z.B.<br />
der Bewegungsgewohnheiten und Medikamentenadhärenz<br />
kann eine unterstützende<br />
Psychotherapie sehr hilfreich sein.<br />
Der Fokus der Behandlung liegt primär<br />
auf einer gesprächstherapeutischen Begleitung,<br />
kann jedoch durch den gezielten<br />
Einsatz von Medikamenten unterstützt<br />
werden. Da Patienten durch eine Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankung auf verschiedenen<br />
Ebenen ihrer Identität betroffen sind (Gesundheit,<br />
Arbeit, soziales Umfeld), ist eine<br />
ganzheitliche und interdisziplinäre Behandlung<br />
sinnvoll (Petzold & Sieper,<br />
1993).<br />
30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Ausbildung initialisieren<br />
Das psychokardiologische Angebot im<br />
Inselspital wird durch zwei psychotherapeutisch<br />
ausgebildete Psychologinnen<br />
gewährleistet (Universitätsstudium Psychologie,<br />
Weiterbildung zur Fachpsychologin<br />
für Psychotherapie). Spezialdisziplinen<br />
wie die Psychoonkologie sind im Bereich<br />
der Psychotherapie schon lange bekannt<br />
und haben sich aufgrund der<br />
besonderen Bedürfnisse der Patienten als<br />
wirksam erwiesen (Bernhard & Sieber,<br />
2011). Bislang besteht in der Schweiz nicht<br />
die Möglichkeit einer spezialisierten psychokardiologischen<br />
Ausbildung. In<br />
Deutschland hat die Arbeitsgruppe «Psychosoziale<br />
Kardiologie» der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kardiologie (DGK) das<br />
Fortbildungskonzept «Psychokardiologische<br />
Grundversorgung» erarbeitet. Ziel ist<br />
es, in insgesamt 80 Lehrveranstaltungsstunden<br />
wesentliche Aspekte der psychosomatischen<br />
Grundversorgung kardiologischer<br />
Patienten in Akutklinik, Rehabilitation<br />
und Praxis zu vermitteln (Herrmann-Lingen,<br />
Albus & Titscher, 2008).<br />
Die zukünftige Möglichkeit einer Zertifizierung<br />
in der Schweiz wäre deshalb wünschenswert<br />
und könnte zur Etablierung<br />
der Psychokardiologie beitragen. Um psychotherapeutisch<br />
tätig sein zu können,<br />
bedarf es jedoch in erster Linie eines Universitätsstudiums<br />
mit einer entsprechenden<br />
Weiterbildung zum anerkannten<br />
Fachtitel für Psychotherapie.<br />
Zusammenfassend bietet die Psychokardiologie<br />
als interdisziplinärer Behandlungsansatz<br />
Patienten mit einer Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankung in Ergänzung zu<br />
der medizinischen Behandlung die Möglichkeit<br />
der psychologisch-psychotherapeutischen<br />
Unterstützung und kann so<br />
einen wertvollen Beitrag zur optimalen<br />
und ganzheitlichen Behandlung des Patienten<br />
leisten. <br />
■<br />
Literatur<br />
Baba, A., Hirata, G., Yokoyama, F., Kenmoku, K.,<br />
Tsuchiya, M., Kyo, S., & Toyoshima, R.<br />
(2006). Psychiatric problems of heart transplant<br />
candidates with left ventricular assist<br />
device. J Artif Organs, 9, 203–208.<br />
Berhard, J., & Sieber, S. (2011). Psychoonkologie.<br />
In Oncosuisse (Hrsg.) Nationales Krebsprogramm<br />
für die Schweiz 2011–2015.<br />
Carney, R. M., & Freedland, K. E. (2003). Depression,<br />
mortality, and medical morbidity in<br />
patients with coronary heart disease. Biological<br />
Psychiatry, 54, 241–247.<br />
Edmondson, D., Kronish, I. M., Shaffer, J. A.,<br />
Falzon, L., & Burg, M. (2013). Posttraumatic<br />
stress disorder and risk for coronary heart<br />
disease: A meta-analytic review. American<br />
Heart Journal, 166 (5), 806–813.<br />
Frasure-Smith, N., Lesperance, F., & Talajic, M.<br />
(1993). Depression following myocardial infarction.<br />
Impact on 6-month survival. JAMA,<br />
270 (15), 1819–1825.<br />
Herrmann-Lingen, Ch., Albus, Ch., & Titscher,<br />
G. (2014). Psychokardiologie: Ein Praxisleitfaden<br />
für Ärzte und Psychologen. Köln: Deutscher<br />
Ärzte-Verlag.<br />
Leal, J., Luengo-Fernandez, R., Gray, A., Petersen,<br />
S., & Rayner, M. (2006). Economic burden of<br />
cardiovascular diseases in the enlarged European<br />
Union. European Heart Journal, 27<br />
(13), 1610–1619. doi: 10.1093/eurheartj/<br />
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Meyer T., Buss, U., & Herrmann-Lingen, C.<br />
(2010). Role of cardiac disease severity in the<br />
predictive value of anxiety for all-cause mortality.<br />
Psychosomatic Medicine, 72, 9–15.<br />
Murray, C. J., & Lopez, A. D. (1997). Alternative<br />
projections of mortality and disability by<br />
cause 1990–2020: Global Burden of Disease<br />
Study. Lancet, 349 (9064), 1498–1504. doi:<br />
10.1016/S0140-6736(96)07492-2.<br />
Petzold, H. G., & Sieper, J. (1993). Integration<br />
und Kreation, in 2 Bd. Verlag: Junfermann.<br />
Schweizerische Herzstiftung. (2008). Zahlen und<br />
Daten über Herz-Kreislauf-Krankheiten in<br />
der Schweiz. Ausgabe 2008, Tabelle 2.4.2<br />
(Todes ursachen in der Schweiz 2005), P. 38.<br />
Tully, P. J., Turnbull, D. A., Beltrame, J., Horowitz,<br />
J., Cosh, S., Baumeister, H., & Wittert G. A.<br />
(2015). Panic disorder and incident coronary<br />
heart disease: a systematic review and metaregression<br />
in 1 131 612 persons and 58 111<br />
cardiac events. Psychological Medicine, 45,<br />
2909–20.<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
31
PERSPEKTIVEN<br />
AUS DER «PRAXIS» *<br />
PSYCHIATRISCHE PRIVATPRAXIS (PSYCHOSOMATIK), BINNINGEN<br />
Müde und gereizt ohne ersichtlichen<br />
Grund – Differenzialdiagnose<br />
und praktisches Vorgehen bei<br />
Zeichen von Erschöpfung<br />
Unexplained Fatigue and Irritability – Differential Diagnosis and Practical Procedures<br />
for Signs of Exhaustion<br />
Peter Keel<br />
Abklärung der<br />
unspezi fi schen Symptome<br />
Müdigkeit und weitere unspezifische Beschwerden<br />
wie Konzentrationsstörungen,<br />
Reizbarkeit und schlechter Schlaf sind<br />
häufige Symptome in der Allgemeinpraxis.<br />
Vor allem die anhaltende Müdigkeit<br />
beunruhigt Patienten, während die Reizbarkeit<br />
oft nicht wahrgenommen wird<br />
oder durch das Verhalten der Umgebung<br />
erklärt wird.<br />
Mit einer sorgfältigen Anamnese lässt<br />
sich rasch erkennen, ob die Symptomatik<br />
psychisch bedingt sein dürfte, oder ob die<br />
Indikation für eine somatische Abklärung<br />
gegeben sei. Eine Zunahme der<br />
Beschwerden in Abhängigkeit von Belastungen<br />
und Besserung durch Erholung an<br />
Wochenenden oder während Ferien sowie<br />
weitere Begleitsymptome (Kopf-, Muskelschmerzen,<br />
Magen-Darmbeschwerden)<br />
weisen auf eine psychische Verursachung<br />
hin. Die Symptomatik ist für die Neurasthenie<br />
(Tab. 1; dem Chronic Fatigue Syndrom<br />
sehr ähnlich) typisch. Dieses – bei<br />
uns vielfach angezweifelte Krankheitsbild<br />
– zeigt sehr ähnliche Symptome wie<br />
die Fibromyalgie, bei der die ausgedehnten<br />
Schmerzen am Bewegungsapparat<br />
neben Müdigkeit, unerholsamem Schlaf<br />
und Konzentrationsstörungen im Vordergrund<br />
stehen [1]. Diese Krankheitsbilder<br />
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Praxis» (2014;<br />
103 (19): 1117 – 1122). <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Praxis»<br />
zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren.<br />
Details siehe unter www.verlag-hanshuber.com/vsao.<br />
• Anhaltende und quälende Klagen über gesteigerte Ermüdbarkeit nach geistiger<br />
Anstrengung oder über körperliche Schwäche und Erschöpfung nach geringsten<br />
Anstrengungen<br />
• Mindestens eines der folgenden Symptome:<br />
– Akute oder chronische Muskelschmerzen<br />
– Benommenheit, Konzentrationsstörungen<br />
– Spannungskopfschmerzen<br />
– Schlafstörungen<br />
– Unfähigkeit zu entspannen<br />
– Reizbarkeit<br />
• Die Betroffenen sind nicht in der Lage, sich innerhalb eines normalen Zeitraums<br />
von Ruhe, Entspannung oder Ablenkung zu erholen.<br />
• Dauer der Symptomatik mindestens drei Monate<br />
• Die Diagnose soll nur gestellt werden, wenn das Leiden eine deutliche Minderung<br />
der beruflichen, sozialen oder persönlichen Aktivitäten zur Folge hat.<br />
Tab. 1: Diagnostische Kriterien für die Neurasthenie (F 48.0; nach ICD-10)<br />
werden dem Spektrum der stress bedingten<br />
Störungen (Abb. 1) zugeordnet [2]. Die<br />
Trias [1] «emotionale Erschöpfung» mit<br />
Müdigkeit und Reizbarkeit zusammen mit<br />
(2) verminderter Leistungsfähigkeit (Antriebs-<br />
und Lustlosigkeit, Zweifel an den<br />
eigenen Kompetenzen) sowie (3) «Verlust<br />
des Einfühlungsvermögens» mit Gleichgültigkeit<br />
(Depersonalisation) [3] ist definitionsgemäss<br />
charakteristisch für ein<br />
Burnout-Syndrom. Dieser Symptomkomplex<br />
bildet aber keine anerkannte Krankheitseinheit<br />
(nur Z-Diagnose in der ICD-<br />
10), kann jedoch Vorstufe verschiedener<br />
Krankheiten, insbesondere einer Depres<br />
Tab. 2: Checkliste für das Vorliegen<br />
(und die Intensität) eines Burnouts<br />
(vereinfachte Fassung des Fragebogens<br />
«Selbstdiagnose» aus [3])<br />
Welche Gefühle sprechen<br />
(je nach Häufigkeit) dafür?<br />
• Müde, körperlich erschöpft<br />
• Abgearbeitet<br />
• Überdrüssig<br />
• Emotional erschöpft<br />
• «Erledigt», «ausgebrannt»<br />
• Unglücklich, niedergeschlagen<br />
• Hoffnungslos<br />
• Gefangen<br />
• Wertlos<br />
• Schwach und hilflos<br />
• Über andere verärgert/enttäuscht<br />
• Zurückgewiesen<br />
• Bekümmert, ängstlich<br />
Welche Gefühle sprechen<br />
(je nach Häufigkeit) dagegen?<br />
• Einen guten Tag haben<br />
• Glücklich<br />
• Optimistisch<br />
• Tatkräftig<br />
32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
Abb. 1: Spektrum der stressbedingten Störungen (in Anlehnung an [2]).<br />
Abk.: CFS=Chronisches Fatigue Syndrom; FMS=Fibromyalgie-Syndrom, IBS=Irritable Bowel<br />
Syndrome (Reizdarm)<br />
sion sein. (Um dem Stigma der psychischen<br />
Störung «Depression» auszuweichen,<br />
wird aber stattdessen gerne der Begriff<br />
«Burnout» verwendet). Abbildung 2<br />
zeigt die Stufen der Entwicklung des<br />
Burnouts mit seinen Folgeerscheinungen.<br />
Nebst der erwähnten Entwicklung einer<br />
depressiven Symptomatik sind auch das<br />
Auftreten psychosomatischer Beschwerden<br />
typisch oder der Konsum von Drogen<br />
und Alkohol zur Leistungssteigerung oder<br />
als Entspannungsmittel. Das erwähnte<br />
gleichgültige Verhalten (Depersonalisation)<br />
ist eine weitere mögliche Folge von<br />
Burnout bei Angestellten im Gesundheitswesen<br />
oder anderen Sozialberufen (z.B.<br />
Polizei oder Sozialämter). Die Betroffenen<br />
schützen sich unbewusst vor der Überbelastung,<br />
indem sie ihre Tätigkeit ohne Engagement<br />
weiterführen, sich vom Schicksal<br />
der Klien ten gefühllos (oft mit Zynismus)<br />
abgrenzen und «Dienst nach Vorschrift»<br />
leisten mit entsprechend negativen Folgen<br />
für die Klienten und den Betrieb.<br />
Ein beginnendes Burnout-Syndrom kann<br />
mit einem einfachen Fragebogen (Tab. 2)<br />
erfasst werden, doch darf ein psychischer<br />
Ursprung der Beschwerden nicht zu leichtfertig<br />
angenommen werden, denn die<br />
Liste (Differenzialdiagnose) der Störungen,<br />
die Müdigkeit verursachen können,<br />
ist lang (Tab. 3 [4,5]). Im Zweifelsfall soll<br />
in Absprache mit den Patienten ein Minimum<br />
an Laboruntersuchungen (Tab. 4)<br />
durchgeführt werden [6].<br />
Bei ausgeprägter Tagesmüdigkeit müssen<br />
die verschiedenen Formen von Schlafstörungen<br />
in Betracht gezogen werden: Verzögertes<br />
Einschlafen, Durchschlafstörungen<br />
und frühes Erwachen sprechen für<br />
eine psychische Ursache der Müdigkeit bei<br />
hoher Stressbelastung. Ein Schlafmangel<br />
oder eine andere beeinträchtigende<br />
Schlafstörung können mit einem Schlafprotokoll<br />
oder einem Aktometer erfasst<br />
werden. Hinweise auf die nicht seltene<br />
Schlafapnoe liefern vor allem Bettnachbarn<br />
oder eine Pulsoxymetrie. Diese Abklärungen<br />
müssen bei entsprechendem<br />
Verdacht an einen Spezialisten («Schlafmediziner»)<br />
delegiert werden.<br />
Psychosoziale Anamnese:<br />
Stressbelastungen suchen<br />
Ist eine körperliche Ursache unwahrscheinlich<br />
und liegen die oben erwähnten<br />
Hinweise auf eine psychische Ursache vor<br />
(Schwankungen der Beschwerden abhängig<br />
von psychosozialen Belastungen und<br />
weitere körperliche oder psychische Be<br />
Abb. 2: Stufen der Entwicklung von Burnout und Folgekrankheiten bei anhaltendem Stress [4].<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
33
PERSPEKTIVEN<br />
• Schlafmangel, unerholsamer Schlaf (z.B. wegen Schichtarbeit)<br />
• Schlafstörung (z.B. Schlafapnoesyndrom, Restless-Legs-Syndrom)<br />
• Psychophysiologische Schlafstörung (psychisch bedingt)<br />
• Niedriger Blutdruck<br />
• Flüssigkeitsmangel<br />
• Eisenmangel (evtl. nur tiefes Ferritin), Vitaminmangel (besonders B12)<br />
• Infektionskrankheiten (z.B. Borreliose)<br />
• Neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom, Myasthenia gravis)<br />
• Rheuma<br />
• Hormonelle Störung (z.B. Hypo- oder -Hyperthyreose)<br />
• Menstruation, Schwangerschaft<br />
• Diabetes mellitus<br />
• Andere internistische Erkrankungen (z.B. Malignom, Herz- oder Niereninsuffizienz)<br />
• Medikamenteneinnahme<br />
Tab. 3: Mögliche körperliche Ursachen für Müdigkeit (in Anlehnung an [5])<br />
• Leistungsorientierung: Hartes, pausenloses Arbeiten (Überstunden, immer erreichbar),<br />
Veraus gabung, wenig Erholung (keine Ferien, Freizeit)<br />
• Selbstwertprobleme: Anerkennung von Leistung abhängig, Selbstentwertungstendenz,<br />
Selbstzweifel<br />
• Perfektionismus, Überanpassung, Überwachsamkeit: Angst vor Kritik und Verstossung<br />
• Vermeidung von Abhängigkeit: Mangel an Urvertrauen, forcierte Selbständigkeit; Mühe,<br />
Hilfe zu beanspruchen oder Aufgaben zu delegieren, Bindung an abhängige Partner<br />
• Aggressionshemmung: Geringes Durchsetzungsvermögen, konfliktscheu, Harmoniesucht<br />
• Alexithymie: Unfähigkeit, v.a. unangenehme Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken<br />
Tab. 5: Tendenz zu Selbstüberforderung<br />
• Hämatogramm (Blutbild)<br />
• CRP (C-reaktives Protein)<br />
• BSR (Blutsenkung)<br />
• Glukose<br />
• GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase)<br />
• TSH (Thyreoidea stimulierendes<br />
Hormon)<br />
• Bei Frauen im reproduktiven Alter:<br />
Ferritin<br />
Tab. 4: Empfohlene Laboruntersuchungen<br />
zwecks Ausschluss<br />
anderer Ursachen [4]<br />
• Adipositas<br />
• Typ-2-Diabetes<br />
• Erhöhte Infektanfälligkeit<br />
• Kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
( Hypertonie, koronare Herzkrankheit)<br />
• Zerebrovaskuläre Komplikationen<br />
( Zerebrovaskulärer Insult)<br />
• Peptisches Magenulkus<br />
• Migräne<br />
• Bruxismus mit Zahnschäden<br />
Tab. 6: Durch anhaltenden Stress<br />
verursachte/begünstigte somatische<br />
Störungen<br />
gleitsymptome; Tab. 1), soll sich der Arzt<br />
ein Bild vom Patienten und seinem (Arbeits-)Leben<br />
zu machen versuchen. Nach<br />
einer erhöhten Stressbelastung muss aktiv<br />
gefahndet werden, denn oft sind sich die<br />
Betroffenen dieser nicht bewusst, weil sie<br />
diese nicht wahrnehmen. Doch die Stressbelastung<br />
durch die Arbeit nimmt seit<br />
Jahren dauernd zu und es wird immer<br />
mehr Leistung gefordert mit Überstunden,<br />
strengen Zielvorgaben und Sparmassnahmen.<br />
Auch die Persönlichkeit der Betroffenen<br />
trägt zur Belastung am Arbeitsplatz<br />
und in Beziehungen bei. Ihre «Tendenz<br />
zur Selbstüberforderung» [7]; Tab. 5 aus<br />
[4]) ist Patienten zwar oft bewusst, doch<br />
haben sie diese bisher als Stärke betrachtet<br />
(«man darf nicht schwach sein»). Hilfreiche<br />
Erklärungen für das krank machende<br />
Potenzial von Stress liefert das<br />
dreidimensionale kog nitive Stressmodell<br />
von Karasek und Theorell [8]. Dieses wird<br />
verstärkt durch das subjektive Erleben<br />
eines Menschen:<br />
––<br />
Belastungen nicht selber steuern zu<br />
können (Kontrollier-, Regulierbarkeit),<br />
––<br />
überfordert zu sein durch unlösbare<br />
Probleme (Anforderungen) und<br />
––<br />
dabei keine Hilfe (Unterstützung) zu<br />
erhalten.<br />
Einerseits werden Belastungen nicht als<br />
positive Herausforderung gesehen und mit<br />
Engagement angepackt und andererseits<br />
verhindert die erwähnte Persönlichkeitsstruktur,<br />
dass Hilfe geholt oder Aufgaben<br />
delegiert werden können. Anhaltender<br />
Stress begünstigt auch eine Reihe somatischer<br />
Störungen [9], wobei diese meist<br />
multifaktoriell bedingt sind (Tab. 6).<br />
Die Stressbelastung und Erschöpfung – und<br />
damit das psychische Problem – werden oft<br />
nicht wahrgenommen oder verdrängt und<br />
die Betroffenen und ihre Ärzte versuchen die<br />
Symptome mit medizinischen und anderen<br />
Massnahmen zu bekämpfen (Tab. 7). Abgesehen<br />
davon, dass die Beeinträchtigung<br />
des Wohlbefindens dadurch nur teilweise<br />
beseitigt werden kann, haben diese symptomatischen<br />
Massnahmen Nebenwirkungen,<br />
die teilweise den bekämpften Symptomen<br />
ähnlich sind (Tab. 7).<br />
Hilfen für den Einstieg<br />
in eine psychosomatische<br />
Behandlung<br />
Oft stehen Patienten einer psychischen<br />
Verursachung der Symptome skeptisch<br />
gegenüber, weil sie einerseits die Belastungen<br />
nicht sehen können, andererseits sich<br />
dadurch mit ihren Symptomen nicht ernst<br />
genommen fühlen und fürchten, dass<br />
eine ernsthafte Erkrankung übersehen<br />
werden könnte, wie es für somatoforme<br />
Störungen typisch ist. Auch wird evtl. eine<br />
psychische Verursachung als selbstverschuldet<br />
betrachtet und mit Schwäche<br />
und persönlichem Versagen gleichgesetzt,<br />
weshalb die Anstrengungen, die Krise zu<br />
überwinden, verstärkt werden, was zu einem<br />
– im Extremfall – tödlichen Teufelskreis<br />
führen kann.<br />
Mit dem schon beschriebenen Vorgehen<br />
bei Erhebung der Anamnese und Planung<br />
der Abklärungen können diese Schwierigkeiten<br />
umgangen werden, wobei wohlwollend<br />
auf diese eingegangen werden soll.<br />
Verständliche Erklärungen zur Beurteilung<br />
der Störung («Stresskrankheit») und<br />
34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
• Schlafstörung: Hypnotikum<br />
• Kopfschmerz/Migräne: NSAR/Triptan<br />
• Bruxismus: Zahnschiene<br />
• Hypertonie: Antihypertensivum<br />
• Hyperazidität des Magens: Protonenpumpenblocker<br />
• Impotenz: Sildenafil etc.<br />
• Nervosität, Angst: Benzodiazepin, Nikotin<br />
• Erschöpfung, Depression: Antidepressivum<br />
• Leeregefühle, Frustration: Alkohol, Schokolade<br />
• Müdigkeit: Vitamine, Spurenelemente, Stimulanzien von Kaffee bis Kokain<br />
Risiken und Nebenwirkungen der symptomatischen Behandlung<br />
• Konzentrationsstörungen<br />
• Verstärkte Müdigkeit<br />
• Depressive Symptome, schwere Depression, Suizid<br />
• Schädlicher Substanzgebrauch, Abhängigkeit, Sucht; erhöhte Impulsivität unter<br />
Alkohol<br />
• Erhöhte Unfallgefahr<br />
• Gewichtszunahme<br />
• Weiterer Raubbau an der Gesundheit (körperliche Folgen von Stress)<br />
Tab. 7: Verleugnende symptomatische Lösungen und deren möglichen<br />
Nebenwirkungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)<br />
• Zuhören, sich ein genaues Bild der Situation zu machen versuchen (Neugier!)<br />
• Schwierigkeiten und Widerstände akzeptieren und zu verstehen versuchen<br />
• Idealisierung von Partnern akzeptieren, nicht zu früh konfrontieren,<br />
abwartendes Zuhören bei vermuteten Konflikten<br />
• Keine (Vor-)Urteile, vorsichtige Wertungen von anderen Therapien oder<br />
Konzepten<br />
• Keine plumpen Vertröstungen («Sie sind völlig gesund») oder vorschnellen<br />
Ratschläge<br />
• Ermuntern und unterstützen, eigene Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten sowie<br />
Zusammenhänge zwischen möglichen Einflüssen und den Beschwerden zu<br />
entdecken.<br />
Tab. 8: Vertrauensbildende Massnahmen<br />
die Abgabe von Informationsschriften<br />
(z.B. aus StressNoStress [10]) oder Lektüre<br />
entsprechender Sachbücher [4] eine<br />
Hilfe sein. Die ausschliessliche Verordnung<br />
eines Antidepressivums oder eines<br />
Tranquilizers löst das Problem nicht,<br />
sondern kann zu dessen Chronifizierung<br />
beitragen, es sei denn, es handle sich um<br />
eine absehbar vorübergehende Belastung.<br />
In solchen Fällen ist bei vorherrschenden<br />
Schlafstörungen die Verordnung eines<br />
sedierenden Antidepressivums geringer<br />
Dosis (z.B. Trimipramin als Tropfen:<br />
6–12 mg) oft ausreichend. Bei ausgeprägten<br />
depressiven Symptomen kann zusätzlich<br />
zur Psychotherapie die Gabe eines<br />
Antidepressivums des Typs SSRI (selektiver<br />
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)<br />
hilfreich sein, sollte aber mit fachärztlicher<br />
Begleitung erfolgen. Wichtig ist es,<br />
einschleichend zu dosieren und eventuelle<br />
Absetzphänomene zu beachten. ■<br />
Korrespondenzadresse<br />
Prof. Dr. med. Peter Keel<br />
FMH Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Socinstrasse 25<br />
4051 Basel<br />
peter.keel@unibas.ch<br />
Interessenskonflikt: Der Autor erklärt,<br />
dass kein Interessenskonflikt besteht.<br />
Manuskript eingereicht: 20.2.2014, revidierte<br />
Fassung angenommen: 19.5.2014.<br />
Zusammenfassung<br />
Chronische Müdigkeit ist ein häufiges Symptom, das aber<br />
meist erst zum Arzt führt, wenn deren Folgen wie Schlafstörungen<br />
und Reduktion der Leistungsfähigkeit den<br />
Alltag zu sehr beeinträchtigen. Häufig steht die Befürchtung<br />
im Vordergrund, dass ein somatisches Leiden vorliege,<br />
doch handelt es sich bei diesen Erschöpfungszeichen<br />
meist um die Folgen einer – oft nicht erkannten – anhaltenden<br />
psychischen Überlastung, also durch Aktivierung<br />
des Stresssystems bedingte somatoforme Beschwerden.<br />
Kann eine solche nicht gesehen werden, ist ein Minimum<br />
an somatischen Abklärungen angezeigt, denn die Liste<br />
der möglichen Differenzialdiagnosen ist lang. Andernfalls<br />
gilt es, eine geeignete psychosoziale Beratung in die Wege<br />
zu leiten, wozu der Hausarzt u. U. die nötige Motivation<br />
durch geeignete Vorarbeit leisten muss.<br />
Schlüsselwörter: Reizbarkeit – Müdigkeit – somatoforme<br />
Störungen – Depression – Burnout<br />
dem weiteren Vorgehen sind wichtig. Die<br />
Therapieplanung soll im gegenseitigen<br />
Einverständnis erfolgen. Nebst obigen vertrauensbildenden<br />
Massnahmen ist eine<br />
Reihe weiterer Punkte zu beachten<br />
(Tab. 8). Vor allem bei Verdacht oder Hinweisen<br />
auf einen Partnerkonflikt ist Zurückhaltung<br />
geboten, weil diese Patienten<br />
entsprechende Schwierigkeiten aus Angst<br />
vor Konflikten und allenfalls Trennung<br />
sowie ihrem überbehütenden Verhalten<br />
dem Partner gegenüber (sie entschuldigen<br />
sein Verhalten) oft verleugnen [4].<br />
Erst wenn entsprechende Problemfelder<br />
identifiziert werden konnten, wozu das<br />
oben beschriebene Vorgehen hilfreich sein<br />
kann, ist es sinnvoll, die Zuweisung an<br />
einen ärztlichen oder psychologischen<br />
Psychotherapeuten in Erwägung zu ziehen.<br />
Zur Motivationsförderung können<br />
Bibliographie<br />
1. Aeschlimann AG, Bachmann S, Cedraschi C,<br />
et al.: Fibromyalgie-Syndrom: neue Erkenntnisse<br />
zu Diagnostik und Therapie – Teil 1:<br />
Krankheitsbild, Hintergründe und Verlauf.<br />
Schweiz Med Forum 2013; 13: 517–521.<br />
2. Bradley A: Pathophysiologic mechanisms of<br />
fibromyalgia and its related disorders. J Clin<br />
Psychiatry 2008; 69 (Suppl 2): 6–13.<br />
3. Pines AM, Aronson E, Kafry D: Ausgebrannt.<br />
Stuttgart: Klett Kotta, 1985.<br />
4. Keel P: Die unerklärliche Müdigkeit. Heidelberg;<br />
Springer Spektrum: 2014.<br />
5. Fukuda K, Straus SE, Hickie I, Sharpe MC,<br />
Dobbins JG, Komaroff A: The chronic fatigue<br />
syndrome: a comprehensive approach to its<br />
definition and study. International Chronic<br />
Fatigue Syndrome Study Group. Ann Intern<br />
Med 1994; 121: 953–959.<br />
6. http://www.nice.org.uk/guidance/CG53/<br />
chapter/1-Guidance#diagnosis<br />
7. van Geelen SM, Sinnema G, Hermans HJ, Kuis<br />
W: Personality and chronic fatigue syndrome:<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
35
PERSPEKTIVEN<br />
Key messages<br />
• Die Symptome Ungeduld, Reizbarkeit, Lustlosigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind Zeichen<br />
von Erschöpfung oder Burnout und weisen u.U. auf eine beginnende Depression hin.<br />
• Differenzialdiagnostisch sind eine Reihe internistischer Erkrankungen (z.B. Hypothyreose) oder eine<br />
spezifische Schlafstörung als Ursache in Betracht zu ziehen.<br />
• Mit einer psychosozialen Anamnese können oft Hinweise für anhaltende psychische Belastungen<br />
gefunden werden.<br />
• Von einer rein symptomatischen Behandlung mit Medikamenten von z.B. anhaltenden Schlafstörungen<br />
oder Angstzuständen ist abzuraten.<br />
Lernfragen<br />
1. Was gehört zu den Hauptmerkmalen von Burnout? (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)<br />
a) Emotionale Erschöpfung<br />
b) Sprunghaftes Denken<br />
c) Verminderte Leistungsfähigkeit<br />
d) Verlust des Einfühlungsvermögens<br />
2. Die Stressbelastung wird durch eines der folgenden Persönlichkeitsmerkmale nicht erhöht: (Einfachauswahl,<br />
1 richtige Antwort)<br />
a) Leistungsorientierung (Arbeitssucht, Verzicht auf Freizeit)<br />
b) Selbstwertprobleme (latente Minderwertigkeitsgefühle)<br />
c) Konfliktleugnung (Harmoniebedürfnis)<br />
d) Aggressivität (Impulsdurchbrüche)<br />
e) Vermeiden von Abhängigkeit (Mühe, Hilfe zu beanspruchen)<br />
3. Im Umgang mit funktionellen Störungen ist/sind zu vermeiden: (Mehrfachauswahl, mehrere<br />
richtige Antworten)<br />
a) Ausschliesslich symptomatische Behandlung<br />
b) Somatische Abklärungen<br />
c) Direktes Ansprechen von vermuteten Partnerschaftsproblemen<br />
d) Erfassen von funktionellen und psychischen Begleitsymptomen<br />
Résumé<br />
La fatigue chronique est une plainte fréquente mais qui ne conduit à une consultation médicale<br />
lorsqu'elle induit des troubles du sommeil ou diminue la productivité. La crainte de troubles somatique<br />
prédomine habituellement. Pourtant les symptômes physiques et psychologiques sont habituellement<br />
des signes de stress chronique. Il y a souvent un manque de conscience des facteurs de stress ou des<br />
conflits susceptibles de reconnaître ce problème. En conséquence peu d'investigations sont recommandées<br />
sur le plan somatique puisque la liste des causes potentielles sur ce plan est longue. Le malade<br />
doit être préparé et motivé à recevoir des conseils sur le plan psychosocial.<br />
Mots-clés: irritabilité – fatigue – troubles somatiformes – dépression – burnout<br />
methodological and conceptual issues. Clin<br />
Psychol Rev 2007; 27: 885–903.<br />
8. Karasek R, Theorell T: Healthy work-stress,<br />
productivity, and the reconstruction of working<br />
life. New York; Basic Books: 1990.<br />
9. Tsigos C, Chrousos GP: Hypothalamic-pituitary-adrenal<br />
axis, neuroendocrine factors and<br />
stress. J Psychosom Res 2002: 53: 865–871.<br />
Antworten zu den Lernfragen<br />
1. Antworten a), c) und d) sind richtig.<br />
2. Antwort d) ist richtig.<br />
3. Antworten a) und c) sind richtig.<br />
Abstract<br />
Chronic fatigue is a frequent complaint,<br />
but only leads to a medical<br />
consultation when consequences like<br />
sleep disturbance and reduced productivity<br />
become debilitating. Fear of a<br />
somatic disorder is usually prominent.<br />
However, the symptoms are usually<br />
physical and psychological signs of<br />
chronic stress. There is often a lack of<br />
awareness of stressors or conflicts,<br />
which would allow such a conclusion.<br />
Therefore, a few somatic investigations<br />
are recommended, since the list of<br />
possible somatic causes is long. Otherwise<br />
the patient should be prepared<br />
and motivated for a psychosocial<br />
counselling.<br />
Key words: irritability – fatigue –<br />
somatoform disorders – depression –<br />
burnout<br />
36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
PERSPEKTIVEN<br />
D as erleseneObjekt<br />
Der Arzt als Ausstellungsobjekt<br />
Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />
Der Sarg des Dottore Giacchino Distefano d’Alia (1811–1880)<br />
Die Touristen strömen hin, die Luft ist<br />
stickig und feucht. Wir befinden uns in<br />
den Katakomben des Kapuzinerklosters<br />
von Palermo, die Ende des 16. Jahrhunderts<br />
tief in den Tuffstein gegraben wurden,<br />
um die toten Mönche, seit dem<br />
18. Jahrhundert aber auch Adelige, Kinder<br />
und bessergestellte Personen beizusetzen.<br />
Inzwischen wurde der Brauch aufgegeben,<br />
doch die Zahl der Toten ist beachtlich:<br />
In der Gruft sind 8000 Leichen, mumifizierte<br />
Körper und Skelette, zu sehen.<br />
In zerfallenen Kleidern hängen sie an<br />
Bolzen und Haken, liegen auf Brettern<br />
und in Särgen. Manch einem dieser bis zu<br />
400 Jahre alten Gerippe fehlen einzelne<br />
Gliedmassen oder der Kopf. Diese Teile<br />
finden sich am Boden wieder, meist dort,<br />
wo sie irgendeinmal hingekullert sind.<br />
Um Platz zu sparen, teilen sich gleich zwei<br />
Kinderkörper einen Sarg, einst liebevoll<br />
eingekleidet und einzeln drapiert, jetzt<br />
gestapelt, die Füsse des einen im Gesicht<br />
des anderen. Wer nach Palermo auszieht,<br />
kann in der Kapuzinergruft das Gruseln<br />
lernen.<br />
Mitten in der morbiden Ausstellung ein<br />
medizinisches Objekt, der Sarg des Arztes<br />
Giacchino Distefano d’Alia. Ob der tote<br />
Dottore wirklich in der Holzkiste liegt?<br />
Wollte er sich den neugierigen Blicken der<br />
Massen entziehen? Warum in aller Welt<br />
weist der Sarg ein Schloss auf? Im Gegensatz<br />
zu den vielen anderen Toten findet<br />
man bei ihm einen Namen, einen Titel<br />
und sogar Lebensdaten. Er starb 1880<br />
noch vor seinem 70. Geburtstag. Allerdings<br />
findet sich sein Name in keiner<br />
Studentendatei, keiner Beschreibung der<br />
Katakomben, keiner genealogischen Liste,<br />
die übers Internet zugänglich wäre. Auch<br />
er – vergessen.<br />
■<br />
Kapuzinergruft/<br />
Catacombe dei<br />
Cappuccini<br />
Piazza Cappuccini 1, Palermo, Sizilien<br />
Geöffnet täglich ausser montags:<br />
09.00–12.30 und 15.00–17.30 Uhr<br />
Achtung: Da in den Wintermonaten<br />
kaum Touristen nach Palermo reisen,<br />
ist die Ausstellung vom November bis<br />
Ende <strong>Februar</strong> geschlossen!<br />
www.catacombepalermo.it<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
37
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Versicherungen verstehen:<br />
die Hausratversicherung<br />
Wie sinnvoll ist eine Hausratversicherung für Ärztinnen und Ärzte? Welche Schäden sind damit im<br />
Falle eines Falles gedeckt und was sollte bei einem Abschluss genau beachtet werden? Wie wichtig<br />
ist eine korrekte Versicherungssumme? MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC beantwortet diese Fragen mit<br />
Hilfe des Lebensphasenmodells.<br />
Christoph Bohn, freier Mitarbeiter MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Obwohl «Hausrat» ein Begriff ist, der heute<br />
umgangssprachlich praktisch nicht<br />
mehr verwendet wird, ist die «Hausratversicherung»<br />
ein grosser und wichtiger<br />
Klassiker unter den Versicherungen für<br />
private Haushalte. Ob man nun alleine<br />
einen Haushalt hat oder ihn mit seiner<br />
grossen Familie teilt: Eine Hausratversicherung<br />
gehört heute zum absoluten Basisversicherungsschutz<br />
von Haushalten in<br />
der Schweiz. Obligatorisch ist sie allerdings<br />
nicht.<br />
Der Beruf, den man ausübt, spielt dabei<br />
keine Rolle, denn er hat keine Auswirkung<br />
auf das zu versichernde Risiko. Folglich<br />
ist es auch für angestellte und selbständige<br />
Ärztinnen, Ärzte und medizinisches<br />
Fachpersonal überaus empfehlenswert,<br />
eine Hausratversicherung abzuschliessen,<br />
wenn man einen eigenen Haushalt führt<br />
oder daran beteiligt ist (zum Beispiel mit<br />
eigenen Gegenständen in einer Wohngemeinschaft).<br />
Vom PC bis zum<br />
Liegestuhl<br />
Generell bietet eine Hausratversicherung<br />
umfassenden Schutz gegen Beschädigung<br />
und Diebstahl von Hab und Gut. Dafür<br />
kommen grundsätzlich folgende Ursachen<br />
in Frage:<br />
• Feuer * (Brand, Rauch, Blitzschlag, Explosion,<br />
Implosion u.a.)<br />
• Elementar * (Hochwasser, Überschwemmung,<br />
Sturm, Hagel, Lawine u.a.)<br />
• Wasser (Flüssigkeiten aus Leitungen<br />
und Anlagen sowie aus daran angeschlossenen<br />
Einrichtungen und Apparaten<br />
oder Aquarien, Wasserbetten u.a.)<br />
• Diebstahl (Einbruchdiebstahl, Beraubung,<br />
einfacher Diebstahl zu Hause)<br />
Wenn also zum Beispiel durch ein versehentlich<br />
hingestelltes, nicht ausgeschaltetes<br />
Bügeleisen ein Feuer entsteht, das<br />
eine Wohnungseinrichtung zerstört, so<br />
erstattet die Hausratversicherung den<br />
Neuwert dafür. Dasselbe gilt, wenn aus<br />
einem Cheminéeofen Rauch entweicht<br />
und etwas beschädigt. Oder wenn Wasser<br />
aus einem Geschirrspüler austritt und<br />
zum Beispiel den Teppich oder andere<br />
Gegenstände kaputt macht. Oder wenn bei<br />
einem Einbruch die hochwertige Fotoausrüstung<br />
gestohlen wird.<br />
Summe genau bestimmen<br />
Berücksichtigt sind in der Hausratversicherung<br />
übliche Möbel und Einrichtungsgegenstände,<br />
Haushaltmaschinen und<br />
Apparate, Geschirr, Wäsche und Bettinhalt,<br />
gewöhnliche Teppiche, Lampen,<br />
Vorhänge, Kleider, Schuhe, Nahrungsmittel<br />
und Notvorrat. Hier spricht man von<br />
einem «Basishausrat normale Ausstattung».<br />
Von grösster Bedeutung ist, dass<br />
man bei der Ermittlung der Versicherungssumme<br />
den Neuanschaffungswert<br />
(also den aktuellen Wiederbeschaffungspreis)<br />
angibt. Denn die korrekte Versicherungssumme<br />
verhindert enttäuschende<br />
Leistungskürzungen in einem allfälligen<br />
Schadenfall. Es lohnt sich darum sehr, die<br />
Versicherungssumme seriös auszurechnen<br />
und sie ca. alle fünf Jahre zu überprüfen<br />
und gegebenenfalls anzupassen,<br />
weil sich der eigene Lebensstandard und<br />
damit der Wert des eigenen Hausrats mit<br />
der Zeit oftmals erhöhen.<br />
* Gilt nicht für die Kantone NW und VD; für<br />
diese Kantone liegt ein kantonales Obligatorium<br />
vor.<br />
38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
Zusatzhausrat für<br />
umfassenden Schutz<br />
Von «Zusatzhausrat» spricht man, wenn<br />
auch weitere wichtige Dinge aus dem<br />
Haushalt in die Hausratversicherung einbezogen<br />
werden. Dazu gehören zum Beispiel<br />
Sammlungen (Briefmarken, Mineralien,<br />
Antiquitäten, Kunst etc.), Elektronik<br />
(Home-Cinema, Foto- und Filmausrüstung,<br />
PC, Musikanlagen etc.),<br />
Hobby- und Freizeitartikel (Bücher, CDs,<br />
Modellbau, Werkzeuge, Gartenmöbel und<br />
-geräte etc.), Sportgeräte (Ski, Snowboard,<br />
Velo, Schlauchboot etc.), Wertsachen (Pelze,<br />
Schmuck, Bilder, Musikinstrumente<br />
etc.) und diverse Gegenstände wie Weine,<br />
Spirituosen, Heizöl, Designermöbel etc.<br />
Die Hausratversicherung auf einen Blick<br />
– In der Grunddeckung sind Schäden am Hausrat versichert, die entstehen durch:<br />
• Feuer (Brand, Rauch, Blitzschlag, Explosion, Implosion u.a.)<br />
• Elementar (Hochwasser, Überschwemmung, Sturm, Hagel, Lawine u.a.)<br />
• Wasser (Flüssigkeiten aus Leitungen und Anlagen sowie aus daran angeschlossenen Einrichtungen<br />
und Apparaten u.a.)<br />
• Diebstahl (Einbruchdiebstahl, Beraubung, einfacher Diebstahl zu Hause)<br />
– Sehr empfehlenswert für alle Personen<br />
– Verschiedene Zusatzdeckungen ermöglichen massgeschneiderte Lösungen (Glasbruch oder<br />
Mobi liarverglasung, einfacher Diebstahl auswärts, Tiefkühlgut, Reisegepäck, erweiterte Feuerversicherung<br />
[Sengschäden], Kreditkartenmissbrauch, Ski, Snowboard und Fahrräder zum<br />
Neuwert, Sonnenkollektoren, Grobfahrlässigkeitsschutz).<br />
– Kundenfreundliche 1-Jahres-Verträge<br />
– Günstigere Prämien für MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-Mitglieder, äusserst vorteilhaftes Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis<br />
Nicht verpassen: In der Ausgabe des <strong>VSAO</strong>-Journals vom April <strong>2016</strong> (<strong>Nr</strong>. 2/16) gehen wir näher auf<br />
die Rechtsschutzversicherung ein.<br />
Gut zu wissen ist, dass es nicht darauf<br />
ankommt, ob ein Gegenstand alt oder<br />
neu ist. Es muss in jedem Fall der entsprechende<br />
Neuwert in die Versicherungssumme<br />
eingerechnet werden, damit<br />
in einem Schadenfall auch wirklich<br />
der Neuwert vergütet werden kann. Wichtig:<br />
Es gibt Fälle, in denen Versicherungsleistungen<br />
gekürzt werden müssen. Der<br />
MEDISERVICE-Partner Zurich Connect<br />
bietet aber exklusiv eine Hausratversicherung<br />
an, die auch bei Grobfahrlässigkeit<br />
einen umfassenden Deckungsschutz<br />
gewährt.<br />
Als Geltungsbereich bei der Hausratversicherung<br />
gilt der Standort von Hab und<br />
Gut, der in der Police aufgeführt ist. Das<br />
ist die Wohnung oder das Haus inklusive<br />
Keller/Estrich, Garage/Abstellraum, Balkon/Terrasse,<br />
Garten/Sitzplatz und Treppenhaus<br />
sowie auswärts auf der ganzen<br />
Welt für Hausrat, der sich vorübergehend,<br />
aber nicht länger als zwei Jahre, an beliebigen<br />
anderen Orten befindet.<br />
Günstigere Prämien<br />
für MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-<br />
Mitglieder<br />
MEDISERVICE steht den Mitgliedern bei<br />
allen Fragen zur Hausratversicherung<br />
mit Rat und Tat aktiv zur Seite. Denn<br />
gerade im Bereich Hausrat ist eine möglichst<br />
präzise Versicherungslösung von<br />
grosser Bedeutung. Das speziell entwickelte<br />
Lebensphasenmodell (www.mediservice-vsao.ch/de/lebensphasen)<br />
liefert<br />
wichtige Erkenntnisse darüber, wer sich<br />
vertieft mit dem Thema Hausratversicherung<br />
und mit weiteren Versicherungsthemen<br />
auseinandersetzen sollte. Es gilt,<br />
Überraschungen zu vermeiden, die ins<br />
Geld gehen können.<br />
■<br />
Wichtig: MEDISERVICE-<strong>VSAO</strong>-Mitglieder<br />
profitieren von günstigeren<br />
Prämien beim Hausrat-Partner<br />
Zurich Connect!<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
39
MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
PARTNER-PORTRÄT:<br />
Für jeden Notfall richtig<br />
vorbereitet sein<br />
Eine medizinische Tätigkeit stellt besondere<br />
Anforderungen an die Versicherung.<br />
Basierend auf langjähriger Erfahrung<br />
im Ärztebereich bietet Helvetia den<br />
optimalen Versicherungsschutz für Ärztinnen<br />
und Ärzte. Verbandsmitglieder<br />
von MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC profitieren<br />
zusätzlich von Spezialkonditionen.<br />
Wer als Arzt oder Ärztin tätig ist, möchte<br />
möglichst viel Zeit seinen Patientinnen und<br />
Patienten widmen. Allerdings ist dies nicht<br />
immer einfach, muss sich doch ein Arzt – insbesondere<br />
mit eigener Praxis – noch um viele<br />
Fragen kümmern, die sich nicht direkt im<br />
Zusammenhang mit der medizinischen Tätigkeit<br />
stellen. So muss unter anderem abgeklärt<br />
werden, welcher finanzielle Schutz bei Schäden<br />
am Inventar und an der technischen Einrichtung<br />
oder bei Haftpflichtansprüchen besteht.<br />
Arztpraxen sind verschiedenen Risiken ausgesetzt.<br />
So kann ein Ausfall der Stromversorgung<br />
oder ein technisches Versagen des<br />
Kühlaggregates dazu führen, dass Medikamente,<br />
Blutpräparate oder Laborproben, die<br />
in der Praxis in einer Kühlanlage gelagert<br />
werden, zerstört werden. Auch weitere elektronische<br />
Apparate der Medizintechnik sind<br />
vor Beschädigungen nicht gefeit, wenn sie<br />
zum Beispiel umstürzen oder Überspannungen<br />
im Stromnetz ausgesetzt sind. Nicht zu<br />
vergessen sind auch Haftpflichtansprüche aus<br />
der Medikamenten- oder Rezeptabgabe oder<br />
Haftpflichtschäden aus der Notfallhilfeleistung.<br />
Individuelle Lösungen bieten<br />
Für solche und weitere Fälle können sich Ärztinnen<br />
und Ärzte, aber auch Therapeuten,<br />
Heilpraktiker und weitere Medizinalpersonen<br />
absichern. Aufgrund der besonderen Tätigkeit<br />
dieser Berufe werden praxisnahe und individuelle<br />
Versicherungslösungen benötigt. Dank<br />
langjähriger Erfahrung bietet Helvetia auf die<br />
individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Angebote<br />
für den Medizinal- und Gesundheitsbereich.<br />
In der Vertragsgestaltung wie auch<br />
in der Schadenregulierung werden die Kunden<br />
von einem Team mit umfassenden Kenntnissen<br />
im Medizinalbereich betreut.<br />
Sachwerte absichern<br />
Mit der Helvetia Geschäftsversicherung KMU<br />
für Arztpraxen werden sowohl das Praxisinventar<br />
als auch Geldwerte und persönliche<br />
Effekten von Patienten gegen die Grundgefahren<br />
versichert. Auch Folgekosten, zum<br />
Beispiel die Wiederherstellungskosten von<br />
beschädigten Patientendaten, sind mitversichert.<br />
Ebenfalls eingeschlossen sind der Notfallkoffer<br />
und dessen Inhalt, dies selbstverständlich<br />
auch ausserhalb der Praxis. Gut zu<br />
wissen: Es ist jeweils nicht nur der eigentliche<br />
Sachwert versichert, sondern auch die Minderung<br />
des Betriebsertrags, die durch den<br />
Sachschaden entsteht.<br />
Technische Anlagen versichern<br />
Neben der Deckung für Sachwerte ist auch<br />
die Versicherung der technischen Anlagen<br />
wie Röntgenapparate, EKG-Geräte, Massagegeräte<br />
oder Geräte der Dentaltechnik unerlässlich.<br />
Die medizinische Tätigkeit erfordert<br />
oft teure Anlagen und Geräte, die zur Untersuchung<br />
oder Behandlung dienen. Sei es für<br />
die Medizintechnik oder in Form von EDV-<br />
Anlagen und Bürotechnik. Kommt es zu einer<br />
Beschädigung, Zerstörung oder einem Diebstahl,<br />
zieht dies erhebliche finanzielle Folgen<br />
nach sich. Gegen solche Risiken bietet eine<br />
Technische Versicherung den nötigen Schutz.<br />
Sich vor Haftpflichtfällen schützen<br />
Schliesslich sollten auch Haftpflichtfälle aus<br />
der medizinischen Tätigkeit versichert werden.<br />
Dabei geht es um Personen-, Sach- oder<br />
Vermögensschäden, die einer Drittperson<br />
entstehen. Die Berufshaftpflichtversicherung<br />
von Helvetia basiert auf den gesetzlichen Bestimmungen<br />
und schliesst zahlreiche Zusatzleistungen<br />
wie Schäden an Mieträumen,<br />
Grobfahrlässigkeitsverzicht und Haftpflicht<br />
aus der Medikamentenabgabe ein. Mit der<br />
Berufshaftpflicht sind auch Haftpflichtansprüche<br />
aus der Tätigkeit als Belegarzt im<br />
Spital, Notfallarzt, Lehrbeauftragter, in einem<br />
Verein, bei der Schweizer Armee oder im<br />
Zivilschutz abgedeckt.<br />
Attraktiver Kombirabatt<br />
Die Geschäftsversicherung, die Technische<br />
Versicherung und die Berufshaftpflichtversicherung<br />
KMU für Medizinalpersonen richten<br />
sich in erster Linie an selbständig erwerbende<br />
Ärztinnen und Ärzte und nach deren individuellen<br />
Bedürfnissen. Werden mehrere Versicherungen<br />
bei Helvetia abgeschlossen,<br />
profitiert man von einem attraktiven Kombirabatt.<br />
Eine speziell auf den Medizinalbereich<br />
zugeschnittene Versicherungslösung bietet<br />
nicht nur finanzielle, sondern auch ganz praktische<br />
Vorteile: Durch die Entlastung von solchen<br />
Nebenaufgaben bleibt den versicherten<br />
Fachkräften mehr Zeit für ihre eigentliche<br />
Haupttätigkeit, die Betreuung ihrer Patienten<br />
und Klienten.<br />
■<br />
Ihre Vorteile beim Abschluss<br />
einer Helvetia Versicherung<br />
KMU Medizinalbereich<br />
Die Mitglieder des MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />
ASMAC profitieren von Spezialkonditionen.<br />
Lassen Sie sich persönlich beraten,<br />
und erfahren Sie mehr über individuelle<br />
Versicherungslösungen für Ihren Tätigkeitsbereich.<br />
Weiterführende Informationen<br />
gibt es auch online:<br />
www.helvetia.ch/medizin-gesundheit<br />
http://www.mediservice-vsao.ch/de/versicherungen/arztpraxis/<br />
http://www.mediservice-vsao.ch/de/versicherungen/berufshaftpflicht/<br />
<strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />
41
IMPRESSUM<br />
KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />
<strong>Nr</strong>. 1 • 35. Jahrgang • <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong><br />
Herausgeber/Verlag<br />
AG<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />
Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />
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MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />
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Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />
Redaktion<br />
Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />
Christiane Arnold, Franziska Holzner-Arnold,<br />
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Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />
Daniel Schröpfer, Präsident<br />
Ryan Tandjung, Vizepräsident<br />
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Lars Frauchiger, Dina-Maria Jakob, Gert Printzen,<br />
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Marino Urbinelli, Felix Widmer (swimsa), Anja Zyska<br />
Cherix<br />
Druck, Herstellung und Versand<br />
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Layout: Tom Wegner<br />
Inserate<br />
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Auflagen<br />
Druckauflage: 22 074 Expl.<br />
WEMF/SW-Beglaubigung 2015: 21 136 Expl.<br />
Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />
Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />
ISSN 1422-2086<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 2/<strong>2016</strong> erscheint im April <strong>2016</strong>.<br />
Thema: Intelligenz<br />
© <strong>2016</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />
Printed in Switzerland<br />
BL/BS<br />
BE<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />
Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />
Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />
Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao.basel.ch<br />
<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführerin: Rosmarie Glauser, Fürsprecherin,<br />
Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />
bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />
FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />
3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />
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Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />
GR<br />
JU<br />
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte Sektion<br />
Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG, RA Geschäftsführer/<br />
Verbandsjurist, Tel. +41 78 880 81 64, info@vsao-gr.ch / www.vsao-gr.ch<br />
ASMAJ c/o Karim Bayoumy, Rue de l’Église 6, 2800 Delémont,<br />
ASMAC.jura@gmail.com<br />
NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />
Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />
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SO<br />
TI<br />
TG<br />
VD<br />
VS<br />
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Tel. 091/930 63 00, Fax 091/930 63 01, lorenza.pedrazzini@gmail.com<br />
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ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />
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ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />
Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />
Zentralschweiz<br />
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Gütesiegel Q-Publikation<br />
des Verbandes Schweizer Medien<br />
ZH<br />
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42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 1 <strong>Februar</strong> <strong>2016</strong>