Türkisch
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Damit stellen Weiß/Trebbe eine Grundtendenz fest: Mit stärkerer<br />
Integration nimmt auch die Nutzung deutscher Medien zu (vgl.<br />
Müller 2005, S.368).<br />
Hafez (2002), der 93 Tiefeninterviews durchführte, kommt zu<br />
demselben Schluss, dass die Komplementär-Nutzung, also die<br />
Nutzung von türkisch- und deutschsprachigen Medien, dem<br />
modernen Verständnis der interkulturellen medialen Integration<br />
entspricht (vgl. Kapitel 2.2.2). Die Nutzung heimat- und<br />
deutschsprachiger Medien ermöglicht eine kritische Haltung<br />
zwischen der alten und der neuen Kultur.<br />
Goldberg und Sauer (2003) 50 stellen fest, dass der Konsum<br />
türkischer Medien eine sehr wichtige Funktion hat: In erster Linie<br />
werden so migrantenspezifische Themen und Informationen<br />
bereitgestellt, denen deutsche Medien nicht ausreichend Platz<br />
einräumen (können). „Dieser zusätzliche Konsum bedeutet also<br />
vor allem eine Erweiterung der medialen Vielfalt und keine<br />
mediale Ghettoisierung.“ (Goldberg/Sauer 2003, S. 16).<br />
Schulte (2002) findet dagegen heraus, dass weit über die Hälfte<br />
der jungen Türken (14- bis 29-jährigen) das Programm türkischer<br />
Sender rezipieren (vgl. Müller 2005, S. 374) 51 .<br />
Die wohl aktuellste, repräsentative und bundesweite<br />
Untersuchung zur Mediennutzung von Migranten, ist die Studie<br />
„Migranten und Medien 2007“ von der ARD/ZDF-<br />
Medienkommission (vgl. Simon 2007).<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem die Altersgruppe 50+ die<br />
heimatsprachigen Sender am häufigsten nutzen – zum Teil<br />
bestätigt das die Untersuchung Schultes. Dies trifft aber nicht auf<br />
die in Deutschland geborenen bzw. die jüngere Gruppe der<br />
Türken (14-29-jährige) zu. Auch die Radio- und Internetnutzung,<br />
die zwar geringer ist als bei den gleichaltrigen Deutschen ohne<br />
Migrationshintergrund, ist eher deutschsprachig geprägt (vgl.<br />
Simon 2007, S. 433). Dafür werden laut dieser Studie am<br />
häufigsten die heimatsprachlichen Tageszeitungen genutzt.<br />
Fazit der Untersuchung ist, wie bei Goldberg und Sauer (2003),<br />
dass die deutschen und heimatsprachigen Medien gleichermaßen<br />
wichtig sind für die Meinungs- und Identitätsbildung (vgl. Simon<br />
2007, S. 432).<br />
Eine weitere Studie soll an dieser Stelle vorgestellt werden, da sie<br />
für die Zielgruppe meiner Untersuchung wichtige Erkenntnisse<br />
liefert.<br />
50 Im Rahmen des Zentrum für Türkeistudien interviewten Goldberg und<br />
Sauer 1066 türkische Migranten in Deutschland.<br />
51 Die Daten gehen auf 60.000 Telefoninterviews zurück, die von einer<br />
kommerziellen Marktforschungsgesellschaft (Data 4 U) gesammelt wurden.<br />
Die Stichprobenziehung ist nicht sehr transparent, deshalb lassen sich die<br />
Zahlen an dieser Stelle nicht weiter erklären.