08.12.2012 Aufrufe

0 - Credit Suisse - Deutschland

0 - Credit Suisse - Deutschland

0 - Credit Suisse - Deutschland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seit 1 9 das Magazin der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Nummer Dez. 09/Jan.10<br />

Verantwortung<br />

Bergführer Die Gäste am Seil vertrauen ihm<br />

Berufseinstieg Im «Konter» fühlen sich die Gäste wohl<br />

Dossier Mit Partnern gemeinsame Ziele erreichen<br />

Doppelbelastung Milizsystem als tragende Säule<br />

Nachhaltigkeit Geschäftserfolg wird neu defi niert<br />

Nachdenken Monika Hauser zur Kraft der Solidarität<br />

bulletin plus Sorgenbarometer<br />

Drei Schüler sind begeistert<br />

von myclimate (Dossier).


Mit Worten nur schwer<br />

zu beschreiben.<br />

So ist das oft mit einer<br />

neuen Idee.<br />

Der Audi A5 Sportback. Die Kraft klaren Designs.<br />

Das wirklich Neue der Idee Sportback liegt in der Kombination von scheinbar Unvereinbarem:<br />

sportlichem Design und Funktionalität. Aussen die Proportionen eines klassischen Coupés,<br />

innen das Raumgefühl eines Avant, gekoppelt mit dynamischen Fahreigenschaften bei hervorragender<br />

Effizienz. Eine Idee, die auch ohne Worte überzeugt.


Foto: Rainer Wolfsberger<br />

Gold Winner<br />

Gold Winner<br />

Preisträger<br />

Verantwortung ist ein Vertrauensbeweis, kann aber auch eine Bürde sein.<br />

Denn Verantwortung übernehmen und tragen ist anspruchsvoll. Es bedeutet<br />

Entscheidungen fällen und durchsetzen. Und das ist nicht immer einfach.<br />

Editorial 3<br />

Und doch gelten im Berufsleben Funktionen mit Verantwortung als erstrebenswert,<br />

da vielseitig, fordernd und interessant. Auch wenn mit dem Grad der Verantwortung<br />

immer auch der Druck wächst, das Richtige zu tun. Nicht immer ist der richtige<br />

Weg klar vorgezeichnet. Häufig führen mehrere Wege zum Ziel.<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> gehört zu den grössten Unternehmen in der Schweiz und zu<br />

den bedeutendsten Banken weltweit. Deshalb tragen wir eine grosse Verantwortung<br />

gegenüber den Kunden, Aktionären, Mitarbeitenden, Behörden und der Gesellschaft.<br />

Diese Verantwortung können wir aber nur wahrnehmen, wenn wir als Unter-<br />

nehmen langfristig Erfolg haben. Gerade im heutigen Umfeld, das geprägt ist<br />

von Veränderungen mit weitreichenden Folgen, können wir nur mit Kompetenz,<br />

Sorgfalt und verantwortungsvollem Handeln diesen Erfolg erzielen.<br />

Ich bin mir bewusst, dass wir in einer Zeit leben, die viele Verantwortungsträger<br />

vor schwierige Entscheidungen stellt, die für sie eine grosse Herausforderung<br />

darstellen. Umso mehr ist es für uns als Unternehmen wichtig, dass unsere<br />

Kunden, Aktionäre und Mitarbeitenden die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> als verlässlichen und<br />

fairen Partner wahrnehmen.<br />

Dazu gehört auch, dass wir die Mitarbeitenden dazu ermutigen, sich aktiv in<br />

der Gesellschaft zu engagieren. Sei es mit politischen Mandaten, in Vereinen oder<br />

sonstigen Aktivitäten. So leisteten <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Mitarbeitende 2008 weltweit<br />

90 000 Stunden Freiwilligenarbeit.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> die Nachwuchsförderung. Schliesslich<br />

sind die Jungen von heute die Entscheidungsträger von morgen. Ihre Ausbildung<br />

liegt uns am Herzen. So stellen wir in der Schweiz rund 1200 Ausbildungsplätze<br />

für Lernende, Praktikanten sowie für Mittelschul- und Hochschulabgänger zur Ver-<br />

fügung. Daneben unterstützen wir auch verschiedene Nachwuchsförderungsprogramme<br />

in den Bereichen Sport und Kultur.<br />

In einer Zeit, die geprägt ist von Veränderungen, gilt es Verantwortung zu übernehmen.<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> kann und will einen wichtigen Beitrag dazu leisten.<br />

Hans-Ulrich Doerig, Verwaltungsratspräsident der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> AG


«Wenn sich kein Lüftchen regt, rühren<br />

sich die Bäume nicht.»<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

SYMPHASIS: Die gemeinnützige Stiftung für<br />

Sozial-Karitatives<br />

Natur-, Umwelt-, Tier- und Artenschutz<br />

Breiten- und Behindertensport<br />

Jugend und Senioren<br />

Kultur<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Mit der gemeinnützigen Stiftung SYMPHASIS haben Sie als Donatorin oder Donator<br />

die Möglichkeit, sozial-karitative, umweltbezogene, kulturelle und gesundheitssportliche<br />

Projekte nach Ihren persönlichen Vorstellungen zu unterstützen.<br />

Bewegen auch Sie etwas.<br />

Wir sind gerne für Sie da und freuen uns auf Ihre Kontaktnahme:<br />

Gemeinnützige Stiftung SYMPHASIS, Schanzeneggstrasse 3, CH – 8070 Zürich<br />

Telefon +41 44 332 14 45, Telefax +41 44 332 14 46, www.symphasis.ch, info@symphasis.ch<br />

SYMPHASIS wird unterstützt durch die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>


Coverfoto: Bernard van Dierendonck | Foto: Bernard van Dierendonck<br />

6<br />

Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut,<br />

sondern auch für das, was man nicht tut, sagte Lao-Tse.<br />

Und es ist zu ergänzen: Verantwortung wahrnehmen ist<br />

keine reine Frage der Quantität, sondern der Einstellung<br />

und des Agierens im Rahmen der eigenen Möglichkeiten.<br />

6 _ Bergführer Die Verantwortung gegenüber seinen Gästen<br />

ist sein täglich Brot. Eine Tour auf den Claridengipfel.<br />

12 _ Weltweite Armut Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass<br />

die Armut immer noch ein weibliches Gesicht trägt.<br />

14 _ Jugendarbeitslosigkeit Wie man die Hauptsorge der<br />

Schweizer beim Essen bekämpfen kann.<br />

Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt mit 10 Prinzipien und Kriterien den Standard für eine umwelt- und<br />

sozialverträgliche Waldbewirtschaftung. Schweizer Papier (Z-Offset, mit 30% FSC-Anteil), aus europäischem Zellstoff,<br />

hergestellt von der ISO-14001-zertifizierten Ziegler Papier AG, Grellingen.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Inhalt<br />

17 _ Wanderpokal Die Energieeffizienz der<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> wurde ausgezeichnet<br />

18 _ Mandatsträger Der schwierige Spagat<br />

zwischen Beruf und öffentlichem Amt<br />

21 _ Barrieren Im Zusammenhang mit der<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> mehr und mehr ein Fremdwort<br />

22 _ Kundenstiftungen Verantwortungsvoller<br />

Umgang mit den finanziellen Ressourcen<br />

23 _ Dossier Partnerschaft<br />

01 Unternehmerische Verantwortung<br />

Partner helfen bei der Umsetzung<br />

02 myclimate Ein wichtiges Thema verbindet<br />

Schüler über die Kontinente hinweg<br />

03 Pro Infirmis Die Schweiz ist noch längst<br />

nicht rollstuhlgängig<br />

04 Pfadi In Jugendorganisationen lernt man,<br />

Führungsverantwortung zu übernehmen<br />

05 Musikkollegium Winterthur Eine Stadt<br />

schreibt eine Oper, Schüler erleben Musik<br />

06 SRK Verloren, verschwunden, vermisst:<br />

Der Suchdienst hilft<br />

07 Yes Wenn der Banker für einige Tage<br />

zum Lehrer wird<br />

08 Porträts Fünf Partnerorganisationen des<br />

Corporate Volunteering stellen sich vor<br />

Wirtschaft<br />

41 _ Erfolgsfaktoren Antworten auf ökologische<br />

und soziale Fragen finden wird entscheidend<br />

44 _ Arbeitsmarkt Die Talsohle ist auch in der<br />

Schweiz noch nicht durchschritten<br />

Leader<br />

46 _ Monika Hauser Eine Ärztin als Anwältin<br />

der Frauen<br />

Schlusspunkt<br />

50 _ Fritz Gutbrodt Gedanken über die Weiter-<br />

entwicklung der klassischen Philanthropie<br />

Service<br />

43 _ Impressum<br />

> bulletin plus «Sorgenbarometer»<br />

Das Heft im Heft auf Seite 11<br />

Neu: bulletin zum Hören<br />

Das bulletin als Hörmagazin finden Sie<br />

auf www.credit-suisse.com/bulletin


6 Verantwortung Bergführer<br />

Zu Gast in den Bergen<br />

Verantwortung übernehmen ist das täglich Brot des Bergführers. Der 49-jährige<br />

Markus Wey von der Bergschule Uri ist seit bald 2 Jahren mit Gästen in den Bergen<br />

unterwegs. Bis zu welchem Grad er die Verantwortung für andere übernehmen<br />

kann und wo die Selbstverantwortung jedes Einzelnen zum Tragen kommen muss,<br />

erklärt er während einer Tour auf den Clariden.<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>


Bergführer Verantwortung<br />

Über den Hüfifirn entlang von Gletscherspalten<br />

zum Claridengipfel, der sich rechts hinter<br />

dem Vorgipfel erhebt.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


Verantwortung Bergführer<br />

Text: Daniel Huber<br />

Rund eine Stunde vor Sonnenaufgang begrüsst Bergführer Markus<br />

Wey seinen «Gast» auf der Klausenpasshöhe. Bergführer sprechen<br />

nicht von Kunden oder Klienten, sondern konsequent von Gästen.<br />

Sie verstehen sich als Gastgeber der Berge und nicht als deren Verkäufer.<br />

Wey hat seinem Gast eine Tour auf den 3267 Meter hohen<br />

Clariden vorgeschlagen. Das sei schon ein richtiger Berg mit allem,<br />

was dazugehöre, inklusive Gletscherüberquerung mit Steigeisen<br />

und einer nicht allzu anspruchsvollen Kletterpassage – gut zu machen<br />

für einen unerfahrenen Unterländer mit einer einigermassen<br />

guten Laufkondition.<br />

Nachdem Eispickel und Steigeisen ausprobiert und im Rucksack<br />

verstaut sind, geht es im Morgengrauen über feuchte Alpwiesen steil<br />

bergauf. Ein erstes, abtastendes Gespräch entsteht. Es stellt sich<br />

heraus, dass Markus Wey eigentlich auch ein Unterländer ist, auch<br />

wenn wenig vom Dialekt übrig geblieben ist. Er ist in Zürich aufgewachsen<br />

und hat dort eine Lehre als Maschinenmechaniker absolviert,<br />

um später Bordmechaniker bei der damaligen Swissair zu werden.<br />

Doch nach dem Lehrabschluss gab es für ihn nur noch die Berge –<br />

eine Leidenschaft, die er von seinem Vater mitbekommen hat.<br />

Mittlerweile werfen die ersten Sonnenstrahlen ein warmes, schönes<br />

Licht auf die Bergkette der gegenüberliegenden Seite des Tals.<br />

Am Clariden kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Es gibt<br />

verschiedene an sich ungefährliche Stellen, die aber bei einem Ausrutscher<br />

unweigerlich zu einem Absturz über eine der mehreren hohen<br />

Felswände rund um den Clariden führen. Aus diesem Grund wurde<br />

auch die letzte Kletterpassage zum Gipfel direkt über der berüchtigten,<br />

über 1000 Meter hohen Nordwand mit Ketten gesichert.<br />

Aber zuerst einmal erreicht Bergführer Wey mit seinem Gast das<br />

so genannte Iswändli. Es ist der letzte, steil abfallende Ausläufer<br />

des Hüfifirns. Das Festschnallen der Steigeisen ist gar nicht so<br />

simpel. Wey zeigt es am rechten Fuss vor und beobachtet den Gast,<br />

wie er sich beim linken anstellt. Auch wenn es etwas dauert, scheint<br />

der Bergführer mit dem Sitz des Eisens zufrieden zu sein. Jetzt noch<br />

Handschuhe und Regenjacke überziehen, dann gehts gesichert am<br />

Seil mit den ersten zaghaften Schritten und dem Pickel auf der Berg-<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Bild links Der 49-jährige Stadtzürcher Markus Wey ist seit bald 2 Jahren als<br />

Bergführer unterwegs und lebt mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Andermatt.<br />

Bild rechts Und immer wieder der atemberaubende Blick in die Weite der Bergwelt.<br />

Im Hintergrund erstrahlen die Jegerstöck im Licht der ersten Sonnenstrahlen.<br />

seite los. Rutscht einer der Seilschaft an einer solch steilen Stelle<br />

aus, so ist die Gefahr gross, dass er den Partner mit in die Tiefe<br />

reisst. Darum hat Wey den Gast am kurzen Seil. «Es wird damit zu<br />

meinem verlängerten Arm, mit dem ich hastige Bewegungen und<br />

Unsicherheiten sehr direkt mitbekomme und wenn nötig sofort reagieren<br />

kann.»<br />

Wenn Wolken bedrohlich werden<br />

Oben am Iswändli angekommen holt Wey ein relativ klobiges GPS-<br />

Navigationssystem aus der Tasche und fixiert den momentanen<br />

Standort. Dasselbe habe er zuvor schon beim Einstiegspunkt gemacht.<br />

«Wenn man hier im Nebel die Orientierung verliert, kann es<br />

gefährlich werden. Denn das Iswändli mündet auf beiden Seiten<br />

in hohe Felswände.» An diesem Tag ist an sich schönes Wetter mit<br />

klarer Sicht. Doch sind einige der Gipfel in der Nähe mittlerweile in<br />

kleine, aber dichte Quellwolken gehüllt. «Es kann gut sein, dass wir<br />

in zehn Minuten auch in so einer Wolke stecken. Das weiss man nie.»<br />

Plötzlich bekommen die beiden blinkenden Punkte auf dem ansonsten<br />

leeren Display für den Gast eine sehr beruhigende Wirkung.<br />

Über den eigentlichen Gletscher geht es am etwas längeren,<br />

straffen Seil weiter, jederzeit bereit, im Notfall den bergseits gehaltenen<br />

Pickel sichernd ins Eis zu rammen und mit der anderen Hand<br />

über eine spezielle Schlaufe das Seil zu fixieren. «Ob ein unerfahrener<br />

Gast das im ersten Schreck dann auch wirklich so macht, weiss<br />

ich natürlich nicht. Jedenfalls hat er es irgendwo im Hinterkopf», sagt<br />

Wey. «Meide zudem die schneebedeckten Stellen. Da ist das Risiko,<br />

dass darunter ein Hohlraum liegt, grösser.» Wey ist während einer<br />

Tour am Tödi mit seinem Bruder auch schon einmal in eine Spalte<br />

gestürzt. Es ging aber alles gut. Der Bruder wusste, was in einem<br />

solchen Fall zu tun ist. «Leider ist das aber eher die Ausnahme», sagt<br />

Wey und erzählt, wie er vor Jahren auf dem Hüfifirn per Zufall im<br />

Nebel auf eine Gruppe gestossen ist, bei der zwei Bergsteiger einen<br />

dritten am Seil hielten, der in eine Spalte gestürzt war. Allerdings<br />

wussten sie nicht, wie weiter, und verharrten so schon seit zehn<br />

Minuten in Hilflosigkeit. «Ich bin überzeugt, wenn man an einem<br />

Fotos Seiten 6 –10: Bernard van Dierendonck


schönen Herbstwochenende am Anfang des Gletschers einen<br />

kleinen Eignungstest machen würde, dann wüssten 80 Prozent der<br />

Berggänger nicht, wie sie mit Seilen einen Flaschenzug machen<br />

könnten.»<br />

Eigenverantwortung fängt bei der Selbsteinschätzung an<br />

Gerade weil die Freiheit in den Bergen immer noch so gross und<br />

unreglementiert ist – der Alpinismus ist in der Schweiz eine der letzten<br />

Sportarten mit erhöhtem Risiko, die man noch ohne Brevet ausüben<br />

kann –, ist Verantwortung hier oben ein so wichtiges Thema.<br />

Dabei kann auch ein Bergführer, der für eine Tour engagiert wird,<br />

mit all seinem Fachwissen und seiner Erfahrung immer nur einen Teil<br />

der Verantwortung übernehmen. Ganz wichtig ist und bleibt für Wey<br />

deshalb die Eigenverantwortung und die fängt für ihn schon vor der<br />

Tour bei einer gesunden Selbsteinschätzung an. Je nach Schwierigkeitsgrad,<br />

Dauer und zu überwindenden Höhenmetern müssen die<br />

Teilnehmer einer Tour bestimmte Kletterkenntnisse sowie eine ausreichende<br />

Grundkondition mitbringen.<br />

«Wer nach der ersten Steigung schon ans Leistungslimit kommt,<br />

kann später in einer schwierigen Situation für die ganze Gruppe zur<br />

Gefahr werden», erklärt Wey. «Entsprechend kann es vorkommen,<br />

dass ich solche Leute vor einer kritischen Passage an einem geschützten<br />

Punkt zurücklasse, wo sie auf die Rückkehr der Gruppe<br />

warten müssen. Verantwortung übernehmen heisst auch unangenehme<br />

Entscheidungen durchsetzen.»<br />

Nach dem Firn geht es ohne Steigeisen über ein teilweise recht<br />

rutschiges Geröllfeld weiter hinauf zum Vorgipfel. Zwischen dem<br />

Vorgipfel und dem Hauptgipfel kommt die Seilschaft zu einer Schlüsselstelle<br />

der Tour: ein schmaler, vielleicht 30 Meter kurzer, aber mit<br />

Schnee bedeckter Grat. Ein allfälliger Ausrutscher zur Linken führt<br />

unweigerlich über die 1000 Meter hohe Nordwand in den sicheren<br />

Tod. Trotzdem entscheidet sich Wey gegen das Anschnallen der<br />

Steigeisen. Der griffige Schnee, die als ausreichend eingestufte<br />

Trittsicherheit des Gastes und die Tatsache, dass sie nur zu zweit<br />

unterwegs sind und im Notfall der sichernde Sprung auf die gegen-<br />

Bergführer Verantwortung 9<br />

Bild links Unterwegs am Seil mit Steigeisen und Pickel: Das Iswändli ist die erste Schlüsselstelle beim Aufstieg zum Claridengipfel<br />

(Mitte). Bild Mitte Die zweite Schlüsselstelle: die mit Ketten ausgerüstete Kletterpassage unterhalb des Claridenhauptgipfels.<br />

Bergführer Wey sichert zusätzlich mit dem Seil. Bild rechts Sicher angekommen auf dem 326 Meter hohen Clariden folgt der obligate<br />

Händedruck zwischen Bergführer und Gast.<br />

überliegende Seite des Grates relativ einfach zu meistern ist, minimieren<br />

für ihn das Risiko auf ein vertretbares Mass.<br />

Über 220 Tage pro Jahr als Bergführer unterwegs<br />

Wey ist seit bald 25 Jahren Bergführer. Dabei ist er jedes Jahr zwischen<br />

220 und 250 Tagen mit Gästen unterwegs und gehört damit in<br />

der Schweiz zu einer kleinen Gruppe von vollamtlichen Bergführern –<br />

insgesamt sind rund 2500 registriert –, die von ihrem Beruf leben<br />

können. Das ist aber auch nur möglich, weil die Bergschule Uri, wo<br />

er Teilhaber und Technischer Leiter ist, nicht nur in der ganzen Schweiz<br />

Touren anbietet, sondern auch in Südamerika, Nepal oder Afrika. So<br />

hat Wey schon 14 Mal den Kilimandscharo bestiegen. Auch 2009<br />

war er im Oktober mit einer Gruppe in Afrika am Kilimandscharo<br />

unterwegs. Darüber hinaus ist er im Alpinen Rettungsdienst der<br />

Schweiz aktiv und leitet dort den Bereich des Hundewesens mit<br />

170 Lawinen- und 70 Sommersuchhunden.<br />

Und wann sieht er seine Frau und seine vier Kinder? «Im November<br />

recht viel.» Und wie geht er mit seiner persönlichen Verantwortung<br />

gegenüber seiner Familie um? Schliesslich kam es 2008 in<br />

den Schweizer Bergen zu 2277 Unfällen und davon endeten 104 tödlich.<br />

«Wenn ich in Zürich im Auto unterwegs bin, setze ich mich ungleich<br />

grösseren Risiken aus, auf die ich zumeist keinen Einfluss<br />

habe. Klar stürzen immer wieder auch erfahrene Bergführer ab und<br />

klar gibt es keine 100 -prozentige Sicherheit. Doch kann ich hier in<br />

den Bergen den Grad des Risikos und der Gefahr stärker selber<br />

bestimmen.»<br />

Händedruck und Eintrag im Gipfelbuch<br />

Das letzte Stück zum Gipfel steht bevor. Wey steigt in der kleinen<br />

Felswand entlang dem Grat vor und sichert mit dem Seil zusätzlich<br />

zu den fest verankerten Ketten. Ähnlich der eisernen Regel eines<br />

Kapitäns zur See ist der Bergführer immer der Erste der Seilschaft<br />

auf dem Gipfel und der Letzte, wenn es hinuntergeht. Nach etwas<br />

mehr als einer Viertelstunde ist auch der letzte Aufstieg geschafft.<br />

Bergführer und Gast sind sicher am Ziel: dem Clariden. Die Rund- ><br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


10 Verantwortung Bergführer<br />

Bild links Die herrliche Gipfelaussicht vom Clariden reicht nach Südwesten über den<br />

Hüfifirn bis weit in die Walliser Alpen. Links hinten beginnt das Maderanertal.<br />

Bild rechts Dann folgt der Abstieg gut gesichert am Seil direkt über der fast 1000 Meter<br />

hohen Nordwand.<br />

sicht mit dem Tödi zur Linken, dem mit dem Hüfifirn bedeckten Talkessel<br />

direkt unter einem und einer Weitsicht zur Rechten bis zum<br />

Dom-Massiv ist atemberaubend schön. Natürlich dürfen der obligate<br />

Händedruck und der Eintrag ins Gipfelbuch nicht fehlen.<br />

Bei der Mittagsrast kommt das Gespräch unweigerlich auf den<br />

Klimawandel und die Verantwortung des Menschen gegenüber der<br />

Umwelt. Am Clariden ist die Erwärmung für regelmässige Besucher<br />

wie Wey allgegenwärtig. So beginnt das Iswändli jedes Jahr etwas<br />

weiter oben, zieht sich der Abbruch des Claridenfirns oberhalb der<br />

Nordwand immer weiter zurück.<br />

Wey sieht das eher pragmatisch. «Es gab schon immer Zeiten,<br />

in denen sich die Gletscher zurückzogen. Das ist nicht neu. So kam<br />

Hannibal mit seinen Elefanten vermutlich auch über schneefreie<br />

Alpen. Neu ist lediglich die Geschwindigkeit, mit der es passiert.»<br />

Für ihn ist klar, dass er der Natur, die er so liebt, bestmöglich Sorge<br />

trägt. Durch den Rückzug der Gletscher würden auch gewisse Stellen<br />

plötzlich begehbar, dafür andere nicht mehr. Und natürlich gäbe<br />

es etwas mehr Steinschlag und Schotterfelder. Aber die grössten<br />

Gefahren für einen Bergsteiger seien immer noch der plötzliche<br />

Wetterumschlag, dem Gewitter ausgesetzt sein auf einem Gipfel<br />

oder Grat, der plötzliche Nebel. Die neuen elektronischen Hilfsmittel<br />

könnten zwar helfen, das Risiko zu minimieren, trotzdem gehörten<br />

Höhenmesser und Karte weiterhin zur Grundausstattung eines Bergführers.<br />

Die funktionieren auch ohne Batterien. Eine gefährliche<br />

falsche Sicherheit vermittelten zudem Handys, die in den Bergen<br />

häufig keinen Empfang hätten.<br />

Immer auf den nächsten Schritt konzentrieren<br />

An diesem herrlichen Herbsttag Ende September bleiben die Quellwolken<br />

an einigen der benachbarten Berggipfel hängen. Den Clariden<br />

lassen sie unbehelligt. «Ein Bergführer will natürlich jedem Gast<br />

etwas Besonderes bieten, das Erfolgserlebnis einer Gipfelbesteigung»,<br />

erzählt Wey. «Dazu muss er den richtigen Tritt vorgeben, zusehen,<br />

dass regelmässig und an guten Stellen Pausen eingelegt<br />

werden. Wichtig ist aber auch, dass noch genügend Reserven vor-<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

handen sind, um wieder sicher runterzukommen.» Abwärts erscheint<br />

dem Gast die Kletterpassage unterhalb des Gipfels wesentlich gefährlicher.<br />

«Das ist normal», beruhigt der Bergführer. Er lässt den<br />

Gast am langen Seil gesichert vorsteigen. «Einfach immer nur auf<br />

den nächsten Tritt konzentrieren. Das ist wie beim Überqueren der<br />

Strasse. Klar schaue ich zuerst nach links und rechts, ob sie frei ist,<br />

aber dann konzentriere ich mich zuerst auf den Randstein, damit ich<br />

nicht umfalle.» Und wenn es dann trotzdem nicht mehr weitergehen<br />

will, dann wirkt ein kurzer, beruhigender Griff am Rucksack oder an<br />

der Schulter des Gastes Wunder. Mit jedem Schritt gewinnt der<br />

Gast etwas an Sicherheit, und so geht es zügig über den Gletscher,<br />

das Iswändli und die Alp den Berg hinunter.<br />

Nein, mit dem tagtäglichen Tragen von Verantwortung habe er<br />

keine Mühe, schliesst Wey den Bogen. Er könne in der Regel auch<br />

sehr gut schlafen. «Ein Liftbauer trägt ja auch eine enorme Verantwortung.<br />

Allerdings hat er während seiner Arbeit nie so eine schöne<br />

Aussicht wie ich. Ich liebe meinen Beruf.» Daran muss der Gast am<br />

nächsten Morgen denken, als er mit schweren Beinen im Lift hinauf<br />

zum 5. Stock eines Zürcher Bürohauses fährt und durch das Fenster<br />

den neblig grauen Himmel der Stadt betrachtet. Wie schön es doch<br />

war, als Gast in den sonnigen Bergen unterwegs zu sein. <<br />

Weitere Bilder zur Clariden-Tour unter:<br />

www.credit-suisse.com/bulletin<br />

Wettbewerb: Eiger, Mönch und Jungfrau zum<br />

Greifen nah erleben! bulletin verlost ein dreitägiges<br />

Gletschertrekking für zwei Personen der Bergschule<br />

Uri. Die Tour führt vom Jungfraujoch über den längsten<br />

Gletscher der Alpen, den Aletschgletscher,<br />

ins Lötschental. Details zur Tour und Teilnahmetalon<br />

unter www.credit-suisse.com/bulletin.<br />

Weitere Tourangebote unter www.bergschule-uri.ch.


ulletin plus –<br />

das Heft im Heft für<br />

Schweizer Leser<br />

Sorgenbarometer 2009 – wo drückt die Schweizer der Schuh?<br />

Seit über 30 Jahren wird im Auftrag des bulletin die Umfrage «Sorgenbarometer» durchgeführt.<br />

Längst ist sie zum Standardinstrument für Politiker, Journalisten und Wirtschaftsführer<br />

geworden, die wissen wollen, wie die Stimmung in der Schweizer Bevölkerung<br />

ist, was die Stimmbürger wirklich bewegt. Neben dem interessanten Langzeitvergleich gibt<br />

es immer wieder erstaunliche Ergebnisse, die nach Analysen rufen. Hätten Sie gedacht,<br />

dass die Bevölkerung Fernsehen und Radio mehr vertraut als dem Bundesgericht – und<br />

den Gratiszeitungen mehr als den bezahlten Zeitungen? Und dass die patriotischsten<br />

Schweizer im Tessin wohnen?<br />

PDF-Versionen (d/f/i) unter www.credit-suisse.com/bulletin.


12 Verantwortung Girls Report<br />

Armut ist immer<br />

noch weiblich<br />

Der aktuelle Bericht des Kinderhilfswerks Plan über die weltweite Situation von<br />

Mädchen und jungen Frauen fördert viele Versäumnisse zu Tage. Weil die Folgen davon<br />

nicht nur aus humanitärer, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht gravierend sind,<br />

ruft die Organisation nun mit einem Aktionsplan alle Länder zum Handeln auf.<br />

Text: Regula Gerber<br />

«70 Prozent der 1,5 Milliarden Menschen, die mit weniger als einem<br />

Dollar pro Tag leben, sind Frauen. Rund 62 Millionen Mädchen dürfen<br />

nicht zur Schule gehen. Und in vielen Ländern erhalten Frauen bis<br />

zu 50 Prozent weniger Lohn als die Männer für die gleiche Arbeit.»<br />

Besorgnis erregende Fakten, die Beatrice Weber, Geschäftsführerin<br />

von Plan Schweiz, präsentiert. Plan setzt sich für die Rechte der<br />

Kinder ein. Und ganz besonders für die der Mädchen, weil diese am<br />

meisten unter der Armut und ihren Folgen leiden. In diesem Rahmen<br />

erscheint jährlich der Bericht «Weil ich ein Mädchen bin – Zur Situation<br />

der Mädchen in der Welt». Das ist eine umfangreiche Dokumentation<br />

der Lebensumstände wie die Verletzungen der Rechte der<br />

Mädchen. Darin integriert ist auch eine Langzeitstudie, die über das<br />

Schicksal von 142 Mädchen berichtet, die 2006 in verschiedenen<br />

Teilen der Welt geboren wurden. Diese Mädchen und ihre Familien<br />

besucht Plan bis 2015 jährlich, um Gesundheit, Bildung und Ernährung<br />

der Kinder zu dokumentieren.<br />

Der diesjährige Bericht «Weil ich ein Mädchen bin», den Beatrice<br />

Weber an einer von Plan Schweiz und <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> gemeinsam<br />

organisierten Veranstaltung erläuterte, könnte aktueller nicht sein:<br />

Er widmet sich den Mädchen in der globalen Wirtschaft.<br />

Ausgrenzung von Frauen gefährdet den Wohlstand<br />

Eine weltweite Rezession trifft die ohnehin Schwachen am stärksten:<br />

die jungen Frauen und Mädchen in den Entwicklungsländern.<br />

Beatrice Weber erklärt: «Wenn zu Hause plötzlich das Geld fehlt,<br />

sind die Mädchen die Ersten, die von der Schule genommen und für<br />

Arbeit im Haushalt oder auf dem Feld eingesetzt werden. Jüngsten<br />

Untersuchungen zufolge sind weltweit mehr als 100 Millionen Mädchen<br />

von Kinderarbeit betroffen. Haushaltsarbeit wird vielfach als<br />

eine ‹sichere› Beschäftigungsform betrachtet, in Tat und Wahrheit<br />

sind die Mädchen dadurch aber verstärkt Missbrauch und ausbeuterischen<br />

Arbeitsverhältnissen ausgesetzt.»<br />

In vielen Ländern werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten an<br />

erster Stelle die jungen Frauen entlassen, von denen Millionen in der<br />

Exportindustrie und im informellen Sektor arbeiten. Endstation ist<br />

deshalb oftmals die Prostitution. Zudem gibt es Millionen von Frauen,<br />

die ihr Heimatland verlassen haben und im Ausland arbeiten. «Geldüberweisungen<br />

spielen eine wichtige Rolle für die Volkswirtschaften<br />

der jeweiligen Heimatländer», meint Beatrice Weber und führt die<br />

Philippinen als Beispiel an: «2007 waren dort zehn Prozent der<br />

B evölkerung im Ausland tätig und überwies allein in diesem Jahr<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

14,5 Milliarden US-Dollar nach Hause. Das wird in diesem Jahr nach<br />

Schätzungen der Weltbank massiv weniger sein.»<br />

Alles Folgen der Rezession also, gegen die es schon aus humanitärer<br />

Sicht zu kämpfen gilt. Doch es gibt auch wirtschaftliche<br />

Gründe: Langfristig gehen den betroffenen Volkswirtschaften durch<br />

die mangelnden Investitionen in Mädchen pro Jahr Milliarden von<br />

US-Dollars verloren – Geld, das die Länder und ihre Gesellschaften<br />

dringend nötig hätten. Und dieser Zustand von wirtschaftlicher und<br />

sozialer Ungerechtigkeit geht schliesslich die ganze Welt an, wie<br />

Hillary Clinton, Aussenministerin der USA, feststellt: «Wenn die<br />

H älfte der Weltbevölkerung weiterhin wirtschaftlich, politisch, rechtlich<br />

und sozial ausgegrenzt bleibt, ist unsere Hoffnung auf Demokratie<br />

und Wohlstand gefährdet.»<br />

In Mädchen investieren heisst Armut durchbrechen<br />

Hillary Clintons Aussage unterstreicht das eindeutige Ergebnis des<br />

Plan-Berichts 2009: Frühzeitige Investitionen in Mädchen fördern<br />

das Wachstum und die Entwicklung eines gesamten Landes. Aus<br />

OECD-Statistiken geht hervor, dass die Länder mit den niedrigsten<br />

Bildungsquoten bei Mädchen auch am unteren Ende des Index für<br />

menschliche Entwicklung liegen. Der Kreislauf der Armut kann also<br />

nur durchbrochen werden, wenn mehr in Mädchen investiert wird.<br />

Beatrice Weber kennt die Statistiken, die die Wirkung belegen:<br />

«Wenn 1 Prozent mehr Mädchen die Oberstufe besucht, steigt das<br />

jährliche Pro-Kopf-Einkommen eines Landes um 0,3 Prozent. Und<br />

schon ein zusätzliches Jahr Oberstufe erhöht das Einkommen einer<br />

jungen Frau um 10 bis 20 Prozent. Ausgebildete Mädchen und<br />

Frauen heiraten später, haben weniger Kinder und schauen besser<br />

auf ihre eigene Gesundheit und die der Kinder. Sie fördern wiederum<br />

ihre Kinder, damit diese eine bessere Bildung erhalten. Das hat zur<br />

Folge, dass diese Menschen je länger je mehr qualifiziert und unabhängig<br />

sind.» Deshalb unterstützt Plan – nebst der Arbeit in den<br />

Bereichen Einkommensberatung, Infrastruktur und Gesundheit –<br />

die Bildung von Mädchen durch Stipendien für weiterführende Schulen,<br />

durch Weiterbildung sowie durch Qualitätsverbesserung der<br />

Schulen, Lehrkräfte und des Unterrichtsmaterials. Und: Plan ruft<br />

weltweit zum Handeln auf.<br />

Mit dem Aktionsplan (siehe Box) fordert das Kinderhilfswerk<br />

Regierungen, Geberländer, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen<br />

auf, sich aktiv in ihrem Umfeld für die Verbesserung der<br />

Situation von Mädchen und jungen Frauen einzusetzen. Damit sie an<br />

Foto: Martin Dixon, Dixon Deux Yeux


Entscheidungsprozessen und am öffentlichen Leben – und dadurch<br />

an der Wirtschaft – teilhaben können.<br />

Im nächsten Umfeld handeln<br />

Trotz der Erfolge bei der Förderung von Gleichberechtigung in den<br />

letzten Jahren, trotz internationaler Bestimmungen hält die Welt ihre<br />

Verpflichtungen gegenüber Mädchen bisher nicht ein. Obwohl verschiedene<br />

internationale Abkommen die Diskriminierung von Frauen<br />

und Mädchen verbieten und sie auch in nationale Gesetze übertragen<br />

worden sind, werden sie nicht konsequent umgesetzt. Wohl<br />

auch deshalb ist eines der acht Ziele der Millenniumserklärung – des<br />

Pakts zwischen den Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur<br />

Beseitigung menschlicher Armut – die Förderung der Gleichstellung<br />

der Geschlechter und Ermächtigung der Frau. Gerade Letzteres<br />

beispielsweise wird durch den achten Punkt im Aktionsplan verlangt;<br />

denn leider gibt es immer noch Länder, in denen es Frauen und Mädchen<br />

nicht erlaubt ist, Land oder anderes Eigentum zu besitzen.<br />

Was aber kann ein Grossunternehmen in der Schweiz konkret<br />

tun? Beatrice Weber meint dazu: «Es kann beispielsweise in Leadership-Fähigkeiten<br />

von jungen Mitarbeiterinnen investieren und Bildungsprogramme<br />

für junge Frauen in Entwicklungsländern unterstützen.»<br />

Es zeige sich, dass Grossunternehmen sehr viel bewirken<br />

könnten, wenn sie wollten. «Durch eine Zusammenarbeit wie die<br />

mit der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> erhalten wir gerade für den jährlichen Report<br />

eine grössere Plattform und im Allgemeinen mehr Aufmerksamkeit<br />

für unsere Anliegen. Dies ist für Plan Schweiz besonders wichtig, da<br />

wir hier erst seit 2006 präsent sind. Im Übrigen unterstützt die <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> im Rahmen ihrer Global-Education-Initiative auch unsere<br />

Bildungsprogramme in Guatemala und Liberia.»<br />

Um mit dem Aktionsplan etwas verändern zu können, sieht es<br />

Beatrice Weber immer noch als entscheidend an, dass jeder sich<br />

selbst und das nähere Umfeld prüft. «Selbst wir bei unserer Organisation<br />

nehmen den Aktionsplan als Orientierung und schauen von<br />

Zeit zu Zeit, ob wir noch auf Kurs sind. Je sensibilisierter die Menschen<br />

sind, umso eher passieren auch Veränderungen.» Sie freut<br />

sich deshalb auch sehr darüber, dass so viele Gäste an der Veranstaltung<br />

erschienen sind. «Ich habe auch die vielen engagierten<br />

Fragen aus dem Publikum sehr positiv erlebt. Solche Anlässe sind<br />

wichtig, um eine gesellschaftliche Diskussion über die Anliegen der<br />

Entwicklungshilfe in Gang zu bringen.» Und nicht nur das: Beatrice<br />

Weber ist es mit Hilfe des Reports auch gelungen aufzuzeigen, wo<br />

wirksame Entwicklungshilfe konkret ansetzt. <<br />

Kinderhilfswerk Plan<br />

Seit seiner Gründung im Jahr 193 ist Plan von einem kleinen<br />

Büro zu einer internationalen Organisation mit 1 Partnerländern<br />

und rund 0 Projektländern angewachsen. Mit 000 Mitarbeitenden<br />

und 60 000 Freiwilligen ist Plan eines der grössten privaten,<br />

politisch und konfessionell unabhängigen Kinderhilfswerke.<br />

2006 wurde das Schweizer Büro in Zürich gegründet. Im Zentrum<br />

der Arbeit von Plan stehen der Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe<br />

beziehungsweise die Kinder, wobei der Fokus auf den Mädchen<br />

liegt. Plan International ist neben Camfed, Care und Room to Read<br />

eine von vier Organisationen, mit denen die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> im<br />

Rahmen ihrer globalen Bildungsinitiative zusammenarbeitet.<br />

Dabei sollen rund 4 000 Ausbildungsplätze geschaffen werden.<br />

Mehr Informationen zum Thema finden Sie unter:<br />

www.plan-schweiz.ch, www.un.org/milleniumsgoals<br />

www.credit-suisse.com/bulletin (Film über Plan)<br />

www.credit-suisse.com/verantwortung<br />

Girls Report Verantwortung 13<br />

Gerade in aufstrebenden Märkten stellen Frauen mit weiterführender<br />

Schulbildung mittlerweile einen bedeutenden Teil der Arbeits-<br />

kräfte. Zum Beispiel in wachsenden Dienstleistungssektoren der<br />

Banken- und Versicherungsbranche, etwa in Call Centern.<br />

Der Aktionsplan<br />

1. Keine Kompromisse beim globalen Ziel,<br />

Gleichberechtigung zu schaffen und internationale<br />

Verpflichtungen einzuhalten.<br />

2. Die Prinzipien der Gleichberechtigung in wirtschaftspolitischen<br />

Strategien auf nationaler und<br />

regionaler Ebene vollständig umsetzen.<br />

3. Die Bildung für Mädchen von den ersten<br />

Lebensjahren an zu einer Priorität machen.<br />

4. Soziale Sicherungssysteme schaffen und<br />

erhalten.<br />

. Die Investitionen in Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

für junge Frauen erhöhen.<br />

6. Junge erwerbstätige Frauen unterstützen<br />

sowie angemessene Bezahlung und Arbeitsbedingungen<br />

sichern.<br />

. In die Entwicklung der Führungsqualitäten<br />

junger Frauen investieren.<br />

. Die Rechte von Mädchen und jungen Frauen auf<br />

den Besitz von Land und Eigentum sichern.<br />

9. Nationale und internationale Datenerhebungen<br />

nach Alter und Geschlecht differenzieren,<br />

um so die Arbeit von Mädchen und jungen Frauen<br />

zu erfassen und auswerten zu können.<br />

10. Weltweit verbindliche Richtlinien für erwerbstätige<br />

Mädchen und Frauen entwickeln und<br />

fördern.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


14 Verantwortung Jugendarbeitslosigkeit<br />

Viadukte der Hoffnung<br />

Arbeit ist kein notwendiges Übel, sondern ein menschliches Grundbedürfnis. Die Angst<br />

vor der Arbeitslosigkeit steht seit Jahren an der Spitze des Sorgenbarometers des bulletin.<br />

Gerade in Zeiten steigender (Jugend-)Arbeitslosigkeit gilt es, Netzwerke zu knüpfen und<br />

Viadukte in eine Zukunft gesicherter Arbeitsplätze zu bauen. Neue Ideen sind gefragt.<br />

Optimistische Initiative. Ein Besuch im Restaurant Konter in Wetzikon stimmt zuversichtlich.<br />

Text: Andreas Schiendorfer<br />

3.2%<br />

Mai 03 2004 2005 2006 2007 2008 Oktober 09<br />

Im September 2009 waren bereits 29 999 Jugendliche ( ,4 Prozent) im Alter zwischen 1 und 24 Jahren arbeitslos gegenüber 2,4 Prozent<br />

im Juni 200 . Es ist zu befürchten, dass diese Zahl sich in den nächsten Monaten – trotz Erholung im Oktober – noch massiv erhöhen wird.<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

.3%<br />

Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann


k<br />

wer<br />

n<br />

e<br />

l<br />

to<br />

S<br />

n<br />

i<br />

t<br />

r<br />

a<br />

M<br />

:<br />

to<br />

o<br />

F<br />

Die Liebe, heisst es, geht durch den Magen. Als Gast fühlt man sich<br />

im modern eingerichteten, 2005 eröffneten Restaurant sofort wohl:<br />

Hier wird mit Verve serviert. Und ein verstohlener Blick in die Küche<br />

zeigt: Da wird mit Herzblut gekocht. Natürlich, das klingt ein bisschen<br />

pathetisch; aber die gute Laune im «Konter» ist nicht gespielt<br />

und wirkt, bereits mit dem ersten Löffel Tomatencrèmesuppe, ansteckend.<br />

Das kann doch nicht sein, dass diese Jugendlichen erfolglos<br />

200 Bewerbungen geschrieben haben und auf den verzweifelten<br />

Amtsstellen als nicht vermittelbar galten, ehe sie von Netz:werk, der<br />

Stiftung für Soziale Arbeit, Sport und Kultur, eine Chance erhalten<br />

haben. Nicht eine letzte Chance, sondern die erste. Die meisten<br />

werden sie packen. Davon bin ich – nun bei Schweizer Bio-Kalbsschnitzel<br />

an Marsalajus mit Kartoffel-Sellerie-Stock und Stangensellerie<br />

(Menü 2) – restlos überzeugt.<br />

Allerdings zeigen die Statistiken, dass es gerade nach Abschluss<br />

der Lehre besonders schwierig ist, eine Anstellung zu finden. Bei<br />

keiner Altersgruppe ist die Arbeitslosigkeit höher als bei den 20-<br />

bis 24-Jährigen. Ende Juni 2009 waren es in der Schweiz bereits<br />

5,2 Prozent, während die Gesamtarbeitslosenquote noch bei<br />

3,2 Prozent lag und die Jugendarbeitslosigkeit, also die 15- bis<br />

19-Jährigen eingeschlossen, bei 4,1 Prozent. Bis Ende September<br />

war aber auch die Jugendarbeitslosigkeit schon bei 5,4 Prozent<br />

angelangt. Dahinter stecken 29 999 Einzelschicksale, jedes einzelne<br />

eines zu viel.<br />

Der Einstieg in den Beruf prägt das ganze Leben<br />

«Wir können unseren Jugendlichen nach der Lehre leider keinen Job<br />

anbieten», meint dazu Netz:werk-Projektleiterin Yvonne Krauer.<br />

«Doch nach der Zeit bei uns sind sie von ihrer Ausbildung her und<br />

vor allem auch mental fit für den Arbeitsmarkt. Die erste Berufserfahrung,<br />

im Normalfall also die Lehre, ist prägend für das ganze<br />

Leben. Im Positiven wie im Negativen.»<br />

Das Arbeitsintegrationsprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

(AIP) biete mittlerweile bereits 25 Berufsbildungs- oder Beschäftigungsplätze<br />

an, ergänzt AIP-Leiterin Catherine Bolliger. Dies<br />

betrifft in erster Linie das Restaurant Konter in Wetzikon, wo man<br />

in der Küche oder im Restaurationsbetrieb eine zwei- oder dreijährige<br />

Ausbildung absolvieren kann. Zusätzliche Ausbildungsplätze<br />

gibt es im nahe gelegenen, im Frühjahr 2008 eingerichteten Mittagstisch<br />

E1S sowie, für angehende Schreiner, im so genannten<br />

Jobbus/Garage, einem weiteren von insgesamt sieben verschie-<br />

3<br />

denen Tätigkeitsfeldern der Stiftung. «Man kann aber, und das ist<br />

uns sehr wichtig, auch ein Arbeitstraining mit gleichzeitiger schulischer<br />

Bildung und Berufsfindung machen oder seinen Schulabschluss<br />

nachholen. Hinzu kommen auch noch vereinzelte IV-Integrationsmassnahmen»,<br />

weist Catherine Bolliger auf ein wesentliches<br />

Ergänzungsangebot hin, denn ohne einen Schulabschluss liefert<br />

auch die beste Attestlehre keine optimalen Zukunftsaussichten.<br />

Jugendarbeitslosigkeit: zentrales Thema im Sorgenbarometer<br />

Die Sorgenbarometer- Umfrage des bulletin zeigt seit Jahren, dass<br />

die Arbeitslosigkeit die Hauptsorge der Schweizerinnen und Schweizer<br />

ist. Dies betrifft einerseits ganz persönlich die Angst um den<br />

eigenen Arbeitsplatz oder den der Angehörigen, anderseits aber<br />

auch das gesellschaftliche Problem, das nur gemeinsam gelöst werden<br />

kann. Konkret bezeichnen dieses Jahr 66 Prozent der Stimmbürgerinnen<br />

und Stimmbürger die Arbeitslosigkeit als eine von fünf<br />

Hauptsorgen des Landes. Dieser Wert liegt zwar noch deutlich unter<br />

Jugendarbeitslosigkeit Verantwortung 1<br />

der absoluten Spitze (89 Prozent im Jahr 1993). Allerdings kommt<br />

man dem Höchstwert dieses Millenniums (71 Prozent im Jahr 2005)<br />

schon sehr nahe. Konnten die Befragten nur eine einzige Sorge<br />

nennen, so war dies für knapp einen Fünftel der Bevölkerung die<br />

Arbeitslosigkeit. Bei den 18- bis 29-Jährigen lagen diese Werte<br />

erwartungsgemäss noch etwas höher, nämlich bei 73 respektive<br />

22 Prozent. Beim Sorgenbarometer spürt man insgesamt eine grosse<br />

Zuversicht der Schweizerinnen und Schweizer (siehe bulletin plus),<br />

dennoch gehen 58 Prozent davon aus, dass die Arbeitslosigkeit auch<br />

in zehn Jahren noch eines der fünf grössten Probleme sein wird.<br />

14 Prozent stufen sie sogar als künftiges Hauptproblem ein.<br />

Das Vertrauen der Jungen in die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen<br />

ist gemäss unserer Umfrage zwar um fünf Prozent<br />

tiefer als bei der Gesamtbevölkerung, es liegt aber immer noch bei<br />

bemerkenswerten 55 Prozent. Hohes Vertrauen fordert indes auch<br />

hohe Verantwortung. Alles in allem hat man aber tatsächlich das<br />

Gefühl, die politischen und wirtschaftlichen Akteure des Landes<br />

würden ihre Hausaufgaben während dieser Baisse sehr gut erledigen.<br />

Sie haben aus früheren Krisen die Lehren gezogen.<br />

Im «Konter» ist auch Fussball, der FC Zürich, ein Thema<br />

Natürlich reden wir im «Konter» ebenfalls über die aktuelle Wirtschaftslage.<br />

Rein umsatzmässig hat sich diese aber weder im Restaurant<br />

noch im Jobbus/Garage, wo man handwerkliche Dienstleistungen<br />

aller Art anbietet, negativ bemerkbar gemacht. Offensichtlich darf ><br />

Fonds Jugendarbeitslosigkeit Die Stiftung Symphasis<br />

konnte dank der Grosszügigkeit von Spenderinnen<br />

und Spendern unter ihrem Dach einen Fonds<br />

einrichten, der ganz gezielt Projekte zur Bekämpfung<br />

der Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz<br />

unterstützt. In den Fonds Jugendarbeitslosigkeit<br />

fliesst auch ein substanzieller Betrag aus den 2005<br />

von der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> emittierten Charity Notes.<br />

Die Anleger verzichten zugunsten des Fonds freiwillig<br />

auf einen Teil des ihnen zustehenden Ertrags.<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> steuerte die Emissionskosten bei.<br />

Zudem übernimmt die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bei der Stiftung<br />

Symphasis weitgehend die Kosten für die Administration,<br />

die beispielsweise die Selektion und Evaluation<br />

geeigneter Projekte beinhaltet.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


16 Verantwortung Jugendarbeitslosigkeit<br />

man auf eine treue Stammkundschaft zählen, und auch das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis stimmt. «Ausser während der Schulferien ist es<br />

hier immer gestossen voll», meint Catherine Bolliger mit berechtigtem<br />

Stolz. «Aber man muss flexibel sein. Beim Mittagstisch, den wir neben<br />

anderen Geldgebern auch dank der Unterstützung der gemeinnützigen<br />

Stiftung Symphasis eröffnen konnten, zeigte sich schon<br />

bald, dass wir mit Schülern alleine die gewünschte Auslastung nicht<br />

erreichen konnten. Deshalb haben wir das ‹E1S› für weitere Interessenten<br />

geöffnet und bieten dort zwei Menüs in Selbstbedienung<br />

und deshalb nochmals etwas billiger als im ‹Konter› an.»<br />

Mit Blick auf einen Wimpel hinter der Theke möchte ich provokativ<br />

wissen, wer denn hier GC-Fan ist. «Stimmt, der Name unseres<br />

Restaurants würde gut zur Konter-Mannschaft GC passen, doch im<br />

Fussball halten wir es mit den Starken, den Spielstarken», nimmt<br />

Kaspar Jucker, seit Jahren ein bekennender FCZ-Fan, die freundschaftliche<br />

Kampfansage an. «Als gute Gastgeber haben wir beim<br />

letzten Jobbus-Cup den Sieg den Seegurken aus Stäfa überlassen.<br />

Aber beim wöchentlichen Mittwochsfussball lassen wir unsere<br />

Klasse regelmässig aufblitzen. Einmal war ein unbekannter Zaungast<br />

da. Vielleicht ein Talentspäher aus Zürich?»<br />

Spass beiseite: Der Sport spielt beim Netz:werk eine zentrale<br />

Rolle, beispielsweise auch in Form von mitternächtlichem Basketball.<br />

Und natürlich die Kultur. Mit dem vorzüglich gestalteten Jahresbericht<br />

befindet sich die Stiftung auf preisverdächtigem Höchstniveau, und<br />

das «Konter» hat sich – nach etwelchen Anlaufschwierigkeiten – auch<br />

als eines der wenigen Kulturzentren des Zürcher Oberlandes etabliert.<br />

«Wir sind vielseitig interessiert und alles andere als Trübsalblaser»,<br />

betont Jucker. «Sport und Kultur besitzen natürlich auch<br />

eine therapeutische Komponente. Die Musikkonzerte im ‹Konter›<br />

bringen uns zudem mit neuen, jugendlichen Kreisen in Kontakt. Wer<br />

einmal hier gewesen ist, kommt ganz bestimmt wieder.»<br />

Der Erfolg hat sich herumgesprochen<br />

Das Zürcher Oberländer Arbeitsintegrationsprojekt ist beeindruckend,<br />

aber es ist, und gerade das stimmt optimistisch, alles andere denn<br />

ein Einzelfall. Der Hunger hätte uns beispielsweise auch nach Lyss<br />

treiben können, wo die FONDATION gad STIFTUNG im Jahr 2007<br />

in einer ehemaligen Fabrikhalle ein ebenfalls beispielhaftes Ausbildungs-<br />

und Gastronomieangebot eingerichtet hat. Das Restaurant<br />

Lyssnord, wo jugendliche Arbeitslose eine Grundausbildung in<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Gastronomieberufen erhalten, war von Anfang an so erfolgreich,<br />

dass man nächstes Jahr in Biel ein weiteres Ausbildungsrestaurant<br />

einrichtet. Zudem wurde Lyssnord vor einem Jahr um eine Glacé-<br />

und Suppenproduktion erweitert.<br />

Man hätte aber auch in Basel die Job Factory der Stiftung Job<br />

Training besuchen können, in Zürich die Stiftung work4you, «die<br />

Chance» in Staad oder die Stiftung deStarts in Düdingen. Beispiele<br />

gibt es viele, allerdings noch längst nicht genug. Das Rote Kreuz in<br />

Genf wiederum unterstützt mit seinem Programm «Logement Jeunes»<br />

Schüler und Lehrlinge in zuvor schwierigen Wohnsituationen. Es<br />

stellt ihnen Unterkünfte zur Verfügung und begleitet sie auch bei der<br />

Absolvierung ihrer schulischen Ausbildung oder Berufslehre.<br />

Am Anfang standen subversive Immobilien-Haie<br />

Ganz ähnlich hat es Anfang der 1990er-Jahre in Tann-Rüti mit dem<br />

Wohnnetz der Gemeinnützigen Gesellschaft Bezirk Hinwil begonnen,<br />

als einige «subversive Immobilien-Haie» (Originalton Festschrift)<br />

mit viel Einsatz und Fantasie günstigen Wohnraum vermittelten,<br />

an Familien, Schüler und Lehrlinge, aber auch an Randständige oder<br />

Sozialfälle. Später stellte die Bekämpfung der offenen Drogenszene<br />

in der Stadt Zürich auch das Zürcher Oberland vor neue, grosse<br />

Herausforderungen, die 1997 zur Eröffnung der Werkstatt Jobbus/<br />

Garage und im Jahr darauf zur Gründung der Stiftung Netz:werk<br />

führten. Diese ist mittlerweile ein währschaftes KMU mit 50 Mitarbeitenden<br />

und 225 Klientinnen und Klienten und einem fast ausnahmslos<br />

selbst erwirtschafteten Umsatz von jährlich rund fünf<br />

Millionen Franken.<br />

Und man ist beim Netz:werk, marktwirtschaftlich denkend, stets<br />

offen für neue Aufgaben. Dem Mittagstisch wird ein Kiosk angegliedert,<br />

man ist gebeten worden, die Weiterführung eines vor der<br />

Schliessung stehenden Dorfladens im Rahmen des AIP zu prüfen,<br />

und in wenigen Monaten expandiert Netz:werk sogar nach Zürich.<br />

In einem der Wipkinger Viaduktbögen wird mit Unterstützung der<br />

Stiftungen Symphasis und Accentus das «AIP Restaurant Viadukt»<br />

eröffnet, das eine sinnvolle Ergänzung zum «Konter» sein soll;<br />

denn im Gegensatz zum Wetziker Restaurationsbetrieb wird in<br />

Zürich vor allem am Abend und in der Nacht einiges los sein. Man<br />

darf gespannt sein.<br />

Damit ist nun alles gesagt. Ausser das «Wichtigste»: Der Schoggikuchen<br />

im «Konter» ist ein absolutes Muss! <<br />

Bild links Im Restaurant Konter in Wetzikon gehört gute Laune zum Service. Bild Mitte Der Jobbus/Garage, der ebenfalls zur Stiftung Netz:werk<br />

gehört, bildet neu auch angehende Schreiner aus. Bild rechts Am Mittagstisch E1S sind auch Nichtschüler willkommen.


Fotos: Sebastian Schiendorfer | Martin Stollenwerk<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Business / Sponsoring / Unternehmerische Verantwortung<br />

BärenPark in Bern<br />

Wappentier lebt artgerecht<br />

Den Bären im Wappen tragen viele.<br />

Doch ausser Bern besitzt keine<br />

Hauptstadt der Welt einen modernen,<br />

artgerechten BärenPark.<br />

Nach einem grosszügigen Umbau<br />

kann nun die seit 1315 bestehende<br />

Tradition weitergeführt werden.<br />

Björk und Finn fühlten sich bereits<br />

an der Eröffnung Ende Oktober<br />

sichtlich wohl. Der Jubiläumsfonds<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation hat<br />

die «Bärengraben-Sanierung» als<br />

Partner mitunterstützt.<br />

www.baerenpark-bern.ch<br />

Oskar-Brunner-Fonds-Lehrlingspreis<br />

Preis für Automechaniker<br />

Das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft<br />

sind die KMU. Das Rückgrat<br />

der KMU sind die Handwerker.<br />

Ihnen wird meist wenig Beachtung<br />

geschenkt. Und doch tragen sie<br />

entscheidend zum Qualitätsstandort<br />

Schweiz bei. Im Gedenken<br />

an ihren Vater hat Friedel Brunner<br />

innerhalb der Stiftung Accentus<br />

einen Fonds errichtet, der jährlich<br />

Preise für die drei besten Zürcher<br />

Lehrabschlüsse im Bereich Automobilmechanik/-technik<br />

ausrichtet.<br />

And the winners are: Silvan Capaul<br />

(1. Rang), Luca Belvedere und<br />

Levin Eggler. In den Vorjahren<br />

gewannen Marcel Müller (2008)<br />

und Christian Schenk (2007).<br />

Lily-Waeckerlin-Preis<br />

«Wegweiser Musik» in Basel<br />

Das Projekt «Wegweiser Musik»<br />

des Vereins Gare des enfants in<br />

Basel hat den mit 60 000 Franken<br />

dotierten Lily-Waeckerlin-Preis<br />

für Jugend und Musik 2009 erhalten.<br />

Der von der Schlagzeugerin<br />

Sylwia Zytynska geleitete Verein<br />

veranstaltet im Saal des Basler<br />

Gare du Nord Konzerte, in denen<br />

Kinder für Kinder spielen. Mit<br />

dem Projekt «Wegweiser Musik»<br />

wird nun an Orten Musik gemacht,<br />

an denen sich die Kinder im Alltag<br />

aufhalten. Konkret werden zusammen<br />

mit drei Basler Krippen<br />

mit einfachen Mitteln musikalische<br />

Mitmachaktionen entwickelt und<br />

mit professionellen Musikern<br />

der Musik-Akademie aufgeführt.<br />

Das Schlusskonzert findet am<br />

28. März 2010 statt. Die früheren<br />

Preisträger: Musikschule Köniz<br />

(2008), Ecole de Musique du<br />

Conservatoire de Lausanne (2007),<br />

Musikhochschule Luzern (2006)<br />

und Conservatorio della Svizzera<br />

Italiana Lugano (2005).<br />

www.accentus.ch<br />

Partnerschaft mit Roger Federer Der vierfache<br />

Weltsportler des Jahres verkörpert Werte, die<br />

auch der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> wichtig sind: Qualitätsbewusstsein,<br />

Zuverlässigkeit, Respekt vor<br />

dem Gegenüber, Streben nach Spitzenleistun-<br />

gen, Verantwortungsbewusstsein. Federer<br />

ist für die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> ein idealer globaler Botschafter.<br />

Am 16. November wurde eine lang-<br />

fristige Partnerschaft beschlossen. Die <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> unterstützt überdies die Roger Federer<br />

Foundation. Diese fördert Bildungsprojekte,<br />

vor allem in Südafrika, und ergänzt damit die<br />

globale Bildungsinitiative der Bank.<br />

Wanderpreis Energie-Modell Zürich<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> 1<br />

Energie sparen lohnt sich auch in finanzieller Hinsicht<br />

Im Jahr 2006 hat die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

als erstes Grossunternehmen in der<br />

Schweiz die Treibhausgasneutralität<br />

realisiert. Weil sie seither den<br />

Betriebsoptimierungspfad aus ihrer<br />

Klimastrategie kontinuierlich weiter-<br />

verfolgte, erhielt die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

nun den Wanderpreis Energie-<br />

Modell Zürich für 2007 und 2008.<br />

«Dank des intensiven Erfahrungsaustausches<br />

konnten wir unsere<br />

Energieeffizienz deutlich steigern»,<br />

erklärt Patrik Burri, globaler Leiter<br />

für Umwelt- und Energiemanagement<br />

bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>.<br />

14 Unternehmen aus den Sektoren<br />

Dienstleistung, Handel und<br />

Industrie sind im Energie-Modell<br />

Zürich zusammengeschlossen. Das<br />

1997 gesetzte Ziel, die Energieeffizienz<br />

innerhalb von zehn Jahren<br />

freiwillig um 15 Prozent zu steigern,<br />

wurde 2005 mit dem Zeithorizont<br />

2012 erneuert und auf das ganze<br />

System Schweiz erweitert. Zusammen<br />

konnten die Firmen den CO 2 -<br />

Ausstoss seit dem Jahr 2000 um<br />

28 000 Tonnen (34 Prozent) auf<br />

54 700 Tonnen senken.<br />

«Wir wollen unseren CO 2 -Fussabdruck<br />

weiter reduzieren», führt<br />

Rolf Krummenacher an, Leiter von<br />

Corporate Real Estate and Services.<br />

«Allein die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> konnte für<br />

2008 Massnahmen im Umfang von<br />

knapp sieben Millionen Kilowattstunden<br />

ans Energie-Modell rapportieren.<br />

Wir wollen auf diesem<br />

hohen Niveau fortfahren. Mit dem<br />

Erweiterungsbau des Uetlihofs<br />

entstehen nach dem umwelt- und<br />

energieschonenden Minergie-P-<br />

Standard 2000 Arbeitsplätze.»<br />

Solche Massnahmen fallen auch<br />

finanziell ins Gewicht, so dass sich<br />

allfällige Mehrkosten schnell bezahlt<br />

machen. «Seit der Einführung<br />

der Treibhausgasneutralität konnten<br />

wir durch Energieeffizienzmassnahmen<br />

jährliche Einsparungen von<br />

rund drei Millionen Franken realisieren»,<br />

betont Burri. «Wir sind stolz,<br />

dass die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Schweiz in<br />

dieser Hinsicht beispielhaft voranschreitet<br />

und einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Initiative ‹<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Cares for the Climate› leistet», hebt<br />

Rolf Krummenacher die bankinterne<br />

Signalwirkung hervor.<br />

Texte: Andreas Schiendorfer<br />

Anzeige<br />

Der Zürcher Regierungsrat<br />

Markus Kägi (rechts)<br />

gratuliert der <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong>, vertreten durch<br />

Rolf Krummenacher,<br />

für ihren Erfolg bei der<br />

Steigerung der Energieeffizienz.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


1 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Elisabeth Engel führt eine politische Gemeinde. Beruflich steht sie einer wichtigen Abteilung<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> vor – dies erfordert einen ständigen «Koordinations-Seiltanzakt».<br />

Seiltanz zwischen Büro<br />

und Gemeinderatssaal<br />

Rund 300 Mitarbeitende der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> engagieren sich zusätzlich zum<br />

Beruf in einem politischen Nebenamt. Sie sind Teil des in der Schweiz<br />

tief verwurzelten Milizsystems. Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> sieht in ihren politischen<br />

Mandatsträgern wichtige Brückenbauer zwischen Wirtschaft und Politik.<br />

Es ist Montag, 18 Uhr. Elisabeth Engel trifft<br />

im Gemeindehaus von Uesslingen-Buch ein.<br />

Seit 2005 ist sie Gemeindepräsidentin – offiziell<br />

Gemeindeammann – der kleinen Thurgauer<br />

Weinbaugemeinde. Eine Stunde bleibt<br />

ihr noch für letzte Vorbereitungen der Gemeinderatssitzung.<br />

Die Sanierung der Dorfbrücke<br />

samt vorübergehenden Verkehrsumleitungen<br />

ist diesmal wohl das heikelste<br />

Traktandum. Seit der letzten Sitzung vor zwei<br />

Wochen hat sie ihre gesamte Freizeit inves-<br />

tiert in Planungs- und Repräsentationsaufgaben,<br />

die Sitzungsvorbereitung sowie die<br />

Koordination der hängigen politischen Dos-<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

siers mit den verschiedenen Verwaltungsstellen,<br />

den Gemeinderäten und der Gemeindeschreiberin.<br />

Während der Bürgersprechstunde<br />

werden die Engels-Türen regelmässig<br />

geöffnet, diese Woche ging es um eine Flurstreitigkeit<br />

sowie Anträge für Umzonungen.<br />

Szenenwechsel. Dienstag, 7 Uhr. Elisabeth<br />

Engel trifft in ihrem Büro bei der <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> an der Brandschenkestrasse in Zürich<br />

ein. Hier leitet sie eine Fachstelle, die unter<br />

anderem für die Umsetzung des Compliance<br />

Training der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Mitarbeitenden in<br />

der Schweiz verantwortlich zeichnet. Doch<br />

über Mittag heisst es bereits wieder amtliche<br />

Protokolle studieren und dringliche Anfragen<br />

aus der Gemeinde beantworten. Elisabeth<br />

Engel ist sich bewusst, dass das Nebeneinander<br />

von Beruf und politischer Arbeit, ein<br />

«Koordinations-Seiltanzakt», wie sie selbst<br />

erklärt, ohne die grosse Flexibilität des Arbeitgebers<br />

und ihres privaten Umfelds nicht<br />

möglich wäre.<br />

Damit ist sie kein Einzelfall, sondern eine<br />

von rund 300 Mitarbeitenden der <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> Schweiz, die nebenamtlich ein gewähltes<br />

politisches Mandat auf Gemeinde-<br />

oder Kantonsebene ausüben. Sie sind im<br />

Berufsleben beispielsweise als Kundenberater,<br />

Controller oder Regionenleiter tätig und<br />

bekleiden nebenbei ein Amt im Kantonsrat,<br />

Gemeinderat, in einer Finanz- oder Schulkommission<br />

oder an einem Gericht.<br />

Die Bank schätzt das Engagement<br />

«Politische Mandatsträger haben eine wichtige<br />

Funktion als Brückenbauer zwischen<br />

Wirtschaft und Politik», ist Hans-Ulrich<br />

Meister, CEO <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Schweiz, überzeugt.<br />

Diese Wertschätzung wird auch am<br />

jährlich stattfindenden Treffen der politisch<br />

aktiven Mitarbeitenden der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

übermittelt. Organisiert wird das Treffen von<br />

Public Policy. Ihr Leiter René Buholzer sieht<br />

die Bedeutung einer politischen Tätigkeit im<br />

Nebenamt vor allem in der positiven Wechselwirkung<br />

zwischen Wirtschaft und Politik:<br />

«Die Politik ist darauf angewiesen, dass sie<br />

Input aus der praktischen Erfahrung der Privatwirtschaft<br />

erhält – und dies aus erster<br />

Hand, von Leuten, die täglich im Wettbewerb<br />

stehen und kompetent einbringen können,<br />

wie sich die politischen Entscheidungen in<br />

der Praxis auswirken.» Die Wirtschaft sei<br />

umgekehrt darauf angewiesen, dass die<br />

Politik Rahmenbedingungen schaffe, die<br />

Wachstum und damit Wohlstand für möglichst<br />

viele ermöglichen. Gerade für die Banken,<br />

die einem dichten Regulierungswerk<br />

unterstehen, sei dies besonders wichtig, betont<br />

Buholzer.<br />

Es gilt als Besonderheit des politischen<br />

Systems der Schweiz, dass Politiker ihr Mandat<br />

als Nebenamt ausüben und hauptberuflich<br />

einer anderen Erwerbstätigkeit nachgehen.<br />

Dahinter steht der Milizgedanke, der<br />

auf der republikanischen Vorstellung beruht,<br />

dass die Bürger in sämtlichen öffentlichen<br />

Angelegenheiten des Staates Verantwortung<br />

für das Gemeinwesen übernehmen sollen.<br />

Das Milizsystem ist in der Schweiz tief verwurzelt.<br />

Jede vierte Person führt mindestens<br />

Fotos: Eva-Maria Züllig


eine unbezahlte Tätigkeit bei Organisationen<br />

oder Institutionen aus. Doch nebst der zunehmenden<br />

Professionalisierung zahlreicher<br />

staatlicher Ämter mangelt es immer öfter an<br />

Freiwilligen, die bereit sind, die hohe zeitliche<br />

Beanspruchung auf sich zu nehmen. Wenn<br />

überhaupt, engagieren sich Freiwillige lieber<br />

in Sport und Kultur statt in der Politik. Laut<br />

Bundesamt für Statistik sind gemessen an<br />

der Schweizer Wohnbevölkerung nur noch<br />

2,3 Prozent der Frauen und 5,4 Prozent der<br />

Männer bei einer politischen Partei oder in<br />

einem öffentlichen Amt aktiv.<br />

So ist es nicht erstaunlich, dass immer<br />

häufiger Vollzeitpolitiker sowie Vertreter von<br />

Verbänden, Gewerkschaften oder öffentlichen<br />

Institutionen in den Parlamenten sitzen<br />

und immer weniger aus der Privatwirtschaft.<br />

Als Grund wird oft die mangelnde<br />

zeitliche Vereinbarkeit von politischem und<br />

beruflichem Engagement genannt.<br />

Grosszügige Arbeitszeitregelung<br />

Damit die Doppelbelastung bewältigt werden<br />

kann, unterstützt die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> die nebenamtliche<br />

politische Tätigkeit aktiv, indem<br />

Mitarbeitende für ein politisches Amt einen<br />

Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch nehmen<br />

können. Beansprucht die Ausübung des<br />

Mandats weniger als 20 Prozent der Arbeitszeit,<br />

wird dem Mitarbeitenden weiterhin der<br />

volle respektive der bisherige Lohn ausbezahlt.<br />

Die Vergütung für das politische Amt,<br />

zum Beispiel Sitzungsgelder, steht dem Mitarbeitenden<br />

zu und gilt als Entschädigung für<br />

die in der Freizeit zu leistenden Vorbereitungsarbeiten<br />

für das Amt.<br />

Die politischen Mandatsträger decken ein<br />

breites politisches Meinungsspektrum ab.<br />

«Diese Vielfalt begrüssen wir», bestätigt<br />

Hans-Ulrich Meister. «Allen gemeinsam ist<br />

die Überzeugung, dass wir als Bank eine<br />

besondere wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Verantwortung tragen und dass dazu<br />

auch die Mitwirkung an der politischen Arbeit<br />

im Rahmen des Milizsystems gehört.»<br />

Für Elisabeth Engel gründet die Motivation<br />

zum politischen Engagement in der direkten<br />

Demokratie der Schweiz: «Wir leben<br />

in einem Land, in dem wir mitbestimmen<br />

dürfen und etwas bewegen können.» Sie<br />

wolle nicht immer nur reklamieren, sondern<br />

konkret etwas bewegen. Trotz Doppelbelastung<br />

meint sie deshalb: «Das Amt als Gemeindeammann<br />

würde ich jederzeit wieder<br />

annehmen.» Monika Güntensperger<br />

«Mein Projekt für die Schweiz»<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> 19<br />

Womit befassen sich die politischen Mandatsträger im Konkreten? Mit welchen<br />

Projekten versuchen sie, ihre Gemeinde oder ihren Kanton vorwärtszubringen?<br />

Diese Fragen waren die Grundlage für die im Sommer 2009 von der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Public Policy lancierte Aktion «Mein Projekt für die Schweiz». Das Ergebnis<br />

lässt sich sehen.<br />

Die rund 20 bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> tätigen<br />

Gemeindepräsidentinnen, Gemeindepräsidenten<br />

sowie Kantonsräte wurden im<br />

Rahmen der Aktion «Mein Projekt für die<br />

Schweiz» eingeladen, ein Projekt aus ihrer<br />

Region vorzustellen, das für die gesamte<br />

Schweiz beispielhaft sein könnte.<br />

Hohe Qualität der beurteilten Projekte<br />

Eine Expertenjury bestehend aus alt Bundesrat<br />

Flavio Cotti, Professorin Monika Bütler<br />

von der Universität St. Gallen, economiesuisse-Direktor<br />

Pascal Gentinetta, Avenir-<br />

<strong>Suisse</strong>-Direktor Thomas Held und René<br />

Buholzer, Leiter Public Policy <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>,<br />

nahm die eingereichten Projekte unter die<br />

Lupe. Eine Auswahl zu treffen, erwies sich<br />

als schwierig. «Die eingereichten Projekte<br />

waren alle von hoher Qualität und unterstützenswert»,<br />

meint Jurymitglied Thomas Held.<br />

«Sie verdeutlichen das grosse gesellschaftliche<br />

Engagement der Politmandatsträger.»<br />

Die Jury hat schliesslich vier Projekte ausgewählt,<br />

die dem Regional Management<br />

Board Schweiz unter der Leitung von Hans-<br />

Ulrich Meister präsentiert werden.<br />

Wenn das Herz plötzlich stillsteht<br />

Um Herzensangelegenheiten geht es im<br />

Projekt des Berner Grossrats Thomas Fuchs.<br />

Viele Leute erkennen die Anzeichen eines<br />

Herzinfarktes nicht, reagieren zu spät und<br />

wissen nicht, was im Falle einer Herzrhyth-<br />

1<br />

musstörung zu tun ist. Fuchs hat deshalb im<br />

Grossen Rat einen Vorstoss eingereicht, der<br />

verlangt, dass nebst der Verbreitung öffentlich<br />

zugänglicher Defibrillatoren ein Netz von<br />

Erstversorger-Teams aufgebaut wird und<br />

erste Kenntnisse über die Verhaltensweisen<br />

bei einem Herznotfall bereits an Schulen<br />

vermittelt werden. «Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> hat erfreulicherweise<br />

gerade am Standort Murifeld<br />

in Bern bereits reagiert und nebst der Instal-<br />

«Der Entscheid, die<br />

Gemeinden zu fusionieren,<br />

ist ein innovativer Schritt<br />

und das Projekt zur konkreten<br />

Umsetzung eine<br />

grosse Herausforderung.»<br />

Pascal Gentinetta<br />

lation von Defibrillatoren auch eine gut besuchte<br />

Ausbildung vor Ort durchgeführt»,<br />

meint Thomas Fuchs, der als Gruppenleiter<br />

einer Krediteinheit in Bern arbeitet.<br />

«Die Zielsetzung des Projekts ist von<br />

grosser gesellschaftlicher Bedeutung und<br />

deshalb sehr zu begrüssen», begründet alt<br />

Bundesrat Flavio Cotti die Wahl der Jury<br />

voller Anerkennung.<br />

Daniel Müller ist Teamleiter Privatkunden<br />

bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> in Bern und seit ><br />

1 Prominente Jury: Flavio Cotti, alt Bundesrat, mit Pascal Gentinetta, Direktor economiesuisse.<br />

2 Monika Bütler, Volkswirtschaftsprofessorin an der Universität St. Gallen, mit Projektinitiator René Buholzer.<br />

2<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


20 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Mitte 2003 Gemeindepräsident in Niedermuhlern,<br />

einer kleinen Landgemeinde mit<br />

535 Einwohnern. Sinkende Schülerzahlen<br />

haben Politiker und Schulkommission frühzeitig<br />

veranlasst, für ihre Realschule eine<br />

langfristige Lösung zu finden. Zusammen mit<br />

den Gemeinden Wald und Oberbalm beschloss<br />

man die Schulzusammenlegung,<br />

wobei Niedermuhlern als Standortgemeinde<br />

«Die Gemeinden haben<br />

einen guten Kompromiss<br />

gefunden, was das Verhältnis<br />

zwischen Zentralisie-<br />

rung und Dezentralisierung<br />

angeht.»<br />

Monika Bütler<br />

nominiert wurde. Die Lösung hat den Vorteil,<br />

dass sie leicht kostengünstiger ist als der<br />

Vorschlag des Kantons Bern, der eine Zentralisierung<br />

in grösseren Oberstufenzentren<br />

vorsah. «Die Gemeinden haben einen guten<br />

Kompromiss gefunden, was das Verhältnis<br />

zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung<br />

angeht», meint Jurorin Monika Bütler.<br />

Es ist ein Zeichen, dass der ländliche Raum<br />

auch in Zukunft attraktiv gestaltet werden<br />

kann. Dank der Erhaltung einer Realschule<br />

auf dem Land können rund 40 Schüler weiterhin<br />

mit einem kurzen Schulweg rechnen.<br />

Um eine Fusion geht es auch im Projekt<br />

von Beat Noser, Gemeindepräsident in Oberurnen.<br />

Die Glarner Landsgemeinde hat im<br />

Mai 2006 entschieden, die heutigen 26 Gemeinden<br />

des Kantons zu drei Grossgemeinden<br />

Glarus Süd, Glarus Mitte und Glarus<br />

Nord zusammenzulegen. Pascal Gentinetta<br />

Anzeige<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

1<br />

3<br />

1 Daniel Müller löst das Problem sinkender Schülerzahlen kostengünstig. 2 Beat Noser steht uneingeschränkt<br />

hinter dem mutigsten Fusionsprojekt der Schweizer Geschichte. 3 Reinhold Sommer-Schwegler<br />

unterstützt ein beispielhaftes Integrationsprojekt. 4 Thomas Fuchs: Ein kleiner, roter Koffer kann Leben retten.<br />

ist als Jurymitglied von diesem Vorhaben<br />

überzeugt: «Der Entscheid, die Gemeinden<br />

zu fusionieren, ist ein innovativer Schritt und<br />

das Projekt zur konkreten Umsetzung eine<br />

grosse Herausforderung.» Beat Noser ist<br />

Leiter Global Print bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> in<br />

Zürich und nebenbei stellvertretender Projektleiter<br />

der Zusammenlegung von heute<br />

acht Gemeinden zur neuen Gemeinde Glarus<br />

Nord. Ziel des Projekts ist es, die Departemente<br />

professioneller und die Entwicklung<br />

der neuen Gemeinde zukunftsorientierter<br />

und wettbewerbsfähiger zu gestalten. «Dabei<br />

bleibt kein Stein auf dem anderen», sagt Beat<br />

Noser, der im Juli 2010 im neuen Gemeinderat<br />

von Glarus Nord Einsitz nehmen wird.<br />

Alle Departemente werden reorganisiert, und<br />

sämtliche Angestellten der Gemeinden müssen<br />

sich für die neuen Aufgaben bewerben.<br />

Integration durch Mitternachtssport<br />

Welche neuen Wege gibt es, um das gemeinsame<br />

Zusammenleben von Einheimischen<br />

und Ausländern in einer Gemeinde zu för-<br />

2<br />

4<br />

dern? Mit dieser Frage befasst sich Reinhold<br />

Sommer-Schwegler in seiner Funktion als<br />

Mitglied der Bürgerrechtskommission der<br />

Luzerner Gemeinde Schötz, die er nebst seiner<br />

Tätigkeit im Bereich Private & Business<br />

Banking/Trade Finance ausübt. Das diesen<br />

Sommer lancierte Projekt «Gemeinsame Integration»<br />

möchte das gegenseitige Verständnis<br />

der Kulturen, die auf dem Gemeindegebiet<br />

leben, verstärken. Die zuständige<br />

Integrationskommission, die sich aus Mitgliedern<br />

verschiedener Nationen zusammensetzt,<br />

schafft Raum für Begegnungen, sei es<br />

an einem Mitternachts-Basketball-Treff für<br />

Jugendliche oder beim kulinarischen Vorstellen<br />

des Heimatlandes. «Solche Projekte,<br />

mögen sie noch so klein sein und in noch<br />

so kleinen Gemeinden stattfinden, fördern<br />

das gemeinsame Zusammenleben aller Mitmenschen<br />

in der Schweiz», ist Kantonsrat<br />

Reinhold Sommer-Schwegler überzeugt.<br />

Diese Integration «von unten nach oben» war<br />

es auch, was die Expertenjury zur Wahl des<br />

Projekts bewogen hat. Monika Güntensperger<br />

Fotos: Eva-Maria Züllig | <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>


Die Bank ohne Hindernisse<br />

Vor drei Jahren ist das Projekt «Accessibility» der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> mit dem<br />

Ziel gestartet worden, um ihre Dienstleistungen für Menschen mit Behinderung<br />

barrierefrei zu gestalten. Websites, Bancomaten und Geschäftsstellen<br />

sollen für Menschen mit Mobilitätsproblemen ebenso wie für Sehbehinderte,<br />

Gehörlose und ältere Menschen zugänglich sein. Inzwischen ist die <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> die am besten zugängliche Bank der Schweiz. Eine Zwischenbilanz.<br />

Geld am Bancomaten beziehen, via Online<br />

Banking Zahlungen tätigen oder mit dem<br />

Kundenberater Kontakt aufnehmen: Das Erledigen<br />

von Bankgeschäften gehört für die<br />

meisten Leute zum normalen Alltag. Für<br />

mehrere hunderttausend Menschen, die in<br />

der Schweiz mit einer Behinderung leben,<br />

bergen solche Tätigkeiten jedoch täglich<br />

neue Herausforderungen.<br />

Viele Gebäude und elektronische Services<br />

der Banken werden Menschen mit einer Behinderung<br />

sowie älteren Menschen nicht<br />

gerecht. Der Anstoss, die Bankdienstleistungen<br />

behindertengerecht zu gestalten,<br />

kam von einem Mitarbeitenden der <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong>, der selbst sehbehindert ist. Alireza<br />

Darvishy hatte die Idee, durch entsprechendes<br />

Umprogrammieren Webinhalte für<br />

Blinde und Sehbehinderte zugänglich zu machen.<br />

Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden<br />

Schweiz, unterstützte Darvishy darin<br />

tatkräftig, weil er sofort die Notwendigkeit<br />

zum Handeln erkannte. Deshalb leitete er ein<br />

langfristiges Projekt ein mit dem Ziel, die<br />

Bank und ihre Dienstleistungen Menschen<br />

mit Behinderungen umfassend zugänglich zu<br />

machen. 2007 wurde das Center of Accessibility,<br />

welches das Projekt zusammen mit<br />

direkt und indirekt betroffenen Mitarbeitenden<br />

umsetzt, unter der Leitung von Frau<br />

Zahra Darvishi ins Leben gerufen.<br />

Web als Türöffner<br />

«Das Internet kann für Menschen mit Behinderungen<br />

ein Tor in die Selbständigkeit sein»,<br />

erklärt Alireza Darvishy. «Zahlungen einfach<br />

und bequem von zu Hause aus erledigen zu<br />

können oder sich schnell via Web Informationen<br />

zu beschaffen, bedeutet, auf keine<br />

fremde Hilfe angewiesen zu sein.» Doch<br />

längst nicht alle Websites erfüllen diese<br />

Funktion. Dazu muss ein Bildschirmleseprogramm<br />

die Website auditiv umsetzen. Jede<br />

Überschrift und Grafik wird mit einem Text<br />

hinterlegt, vor allem aber sind Applikationen<br />

und Webportale entsprechend umzupro-<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> legt grossen Wert auf die<br />

Rollstuhlgängigkeit ihrer Geschäftsstellen.<br />

grammieren und Inhalte einfach und verständlich<br />

anzuordnen. Eine aufwändige und<br />

dementsprechend kostspielige Angelegenheit,<br />

aber nur, wie Darvishy betont, wenn<br />

man sie nachträglich ausführen muss. Bei<br />

rechtzeitiger Planung hingegen halten sich<br />

die Kosten in Grenzen.<br />

Seit 2007 hat die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> aus Überzeugung<br />

schrittweise alle Online-Portale in<br />

diesem Sinne zugänglich gemacht. Dafür<br />

erhielt sie von der Stiftung «Zugang für alle»<br />

mehrere Zertifizierungen mit Höchstwert,<br />

namentlich für das Webportal Direct Net<br />

(Online Banking), das Online-Magazin In<br />

Focus sowie für die gesamte Homepage der<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, die seit Sommer 2009 vollständig<br />

barrierefrei ist. Mittlerweile ist man<br />

auch im Ausland, so etwa im deutschen Bundeswirtschaftsministerium,<br />

auf diese Pionierleistung<br />

aufmerksam geworden.<br />

Sprechende Bancomaten<br />

Barrierefreiheit hört jedoch nicht beim Internet<br />

auf: Der Zugänglichkeit von Bancomaten<br />

kommt ebenfalls ein hoher Stellenwert zu. Im<br />

Sommer 2008 begann die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, an<br />

häufig frequentierten und dafür geeigneten<br />

Standorten 290 sprechende Bancomaten<br />

einzurichten, die in vier Sprachen durch die<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> 21<br />

am Bancomat möglichen Dienstleistungen<br />

führen. Alireza Darvishy sieht darin einen<br />

eigentlichen Meilenstein in der Vermittlung<br />

von Bankdienstleistungen: «Dieser Service<br />

ist für uns Betroffene von grossem Wert und<br />

gleichzeitig ein Beitrag an alle Menschen<br />

mit einer Sehbehinderung. Egal, ob <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> Kunde oder nicht.» Seit der Einführung<br />

im letzten Jahr haben schon über<br />

3000 Benutzer von diesem Service Gebrauch<br />

gemacht.<br />

Zugänglichkeit bedeutet aber auch eine<br />

behinderten- und betagtengerechte Gestaltung<br />

der Geschäftsstellen. Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

hat sogar eigene Richtlinien für Um- oder<br />

Neubauten von Geschäftsstellen und Büros<br />

eingeführt. Seit 2007 wurden sämtliche<br />

Um- und Neubauten behindertengerecht<br />

realisiert. Dabei wurden die Zugänge von<br />

Gehwegen und Parkplätzen stufen- und<br />

schwellenlos gemacht. Ferner hat die <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> seit 2008 bereits 31 tiefer gelegte<br />

Bancomaten für Rollstuhlfahrer installiert.<br />

Zu den Verbesserungen in der Kommunikation<br />

mit Kunden gehört auch, dass von<br />

der Bank in Papierform verschickte Informationen<br />

wie Bankauszüge für Blinde und<br />

Menschen mit Sehbehinderungen in Brailleschrift<br />

gedruckt sind; Senioren können die<br />

Auszüge in Grossschrift anfordern. Immer<br />

mehr Kunden nutzen diesen neuen Service.<br />

Zudem können sich Gehörlose und Hörbehinderte<br />

via Procom bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

melden und so problemlos sämtliche Dienstleistungen<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Teil der Unternehmenskultur<br />

Neben den technischen Verbesserungen ist<br />

die Sensibilisierung von Mitarbeitenden für<br />

die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen<br />

ein wichtiger Bestandteil des Accessibility-Projekts.<br />

Um Berührungsängste abzubauen,<br />

hat die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> das «Disability<br />

Awareness Training» eingeführt. Bis jetzt ><br />

Anzeige<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


22 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

sind rund 2000 Mitarbeitende speziell auf die<br />

Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen<br />

und der wachsenden Anzahl von älteren<br />

Menschen sensibilisiert und geschult<br />

worden. Innerhalb der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> wurde<br />

2006 das «Disability Interest Forum» für<br />

direkt und indirekt betroffene Mitarbeitende<br />

gegründet. Mit dessen Hilfe werden ein Netzwerk<br />

und ein Forum für den Austausch von<br />

Informationen rund um dieses Thema auf-<br />

und ausgebaut. Was vor drei Jahren mit einer<br />

Idee begonnen hat, ist heute zu einer langfristigen<br />

Initiative angewachsen, die ihre<br />

Wirkung nicht nur in der Verbesserung des<br />

Kundenservice zeigt: «Die Sensibilisierung<br />

hat bei uns enorm an Bedeutung gewonnen.<br />

Accessibility ist ein Teil unserer Unternehmenskultur»,<br />

so Alireza Darvishy. Die <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> ist inzwischen die am besten zugängliche<br />

Bank der Schweiz und hat es geschafft,<br />

die Barrierefreiheit in allen Dienstleistungsbereichen<br />

zu institutionalisieren.<br />

Schweizweit sind bereits 290 sprechende Banco-<br />

maten installiert. Und sie werden rege genutzt.<br />

Hanspeter Kurzmeyer ist stolz auf das bisher<br />

Erreichte und sieht im langfristig angelegten<br />

Projekt auch einen Beitrag für die Gesellschaft:<br />

«Mit dieser Initiative wollen wir uns<br />

als Bank hervorheben, die sich gezielt auf die<br />

Bedürfnisse einer grösser werdenden Kundengruppe<br />

ausrichtet. Gleichzeitig nehmen<br />

wir aber auch unsere soziale Verantwortung<br />

wahr. Durch die Zugänglichkeit unserer Produkte<br />

und Dienstleistungen für Menschen<br />

mit Behinderungen möchten wir zu einer<br />

stärkeren Integration dieser Personen in der<br />

Schweiz beitragen.» Maya Kunz<br />

� www.credit-suisse.com/barrierefreiheit<br />

� www.credit-suisse.com/accessibility<br />

siehe auch «Bauberatung der Pro Infirmis»<br />

(Seite 2 f.)<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Die Stiftungsgelder werden<br />

verantwortungsbewusst<br />

angelegt und eingesetzt<br />

Die gemeinnützigen Stiftungen Accentus, Empiris und Symphasis unterstützen<br />

jährlich über 100 verschiedene Projekte dank der Spenden zahlreicher Kundinnen<br />

und Kunden von <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, Clariden Leu und Neuer Aargauer Bank.<br />

«Unsere Donatorinnen und Donatoren müssen<br />

darauf vertrauen können, dass die Stiftungen<br />

mit ihren Spenden – die bis zu mehreren<br />

Millionen Franken betragen können –<br />

gewissenhaft umgehen», ist sich Daniel Otth,<br />

der Geschäftsführer der Stiftungen Accentus,<br />

Empiris und Symphasis, seiner Verant­<br />

«Das Vermögen der<br />

Stiftung dient ausschliesslich<br />

dem Zweck, die<br />

gemeinnützigen Anliegen<br />

der Donatorinnen und<br />

Donatoren zu realisieren.»<br />

Daniel Otth<br />

wortung bewusst. «Neben der kritischen<br />

Evaluation und Selektion geeigneter Projekte<br />

und Partnerorganisationen gehört es zu unseren<br />

zentralen Aufgaben, die uns anvertrauten<br />

Vermögenswerte professionell und nach<br />

bestem Wissen anzulegen.»<br />

Die drei gemeinnützigen Stiftungen verfügen<br />

über bewährte Prozesse für Anlage<br />

und Überwachung der Stiftungsvermögen,<br />

ganz im Sinne einer zeitgemässen «foundation<br />

governance».<br />

Die Donatorinnen und Donatoren können<br />

Verwendungszweck wie auch Ausschüttungsmodalitäten<br />

ihrer Spende in einem weit abgesteckten<br />

Feld frei bestimmen. Deshalb<br />

legt die Geschäftsleitung der Stiftungen die<br />

jeweils passende Anlagestrategie individuell<br />

fest und betraut dann, etwa im Rahmen eines<br />

genau definierten Vermögensverwaltungsmandates<br />

oder mit einem transparenten,<br />

regulierten Anlagefonds, Spezialisten der<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, der Clariden Leu oder der<br />

Neuen Aargauer Bank mit der Umsetzung.<br />

Je nach Ausgangslage kann dies zum Beispiel<br />

eine ausgewogene Strategie mit bis zu<br />

40 Prozent Aktien sein.<br />

Mit einer umsichtigen Planung der Liquidität<br />

ist sichergestellt, dass die Verpflichtungen<br />

gegenüber den unterstützten Projektpartnern<br />

jederzeit erfüllt werden können. Mittel, die für<br />

zugesagte oder beabsichtigte Projektfinanzierungen<br />

benötigt werden, werden separat und<br />

risikoarm zum Beispiel in Festgeldern oder<br />

auf Sparkonti angelegt. Dadurch konnten<br />

auch in Zeiten turbulenter Märkte wie 2008<br />

neue Vergabungen gesprochen werden.<br />

Die Überwachung der Anlageergebnisse<br />

obliegt dem vom Stiftungsrat eingesetzten<br />

Investment Review Committee. Diese Fachleute<br />

mit jahrelanger Erfahrung im Finanzbereich<br />

überprüfen regelmässig die eingegangenen<br />

Risiken und die damit erzielten<br />

Renditen. Bei unbefriedigender Performance<br />

wird die Situation eingehend analysiert. Als<br />

eine mögliche Massnahme werden dann zum<br />

Beispiel andere Anlageinstrumente eingesetzt.<br />

Reto Donatsch, Vorsitzender dieses<br />

«So verschieden<br />

die gemeinnützigen Ziele<br />

der Spender, so unterschiedlich<br />

die passenden<br />

Anlagestrategien.»<br />

Reto Donatsch<br />

Investment Review Committee, bringt es auf<br />

den Punkt, wenn er festhält: «Die verantwortungsvolle<br />

und professionelle Anlage des<br />

Vermögens ist die Grundlage für die Erfüllung<br />

des Stiftungszwecks.» Dominik Pfoster<br />

�<br />

Mehr zu den Stiftungen in den Artikeln<br />

auf den Seiten 14 bis 17 sowie unter<br />

www.accentus.ch, www.empiris.ch,<br />

www.symphasis.ch.<br />

Foto: Mathias Hofstetter


Dossier<br />

Partnerschaft<br />

Inhalt<br />

01 Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation<br />

Corporate Volunteering der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

02 myclimate<br />

03 Pro Infirmis<br />

04 Pfadfinderbewegung Schweiz<br />

0 Musikkollegium Winterthur<br />

06 Schweizerisches Rotes Kreuz<br />

0 Young Enterprise Switzerland<br />

0 Fünf Partner in Kurzporträts


01<br />

Partnerschaft<br />

Gemeinsam mehr bewegen<br />

Überzeugt davon, dass ein intaktes gesellschaftliches Umfeld ein wichtiger Faktor für den<br />

nachhaltigen Geschäftserfolg ist, engagieren sich die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> und ihre Mitarbeitenden<br />

seit Jahren für die Gesellschaft und für soziale Anliegen. In der Schweiz unterstützen der<br />

Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation und das Corporate Volunteering – zusammen mit<br />

ihren Partnerorganisationen – ausgesuchte Projekte in den Bereichen Bildung, Soziales,<br />

Integration, Umwelt und Kultur. Auch die Mitarbeitenden werden ermutigt, durch ehrenamtliche<br />

Arbeitseinsätze selbst mitzuhelfen.<br />

Welche Verantwortung tragen Unternehmen?<br />

Gerade in wirtschaftlich herausfordernden<br />

Zeiten scheint klar, dass die erste<br />

Antwort auf diese Frage die Verantwortung<br />

für die Profitabilität der eigenen Firma sein<br />

muss. Ebenfalls unumstritten ist die Verantwortung,<br />

die ein Unternehmen gegenüber<br />

ihren Kunden und Mitarbeitenden wahrzunehmen<br />

hat. Gleichzeitig wird jedoch der<br />

Ruf nach einer sozialen Komponente im<br />

Begriff «Unternehmensverantwortung» immer<br />

lauter. Kunden und Mitarbeitende verlangen<br />

in zunehmendem Masse, dass auch<br />

die Werte eines Unternehmens ihren eigenen<br />

ethischen, sozialen und ökologischen Wertvorstellungen<br />

entsprechen. Eine Forderung,<br />

die manchen Konzern der gewinnorientierten<br />

Privatwirtschaft in eine Grundsatzdiskussion<br />

über Unternehmensstrategie und -kultur<br />

führt.<br />

Werte statt Worte<br />

Das Wahrnehmen der sozialen Verantwortung<br />

gegenüber der Gesellschaft – also ein<br />

Engagement ausserhalb des Kerngeschäfts<br />

einer Bank – hat bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> und<br />

ihren Mitarbeitenden Tradition. Ausgehend<br />

von ihrem ganzheitlichen Verständnis der<br />

unternehmerischen Verantwortung, ist die<br />

Bank überzeugt, dass nur ein intaktes und<br />

solides gesellschaftliches Umfeld einen<br />

nachhaltigen Geschäftserfolg ermöglicht.<br />

Fritz Gutbrodt, Director der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Foundation, erklärt: «Wir möchten in allen<br />

Regionen, in denen wir tätig sind, ein guter<br />

lokaler Partner sein und einen Beitrag zum<br />

Wohl der Gesellschaft leisten, indem wir uns<br />

mit unseren verschiedenen Partnerorganisationen<br />

für ausgesuchte Projekte weltweit<br />

einsetzen. Gemeinsam mit unseren Partnern<br />

können wir etwas bewegen. Zudem möchten<br />

wir durch unser soziales Engagement zeigen,<br />

dass wir unsere Unternehmenswerte auch<br />

konkret umsetzen und leben. Werte sollten<br />

immer mehr sein als nur Worte.»<br />

Den Unternehmen stehen – wie Privat personen<br />

auch – grundsätzlich zwei Mittel zur<br />

Verfügung, um sich sozial zu engagieren:<br />

Zeit und Geld. «Indem wir auch ehrenamtliche<br />

Arbeitseinsätze unserer Mitarbeitenden bei<br />

gemeinnützigen Projekten fördern, ergänzen<br />

wir nicht nur die finanzielle Unterstützung um<br />

ein persönliches Engagement, sondern unsere<br />

Mitarbeitenden erhalten auf diese Weise<br />

vielmehr auch Gelegenheit, sich freiwillig<br />

für eine gute Sache einzusetzen und neue<br />

Menschen und Situationen kennenzulernen.<br />

Das Erlebnis, gemeinsam mit den Partnerorganisationen<br />

und Arbeitskollegen etwas<br />

für jemanden zum Positiven hin verändern zu<br />

können, fördert den Teamgedanken, die soziale<br />

Kompetenz und somit die Unternehmenskultur.<br />

Zudem wird die eigene Perspektive<br />

um eine sehr wertvolle Erfahrung erweitert»,<br />

ergänzt Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden<br />

Schweiz und Mitglied des Corporate<br />

Volunteering Committee der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>.<br />

Corporate Volunteering Schweiz<br />

In der Schweiz organisiert und koordiniert<br />

das Corporate Volunteering, unter der Leitung<br />

von Zahra Darvishi, die gemeinnützigen<br />

Engagements der Mitarbeitenden. Um das<br />

Volunteering-Programm innerhalb der Bank<br />

zu fördern, gewährt die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> ihren<br />

Mitarbeitenden pro Jahr einen Arbeitstag,<br />

den sie für die Freiwilligenarbeit einsetzen<br />

dürfen. In den USA und in Grossbritannien<br />

bereits seit vielen Jahren implementiert, erfreut<br />

sich auch das Corporate Volunteering<br />

in der Schweiz seit seiner Lancierung im Mai<br />

2008 stetig wachsender Beliebtheit: Rund<br />

3000 Mitarbeitende haben im Jahr 2008<br />

während insgesamt 19 500 Stunden freiwillige<br />

Arbeit zugunsten der Gemeinschaft geleistet.<br />

Die Idee, anderen Menschen nicht allein<br />

durch finanzielle Spenden, sondern durch<br />

den eigenen beherzten Einsatz helfen zu<br />

können, findet bei immer mehr Mitarbeitenden<br />

grossen Anklang.<br />

In der Schweiz liegt der Fokus der Freiwilligenarbeit<br />

auf der Integration von Menschen<br />

mit Behinderung und sozial Benachteiligten.<br />

Aber auch dem Schutz der Umwelt,<br />

speziell dem des Schweizer Bergwaldes,<br />

wird Rechnung getragen. Dem Thema Bildung<br />

kommt bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> weltweit<br />

eine besondere Bedeutung zu. In der Schweiz<br />

widmen sich <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Mitarbeitende der<br />

Vermittlung von finanz- und volkswirtschaftlichem<br />

Wissen an Kinder und Jugendliche.<br />

Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Der Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation,<br />

unter der Geschäftsführung von<br />

Janine Händel, arbeitet ebenfalls mit Partnerorganisationen<br />

zusammen, um gezielt und<br />

wirkungsvoll die Unterstützung von nachhal-


tigen Projekten mit klarem Bezug zur Schweiz<br />

zu gewährleisten.<br />

Anlässlich des 125-jährigen Bestehens<br />

der Schweizerischen Kreditanstalt wurde<br />

1981 die damalige Jubiläumsstiftung gegründet.<br />

17 Jahre später wurde sie mit der Jubiläumsstiftung<br />

der Schweizerischen Volksbank<br />

zusammengeschlossen. Seit der Integration<br />

in die globale <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Founda tion<br />

im Jahr 2008 wird sie unter dem Name n<br />

«Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation»<br />

weitergeführt.<br />

Die thematischen Schwerpunkte des Jubiläumsfonds<br />

liegen auf der Integrationsförderung<br />

von unverschuldet Benachteiligten<br />

und auf der Auseinandersetzung mit gesell-<br />

schaftsrelevanten Themen. Zudem werden<br />

junge Talente in Kultur, Sozialem und Wissenschaft<br />

unterstützt – unter anderem durch<br />

die Verleihung der Preise «<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Young Artist Award» und «Prix <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Jeunes Solistes» am Lucerne Festival sowie<br />

dem «<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Award for Best Teaching»<br />

an allen Schweizer Universitäten und Fachhochschulen.<br />

Nebst der Pflege der Partnerschaften<br />

mit Organisationen von nationaler<br />

Bedeutung erfolgen auch projektorientierte<br />

Vergabungen auf lokaler Ebene an nicht<br />

gewinn orientierte, nicht politische Organisationen<br />

in der Schweiz, über die die Mitglieder<br />

der Vergabungskommission des Jubiläumsfonds<br />

entscheiden. Mandana Razavi<br />

Der Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation arbeitet mit 13 Partnerorganisationen zusammen:<br />

ETH Zürich Foundation<br />

www.ethfoundation.ch<br />

Musikkollegium Winterthur<br />

www.musikkollegium.ch<br />

Pfadibewegung Schweiz<br />

www.pbs.ch<br />

Stiftung Schweizerischer<br />

Jugendmusikwettbewerb<br />

www.sjmw.ch<br />

Stiftung Kinderdorf Pestalozzi<br />

www.pestalozzi.ch<br />

Schweizerisches Komitee<br />

für UNICEF<br />

www.unicef.ch<br />

Multiple Sklerose<br />

Gesellschaft Schweiz<br />

www.multiplesklerose.ch<br />

Pro Infirmis<br />

www.proininfirmis.ch<br />

Museum Bellerive – ein Haus<br />

des Museum für Gestaltung Zürich<br />

www.museum-bellerive.ch<br />

Stiftung myclimate<br />

www.myclimate.org<br />

Weltweit engagiert<br />

Informationen über unser soziales<br />

Engagement und unsere Partnerorganisationen<br />

in den <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Regionen EMEA (Europa, Naher<br />

Osten und Afrika), Americas und<br />

Asien-Pazifi k sowie über unsere<br />

vier globalen Initiativen in den<br />

Bereichen Bildung, Mikrofi nanz,<br />

humanitäre Hilfe und Umwelt<br />

fi nden Sie unter:<br />

https://www.credit-suisse.com/<br />

citizenship/de/initiatives/index.jsp<br />

Swisscontact<br />

www.swisscontact.ch<br />

terre des hommes schweiz<br />

www.terredeshommes.ch<br />

WWF Schweiz<br />

www.wwf.ch<br />

Mehr Informationen über den Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation und dessen Partnerschaften sowie über dessen Musik- und Wissenschaftspreise<br />

finden Sie unter: https://www.credit-suisse.com/citizenship/de/jubilee_fund.jsp<br />

Seit 200 hat die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> in der Schweiz auf nationaler Ebene Partnerschaften mit Organisationen:<br />

Schweizerisches Rotes Kreuz<br />

www.redcross.ch<br />

Plusport<br />

www.plusport.ch<br />

Yes – Young Enterprise Switzerland<br />

www.youngenterprise.ch<br />

Love Ride Switzerland<br />

www.loveride.ch<br />

Museum Bellerive<br />

Procap<br />

www.procap.ch<br />

Mehr zum Corporate-Volunteering-Programm der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> in der Schweiz erfahren Sie unter:<br />

https://www.credit-suisse.com/citizenship/de/volunteering_partners.jsp<br />

Stiftung Hoffnung für Menschen in Not<br />

www.schweizer-tafeln.ch<br />

Stiftung Bergwaldprojekt<br />

www.bergwaldprojekt.ch


02<br />

Partnerschaft<br />

Global denken, um lokal zu handeln<br />

Die Klimadebatte darf nicht nur ein Thema am runden Tisch der Regierungschefinnen und -chefs<br />

sein. Mit dem Projekt «Hot Stuff – Chill Out» der Stiftung myclimate vernetzen sich Schulklassen rund<br />

um den Globus. Auch eine Thuner Gymiklasse steigt in die Debatte ein.<br />

«Klimawandel? Ich mag es heiss! Denn dann<br />

zeigen die Frauen mehr Haut und die Politiker<br />

kommen in kurzen Hosen ins Bundeshaus»,<br />

antwortet ein junger Arbeiter in Thun<br />

den Gymnasiastinnen. In Tansania befragen<br />

Schüler ihren Biologie- und Chemielehrer<br />

Mr. Tesha zum Klimawandel. Seine Antwort:<br />

«Ich weiss nichts über Dinge, die das Fach<br />

Geografie betreffen.» Der Schuhmacher im<br />

indischen Dharamsala weiss Bescheid. Er<br />

wischt sich den Schweiss von der Stirn und<br />

sagt: «Wir haben zu viele Wälder abgebrannt.<br />

Nun gibt es zwar mehr Land für unsere<br />

Bauern und Siedlungen, dafür herrscht nun<br />

diese verfluchte Hitze!» Zum Start in das<br />

Schulprojekt «Hot Stuff – Chill Out» macht<br />

jede teilnehmende Klasse eine Serie von<br />

Interviews. Damit soll der Puls der Klimadebatte<br />

ihrer Umgebung gefühlt werden.<br />

Basketball spielen und Bäume pflanzen<br />

«Hot Stuff – Chill Out» wurde im April 2009<br />

lanciert und mittlerweile machen zwischen<br />

Lima, New York, Thun und Dharamsala bereits<br />

mehr als 40 Schulen mit. «Es ist das<br />

erste Mal in der Geschichte der Menschheit,<br />

dass wir zusammen vor einer globalen ökologischen<br />

Bedrohung stehen. Regierungen<br />

und Vertreter der Wirtschaft setzen sich immer<br />

wieder an einen Tisch und diskutieren<br />

über Lösungen. Der Jugend hingegen fehlten<br />

bisher Möglichkeiten zum internationalen<br />

Austausch und Handeln», sagt Julia Hofstetter,<br />

Initiantin des Projektes bei myclimate,<br />

einer Klimaschutzorganisation, die unter<br />

anderem vom Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> Foundation unterstützt wird. Die Idee:<br />

Von den 40 Klassen schliessen sich jeweils<br />

drei auf verschiedenen Kontinenten zu einer<br />

Partnerschaft zusammen. Verbindendes<br />

Glied ist eine Online-Plattform, auf der sich<br />

die Schüler austauschen, beraten und bei<br />

konkreten Projekten zur Bekämpfung des<br />

Klimawandels motivieren. Innerhalb eines<br />

Semesters wird jede Klasse ein konkretes<br />

Projekt realisieren. Julia Hofstetter: «‹Hot<br />

Stuff – Chill Out› fördert auch das Verständnis<br />

und die Solidarität. Was geht zum Beispiel<br />

in einer jungen Schweizer Frau vor, die<br />

entdeckt, dass sie mit einer Schülerin in<br />

K enia dieselbe Leidenschaft für Basketball<br />

teilt, deren Land nun aber gerade in einer<br />

furchtbaren Hungersnot steckt ? Was denkt<br />

sie, wenn sie von ihrer Kollegin liest: ‹Zum<br />

Glück bin ich so stark wie ein Mann, denn<br />

ich will viele, grosse Bäume pflanzen!›?»<br />

Die Interviews, die die Schülerinnen und<br />

Schüler des Gymnasiums Seefeld in Thun<br />

führten, rütteln auf. «Es ist schockierend, wie<br />

wenig ausgeprägt das Bewusstsein und wie<br />

stark verbreitet die Resignation ist», sagt die<br />

17 Jahre alte Evelyne. Auch wenn die «Hot<br />

Stuff – Chill Out»-Schulstunde keine Zeugnisnote<br />

gibt, wird in den zwei Stunden pro<br />

Woche sehr motiviert und selbständig an diversen<br />

Projekten gearbeitet. Evelyne möchte<br />

zusammen mit ihren Kolleginnen an einem<br />

Verkaufs- und Infostand Geld sammeln. Der<br />

Erlös wird ein Projekt ihrer Partnerklasse in<br />

Dharamsala finanzieren. Ihre Kolleginnen<br />

und Kollegen im indischen Internat der Exiltibeter<br />

wollen alle Glühbirnen durch Energiesparlampen<br />

ersetzen. Bis jetzt fehlen aber<br />

die Finanzen. Verkaufsschlager sind vielleicht<br />

die von myclimate geschenkten Wassersparsets.<br />

Evelyne zeigt ihren Mitverkäuferinnen,<br />

wie man die Spardüsen in einen Wasserhahn<br />

schraubt. Schon ganz Verkäuferin, erklärt sie:<br />

«Dieses Düsenset verkaufen wir für sechs<br />

Franken. Der Käufer reduziert damit den Verbrauch<br />

von zwei Wasserhähnen und einer<br />

Dusche um die Hälfte. Ein Haushalt spart<br />

so Energie im Wert von mehr als 400 Franken<br />

pro Jahr!»<br />

Eine zweite Gruppe der Klasse möchte als<br />

Strassenkünstler Geld für ein Klimaprojekt<br />

sammeln. Sie fixieren die Termine für die<br />

Proben und diskutieren das Repertoire: «Wie<br />

wäre es mit dem ‹Earth Song› von Michael<br />

Jackson? Der passt doch spitze zum Thema»,<br />

schlägt Manuel vor und spielt einige Takte<br />

am Klavier im Musikzimmer des Schulhauses:<br />

«… Did you ever stop to notice, This crying<br />

Earth, This wheeping shore? …» «Es ist ein<br />

genialer Song», stimmt Mitschüler Damian<br />

zu, «aber so perfekt wie Jackson können wir<br />

das nie – da blamieren wir uns doch!»<br />

Handfeste Forderungen<br />

Julia Hofstetter hat den Schülern zwei Umschläge<br />

voll internationaler Post mitgebracht.<br />

Trotz Online-Plattform sind es gerade diese<br />

handschriftlichen Briefe und Fotos ihrer<br />

Partnerklassen aus Afrika und Indien, die sie<br />

besonders berühren. Hier werden nicht nur<br />

Klimatipps ausgetauscht, sondern auch vom<br />

neusten iPod-Modell geträumt oder vom<br />

zu teuren, aber umso begehrenswerteren<br />

Besuch bei Starbucks geschwärmt. Vielleicht<br />

sind es gerade diese Gemeinsamkeiten, die<br />

diese Distanzbeziehung kitten und die Schüler<br />

schon fast euphorisch an den Klimaprojekten<br />

arbeiten lassen.<br />

Beim zweiten Umschlag geht es zur Sache.<br />

Die Schülerinnen und Schüler aller «Hot<br />

Stuff – Chill Out»-Klassen haben ihre Hände<br />

abgezeichnet und diese Handzeichnungen<br />

mit ihren klimapolitischen Forderungen versehen.<br />

Während auf internationalen Konferenzen<br />

um Prozente an CO2-Einsparungen<br />

gefeilscht wird, ist für die Gymischüler genug<br />

Zeit verstrichen. Eine Hand stoppt uns mahnend:<br />

«Genug der Worte! Macht etwas!»<br />

Aus anderen Händen liest sich Verzweiflung:<br />

«If no Action now, no Future, no Life …» Der<br />

internationale Aufschrei, die vielen bunten<br />

Zeichnungen, dieses Manifest von überbordender<br />

Protestenergie ist ihre Sprache. Eine<br />

Sprache, die vielleicht auch den Thuner Arbeiter<br />

aus seiner Gleichgültigkeit wecken wird.<br />

Politiker in kurzen Hosen darf keine Perspektive<br />

sein. Bernard van Dierendonck<br />

Foto: Bernard van Dierendonck


Getragen von den Händen der internationalen<br />

Zusammenarbeit möchten Simea (links) und Désirée<br />

an einem Verkaufs- und Informationsstand Geld<br />

für ein Projekt ihrer Partnerklasse in Dharamsala<br />

sammeln.<br />

2


03<br />

Partnerschaft<br />

«Hindernisfreiheit geht uns alle an»<br />

Die gesetzlichen Grundlagen für hindernisfreies Bauen bestehen bereits seit mehr als fünf Jahren.<br />

Dennoch sind weit über die Hälfte der öffentlich zugänglichen Bauten für behinderte und ältere<br />

Menschen nach wie vor nicht begeh- beziehungsweise befahrbar. Organisationen wie Pro Infirmis<br />

wirken diesem Umstand mit Bauberatungsstellen tatkräftig entgegen – immer erfolgreicher, wie<br />

Nicole Woog, diplomierte Architektin ETH SIA, betont.<br />

bulletin: Seit 2004 ist hindernisfreies<br />

Bauen durch das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

vorgeschrieben. Hat das<br />

die Probleme gelöst ?<br />

Nicole Woog: Dieses Gesetz gibt es, aber es<br />

erzwingt nicht, dass alle Hindernisse beseitigt<br />

werden. Es verlangt bei öffentlichen<br />

Neubauten Zugänglichkeit. Für bestehende<br />

Bauten gilt dies jedoch nur bei tiefgreifender<br />

Renovation. Deshalb hat sich leider bei mehr<br />

als der Hälfte der in Frage kommenden Gebäude<br />

noch nichts geändert. Es ist also immer<br />

noch dem Goodwill der öffentlichen<br />

Hand und übrigens auch der Privaten überlassen,<br />

ob und wie sie ihre bestehenden Gebäude<br />

Behinderten und älteren Menschen<br />

zugänglich machen möchten.<br />

Es gibt also nach wie vor zahlreiche<br />

Hindernisse?<br />

Ja, die Liste ist tatsächlich lang: Privatwohnungen,<br />

Spitäler, Restaurants, Schwimmbäder,<br />

Geschäfte, öffentliche sanitäre Anlagen<br />

oder auch Gemeindehäuser sind immer<br />

noch zu einem grossen Teil ungenügend<br />

bezüglich Hindernisfreiheit. Im Vergleich zu<br />

den USA, die strenge gesetzliche Vorgaben<br />

haben und wo vieles zugänglich ist, liegt die<br />

Schweiz weit zurück. Das liegt daran, dass<br />

die Schweiz das Thema erst viel später aufgegriffen<br />

hat.<br />

Ist der Grund für die Zurückhaltung<br />

der Schweizer vielleicht finanzieller Natur ?<br />

Mag sein, dass das eine Rolle spielt. Obwohl<br />

gerade das Gegenteil stimmt: Hindernisfreies<br />

Bauen macht auch wirtschaftlich Sinn,<br />

weil die Integration und Selbstständigkeit<br />

von behinderten oder betagten Menschen<br />

schliesslich zu Kostenersparnissen für die<br />

AHV und IV führen. Zudem ist es belegt, dass<br />

Nicole Woog, Pro Infirmis, koordiniert schweizweit<br />

die Bauberatungsstellen der Pro Infirmis.<br />

die Kosten für hindernisfreie Neubauten bei<br />

guter Planung geringfügig sind, nämlich nur<br />

1,8 Prozent der Bausumme.<br />

Das Thema hat sich in diesem Fall noch<br />

nicht in den Köpfen festgesetzt ?<br />

Genau, obwohl wir sowohl im Parlament als<br />

auch in der Bevölkerung eine positive Grundeinstellung<br />

dem Thema gegenüber erfahren,<br />

merken wir, dass das Thema Gleichstellung<br />

immer noch zu wenig präsent ist. Wer im<br />

Alltag nicht auf Hindernisse stösst, dem fallen<br />

sie natürlich auch nicht auf. Aber viele<br />

vergessen, dass Hindernisfreiheit uns alle<br />

angeht, denn es sind nicht nur die behinderten<br />

Menschen betroffen, sondern auch ältere<br />

Leute, Eltern mit Kinderwagen, Reisende mit<br />

Gepäck. Der grösste Teil vom Leben spielt<br />

sich nun mal in öffentlichen Bauten ab, folglich<br />

ermöglicht eine hindernisfreie Umwelt,<br />

dass alle am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />

und sich integrieren können. Wie<br />

wichtig das ist, sollte tatsächlich noch stärker<br />

ins Bewusstsein rücken.<br />

Was muss dringend noch getan werden?<br />

Einerseits sollte das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

ausgeweitet werden, was nur<br />

durch Lobbying oder Anreize mithilfe von<br />

Fördermitteln und Ausführungsgesetzen geschehen<br />

kann. Andererseits muss viel getan<br />

werden, um die Menschen zu sensibilisieren,<br />

aufzuklären und ihnen beratend zur Seite zu<br />

stehen.<br />

Und hier setzt Pro Infirmis mit ihren<br />

Beratungsstellen ein. Was genau umfasst<br />

das Angebot ?<br />

Pro Infirmis hat zusammen mit zwei anderen<br />

schweizerischen Organisationen ein Bau-<br />

beratungsmandat. Gemeinsam sind wir<br />

flächendeckend in der ganzen Schweiz mit<br />

Fachstellen vertreten. Diese bieten individuelle<br />

Beratung für die Betroffenen und die<br />

Angehörigen an, aber auch für Architekten,<br />

Behörden und Interessierte. Auf kantonaler<br />

Ebene leisten die Fachstellen zudem viel Arbeit,<br />

um die Menschen zu informieren und zu<br />

sensibilisieren. Die Beratung ist kostenlos;<br />

daher sind wir auf Spenden angewiesen.<br />

Beratung von Betroffenen und Angehörigen:<br />

Was bedeutet das konkret ?<br />

Es werden alle architektonischen Fragen<br />

beantwortet, die einen Umbau oder Neubau<br />

betreffen. Unsere Fachleute helfen, das ganze<br />

Projekt zu erarbeiten und zu skizzieren.<br />

Und sie stehen auch bei der Umsetzung beratend<br />

zur Seite. Zudem zeigen sie auf, welche<br />

Kosten von der Invalidenversicherung<br />

übernommen werden sollten.<br />

Und was können Architekten und Bauherren<br />

von der Beratungsstelle erwarten?<br />

Wir helfen ihnen, indem wir Baugesuche prü-


Fotos: Martin Stollenwerk | Archiv Olgiati ®<br />

fen und beurteilen, Stellungnahmen schreiben<br />

oder Pläne und Unterlagen mit Erläuterungen<br />

für die Behörden erstellen. Bei vielen<br />

Architekten aber herrscht immer noch die<br />

Vorstellung, dass hindernisfreies Bauen mit<br />

grossen, auch ästhetischen Einschränkungen<br />

verbunden ist.<br />

Wie begegnen Sie diesen Vorurteilen?<br />

Wir versuchen, durch Information und kompetente<br />

Beratung damit aufzuräumen. Sicher<br />

bewirken wir mit unseren Kommunikationsmassnahmen<br />

wie Newsletter oder Mails<br />

punktuell etwas, aber der grösste Erfolg<br />

stellt sich durch persönlichen Kontakt ein.<br />

Vermutlich gibt es da Unterschiede<br />

zwischen den einzelnen Kantonen …<br />

Ja, es variiert sehr stark, wie weit die Kantone<br />

mit ihrer Arbeit sind. Teilweise sind wir<br />

bei den Beratern auch stark unterdotiert.<br />

Zudem stehen wir vor einer Art Durchbruch,<br />

weil jetzt die Gesetze wirklich implementiert<br />

werden und dadurch eine grosse Nachfrage<br />

entstanden ist.<br />

Die ja nun gedeckt werden kann. Welche<br />

Projekte stehen diesbezüglich konkret an?<br />

Durch die Partnerschaft mit der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>,<br />

die sich beispielhaft für hindernisfreies<br />

B auen engagiert, haben wir nun die Möglichkeit,<br />

uns vertieft drei Projekten zu widmen:<br />

der Bekanntmachung unserer Bauberatung,<br />

der Vereinheitlichung von Daten, die den Behinderten<br />

Auskunft über die Zugänglichkeit<br />

der Bauten geben, und der Information über<br />

«Eurokey».<br />

Was ist «Eurokey»?<br />

Das ist ein in Europa verbreitetes Schliesssystem,<br />

das nur mit einem speziellen Schlüssel<br />

geöffnet werden kann. Dieser Einheitsschlüssel<br />

wird an Menschen mit Behinderung abgegeben<br />

und kommt beispielsweise bei Aufzügen,<br />

WC-Anlagen, Garderoben oder Duschen<br />

zum Einsatz. Pro Infirmis hat in einem ersten<br />

Schritt die Möglichkeit, die Bekanntheit von<br />

Eurokey zu erhöhen. Weitere Schritte sind<br />

dann, dass die Anzahl der Eurokey-Anlagen<br />

und der Benutzer massiv steigt.<br />

Das sind Ziele, die sich längerfristig verwirklichen<br />

lassen. Welche Vision aber haben<br />

Sie zum Thema hindernisfreies Bauen?<br />

Ich wünsche mir, dass das Thema zu einem<br />

Pflichtbestandteil der Architektenausbildung<br />

wird, damit es ganz natürlich in den Bauprozess<br />

einfliesst, wie das heute beispielsweise<br />

beim umweltfreundlichen Bauen schon der<br />

Fall ist. Denn dann ist aus «hindernisfreiem<br />

Bauen» das «Bauen für alle» geworden – und<br />

die Bauberatung ist in ein paar Jahren nicht<br />

mehr nötig. Regula Gerber<br />

Erst wenige Architekturbüros betrachten hindernisfreies Bauen als Selbstverständlichkeit, die<br />

baugesetzlichen Vorschriften sind noch zu wenig bekannt. Doch es gibt auch architektonisch<br />

hochqualitative und gute Beispiele wie das abgebildete Grossratsgebäude von Valerio Olgiati in Chur.<br />

Die Bauberatungsstellen von Pro Infirmis<br />

Stellen Sie sich vor, Sie sollten Ihren Pass verlängern, aber<br />

die fünf Stufen, die zum Büro führen, sind für Ihre Gehbehinderung<br />

unüberwindbar. Oder Sie fahren mit dem Auto in die Ferien und<br />

finden zwischen Genf und Konstanz keine einzige Toilette, in<br />

der Sie und Ihr Rollstuhl Platz finden. Es gäbe unzählige weitere<br />

Beispiele, denn die Schweizer Bauten – Privatwohnungen, Spitäler,<br />

Restaurants, Schwimmbäder und vieles mehr – sind weit über die<br />

Hälfte für behinderte oder betagte Menschen nicht zugänglich.<br />

Und das, obwohl in der Schweiz heute ungefähr 600 000 – 00 000<br />

Menschen mit einer körperlichen Behinderung leben.<br />

Noch wird das Thema «hindernisfreies Bauen» allzu oft stiefmütterlich<br />

behandelt; Integration scheint in den Köpfen nicht als grundlegendes<br />

gesellschaftliches Bedürfnis oder gar als ökonomischer<br />

Gewinn verankert zu sein.<br />

Die Bauberatung von Pro Infirmis, der Organisation für behinderte<br />

Menschen, fördert die Durchsetzung von hindernisfreiem Bauen.<br />

Die Fachstellen bestehen in acht Schweizer Kantonen und<br />

bieten Architekten, Behörden, Interessierten, Betroffenen und<br />

Angehörigen individuelle Beratung an.<br />

Weitere Informationen und die Adressen der Beratungsstellen<br />

finden Sie auf den folgenden Websites www.proinfirmis.ch,<br />

www.hindernisfrei-bauen.ch und im Artikel «Bank ohne Hindernisse»<br />

auf Seite 21.


04<br />

Partnerschaft<br />

Schule fürs Leben<br />

Verantwortung übernehmen will gelernt sein. Die Pfadfinderbewegung Schweiz ermöglicht dies den<br />

Kindern und Jugendlichen von klein auf. Die grösste Jugendorganisation des Landes übernimmt damit<br />

eine wichtige Funktion. Nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für die Wirtschaft.<br />

Alles war bestens angelaufen. Das Zeltlager<br />

auf der malerischen Toggenburger Alp Bremach<br />

war eingerichtet. Dank perfektem<br />

Herbstwetter konnte das Outdoor-Programm<br />

in den ersten drei Tagen plangemäss durchgeführt<br />

werden. Und keines der dreissig<br />

Kinder zwischen 8 und 16 hatte das Heimweh<br />

oder die Disziplinlosigkeit gepackt. Doch<br />

am vierten Tag kam der Sturm und in der<br />

Folge goss es wie aus Kübeln. Es dauerte<br />

keine vier Stunden, bis der kleine Wildbach<br />

zu einem reissenden Fluss angeschwollen<br />

war, über seine Ufer trat und das Zeltlager<br />

überschwemmte. «Durch peitschenden Regen<br />

führte ich die Gruppe drei Stunden lang<br />

hinunter ins Tal», blickt David Kieffer auf das<br />

Herbstlager 2002 zurück, «dort organisierte<br />

ich ein Notlager und dann informierte ich die<br />

Eltern.» Lagerleiter Kieffer (Pfadiname:<br />

«Garfield») war damals erst 18 Jahre alt.<br />

Trotzdem schildert er seine Rettungsaktion<br />

als banale Selbstverständlichkeit: «Für solche<br />

Notfallszenarien wird man in der Pfadi<br />

ausgebildet.»<br />

Pfadfinder sein bedeutet, Spass und<br />

Abenteuer zu erleben. Es bedeutet, draussen<br />

zu sein in der freien Natur, unter freiem Himmel<br />

zu schlafen, Seilbrücken zu bauen, zu<br />

musizieren, Nachtwanderungen zu machen,<br />

Sozialprojekte durchzuführen und Gemeinschaft<br />

zu pflegen. Es bedeutet aber auch<br />

lernen, Verantwortung zu tragen. Und – wie<br />

David Kieffer – die Fähigkeit zu entwickeln,<br />

selbstbewusst und selbständig zu entscheiden.<br />

Die globale Institution, vor 102 Jahren<br />

vom englischen General Baden Powell als<br />

paramilitärische Vorausbildung gegründet, ist<br />

längst eine Schule fürs Leben. In der Schweiz<br />

wurde die Pfadibewegung 1910 ins Leben<br />

gerufen. Heute zählt sie rund 600 lokale<br />

Gruppen mit 45 000 Mitgliedern, 45 Prozent<br />

davon sind Mädchen und Frauen. Der Mitgliederschwund<br />

von 20 Prozent in den letzten<br />

15 Jahren scheint gestoppt. Seit vergangenem<br />

Jahr steigen die Zahlen erstmals<br />

wieder leicht an.<br />

Mag das Image der grössten Jugendorganisation<br />

des Landes etwas angestaubt sein<br />

und im Zeitalter des schier unbegrenzten<br />

Freizeitangebots an Attraktivität eingebüsst<br />

haben, so ist ihre gesellschaftliche Funktion<br />

heute vielleicht wichtiger denn je. Denn was<br />

hier gelernt wird, geht in der Erziehung der<br />

Kinder und Jugendlichen zunehmend verloren.<br />

Der steigende Konsum von TV, Computer<br />

und Videogames führt zunehmend zu<br />

Bewegungsmangel und Übergewicht. Die<br />

Verstädterung und Verbetonierung der Landschaft<br />

erschweren die Naturverbundenheit<br />

und das Erlernen einfachster praktischer<br />

Fähigkeiten wie das Entfachen eines Feuers.<br />

Vor allem aber lernen Kinder immer weniger,<br />

selbständig zu sein und Verantwortung<br />

zu übernehmen. Erzieherische Vernachlässigung<br />

der Eltern einerseits, insbesondere<br />

aber der Trend zur Überbehütung sind die<br />

Ursachen. Wer mit dem Auto zur Schule<br />

chauffiert wird und mit einem überregulierten<br />

Alltag konfrontiert ist, dem fehlt der nötige<br />

Freiraum für wichtige Erfahrungen in der<br />

Persönlichkeitsentwicklung.<br />

200 Leiterkurse für 4 00 Jugendliche<br />

«Die Pfadi ist ein Milieu, wo Erwachsene<br />

wenig Einfluss nehmen und Kinder und Jugendliche<br />

voneinander profitieren», sagt David<br />

Kieffer, inzwischen 26 Jahre alt und seit<br />

drei Jahren Leiter der Fachstelle Programm &<br />

Ausbildung der Pfadibewegung Schweiz.<br />

«Hier dürfen sie Dinge ausprobieren und sie<br />

lernen auf eigenen Füssen zu stehen.» Die<br />

wichtigste Voraussetzung für ein reibungsloses<br />

Funktionieren dieses Konzepts sind gut<br />

geschulte Leiter. Gewährleistet wird dies<br />

durch ein anspruchsvolles Ausbildungsprogramm,<br />

das Herzstück der Pfadibewegung<br />

Schweiz.<br />

Das modular aufgebaute Ausbildungskonzept<br />

basiert auf den fünf Pfadistufen,<br />

angefangen bei Leiterkursen für die Biberstufe<br />

(5 bis 6 Jahre) bis hin zu Managementkursen<br />

für angehende Kaderleute (ab<br />

19 Jahren), die auf Kantonal- oder Bundesebene<br />

tätig sind. Die jährlich zirka 200 Leiterkurse<br />

werden von rund 4500 Jugendlichen<br />

ab 14 Jahren besucht. Diese eignen sich dort<br />

altersgerecht Fähigkeiten für die Gruppenleitung<br />

und die Mitorganisation von Events<br />

an. Zum breiten Fachwissen, das ihnen vermittelt<br />

wird, gehören auch Konfliktlösungsstrategien<br />

sowie Kenntnisse in Rechts- und<br />

Sicherheitsfragen. Letzteren wird aufgrund<br />

der gestiegenen Risikosensibilität der Eltern<br />

besondere Aufmerksamkeit geschenkt. «In<br />

den letzten Jahren wurde die Sensibilisierung<br />

für Sicherheitsaspekte in der Ausbildung<br />

v erstärkt», so David Kieffer, «unter anderem<br />

bekommt nun jeder Leiter einen erfahrenen<br />

Coach zur Seite gestellt.»<br />

Im Pfadialltag, wo das Gelernte in die Praxis<br />

umgesetzt wird, werden die Leiter Schritt<br />

für Schritt an grössere Aufgaben herangeführt.<br />

Mit 13 gestalten sie selbständig einen<br />

Nachmittag, mit 15 leiten sie den traditionellen<br />

«Hike», eine Zweitageswanderung mit<br />

zehn Personen, und mit 18 übernehmen sie<br />

die Gesamtverantwortung für ein ein- bis<br />

zweiwöchiges Sommerlager. Erfahrungen<br />

dieser Art prägen den Charakter und sie<br />

bedeuten eine seltene Chance, denn<br />

�<br />

Foto: Gee Ly


Lea Haldemann<br />

(kein Pfadiname),<br />

6 Jahre, Biber<br />

Martina Lüthi («Viva»),<br />

16 Jahre, Pio<br />

Von Jung bis Alt: sechs Generationen der Pfadi<br />

Chutze Aaretal in der Region Münsingen BE.<br />

Cédric Portmann («Scrat»),<br />

13 Jahre, Pfadi<br />

Rahel Haldemann («Safran»),<br />

10 Jahre, Wölfli<br />

Hans Rudolf Moser («Dachs»),<br />

Jahre, Altpfader<br />

Johannes Schneider<br />

(«Woody»), 20 Jahre, Rover


weder in der Schule noch in der Lehre überträgt<br />

man den Jugendlichen annähernd so<br />

viel Verantwortung. Und manchmal ist hier<br />

der Verantwortungsbereich sogar noch grösser<br />

als jener des eigenen Chefs. So verfügte<br />

etwa ein 28-jähriger Bereichsleiter des alle<br />

14 Jahre stattfindenden Pfadibundeslagers<br />

über ein Budget von einer halben Million<br />

Franken. Als er seinem Vorgesetzten in der<br />

Firma davon erzählte, blieb diesem der Mund<br />

offen stehen: Dessen Abteilungsbudget betrug<br />

gerade einmal die Hälfte davon.<br />

Scouting, eine Managementerfahrung<br />

Wer das Ausbildungsprogramm bei den Pfadfindern<br />

absolviert, lernt also schon in jungen<br />

Jahren Sozialkompetenz und Leadership.<br />

«Scouting ist eine ganzheitliche Lebenserfahrung,<br />

von der die Wirtschaft profitieren<br />

kann», sagt denn auch Eduardo Missoni,<br />

ehemaliger Generalsekretär des World Scout<br />

Bureau und Spross einer berühmten italienischen<br />

Modefamilie. Und er ist überzeugt:<br />

«Scouting ist auch eine Managementlernerfahrung.»<br />

Tatsächlich: Ob in der Wirtschaft<br />

oder in der Politik, die Liste von Schweizer<br />

Führungskräften mit einer Pfadivergangenheit<br />

ist lang. So stellen sie derzeit 95 der<br />

246 Parlamentarier und bis vor kurzem mit<br />

Hans-Rudolf Merz (Pfadiname: «Zapfe») und<br />

Pascal Couchepin (kein Pfadiname) auch<br />

gleich zwei Bundesräte. Nicht minder prominent<br />

ist die Vertretung unter den Topmanagern<br />

– insbesondere bei der älteren Garde –,<br />

etwa mit dem ehemaligen Rentenanstalt-<br />

Präsident Ulrich Bremi (Pfadiname: «Brums»),<br />

dem Ex-Novartis-Lenker Alex Krauer («Marder»)<br />

oder dem früheren «Winterthur»-Chef<br />

Peter Spälti («Sugus»).<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation anerkennt<br />

die grosse nachhaltige gesellschaftliche<br />

Leistung der Pfadibewegung Schweiz und<br />

unterstützt deren Ausbildungsprogramm.<br />

«Die Jungen von heute sind die Entscheidungsträger<br />

von morgen», sagt Verwaltungsratspräsident<br />

Hans-Ulrich Doerig, einst<br />

selbst ein aktiver Scout (Pfadiname: «Sheriff»).<br />

«Ihre Ausbildung liegt uns daher besonders<br />

am Herzen, damit sie zu verantwortungsbewussten<br />

Mitgliedern der Gesellschaft<br />

heranreifen. Die Pfadibewegung Schweiz<br />

leistet einen wesentlichen Beitrag zur Förderung<br />

solcher sozialen Talente.»<br />

Michael Krobath<br />

0<br />

Partnerschaft<br />

«Fealan» – Musik verbindet<br />

getrennte Welten<br />

Da staunte nicht nur Winterthur. Die Oper «Fealan» zeigte eindrücklich<br />

die musikalische Kreativität von Kindern und Jugendlichen<br />

auf. Beispielhaft waren auch der Teamgeist und der Integrationswille,<br />

den die 800 Schülerinnen und Schüler im Laufe von 18 Monaten<br />

entwickelten. Und das Beste: Matthijs Bunschoten, Jugendbeauftragter<br />

des Musikkollegiums Winterthur, verspricht eine Fortsetzung.<br />

Im Internat Talfels wehren sich die Schüler<br />

vergeblich gegen das straffe Regime der<br />

Direktorin Brotmann. Selbst ein Schülerstreik<br />

endet im Fiasko. Zu allem Überdruss<br />

verschwindet auch noch Vanessa. Sie hat<br />

beim Wasserfall getrunken und ist in Elfiatopia<br />

gelandet. Im Feenland des scheinbar<br />

ewigen Glücks steigt sie anstelle von Fealan<br />

zur neuen Herrscherin auf. Ihr Freund Nicolas,<br />

der sie nach verzweifelter Suche endlich<br />

gefunden hat, will trotzdem nicht im Feenland<br />

bleiben. Er kehrt freiwillig «in die andere Welt»<br />

zurück. Von der Internatspolizei bedrängt,<br />

rettet er sich erneut nach Elfiatopia und bittet<br />

Königin Vanessalan um Hilfe. Diese besucht<br />

mit Zauberer Grumpelbart die Schule<br />

Talfels und verwandelt schliesslich alle Schulleiter<br />

in grüne Kröten. «Der Jubel bei Elfen<br />

und Schüler(inne)n ist» – gemäss Programmheft<br />

– «gross!»<br />

Schüler schreiben Libretto und Partitur<br />

Der Jubel ist in der Tat gross. Nein, riesig.<br />

Im Mai, als «Fealan» im Theater Winterthur<br />

uraufgeführt wird, und dann nochmals im<br />

September anlässlich der Premiere zweier<br />

«Fealan-Videos», die Regula Tobler für das<br />

Schweizer Fernsehen produziert hat. Diese<br />

führen allen Beteiligten die Einmaligkeit des<br />

Unvergesslichen nochmals vors Auge, ins<br />

Ohr und mitten ins Herz hinein. Eiskalter<br />

Schauer fährt uns den Rücken hinunter, trifft<br />

sich mit der Hitze des Mitfieberns und den<br />

Tränen der Rührung und mündet schliesslich<br />

in pure Lebensfreude beim Mitsingen der<br />

gängigen Opernmelodien.<br />

Sind diese tatsächlich von Jugendlichen geschrieben<br />

worden? Kaum will man es glauben.<br />

Doch der Making-of-Film belegt es.<br />

«Partitur und Libretto haben schliesslich<br />

mehr als 300 Schüler beschäftigt», erzählt<br />

Andreas Nick, der künstlerische Leiter von<br />

«Fealan». «Wenn auch nicht von jedem Einzelnen<br />

ein Satz oder eine Melodie in der endgültigen<br />

Partitur zu finden ist, so haben doch<br />

alle mit ihrem Einsatz und ihrer Fantasie zur<br />

Entstehung unserer Oper beigetragen.»<br />

Kontakt mit der Welt des Musiktheaters<br />

Insgesamt haben 800 Schülerinnen und<br />

Schüler im Alter zwischen 7 und 17 Jahren<br />

am Projekt «Winterthur schreibt eine Oper»<br />

mitgemacht. Für den Erfolg eines Musikwerks<br />

braucht es ja auch noch Sängerinnen<br />

und Sänger, Designer, Schneider, Marketingspezialisten<br />

und sogar Journalisten. Am<br />

besten aus den verschiedensten Nationen.<br />

Viele Fealaner und ihre Eltern sind, wie Projektleiter<br />

Marco Müller festhält, noch nie im<br />

Theater gewesen, sind nie mit klassischer<br />

Musik in Berührung gekommen. Doch sie<br />

werden, kein Zweifel, diese andere Welt, die<br />

sie nun aktiv betreten haben, auch künftig<br />

hin und wieder besuchen. Da die Oper ohne<br />

Teamgeist, ohne Zurückstecken von Einzelinteressen<br />

zugunsten der Gruppe, nicht hätte<br />

gelingen können, ist «Fealan» gleichzeitig auch<br />

ein sehr erfolgreiches Integrationsprojekt.<br />

Wettbewerb: Name gesucht<br />

«‹Fealan› findet eine Fortsetzung», versichert<br />

Matthijs Bunschoten, der neue Jugend-<br />

�<br />

� Fotos: Manfred Höin


1<br />

2 3 4<br />

1 Das freundliche Gesicht von Fealan (Josephine Schneider) täuscht. Um an der Macht zu bleiben, verwandelt sie Elfen in Kröten. 2 Die Ansage-Elfe (Harun Olgun)<br />

kündigt Zauberer Grumpelbart an. 3 Es gibt auch männliche Elfen: Elf Fradolin (Noah Weber). 4 Kreatives Chaos bei «Fealan»: Ganz ohne dezente Begleitung<br />

durch erwachsene Spezialisten, Regisseur Gian Gianotti (links) etwa, ging es natürlich nicht. Die «Fealan»-Filme können unter www.musikkollegium.ch bestellt werden.


Musik kennenlernen, Musik erleben: Schülerinnen und Schüler aus Winterthur in hautnahem Kontakt<br />

mit dem Musikkollegium Winterthur und Mendelssohn Bartholdy. Thomas Usteri, Moderator der Veranstaltungsreihe<br />

«Meet the Orchestra», erklärt den Kindern, wo die ersten und zweiten Geigen sitzen und<br />

wo die Kontrabässe und die Celli; Dirigent Arthur Fagan (hinten rechts) kann sich eine kleine Pause gönnen.<br />

Das älteste Orchester der Schweiz<br />

Das 1629 entstandene Musikkollegium Winterthur betreut als Trägerorganisation<br />

neben einem Konservatorium und einem Musikarchiv auch<br />

das älteste Orchester der Schweiz. Die 0 Musikerinnen und Musiker,<br />

seit dieser Saison unter der Leitung des schottischen Dirigenten Douglas<br />

Boyd, sind auf Werke der Klassik, der Frühromantik und des 20. Jahrhunderts<br />

spezialisiert. Vom hohen Niveau zeugt die Auszeichnung «Echo<br />

Klassik» 200 für eine Liedeinspielung mit Christianne Stotijn. Als erstes<br />

Schweizer Orchester engagierte man 200 einen Jugendbeauftragten.<br />

Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> unterstützt das Musikkollegium Winterthur als Hauptsponsor.<br />

Zudem finanziert der Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation<br />

seit 2009 die Stelle des Jugendbeauftragten. Mehr Informationen<br />

unter www.musikkollegium.ch/jugendprojekte.<br />

beauftragte des Musikkollegiums Winterthur.<br />

«Erste Ideen sind bereits da, es geht wiederum<br />

um getrennte Welten. Mir schwebt ein<br />

Projekt in Verbindung mit einem anderen,<br />

aber doch nicht völlig fremden Kulturraum<br />

vor, dem Libanon beispielsweise.» Doch ein<br />

solches Projekt realisiert man nicht alle<br />

Jahre. Angestrebt wird ein Dreijahreszyklus,<br />

damit auch die Schülerinnen und Schüler<br />

jeweils einer neuen Stufe angehören.<br />

Und dazwischen herrscht musikalische<br />

Pause? Eine zeitraubende Frage, denn Bunschoten,<br />

der sein Pensum als Bratschist im<br />

Orchester zugunsten seiner neuen Aufgabe<br />

reduziert hat, sprudelt nur so vor Ideen. Die<br />

meisten sind noch nicht spruch- und damit<br />

druckreif, aber eine interaktive Internetplattform<br />

für alle Schulstufen wird demnächst<br />

realisiert. «Eigentlich fehlt mir nur noch<br />

ein geeigneter Name», meint Bunschoten<br />

schmunzelnd. Und schlägt spontan einen Wettbewerb<br />

vor. «Wer uns bis Ende Februar 2010<br />

den besten Vorschlag liefert, darf bei uns<br />

einen Blick hinter die Kulissen werfen und<br />

zusätzlich mit seiner Klasse an einem unserer<br />

Jugendprojekte teilnehmen.»<br />

Begegnungen mit dem Orchester<br />

«Wir ermöglichen Jugendlichen, in direkten<br />

Kontakt mit unseren Musikern oder einem<br />

modernen Komponisten zu treten», erklärt<br />

Matthijs Bunschoten. Bereits bewährt haben<br />

sich «Meet the Orchestra», «Musiklabor» und<br />

«Orchester hautnah». Bei «Meet the Orchestra»<br />

moderiert Thomas Usteri, Musikclown<br />

und früheres Orchestermitglied, vor rund zehn<br />

Mittel- und Oberstufenklassen einen Ausschnitt<br />

aus dem aktuellen Konzertprogramm.<br />

Bei «Orchester hautnah» sitzen die Primarklassen<br />

sogar auf der Bühne mitten im Orchester<br />

drin, und beim «Musiklabor» besucht<br />

ein moderner Komponist – im Dezember kein<br />

Geringerer als Fazil Say – eine Klasse und<br />

diskutiert über das «Musik-Erfinden».<br />

Auf Zuspruch stossen auch die Familienkonzerte;<br />

am 29. Mai 2010 spielt das Musikkollegium<br />

«s Melzl», eine Geschichte über<br />

das Entdecken von Musik von und mit<br />

Bettina Boller und André Desponds. Darin<br />

geht es – nein, das soll nun wirklich nicht jetzt<br />

schon verraten werden. Andreas Schiendorfer<br />

Wer einen Namen für die interaktive Internetplattform<br />

weiss, sende diesen bis Ende Februar<br />

2010 an m.bunschoten@musikkollegium.ch.<br />

Unter www.credit-suisse.com/bulletin werden<br />

wir über den Ausgang des Wettbewerbs berich-<br />

ten und den Gewinner vorstellen.<br />

Foto: Manfred Höin


06<br />

Partnerschaft<br />

Auf der Suche nach der Vergangenheit<br />

Als der Zweite Weltkrieg Europa in Schutt und Asche legte, dachten viele gezwungenermassen<br />

nur ans eigene Überleben. Und doch gab es immer auch solche, die mehr taten. In einer der grössten<br />

Hilfsaktionen des Schweizerischen Roten Kreuzes wurden in der Zeit von 1942 bis 1955 rund 180 000<br />

«Kriegskinder» von Gastfamilien in der Schweiz aufgenommen. 60 Jahre später erzählt Faustin<br />

Carigiet von seinen Erlebnissen mit seinen beiden Pflegegeschwistern und der Suche nach ihnen.<br />

Es war ein Tag im Spätwinter 1947, als der<br />

siebenjährige Faustin Carigiet sich zusammen<br />

mit seiner Mutter aufmachte, einen kleinen<br />

Jungen vom Bahnhof Tavanasa abzuholen.<br />

Die Familie Carigiet aus Brigels im Kanton<br />

Graubünden war eine von schweizweit rund<br />

100 000 Familien, die sich an der Hilfsaktion<br />

des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK)<br />

zugunsten von kriegsgeschädigten Kindern<br />

beteiligte. «Nie werde ich dieses Bild vergessen,<br />

als ich Fredi Skrivenek das erste Mal<br />

sah: Aus dem Zug stieg ein blasser, halbverhungerter<br />

Junge – ein Kind am Ende seiner<br />

Kräfte. Um den Hals trug er ein Schild des<br />

SRK, auf dem sein Name stand», erinnert<br />

sich der heute 69-jährige Faustin Carigiet.<br />

Auf dem Bauernhof seiner Eltern angekommen,<br />

schenkten die Eltern Carigiet dem Jungen,<br />

der vermeintlich aus Berlin kam, besonders<br />

viel Aufmerksamkeit. In den drei Monaten<br />

während seines Aufenthaltes tat man<br />

alles, was im Rahmen der bescheidenen Mittel<br />

eben möglich war, um den kleinen Fredi<br />

aufzupäppeln und ihn von den Schrecken des<br />

Krieges, und doch auch vom Heimweh, abzulenken.<br />

Doch die Nachkriegsjahre waren<br />

auch in Brigels hart: Da der Bauernbetrieb<br />

der Carigiets nicht genug abwarf, um eine<br />

zwölfköpfige Familie zu finanzieren, liess sich<br />

Vater Jakob nebenbei zum Säger ausbilden.<br />

Auch Mutter Julia hatte mit der Erziehung der<br />

Kinder und der Arbeit auf dem Hof keine<br />

leichte Zeit. Dennoch nähte und strickte sie<br />

die Nächte durch, um Fredi Skriveneks abgetragene<br />

und zerschlissene Sachen durch<br />

neue Kleider zu ersetzen. In das Innenfutter<br />

seines Kindermantels nähte die gelernte<br />

Schneiderin ein wenig Geld ein, damit man<br />

es ihm bei der Heimreise an der Grenze nicht<br />

abnehmen konnte. Selbstverständlich dauerte<br />

es nicht lange, bis Faustin sich damals<br />

«Wenn es einen Weg<br />

gibt, während des Krieges<br />

zehn Mäuler zu stopfen,<br />

reicht es nach dem Krieg<br />

auch für ein elftes.»<br />

eifersüchtig über den gleichaltrigen Neuankömmling<br />

beschwerte. «Mein Vater entgegnete<br />

mir damals in strengem Ton, dass wenn<br />

es einen Weg gebe, während des Krieges<br />

zehn Mäuler zu stopfen, es nun allemal auch<br />

für ein elftes reiche. Diese Ermahnung meines<br />

Vaters, mit anderen zu teilen, dieses Gebot<br />

zur Nächstenliebe ist mir bis heute geblieben»,<br />

erzählt Faustin Carigiet.<br />

Die Suche nach der eigenen Geschichte<br />

2009, also über 60 Jahre nach Fredis Aufenthalt<br />

in der Schweiz, feiert die Bauunternehmung<br />

Gebrüder Carigiet AG das 45-jährige<br />

Firmenbestehen. Anlässlich des Jubiläums<br />

begann man, sich mit der Gründungsgeschichte<br />

des Familienunternehmens zu befassen.<br />

«Unser Vater hatte uns auch bei der Gründung<br />

unserer Firma unterstützt. Einmal mehr<br />

wurde uns bewusst, was unsere Eltern, trotz<br />

der schweren Zeiten, in ihrem Leben alles<br />

geleistet hatten. Und dann fielen uns auf<br />

einmal auch diese beiden Kriegskinder wieder<br />

ein, die meine Eltern während einiger<br />

Monate bei sich aufgenommen hatten: 1947<br />

Fredi Skrivenek und im Winter 1952/1953<br />

dann ein fünfjähriges Mädchen, Gertrude<br />

Nowak. Wir fragten uns, was wohl aus ihnen<br />

geworden war», erzählt Faustin Carigiet<br />

weiter. Die Geschwister Carigiet überlegten<br />

gemeinsam, wie man die Kinder von damals<br />

ausfindig machen könnte. Schliesslich erinnerte<br />

man sich an die SRK-Namensschilder,<br />

die die beiden kleinen Ankömmlinge aus der<br />

Fremde damals um den Hals getragen hatten,<br />

und wandte sich an die Geschäftsstelle<br />

des SRK in Chur.<br />

Nicole Windlin, Leiterin des Suchdienstes<br />

beim SRK: «Noch heute erinnern sich viele<br />

Menschen an die Scharen erschöpfter Kriegskinder<br />

mit den Rotkreuz-Namenstäfelchen,<br />

die damals an den Schweizer Bahnhöfen auf<br />

ein besseres Leben und ein Stückchen Normalität<br />

warteten. Bis zum Ende der Kinderhilfe-Aktion,<br />

die von 1942 bis 1955 dauerte,<br />

wurden rund 180 000 unterernährte Kinder<br />

von Pflegefamilien in der Schweiz aufgenommen<br />

und während einiger Monate betreut.<br />

Jedes Kind wurde vom SRK auf einer Karteikarte<br />

mit Namen, persönlichen Angaben zur<br />

Situation und dem Namen der Gastfamilie<br />

registriert. Diese Karteikarten, die alle im<br />

SRK-Archiv innerhalb des Bundesarchives<br />

gelagert sind, ermöglichen uns heute die<br />

Suche nach den Gastfamilien und den Kindern.»<br />

Bei der Suchanfrage von Familie Carigiet<br />

habe die Karteikarte sogar den entscheidenden<br />

Hinweis gegeben: Man habe<br />

die Karte von Fredi Skrivenek gefunden und<br />

entdeckt, dass das Kind nicht wie angenommen<br />

aus Berlin, sondern aus Wien stammte.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz in<br />

Österreich habe man schliesslich die aktuelle<br />

Adresse von Fredi Skrivenek ermitteln können<br />

und ihn schriftlich angefragt, ob er mit<br />

seiner ehemaligen Pflegefamilie in Kontakt<br />

treten wolle. Ein Kontakt werde nämlich nur<br />

mit Einverständnis der gesuchten Person<br />

hergestellt, betont Nicole Windlin. «In der �


1 2<br />

3<br />

1 In Scharen kamen kriegsgeschädigte Kinder, alle mit SRK-Namensschildchen um den Hals, an den Schweizer Bahnhöfen an. Die Kinderhilfe vermittelte unterernährte<br />

und traumatisierte Kinder zur physischen und psychischen Erholung an Gastfamilien in der Schweiz. 2 Jakob Josef Carigiet mit seiner Frau Julia (Hochzeitsbild von 1924):<br />

Das Ehepaar – selbst Eltern von zehn Kindern – nahm zusätzlich zwei Kriegskinder bei sich auf. 3 Faustin Carigiet: Er wandte sich Anfang 2009 an den Suchdienst des<br />

SRK, um seine Gastgeschwister von damals zu suchen.


Fotos: Dokumentation SRK, Bundesarchiv | Archiv der Familie Carigiet | Martin Stollenwerk | Peter Dammann, Agentur Focus<br />

Regel ist es umgekehrt: Es sind diese Kriegskinder,<br />

die sich beim Suchdienst melden, um<br />

ihre damaligen Gastfamilien ausfindig zu machen<br />

und sich bei ihnen zu bedanken. Die<br />

Kinder waren oft so jung, dass sie später gar<br />

nicht mehr wissen, wo oder bei wem sie in<br />

Pflege waren. Die Suche nach diesen Gastfamilien<br />

bedeutet daher für viele dieser Menschen<br />

eine Suche nach einem Teil ihrer eigenen<br />

Geschichte. Auch wenn es ein paar weniger<br />

glückliche Platzierungen gab, berichten<br />

viele dieser ehemaligen Kriegskinder, dass<br />

der Aufenthalt in der Schweiz einer Reise ins<br />

Paradies gleichkam: nach Krieg, Hunger und<br />

Verzweiflung erstmals Normalität, ein weiches<br />

Bett, warmes Essen, jemand, der Zeit<br />

hatte, sich um sie zu kümmern», so Windlin<br />

weiter.<br />

Aus Dankbarkeit für das (Über-)Leben<br />

«Wir sind dem Suchdienst des Roten Kreuzes<br />

wirklich dankbar dafür, dass sie uns geholfen<br />

haben, unsere zwei ‹Kriegskinder› ausfindig<br />

zu machen – auch wenn im Fall von Gertrude<br />

Nowak eine unserer Mitarbeiterinnen so geschickt<br />

im Internet recherchiert hat, dass wir<br />

letzten Endes sogar schneller an Gertrude<br />

gelangt sind als das Rote Kreuz», lacht Faustin<br />

Carigiet. Das freudige Wiedersehen mit<br />

beiden stehe kurz bevor. Auf die Frage, warum<br />

seine Eltern damals trotz der schweren<br />

Zeiten und der eigenen grossen Familie noch<br />

zwei Kinder aufgenommen hätten, antwortet<br />

Faustin Carigiet nachdenklich: «Sie haben<br />

das aus tiefer Dankbarkeit getan: Dankbarkeit<br />

darüber, dass sie zehn gesunde<br />

Kinder hatten, Dankbarkeit darüber, dass der<br />

Vater während zweier Weltkriege unversehrt<br />

aus dem Aktivdienst an der Front zurückgekehrt<br />

ist. Sie haben uns Nächstenliebe<br />

gelehrt und vorgelebt. Und so lautet die Widmung<br />

im Buch, das anlässlich des Firmenjubiläums<br />

geschrieben wurde: «Aus Dankbarkeit<br />

unseren Eltern und Vorfahren gegenüber<br />

und unseren Kindern und Nachkommen<br />

zur Erinnerung.» Mandana Razavi<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> und SRK<br />

Im Rahmen der langjährigen<br />

Partnerschaft zwischen dem <strong>Credit</strong><br />

<strong>Suisse</strong> Corporate Volunteering und<br />

dem SRK haben sich bisher 2000<br />

Mitarbeitende der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> an<br />

den regelmässig stattfindenden<br />

Blutspendeaktionen oder an der<br />

Geschenksammlung «Zweimal<br />

Weihnachten» beteiligt. Mehr Infos<br />

unter: www.redcross.ch<br />

«Jeder Fall ist anders»<br />

Tausende Menschen werden täglich von ihren Angehörigen getrennt –<br />

durch Kriege, Katastrophen oder Schicksalsschläge. Der Suchdienst des<br />

Schweizerischen Roten Kreuzes versucht die Vermissten zu finden.<br />

bulletin: Was ist der Suchdienst des<br />

Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK)?<br />

Nicole Windlin: Das ist eine Dienstleistung,<br />

die bereits Henry Dunant auf dem Schlachtfeld<br />

von Solferino ausgeübt hat, indem er von<br />

den Kranken- und Totenbetten der Soldaten<br />

aus Briefe an die Angehörigen schrieb. Mittlerweile<br />

gibt es in 186 Ländern Suchdienste<br />

der Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft,<br />

die alle in einem Netzwerk, an dem<br />

auch das IKRK beteiligt ist, zusammenarbeiten.<br />

Der Suchdienst SRK steht allen in der<br />

Schweiz wohnhaften Personen offen, die ein<br />

Familienmitglied oder eine ihnen nahe stehende<br />

Person vermissen. Die Leistungen<br />

des Suchdienstes sind kostenlos.<br />

Was für Anfragen bekommen Sie?<br />

Der Suchdienst war ursprünglich vor allem<br />

auf Kriegs- und Katastrophensituationen<br />

ausgerichtet. Wir betreiben dabei auch lange<br />

Nachbearbeitungen, wie im Beispiel der Kinderhilfe.<br />

Auch haben wir pro Woche sicher<br />

zwei Anfragen, die sich noch auf den Zweiten<br />

Weltkrieg beziehen. Dieses Jahr bekamen<br />

wir besonders viele Anfragen in Bezug auf<br />

Sri Lanka: In der Schweiz leben viele Tamilen,<br />

die seit Monaten keine Nachrichten von ihren<br />

Angehörigen haben.<br />

Wie gehen Sie bei einer Suche vor?<br />

Für Anfragen im Ausland arbeiten wir stark<br />

mit dem IKRK und den nationalen Rotkreuz-<br />

und Rothalbmond-Gesellschaften zusammen.<br />

Im Inland sind unsere Hauptkontakte<br />

die Behörden wie Einwohnermeldeamt, Zivilstandesamt,<br />

Bundesamt für Migration sowie<br />

der Suchdienst des Bundesamtes für Polizei.<br />

Das ist von Fall zu Fall verschieden. Hin und<br />

wieder löst sich ein Fall sogar über Facebook<br />

oder Twixtel.<br />

Was für eine Erfolgsrate haben Sie?<br />

Weltweit spricht man von zirka 50 bis 60 Prozent.<br />

Aber das ist natürlich unterschiedlich.<br />

Es ist einfacher, jemanden in der Schweiz zu<br />

suchen als in Somalia. Dort fahren beispielsweise<br />

Freiwillige mit dem Velo in die hintersten<br />

Dörfer oder sie hören sich in den<br />

Clans um, aber oft sind die Umstände so<br />

schwierig, dass es gefährlich ist, sich für eine<br />

Suche frei zu bewegen.<br />

Nicole Windlin, Leiterin des Suchdienstes beim<br />

Schweizerischen Roten Kreuz.<br />

Es sind doch aber sicher nicht nur schöne<br />

Nachrichten zu überbringen.<br />

Wir versuchen Leute darauf vorzubereiten,<br />

dass eine Suche nach einem Vermissten<br />

auch mit einer Todesnachricht enden kann.<br />

Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />

die Ungewissheit das Schlimmste ist. Menschen,<br />

die jemanden vermissen, können ihr<br />

Leben oft kaum weiterleben, viele können in<br />

Ungewissheit auch nicht trauern. So haben<br />

wir beispielsweise zirka 100 offene Dossiers,<br />

die auf die Resultate der Exhumierungen<br />

von Massengräbern in Bosnien und Kosovo<br />

warten. Für diese Familien ist es schwierig,<br />

nicht zu wissen, was mit den Angehörigen<br />

passiert ist.<br />

Wie empfinden Sie die Arbeit beim<br />

Suchdienst ?<br />

Die Arbeit beim Suchdienst gefällt mir sehr<br />

gut. Sie ist vielfältig und geht häufig ans Herz.<br />

Eine Suche ist immer ein emotionaler Prozess.<br />

Keine Geschichte ist so wie die andere. Die<br />

Menschen sind sehr dankbar für unsere Unterstützung.<br />

Sie spüren, dass wir uns für sie<br />

einsetzen und die Hoffnung nicht aufgeben,<br />

ihre Angehörigen zu finden. mar


0<br />

Partnerschaft<br />

Wenn James Bond Unterricht erteilt<br />

Young Enterprise Switzerland – abgekürzt als YES – macht es sich zur Aufgabe, eine Brücke zwischen<br />

Schule und Wirtschaft zu schlagen. Dies tut sie äusserst erfolgreich. Unter anderem, indem<br />

Mitarbeitende der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Primarschülern das Gemeinwesen erklären, in Lostorf beispielsweise.<br />

«Mein Name ist Gilgen, Andreas Gilgen.» In<br />

James-Bond-Manier stellt sich der dynamische<br />

Gastlehrer den gespannt dasitzenden<br />

Viertklässlern vor. Er ist im schwarzen Anzug<br />

in die Primarschule Lostorf gekommen –<br />

auch dies erinnert ein bisschen an Bond. Den<br />

britischen Geheimagenten kennen die Kinder<br />

natürlich bestens. Schon etwas schwieriger<br />

wird es aber, wenn sie raten sollen, welchen<br />

Beruf der vor ihnen stehende Herr Gilgen<br />

ausübt. Dass er trotz Vorstellung und Kleidung<br />

nicht wirklich Bonds Berufskollege ist,<br />

hat er bald klargestellt. Architekt könnte er<br />

sein, raten die Schüler, oder vielleicht Anwalt ?<br />

«Ich weiss es», ruft plötzlich Andrin aus der<br />

hintersten Reihe, «sie sind Banker! Die sind<br />

auch immer so schön angezogen.» Der 10-<br />

Jährige hat ins Schwarze getroffen.<br />

Die Wirtschaft ins Klassenzimmer holen<br />

Berufe sind unter anderem auch der Grund,<br />

warum der Senior Relationship Manager<br />

Andreas Gilgen in Lostorf vor einer Klasse<br />

steht. Im Rahmen des Programms «Unsere<br />

Gemeinde» des <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Volunteering-<br />

Partners YES macht er die Klasse mit den<br />

Funktionsweisen einer Gemeinde bekannt:<br />

Er erklärt ihnen zum Beispiel, wie wichtig das<br />

Engagement für die Gemeinschaft ist, und<br />

zeigt, welche Berufe es in einer Gemeinde<br />

Längst ist klar, dass Andreas Gilgen kein Geheimagent ist; aber durch den speziellen Einstieg<br />

in die Schulstunde konnte der Consultant sofort eine gelöste Atmosphäre schaffen.<br />

gibt und braucht. Das Programm erstreckt<br />

sich über fünf Lektionen, die je einen thematischen<br />

Block behandeln und den Kindern<br />

insgesamt einen ersten Zugang zur Wirtschaft<br />

bieten sollen. Denn das oberste Gebot<br />

von Young Enterprise Switzerland ist die<br />

Verbindung von Schule und Wirtschaft. «Wir<br />

versuchen, die Wirtschaft in die Schweizer<br />

Klassenzimmer zu bringen», erklärt Nicole<br />

Heim, Geschäftsführerin von YES.<br />

Dazu hat die seit 1999 bestehende Non-<br />

Profit-Organisation spezifische Angebote für<br />

die verschiedenen Schulstufen geschaffen.<br />

Wie im Programm «Unsere Gemeinde» für<br />

Primarschulklassen werden auch Klassen<br />

der Sekundarstufe I im Programm «Fit für<br />

die Wirtschaft» von so genannten Consultants<br />

besucht. Die Idee ist, dass Leute, die<br />

in einem wirtschaftlichen Umfeld arbeiten<br />

und sich tagtäglich darin bewegen, den Kindern<br />

einen anderen Zugang zu dieser Welt<br />

bieten können als ihre Lehrer. Doch auch die<br />

Consultants sollen profitieren: Sie schlüpfen<br />

in eine ungewohnte Rolle, müssen sich vor<br />

einem meist wissbegierigen und zugleich<br />

äusserst kritischen Publikum behaupten und<br />

ihre tägliche Arbeit gegenüber den Schülern<br />

vertreten. Diese Erfahrungen tragen sie zurück<br />

an ihren Arbeitsplatz und sehen nach<br />

dem Einsatz in der Schule einige Dinge vielleicht<br />

mit etwas anderen Augen als zuvor.<br />

Tamara Krieger von der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> beispielsweise,<br />

die diesen Sommer als Volunteer<br />

im «Unsere Gemeinde»-Programm gewirkt<br />

hat, bezeichnet die Erfahrung gar als<br />

«Offenbarung der besonderen Art». Dieser<br />

Mehrwert für die Mitarbeitenden macht die<br />

YES-Programme auch für die Unternehmen<br />

interessant.<br />

Sie sollen gerade nicht wie Lehrer sein<br />

Der Besuch des Kundenberaters sei für ihn<br />

und seine Schüler eine willkommene Ab-<br />

Fotos: Martin Stollenwerk


wechslung im Schulalltag, freut sich Franz<br />

Jeger, der Lehrer der Lostorfer Viertklässler.<br />

Seine Klasse einem in dieser Rolle Unerfahrenen<br />

zu überlassen, ist für ihn kein Problem.<br />

Zumal die Klassenlehrer in den YES-<br />

Programmen die Stunden aus dem Hintergrund<br />

verfolgen und die Volunteers bei<br />

Bedarf unterstützen können. Vor ihrem Einsatz<br />

werden die Consultants von YES in<br />

einer halbtägigen Schulung auf ihre Aufgabe<br />

vorbereitet und bekommen umfangreiches<br />

Unterrichtsmaterial. Ebenfalls empfiehlt die<br />

Organisation eine Beobachtungslektion, in<br />

der sich Consultant und Klasse ein erstes Mal<br />

beschnuppern können und der Consultant<br />

Einblick in die Abläufe und Gepflogenheiten<br />

der Klasse erhält. Dass die Volunteers dann<br />

aber voll und ganz in die Lehrerrolle schlüpfen,<br />

ist keinesfalls Voraussetzung. Die Organisatoren<br />

legen Wert darauf, dass der Besuch<br />

aus der Wirtschaft auch als solcher auftritt<br />

und einen Hauch seiner Welt mit ins Schulzimmer<br />

trägt.<br />

Stefan Reichert, ein weiterer Mitarbeiter<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, ist absichtlich mit Powerpoint-Slides<br />

und Anzug vor «seine» Sekundarklasse<br />

gestanden, «um ihnen zu zeigen,<br />

wie wir arbeiten». Genau dieses Auftreten verschafft<br />

den Consultants einen anderen Zugang<br />

zu den Kindern und Jugendlichen, als<br />

ihn die Lehrer haben. Sie leben, was sie den<br />

Kindern näherbringen wollen; sind also eine<br />

Art praktisches Exempel.<br />

Erfolgserlebnis für Schule und Wirtschaft<br />

Dass die YES-Vision begeistert, ist an der<br />

stetig steigenden Zahl von teilnehmenden<br />

Schulen und Volunteers in der ganzen<br />

Schweiz ersichtlich. Auch die Wirtschaft<br />

scheint vom Konzept der Non-Profit-Organisation<br />

überzeugt zu sein. Unter den Partnern,<br />

Gönnern und Mitgliedern von YES finden<br />

sich viele klingende Namen von inter-<br />

Die YES-Programme<br />

national erfolgreichen Unternehmen, deren<br />

Beispiel hoffentlich für andere animierend<br />

wirkt. Als Corporate-Volunteering-Partner<br />

unterstützt die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> insbesondere<br />

die Programme für die Primarschule und die<br />

Sekundarstufe I; es sind aber auch reine<br />

Sponsoringpartnerschaften möglich.<br />

Die Sockelfinanzierung von YES wird<br />

durch Mitgliedschaftsbeiträge gewährleis-<br />

tet. Vereinsmitglieder werden durch eine<br />

Führungskraft im YES-Patronat vertreten,<br />

was den aktiven Austausch zwischen Persönlichkeiten<br />

aus der Wirtschaft, Jungunternehmern<br />

und engagierten YES-Alumni ermöglicht.<br />

Diese können dem Young Enterprise<br />

Alumni Club beitreten.<br />

Die Alumni sind das Rückgrat von YES<br />

Tatsächlich ist die Verbundenheit der ehemaligen<br />

Programmteilnehmer mit der Organisation<br />

frappant. Sowohl Consultants wie<br />

auch Schülerinnen und Schüler kehren immer<br />

wieder zurück: Erstere als Speaker bei der<br />

von YES organisierten Nacht des Jungunternehmertums,<br />

Letztere unter anderem<br />

auch als Mitarbeitende. Nicole Heim erklärt<br />

stolz, dass dies sogar beim ganzen Zürcher<br />

YES-Büro der Fall ist. Die Organisation<br />

scheint ihrem Anspruch, Kindern und Jugendlichen<br />

einen Zugang zur Wirtschaft zu<br />

verschaffen, gerecht zu werden. Und auch<br />

die Unternehmen sehen für sich und ihre<br />

Mitarbeitenden einen Nutzen in den YES-<br />

Programmen.<br />

Auch wenn für die Viertklässler in Lostorf<br />

die Wirtschaft wohl noch einige Zeit ein eher<br />

abstraktes Gebilde bleibt, werden sie den<br />

Banker Andreas Gilgen, der mit ihnen über<br />

die Gemeinde sprach, so schnell nicht vergessen.<br />

Und auch er wird sein Debüt vor<br />

einer Klasse als forderndes, aber positives<br />

Erlebnis in Erinnerung behalten. Damit ist<br />

das gesteckte Ziel erreicht. Katrin Schaad<br />

«Unsere Gemeinde» «Fit für die Wirtschaft» «Company Program»<br />

Schulstufe Primarschule (3./4. Klasse) Sekundarstufe I Sekundarstufe II<br />

Ziel Grundverständnis für Rollen und<br />

Aufgaben in einer Gemeinde<br />

Verständnis für verschiedene wirtschaftliche<br />

Aspekte im Leben der Schüler und Schülerinnen<br />

In einer Gemeinde leben die Bewohner nicht<br />

als anonyme Masse ohne Rechte und Pflichten.<br />

Sie sind Individuen mit Namen wie James oder<br />

Andreas, Lea oder Sarina.<br />

So wünscht sich jeder Lehrer seine Klasse:<br />

hochmotiviert und nie um eine Antwort verlegen.<br />

In zehn Jahren werden wir die Stimmbeteiligung<br />

in «unserer Gemeinde» Lostorf verfolgen.<br />

Funktionsweisen der Geschäftswelt und des<br />

Unternehmertums verstehen und erleben<br />

Umsetzung Besuch eines Consultants Besuch eines Consultants Reale Gründung eines Miniunternehmens:<br />

Produktentwicklung, Marketing und Lancierung<br />

im Markt<br />

www.young-enterprise.ch


0<br />

Partnerschaft<br />

Fünf Partner des Corporate Volunteering Schweiz stellen sich vor<br />

Die Schweizer Tafel hat eine Brückenfunktion. Wir holen bei Produzenten und Detailhändlern<br />

einwandfreie Lebensmittel ab und verteilen diese kostenlos an soziale Institutionen weiter.<br />

Letztes Jahr waren es insgesamt 2300 Tonnen. Schweizweit sind wir in elf Regionen tätig. Um<br />

unsere Aufgabe zu erfüllen, sind wir neben freiwilligen Helfern auf eine gute Logistik und verlässliche<br />

Partner angewiesen. Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, unser Hauptpartner, sponsert seit dem Start<br />

im Jahr 2001 12 unserer 29 Kühlfahrzeuge. Auch am nationalen Suppentag können wir auf die<br />

tatkräftige Unterstützung von vielen Mitarbeitenden der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> zählen. Als so genannte<br />

Corporate Volunteers organisieren sie an zahlreichen Standorten unseren wichtigsten nationalen<br />

Spendenanlass. Daniela Rondelli Stromsted<br />

Procap ist die grösste Selbsthilfeorganisation für Menschen mit einer Behinderung in der<br />

Schweiz. Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>, die sich bei<br />

einigen unserer Projekte als Hauptpartner engagiert. Neben den finanziellen Zuwendungen<br />

freut uns vor allem der gross artige Einsatz, den Corporate Volunteers der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> für<br />

uns erbringen, sei es als Begleitung von Menschen mit Behinderung an den slowUp-Tagen<br />

(Projekt «Andiamo!») oder bei der Erstellung von Audiodeskriptionen für blinde und sehbehinderte<br />

Besucher unseres internationalen Kurzfilmfestivals «look&roll». Gerhard Protschka<br />

Der Love Ride ist mit rund 10 000 Motorrädern und über 1 000 Besucherinnen und Besuchern<br />

auf dem Gelände in Dübendorf, Kanton Zürich, der grösste Anlass der Schweizer Bikeszene.<br />

Der an der Veranstaltung erzielte Erlös – jährlich meist über 00 000 Franken – kommt vollumfänglich<br />

muskelkranken und behinderten Menschen zugute. Das Sponsoring und die freiwilligen<br />

Helferinnen und Helfer der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> leisten einen wichtigen Beitrag zum jährlichen<br />

Gelingen der Grossveranstaltung, die jeweils am ersten Sonntag im Mai stattfindet.<br />

Fritz Wagner<br />

Im unwegsamen steilen Berggebiet haben einst Bergbauern und Forstarbeiter den Wald genutzt,<br />

weil sie auf das Holz und vor allem den Schutz des Bergwaldes vor Naturgefahren angewiesen<br />

waren. Die Naturgefahren sind heute ebenso bedrohlich wie damals. Mit den Einsätzen<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Mitarbeitenden im Bergwaldprojekt werden diese Zusammenhänge<br />

hautnah erfahren und das Verständnis durch «Handanlegen» gefördert. Für die freiwilligen<br />

Helfer der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> und das Bergwaldprojekt sind die Einsätze eine Bereicherung. Alle<br />

reden über den Wald, wir gehen hin und handeln! Bisher haben mehr als 1000 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Mitarbeitende und mehrere «Young Talent Teams» Einsätze geleistet, dafür gebührt ihnen Dank<br />

und Anerkennung. David Peter<br />

PLUSPORT Behindertensport Schweiz schafft für Menschen mit einer Behinderung die Möglichkeit,<br />

sich in Sportclubs und Sportcamps als Breiten- und Spitzensportler aktiv zu betätigen.<br />

Zu unseren Partnern zählt seit Jahren die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>. Neben dem finanziellen Engagement<br />

unterstützt sie auch Projekte und Events durch freiwillige Arbeitseinsätze. Beim jährlich stattfindenden<br />

PLUSPORT-Tag in Magglingen, dem grössten Behindertensportanlass der Schweiz,<br />

werden den 1 00 Aktiven und 300 Helfern unvergessliche Stunden mit vielen Erlebnissen, Erfahrungen<br />

und Emotionen im Sinne von Integration durch Sport geboten. Hanni Kloimstein<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Jubiläumsfonds <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation:<br />

Fritz Gutbrodt, Janine Händel<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Corporate Volunteering:<br />

Hanspeter Kurzmeyer, Zahra Darvishi<br />

Redaktion<br />

Mandana Razavi (Projektleitung)<br />

Regula Gerber, Michael Krobath, Andreas<br />

Schiendorfer, Katrin Schaad und Bernard<br />

van Dierendonck<br />

www.credit-suisse.com/verantwortung


Eine neue Ära<br />

der Nachhaltigkeit<br />

Text: Eric Güller, Head Thematics Research, Robert Ruttmann, Responsible Investment Strategy<br />

Social Responsibility Wirtschaft 41<br />

Die Welt steht im Zeichen beispielloser globaler Megatrends. Ob Bevölkerungswachstum,<br />

Schwellenmärkte oder Klimawandel, globale Trends treiben uns an die Grenzen der<br />

ökologischen Tragfähigkeit. Gleichzeitig verändern sie die Wettbewerbslandschaft,<br />

in der Unternehmen operieren. Mit Blick in die Zukunft dürfte die Fähigkeit, ökologische<br />

und soziale Fragen zu behandeln, für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und die<br />

Finanzkraft der Unternehmen immer wichtiger werden.<br />

Das moderne Konzept der Nachhaltigkeit<br />

steht seit 1983 weltweit auf der Unternehmensagenda.<br />

Damals versuchte die Weltkommission<br />

für Umwelt und Entwicklung<br />

der UNO den wachsenden Bedenken über<br />

die «fortschreitende Verschlechterung der<br />

menschlichen Umwelt und der natürlichen<br />

Ressourcen sowie den Folgen dieser Verschlechterung<br />

für die wirtschaftliche und<br />

soziale Entwicklung» zu begegnen. Vor diesem<br />

Hintergrund tauchte auch der populäre<br />

Begriff der «nachhaltigen Entwicklung» erstmals<br />

auf. Im Brundtland-Report wurde er<br />

später als Entwicklung definiert, die «den<br />

Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht,<br />

ohne die Möglichkeiten künftiger<br />

Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse<br />

zu befriedigen und ihren Lebensstil<br />

zu wählen».<br />

Erbe der industriellen Revolution<br />

Viele unserer Geschäftspraktiken haben ihre<br />

Wurzeln in der industriellen Revolution. Dieser<br />

wohl tiefgreifendste Megatrend in der<br />

Geschichte der Menschheit hatte zur Folge,<br />

dass sich Produktionsprozesse im 19. Jahrhundert<br />

schnell von der Handfertigung in<br />

kleinen Stückzahlen zur Massenproduktion<br />

mit Hilfe von Maschinen entwickelten. Zwar<br />

schuf dieser Wandel die Grundlagen für den<br />

wirtschaftlichen Wohlstand der Industrieländer;<br />

weil aber natürliche Ressourcen als<br />

unbegrenzt galten, führte er heute nicht mehr<br />

akzeptable Geschäftspraktiken herbei, so<br />

etwa das Ableiten von Abfällen in Gewässer<br />

und von Rauch in die Luft.<br />

Im Zentrum der industriellen Revolution<br />

stand die Produktion von Gütern und Dienst-<br />

leistungen für den Konsum. Diese Fokussierung<br />

auf die Produktion spiegelt sich auch<br />

in unserer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung,<br />

die sich auf das Bruttoinlandprodukt<br />

(BIP) stützt und den Wert der in einem Land<br />

produzierten Güter und Dienstleistungen<br />

misst. Während das BIP eine präzise Bewertung<br />

von Kapitalgütern ermöglicht, ist es<br />

weniger geeignet, natürliche und menschliche<br />

Ressourcen zu messen, weil es auf<br />

der Annahme beruht, diese seien unbegrenzt<br />

und kostenlos. Nach Meinung vieler Umweltschützer<br />

schlagen Schäden am Ökosystem<br />

wegen der zusätzlichen Wirtschaftsleistung<br />

im BIP sogar positiv zu Buche und nicht<br />

negativ, wie aufgrund von zerstörten Wäldern,<br />

Luft- und Gewässerverschmutzung eigentlich<br />

anzunehmen wäre.<br />

Die Tatsache, dass die Unversehrtheit der<br />

Umwelt sowie weitere Faktoren, welche die<br />

Lebensqualität beeinträchtigen können, im<br />

BIP nicht umfassend berücksichtigt werden,<br />

erklärt möglicherweise auch, weshalb unser<br />

heutiges Modell der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

auf die Externalisierung von Sozial-<br />

und Umweltkosten an die Gesellschaft ausgerichtet<br />

ist. Externe Effekte sind Kosten,<br />

die von der Industrie verursacht, aber von<br />

der Gesellschaft getragen werden. Ein externer<br />

Effekt ist zum Beispiel die Umweltver-<br />

schmutzung, die mitunter von der Regierung<br />

besteuert wird, um die Verursacher der Verschmutzung<br />

dazu zu bringen, die Produktionskosten<br />

vollständig zu «internalisieren».<br />

Bevor Schweden das «Verursacherprinzip»<br />

1975 erstmals einführte, wurden Unternehmen<br />

auf der ganzen Welt indirekt dafür belohnt,<br />

wenn sie im Bestreben, ihre Kosten-<br />

basis zu minimieren, die externen Effekte<br />

maximierten. Heute findet die Zivilgesellschaft<br />

jedoch immer bessere und innovativere<br />

Wege, um die Kosten der Emissionen festzulegen<br />

und dadurch die Verschmutzung zu<br />

reduzieren. So hat etwa das Konzept des<br />

Emissionshandels – auch «Cap and Trade»<br />

genannt – als weitere innovative Methode<br />

der Emissionsreduktion zunehmend Anklang<br />

gefunden. Das System setzt auf ökonomische<br />

Anreize zur Erreichung der Reduktionsziele,<br />

indem handelbare Emissionszertifikate ausgegeben<br />

werden, die ein Verschmutzungsrecht<br />

für eine bestimmte Menge Kohlenstoff<br />

begründen.<br />

Sozialvertrag zwischen Partnern<br />

Obwohl die Gesellschaft auf die bedeutenden<br />

Beiträge der Unternehmen – von Produktivitätsgewinnen<br />

über Innovationsförderung<br />

bis zur Schaffung von Arbeitsplätzen – angewiesen<br />

ist, sind umgekehrt auch die Unternehmen<br />

auf die öffentliche Legitimation der<br />

Gesellschaften, in denen sie operieren, angewiesen.<br />

Diese Beziehung bildet die Grundlage<br />

des übergeordneten Sozialvertrags<br />

zwischen den Unternehmen und der Gesellschaft:<br />

Die Unternehmen erhalten von der<br />

Gesellschaft eine «License to operate»<br />

(Legitimation) mit der Bedingung, einen insgesamt<br />

positiven Beitrag an die Gesellschaft<br />

zu leisten. In diesem Sinne werden Unternehmen,<br />

welche die öffentliche Meinung zu ökologischen<br />

und sozialen Themen in eklatanter<br />

Weise ignorieren, zunehmend anfälliger für<br />

öffentliche Sanktionen.<br />

Es gibt auch zahlreiche Beispiele dafür,<br />

wie die Meinung der breiten Öffentlichkeit<br />

><br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


Gesundes Umfeld Soziale Gerechtigkeit<br />

Nachhaltige<br />

Gesellschaft<br />

Wirtschaftliches Wachstum<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben bei Novartis Priorität.<br />

Der Novartis Campus verbraucht zwei Drittel weniger Energie als<br />

herkömmliche Bürogebäude. Der CO2-Ausstoss soll mittelfristig<br />

ganz eliminiert werden. Die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> hat dank ihrer Energieeffizienz<br />

sogar den Wanderpreis Energie-Modell Zürich erhalten<br />

(siehe Seite 1 ).


Foto: © Novartis AG<br />

die Unternehmensstrategie beeinflussen<br />

kann. Im Pharmasektor hat die öffentliche<br />

Wahrnehmung bezüglich überhöhter Preise<br />

für HIV/Aids-Medikamente in Entwicklungsländern<br />

global agierende Pharmaunternehmen<br />

veranlasst, diese Medikamente für die<br />

Armen der Welt zugänglicher zu machen.<br />

Ähnlich werden im Nahrungsmittelsektor aufgrund<br />

öffentlicher Bedenken zur Fettleibigkeit<br />

(32 Prozent der Amerikaner leiden darunter)<br />

Forderungen nach strengeren Kontrollen<br />

der Vermarktung von ungesunden<br />

Nahrungsmitteln laut. Und die Öl- und Tabakindustrie<br />

(möglicherweise auch der Finanzsektor)<br />

liefern weitere Beispiele dafür, wie<br />

veränderte öffentliche Wahrnehmungen die<br />

Geschäftstätigkeit der Unternehmen beeinflussen<br />

können.<br />

Veränderter Geschäftskontext<br />

Tatsächlich ist die «License to operate» heute<br />

keine Selbstverständlichkeit mehr, da Herausforderungen<br />

wie Klimawandel, Wasserknappheit<br />

und extreme Armut ein solches Ausmass<br />

erreicht haben, dass die Gesellschaft von<br />

den Unternehmen Antworten fordert. Gleichzeitig<br />

sind multinationale Unternehmen oft<br />

besser als Regierungen in der Lage, auf globale<br />

Herausforderungen zu reagieren. Heute<br />

sind sogar von den 100 grössten Wirtschaftseinheiten<br />

der Welt 63 Konzerne, keine Staaten.<br />

Aufgrund des wachsenden Einflusses<br />

der Unternehmen in der Gesellschaft erscheint<br />

es noch wichtiger denn je, dass gewinnorientierte<br />

Firmen den Interessen der<br />

Gesellschaft nicht zuwiderhandeln. Und die<br />

Gesellschaft setzt immer mehr auf global tätige<br />

Unternehmen als einzige Institutionen,<br />

die schlagkräftig genug sind, um den enormen<br />

langfristigen Herausforderungen zu begegnen,<br />

denen das Ökosystem ausgesetzt ist.<br />

Darüber hinaus verfügen NGOs und Konsumenten<br />

dank der Verbreitung von Medientechnologien<br />

sowie der wachsenden Bedeutung<br />

von webfähigen, partizipativen Medien<br />

wie Twitter und Facebook über neue Hilfsmittel,<br />

um die Unternehmen aufzufordern,<br />

das Konzept der Nachhaltigkeit vermehrt<br />

in ihr strategisches Denken zu integrieren.<br />

Dadurch verändert sich der Geschäftskontext,<br />

denn Konsumentengruppen und Nichtregierungsorganisationen<br />

können bei der<br />

Überprüfung der Integrität des Sozialvertrags<br />

zwischen der Gesellschaft und einem bestimmten<br />

Unternehmen schneller und direkter<br />

Einfluss nehmen.<br />

Ein weiterer Faktor, der den Geschäftskontext<br />

verändert, besteht darin, dass wirt-<br />

schaftlicher Mehrwert heute zunehmend<br />

durch geistiges Kapital und andere immaterielle<br />

Werte wie Ideen, Marken, Reputation,<br />

Kundendienst, Mitarbeitermotivation, Innovationsfähigkeit<br />

und Qualität der Beziehungen<br />

zu wichtigen Anspruchsgruppen (Regulierungsbehörden,<br />

Regierungen oder Nichtregierungsorganisationen)<br />

generiert wird.<br />

Wissenschaftlichen Studien zufolge machen<br />

diese immateriellen Faktoren heute 80 bis 85<br />

Prozent des Marktwerts eines Unternehmens<br />

aus. Für die Unternehmen bedeutet dies,<br />

dass die Erzielung von langfristigem Shareholder<br />

Value aufgrund des wachsenden<br />

Stellenwerts von immateriellen Faktoren – da-<br />

runter die Reputation einer Firma oder deren<br />

Fähigkeit, Spitzenkräfte anzuziehen – wesentlich<br />

von ihrer Fähigkeit abhängt, auf die<br />

Forderungen der Gesellschaft einzugehen.<br />

Vor neuer Ära nachhaltiger Anlagen<br />

Die nachhaltige Entwicklung dürfte künftig<br />

zu den treibenden Kräften des geschäftlichen<br />

Erfolgs gehören, während sich die Unternehmen<br />

der Tatsache bewusst werden,<br />

dass ihr Überleben davon abhängt, wie kompetent<br />

sie mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen<br />

umgehen. So gesehen wird<br />

ihr Verhalten in Fragen der Nachhaltigkeit<br />

für ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit, ihre<br />

Profitabilität und letztlich auch für die Entwicklung<br />

ihres Aktienkurses eine immer<br />

wichtigere Rolle spielen. Es überrascht also<br />

nicht, dass immer mehr Anleger versuchen,<br />

Kriterien wie Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusstes<br />

Unternehmensverhalten in<br />

die Beurteilung des langfristigen Werts eines<br />

Unternehmens einzubeziehen.<br />

Bei der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> erachten wir den<br />

nachhaltigen Anlageprozess als wirksames<br />

Hilfsmittel zur Steigerung der Anlageperformance,<br />

denn er ermöglicht die Identifizierung<br />

von verborgenen und potenziellen<br />

Risiken und Gelegenheiten in den Unternehmen.<br />

Daher sind wir überzeugt, dass den<br />

Interessen der Aktionäre langfristig am besten<br />

durch Unternehmen gedient ist, die ihre<br />

finanzielle Performance durch eine strategische<br />

Kontrolle ihrer wirtschaftlichen, sozialen,<br />

ökologischen und ethischen Performance<br />

maximieren. Somit müssen verantwortungsvolles<br />

Verhalten und wirtschaftlicher Erfolg<br />

keine Gegensätze sein. <<br />

� Siehe auch das Essay «Die Zukunft von<br />

Engagement»­von­Fritz­Gutbrodt­(S.­50).<br />

Anzeige<br />

Social Responsibility Wirtschaft 43<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> AG<br />

Postfach 2<br />

CH-8070 Zürich<br />

Telefon +41 44 333 11 11<br />

Redaktion<br />

Mandana Razavi/Andreas Schiendorfer (Projektleitung);<br />

Daniel Huber, Regula Gerber, Michael Krobath sowie Hanspeter<br />

Kurzmeyer, Fritz Gutbrodt, Janine Händel und Zarah Darwishi<br />

E-Mail<br />

redaktion.bulletin@credit-suisse.com<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />

Eric Güller, Monika Güntensperger, Maya Kunz,<br />

Dominik Pfoster, Robert Ruttmann, Katrin Schaad, Mario Tuor,<br />

Bernard van Dierendonck, Tanja Zehnder<br />

Marketing<br />

Veronica Zimnic<br />

Korrektorat<br />

Claudia Marolf, notabene<br />

Gestaltung<br />

www.arnold.inhaltundform.com:<br />

Arno Bandli, Raphael Bertschinger, Monika Häfliger,<br />

Petra Feusi (Projektmanagement), Carola Bächi (Korrektorat)<br />

Inserate<br />

Daniel Baer, Nübruchweg 22, 8605 Gutenswil,<br />

Telefon +41 44 945 38 85, baerdaniel@bluewin.ch<br />

­Beglaubigte­WEMF-Auflage­2009<br />

145 504<br />

ISSN-Registrierung<br />

ISSN 1423-1360<br />

Druck<br />

NZZ Fretz AG /Zollikofer AG<br />

Redaktionskommission<br />

René Buholzer (Head of Public Policy), Urs P. Gauch (Leiter<br />

Firmenkunden Schweiz – Grossunternehmen), Fritz Gutbrodt<br />

(Direktor Jubiläumsfonds der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation),<br />

Angelika Jahn (Investment Services & Products), Martin Lanz<br />

(Economic Research), Hubert Lienhard (Asset Management<br />

Distribution Services), Andrés Luther (Head of Group Communications),<br />

Charles Naylor (Head of Corporate Communications)<br />

Erscheint im 115. Jahrgang<br />

(5 x pro Jahr in deutscher, französischer, italienischer und<br />

englischer Sprache) Nachdruck von Texten gestattet mit dem<br />

Hinweis «Aus dem bulletin der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>».<br />

Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken.<br />

Sie bedeutet kein Angebot und keine Aufforderung seitens<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften.<br />

Die Analysen und Schlussfolgerungen in dieser Publikation<br />

wurden durch die <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> erarbeitet und könnten<br />

vor ihrer Weitergabe an die Kunden von <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bereits<br />

für Transaktionen von Gesellschaften der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Group<br />

verwendet worden sein. Die in diesem Dokument vertre-<br />

tenen Ansichten sind diejenigen der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> zum Zeitpunkt<br />

der Drucklegung. (Änderungen bleiben vorbehalten.)<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> ist eine Schweizer Bank.<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


44 Wirtschaft Arbeitsmarkt<br />

Die regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) sind wesentliche Instrumente im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit.<br />

Trotz der Aussicht auf eine gewisse konjunkturelle Erholung werden die RAV im Jahr 2010 alles andere denn arbeitslos sein.<br />

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote wird gemäss <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> ,2 Prozent (20 000 Personen) betragen.<br />

bulletin /09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann


Foto: Mathias Hofstetter Wirksame<br />

Arbeitsmarkt Wirtschaft 4<br />

Instrumente<br />

gegen Arbeitslosigkeit<br />

Die Arbeitslosigkeit steigt seit Sommer 200 an und hat sich seitdem um mehr als<br />

zwei Drittel erhöht. Der stärkste Einbruch des Bruttoinlandprodukts seit der Erdölkrise<br />

19 schlägt zunehmend auf den Arbeitsmarkt durch.<br />

Text: Tanja Zehnder, Economic Research<br />

Der Anstieg der Arbeitslosenquote wird bis<br />

Mitte 2010 schrittweise weitergehen, und wir<br />

rechnen mit durchschnittlich 207 000 Arbeitslosen<br />

(5,2 Prozent) im Jahr 2010. Die Arbeitslosigkeit<br />

nimmt aus zwei Gründen weiter zu:<br />

Erstens reagiert der Arbeitsmarkt stets verzögert<br />

auf Veränderungen des BIP-Wachstums.<br />

Ein Auf- oder Abschwung schlägt sich<br />

erst mit einem halben Jahr Verzögerung spürbar<br />

in den Arbeitslosenzahlen nieder. Die<br />

Auswirkungen der Rezession auf den Arbeitsmarkt<br />

werden sich also in den kommenden<br />

Monaten noch akzentuieren. Zweitens ist<br />

die von uns prognostizierte Erholung des BIP<br />

im Jahr 2010 (Wachstum von 0,6 Prozent)<br />

zu schwach, um einen weiteren Anstieg der<br />

Arbeitslosigkeit verhindern zu können.<br />

Damit wird die Arbeitslosigkeit vermutlich<br />

Niveaus erreichen wie zuletzt 1997. Damals<br />

war allerdings die Arbeitslosenquote ab 1990<br />

von einem tiefen Niveau aus (0,5 Prozent)<br />

für damalige Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich<br />

stark angestiegen. Heute ist der<br />

Anstieg der Arbeitslosigkeit zwar ebenfalls<br />

rezessionsgetrieben, das höhere Niveau indes<br />

auch das Resultat der gestiegenen Sockelarbeitslosigkeit.<br />

So reduzierte sich die Arbeitslosigkeit<br />

in der zu Ende gegangenen,<br />

längsten Aufschwungsphase seit den 1980er-<br />

Jahren nicht im gleichen Ausmass wie im<br />

Boom um die Jahrtausendwende. Die tiefste<br />

Arbeitslosenzahl im jüngsten Boom war um<br />

37 000 höher als im Boom um die Jahrtausendwende.<br />

Die Arbeitslosigkeit steigt bekanntlich<br />

nicht nur in der Schweiz an. Jedoch fällt die<br />

Schärfe des Anstiegs auf den Wachstumseinbruch<br />

von Land zu Land unterschiedlich<br />

aus. Dabei beeinflussen die Eigenschaften<br />

und Leistungen eines Arbeitslosenversicherungssystems<br />

die Reaktion der Arbeitsmärkte<br />

auf einen Wachstumseinbruch mit.<br />

Die Schweiz verfügt über ein sehr gut ausgebautes<br />

Arbeitslosenversicherungssystem.<br />

Dieses wirkt aus zwei Gründen konjunkturstabilisierend:<br />

Erstens erlauben umfassende<br />

Arbeitslosenunterstützungszahlungen, den<br />

privaten Konsum aufrechtzuerhalten. Zweitens<br />

verhindert Kurzarbeit einen schärferen<br />

Anstieg der Arbeitslosigkeit. Unterstützungszahlungen<br />

mindern Einkommensverluste von<br />

arbeitslosen Personen und bilden so nebst<br />

der Verfolgung sozialpolitischer Ziele eine<br />

wichtige Stütze des privaten Konsums.<br />

In der Schweiz beträgt die Arbeitslosenunterstützung<br />

70 respektive 80 Prozent für<br />

Personen mit Unterhaltspflichten des zuletzt<br />

erzielten Einkommens. Diese Unterstützung<br />

wird während 400 Tagen ausgezahlt. Die Bezugsdauer<br />

kann in einer Region verlängert<br />

werden, wenn dort die Arbeitslosenquote ein<br />

bestimmtes Niveau überschreitet. So hat der<br />

Bundesrat in der aktuellen Krise die Bezugsdauer<br />

in bisher zwei Kantonen von 20 auf<br />

26 Monate verlängert (Neuenburg und Jura).<br />

Durch Kurzarbeit kann ein Nachfragerückgang<br />

statt über Entlassungen zumindest<br />

teilweise über Arbeitszeitreduktionen kompensiert<br />

werden. In der Schweiz wurde im<br />

Rahmen des zweiten Konjunkturpakets die<br />

Bezugsdauer von 12 auf 18 Monate verlängert,<br />

was den Rückgriff auf die Kurzarbeit<br />

begünstigt haben dürfte. Einerseits konnte<br />

dadurch bisher ein markanterer Anstieg der<br />

Arbeitslosigkeit verhindert werden. Andererseits<br />

könnte damit ein weiterer Anstieg bevorstehen,<br />

da das Instrument der Kurzarbeit<br />

nur temporär wirkt. Bleibt eine Belebung der<br />

Nachfrage aus, dürften etliche der jetzt kurzarbeitenden<br />

Angestellten arbeitslos werden.<br />

Der Blick über die Grenzen zeigt, dass auch<br />

in <strong>Deutschland</strong> bisher eine massivere Zunahme<br />

der Arbeitslosigkeit durch Kurzarbeit<br />

verhindert werden konnte. Dagegen verzeichneten<br />

die USA, die das Instrument der Kurzarbeit<br />

nicht kennen, einen kräftigeren Anstieg<br />

der Arbeitslosenzahlen.<br />

Kurzarbeit mag in der Krise ein willkommenes<br />

Instrument zur Abfederung von Härten<br />

sein, hat aber auch unerwünschte Nebenwirkungen.<br />

Erstens kann der Strukturwandel<br />

behindert werden, falls durch die Kurzarbeit<br />

ein notwendiger Beschäftigungsabbau hinausgezögert<br />

wird. Denn das Instrument<br />

reduziert die Mobilität der Arbeitnehmer zwischen<br />

Sektoren und Unternehmen. Zweitens<br />

kann Kurzarbeit zu Verzerrungen bei der<br />

Lohnbildung führen: Branchen, die relativ<br />

häufiger von Beschäftigungsschwankungen<br />

betroffen sind, weisen ein höheres Beschäftigungsrisiko<br />

aus. Solche Unternehmen müssten<br />

zur Kompensation dieses Risikos höhere<br />

Löhne zahlen. Doch die Möglichkeit von<br />

Kurzarbeit erhöht die Bereitschaft von Arbeitnehmern,<br />

die Stelle auch ohne diese Kompensation<br />

anzunehmen. Damit sind Unternehmen<br />

in der Lage, die Kosten von Beschäftigungsschwankungen<br />

zu überwälzen. <<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


46 Leader Monika Hauser<br />

bulletin /09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong>


Foto: Andreas Mader Die<br />

Kraft der<br />

Solidarität<br />

Monika Hauser Leader 4<br />

Es gibt Menschen, die fürchten sich vor gar nichts. Monika Hauser ist einer von ihnen:<br />

Als junge Assistenzärztin macht sie sich Anfang der 1990er-Jahre auf, mitten in den<br />

tobenden Jugoslawienkrieg, um dort aus Solidarität den Frauen zu helfen, die Opfer von<br />

Massenvergewaltigungen wurden. Für ihren mutigen Einsatz als Gynäkologin und<br />

Anwältin der Frauen erhielt sie 200 den Right Livelihood Award.<br />

Interview: Mandana Razavi<br />

bulletin: Sie gründeten in den 1990er-Jahren die Frauenrechts-<br />

organisation medica mondiale. Wie ist die Idee dazu entstanden?<br />

Monika Hauser: Das war ja keine Idee, die von langer Hand geplant<br />

wurde. Als mein erstes Projekt in Bosnien begann, war ich<br />

33 Jahre alt. Allerdings war das Thema Gewalt gegen Frauen für<br />

mich nicht neu. Bereits als ich ein Teenager war, haben mir meine<br />

Grossmutter und meine Tanten von ihren Gewalterfahrungen berichtet.<br />

Dadurch wurde mir bereits in jungen Jahren bewusst, dass<br />

Gewalt zum Alltag vieler Frauen und Mädchen gehört. Ich lernte<br />

auch, dass man über diese tragische Realität nicht spricht. Ich<br />

wollte dem etwas Konkretes entgegensetzen.<br />

Wieso wird das Thema Ihrer Meinung nach tabuisiert ?<br />

Während meines praktischen Jahres als Assistenzärztin haben<br />

mir viele Frauen im Vertrauen von ihren Gewalterfahrungen berichtet.<br />

Bei älteren Patientinnen fielen oft Sätze wie «Ich möchte nicht,<br />

dass das bekannt wird, bevor ich gestorben bin». Da realisierte<br />

ich, dass diese Erlebnisse die Frauen für den Rest ihres Lebens<br />

prägen. Erschreckend war, wie oft ich hörte, dass viele von ihrem<br />

nächsten Umfeld zum Schweigen gezwungen oder gedrängt<br />

wurden. Es scheint in unserer Gesellschaft diesbezüglich bis heute<br />

einen weitverbreiteten Konsens zum Stillschweigen zu geben.<br />

Sie denken also, dass man auch heutzutage nicht anders<br />

mit dem Thema sexualisierte Gewalt umgeht ?<br />

Leider hat sich wenig verändert. Wo wird der vielen Frauen gedacht,<br />

die während des Zweiten Weltkriegs von Angehörigen der<br />

Wehrmacht vergewaltigt wurden? Ebenso existieren dokumentierte<br />

Fälle aus der Nachkriegszeit, bei denen alliierte Soldaten<br />

involviert waren. Trotz der Kenntnis um diese Verbrechen wurden<br />

die meisten Taten nie geahndet. Und wenn der deutsche Verteidigungsminister<br />

sich weigert, öffentlich zuzugeben, wie sträflich<br />

sich manche Bundeswehrsoldaten im Einsatz von Friedensmissionen<br />

verfehlen, dann wird genau die uralte Praxis der Tabuisierung<br />

aufrechterhalten. Wir brauchen nicht immer mit dem Finger auf<br />

Entwicklungsländer oder Länder anderer Kulturkreise zu zeigen.<br />

Wieso gibt es keine stärkere Solidarität unter den Frauen?<br />

Doch, die gibt es! Und das sogar weltweit. Nach meinem ersten<br />

Einsatz in Bosnien beispielsweise erreichten mich Briefe von<br />

älteren Frauen, in zittriger Schrift verfasst, die in den Zeitungen<br />

etwas über meine Arbeit gelesen hatten. Die Briefe enthielten<br />

oft eine kleine Summe Bargeld und die Bitte, dass man die Frauen<br />

in Bosnien unterstütze – auch dabei, über die Ereignisse sprechen<br />

zu lernen. Damit es den Bosnierinnen anders ergehe als den<br />

Frauen im Zweiten Weltkrieg. Solidarität mit den Überlebenden<br />

war schliesslich auch mein Beweggrund: Ich habe meine Tätigkeit<br />

immer als politischen Auftrag meiner Vorfahrinnen betrachtet.<br />

Die Erlebnisse Ihrer Vorfahrinnen scheinen Sie sehr geprägt<br />

zu haben.<br />

Ja, ich habe mich früh mit dem Schrecken der Kriege auseinandergesetzt.<br />

Das war meine Art, das Gehörte zu verarbeiten. Wenn<br />

wir etwas nicht verarbeiten, geben wir das irgendwann an unsere<br />

Kinder weiter: Das nennt sich transgenerationelles Trauma. Ein<br />

weitverbreitetes Phänomen in den Nachkriegsgebieten. Erste Studien<br />

weisen darauf hin, dass die hohe Scheidungsrate, der hohe<br />

Alkohol- und Medikamentenabusus und die Suizidrate im Zusammenhang<br />

mit diesem transgenerationellen Trauma stehen könnten.<br />

Ihr erstes Projekt war Bosnien 1992. Sie sind gewissermassen<br />

in den Krieg gezogen. Wie kam es dazu?<br />

Ich habe – wie viele andere auch – die Berichterstattung zu Bosnien<br />

genau mitverfolgt. Und als angehende Gynäkologin hatte ich<br />

bereits mit vielen Vergewaltigungsfällen zu tun. Ich habe schon<br />

damals interdisziplinär mit einer Psychologin zusammengearbeitet,<br />

weil mir klar war, dass es wichtig ist, die Opfer als ganzheitliche<br />

Menschen zu sehen. Als ich all diese Kriegsberichte sah, wurde<br />

mir bewusst, dass diese Frauen eine interdisziplinäre Fachbe- ><br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


4 Leader Monika Hauser<br />

Monika Hauser wurde 19 9 in Thal in der<br />

Schweiz geboren und ist dort aufgewachsen.<br />

Als Tochter Südtiroler Eltern ist sie italienische<br />

Staatsbürgerin. Ihr Medizinstudium absolvierte<br />

sie in Innsbruck und Bologna. Noch bevor<br />

sie ihre Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie<br />

abgeschlossen hatte, gründete sie 1992<br />

das Frauentherapiezentrum Medica Zenica<br />

in Zentralbosnien. Mittlerweile konnte der Verein<br />

medica mondiale e. V. sein Engagement auf<br />

zahlreiche weitere Länder ausdehnen – seit<br />

kurzem gibt es auch in der Schweiz eine medicamondiale-Stiftung.<br />

Für ihren unermüdlichen<br />

Einsatz erhielt die Gynäkologin zahlreiche<br />

Preise und Auszeichnungen, darunter auch den<br />

renommierten Right Livelihood Award (siehe<br />

Box) im Jahr 200 . Im Juni letzten Jahres<br />

erschien ihr Buch «Nicht aufhören anzufangen».<br />

Heute lebt und arbeitet Monika Hauser als<br />

Geschäftsführerin von medica mondiale in Köln.<br />

Mehr Informationen zu medica mondiale unter:<br />

www.medicamondiale.org/<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

treuung brauchten, um irgendwann wieder eine Chance auf ein<br />

einigermassen selbstbestimmtes Leben zu bekommen. Im festen<br />

Glauben, unterwegs Mitstreiterinnen für das Projekt zu finden,<br />

bin ich losgefahren – relativ unvorbereitet.<br />

Als Sie vor Ort waren, wie haben Sie Ihr Vorhaben realisiert ?<br />

Ich fand sehr schnell 20 bosnische Frauen, die bereit waren,<br />

beim Projekt zu helfen. Danach haben wir einen ehemaligen Kindergarten<br />

gemietet und ihn mit den wenigen Mitteln, die wir hatten,<br />

entsprechend unseren Bedürfnissen umgebaut. Wir mussten wahnsinnig<br />

viel improvisieren, Zentralbosnien war bereits mitten im<br />

Krieg. Jeden Tag hatten wir neue Probleme zu lösen und Gefahren<br />

zu bestehen. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte uns einfach nichts<br />

und niemand stoppen.<br />

In Bosnien blickten Sie erstmals direkt in das Antlitz<br />

des Krieges.<br />

Es gibt keine Vorbereitung auf den Krieg. Aber wir wollten dem<br />

Wahnsinn etwas entgegensetzen – mit aller Macht. Und dieser<br />

gemeinsame Wille hat uns angetrieben und uns die Angst genommen.<br />

Natürlich wurde es schwieriger, je näher die Front kam.<br />

Irgendwann war sie noch knapp 20 Kilometer von uns entfernt.<br />

Das bedeutete Kommunikations- und Nahrungsmittelblockade,<br />

kein Zugang zu Medikamenten und Hilfsgütern. Ende 1993<br />

kam es schliesslich auch in Zenica zur Hungersnot. Es ging nur<br />

noch ums Überleben. Trotzdem: Wir signalisierten mit unserer<br />

A rbeit, dass uns das Schicksal der Frauen nicht egal war. Und wir<br />

fanden immer mehr Unterstützung, auch aus <strong>Deutschland</strong>.<br />

20 Kilometer von der Front entfernt. Sie haben doch sicher<br />

auch Angst gehabt ?<br />

Ich habe das ganze Jahr keine Angst gehabt. Die Arbeit hat mich<br />

voll in Beschlag genommen. Aber zwei Jahre später, zurück<br />

in <strong>Deutschland</strong>, hatte ich einen schweren seelisch-körperlichen<br />

Zusammenbruch.<br />

Wann kehrten Sie nach <strong>Deutschland</strong> zurück?<br />

1993 war ich das ganze Jahr vor Ort, Anfang 1994 bin ich nach<br />

<strong>Deutschland</strong> zurückgekehrt und habe in Köln zusammen mit<br />

einigen neuen Kolleginnen die Zentrale von medica mondiale aufgebaut.<br />

Freundinnen von mir hatten das Projekt bereits in meiner<br />

Abwesenheit gestartet. Danach bin ich hin- und hergetingelt.<br />

1995 ging ich zurück an die Klinik in Köln, um meine Ausbildung zu<br />

beenden. Der Klinikalltag versus Kriegsalltag: Das Aufeinanderprallen<br />

dieser beiden Realitäten hat mich krank gemacht, ebenso<br />

die Gleichgültigkeit, die viele gegenüber dieser Thematik an den<br />

Tag legten.<br />

Und wie blicken Sie denn heute, rund 1 Jahre nach<br />

Kriegsende, auf die Geschehnisse von damals zurück?<br />

Das war die intensivste Zeit meines Lebens, und ich habe viele<br />

Jahre nach 1993 auch noch im damaligen Rhythmus gelebt:<br />

So kam beispielsweise an bestimmten Tagen im April die Erinnerung<br />

in mir hoch, wie die Granaten immer näher explodierten. Oder<br />

ich erinnerte mich, wie im wenige Kilometer von uns entfernten<br />

Ahmići, jenseits der kroatischen Frontlinie, ein schlimmes Massaker<br />

verübt wurde. Einige Überlebende, darunter viele vergewaltigte<br />

Frauen, sind damals zu uns ins Zentrum geflohen.<br />

Der Krieg ist vorbei und die körperlichen Wunden dieser<br />

Frauen sind verheilt, aber wie geht es denn diesen Frauen heute?<br />

Wie kann ein Mensch solche Geschehnisse verarbeiten?<br />

Das hängt von vielerlei ab. Aber wir wissen, dass ein verständnisvolles<br />

und unterstützendes Umfeld eine wichtige Voraussetzung ist.<br />

Foto: Andreas Mader


Leider ist dies durch die weltweit vorherrschenden patriarchalen<br />

Gesellschaftsstrukturen nur selten gegeben. So gibt es im<br />

Kosovo sehr rigide Gesellschaftskodexe, die Frauen untersagen,<br />

über das Thema «erlebte Gewalt» zu sprechen – auch nicht im<br />

Falle einer Kriegsvergewaltigung. Vor diesem Kontext sahen<br />

viele Männer diese Menschenrechtsverletzung nicht und haben<br />

ihren Frauen sogar noch die Schuld zugeschoben. Unter solchen<br />

Gegebenheiten ist eine Verarbeitung eigentlich unmöglich. In<br />

Bosnien habe ich jedoch auch erlebt, wie Männer, deren Frauen<br />

in Vergewaltigungslagern in Gefangenschaft waren, sich direkt<br />

an uns gewandt haben. Sie erzählten, dass ihre Frauen nicht<br />

mehr essen, nicht mehr mit den Kindern spielen, schlicht nicht mehr<br />

leben wollten.<br />

Welche Hilfe kann medica mondiale diesen Frauen bieten?<br />

Es braucht eine behutsame, langfristige Unterstützung. Konkret<br />

bieten wir gynäkologische, psychosoziale, aber auch juristische<br />

«Es ist ein harter, aber kein einsamer<br />

Kampf. Überall auf der Welt leben<br />

Frauen, die gegen diese Ungerechtigkeiten<br />

vorgehen.»<br />

Unterstützung an. Das Wichtigste ist, dass die Frauen begreifen,<br />

dass sie nicht verrückt sind. Nach schweren Traumata kommt<br />

es oft zu vermeintlich seltsamen Reaktionen physischer und psychischer<br />

Natur, die von den Opfern zuerst nicht zugeordnet werden<br />

können. So kann der Geruch eines Mannes ein Flashback hervorrufen.<br />

Er katapultiert die Frau emotional direkt in die Situation<br />

der Vergewaltigung zurück. Passiert so etwas, sind die Frauen oft<br />

tagelang nicht mehr alltagstüchtig. Manche verfallen in eine<br />

D epression, andere zeigen Anfälle von Asthma. Die Symptome<br />

sind so unterschiedlich wie die Schicksale der Opfer.<br />

Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso sexuelle Gewalt so<br />

oft als Mittel der strategischen Kriegsführung eingesetzt wird?<br />

Meine Gegenfrage lautet, wieso vergewaltigen Männer im Frieden?<br />

Wir wissen, dass in <strong>Deutschland</strong> jede dritte bis vierte Frau Gewalterfahrungen<br />

gemacht hat. Die Schweiz weist eine ähnliche Rate<br />

auf. Vergewaltigungen finden in allen Gesellschaften und quer<br />

durch alle Schichten statt. Es geht immer um die Demonstration<br />

von Macht. Auch beim Einsatz dieser «Methode» in der Kriegsführung<br />

ist es nicht anders: Es handelt sich um eine Botschaft der<br />

Männer an ihre Feinde, die lautet: «Ihr schafft es nicht einmal,<br />

eure Frauen zu schützen. Ihr seid schwach.»<br />

Dennoch. So lässt sich doch kein Land gewinnen.<br />

Doch. Im Kosovo reichte es, das Gerücht zu verbreiten, Arkans<br />

Truppen seien auf dem Vormarsch. Arkan war ein serbischer Paramilitär,<br />

der in Bosnien gewütet hatte. Er und seine Männer waren<br />

bekannt für brutalste Vergewaltigungen. Das Gerücht allein reichte,<br />

damit ganze Täler flohen. So lässt sich Land gewinnen.<br />

Ihre Tätigkeit ist per se belastend – dennoch gibt es sicher<br />

auch auf Ihrem Weg Meilensteine.<br />

Ja, wichtigster Punkt ist, dass wir in all den Jahren Tausende von<br />

Frauen weltweit unterstützen und ins Leben zurückführen konnten.<br />

Auf der politischen Ebene ist die UN-Resolution 1820 zu erwähnen,<br />

die seit Juni 2008 in Kraft ist. Dafür haben wir lange gekämpft.<br />

Monika Hauser Leader 49<br />

Bei ihrem Besuch im Kongo hat Hillary Clinton als bisher einzige<br />

Politikerin vehement auf die Einhaltung der Resolution gepocht.<br />

Vergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung sind eine Verletzung<br />

der Menschenrechte und sind als Kriegsverbrechen zu ahnden.<br />

Diese Resolution gibt der internationalen Politik eine Handhabe zu<br />

Interventionen und Strafverfolgung.<br />

Sie denken, dass die Resolution eine Änderung bringt ?<br />

Ja, wenn sich die Regierungen, speziell jener Länder, die über<br />

Geld und Macht verfügen, auch tatsächlich auf sie berufen und<br />

entsprechend Druck ausüben, damit sie umgesetzt wird.<br />

Wenn es so leicht ist, wieso wird es dann nicht gemacht ?<br />

Die bittere Wahrheit ist, dass es für viele zu wenig wichtig ist.<br />

Es geht nicht um Geld, es geht bloss um Frauen. Welchen Stellenwert<br />

haben Frauen in der Gesellschaft ? Das zeigt sich an der sozialen,<br />

politischen und ökonomischen Teilhabe an der Macht – auch<br />

in westlichen Ländern wie <strong>Deutschland</strong> und der Schweiz gibt es<br />

reichlich Handlungsbedarf. Die Politiker stehen klar in der Pflicht.<br />

Sie waren Ärztin, doch Sie haben sich zur Anwältin gewandelt.<br />

Vielleicht war ich das im Innersten immer schon. Am liebsten würde<br />

ich mich ganz auf meine Fach- und Menschenrechtsarbeit konzentrieren,<br />

doch davon hält mich oft der Kampf um Geld für Projekte<br />

ab. Es ist auch sehr anstrengend, immer wieder daran zu erinnern,<br />

dass man Frauen unterstützen soll. Ich möchte helfen, die Voraussetzungen<br />

dafür zu schaffen, dass Frauen weltweit ihr Schicksal<br />

und ihre Perspektive selbst in die Hand nehmen können.<br />

Woher nehmen Sie die Kraft für Ihre Arbeit ?<br />

Wie schon erwähnt, die Solidarität und der Einsatz der Frauen,<br />

die sich für die medica mondiale Projekte weltweit engagieren,<br />

geben mir sehr viel Kraft. Es ist ein harter, aber kein einsamer<br />

Kampf. Überall auf der Welt leben mutige Frauen, die gegen diese<br />

Ungerechtigkeiten vorgehen. Auf diese Weise bildet sich ein wertvolles<br />

und starkes internationales Netzwerk, in dem auch Fachfrauen<br />

interdisziplinär zusammenarbeiten. Unsere Strategie ist<br />

dabei die Hilfe zur Selbsthilfe. Um zurück ins Leben zu finden,<br />

brauchen Frauen neben der physischen und psychischen Begleitung<br />

auch eine wirtschaftliche Perspektive. Im Kosovo haben<br />

wir mit Erfolg erste Projekte im Stil der Mikrofinanz realisiert.<br />

Es ist unglaublich zu sehen, wie einst suizidale Frauen erstmals<br />

wieder aktiv und selbstbewusst im Leben stehen. <<br />

Der Right Livelihood Award, oft als Alternativer<br />

Nobelpreis bezeichnet, wird jährlich an vier Preisträger<br />

vergeben, die von einer internationalen<br />

Jury bestimmt werden. Geehrt werden Menschen,<br />

die durch ihre Tätigkeit Lösungen zu den dringendsten<br />

Problemen unserer Zeit erarbeitet und umge-<br />

setzt haben. Bei der Vergabe des Preises existieren<br />

keine strengen Kategorien. Seit der Lancierung<br />

des Preises 19 0 wurden Personen ausgezeichnet<br />

für ihre Verdienste in den Bereichen Umwelt, Frieden,<br />

Abrüstung, Menschenrechte, Entwicklung, Kultur<br />

und Spiritualität, indigene Völker, Verbraucher-<br />

schutz, Bildung, Gesundheit, Energie und Ressourcenschonung.<br />

http://www.rightlivelihood.org/<br />

<strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> bulletin 5/09


0 Schlusspunkt<br />

Die Zukunft von Engagement<br />

Nach der Finanzkrise wird von Unternehmen erwartet, dass sie ihre gesellschaftliche<br />

Verantwortung überdenken. Ihre Unterstützung von gemeinnützigen Initiativen<br />

und kulturellen Projekten ist dabei ein interessanter Indikator. Das Mäzenatentum<br />

wird abgelöst von neuen Formen des sozialen Engagements. Fritz Gutbrodt,<br />

Direktor der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Foundation sowie Professor an der Universität Zürich, über<br />

k lassische Philanthropie und die nächste Generation von Social Entrepreneurs.<br />

Ende Oktober wählte die Schwab Foundation<br />

for Social Entrepreneurship<br />

im Gottlieb Duttweiler Institut (GDI)<br />

ihren Social Entrepreneur 2009. Der<br />

Preis ging an Paolo Richter und seine<br />

Organisation «gump- & drahtesel» (g & d). Seit 1989<br />

renovieren sie alte Velos, verwerten sie als Ersatzteile<br />

oder machen daraus Objekte, die im eigenen<br />

Laden verkauft werden. Der Grossteil der Arbeit<br />

wird von Erwerbslosen geleistet. Pro Jahr kommen<br />

so 750 Menschen zu einem befristeten Einsatz;<br />

rund 50 Prozent von ihnen finden danach wieder<br />

eine Stelle. Die berufliche Integration im Raum<br />

Bern wird durch ein Projekt in Afrika ergänzt. Rund<br />

7000 Recycling-Velos und Ersatzteile werden jährlich nach Westafrika<br />

verschifft, wo sie Menschen, Waren und Unternehmen mobil<br />

machen. «Aus Veloschrott im Norden werden nachhaltige Start-ups<br />

im Süden», wie g & d dies formuliert.<br />

g & d im GDI: In Rüschlikon hatte die Preisverleihung auch eine<br />

symbolische Dimension. Gottlieb Duttweiler hat den Kaffee und den<br />

Reis der Migros 1925 zwar nicht auf dem Gepäckträger eines Velos<br />

zu den Kunden gebracht, sondern mit Lastwagen, aber die Mobilität<br />

war auch bei ihm der Kern seiner unternehmerischen Idee, die<br />

den Detailhandel radikal veränderte. Ungewöhnlich war auch sein<br />

Entscheid, die Migros AG zu einer Genossenschaft zu machen, einen<br />

Teil des Umsatzes in die Förderung von Bildung und Kultur zu investieren,<br />

eine politische Partei zu gründen und das GDI zu stiften. In<br />

der Einleitung zum Anlass wurde Duttweiler denn auch als ein Social<br />

Entrepreneur der ersten Stunde bezeichnet.<br />

Dass Unternehmen gemeinnützige sowie kulturelle Projekte unterstützen<br />

und ehrenamtliche Mandate von Mitarbeitenden fördern,<br />

hat eine lange Tradition. Sie ist Teil einer umfassenderen Verantwortung,<br />

die Firmen gegenüber ihren Kunden und Mitarbeitenden,<br />

der Zivilgesellschaft und der Öffentlichkeit tragen. Im Zentrum steht<br />

dabei in erster Linie die nachhaltig erfolgreiche Geschäftstätigkeit<br />

für den gegenseitigen Nutzen aller Bezugsgruppen. Die Finanzkrise<br />

hat das Vertrauen in die globalisierte Wirtschaft und insbesondere<br />

in den Finanzsektor auf die Probe gestellt. Vor diesem Hintergrund<br />

stellt sich auch die Frage, wie Firmen ihr soziales Engagement verstehen<br />

und glaubwürdig ausüben.<br />

Gemäss einem Bericht von McKinsey steigt die Zahl von Unternehmen,<br />

die ihre philanthropischen Initiativen mit dem Kerngeschäft<br />

in Beziehung setzen. Soziales Engagement soll mit Kompetenzen<br />

der Firma verbunden werden und einen Wissenstransfer in der<br />

bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />

Fritz Gutbrodt: «Die klassische<br />

Philanthropie hat sich kontinuierlich<br />

weiterentwickelt.»<br />

Kooperation mit Partnern ermöglichen. Die von<br />

der <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> unterstützten Ausbildungsprogramme<br />

für den Mikrofinanzsektor entsprechen<br />

diesem Modell. Überhaupt ist die Involvierung der<br />

Mitarbeitenden ein zentrales Element im Bereich<br />

von Corporate Citizenship. Neben finanzieller<br />

U nterstützung ist die Freiwilligenarbeit eine wichtige<br />

Leistung von Unternehmen. Sie hat eine positive<br />

Auswirkung auf die Firmenkultur und ist<br />

ein Zeichen dafür, dass man Probleme aktiv angehen<br />

will.<br />

Neben Hilfswerken und NGOs bieten sich<br />

S ocial Entrepreneurs als Partner für die zukünftige<br />

Entwicklung von Corporate Philanthropy an. Sie<br />

spielen eine wichtige Rolle in der Lösung drängender Probleme, und<br />

sie bilden einen rasant wachsenden «sozialen Sektor». Sie gehören<br />

zu einer neuen Generation von Unternehmern, die auf innovative<br />

Weise dort ansetzen, wo andere Organisationen, der Staat oder auch<br />

Firmen mit ihren Ansätzen keinen Zugang finden. Sie verbinden<br />

lokale und globale Dimensionen, sind gut miteinander vernetzt und<br />

experimentieren mit neuen Formen von Partnerschaften. Die Organisation<br />

Ashoka und das Skoll Centre for Social Entrepreneurship<br />

an der Said Business School in Oxford geben einen Eindruck davon,<br />

wie sie arbeiten.<br />

Es besteht kein Zweifel, dass Unternehmen ein vitales Interesse<br />

haben an Massnahmen gegen Probleme wie Klimawandel, Armut<br />

und Menschenrechtsverletzungen. Sie bedrohen die Grundlagen<br />

einer nachhaltigen Entwicklung. Die nächste Generation von Entscheidungsträgern<br />

in den Firmen hat für diese Probleme eine besondere<br />

Sensibilität. Die Pisa-Studie der OECD zur Frage «Green at<br />

15?» verzeichnet ein erhöhtes Umweltbewusstsein auf allen Schulstufen.<br />

Laut der Shell-Jugendstudie von 2006 steht bei den 12- bis<br />

25-Jährigen der Einsatz für die Gesellschaft und andere Menschen<br />

hoch in der Werteskala. Ein Drittel der Befragten engagieren sich<br />

dafür oft in ihrer Freizeit; die Studie nennt es einen neuen Lebensstil.<br />

Der Trend stimmt überein mit dem Engagement junger Mitarbeitender<br />

in den Firmen. Um Probleme anzupacken, braucht es nicht<br />

nur finanzielle Mittel, sondern auch das, was g & d im Untertitel ihrer<br />

Zeitung «gump!» als «Mutanfälle» bezeichnet. Mut auf Zukunft.<br />

�<br />

Siehe auch unseren Researchartikel «Eine neue Ära<br />

der Nachhaltigkeit» (Seiten 41 bis 43).<br />

<<br />

Foto: Martin Stollenwerk


WEINKLIMASCHRÄNKE<br />

Nur EuroCave widmet sich seit 1976 ganz der Innovation rund um die perfekte Weinlagerung.<br />

Das erworbene Know-How ist auf dem Markt unerreicht. Dank konstanter Temperatur,<br />

permanenter Zuluft, optimaler Luftfeuchtigkeit, Vibrations- und Lichtschutz<br />

garantiert Ihnen das Original das Klima eines Naturkellers.<br />

bulletin-Leserangebot<br />

Ja, ich will vom Leserangebot profitieren. Senden Sie mir den Gutschein im Wert von CHF 500.-- zu.<br />

Vorname<br />

Name<br />

Strasse<br />

Nr.<br />

Postleitzahl<br />

Ortschaft<br />

E-Mail<br />

Tel-Nummer<br />

Foto: EuroCave V283, 1 Temperatur, 196 Flaschen<br />

Unterschrift<br />

* Nur Gültig im Zusammhang mit dem Kauf eines EuroCave Weinklimaschranks der Modelreihe 283 (ca. 175 - 200 Flaschen) bis 15. Januar 2010.<br />

* Gutschein<br />

CHF 500.--<br />

Gültig bis 15.01.2010<br />

auf alle 283er Modelle.<br />

Nicht kummulierbar mit<br />

anderen Angeboten.<br />

Komplett ausgefüllt und unterschrieben einsenden.<br />

Seestrasse 18 8802 Kilchberg info@klimawatt.ch www.klimawatt.ch Tel: +41 44 716 55 44 Fax: +41 44 716 55 66


50% Ingenieur<br />

50% Unternehmer<br />

100% Vater<br />

Eine Bank<br />

für alles, was Sie sind<br />

Menschen sind mehr als die Zahlen in ihrem Leben.<br />

Jeder Mensch hat Wünsche, Träume, Talente und Ziele.<br />

Wir werfen einen Blick hinter die Zahlen, um zu<br />

verstehen, was Erfolg für unsere Kunden bedeutet.<br />

Um jene Unterstützung zu bieten, auf die es wirklich<br />

ankommt. <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> – wir bringen Kunden voran.<br />

Seit 1856.<br />

credit-suisse.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!