0 - Credit Suisse - Deutschland
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16 Verantwortung Jugendarbeitslosigkeit<br />
man auf eine treue Stammkundschaft zählen, und auch das Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis stimmt. «Ausser während der Schulferien ist es<br />
hier immer gestossen voll», meint Catherine Bolliger mit berechtigtem<br />
Stolz. «Aber man muss flexibel sein. Beim Mittagstisch, den wir neben<br />
anderen Geldgebern auch dank der Unterstützung der gemeinnützigen<br />
Stiftung Symphasis eröffnen konnten, zeigte sich schon<br />
bald, dass wir mit Schülern alleine die gewünschte Auslastung nicht<br />
erreichen konnten. Deshalb haben wir das ‹E1S› für weitere Interessenten<br />
geöffnet und bieten dort zwei Menüs in Selbstbedienung<br />
und deshalb nochmals etwas billiger als im ‹Konter› an.»<br />
Mit Blick auf einen Wimpel hinter der Theke möchte ich provokativ<br />
wissen, wer denn hier GC-Fan ist. «Stimmt, der Name unseres<br />
Restaurants würde gut zur Konter-Mannschaft GC passen, doch im<br />
Fussball halten wir es mit den Starken, den Spielstarken», nimmt<br />
Kaspar Jucker, seit Jahren ein bekennender FCZ-Fan, die freundschaftliche<br />
Kampfansage an. «Als gute Gastgeber haben wir beim<br />
letzten Jobbus-Cup den Sieg den Seegurken aus Stäfa überlassen.<br />
Aber beim wöchentlichen Mittwochsfussball lassen wir unsere<br />
Klasse regelmässig aufblitzen. Einmal war ein unbekannter Zaungast<br />
da. Vielleicht ein Talentspäher aus Zürich?»<br />
Spass beiseite: Der Sport spielt beim Netz:werk eine zentrale<br />
Rolle, beispielsweise auch in Form von mitternächtlichem Basketball.<br />
Und natürlich die Kultur. Mit dem vorzüglich gestalteten Jahresbericht<br />
befindet sich die Stiftung auf preisverdächtigem Höchstniveau, und<br />
das «Konter» hat sich – nach etwelchen Anlaufschwierigkeiten – auch<br />
als eines der wenigen Kulturzentren des Zürcher Oberlandes etabliert.<br />
«Wir sind vielseitig interessiert und alles andere als Trübsalblaser»,<br />
betont Jucker. «Sport und Kultur besitzen natürlich auch<br />
eine therapeutische Komponente. Die Musikkonzerte im ‹Konter›<br />
bringen uns zudem mit neuen, jugendlichen Kreisen in Kontakt. Wer<br />
einmal hier gewesen ist, kommt ganz bestimmt wieder.»<br />
Der Erfolg hat sich herumgesprochen<br />
Das Zürcher Oberländer Arbeitsintegrationsprojekt ist beeindruckend,<br />
aber es ist, und gerade das stimmt optimistisch, alles andere denn<br />
ein Einzelfall. Der Hunger hätte uns beispielsweise auch nach Lyss<br />
treiben können, wo die FONDATION gad STIFTUNG im Jahr 2007<br />
in einer ehemaligen Fabrikhalle ein ebenfalls beispielhaftes Ausbildungs-<br />
und Gastronomieangebot eingerichtet hat. Das Restaurant<br />
Lyssnord, wo jugendliche Arbeitslose eine Grundausbildung in<br />
bulletin 5/09 <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong><br />
Gastronomieberufen erhalten, war von Anfang an so erfolgreich,<br />
dass man nächstes Jahr in Biel ein weiteres Ausbildungsrestaurant<br />
einrichtet. Zudem wurde Lyssnord vor einem Jahr um eine Glacé-<br />
und Suppenproduktion erweitert.<br />
Man hätte aber auch in Basel die Job Factory der Stiftung Job<br />
Training besuchen können, in Zürich die Stiftung work4you, «die<br />
Chance» in Staad oder die Stiftung deStarts in Düdingen. Beispiele<br />
gibt es viele, allerdings noch längst nicht genug. Das Rote Kreuz in<br />
Genf wiederum unterstützt mit seinem Programm «Logement Jeunes»<br />
Schüler und Lehrlinge in zuvor schwierigen Wohnsituationen. Es<br />
stellt ihnen Unterkünfte zur Verfügung und begleitet sie auch bei der<br />
Absolvierung ihrer schulischen Ausbildung oder Berufslehre.<br />
Am Anfang standen subversive Immobilien-Haie<br />
Ganz ähnlich hat es Anfang der 1990er-Jahre in Tann-Rüti mit dem<br />
Wohnnetz der Gemeinnützigen Gesellschaft Bezirk Hinwil begonnen,<br />
als einige «subversive Immobilien-Haie» (Originalton Festschrift)<br />
mit viel Einsatz und Fantasie günstigen Wohnraum vermittelten,<br />
an Familien, Schüler und Lehrlinge, aber auch an Randständige oder<br />
Sozialfälle. Später stellte die Bekämpfung der offenen Drogenszene<br />
in der Stadt Zürich auch das Zürcher Oberland vor neue, grosse<br />
Herausforderungen, die 1997 zur Eröffnung der Werkstatt Jobbus/<br />
Garage und im Jahr darauf zur Gründung der Stiftung Netz:werk<br />
führten. Diese ist mittlerweile ein währschaftes KMU mit 50 Mitarbeitenden<br />
und 225 Klientinnen und Klienten und einem fast ausnahmslos<br />
selbst erwirtschafteten Umsatz von jährlich rund fünf<br />
Millionen Franken.<br />
Und man ist beim Netz:werk, marktwirtschaftlich denkend, stets<br />
offen für neue Aufgaben. Dem Mittagstisch wird ein Kiosk angegliedert,<br />
man ist gebeten worden, die Weiterführung eines vor der<br />
Schliessung stehenden Dorfladens im Rahmen des AIP zu prüfen,<br />
und in wenigen Monaten expandiert Netz:werk sogar nach Zürich.<br />
In einem der Wipkinger Viaduktbögen wird mit Unterstützung der<br />
Stiftungen Symphasis und Accentus das «AIP Restaurant Viadukt»<br />
eröffnet, das eine sinnvolle Ergänzung zum «Konter» sein soll;<br />
denn im Gegensatz zum Wetziker Restaurationsbetrieb wird in<br />
Zürich vor allem am Abend und in der Nacht einiges los sein. Man<br />
darf gespannt sein.<br />
Damit ist nun alles gesagt. Ausser das «Wichtigste»: Der Schoggikuchen<br />
im «Konter» ist ein absolutes Muss! <<br />
Bild links Im Restaurant Konter in Wetzikon gehört gute Laune zum Service. Bild Mitte Der Jobbus/Garage, der ebenfalls zur Stiftung Netz:werk<br />
gehört, bildet neu auch angehende Schreiner aus. Bild rechts Am Mittagstisch E1S sind auch Nichtschüler willkommen.