28.10.2016 Aufrufe

Home_Sport2000_W_16

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ingen uns die Sessellifte Rindertitlis<br />

und Laubersgrat hoch zur Einfahrt.<br />

Meiner schwedischen Gruppe stockt ob<br />

dem Tiefblick hinunter zur 1200 Höhenmeter<br />

tiefer liegenden Gerschnialp kurz<br />

der Atem. Die Freerider im unteren Teil<br />

des Hangs wirken ganz klein. Ich bin<br />

schon in vielen Bergen der Welt mit den<br />

Skiern unterwegs gewesen, aber einen<br />

besseren Hang mit Idealneigung zum<br />

Skifahren habe ich noch nicht zu Gesicht<br />

bekommen. Was viele nicht wissen, ist<br />

der Grund für die gleichmässige Steilheit.<br />

Das Laub ist die Gleitfläche eines gewaltigen<br />

Bergsturzes am Ende der letzten<br />

grossen Eiszeit, der die Schwemmebene<br />

von Engelberg bildete. Schon lange weiss<br />

man das Laub als Skihang zu schätzen.<br />

Bereits in den fünfziger Jahren und noch<br />

vor der Eröffnung der Bahn vom Trüebsee<br />

über den Stand zum Titlis war die<br />

Abfahrt über das Laub in der damaligen<br />

Skikarte eingezeichnet. Die Geschichte<br />

des Skifahrens im freien Gelände geht<br />

sogar noch länger zurück. Anlässlich des<br />

ersten internationalen Skitreffens in Engelberg<br />

im Winter 1903/1904 beeindruckte<br />

der Skandinavier Leif Berg mit seiner<br />

Schussfahrt in 29 Minuten vom Titlisgipfel<br />

hinunter zum Trüebsee. Zwangsläufig<br />

noch ohne präparierte Pisten. Wir queren<br />

"skiers right" zur etwas weniger steilen<br />

Laubschulter. Zwar reicht die Staubfontäne<br />

heute nicht bis über den Kopf – wie<br />

ich dies hier schon häufig erlebt habe.<br />

Doch der Schnee ist noch erstaunlich<br />

pulvrig und gut zu fahren. Der beste<br />

Schnee darf aber nie darüber hinweg<br />

täuschen, in welchem Gelände wir uns<br />

hier bewegen. Ich erinnere mich noch<br />

gut an den 23. Februar 1996. Im tiefen<br />

Pulver befuhr ich mit Zöggel zwei Mal die<br />

Laubschulter. Jung und noch etwas waghalsig<br />

– mit der Bergführerausbildung<br />

hatte ich eben erst begonnen. Beim Start<br />

zur dritten Abfahrt sträubten sich uns<br />

schlagartig die Nackenhaare. Im ganzen<br />

linken und steileren Teil des Laubs mit<br />

dem sogenannten "Tuefistei" kamen die<br />

Steine und Erlen zum Vorschein, obwohl<br />

doch da eben erst noch meterweise<br />

Schnee lag. Eine gewaltige Lawine war<br />

inzwischen abgegangen – ausgelöst von<br />

einem Snowboarder – und hatte alles<br />

mitgerissen. Eine Erfahrung, die tief<br />

verankert ist und immer wieder daran<br />

erinnert, vorsichtig zu sein.<br />

Die Lieblingsabfahrt zum Schluss<br />

Heute ist aber ein guter und sicherer<br />

Tag und so krönen wir ihn zum Schluss<br />

noch mit dem Galtiberg – meiner Lieblingsabfahrt.<br />

Vom Gletscherlift auf<br />

dem Titlis kurven wir zuerst über den<br />

Galtiberggletscher, später über Prachtshänge<br />

im Schatten der Felsabbrüche der<br />

Titlisnordwand und schliesslich über eingeschneite<br />

Wanderwege in den Wäldern<br />

der Alp Bödmen hinunter zum Talboden<br />

von Engelberg. Im Restaurant Wasserfall<br />

schliesst sich der Tag und die ganze<br />

Gruppe ist sich einig: Freeriden ist nicht<br />

nur im frischen Tiefschnee ein Erlebnis.<br />

1<br />

Reto Ruhstaller, aufgewachsen in Horw und<br />

heute wohnhaft in Einsiedeln ist Jurist und<br />

Bergführer. Den Titlis kennt er seit seiner<br />

Kindheit vom Skifahren und Klettern.<br />

Engelberg-Titlis Tourismus AG<br />

Tourist Center, CH-6390 Engelberg<br />

Tel. +41 41 639 77 77<br />

welcome@engelberg.ch, www.engelberg.ch<br />

www.alpin-aktuell.com 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!