almanah So schafft man das Sameh holte in Österreich seinen Pflichtschulabschluss nach und macht jetzt eine Lehre bei Spar. Noorullah ist 2010 nach Österreich gekommen und ist im letzten Lehrjahr bei T-Mobile. Orwa ist einer von 16 asylberechtigten Jugendlichen, die eine Lehre bei der voestalpine machen. 32 JAHRBUCH FÜR INTEGRATION
almanah Als 2015 tausende junge Flüchtlinge nach Österreich kamen, versprach Österreichs Wirtschaft zu helfen. Doch nur wenige Betriebe haben bisher Flüchtlinge als Lehrlinge aufgenommen. Orwa Shaya, Noorullah Akbari und Sameh Azimi über ihr neues Leben bei voestalpine, T-Mobile und Spar. T E X T : Muhamed Beganović FOTO: Zoe Opratko Orwa Shaya hat in Syrien als Bauingenieur gearbeitet und fällt bei voestalpine durch seine große Einsatzbereitschaft auf. Orwa Shaya steht hinter seiner Workstation in der Lehrwerkstatt der voestalpine. Lange, zu einem Zopf zusammengebundene Haare, hellblaue Augen, ein Leonardo Di Caprio-Lächeln. Ein Stück Metall steckt in der Klemme und Shaya schleift es in Form. Im Raum befinden sich noch einige Dutzend Lehrlinge, die ihm Blicke zuwerfen und kichern. Shaya sieht das und blickt sie schelmisch an. Er ist 26 Jahre alt und erst seit zwei Jahren in Österreich. Recht bald bekam er einen positiven Asylbescheid und stand dann vor der großen Herausforderung der Jobsuche. „Ich dachte mir dann: ich bin jetzt hier und ich muss was machen, egal was!“, sagt Shaya. Er meldete sich beim AMS an, lernte praktisch täglich Deutsch und arbeitete freiwillig als Flüchtlingshelfer bei der Caritas. Eine Kollegin dort hat ihn auf ein Qualifizierungsprogramm aufmerksam gemacht, das die voestalpine auf die Beine gestellt hat, um Flüchtlingen den Zugang zu einer Lehre zu erleichtern. Es ist Freitag, zehn Minuten nach 12 Uhr. In zwanzig Minuten schließt die Werkstatt, also beginnen die Lehrlinge mit den Aufräumarbeiten. Orwa Shaya feilt einige Minuten länger. Seine Handgriffe sind präzise. Aber das liegt daran, dass er in seinem Heimatland Syrien bereits als Bauingenieur gearbeitet und so gewisse Erfahrungen gesammelt hat. Shayas Vater war nämlich Bauingenieur und Shaya selbst hat das Fach studiert, dann aber abgebrochen. Er arbeitete lieber mit dem Vater. Diese praktische Erfahrung half ihm das Qualifizierungsprogramm erfolgreich zu bestehen. „Er ist uns durch seine Einsatzfreude aufgefallen“, erinnert sich Harald Mühleder, einer der Ausbilder, an Shayas ersten Tag. Seit dem 1. September <strong>2016</strong> befinden sich 16 asylberechtigte Jugendliche in der Lehrausbildung. Die voest hat diese Lehrlinge zusätzlich zu den 250 österreichischen aufgenommen, die ohnehin jährlich einen Ausbildungsplatz bekommen. Fünf davon, unter ihnen auch Orwa Shaya, absolvieren eine Lehre zum Prozesstechniker, jene Person, die den Einsatz der Werkzeuge und Vorrichtungen auf Fertigungsmaschinen und Fertigungsanlagen plant. Die Lehre dauert 3,5 Jahre. „Die Herausforderung war es sich die Zeit zu nehmen, die Planung vorzunehmen, Personal einzuplanen“, sagt Mühleder. Schließlich sollen die Flüchtlinge die gleichen Chancen bekommen. Sie sollen „integriert“ werden. „Das Aneignen von Arbeitshaltungen wie das Einhalten von Arbeitszeiten oder den Arbeitsplatz in Ordnung zu halten, ist am Anfang ein Thema“, sagt Mühleder mit einem Lächeln und blickt zu Shaya, der aufmerksam zuhört und nun ebenfalls lächelt. „Jedoch ist das normal bei Jugendlichen. Egal welche Nationalität sie haben“, erklärt Mühleder. Wichtig sei, klare Regeln und Termine festzulegen. Mühleder würde es jedem Unternehmen empfehlen Flüchtlinge aufzunehmen, jedoch mit dem Hinweis, dass es Planung und Zeit bedarf. „Man kann es nicht einfach nebenbei machen“, sagt er. Und welchen Tipp hat Orwa Shaya an Flüchtlinge? „Man muss sich Ziele setzen und diese dann erreichen“, sagt er. Dann verlässt er die Werkstatt und macht sich auf in das Wochenende. Sein schönstes Gewand für den ersten Arbeitstag Im Donauzentrum ist es (fast) genau so geschäftig wie auf einem Flughafen, nur JAHRBUCH FÜR INTEGRATION 33