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top 100 imst | interview Beziehungskrisen Arbeitnehmer. Was die Beschäftigten im Bezirk Imst umtreibt und warum ein Arbeitsverhältnis wie eine zwischenmenschliche Beziehung betrachtet werden kann, erklärt Günter Riezler, Leiter der AK Bezirkskammer Imst. ECHO: Wie steht es um die Beschäftigungssituation im Bezirk? Günter Riezler: Die größte Arbeitgeberbranche im Bezirk ist der öffentliche Bereich, in dem mehr als ein Fünftel der Imster Beschäftigten tätig sind. Danach kommt der Tourismus, der besonders im Ötztal extrem stark ist. Der öffentliche Bereich ist vor allem für die Frauen als Arbeitgeber enorm wichtig. In diesem Bereich und im Handel gibt es auch die meisten ganzjährig Vollbeschäftigten. ECHO: Warum wird der Tourismus von Personalnöten geplagt? Riezler: Dazu ein Beispiel. Kürzlich habe ich den Arbeitsvertrag eines jungen Mannes mit facheinschlägiger Ausbildung überprüft, der sich in einem guten Haus beworben hat. In seinem Arbeitsvertrag wurden ihm 462 Euro monatlich für Unterkunft abgezogen. Aber nicht etwa für eine Garconniere, sondern für ein etwas abgewohntes Zimmer. Für 234 Arbeitsstunden bleiben dem jungen Mann dann 1.300 Euro netto. Dann wundert man sich im Tourismus, wenn man keine heimischen Arbeitskräfte bekommt. Für mich ist das Verhältnis zwischen einem Arbeitgeber und einem Arbeitnehmer nichts anderes als eine zwischenmenschliche Beziehung. ECHO: Was ist aus Ihrer Sicht das Rezept für ein funktionierendes Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer? Starke Bezirkskammer: Günter Riezler kümmert sich mit seinem Team um die Anliegen der Beschäftigten im Bezirk. Riezler: Eine Beziehung kann nur funktionieren, wenn zwischen beiden Partnern – in diesem Fall Arbeitgeber und -nehmer – ein annäherndes Gleichgewicht von Geben und Nehmen sowie Wertschätzung und Respekt da sind. Das ist das Fundament. ECHO: Inwiefern wird diese Wertschätzung von den Arbeitnehmern vermisst? Riezler: Generell ist es wichtig, dass die Leistung, die der Arbeitnehmer für das Unternehmen erbringt, gesehen und auch anerkannt wird. Wertschätzung kann schon allein durch ein einfaches „Danke“ ausgedrückt werden. Ich merke immer wieder, dass die Firmen ihre Mitarbeiter für ihre Philosophie, ihre Strategie zu gewinnen versuchen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass ein Mitarbeiter bei Abschluss eines Arbeitsvertrags motiviert ist. Eigentlich sollte der Arbeitgeber alles vermeiden, was zur Demotivation führt. Und da gibt es so vieles. Ich erlebe es andererseits in der täglichen Beratung immer wieder, dass den Dienstnehmern, wenn sie einmal etwas brauchen, vonseiten der Unternehmen nur wenig entgegengekommen wird. Am ehesten geht es noch, wenn das Kind krank ist. Eigene Arztbesuche oder Behördengänge finden dagegen oft keinen Platz. Es gäbe prinzipiell sehr viele Möglichkeiten, Wertschätzung auszudrücken. Aber vielleicht ist übertriebener Egoismus heutzutage einfach eine Zeiterscheinung. Ich bin aber zutiefst überzeugt davon, dass der entscheidende und nachhaltige Wettbewerbsvorteil für den Arbeitgeber der engagierte, motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter ist. Wenn ich beispielsweise im Tourismus nicht den Menschen habe, der Freude verspürt und gegenüber dem Gast auch ausstrahlt, dann nützt mir die beste Infrastruktur nichts. ECHO: Ist hinsichtlich arbeitsrechtlicher Verstöße der Tourismus, so wie in anderen Bezirken, auch in Imst das Sorgenkind? Fotos: Kröll, AK Tirol 24 ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK IMST 2016
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