C_Jahresbericht15:16_RZ_klein
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Schwerpunkte themen & entwicklungen highlights in bildern wir über uns<br />
Jobpaten zeigen Wege in den<br />
Arbeitsmarkt<br />
„Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“<br />
Aus Alt mach Neu<br />
Unter dem Label „Einzigware“ geben Beschäftigungsbetriebe aus ganz Deutschland<br />
alten Dingen neues Leben – und Menschen neue Chancen<br />
Sprachbarrieren, Ausbildungsabschlüsse, die<br />
nicht anerkannt werden, Berufsbilder, die man<br />
außerhalb Europas kaum kennt – für Geflüchtete<br />
ist die Suche nach einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz<br />
in Deutschland nicht einfach. Dabei<br />
bringen viele Zuwanderer wichtige Erfahrungen,<br />
Neugier und den großen Willen mit, auf dem<br />
deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Hier setzt<br />
die „Aktion Neue Nachbarn“ seit Mai 20<strong>16</strong> mit<br />
dem Projekt „Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“<br />
an, das sich zur Aufgabe gemacht<br />
hat, bis 2019 für mindestens 300 Flüchtlinge im<br />
Erzbistum Köln ehrenamtliche Jobpatinnen und<br />
Jobpaten zu gewinnen.<br />
Tatsächlich benötigen viele Geflüchtete über den<br />
Service der öffentlichen Stellen hinaus eine intensive<br />
und persönliche Unterstützung bei der<br />
beruflichen Neu- und Umorientierung. Patinnen<br />
und Paten helfen etwa beim Schreiben von Bewerbungen,<br />
bei der Suche nach Praktikumsoder<br />
Ausbildungsplätzen und bleiben in den<br />
ersten Wochen am neuen Arbeitsplatz Ansprechpartner.<br />
Mit 30 regionalen Veranstaltungen will das<br />
Projektteam außerdem den Austausch von inter-essierten<br />
Ehrenamtlichen, Flüchtlingen sowie<br />
<strong>klein</strong>en und mittleren Unternehmen fördern. So<br />
wird an vielen Orten deutlich, wie die Integration<br />
von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gelingt<br />
und welche Voraussetzungen dafür geschaffen<br />
Kollegen auf Augenhöhe: Amaniel (l.) hat seinen Ausbildungsplatz gefunden.<br />
werden müssen. „Mit dem Projekt sollen über<br />
das praktische Engagement in Jobpatenschaften<br />
und örtlichen Veranstaltungen kirchlich und gesellschaftlich<br />
Engagierte für Anliegen der „Aktion<br />
Neue Nachbarn“ gewonnen werden“, sagt Janine<br />
Bongard, Projektreferentin „Aktion Neue Nachbarn“<br />
beim Diözesan-Caritasverband.<br />
Ein Anliegen, das Früchte trägt. Innerhalb des<br />
ersten halben Jahres konnten bereits an sechs<br />
Standorten im Erzbistum Köln Jobpatenschaften<br />
geschlossen werden, u. a. in Bonn, Wuppertal,<br />
Köln und im Rhein-Kreis Neuss. Kooperationspartner<br />
vor Ort sind etwa Caritas- und Fachverbände,<br />
katholische Jugendagenturen sowie die Ehrenamtskoordinatoren<br />
der „Aktion Neue Nachbarn.“<br />
„Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz“ ist<br />
nicht das einzige Projekt, das die Integration<br />
Geflüchteter in den Arbeitsmarkt zum Ziel hat.<br />
Ein zweites, ebenfalls im Mai 20<strong>16</strong> gestartetes<br />
Projekt richtet sich an kirchliche Arbeitgeber und<br />
nennt sich „Willkommen, Kollege! Willkommen,<br />
Kollegin!“. Das Ziel: Im Laufe von drei Jahren<br />
sollen bei kirchlichen Arbeitgebern im Erzbistum<br />
Köln 100 sozialversicherungspflichtige und tariflich<br />
bezahlte Ausbildungs- oder Arbeitsplätze mit<br />
Flüchtlingen besetzt werden.<br />
www.aktion-neue-nachbarn.de/integration/<br />
arbeitsmarkt<br />
„Hier kann ich meinen kreativen Gedanken freien<br />
Lauf lassen. Ein tolles Gefühl!“ Iris Kutzborski ist<br />
Warenmeisterin und damit Teil von „Einzigware“.<br />
Unter diesem Label bieten Sozialkaufhäuser und<br />
andere Einrichtungen der Caritas veredelte Produkte<br />
aus Altmaterialien an. Während Iris Kutzborski<br />
mit anderen Warenmeistern aus der Textilschneiderei<br />
des Caritasverbandes Düsseldorf<br />
Einzelstücke aus Stoff herstellt, fertigt die Schreinerei<br />
Möbelstücke und diverse Dekorationsartikel<br />
aus Holz. Nach dem Motto „Aus Alt mach Neu“<br />
wird so aus entbehrlichen Dingen wieder richtig<br />
Schönes. Der englische Fachbegriff dafür: Upcycling<br />
– eine Bewegung, die voll im Trend liegt.<br />
Gleichzeitig bekommen mit „Einzigware“. Menschen<br />
wie Iris Kutzborski eine zweite Chance.<br />
Denn alle 24 Betriebe bundesweit (siehe Kasten)<br />
kümmern sich um die Teilhabe von Benachteiligten<br />
an Arbeit. „Einzigware“ gibt ihnen<br />
die Gelegenheit zu sinnstiftenden und kreativen<br />
Tätigkeiten. Die Herstellung der Upcycling-Produkte<br />
stärkt das Selbstvertrauen und verschafft<br />
Erfolgserlebnisse.<br />
Ein Highlight aus Sicht von Claudia Elschenbroich,<br />
Referentin Projekt- und Qualitätsentwicklung<br />
im Diözesan-Caritasverband, ist das Projekt<br />
„Rucktasche“, das die Diözesan-Caritas initiiert<br />
und begleitet hat. Hier designten Studierende der<br />
Hochschule Niederrhein eigens für „Einzigware“<br />
eine Tasche, die ausrangierten Jeans und Bett-<br />
Einzigartig: eine „Warenmeisterin“ mit einem ihrer Meisterstücke<br />
Seit dem Jahr 2015 hat sich ein bundesweites<br />
Netzwerk von Upcycling-Akteuren<br />
in der Caritas unter dem Label<br />
„Einzigware“ gebildet. Die Integration in<br />
Arbeit durch das Aufwerten von Altmaterialien<br />
ist das zentrale Ziel von Einzigware.<br />
24 Beschäftigungsbetriebe machen<br />
bereits mit. Sechs davon im Erzbistum<br />
Köln. Zu sehen gibt es die Einzelstücke<br />
auf www.einzigware.de.<br />
wäsche ein zweites Leben gibt. Fünf Träger aus<br />
dem Erzbistum produzieren diese nun arbeitsteilig:<br />
der Caritasverband Düsseldorf, die Sozialdienste<br />
katholischer Frauen in Langenfeld und<br />
Ratingen und der SKM in Düsseldorf mit seiner<br />
Beschäftigungsförderung und der Caritasverband<br />
Köln mit seiner Näherei aus der Werkstatt für<br />
Menschen mit Behinderung. Eine innovative und<br />
arbeitsfeldübergreifende Kooperation, die vom<br />
Diözesan-Caritasverband angeregt und begleitet<br />
wird. Und einen ersten großen Auftrag gibt es<br />
auch schon, freut sich Claudia Elschenbroich: „Im<br />
Projekt ‚Neue Nachbarn – auch am Arbeitsplatz<br />
erhalten die ehrenamtlichen Jobpaten, die sich<br />
für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen<br />
einsetzen, die ‚Einzigware-Rucktasche‘ als Anerkennung<br />
für ihr Engagement geschenkt.“<br />
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Jahresbericht 2015/20<strong>16</strong> 31