Komplett DAS Sauerlandmagazin Ausgabe November/Dezember 2016
84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald
84 Seiten Informationen und Geschichten aus dem Sauerland u.a. mit den Themen Windkraft scheidet die Geister, Weihnachtsbaum & mehr, Backofen mitten im Wald
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WINDKRAFTANLAGE AUF DEM<br />
BERGHAHN VERBESSERT<br />
LÜDENSCHEIDS CO2-BILANZ<br />
Forstwirt Hermann-Josef Freiherr von Hövel legt Wert auf Nachhaltigkeit -<br />
Flächenwahl bildet Kompromiss zwischen Klima- und Naturschutz Von Wolfgang Teipel<br />
Leichter Nieselregen legt sich über die Lüdenscheider<br />
Wälder. Hermann-Josef Freiherr von Hövel steht auf<br />
dem Berghahn hoch über der Versetalsperre. Der Diplom-Forstwirt<br />
aus Havixbeck hält ein kleines Windrad<br />
aus Holz in der Hand. Es stammt aus dem Büro der städtischen<br />
Klimaschutz-Managerin Sara Kunkel. Hinter ihm<br />
erstreckt sich eine rund 2500 Quadratmeter große gerodete<br />
Waldfläche, die seiner Familie gehört. Schon im<br />
ersten Quartal 2017 soll hier eine Windkraftanlage mit<br />
einer Gesamthöhe von 195 Metern und einer Leistung<br />
von drei Megawatt (Typ E 115, Hersteller Enercon) in Betrieb<br />
gehen.<br />
Vor zwei Wochen wurde das Fundament gegossen. Es<br />
muss rund einen Monat aushärten, bevor Anfang <strong>Dezember</strong><br />
die ersten Elemente verbaut werden können.<br />
Bauherr und Betreiber der Anlage, die den Strombedarf<br />
von 2000 Haushalten decken kann, ist die „Windkraft<br />
Versetalsperre GmbH & Co. KG“. An ihr sind die Stadtwerke<br />
Iserlohn (70 Prozent) und Mark-E (30 Prozent)<br />
beteiligt. „Die Beteiligung weiterer Stadtwerke aus der<br />
Region ist vorgesehen“, heißt es in einer Mitteilung der<br />
Projektgesellschaft.<br />
„Mit dem Bau dieser Anlage wird ein weiterer zentraler<br />
Punkt des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Lüdenscheid<br />
umgesetzt“ freut sich Sara Kunkel. Drehen sich die mächtigen<br />
Rotoren wie geplant, verbessere sich die Klimabilanz<br />
der Stadt jährlich um rund 5200 Tonnen CO2. Ein,<br />
um ein Modewort zu benutzen, nachhaltiges Projekt.<br />
Für Hermann-Josef Freiherr von Hövel, dessen Familie<br />
zahlreiche Wälder, unter anderem im Raum Hagen und<br />
im Märkischen Kreis gehören, ist Nachhaltigkeit nichts<br />
Neues. „Der Begriff wurde vor 300 Jahren von einem<br />
Forstmann geprägt“, lacht er. Nicht mehr entnehmen<br />
als nachwächst, so hält es seine Familie seit inzwischen<br />
über 300 Jahren.<br />
Anlage kann in 25 Jahren<br />
komplett zurückgebaut werden<br />
Über Windenergie habe er schon länger nachgedacht,<br />
berichtet der Forstwirt. Nach der Reaktor-Katastrophe<br />
von Fukushima und der von der Bundesregierung ausgerufenen<br />
Energiewende, sei er zur Tat geschritten. Von<br />
Hövel ging selbst auf die regionalen Energieversorger<br />
zu. So kam das Projekt mit einem Artenschutzgutachten<br />
2013 in Gang.<br />
„Anfragen hatte ich en masse“, blickt der Forstwirt zurück.<br />
Sie passten nicht zu seinen klaren Vorstellungen<br />
von Waldwirtschaft und Nachhaltigkeit. Auf dem Berghahn<br />
lässt sich sein Wunsch nach schonendem Umgang<br />
mit der Natur umsetzen.<br />
Ein bereits vorhandener Forstweg wird zur Anlieferung<br />
der Bauteile genutzt. Über diesen Weg sind schon viele<br />
Langholztransporter gerollt. Er muss lediglich an einigen<br />
Stellen ein wenig aufgeweitet und geschottert werden.<br />
Über diese Verbindung läuft auch die Kabeltrasse Richtung<br />
Schwiendahl. Hier wird Mark-E neben einer bereits<br />
vorhandenen eine zweite Station errichten.<br />
Als Standort wählten Eigentümer und Projektgesellschaft<br />
schließlich einen lichten Fichtenbestand, der durch Borkenkäfer,<br />
Blitzschlag und den Orkan Kyrill in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden war.<br />
„Es ist wahrscheinlich nicht der ertragreichste Standort“,<br />
sagt Klaus Leßmann, Elektrotechnikmeister der Mark-E.<br />
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