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Einfluss durch Modellprojekte, Initiativen, Veranstaltungen und Publikationen<br />

sowie Partnerschaften mit anderen Stiftungen“ nähmen (vgl. Landtag Nordrhein-<br />

Westfalen, Große Anfrage 21 der Fraktion der Piratenpartei, 2016). War somit bei<br />

Attac nicht recht, was bei der Bertelsmann Stiftung billig ist? Oder müsste auch<br />

der Gemeinnützigkeitsstatus der Bertelsmann Stiftung infrage gestellt werden,<br />

wenn das bei Attac berechtigt ist? Die Diskussion über die Gemeinnützigkeit von<br />

unternehmensnahen Stiftungen wird unnötig eingeschränkt, wenn über einen<br />

ganz bestimmten (politisch kontroversen), möglicherweise aber eben auch kleinen<br />

Teil von Stiftungsarbeit diskutiert wird und das Gros der Stiftungsaktivitäten unbeachtet<br />

bleibt. Im Vergleich zur Arbeit der Bertelsmann Stiftung spielen deutlich<br />

erkennbare politische Zwecke bei der Arbeit vieler unternehmensnaher Stiftungen<br />

aber gar keine prominente Rolle. Kann deshalb bereits vermutet werden, dass<br />

die Arbeit tatsächlich im Interesse der Allgemeinheit erfolgt? Immer mehr unternehmensnahe<br />

Stiftungen arbeiten gemäß ihrer Satzungen offiziell anerkannt für<br />

das Gemeinwohl; ist dies aber auch tatsächlich der Fall? Genau das stellt der Journalist<br />

Matthias Holland-Letz in seinem Buch „Scheinheilige Stifter: Wie Reiche und<br />

Unternehmen durch gemeinnützige Stiftungen noch mächtiger werden“ infrage.<br />

Er trägt die Aktivitäten vieler privater und unternehmensnaher Stiftungen zusammen<br />

und zeigt auf, welchen Nutzen Unternehmen aus der Gründung und der<br />

Arbeit von Stiftungen ziehen können (vgl. Holland-Letz 2015).<br />

Die Recherchen von Holland-Letz verweisen darauf, dass die öffentliche Debatte<br />

und Erregung etwa über die Bertelsmann Stiftung eher wie eine Blendgranate<br />

und nicht wie ein Scheinwerfer wirken, wenn es um den gesamten Sektor der unternehmensnahen<br />

Stiftungen geht. In Anbetracht der wachsenden Zahl an unternehmensnahen<br />

Stiftungen ist ein genauerer Blick darauf berechtigt, wie diese<br />

strukturiert sind, von wem sie geführt werden und ob und inwiefern sie im Sinne<br />

von öffentlichen bzw. Allgemeininteressen agieren. Denn viele segeln im Windschatten<br />

der allseits diskutierten Bertelsmann Stiftung: zum Beispiel die Deutsche<br />

Telekom Stiftung, die Robert Bosch Stiftung oder die Stiftung Mercator, um nur<br />

einige zu nennen. Ihr Stiftungskapital stammt aus einem Unternehmen (Deutsche<br />

Telekom Stiftung) bzw. aus Unternehmensbeteiligungen (Robert Bosch Stiftung)<br />

oder aus dem Privatvermögen eines/einer Unternehmers/in (Stiftung Mercator).<br />

Unternehmensnahe Stiftungen vergeben Stipendien, stiften Professuren, richten<br />

Studiengänge oder gleich ganze Hochschulen ein, sie beauftragen wissenschaftliche<br />

Studien und Forschungsprojekte, richten Kongresse, Workshops und Podien<br />

aus. Mit ihren Studien, Preisen und Fachtagungen können sie öffentliche Diskurse<br />

anstoßen und politischen Einfluss über Politikberatungsaktivitäten ausüben; mit<br />

ihrem Wirken in Forschung und Lehre prägen sie den Hochschulbereich. 5<br />

5 Das soziale Zusammenwirken von akademischen und nichtakademischen Akteuren, z.B. Universitätsinstituten<br />

und unternehmensnahen Stiftungen, bei der Herstellung von autoritativem,<br />

wissenschafts- oder gesellschaftspolitisch relevantem Wissen ist ein zentraler Gegenstand der<br />

Wissenschaftsforschung. Während manche Autoren in diesem Zusammenhang von Demokratisierung<br />

sprechen, thematisieren andere einseitigen, meist kommerziellen Einfluss und daraus<br />

resultierende Probleme politischer – oder kommerzialisierter – Technokratie. Zur These der<br />

Demokratisierung der Wissensproduktion vgl. Nowotny u.a. 2003. Kritisch demgegenüber: vgl.<br />

Pestre 2003; Mirowski 2010.<br />

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