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KUNSTINVESTOR AUSGABE FEBRUAR 2017

Kunst als Kapitalanlage AUSGABE FEBRUAR 2017 Chefredakteur und Herausgeber Michael Minassian

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KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

Marcel Odenbach, Im Schiffbruch nicht schwimmen können (Video Still), 2011<br />

© Marcel Odenbach & BILDRECHT GmbH, <strong>2017</strong>, Courtesy Galerie Gisela Capitain, Köln<br />

Marcel Odenbach - Beweis zu nichts<br />

Beweis zu nichts ist der Titel eines Gedichtes von Ingeborg Bachmann, in dem sie den Fortbestand der Opfer-Täter-<br />

Struktur in der deutschen Nachkriegsgesellschaft thematisiert. Mit Beweis zu nichts überschreibt Marcel Odenbach<br />

seine große Personale in der Kunsthalle Wien ebenso wie eine jüngst fertiggestellte Filmarbeit, die im Rahmen der<br />

Ausstellung ihre Premiere hat.<br />

Marcel Odenbach nimmt sich in diesem Film des<br />

Mahnmals im ehemaligen Konzentrationslager<br />

Buchenwald an, das, entworfen von Bertolt Brecht und<br />

Fritz Cremer, als Symbol für die Überwindung des<br />

Nationalsozialismus durch den Kommunismus steht.<br />

Odenbach geht der Frage nach, wie Erinnerung und<br />

Geschichte visualisiert, umgedeutet oder ideologisiert<br />

werden können. Der Film gleicht einer endlosen Fahrt<br />

ohne Anfang und Ende, die in Kreisbewegungen die<br />

Skulptur abtastet und in immer tiefere Ebenen<br />

vordringt, wobei Schichten von Dokumenten freigelegt<br />

werden und – assoziativ – das Innere nach außen<br />

gekehrt, die Vergangenheit mit der Gegenwart<br />

verwoben und der Blick gleichermaßen auf das große<br />

Ganze wie auf Teilaspekte geheftet wird. Bereits in<br />

seinem Film Im Kreise drehen hat sich Odenbach mit<br />

einer Gedenkstätte beschäftigt, dem Mahnmal des<br />

ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek im<br />

polnischen Lublin. Auch hier geht es um die Frage, wie<br />

das kollektive Gedächtnis materialisiert und dem<br />

Angedenken an die Opfer generationenübergreifend<br />

Ausdruck verliehen werden kann. In ihrer intensiven<br />

Auseinandersetzung mit der Problematik der<br />

Vergangenheitsbewältigung spiegeln Marcel<br />

Odenbachs Arbeiten den Nachhall des<br />

Nationalsozialismus bis in die Gegenwart hinein, öffnen<br />

zugleich jedoch die spezifisch deutsche Fragestellung<br />

auf eine allgemeingültige Perspektive hin. Odenbach<br />

beobachtet unterschiedliche Kulturen und politische<br />

Konstellationen und lässt sie in sein Werk einfließen.<br />

Auch die Reflexion über das Vertraute und Fremde, die<br />

eigene Biografie und jene anderer sind wichtige Motive<br />

seines Werks, das gleichermaßen ästhetisch wie<br />

politisch argumentiert.

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