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Ornithologische<br />
Mitteilungen<br />
Ornithologische Mitteilungen Jahrgang 68 • 20<strong>16</strong> • Nr. 3/4: 121 – 122<br />
Bairdstrandläufer Calidris bairdii im Frühjahr 1995 in<br />
Nordost-Griechenland<br />
Eckart Schwarze<br />
Eckart Schwarze, Burgwallstraße 47, D-06862 Dessau-Roßlau<br />
Vorbemerkung: Der nachstehende Sachverhalt wurde 1996 in fast gleicher Fassung für die Zeitschrift<br />
„Limicola“ als Manuskript erarbeitet, aber später dort - sicher aus geografischen Erwägungen – nicht<br />
abgedruckt. Er ergänzt die Aufarbeitung anderer älterer Beob achtungen aus Griechenland und verdient<br />
es, auch über 20 Jahre später als zweiter Nachweis der Art im Land eingehender behandelt zu werden.<br />
Während einer Exkursion in der zweiten Aprilhälfte<br />
1995 beobachteten Mitglieder des Ornithologischen<br />
Vereins Dessau vor allem im Nestosmündungsbereich,<br />
aber auch im Evrosdeltagebiet<br />
und am Mitrikoi-See in NE-Griechenland insgesamt<br />
25 Limikolenarten, z.T. in beachtlichen Anzahlen.<br />
Der Heimzug nordeurasischer Brutvögel<br />
war also noch nicht abgeschlossen.<br />
Eine herausragende Feststellung gelang mir dabei<br />
gemeinsam mit H. Musiolik (†) am 24.04.1995<br />
im Lagunengebiet nordöstlich von Keramoti (etwa<br />
40,52 N; 24,40 E). Auf dem toni gen Boden eines<br />
ca. 0,5 ha großen mit Gebüsch umgebenen wohl<br />
ehemaligen Reisfeldes oder Fischteiches, dessen<br />
flache Restwasserlachen durch niedrigen krautigen<br />
Pflanzenbewuchs aufgelockert waren, hielten<br />
sich verteilt mindestens 60 Bruchwasserläufer<br />
Tringa glareola und acht Zwergstrandläufer Calidris<br />
minuta auf. Letztere trugen schon weitgehend das<br />
Brutkleid.<br />
Zwischen den Zwergstrandläufern wirkte ein<br />
weiterer Strandläufer abweichend: zuerst durch<br />
seine etwa kräftigere Körperstatur und fleckiger<br />
Oberseitenzeichnung, die durch ausgedehnte dunkelbraune<br />
Schulter- und Armdeckenfederzentren<br />
gebildet wurde. Bei etwa einstündiger Beobachtung<br />
aus ca. 30 m Entfernung mit 10- bzw. 30-fach<br />
vergrößernder Optik ruhte der Vogel fast ständig<br />
an der gleichen Stelle, während die anderen Limikolen<br />
dagegen meist geschäftig Nahrung suchten.<br />
Dabei war der Schnabel teils ins Rückengefieder<br />
gesteckt, teils bei eingezogenem Kopf leicht abwärts<br />
nach vorn gerichtet. Nur gelegentlich streckte<br />
er den Hals.<br />
Folgende Einzelheiten wurden erkannt und<br />
notiert: Etwa kopflanger gerader schwarzer Schnabel,<br />
schwärzliche recht kurze Beine, dadurch erschien<br />
der Vogel trotz leicht massigerem Körpers<br />
kaum höher als die Zwergstrandläufer. Die unregelmäßige<br />
dunkelfleckige Oberseitenzeichnung<br />
ohne Andeutung von Streifen hatte durch breite<br />
ockergelbbraune Federsäume eine insgesamt etwas<br />
fahlere Tönung als die der C. minuta. Die Unterseite<br />
war bis auf die ungezeichnete helle Kehle und<br />
die Oberbrust rein weiß. Letztere wirkte bei eingezogenem<br />
Kopf auf graubeigem Grund hellgraubraun<br />
gestreift mit abruptem unterem Abschluss.<br />
Wenn der Strandläufer den Hals streckte, konnte<br />
diese Brustzeichnung wohl infolge des Auseinanderziehens<br />
der Federn kaum noch erkannt werden.<br />
Über einem wenig auffälligen beigen Überaugenstreif,<br />
der sich bis hinter das Auge zog, war<br />
beim Anblick schräg von oben eine dunklere<br />
Kopfkappe erkennbar, die durch feine graubraune<br />
Längsstreifung gebildet wurde, sich deutlich dunkler<br />
und enger als die gedehntere der Oberbrust<br />
darstellte und zur beigen Hinterhalsfärbung kontrastierte.<br />
Zuerst dachten wir bei der Artbestimmung an<br />
einen umfärbenden Sanderling Calidris alba,<br />
waren aber wegen der geringeren Größe im direkten<br />
Vergleich zu den Zwergstrandläufern ver-