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Gemeindearchiv Wiernsheim Bestand Gemeinde Iptingen

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23<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Iptingen</strong><br />

lei. Handwerker waren nur wenige am Ort. 37 Der Bedarf an Handwerkern war nur gering. Die Bauern<br />

halfen sich bei Reparaturen und Neubauten meist selbst. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts scheint<br />

sich die Zahl der Handwerker gegenüber 1856 erhöht zu haben. In einem im Jahre 1877 begonnenen<br />

Gewerbekataster werden erwähnt: Maurer, Schneider, Schuster, Leinweber, Branntweinbrenner, Fruchthändler,<br />

Müller und Metzger. 38 Dabei waren die Nahrungsmittel-Handwerker und -Gewerbetreibende<br />

(Müller, Metzger, Frucht[Getreide]händler) wohl immer am Ort gewesen. Insofern ist unklar, ob das Gewerbekataster<br />

einen Wandel in der wirtschaftlichen Struktur des Dorfes widerspiegelt. Allem Anschein<br />

nach war der „Goldschmiedsbauer“, der in der Pforzheimer Industrie arbeitete und nebenher Landwirtschaft<br />

betrieb, weniger verbreitet als in den westlicher gelegenen Ortschaften. In späteren Jahren pendelten<br />

die Iptinger zur Arbeit in der Industrie eher in die östlich gelegenen Regionen, vor allem in den Großraum<br />

Stuttgart-Ludwigsburg. 39<br />

Versuche der <strong>Gemeinde</strong>, Industrie am Ort anzusiedeln, waren zumeist nicht erfolgreich. Im Jahre<br />

1919 vermietete man an den Goldwarenbetrieb Meeh aus Wurmberg einen Produktionsraum im gemeindeeigenen<br />

Armenhaus. 40 Man wollte so den nach dem Ende des Ersten Weltkrieges aus den Rüstungsbetrieben<br />

in den Großstädten zurückkehrenden Einwohnern Lohn und Brot verschaffen. Schon 1922<br />

wurde der Raum im Armenhaus jedoch wieder gekündigt, da nach dem reichsweiten Anspringen der<br />

Konjunktur ein Arbeitskräftemangel entstanden war und viele Arbeitnehmer wieder in die Großstädte zur<br />

Arbeit pendelten oder nach dort verzogen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg waren Bemühungen um<br />

Industriegründungen am Ort wenig erfolgreich. Im Jahre 1948 musste dem Vaihinger Landrat berichtet<br />

werden, es sei nicht gelungen, Industriebetriebe am Ort anzusiedeln. 41<br />

Der Weinbau spielte im Mittelalter wohl eine nicht unbedeutende Rolle. Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

war er kaum mehr als eine Zugabe zu Ackerbau und Viehzucht. 1828 wurde die örtliche Kelter an das<br />

Kameralamt <strong>Wiernsheim</strong> verkauft. 42 Um das Jahr 1856 bestanden auf 120 Morgen Rebflächen, die einen<br />

durchschnittlichen Ertrag von 5-6 Eimern (der Eimer ca. 300 Liter) erbrachten. Silvaner. Verkauft wurde<br />

der Wein – zumeist Silvaner – vor allem in den Schwarzwald.<br />

Einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor bildete auch der <strong>Gemeinde</strong>wald. 43 Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts besaß man 840 Morgen Wald, der jährlich 4.000 Gulden Gewinn abwarf. So trug der Wald<br />

mit dazu bei, dass die <strong>Gemeinde</strong> damals einen ausgeglichenen Haushalt hatte und keinen „<strong>Gemeinde</strong>schaden“<br />

auf die Bürger umlegen musste. 44<br />

Einen großen Nachteil hatte die örtliche Wirtschaft durch ihre schlechte Verkehrsanbindung. Trotz aller<br />

Bemühungen blieb <strong>Iptingen</strong> verkehrstechnisch benachteiligt. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert<br />

scheiterten mehrere Versuche, in oder in der Nähe der <strong>Gemeinde</strong> einen Bahnanschluss zu erhalten:<br />

Die Linien Kornwestheim-Pforzheim (1896), die Nebenlinie Zuffenhausen-Weissach (1899), die Linie<br />

Ludwigsburg-Vaihingen-Sersheim, sie alle kamen über die Planungsphase nicht hinaus, obwohl der Iptinger<br />

<strong>Gemeinde</strong>rat einen Zuschuss in Höhe von 25.000 Mark für die Linie Zuffenhausen-Weissach genehmigt<br />

hatte, falls sie bis <strong>Iptingen</strong> verlängert worden wäre. 45<br />

Der Personenverkehr zu den nächstgelegenen Bahnstationen oder nach Pforzheim wurde noch in den<br />

1920er und 1930er Jahren teilweise von Privatpersonen aufrechterhalten, die eigentlich Milch in die Umgebung<br />

brachten. 46 Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Zahl der in die Ballungsräume<br />

auspendelnden Arbeiter sprunghaft zunahm, etablierten sich Buslinien, die dann wiederum durch den<br />

wachsenden Individualverkehr teilweise obsolet wurden.<br />

In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war auch <strong>Iptingen</strong> von den allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Problemen betroffen. Im <strong>Bestand</strong> findet sich eine Archivalie, die nicht nur Einzelschicksale von Arbeitslo-<br />

37<br />

Vgl. hierzu auch das ab 1829 geführte Gewerbekataster, GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 404.<br />

38<br />

GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 409.<br />

39<br />

Informationen hierüber in GA, WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 1725.<br />

40<br />

GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 681.<br />

41<br />

GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 682.<br />

42<br />

GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 756. Dort auch zahlreiche weitere Informationen über den örtlichen Weinbau<br />

bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts.<br />

43<br />

Auch älteres Material hierzu in GA, WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 187 und 188. Insgesamt sind Unterlagen zu<br />

den <strong>Gemeinde</strong>waldungen im <strong>Bestand</strong> zahlreich vorhanden.<br />

44<br />

Oberamtsbeschreibung Vaihingen, S. 186.<br />

45 GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 580.<br />

46 GA WIE, <strong>Bestand</strong> <strong><strong>Gemeinde</strong>archiv</strong> <strong>Iptingen</strong>, Nr. 582.

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