s'Magazin usm Ländle, 12. Februar 2017
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KRAPFENTEST<br />
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Der Fruchtige (Bäckerei Schertler,Feldkirch)<br />
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Waswäreein Krapfen ohne Fülle? Richtig,ein<br />
trauriger Ballen Teig bar jeden Geheimnisses. Nicht<br />
so der Schertler-Krapfen: Außen fast schon<br />
knusprig,trägt er eine geballte Ladung Frucht in<br />
sich: ein Marillenaroma, das die gesamte Wachau<br />
mit Neid erfüllen müsste –käme sie in den Genuss<br />
dieses „Kraphos“,wie man früher zu sagen pflegte.<br />
Der Ungewöhnliche<br />
(Bäckerei Lampert,Götzis)<br />
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Die Ursprünge des Krapfens lassen<br />
sich nicht eindeutig festmachen.<br />
Scheinbar ist das Schmalzgebäck ein<br />
derart essentiellerBestandteil der<br />
guten Küche, dass sowohl Griechen als<br />
auch Römer bereits Krapfenvorläufer<br />
auf ihren Speise- oder Opferzetteln<br />
stehen hatten. Vielleicht ist es eine<br />
Hommage an die südeuropäische<br />
Küche vondamals, die dem<br />
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Lampert-Krapfen einen Hauch Zitrone<br />
verleiht.Ein ungewöhnliches, aber<br />
keineswegs unerfreuliches<br />
Geschmackserlebnis!<br />
Der Großgewachsene (Bäckerei Künz,Andelsbuch)<br />
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Rund zehn Millionen Krapfen sollen beim Wiener<br />
Kongress von1814 gegessen worden sein. Nicht gerade<br />
eine Kleinigkeit.Doch erstens hatten die Herren<br />
Staatsvertreter gleich mehrereMonate Zeit dafür,<br />
zweitens waren es sicher keine Künz-Krapfen, die die<br />
„Krappffenpacherrinnen“zuWien aus ihren heißen<br />
Schmalztöpfen gefischt haben. Das Künz-Gebäck<br />
beeindruckt nämlich nicht zuletzt durch seinen Umfang.<br />
Eine kulinarisch-süße Wunderwaffe, die den<br />
historischen Kriegskongress sicherlich im Nu in<br />
friedlichen Kaffeeplausch verwandelt hätte.<br />
Der Schönling (Bäckerei Fuchs, Bludenz)<br />
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Ein rundes schönes Ding! Sein blasser Teint<br />
lässt Krapfen-Konkurrenten schnell<br />
überbacken aussehen, und die<br />
Ebenmäßigkeit seines Antlitzes verführt<br />
zum Kauf –obman nun Krapfen-Fan ist oder<br />
nicht.InnereWerte zählen? Ja, aber sicher,<br />
denkt sich der Fuchs-Krapfen gelassen und<br />
sticht in der Vitrine weiterhin seine<br />
Mitstreiter aus.<br />
Der Himmlische (Bäckerei Vonder Thannen, Bregenz)<br />
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Ein Krapfen wie aus dem Bilderbuch: Gaumenverführung pur<br />
durch das luftig-leichte Teigkleid mit klassischem Marillenkern.<br />
WarenKrapfen ursprünglich als Backwaren für Festtage<br />
bestimmt,verwandelt ein Von-der-Thannen-Krapfen auch jeden<br />
gemeinen Wochentag in ein Fest.Ein Produkt,das auch die<br />
Köchin Cäcilie Krapf –ihres Zeichens Erfindern der runden<br />
Krapfen, die damals neckisch „Cilly-Kugeln“genannt wurden,<br />
sicherlich mit Stolz erfüllt hätte.<br />
Fotos: Dietmar Mathis, Fotolia<br />
s’Magazin 19