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Hallesche-Immobilienzeitung-Ausgabe60-2017-01

Viele Menschen interessieren sich für Immobilienangebote in ihrer eigenen Stadt, insbesondere für Mieten und Kaufen, Wohn- und Gewerbeobjekte in ihrem näheren Umfeld. Die Hallesche Immobilien Zeitung ist die erste, kostenfreie, immobilienspezifische Angebots-Zeitung für die Region Halle. An jedem 1. Samstag im Monat werden private Haushalte und Gewerbetreibende in dieser Region über aktuelle Immobilienangebote und interessante Themen rund um die Immobilie informiert.

Viele Menschen interessieren sich für Immobilienangebote in ihrer eigenen Stadt, insbesondere für Mieten und Kaufen, Wohn- und Gewerbeobjekte in ihrem näheren Umfeld. Die Hallesche Immobilien Zeitung ist die erste, kostenfreie, immobilienspezifische Angebots-Zeitung für die Region Halle. An jedem 1. Samstag im Monat werden private Haushalte und Gewerbetreibende in dieser Region über aktuelle Immobilienangebote und interessante Themen rund um die Immobilie informiert.

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des „Bauvereins Gartenstadt” für den<br />

sozialen Wohnungsbau ein.<br />

Mit sozialem Wohnungsbau hat die<br />

Villa, die sich Rudolf Ernst Weise im<br />

Jahr 1896 in der Händelstraße 16<br />

bauen ließ, - natürlich - nichts zu<br />

tun. Weise verpflichtete für den Bau<br />

das renommierte Berliner Büro Hans<br />

Grisebach und August Dinklage.<br />

Grisebach ist einer der führenden<br />

Architekten des Historismus und der<br />

Neorenaissance in Deutschland.<br />

160.000 Mark waren als Bausumme<br />

veranschlagt. Die Villa war mit einer<br />

modernen Warmwasserheizung<br />

ausgestattet. Der prominente Berliner<br />

Villen-Architekt plante in Halles<br />

Händelstraße ein herrschaftliches Haus<br />

im Landhausstil, was bescheidener<br />

klingt, als es die Villa ist: Giebel, Erker,<br />

Gauben, Türmchen und Fenster ganz<br />

unterschiedlicher Formate sowie<br />

Dekor-Elemente im Stil der Spätgotik<br />

und der deutschen Renaissance<br />

lassen das Haus beinahe verschachtelt<br />

erscheinen. Die Villa sieht jedenfalls<br />

aus jedem Blickwinkel anders aus, so<br />

dass ein malerischer Eindruck entsteht,<br />

der an ein gewachsenes Landhaus<br />

erinnern soll. Der Blick über die Ecken<br />

des Baukörpers ist besonders reizvoll.<br />

Gegliedert wird die Straßenfront<br />

durch einen mächtigen, an der Seite<br />

angeordneten Fassadenvorbau,<br />

der den Eingang sowie den Balkon<br />

aufnimmt. Über dem Portal ist „Ohn’<br />

Gottes Gunst, all’ Bau’n umsunst“<br />

zu lesen. Der durch den Risalit<br />

zurückgesetzte Teil der Straßenfront<br />

wird von hohen Fenstern beherrscht,<br />

die das Schlossartige des Gebäudes<br />

betonen und dem eigentlich massigen<br />

Baukörper Leichtigkeit verleihen.<br />

Im Inneren hat Hans Grisebach eine<br />

sehr klare Struktur angelegt: Im<br />

Zentrum des Gebäudes auf einer im<br />

Grunde rechteckigen Grundfläche<br />

befindet sich eine über zwei Geschosse<br />

reichende Diele oder Halle mit einer<br />

Musikempore. Dieser Hauptraum<br />

diente wohl als Festsaal. Um die Halle<br />

herum sind die Repräsentations- und<br />

Wohnräume gruppiert, die man als<br />

Großindustrieller so benötigte.<br />

Nachdem das Unternehmen nach<br />

dem 2. Weltkrieg enteignet war und<br />

die Maschinen demontiert und in die<br />

Sowjetunion geschafft wurden, hat die<br />

Familie Weise 1949 Halle und auch ihr<br />

wunderbares Haus in der Händelstraße<br />

16 verlassen. Im Laufe der Zeit wurde<br />

im Innern des Hauses die ursprüngliche<br />

Raumaufteilung der Villa massiv<br />

verändert, die meisten originalen<br />

Teile wie Türen und Holztreppen der<br />

Gründerzeit sind ausgebaut. Ab den<br />

1960er Jahren diente es als Kinderund<br />

Jugendpsychiatrie, in den 1970er<br />

Jahren hieß es Kinderklinik, der<br />

ehemalige Festsaal samt Musikempore<br />

wurde dabei als Sportraum genutzt.<br />

Heute ist die schlossgleiche Villa wieder<br />

einer der strahlenden beherrschenden<br />

Bauten an der repräsentativen<br />

Händelstraße. Sie ist die Nummer 16<br />

in einer der gründerzeitlichen Straßen,<br />

die im Mühlwegviertel während des<br />

Baubooms in den 1880er Jahren<br />

errichtet wurden, übrigens meist<br />

spekulativ durch Bauunternehmen.<br />

Die „Villa Weise“ dient heute wieder als<br />

Wohn- und Geschäftshaus. Seit 1995<br />

trägt übrigens auch wieder eine Straße<br />

am Riebeckplatz den Namen Rudolf<br />

Ernst Weise, dem Gründer der Fabrik<br />

„Weise & Monski“, aus denen später die<br />

Pumpenwerke und die heutige KSB<br />

hervorgegangen sind.<br />

Ihr Immobilien-Makler in Halle<br />

Hans Grisebach (1848 bis 1904)<br />

Der in Göttingen geborene Hans<br />

Grisebach, eigentlich Hans Otto<br />

Friedrich Julius Grisebach, realisierte<br />

als Architekt verschiedene Projekte<br />

im Stil des Historismus und<br />

der deutschen Neogotik und Neorenaissance.<br />

Grisebach gestaltete auch den<br />

Chemie-Pavillon für die Weltausstellung<br />

in Chicago 1893 (World’s<br />

Columbian Exposition) und den Pavillon<br />

für die Weltausstellung Paris<br />

1900. Dort hatte übrigens auch die<br />

Firma Weise & Monski aus Halle einen<br />

eigenen Pavillon.<br />

Grisebachs prominentestes Bauwerk<br />

ist das „Haus Wiesenstein“ im<br />

schlesischen Agnetendorf, das Wohnhaus Gerhart Hauptmanns, in<br />

dem dieser bis zu seinem Tod lebte. In der Breslauer „Villa Neisser“, 1898<br />

für den bekannten Arzt Albert Neisser und seine Ehefrau Toni errichtet,<br />

trafen sich neben Hauptmann auch Gustav Mahler und Richard Strauss.<br />

Die „Villa Röhl“ baute Griesebach für die Familie Wahllaender/Gropius<br />

– sie blieb das Sommerhaus von Walter Gropius. Mit Max Liebermann<br />

war er befreundet, er arbeitete am Umbau des Wohnhauses des Malers<br />

am Pariser Platz und an der Gestaltung des Familiengrabes mit.<br />

Grisebach war einer der prominentesten Vertreter des Berliner Villenbaus<br />

der Gründerzeit. In Halle war er übrigens nicht nur für die Familie<br />

Weise tätig: Gleich in der Nähe, im Advokatenweg 36, hat er die bekannte<br />

„Villa Riedel“ errichtet, die heute das Max-Planck-Institut für ethnologische<br />

Forschung beherbergt. Gebaut hat er aber beispielsweise<br />

auch das Erbprinzenpalais in Wernigerode, das er 1893/1894 im Auftrag<br />

des Grafen Otto zu Stolberg-Wernigerode als Wohnhaus für den<br />

gräflichen Kammerpräsidenten Rudolf Grisebach – seinen Vetter – errichtete.<br />

Ferner stammen auch die Entwürfe des Hotels „Steinerne Renne“,<br />

die 19<strong>01</strong> errichtete Villa des Rechtsanwalts Hasert am Lindenberg<br />

in Wernigerode und das Landhaus des Fabrikanten Weise in Hasserode<br />

von seinem Zeichentisch.<br />

August Dinklage (1849 bis 1920)<br />

Der in Oldenburg geborene August Dinklage studierte an der Technischen<br />

Hochschule Hannover, an der auch sein späterer hallescher<br />

Auftraggeber Rudolf-Ernst Weise studierte, und war zunächst als Baubeamter<br />

im Staatsdienst tätig war. Ab 1889 arbeitete er freiberuflich in<br />

einem gemeinsamen Architekturbüro mit Hans Grisebach in Berlin. Zu<br />

den letzten Bauten des Büros Grisebach und Dinklage zählt die Hochbahn-Station<br />

„Schlesisches Tor“ in Berlin-Kreuzberg im neogotischen<br />

Stil, deren Gestaltung maßgeblich auf Dinklage zurückgeht. Beide Architekten<br />

sind in Berlin begraben.<br />

Quellen:<br />

Dana Noeldner „Villa Weise“, in „Historische Villen der Stadt Halle/Saale“.<br />

Herausgegeben von Dieter Dolgner in Zusammenarbeit mit Angela Dolgner,<br />

Freunde der Bau-und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.V., Landesamt für<br />

Denkmalpflege Sachen-Anhalt. Halle 1998<br />

Architekturführer Halle an der Saale. Holger Brülls und Thomas Dietzsch,<br />

Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2000; Bürgerstiftung Halle.<br />

13<br />

Albert (1851 - 1944) &<br />

Ernst Giese (1853 - 1944)<br />

Knoch (1854 - 1930)<br />

& Kallmayer<br />

(1853 - 1929)<br />

Richard Riemerschmid<br />

(1868 - 1957)<br />

Wilhelm Jost<br />

(1874 - 1944)<br />

Hermann Frede<br />

(1883 - 1965)<br />

Martin Knauthe<br />

(1889 - 1942)<br />

1850 1855 1860 1865 1870 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1950 2000<br />

| | | | | | | | | | | | |<br />

Klassizismus (1770-1850)<br />

Historismus (1830-1900)<br />

Jugendstil (1890–1910)<br />

Moderne (seit 1900)

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