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seitenbühne Nr. 6 - Niedersächsische Staatstheater Hannover

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November/Dezember 2007<br />

kostenlos<br />

<strong>seitenbühne</strong><br />

Das Journal der staatsoperXhannover


L’italiana in Algeri – Karen Frankenstein<br />

Titel: Peter Grimes – Chor, Young-Myoung Kwon, Robert Künzli, Hinako Yoshikawa, Stefan Zenkl, Karen Frankenstein<br />

Telefonischer Kartenverkauf<br />

Telefon 0511/9999-1111<br />

Montag bis Freitag 10 – 17.30 Uhr<br />

Samstag 10 – 14 Uhr<br />

Fax 0511/9999-1999<br />

Kasse im Opernhaus<br />

Mo bis Fr: 10 – 19.30 Uhr, Sa: 10 – 18 Uhr. Wir akzeptieren EC-Karte, VISA, American<br />

Express, MasterCard. Im Kartenpreis sind die Garderobengebühr und die GVH-Fahrkarte<br />

für die Fahrt zur Vorstellung und wieder nach Hause enthalten.


audiamus!<br />

Proszenium <strong>seitenbühne</strong> | Seite 3<br />

Samstag, 6. Oktober 2007: Im Laves-Foyer treffen sich frühmorgens, mit<br />

großen Partituren bewaffnet, knapp 20 junge Menschen, um sich den ganzen<br />

Tag über einem einzigen Tun zu widmen: dem Hören von Musik. Dem gemeinsamen<br />

Hören, Analysieren und Diskutieren von Tönen, Melodien,<br />

Rhythmen, Harmonien, Klangfarben und Interpretationen. Unter dem Motto<br />

audiamus werden diese musikbegeisterten Jugendlichen, die von der Staatsoper<br />

in das gleichnamige Stipendiatenprogramm aufgenommen wurden, in den<br />

nächsten Monaten immer wieder zusammenkommen und die Arbeit und<br />

zahlreiche Konzerte des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters begleiten.<br />

Sicher erinnern sich einige von Ihnen, verehrtes Publikum, bei audiamus an<br />

auswendig zu lernende lateinische Flexionstabellen und vielleicht auch an die<br />

besondere Form des Conjunctivus adhortativus: eine Aufforderung, die sich an<br />

mehrere Personen richtet, zu denen sich der Sprecher selbst auch rechnet.<br />

Audiamus von audire (hören) ist ein solcher Adhortativ, für den das Deutsche<br />

jedoch keine direkte Übersetzung kennt. Wir können diese Form nur umschreiben<br />

mit einem „Lasst uns hören!“ oder „Wir wollen hören!“ Eine Aufforderung<br />

also an ein gemeinsames Tun und kein einseitig imperativisches audi (höre!)<br />

oder audite (hört!).<br />

Audiamus – unter diesem Motto des gemeinsamen Hörens versammeln sich<br />

nicht nur die Stipendiaten in ihren Workshops, sondern auch Sie sich als unser<br />

Opern- oder Ballettpublikum und natürlich als unser lauschendes Auditorium in<br />

den Konzerten des Staatsorchesters. Hier, im Konzertsaal, steht das Hören ganz<br />

im Vordergrund, werden die Ohren zum alleinigen Aufnahmeort für die Kunst.<br />

Hier wird ein Sinn gefordert, der in unserer immer stärker visuell geprägten<br />

Gesellschaft über die Jahrhunderte an Bedeutung verloren hat. So nahm das Ohr<br />

noch einen besonderen Stellenwert in den mündlichen Kulturen der Antike ein,<br />

in denen die Schriftlichkeit erst in den Kinderschuhen steckte. Riesengroß sind<br />

etwa die Ohren der im mexikanischen Chichen-Itzá entdeckten Kriegerfiguren<br />

aus dem 8. Jahrhundert. Und in medizinischen Texten aus dem alten Ägypten<br />

wird überliefert, dass die Ohren als Eintrittsstelle für den Lebens- bzw. Todeshauch<br />

gegolten haben.<br />

Eine Eintrittstelle in eine fremde Welt zu sein, „dem Menschen ein unbekanntes<br />

Reich aufzuschließen“ (E.T.A. Hoffmann) – das wurde auch immer wieder dem<br />

Hören von Musik zugesprochen, denn im Konzertsaal entstehen Bilder und<br />

Ideen, die wir weder rational begreifen noch in Worte fassen können. Lassen<br />

wir uns so gemeinsam mit den Musikern des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters<br />

immer wieder von der Musik entführen in fremde Welten und unbekannte Reiche!<br />

Lassen wir uns mit riesengroßen Ohren immer wieder verführen zu einem anstrengenden<br />

und intensiven, neugierigen und wachen, entspannten und genussvollen<br />

Hören!<br />

In diesem Sinne – ein herzliches audiamus!<br />

Dorothea Hartmann<br />

Konzertdramaturgin


Seite 4 | <strong>seitenbühne</strong> Ballett<br />

Beethoven kann man<br />

Der kanadische Pianist Marc Pierre Toth,<br />

Solist im neuen Ballettabend von Jörg Mannes<br />

Ein Ereignis für Tanzfreunde und Konzertliebhaber:<br />

Der junge kanadische Pianist<br />

Marc Pierre Toth konzertiert als<br />

Solist mit dem <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchester<br />

<strong>Hannover</strong> im Rahmen des Ballettabends<br />

4 Beethoven 4. Brigitte Knöß<br />

traf ihn für die <strong>seitenbühne</strong>.<br />

Nach einer Reihe von E-Mails, Telefonaten<br />

und SMS treffe ich Marc Pierre Toth an<br />

einem überraschend schönen Herbstnachmittag<br />

zum ersten Mal persönlich. Er will<br />

die Sonne ausnützen, und so findet unser<br />

Gespräch auf der Terrasse der Hochschule<br />

für Musik und Theater <strong>Hannover</strong> statt. Wir<br />

tragen Stühle nach draußen, und während<br />

ich das Aufnahmegerät einrichte, schlüpft er<br />

aus Jacke und Schuhen, dehnt seinen Körper<br />

und genießt die Wärme. Mit angezogenen<br />

Beinen hockt er da, die Füße in geringelten<br />

Zehensocken. Man könnte den fein gebauten,<br />

agilen Mann fast für einen Tänzer<br />

halten, und es überrascht kaum, wenn er<br />

erzählt, dass er extreme Sportarten liebt.<br />

Jet-Skiing, Base Jumping und Parkour hat er<br />

ausprobiert und findet es super, aber am<br />

besten gefällt ihm das Fallschirmspringen –<br />

das Fliegen ohne Flugzeug, wie er es selbst<br />

nennt. Ja, es sei ein bisschen gefährlich, und


man könne sein Leben schon verlieren bei<br />

solchen Sachen, gibt er zu, die Faszination<br />

aber bleibt.<br />

Marc Pierre Toth redet angeregt und in<br />

flüssigem Deutsch, seine Gedanken hüpfen.<br />

Wen wundert es, dass ihm kürzlich jemand<br />

vorgeschlagen hat, Fernsehkarriere mit<br />

einer eigenen Show zu machen? Und er<br />

findet das „schon ein bisschen lustig“. Wenn<br />

er nicht spricht oder musiziert, schläft er<br />

gerne, und er kocht. Das hat er jung gelernt.<br />

Nach dem frühen Tod seiner Mutter war er<br />

sich mit seinem Bruder einig, dies wäre allemal<br />

besser, als sich den Kochkünsten des<br />

Vaters anzuvertrauen.<br />

Seine Entscheidung für die Musikerlaufbahn<br />

fiel relativ spät. Marc Pierre Toth war<br />

19 und stand in einer Ausbildung zum Chemie-Ingenieur,<br />

als er dachte, „ Jetzt oder nie.<br />

Entweder ich werfe mich augenblicklich voll<br />

und ganz auf das Klavierstudium oder ich<br />

darf über diesen Wunsch nie mehr nachdenken.“<br />

Die musikalische Ausbildung brachte<br />

den Kanadier nach <strong>Hannover</strong>, wo er seit<br />

neun Jahren lebt. Hier schloss er an der<br />

Hochschule für Musik und Theater die<br />

Soloklasse bei Einar Steen-Nokleberg und<br />

bei Gerrit Zitterbart im Fach Hammerklavier<br />

und historische Aufführungspraxis mit<br />

Diplom ab. Er konzertiert als Solist im Inund<br />

Ausland und erteilte Meisterkurse in<br />

Kanada, Italien und im Mittleren Osten.<br />

Seit Herbst 2007 ist er als Dozent an der<br />

Hochschule für Musik und Theater in<br />

<strong>Hannover</strong> tätig.<br />

Marc Pierre Toth glaubt an die Zufälle im<br />

Ballett <strong>seitenbühne</strong> | Seite 5<br />

nie genug hören<br />

Leben, und die scheinen oft genug günstig<br />

für ihn zu sein. Auch sein Zusammentreffen<br />

mit Jörg Mannes gehört dazu. „Ich musste<br />

im Rahmen einer Veranstaltung ein Zwei-<br />

Minuten-Solo zwischen zwei Reden spielen<br />

und hatte dafür die Arie aus den Goldberg-<br />

Variationen von Johann Sebastian Bach ausgewählt.<br />

Danach sprach mich ein Herr an<br />

und fragte mich, ob ich auch das ganze Stück<br />

spielen könne. Er war der Intendant des<br />

Stadttheaters Bremerhaven und brachte<br />

mich dann mit seinem Ballettchef Jörg<br />

Mannes zusammen, der gerade einen Pianisten<br />

für die Neu-Produktion Goldberg-<br />

Variationen suchte.“ Das war Ende 2001,<br />

inzwischen haben beide eine gemeinsame<br />

Aufführungsgeschichte und sind gut miteinander<br />

befreundet. Nach Goldberg-Variationen,<br />

Flüchtige Visionen mit Musik von<br />

Sergej Prokofjew und Begegnungen –<br />

Claudel Rodin Chopin mit Musik von<br />

Frédéric Chopin und Maurice Ravel in<br />

Bremerhaven und Präludien und Fugen mit<br />

Musik von Johann Sebastian Bach in Linz<br />

entsteht nun für <strong>Hannover</strong> 4 Beethoven 4.<br />

Das wiederum ist kein Zufall.<br />

Lange schon dachte Jörg Mannes daran,<br />

das 4. Klavierkonzert G-Dur op. 58 von<br />

Ludwig van Beethoven zu choreographieren,<br />

und für Marc Pierre Toth war es keine<br />

Frage, dabei sein zu wollen. „Zu mir muss<br />

man einfach nur Beethoven sagen, und ohne<br />

zu denken stimme ich zu.“ In Spanien und<br />

Italien hat er das Klavierkonzert bereits<br />

aufgeführt. Zehn Vorstellungen sind in<br />

<strong>Hannover</strong> für 4 Beethoven 4 in dieser Spiel-<br />

4 Beethoven 4<br />

Ballettabend von Jörg Mannes<br />

Musik von Ludwig van Beethoven<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 B-Dur op. 60<br />

Klavierkonzert <strong>Nr</strong>. 4 G-Dur op. 58<br />

Musikalische Leitung Lutz de Veer<br />

Choreographie Jörg Mannes<br />

Bühne Sansa Susanne Sommer<br />

Kostüme Lenka Radecky<br />

Dramaturgie Brigitte Knöß<br />

Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

Marc Pierre Toth, Klavier<br />

Premiere am 10. November, 19.30 Uhr<br />

Einführungsmatinee<br />

Sonntag, 4. November, 11 Uhr,<br />

Großer Ballettsaal<br />

Die nächsten Vorstellungen in dieser Spielzeit<br />

20. und 22. November,<br />

5. und 16. Dezember 2007<br />

10. Januar 2008<br />

Tee bei Ludwig van<br />

Zum 237. Geburtstag des Komponisten<br />

spielen drei Pianisten nachmittags vor der<br />

Ballettvorstellung die berühmtesten Klaviersonaten<br />

von Beethoven.<br />

Mit Toshiaki Murakami, Marc Pierre Toth<br />

und Max Vax.<br />

Sonntag, 16. Dezember, 16 Uhr


Seite 6 | <strong>seitenbühne</strong> Ballett<br />

zeit geplant, aber es herrschen besondere<br />

Bedingungen, wie Marc Pierre Toth betont.<br />

„Natürlich gibt es viel mehr Proben und<br />

Aufführungen als in einem klassischen Konzert,<br />

da ist für uns Musiker schon ein besonders<br />

gutes Resultat möglich, aber der Fokus<br />

liegt auf den Leuten, die tanzen. Das Orchester<br />

spielt aus dem Graben, und ich als Solist<br />

stehe nicht im Mittelpunkt, auch wenn das<br />

nichts daran ändert, wie und mit welchem<br />

Anspruch wir spielen. Nur müssen wir ein<br />

bisschen flexibel bleiben und die Bedürfnisse<br />

der Tänzer berücksichtigen. Vielleicht brauchen<br />

sie etwas in einem bestimmten Tempo,<br />

dann muss man eine Lösung finden, mit der<br />

alle klar kommen. Obwohl ich sagen muss,<br />

dass Jörg Mannes keiner der Choreographen<br />

ist, die diktieren, wie etwas zu sein hat.<br />

Er ist immer daran interessiert, die richtige<br />

Balance zwischen den Beteiligten zu finden.“<br />

Nach Romeo und Julia in der vergangenen<br />

Spielzeit, wo die Musik Sergej Prokofjews<br />

immer mit dem Handlungsverlauf in Einklang<br />

gebracht werden muss, wo eine<br />

Geschichte schlüssig erzählt werden soll,<br />

geht es in 4 Beethoven 4 um reinen Tanz. Der<br />

Choreograph kann sich ganz der Musik<br />

überlassen und sie in Bewegung und Raum<br />

sichtbar machen, ohne etwas Weiteres transportieren<br />

zu müssen. Er hat die Freiheit,<br />

eine Dimension zur Musik hinzuzufügen<br />

und so den Erlebnisraum des Publikums zu<br />

erweitern.<br />

Neben dem 4. Klavierkonzert bildet die<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 B-Dur op. 60 den zweiten<br />

Pfeiler der Aufführung. Beethoven steht –<br />

wie auch im Titel 4 Beethoven 4 – unübersehbar<br />

im Mittelpunkt. Dieser Schnittpunkt<br />

bekommt durch einen speziellen Programmteil<br />

Gewicht. Im Zentrum stehen<br />

jeweils ein oder zwei Sätze einer Klaviersonate,<br />

getanzt von einem oder mehreren<br />

Tänzern. Dieses Herzstück des Abends wird<br />

sich in jeder Aufführung ändern.<br />

„Dieses Mittelstück freut mich wahnsinnig.<br />

Es ist zwar total viel Arbeit, aber es ist<br />

die beste Arbeit, die es überhaupt gibt. Die<br />

fünf oder sechs späten Klaviersonaten von<br />

Beethoven gehören zum Besten, was je in<br />

der Geschichte des Universums geschrieben<br />

wurde, und die Idee ist nun, daraus einen<br />

oder zwei Sätze pro Abend zu spielen. Dazu<br />

gibt es kurze Choreographien – Solos,<br />

Duos ... –, die damit unterschiedlich kombiniert<br />

werden können. Es wird also eine Vielzahl<br />

von Variationen geben, und jede Aufführung<br />

wird neu und anders sein. Die<br />

Zuschauer müssten eigentlich jede Vorstellung<br />

besuchen, um alles zu erleben – und<br />

Beethoven kann man ohnehin nie genug<br />

hören.“<br />

Marc Pierre Toth bekennt, dass ihm dieser<br />

Komponist alles bedeutet. Ludwig van<br />

Beethoven sei der Grund, warum er zur<br />

Musik gekommen sei, warum er Klavier<br />

spiele, und warum er noch nicht aufgegeben<br />

habe. „Es ist einfach wegen Beethoven, und<br />

er ist gleichzeitig mein Fluch sowie meine<br />

Zuflucht. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch<br />

in den schlimmsten Zeiten gibt er dem<br />

Leben etwas Wertvolles. Er ist immer da<br />

und lässt mich in seine Richtung schauen.<br />

Für mich war er kein Mensch, sondern ein<br />

Botschafter des Himmels – vor allem in den<br />

späten Sonaten. Dort hat er sich zu dem<br />

Punkt entwickelt, wo er diese Erde, auf der<br />

wir leben, transzendiert. Deshalb werden<br />

wir in der Premiere von 4 Beethoven 4 den<br />

letzten Satz seiner letzten Sonate aufführen.<br />

Das ist unglaublich herrlich. ... Der gute<br />

Onkel Ludwig.“<br />

Brigitte Knöß<br />

Der Pianist Marc Pierre Toth absolvierte<br />

seine künstlerische Ausbildung in der<br />

Solistenklasse bei Einar Steen-Nokleberg<br />

an der Hochschule für Musik und Theater<br />

<strong>Hannover</strong> und legte ebenfalls in <strong>Hannover</strong><br />

das Konzertexamen bei Gerritt Zitterbart ab.<br />

Er nahm erfolgreich an zahlreichen internationalen<br />

Wettbewerben teil, u.a. am<br />

renommierten Wettbewerb Ferruccio Busoni<br />

2000 in Bozen (3. Preis), am Prokofjew-<br />

Wettbewerb 2003 (2. Preis), am Chopin-<br />

Wettbewerb in Rom 2003 (2. Preis) sowie<br />

an den Wettbewerben Compositores de<br />

España 2003 (4. Preis), Antonio Napolitano<br />

2002 (2. Preis und Bach-Sonderpreis) und<br />

Vincenzo Bellini 2002 (3. Preis). Außerdem<br />

erhielt er den Liszt-Preis Valsesia Musica<br />

2001 und den Grand<br />

Prix bei der Future Virtuosos Competition<br />

in Japan.<br />

In der Folge wurde er zu zahlreichen<br />

Konzerten eingeladen, u.a. in die Lisinski<br />

Hall in Zagreb, zu den Amici della Musica<br />

di Verona, den Amici della Musica di<br />

Vicenza, in die Accademia Musicale di<br />

Pescara, zum Festival di Maria Callas in<br />

Sirmione sul Garda, zu den brasilianischen<br />

Virtuoses de Musica und zur Fundación<br />

Santillana in Bogotá. Als Solist ist er mit<br />

diversen Orchestern aus aller Welt aufgetreten,<br />

u.a. mit dem Orchester des Stadttheaters<br />

Bremerhaven, dem University<br />

of Toronto Symphony Orchestra, dem<br />

Haydn Orchester Bozen, dem Orchestra<br />

di Roma e Lazio und dem kroatischen<br />

Rundfunksinfonieorchester.<br />

Mit großem Erfolg gab Toth Meisterkurse<br />

an Universitäten in Toronto und London<br />

und wurde hierfür auch nach Italien und in<br />

den Mittleren Osten eingeladen. Außerdem<br />

ist Marc Pierre Toth als Klavierpädagoge,<br />

Künstlerischer Leiter und Yogalehrer tätig.


Diese Einigkeit ist selten: Sowohl in der<br />

hannoverschen Presse als auch in den<br />

überregionalen Zeitungen wurde die<br />

Eröffnungspremiere der Staatsoper einhellig<br />

bejubelt. Ebenso vom Publikum.<br />

Auszüge aus den Pressestimmen zu<br />

Benjamin Brittens Peter Grimes in der<br />

Inszenierung des australischen Regisseurs<br />

Barrie Kosky.<br />

„So startet eine Oper gern in die Saison.<br />

Uneingeschränkten Jubel gabs für die<br />

Premiere Peter Grimes, Benjamin Brittens<br />

erster großer Oper. Gutes Theater kommt<br />

eben doch an in <strong>Hannover</strong>.“<br />

Neue Presse, Günter Heiß<br />

„Künzli ist durch und durch ein überwältigender<br />

Peter Grimes, jener im Selbstmord<br />

scheiternde Fischer, der 1945 den Weltruhm<br />

seines Komponisten Benjamin Britten<br />

begründete.<br />

<strong>Hannover</strong>s Musikchef Wolfgang Bozic und<br />

seine Niedersachsen ... spinnen einen zauberhaften,<br />

nie nachlassenden Spannungsfaden,<br />

sie haben Lust an den vielen solistischen<br />

Passagen, sie verdampfen kein Detail<br />

in konturlosem Mischklang, bei dem niemand<br />

ehrgeizig etwas beweisen will. Fast<br />

schon altmodisch wird hier die Partitur in<br />

den Mittelpunkt gestellt. Die Wirkung ist<br />

umso größer, als auch der wunderbare Chor,<br />

die vielen grandiosen Solisten und das Bühnenteam<br />

um Regisseur Barrie Kosky den<br />

gleichen respektvollen Ansatz verfolgen.<br />

Der Britten-Abend in <strong>Hannover</strong>s Opernhaus<br />

ist ... ein grandioser Erfolg, da er mühelos,<br />

beglückend Szene, Sänger und Musik<br />

zusammenbindet. Eine solche Stimmigkeit<br />

ist äußerst selten auf Opernbühnen. Und das<br />

Publikum jubelt, tobt, ruft laut ‚bravo‘ – vor<br />

allem für Robert Künzli in der Rolle des<br />

Peter Grimes.“<br />

Süddeutsche Zeitung, Reinhard J. Brembeck<br />

Oper <strong>seitenbühne</strong> | Seite 7<br />

„Durch und durch überwältigend“<br />

Pressestimmen zu Peter Grimes<br />

„Robert Künzli singt und spielt diesen Peter<br />

Grimes mit brütender Intensität, mit helden(tenor)hafter<br />

Verzweiflung. Er weckt<br />

Empathie für einen Menschen, der selbst<br />

kaum Einfühlungsvermögen kennt. Barrie<br />

Kosky führt den glänzend vorbereiteten<br />

Chor (Leitung: Dan Ratiu) mit großer Präzision,<br />

treibt ihn in eine Choreographie der<br />

Bedrohung und der Menschenjagd. Und<br />

Generalmusikdirektor Wolfgang Bozic liefert<br />

mit dem klangvoll aufspielenden Staatsorchester<br />

aus dem Orchestergraben all die<br />

Naturgewalten, die diese Inszenierung verweigert.“<br />

<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine Zeitung, Rainer Wagner<br />

„... und dieses Arabeskenmotiv wird in einer<br />

Deutlichkeit und Schärfe formuliert von den<br />

fabelhaft disponierten Musikern des <strong>Niedersächsische</strong>n<br />

Staatsorchesters, dass einen<br />

schon früh schaudert.<br />

Es ist eine Hexenjagd, die nur der sich nicht<br />

vorstellen mag, der die Gräueltaten der<br />

Menschheit aus dem Sinn verloren hat;<br />

nachgerade körperlich spürbar auf die<br />

Bühne gebracht vom Chor und Extrachor<br />

der Staatsoper.<br />

Da finden Bozic und sein Orchester zu einer<br />

kammermusikalischen Klangsprache, die<br />

nicht anders als luzide zu nennen ist. Fast<br />

möchte man glauben, diese Musik erzählt in<br />

diesen Momenten ein Stück von jener Hoffnung,<br />

die man nie aufgeben mag.“<br />

Frankfurter Rundschau, Jürgen Otten<br />

„Wenn Kosky Oper macht, dann findet ein<br />

Theater statt, das Staunen macht, das<br />

ergreift und an die Wirksamkeit seiner<br />

Mittel wie an die Wahrhaftigkeit seiner<br />

Geschichten glaubt, ohne sich konzeptlastig<br />

fortwährend selbst infrage zu stellen.“<br />

Tagesspiegel, Jörg Königsdorf<br />

„Schaut man unaufgeregt und genauer hin,<br />

dann hat man es mit einem zwar eigenwilligen,<br />

aber durchdacht vorgehenden Szeniker<br />

zu tun, der einen Gutteil seiner Wirkung<br />

nicht aus dem provozierenden Aufmotzen,<br />

sondern aus der klugen Reduktion bezieht.<br />

Wie jetzt, bei seiner Peter Grimes-Inszenierung,<br />

mit der sich die Oper <strong>Hannover</strong> einen<br />

fulminanten Spielzeit-Auftakt verschafft hat.“<br />

Neues Deutschland, Roberto Becker<br />

„Einfach umwerfend.“<br />

Pyrmonter Nachrichten, Richard Peter<br />

„Unbedingt ansehen!“<br />

Braunschweiger Zeitung, Andreas Berger<br />

Peter Grimes<br />

Oper von Benjamin Britten<br />

Musikalische Leitung Wolfgang Bozic<br />

Inszenierung Barrie Kosky<br />

Bühne Florian Parbs<br />

Kostüme Alfred Mayerhofer<br />

Chor Dan Ratiu<br />

Nur noch 4 Vorstellungen!<br />

17. und 25. November,<br />

7. und 18. Dezember 2007


Deutschland-Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1 / <strong>Hannover</strong><br />

INNENPOLITIK<br />

Ché-i-nor<br />

vor dem Umsturz<br />

Bedrohliche innenpolitische<br />

Entwicklungen auf der Insel<br />

Ché-i-nor (sy). Die kleine Insel im chinesischen<br />

Meer scheint derzeit von einem<br />

innenpolitischen Erdbeben größeren Ausmaßes<br />

bedroht zu sein. Staatschef Fé-nihan,<br />

dem seit seiner Machtübernahme die<br />

Zügel des Landes immer mehr aus der Hand<br />

zu gleiten drohen, hat mit seinen jüngsten<br />

politischen Maßnahmen für Unverständnis<br />

und Protest bei der Bevölkerung gesorgt. So<br />

ließ er einige ehrwürdige Bürger, die eigentlich<br />

mit dem ché-i-norschen Verdienstkreuz<br />

für besonderes Engagement ausgezeichnet<br />

werden sollten, aus unerklärlichen Gründen<br />

standrechtlich erschießen. Mutmaßungen<br />

seitens seiner Kritiker, er verstehe schlicht<br />

und ergreifend die Landessprache nicht,<br />

wurden von Regierungssprecher Ké-ki-kako<br />

mit Nachdruck dementiert.<br />

AUS ALLER WELT<br />

Jubel für Sänger<br />

der Pariser Oper<br />

Gefeierte Soirée bei Pitzelberger<br />

Paris (thor). Im Salon des neu nach Paris<br />

gezogenen Monsieur Pitzelberger kam es<br />

gestern zu einem Aufsehen erregenden und<br />

enthusiastisch bejubelten Ereignis. Pitzelberger<br />

war es gelungen, die drei führenden<br />

Stars der Pariser Oper, die Sopranistin<br />

Medori, den Tenor Bettini und den Bassi-<br />

Ein Bild aus besseren Tagen:<br />

Die Führungsspitze auf Ché-i-nor<br />

Le peu<br />

Der Führer der Oppositionspartei Ko-kori-ko<br />

sieht aufgrund der jüngsten Ereignisse<br />

die Zeit gekommen, Fé-ni-hans Regierung<br />

abzuschaffen. Mutmaßungen ausländischer<br />

Journalisten zufolge sind von den 13 überlebenden<br />

Bürgern des Landes bereits 11 zu<br />

Ko-ko-ri-kos Partei übergelaufen. Bei der<br />

gestrigen Tagung des Parlaments haben sich<br />

die Gräben – ganz entgegen der erhofften<br />

Einigung – nur noch mehr vertieft. Nachdem<br />

die Sitzung vorzeitig und ergebnislos<br />

sten Debassini für seine Einstands-Soirée zu<br />

gewinnen. Mit einem italienischen Terzett à<br />

la Bellini-Rossini gaben die drei Größen des<br />

Belcanto ein beeindruckendes Beispiel ihrer<br />

Sangeskunst und katapultierten Herrn Pitzelberger<br />

damit an die Spitze der französischen<br />

Haute volée. „Es war ein zauberhafter<br />

Abend! Selten hat mich die Macht der Musik<br />

so ergriffen wie heute“, bekannte Madame<br />

Balandard, die unter den Gästen war, und<br />

ihr Ehegatte fügte hinzu: „Nicht nur das<br />

Timbre dieser fantastischen Stimmen war<br />

beeindruckend, auch die perfekte Artikulation<br />

des Italienischen – und überhaupt die<br />

faszinierenden Inhalte des Gesangstextes.<br />

Ein Satz wie ‚Non viene in kwestione‘ – das<br />

Pateiisch-abhängige<br />

abgebrochen worden war, soll es im Anschluss<br />

daran zu einer blutigen Aussprache<br />

zwischen Fé-ni-han und Ko-ko-ri-ko gekommen<br />

sein. In Regierungskreisen munkelt<br />

man, dass mehrfach der Ausruf<br />

„Morto!“ aus dem Regierungspalast gedrungen<br />

sei. Verschärft wurde der Streit der beiden<br />

erbitterten Gegner offensichtlich durch<br />

die versuchte Flucht zweier Untertanen, die<br />

in ihr mutmaßliches Heimatland Frankreich<br />

zurückkehren wollten. Wir werden über<br />

den weiteren Verlauf berichten.<br />

ist Librettokunst von großer poetischer<br />

Kraft.“ Unmittelbar im Anschluss an die<br />

Soirée wurde die euphorische Stimmung<br />

jedoch empfindlich getrübt: Der Journalist<br />

Glucksmann von „Le Figaro“ unterstellte<br />

Pitzelberger, dass es sich bei den drei Barden<br />

um Doppelgänger gehandelt haben müsse,<br />

da die Medori, der Bettini und der Debassini<br />

zur Zeit der Soirée von Paparazzi im Lokal<br />

„La Chanteuse indisposée“ im Montmartre<br />

gesichtet worden waren. Die Agenturen der<br />

drei Künstler sowie der Diener des Herrn<br />

Pitzelberger, Alfons Petermann, verweigern<br />

jegliche Aussage. Glucksmann droht, wegen<br />

Betrugs vor Gericht zu ziehen.


ple<br />

Revolutionszeitung<br />

GESUNDHEIT UND LEBEN<br />

Ist Heimweh<br />

eine Krankheit?<br />

Kongress in Nancy bringt<br />

neue Erkenntnisse<br />

Neueste Erkenntnisse bezüglich des Phänomens<br />

Heimweh ergab ein Kongress führender<br />

Wissenschaftler, der vergangene Woche<br />

in Nancy stattgefunden hat. Die Mediziner<br />

einigten sich bei der Diagnose des nur<br />

schwer greifbaren psychischen Zustands<br />

darauf, von einem „posttraumatischen<br />

Stress-Syndrom, das einem einschneiden-<br />

Neue Oper von Kasimir Babylas. Am<br />

Théâtre Lyrique Paris wird in den nächsten<br />

Tagen das Erstlingswerk des jungen französischen<br />

Komponisten mit dem Titel „Mon<br />

Amour Ernestine“ aufgeführt. Nach Aussagen<br />

des Schöpfers vereint das Werk auf<br />

kompositorischer Ebene Bolero mit Spätromantik,<br />

Jazz mit großer Oper. Uraufführungstermin<br />

des vom Komponisten selbst<br />

dirigierten Werks ist am 30. Oktober, in<br />

der Titelpartie wird die noch unbekannte<br />

junge Sängerin Ernestine Pitzelberger<br />

zu erleben sein. Kartenreservierung unter<br />

0511/9999-1111.<br />

Die Kurt Schwitters Gesellschaft <strong>Hannover</strong><br />

veranstaltet am 7. November 2007 einen<br />

Vortragsabend unter dem Titel „Maxala<br />

chapalaxa rapataxa – Jacques Offenbach und<br />

der Dadaismus“. Referent ist der Musiker,<br />

Arrangeur und Offenbach-Experte Volkmar<br />

Olbrich aus Düsseldorf. Nähere Informationen<br />

unter 0511/9999-1004.<br />

VERANSTALTUNGEN<br />

den Ortswechsel folgen kann“, zu sprechen.<br />

Am Beispiel der Französin Virginie Durant,<br />

die mehrere Jahre von ihrem Heimatort<br />

Paris entfernt war, untersuchten führende<br />

Psychologen und Neurologen der Sorbonne<br />

Symptome und Folgen des Heimwehs. Die<br />

ehemalige Chansonsängerin, die es aus<br />

unglücklichen Umständen auf die einsame<br />

Insel Ché-i-nor verschlagen hatte, litt an<br />

Ess-Störungen, Depressionen, Zwangsneurosen<br />

und kognitivem Versagen. Alle Symptome<br />

verschwanden umgehend, als es ihr<br />

gelang, in ihr Heimatland zurückzukehren.<br />

Die Tagungsberichte des Kongresses können<br />

ab morgen auch im Internet unter<br />

www.heimweh.fr nachgelesen werden. (ro)<br />

Ballhof eins. An der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

haben vergangene Woche die Proben für<br />

den Theaterabend „Ba-ta-clan/Salon Pitzelberger“<br />

mit Einaktern von Jacques Offenbach<br />

begonnen. Die Sopranistin Karen<br />

Frankenstein, die Tenöre Pedro Velázquez<br />

Díaz und Jörn Eichler sowie der Bassist<br />

Shavleg Armasi werden in den vier Rollen zu<br />

erleben sein. Chefdramaturg Ulrich Lenz<br />

äußerte sich enthusiastisch: „Offenbachs<br />

Musik ist von einer unüberbietbaren Energie.<br />

Ich bin sehr glücklich, dass wir unserem<br />

Publikum nach der großen romantischen<br />

Oper „Hoffmanns Erzählungen“ nun auch<br />

zwei leichtere Stücke von Offenbach vorstellen<br />

können – wiederum mit brillanter<br />

Sängerbesetzung.“<br />

Die Inszenierung übernimmt der junge<br />

Regisseur Christian Carsten, die Musikalische<br />

Leitung hat Toshiaki Murakami inne.<br />

Premiere ist am 8. November 2007.<br />

Kartenreservierung unter 0511/9999-1111.<br />

November / Dezember 2007 kostenlos<br />

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Ba-ta-clan/<br />

Salon Pitzelberger<br />

Zwei Operetten-Einakter<br />

von Jacques Offenbach<br />

Premiere 8. November 2007<br />

19.30 Uhr, Ballhof eins<br />

Musikalische Leitung Toshiaki Murakami<br />

Inszenierung Christian Carsten<br />

Bühne Nicole Pleuler<br />

Kostüme Susanne Heine<br />

Dramaturgie Sylvia Roth<br />

Mit: Karen Frankenstein,<br />

Shavleg Armasi, Jörn Eichler,<br />

Pedro Velázquez Díaz<br />

staatsoperXhannover<br />

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sucht Dolmetscher, der aus einem<br />

seltenen asiatischen Dialekt ins Französische<br />

übersetzen kann. Genauere Angaben<br />

aus Diskretionsgründen erst nach<br />

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Seite 10 | <strong>seitenbühne</strong> Oper<br />

„Jeder Priester ist ein Henker,<br />

jeder Soldat ein Bandit!“ Rodrigo, Marquis di Posa<br />

Die Inquisition im Spiegel von Giuseppe Verdis Don Carlo<br />

Die Geschichte der Ketzerverfolgung – also<br />

der Bestrafung von Angehörigen des katholischen<br />

Glaubens, die von der allgemein vorgegebenen<br />

Lehrmeinung abgewichen sind –<br />

ist so alt wie die Geschichte der Kirche<br />

selbst. Doch stand den frühen Christen ohne<br />

die Unterstützung weltlicher Machthaber<br />

nur die Exkommunikation als Strafmaßnahme<br />

gegen derartige Abweichler zur Verfügung.<br />

Erst mit der Tolerierung des Christentums<br />

durch Kaiser Konstantin und<br />

schließlich mit der Erhebung zur Staatsreligion<br />

durch Kaiser Theodosius, also letztlich<br />

durch den Schulterschluss mit den politischen<br />

Machthabern, konnte die katholische<br />

Kirche auch Strafen an Besitz, Leib und<br />

Leben verhängen.<br />

Wirklich relevant wurde dies allerdings<br />

erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit<br />

dem Aufkommen zahlreicher christlicher<br />

Laienbewegungen, die eigene, vom Heiligen<br />

Stuhl nicht gebilligte Glaubensvorstellungen<br />

propagierten. Im Zuge des Vorgehens<br />

gegen diese Irrgläubigen richteten die<br />

Päpste des ausgehenden 12. und beginnenden<br />

13. Jahrhunderts ein eigenes Verfahren<br />

zur Aufspürung, Überführung und Aburteilung<br />

von Häretikern ein, das so genannte<br />

Inquisitionsverfahren, und ernannten zu<br />

dessen Durchführung schließlich eigene<br />

päpstliche Sonderbeamte, die Inquisitoren.<br />

Nach heutigen rechtlichen Maßstäben<br />

fragwürdig ist das Inquisitionsverfahren der<br />

mittelalterlichen Kirche nicht nur aufgrund<br />

der von Papst Innozenz IV. als legitimes<br />

Mittel zur Wahrheitsfindung zugelassenen<br />

Folter, sondern auch wegen des Fehlens<br />

jeglicher prozessualer Gewaltenteilung, vereinigten<br />

sich doch in der Gestalt des Inquisitors<br />

Ermittler, Ankläger, Verteidiger und<br />

Richter in einer einzigen Person. Darüber<br />

hinaus war der Beschuldigte nur Objekt des<br />

Verfahrens und erhielt in diesem Sinne keinerlei<br />

rechtliches Gehör. Am Prozess nahm<br />

er nur insoweit teil,<br />

als es für die Urteilsfindung<br />

notwendig<br />

war. Das Verfahren<br />

fand im Geheimen<br />

statt, Sachbeweise hatten keine Gültigkeit,<br />

zum Beweis von Schuld oder Unschuld dienten<br />

nur die Aussagen von Zeugen, die von<br />

weiteren Zeugenaussagen unterstützt oder<br />

widerlegt werden konnten. Niemals jedoch<br />

begegnete der Beschuldigte denen, die ihn<br />

durch ihre Aussage belasteten, die Anonymität<br />

der Zeugen blieb stets gewahrt. Das<br />

öffnete dem<br />

Denunziantentum<br />

Tür und<br />

Tor, zumal sich<br />

ein Zeuge auch im Falle einer Falschaussage<br />

nicht weiter zu verantworten hatte. Es ist<br />

wohl kaum übertrieben zu behaupten, dass<br />

Anlage und Verlauf eines Inquisitionsverfahrens<br />

geradezu zum Denunziantentum<br />

ermutigte: Es begann mit einer öffentlichen<br />

Ketzerpredigt, in der der Inquisitor die<br />

drohenden Strafen ausführte und dazu aufforderte,<br />

in einer etwa zweiwöchigen „Zeit<br />

„Grauenvoller Frieden! Der Frieden der Friedhöfe!“<br />

Rodrigo, Marquis di Posa in Don Carlo<br />

der Gnade“ (tempus gratiae) sich selbst oder<br />

andere anzuzeigen. Der Druck auch auf den<br />

„Unbescholtenen“ wurde dadurch erhöht,<br />

dass sich auch derjenige schuldig machte,<br />

der ihm bekannte Ketzer nicht zur Anzeige<br />

brachte. In der inquisitio generalis wurden alle<br />

vorgebrachten Anschuldigungen gesammelt<br />

und eine Liste aller Beschuldigten angefer-<br />

tigt. Höhepunkt war dann das eigentliche<br />

Verfahren, die inquisitio specialis, zu der<br />

kurioserweise jeder Zeuge angehört wurde,<br />

der bereit war, einen Eid auf die Wahrhaftig-<br />

„Ich habe auf dem Grunde seines Herzen gelesen,<br />

und sein Urteil ist gesprochen!“<br />

Principessa Eboli in Don Carlo<br />

keit seiner Aussage zu schwören, darunter<br />

auch Personen, die nach damaligen Verständnis<br />

eigentlich nicht rechtswürdig waren<br />

wie beispielsweise Exkommunizierte, Menschen<br />

von zweifelhaftem Leumund, Komplizen<br />

und – absolutes Unikum! – Frauen.<br />

Die letzte Perversion dieser Strategie, Neid<br />

und Missgunst unter den Menschen für die<br />

eigenen Zwecke zu nutzen, bestand im Aufstellen<br />

von Denunziationskästen, in die ein<br />

jeder vollkommen anonym einen Zettel mit<br />

den Namen angeblicher Ketzer werfen<br />

konnte.<br />

Mag auch die Zahl derer, die durch Inquisitionsgerichte<br />

zum Tode durch Verbrennen<br />

verurteilt wurden, bei weitem nicht so groß<br />

gewesen sein, wie dies spätere (protestantische)<br />

Propaganda behauptete (viel häufiger<br />

waren Bußstrafen, Vermögenskonfiszierungen<br />

– durch die sich die Inquisition selbst<br />

finanzierte! – und Kerkerhaft), so schuf die<br />

Inquisition mit<br />

„Die Freiheit macht die Menschen nicht glücklich,<br />

sie macht sie ganz einfach zu Menschen.“<br />

ihrem System<br />

aus gegenseitiger<br />

Bespitzelung<br />

und Denunziation<br />

dennoch ein<br />

Klima der stetigen Angst, umso mehr als die<br />

weltlichen Machthaber die Inquisition nicht<br />

selten als politisches Terror- und Machtinstrument<br />

benutzten.<br />

Genau darin zeichnete sich die spanische<br />

Inquisition in besonderer Weise aus, da sie<br />

nicht der Römischen Kurie, sondern den<br />

spanischen Monarchen unterstellt war, die<br />

Manuel Azaña, spanischer Politiker und Schriftsteller (1880-1940)


auch den spanischen Großinquisitor, also<br />

den in Spanien ranghöchsten Inquisitor,<br />

ernannten. War das Inquisitionsverfahren<br />

der Geheimhaltung unterworfen, so wurde<br />

die Urteilsvollstreckung gerade in Spanien<br />

in spektakulären öffentlichen Hinrichtungs-<br />

„Der Escorial ist streng, schrecklich,<br />

wie der grausame Herrscher, der ihn erbaut hat.“<br />

Giuseppe Verdi 1863 nach einem Besuch der Schlossanlage Philipps II.<br />

zeremonien, so genannten Autodafés (von<br />

lat. actus fidei = Glaubensakt), zelebriert.<br />

Dass zahlreiche Verurteilte nur „in effigie“<br />

verbrannt wurden, also in Form eines Bildes,<br />

da sie sich der Hinrichtung durch Flucht<br />

entziehen konnten, mag den Eindruck, dass<br />

es kein Entkommen vor der ewigen Verdammnis<br />

gibt, bei den Schaulustigen eines<br />

Autodafés nur noch erhöht haben.<br />

Wollte Friedrich Schiller es sich in seinem<br />

Dom Karlos, Infant von Spanien nach eigenem<br />

Bekunden „zur Pflicht machen, in der Darstellung<br />

der Inquisition die prostituierte<br />

Menschheit zu rächen, und ihre Schandflekken<br />

fürchterlich an den Pranger zu stellen“,<br />

so interessiert sich Giuseppe Verdi in seinem<br />

nach Schiller entstandenen Don Carlo vor<br />

allem für die Menschen, die in einem derartigen<br />

System des fortwährenden Terrors<br />

leben müssen. Seine Musik kennt dabei kein<br />

Gut und Böse, sie urteilt nicht, sondern<br />

nimmt vielmehr Anteil an den von der ständigen<br />

Bedrohung deformierten Seelen seiner<br />

Protagonisten.<br />

Oper <strong>seitenbühne</strong> | Seite 11<br />

Dieser Spur folgt auch der namhafte deutsche<br />

Regisseur Christof Nel in seiner Inszenierung<br />

für die Staatsoper <strong>Hannover</strong>: Ein<br />

System der Spitzel. Ein System der Angst.<br />

Niemand ist unbeobachtet. Intimität gibt es<br />

nicht. Wer auffällt, macht sich verdächtig.<br />

Wer nicht konform<br />

ist, verschwindet im<br />

Dunkel der Gefängnisse.<br />

Christof Nel<br />

geht der Frage nach,<br />

wie ein derartiges System die in ihm lebenden<br />

Menschen verändert. Wie verändert es<br />

ihr Denken, ihr Sprechen, ihr Handeln –<br />

und ihr Fühlen? Zu welchen seelischen<br />

Deformationen führt das Leben in der ständigen<br />

Angst, abgeholt, aussortiert zu werden?<br />

Was bedeuten Begrifflichkeiten wie<br />

„Wahrheit“ und „Lüge“, wenn „Wahrheit“<br />

den sicheren Tod und „Lüge“ Schutz bedeuten<br />

kann? Wahr aber ist Verdis Musik, die<br />

auch den Repräsentanten dieses Terrorregimes<br />

Momente der Sehnsucht und der<br />

Trauer zugesteht.<br />

Verdis Don Carlo ist alles andere als eine<br />

monumentale Historienoper – er ist vor<br />

allem ein Stück über die Zerrissenheit<br />

und Entfremdung von Menschen in einem<br />

menschenverachtenden System.<br />

Jeder verborgene Feind, jeder Neider<br />

hatte jetzt die gefährliche Lockung einer<br />

unsichtbaren und unfehlbaren Rache.<br />

Die Sicherheit des Eigentums, die Wahrheit<br />

des Umgangs war dahin. Ein ansteckendes<br />

Misstrauen vergiftete das<br />

gesellige Leben; die gefürchtete Gegenwart<br />

eines Lauschers erschreckte den<br />

Blick im Auge und den Klang in der<br />

Kehle. Man glaubte an keinen redlichen<br />

Mann mehr und galt auch für keinen.<br />

Guter Name, Landsmannschaften, Verbrüderungen,<br />

Eide selbst und alles, was<br />

Menschen für heilig achten, war in seinem<br />

Werte gefallen.<br />

Friedrich Schiller,<br />

Die spanische Inquisition<br />

Giuseppe Verdi<br />

Don Carlo<br />

Opera in quattro atti (1867/1884)<br />

In italienischer Sprache<br />

mit deutschen Übertiteln<br />

Musikalische Leitung Wolfgang Bozic<br />

Inszenierung Christof Nel<br />

Szenische Analyse Martina Jochem<br />

Bühne Roland Aeschlimann<br />

Kostüme Ilse Welter<br />

Chor Dan Ratiu<br />

Dramaturgie Ulrich Lenz<br />

Don Carlo Robert Chafin / David Yim<br />

Filippo Albert Pesendorfer / Tobias Schabel<br />

Elisabetta Brigitte Hahn<br />

Eboli Khatuna Mikaberidze<br />

Marquis Posa Brian Davis / Nikola Mijailović<br />

Il Grande Inquisitore Shavleg Armasi /<br />

Stefan Kocán / Young Myoung Kwon<br />

Tebaldo Ania Wegrzyn<br />

Premiere am 15. Dezember, 19.30 Uhr<br />

Einführungsmatinee<br />

Sonntag, 9. Dezember, 11 Uhr, Laves-Foyer<br />

Öffentliche Generalprobe<br />

Donnerstag, 13. Dezember, 18.30 Uhr<br />

Die nächsten Vorstellungen<br />

20., 22. und 28. Dezember 2007<br />

11., 13. und 18. Januar 2008


Seite 12 | <strong>seitenbühne</strong> Konzert<br />

Rudolf Buchbinder spielt im 2. Sinfoniekonzert<br />

Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466<br />

Er ist ein Kosmopolit, einer, der in den<br />

bedeutendsten Konzertsälen der Welt mit<br />

erstrangigen Orchestern zu musizieren<br />

pflegt und regelmäßig bei den renommierten<br />

Festspieladressen auftritt: Rudolf Buchbinder,<br />

der Grandseigneur der Klaviermusik,<br />

der im November 2007 auch an der<br />

Staatsoper <strong>Hannover</strong> ein Gastspiel gibt.<br />

Zuvor führt den Wiener Pianisten eine<br />

große Tournee nach Israel. Mit dem Israel<br />

Philharmonic Orchestra unter der Leitung<br />

von Zubin Mehta sind an acht Tagen<br />

neun Auftritte geplant, im Gepäck hat<br />

Buchbinder Mozarts d-Moll-Konzert, das<br />

zweite Brahms-Konzert sowie Beethovens<br />

Fantasie für Klavier, Chor und Orchester. In<br />

Israel aufzutreten stellt für den Pianisten<br />

dabei keine größere Herausforderung dar,<br />

als ein Konzert in Tokio oder Luzern zu<br />

„Wo der<br />

spielen: „Das Publikum versteht überall<br />

gleich viel.“ Und mit einem kleinen Seitenhieb<br />

auf seine Heimatstadt Wien bemerkt<br />

er: „Und man sollte sich in Wien nicht einbilden,<br />

dass man dort mehr von Musik versteht<br />

als in Tel Aviv.“ An die Tournee in<br />

Israel schließen sich Auftritte in Turin,<br />

Venedig, Verona und Luzern an, von <strong>Hannover</strong><br />

geht es im November weiter nach<br />

Düsseldorf, Valencia und Prag. Das klingt<br />

nach einem anstrengenden Leben in Hotels<br />

und Flughafenhallen. Doch mit Blick auf<br />

andere Solisten empfindet Rudolf Buchbinder<br />

den eigenen Terminkalender als relativ<br />

überschaubar: „Ich spiele nicht sehr viel. Es<br />

gibt Kollegen, die haben doppelt so viele<br />

Auftritte und sind das ganze Jahr über unterwegs.“<br />

Buchbinder hingegen tourt zusammengerechnet<br />

fünf Monate, „sieben Monate<br />

verbringe ich in meinem eigenen Bett, und<br />

da bin ich dann auch 24 Stunden zu Hause.“<br />

Zu Hause – das ist für den gebürtigen Böhmen<br />

Buchbinder seit der frühen Kindheit<br />

die Musikstadt Wien: Mit fünf Jahren wurde<br />

er an der dortigen Musikhochschule aufgenommen,<br />

der jüngste Student in der<br />

Geschichte der Institution. Im Wiener<br />

Musikverein gab das Wunderkind mit zehn<br />

Jahren sein erstes öffentliches Konzert. Und<br />

mit elf Jahren wurde es Meisterschüler des<br />

legendären Wiener Pianisten und Pädagogen<br />

Bruno Seidlhofer, in dessen Talentschmiede<br />

sich auch Größen wie Friedrich<br />

Gulda und Martha Argerich ihren letzten<br />

Schliff holten. Zehn Jahre lang prägte der oft<br />

ebenso schweigsame wie charismatische<br />

Seidlhofer den jungen Buchbinder. Vor<br />

allem die Liebe zum akribischen Noten-<br />

und Quellenstudium verdankt dieser dem<br />

großen Pädagogen: „Genauigkeit war ihm<br />

sehr wichtig. Und dass ich jetzt zum Beispiel<br />

18 Ausgaben der Beethoven-Sonaten besitze,<br />

die ich immer wieder miteinander vergleiche,<br />

habe ich der strengen Schule Seidlhofers<br />

zu verdanken.“ Keine dieser 18 Ausgaben<br />

kann Buchbinder jedoch wirklich<br />

zufrieden stellen, bis heute vermisst er eine


Urtext-Ausgabe, die diesen Namen auch<br />

verdient. Denn dass Fingersätze von fremder<br />

Hand in den Noten stehen oder dynamische<br />

Vorzeichen des Komponisten in Klammern<br />

gesetzt werden, empfindet er als<br />

störende Elemente. Nicht selten macht sich<br />

Buchbinder dann auf zum Quellenstudium<br />

ins Beethoven-Haus Wien, um „im Safe zu<br />

stöbern“, die Originale zu studieren und so<br />

in direkte Kommunikation mit dem Werk<br />

und dem Komponisten zu treten. Und kürzlich<br />

hielt er im Wiener Musikverein das<br />

Autograph von Mozarts d-Moll-Klavierkonzert<br />

in der Hand. Da weht den Pianisten<br />

schon mal der Geist des 18. Jahrhunderts an,<br />

allein die schwarzen Flecken an den Rändern<br />

der Notenblätter üben eine besondere<br />

Magie aus: „Dort, wo man umblättert, ist<br />

das Papier ganz dunkel. Dann versuche ich<br />

heimlich, meinen Daumen drauf zu drücken<br />

wo der Mozart auch geblättert hat, damit<br />

irgendetwas rüberkommt. Ein erhebendes<br />

Gefühl.“ 18 Ausgaben der Beethoven-Sonaten,<br />

zahlreiche Autographe und Erstdrucke<br />

von Mozarts Klavierkonzerten – diese beiden<br />

Komponisten ziehen sich wie ein roter<br />

Faden durch Buchbinders Pianistenleben,<br />

beiden Komponisten widmete er sich in<br />

unzähligen Konzerten und Plattenaufnahmen.<br />

Die Liebe zu Beethoven – „mit Beethoven<br />

kann man ein Leben verbringen“ –<br />

kann dann auch mal zum Exzess werden:<br />

2003 spielte Rudolf Buchbinder im Wiener<br />

Konzerthaus alle fünf Beethoven-Klavierkonzerte<br />

an einem Tag, ein Marathon, den<br />

er im Mai 2007 in der Alten Oper Frankfurt<br />

mit den Wiener Symphonikern wiederholte.<br />

Und mit allen 32 Beethoven-Sonaten interpretierte<br />

er das „Neue Testament“ der Klaviermusik<br />

als kompletten Zyklus in zahlreichen<br />

Städten, darunter München, Wien,<br />

Hamburg, Zürich und Buenos Aires. Neben<br />

Mozart und Beethoven spielte mit Joseph<br />

Haydn auch der dritte Komponist der Wiener<br />

Klassik für Buchbinders Pianistenlaufbahn<br />

eine wichtige Rolle. 1976 erregte er<br />

mit seiner Einspielung des Klavier-Gesamt-<br />

Konzert <strong>seitenbühne</strong> | Seite 13<br />

Mozart auch geblättert hat“<br />

werkes von Haydn besonderes Aufsehen und<br />

wurde für diese Aufnahme mit dem „Grand<br />

Prix du Disque“ ausgezeichnet. Darüber<br />

hinaus stehen die Brahms-Klavierkonzerte<br />

wie das Gershwin-Konzert häufig auf den<br />

Konzertprogrammen Buchbinders. Daneben<br />

spielte er auch Raritäten ein, wie die<br />

Sammlung der Diabelli-Variationen von<br />

Beethoven, Liszt, Hummel oder Czerny und<br />

knapp 50 anderen österreichischen Komponisten.<br />

Auf die Frage, welchen Komponisten<br />

er gerne mehr Zeit widmen würde, nennt er<br />

eine kaum enden wollende Liste mit Namen<br />

und Werken: „Das Problem der Pianisten<br />

besteht darin, dass für uns so viel geschrieben<br />

wurde, dass ein Leben nicht ausreicht,<br />

um alles zu lernen.“ Und was hat er sich ganz<br />

konkret für die nächsten Jahre vorgenommen?<br />

„Ehrlich gesagt: nichts – denn ich<br />

möchte noch ruhig schlafen.“ Vom Schlaf<br />

hält Buchbinder jedoch nicht nur das Wissen<br />

um unzählige vernachlässigte Komponisten<br />

und Werke ab, sondern auch etliche<br />

Hobbies und Verpflichtungen neben der<br />

Pianistentätigkeit: Seit 2007 ist er Intendant<br />

des von ihm neu gegründeten Musikfestivals<br />

Grafenegg in Niederösterreich. Darüber<br />

hinaus liest der begeisterte Cineast viel und<br />

ist zudem passionierter Amateurmaler, für<br />

den Pinsel und Farbkasten nicht zuletzt eine<br />

Therapie sind, „um endlich ruhig sitzen<br />

zu bleiben“.<br />

Dorothea Hartmann<br />

2. Sinfoniekonzert<br />

Sonntag, 4. November, 17.00 Uhr<br />

Montag, 5. November, 19.30 Uhr<br />

Kurzeinführungen jeweils eine halbe Stunde<br />

vor Vorstellungsbeginn.<br />

Joseph Haydn Sinfonie <strong>Nr</strong>. 60 C-Dur<br />

„Il distratto“ (1774)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Klavierkonzert <strong>Nr</strong>. 20 d-Moll KV 466 (1785)<br />

Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie <strong>Nr</strong>. 38<br />

D-Dur „Prager Sinfonie“ (1786)<br />

Alfred Schnittke „Moz-Art à la Haydn“<br />

(nach dem Fragment KV 416d, 1977)<br />

Solist Rudolf Buchbinder<br />

<strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

Dirigent Lutz de Veer<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Stiftung Staatsoper <strong>Hannover</strong>


Seite 14 | <strong>seitenbühne</strong> Konzert<br />

Call and Response<br />

Das <strong>Niedersächsische</strong> Staatsorchester und die Alegre Corrêa Group<br />

unter der Leitung von Christian Muthspiel im 3. Sinfoniekonzert<br />

Ein Sinfonieorchester beginnt zu<br />

swingen, eine Jazzband improvisiert<br />

über Kompositionen der klassischen<br />

Konzertliteratur: Im 3. Sinfoniekonzert<br />

trifft das <strong>Niedersächsische</strong> Staatsorchester<br />

auf die Alegre Corrêa Group, begegnen<br />

sich brasilianische Rhythmen<br />

und klassische Sinfonieorchesterklänge.<br />

Dramaturgin Dorothea Hartmann<br />

sprach mit dem Musikalischen Leiter<br />

dieses außergewöhnlichen Konzerts,<br />

dem österreichischen Dirigenten,<br />

Komponisten, Posaunisten und<br />

Jazzmusiker Christian Muthspiel.<br />

Unter dem Motto Milhaud’s Brazil stehen Sie<br />

im 3. Sinfoniekonzert gemeinsam mit dem brasilianischen<br />

Jazzmusiker Alegre Corrêa auf der<br />

Bühne: er mit seiner Jazzformation, Sie mit<br />

dem <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchester. Wie kam<br />

es zu dieser Idee, beide Ensembles gemeinsam<br />

auftreten zu lassen?<br />

Muthspiel Ich versuche häufig, in Konzerten<br />

Querverbindungen aufzudecken und<br />

unterschiedliche Stilrichtungen miteinander<br />

zu konfrontieren – ohne ein sogenanntes<br />

„cross-over“. Das heißt, ich belasse die<br />

Werke so, wie sie sind, sie wirken jedoch<br />

anders, indem sie einander gegenüber gestellt<br />

werden. Bei Milhaud’s Brazil möchte<br />

ich zeigen, wie ein Komponist aus einem<br />

anderen Kulturkreis inspiriert wurde:<br />

Darius Milhaud verarbeitet in seinen Saudades<br />

do Brazil und Le Bœuf sur le toît populäre<br />

Volksmelodien Brasiliens, richtige Schlager<br />

der damaligen Zeit. Er zitiert diese Melodien<br />

nicht nur, sondern integriert sie in seine<br />

eigene Tonsprache, in sein eigenes harmonisches<br />

Konzept. Ich fand es interessant, darüber<br />

nachzudenken und zu spekulieren, was<br />

Milhaud, der 1916 gemeinsam mit Paul<br />

Claudel Brasilien bereiste, wirklich gehört<br />

hat und wie ein brasilianischer Jazzmusiker<br />

mit dieser Musik heute umgehen würde. So<br />

entstand die Idee, gemeinsam mit Alegre<br />

Corrêa diese Stücke zu musizieren, indem er<br />

mit seiner Jazzband über Milhauds Kompositionen<br />

improvisiert.<br />

Was heißt das konkret? Eine Art call and<br />

response?<br />

Muthspiel Ja, die Saudades do Brazil sind<br />

sehr kurze Stücke, die ich zuerst mit dem<br />

Sinfonieorchester im Original vorstelle. Die<br />

Band improvisiert über das Gehörte als Antwort<br />

nach jedem Satz.<br />

Es wird sicher spannend zu hören, inwieweit<br />

die Ensembles sich gegenseitig beeinflussen.<br />

Muthspiel Ich habe dieses Programm<br />

einige Male in Konzerten ausprobiert. Und<br />

in der Tat: Es gab immer starke Wechselwirkungen<br />

zwischen beiden Klangkörpern. Da<br />

ich diesen Effekt nicht vorwegnehmen<br />

möchte, kommt die Jazzband während der<br />

Probenphase sehr spät dazu. Ich möchte das<br />

Orchester überraschen, daher darf die Band<br />

erst im Konzert wirklich ausspielen, was<br />

einen starken Einfluss auf die Bühnenenergie<br />

hat. Und umgekehrt: Wenn das Orche-<br />

ster sehr elegant spielt, beeinflusst das natürlich<br />

auch die Band, die plötzlich in einer<br />

ganz anderen Umgebung auf der Bühne<br />

steht als etwa auf einem Jazzfestival.<br />

Haben Sie so ein Projekt auch mit anderen Kompositionen<br />

versucht, die mit dem Jazzbereich<br />

nicht sowieso schon verbunden sind, also beispielsweise<br />

mit einer klassischen Sinfonie?<br />

Muthspiel In der Philharmonie Essen<br />

gab es den Zyklus Mozartloops, bei dem ich<br />

eine ganze Reihe von Klassikern der<br />

Moderne mit Popsongs und Jazzsongs des<br />

20. Jahrhunderts konfrontiert habe. Zum<br />

Beispiel einen Song von Prince als Antwort<br />

auf Karl Amadeus Hartmanns Concerto<br />

funèbre oder einen Song von Billie Holiday<br />

als Antwort auf das Takemitsu-Requiem.<br />

Oder „Ich wollt, ich wär’ ein Huhn“ als Antwort<br />

auf Papageno. Das alles war in Loops<br />

pausenlos aneinander gehängt.<br />

Was ist Ihre Motivation für diese Gegenüberstellungen<br />

und Verknüpfungen? Langeweile<br />

und Überdruss an den gängigen Konzertprogrammen?<br />

Muthspiel Ich vergleiche solche Programmzusammenstellungen<br />

gerne mit<br />

Skulpturen aus der Bildenden Kunst: Eine<br />

Skulptur verändert sich extrem mit dem<br />

Blickwinkel, mit dem Licht und in der Konfrontation<br />

mit anderen Werken. Und sie<br />

bleibt dabei doch immer dieselbe Skulptur.<br />

In diesem Sinne interessiert es mich, wie<br />

Stücke wirken, wenn sie in einem bestimm-


ten Bezug oder auch in einem bestimmten<br />

Nicht-Bezug zueinander stehen. Oft werden<br />

die Reihenfolge und die Beziehung der<br />

Werke zueinander in einem Konzert überhaupt<br />

nicht richtig wahrgenommen. Es<br />

heißt dann: „Wir müssen ungefähr 90 Minuten<br />

spielen.“ – Aber warum dann das eine<br />

mit dem anderen im selben Programm steht,<br />

ist oft schwer nachzuvollziehen.<br />

Die Dramaturgie eines Konzertes spielt also eine<br />

wesentliche Rolle für Sie, gleichzeitig erweitern<br />

Sie auch den klassischen Konzertbegriff, indem<br />

Sie mit Prince oder Billie Holiday die so genannte<br />

U-Musik in den Konzertsaal holen.<br />

Muthspiel Für mich existiert keine<br />

Unterteilung in U- und E-Musik. Die gab es<br />

zu Mozarts Zeiten auch nicht. Es war damals<br />

überhaupt keine Schande, mit einer Oper zu<br />

unterhalten – gut zu unterhalten! So verstanden,<br />

ist auch Don Giovanni Unterhaltungsmusik,<br />

natürlich auf allerhöchstem<br />

Niveau. Und ein Song von Sting ist auch<br />

Unterhaltungsmusik auf allerhöchstem<br />

Niveau. Ich möchte zeigen, dass ein Beatles-<br />

Song in seiner Komplexität an Lutoslawski<br />

heranreicht, indem ich die Kompositionen<br />

miteinander konfrontiere und indem ich sie<br />

in einen inhaltlichen Kontext stelle. Unter<br />

dem Motto Requiem – Dark Songs zum Beispiel<br />

habe ich das Mozart-Requiem mehre-<br />

Konzert <strong>seitenbühne</strong> | Seite 15<br />

ren Liedern gegenübergestellt: einem Song<br />

von Sting über die Witwen der Verschleppten<br />

unter Pinochet, einem Song von Prince,<br />

in dem er einen gefallenen Kameraden<br />

betrauert oder Strange Fruits von Billie Holiday,<br />

wo es um gelynchte Afrikaner während<br />

der Apartheid geht. Manche Zuhörer waren<br />

dann sehr erstaunt, wie komplex Popmusik<br />

oder wie dicht ein vierminütiger Song sein<br />

kann. Mir geht es bei meinen Programmen<br />

um eine kreative Erweiterung des „klassischen“<br />

Repertoires, aber auch um eine<br />

gegenseitige Befruchtung und inhaltliche<br />

Horizonterweiterung von Klassik, Jazz,<br />

Rock, Pop – eigentlich von allem, was gute<br />

Musik ist.<br />

Christian Muthspiel<br />

Als Posaunist, Pianist, Komponist und<br />

Dirigent ist Christian Muthspiel sowohl<br />

im Jazz und der improvisierten Musik als<br />

auch im Kontext der komponierten und<br />

Neuen Musik international tätig. In den<br />

letzten Jahren trat Muthspiel vornehmlich<br />

als Komponist und Dirigent auf, unter<br />

anderem mit einem eigenen Konzert-<br />

Zyklus mit der Camerata Salzburg und<br />

dem Münchener Kammerorchester. Sein<br />

Konzert für Posaune und großes Orchester<br />

„ENNAHH… (an Albert Mangelsdorff)“<br />

wurde 2006 vom Radiosymphonieorchester<br />

Wien und mit ihm selbst als<br />

Solist in Wien und Linz aufgeführt, weitere<br />

Aufführungen in Deutschland folgen 2008.<br />

2006 wurden Muthspiel sowohl der Österreichische<br />

Würdigungspreis für Musik als<br />

auch der Würdigungspreis des Landes<br />

Niederösterreich sowie im Duo mit seinem<br />

Bruder Wolfgang der renommierte deutsche<br />

Jazzpreis „Jazzpott“ in Essen verliehen.<br />

2007 erhielt er den Hans Koller Preis<br />

als „Musiker des Jahres“.<br />

3. Sinfoniekonzert<br />

Sonntag, 2. Dezember, 17.00 Uhr<br />

Montag, 3. Dezember, 19.30 Uhr<br />

Kurzeinführungen jeweils eine halbe<br />

Stunde vor Vorstellungsbeginn.<br />

Darius Milhaud<br />

„Saudades do Brazil“ op. 67<br />

Alegre Corrêa Reflections on<br />

„Saudades do Brazil“<br />

Darius Milhaud „Le Bœuf sur le toît“, op. 58<br />

Silvestre Revueltas „Sensemayá“,<br />

Sinfonische Dichtung<br />

Alegre Corrêa Group<br />

<strong>Niedersächsische</strong>s Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />

Dirigent Christian Muthspiel


Seite 16 | <strong>seitenbühne</strong> Kinder<br />

Lokalrunde für Lehrer: Oper hautnah!<br />

Acht Lehrerinnen und Lehrer fanden sich<br />

bei stürmischem Regenwetter am Abend des<br />

1. Oktober zur neu ins Leben gerufenen<br />

Lokalrunde für Lehrerinnen und Lehrer im<br />

Restaurant Maestro ein. Zu Gast bei der<br />

ersten Lokalrunde „Oper hautnah“ war Jörg<br />

Mannes, der Ballettdirektor der Staatsoper<br />

<strong>Hannover</strong>. Zusammen mit Ballettmanager<br />

Steven Markusfeld saß er nun mittendrin,<br />

bei einem Glas Rotwein, und folgte mit<br />

Interesse den Fragen der Lehrer. Thema?<br />

Natürlich das Ballett!<br />

Wie ist es möglich, dass die Tänzer Tausende<br />

von Schritt- und Bewegungskombinationen<br />

im Kopf behalten, um sie für die verschiedenen<br />

Choreographien immer wieder<br />

aufs Neue abrufen zu können? Wie sieht der<br />

Alltag für einen Balletttänzer aus, wie hoch<br />

ist die Verletzungsgefahr? Die Lehrer erfahren<br />

von den in dieser Spielzeit neu engagierten<br />

Tänzerinnen und Tänzern, die sich in<br />

die alte, bereits bestehende Compagnie zu<br />

integrieren haben. Auch von Mannes in der<br />

Rolle als Choreograph will man etwas wissen.<br />

Die gesamte Anordnung von Einzel-,<br />

Paar- und Gruppenkonstellationen auf der<br />

Bühne hat er als Gedankengerüst im Kopf,<br />

gleichzeitig setzt er aber auch den Computer<br />

und die Videokamera als unverzichtbare<br />

Hilfsmittel für die Vollendung seiner Choreographien<br />

ein. Und alles, so sagt er, was an<br />

schwierigen (Hebe-)Figuren von seinen<br />

Tänzern zu bewältigen sei, probiere er vorher<br />

selber aus.<br />

Noch viele Themen werden an diesem<br />

Abend berührt – dann sind die Gläser leer<br />

getrunken. Jörg Mannes und Steven Markusfeld<br />

formulieren eine Gegenfrage: Was<br />

können wir nun für euch Lehrer tun? Man<br />

wolle gemeinsam überlegen, wie man Schülern<br />

Lust auf Ballett mache!<br />

Einhellige Antworten: Spannend wären<br />

Besuche auf der Ballett-Probebühne unterm<br />

Dach des Opernhauses, Tänzer beim Trai-<br />

ning ganz nah zu erleben und – Workshops<br />

mit Balletttänzern in der Schule. Der erste<br />

Wunsch, so Mannes, könne sofort erfüllt<br />

werden, der zweite: in der nächsten Spielzeit!<br />

Die Planung läuft ...<br />

Cornelia Kesting-Then-Bergh<br />

Mit Hauruck aus dem Kamin<br />

„Regisseurin Bettina Giese und ihre Kostümbildnerin<br />

Berit Mohr haben eine knallig<br />

bunte, schwungvolle Inszenierung mit viel<br />

Tempo geschaffen, die für die kleinen<br />

Zuschauer in der Oper <strong>Hannover</strong> keine<br />

Langeweile aufkommen lässt. Dazu trugen<br />

auch die temperamentvollen Darsteller auf<br />

der Bühne einen erheblichen Teil bei.“<br />

Cellesche Zeitung, Hartmut Jakubowsky<br />

„Bettina Gieses Inszenierung überwindet<br />

die Barriere, dieses Fremdheitsgefühl von<br />

Kindern (und auch vielen Erwachsenen)<br />

gegenüber der alten Kunstform Oper mit<br />

Leichtigkeit. Es gibt Momente voller Poesie,<br />

in denen man erleben kann, was Oper<br />

ausmacht.“<br />

<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine Zeitung, Jutta Rinas<br />

Zur nächste Lokalrunde „Oper hautnah“<br />

für Lehrerinnen und Lehrer am 3. Dezember<br />

2007 um 19.30 Uhr hat sich der Sänger<br />

Roland Wagenführer, bekannt als Tevje<br />

in „Anatevka“ und Leopold im „Weißen<br />

Rössl“, im Maestro angekündigt.<br />

Voranmeldungen unter 0511/9999-1082<br />

oder per E-mail an cornelia.kesting@operhannover.de<br />

sind erwünscht!<br />

Mit freundlicher Unterstützung von der<br />

Der kleine Schornsteinfeger ist wieder da!<br />

Der kleine<br />

Schornsteinfeger<br />

Kinderoper<br />

von Benjamin Britten<br />

Für Kinder ab 6 Jahren<br />

Wiederaufnahme<br />

25. November, 11 Uhr<br />

Weitere Termine<br />

1. Dezember, 18.30 Uhr<br />

2. Dezember, 10.30 Uhr<br />

17. Dezember, 11 Uhr<br />

18. Dezember, 10 Uhr<br />

21. Dezember, 18 Uhr<br />

22. Dezember, 11 Uhr


Ein Sänger, ein Schauspieler, eine<br />

Tänzerin, eine Leiter: So wenig<br />

braucht man, um Oper zu machen!<br />

Man benötigt nicht einmal ein Opernhaus,<br />

Musiktheater kann auch in der<br />

Schule stattfinden. Die Staatsoper<br />

startet mit der Mobilen Oper eine<br />

neue Reihe, in der sich Darsteller<br />

und Pianist auf den Weg in Klassenzimmer<br />

und Schulfoyers machen,<br />

um diese Orte in Theaterräume zu<br />

verwandeln.<br />

Und welche Figur wäre dafür geeigneter<br />

als Orfeo, der Sänger schlechthin,<br />

der sich die Leiter hinab auf den Weg<br />

in die Unterwelt macht, um die geliebte<br />

Euridice ins Leben zurückzuholen?<br />

Die Bedingung ist bekannt: Der Sänger<br />

darf die Frau nicht anblicken. Er, bis<br />

über beide Ohren verliebt, tut es doch …<br />

Orfeo erinnert sich plötzlich Die<br />

Götter!! Sie kommen gleich zurück.<br />

Ich habe die Götter vergessen.<br />

Schnell! Wir müssen hinauf zur<br />

Erde. Komm!<br />

Orfeo steigt die Leiter hinauf.<br />

Euridice Orfeo, ich habe Angst.<br />

Orfeo Was? Du hast Angst??<br />

6. Szene: Rückkehr der Götter<br />

Die Götter entdecken Orfeo auf der Leiter.<br />

Euridice ist neben der Leiter verzweifelt auf ihr<br />

Kissen gesunken.<br />

Jupiter Was ist denn hier los?<br />

Juno streng Orfeo, warum bist du noch da?<br />

Jupiter Ich habe dir doch befohlen zu verschwinden,<br />

BEVOR wir zurückkommen.<br />

Und jetzt hängst du auf der Leiter und versperrst<br />

uns den Weg.<br />

Euridice Ich hatte Angst, die Leiter hinaufzusteigen.<br />

Orfeo Früher war Euridice so mutig. Und<br />

jetzt plötzlich diese Angst. Ich verstehe das<br />

nicht.<br />

Merkur Aber ich verstehe es! Orfeo, hast du<br />

Euridice angeschaut?<br />

Orfeo Wir haben getanzt, wir haben uns<br />

geküsst, wir waren so glücklich ...<br />

Kinder <strong>seitenbühne</strong> | Seite 17<br />

Eine Leiter in die Unterwelt<br />

Zur Uraufführung der Mobilen Oper Orfeo auf der Leiter<br />

Juno seufzt Wie romantisch.<br />

Jupiter Ich habe dir doch verboten, sie anzuschauen.<br />

DU HAST UNSER VERBOT<br />

ÜBERTRETEN. IHRE ANGST IST<br />

DEINE STRAFE. Deshalb konnte sie die<br />

Leiter nicht hinaufsteigen. Orfeo, ich<br />

befehle dir, sofort zur Erde zurückzukehren.<br />

Orfeo Und Euridice?<br />

Jupiter Sie bleibt hier.<br />

Orfeo Nein!<br />

Jupiter Du hast unsere Bedingung nicht eingehalten.<br />

Orfeo Ich kann ohne Euridice nicht leben.<br />

Ich gehe MIT ihr zur Erde zurück.<br />

Juno Nein. Du hast jetzt die Wahl: Entweder<br />

du kehrst nach oben, zur Erde zurück –<br />

ohne Euridice. Oder du bleibst in der Unterwelt<br />

– mit Euridice. Und du fällst mit ihr in<br />

Todesschlaf.<br />

Orfeo Stille. Sehr leise Und jetzt? Gehe ich<br />

die Leiter hinauf? Gehe ich hinunter?<br />

Stille Bleibe ich bei Euridice? Falle ich<br />

mit ihr in Todesschlaf? Oder gehe ich<br />

zur Erde zurück und lebe? Ich weiß es<br />

nicht, ich weiß es einfach nicht. Stille<br />

Warum hilft mir keiner. Warum sagt<br />

mir niemand, was ich tun soll? Stille.<br />

Zum Publikum Könnt ihr mir helfen?<br />

Könnt IHR für mich entscheiden?<br />

Orfeo auf der Leiter bietet Kindern ein<br />

neues, ungewöhnliches Theatererlebnis:<br />

Den Darstellern ganz nahe, treten sie<br />

in direkte Kommunikation mit den<br />

Figuren, werden selbst zu Autoren<br />

des Stücks, bringen eigene Ideen und<br />

Lösungsmöglichkeiten ein. Und gleichzeitig<br />

lernen sie mit dem Orpheus-<br />

Stoff einen der ältesten Mythen der<br />

abendländischen Kultur kennen und<br />

begegnen unterschiedlichsten musikalischen<br />

Auseinandersetzungen mit<br />

diesem Sujet von Claudio Monteverdi,<br />

Christoph Willibald Gluck und Jacques<br />

Offenbach.<br />

Dorothea Hartmann<br />

Orfeo auf der Leiter (UA)<br />

Mythologische Episode in sieben Szenen<br />

von Marcelo Cardoso Gama und<br />

Dorothea Hartmann mit Musik von<br />

Monteverdi, Gluck und Offenbach.<br />

Für Kinder von 6 bis 10 Jahren<br />

Musikalische Leitung Jonathan Seers<br />

Inszenierung Marcelo Cardoso Gama<br />

Dramaturgie Dorothea Hartmann<br />

Mit Ludmilla Euler, Tim von Kietzell,<br />

Ivan Tursˇić<br />

Uraufführung<br />

am 8. November, 10.30 Uhr,<br />

Internationale Schule <strong>Hannover</strong><br />

Weitere Vorstellungen in Schulen auf<br />

Anfrage. Anmeldung bei der theaterpädagogischen<br />

Abteilung der Staatsoper<br />

unter 0511/9999-1083.


Seite 18 | <strong>seitenbühne</strong> Aus aller Welt<br />

Auf Trachtenjagd fürs Weiße Rössl<br />

Kostümdirektor Thomas Kaiser auf Einkaufstour in München<br />

„Es muss was Wunderbares sein ...“, in München<br />

einkaufen zu gehen. „ Ja, es war sehr<br />

lustig, aber nach zwei Tagen Rumrennerei<br />

ist man doch ziemlich erschöpft“, beteuert<br />

Kostümdirektor Thomas Kaiser. Mit Judith<br />

Peter, Kostümbildnerin der Operette Im<br />

Weißen Rössl, traf er sich Mitte September<br />

in Bayerns Hauptstadt, um Trachten einzukaufen.<br />

Denn der Kostümfundus hat viel zu<br />

bieten, aber keine Dirndl und Lederhosen.<br />

Das Oktoberfest stand kurz vor der Tür, und<br />

so strömten Massen von Touristen in die<br />

Geschäfte, um sich mit bajuwarischer<br />

Haute-Couture einzukleiden. Die Verkäufer<br />

waren bestens vorbereitet, legten Volksfestmusik<br />

auf und boten ihren Kunden zur Anund<br />

Erheiterung auch mal ein Glas Sekt an.<br />

Und das Geschäft lief: „Als ich Anfang<br />

Oktober noch einmal dort war, waren die<br />

Regale leer“, berichtet Kaiser.<br />

Die Vorbereitung der beiden Experten<br />

bestand darin, Adressen von Trachten-Fachgeschäften<br />

zu recherchieren und einen großen<br />

Koffer auf Rädern zu kaufen. „Der war<br />

am Ende des ersten Tages schon voll. Wir<br />

haben ihn im Bahnhof über Nacht eingeschlossen<br />

und uns am nächsten Tag einen<br />

zweiten großen Trolley gekauft.“ Auch die-<br />

<strong>Hannover</strong>aner zu Gast<br />

Auch zu Spielzeitbeginn haben Mitglieder<br />

des hannoverschen Opernensembles Menschen<br />

anderswo mit ihren Sangeskünsten<br />

erfreut: Arantxa Armentia kehrte als Tatjana<br />

in Tschaikowskys Eugen Onegin an ihre<br />

alte Wirkungsstätte, das Landestheater<br />

Linz, zurück. Brigitte Hahn sang Mitte<br />

Oktober in zwei konzertanten Aufführungen<br />

die Senta in Wagners Fliegendem Holländer<br />

in Zagreb. Alla Kravchuk stand wieder<br />

an der Staatsoper Stuttgart in der weiblichen<br />

Titelpartie in Debussys Pelléas et Mélisande<br />

auf der Bühne. Sung-Keun Park arbeitet<br />

derzeit am Stadttheater Aachen, wo er am<br />

1. Dezember als Nemorino die Premiere<br />

von L’elisir d’amore singen wird. Albert<br />

Pesendorfer gastierte zu Beginn der Spiel-<br />

ser wurde bis zum Platzen gefüllt, mit Trachtenjankern<br />

und -hemden, Blusen, Brusttüchern,<br />

Strümpfen, Wadenstutzen und<br />

natürlich Lederhosen.<br />

Eine Schwierigkeit lag darin, die Teile aus<br />

verschiedenen Geschäften zusammenzutragen<br />

und zu kombinieren. Die sonst so<br />

bequeme Variante über Versteigerungsplattformen<br />

im Internet wäre in diesem Fall eher<br />

ineffizient gewesen. „Der Zeitaufwand ist<br />

wesentlich größer. Außerdem muss man die<br />

Stoffe unmittelbar sehen und fühlen, um sie<br />

zuordnen zu können.“ Außerdem galt es<br />

abzuwägen, welche Stücke man kauft oder<br />

welche doch günstiger in der eigenen<br />

Schneiderei in <strong>Hannover</strong> zu produzieren<br />

zeit in Erfurt als König in der Wiederaufnahme<br />

von Verdis Aida. Kammersänger<br />

Hans Sojer war, gemeinsam mit Pianistin<br />

Ansi Verwey, im Oktober im schönen Valencia<br />

mit einem Liederabend zu Gast. Pedro<br />

Velázquez Díaz übernahm Ende September<br />

das Tenorsolo im Verdi-Requiem zum<br />

Amtsantritt des neuen Chemnitzer GMD<br />

Frank Beermann und sprang wenige Tage<br />

später als Cavaradossi in Wiesbaden ein.<br />

Unser 1. Kapellmeister Jahbom Koo dirigierte<br />

Mitte Oktober an der Staatsoper<br />

Stuttgart Puccinis Madama Butterfly und flog<br />

Ende Oktober nach Korea, um dort ein<br />

Konzert zu dirigieren.<br />

Last but not least wird Ballettdirektor Jörg<br />

Mannes unmittelbar nach seiner hiesigen<br />

Premiere 4 Beethoven 4 nach München reisen,<br />

um dort die im September begonnene<br />

sind. So wäre das zweite Dirndl, dass Carmen<br />

Fuggiss als Rössl-Wirtin Josepha trägt,<br />

im Laden unbezahlbar gewesen. Das erste<br />

Dirndl jedoch stammt original aus München,<br />

genauso wie der Trachtenjanker des<br />

Kellners Leopold alias Roland Wagenführer,<br />

die Kleidung des Berliners Trikotagenfabrikanten<br />

Giesecke, des Rechtsanwalts Dr.<br />

Siedler, der Kathi und einiger Choristen.<br />

Durch den regen Betrieb in den Läden<br />

konnten die Kostümfachleute die Modelle<br />

am lebenden Objekt begutachten, doch<br />

trotzdem kam Thomas Kaiser nicht umhin,<br />

auch einmal selbst in eine Lederhose zu<br />

schlüpfen. „Das Foto existiert aber nicht<br />

mehr!“, sagt er schnell und grinst. Lederhosen<br />

hat er sehr viele gekauft, weil das Material<br />

schwer zu bearbeiten ist und man spezielle<br />

Stickmaschinen bräuchte. Nur die<br />

blauen Hosen der Tänzer wurden selbst<br />

geschneidert, genauso wie die rosafarbenen<br />

Dirndl der Tänzerinnen, die man wohl<br />

kaum in einem traditionellen Fachgeschäft<br />

hätte finden können!<br />

Nelly Schmitt<br />

Arbeit mit dem Bayerischen Staatsballett<br />

fortzusetzen. Denn am Samstag, den 8.<br />

Dezember, wird dort sein Ballett Der Sturm<br />

nach William Shakespeare uraufgeführt. Die<br />

Kreation zu Musik von Anton Bruckner,<br />

Jean Sibelius und Peter I. Tschaikowsky ist<br />

Mannes’ erste Arbeit mit der renommierten<br />

Compagnie von Ivan Liska.<br />

Und übrigens ...<br />

kam nach dem ausführlichen Bayreuth-<br />

Bericht der letzten Ausgabe noch ein stolzer<br />

Chorsänger in die Redaktion der <strong>seitenbühne</strong>:<br />

Tadeusz Slowiak, 1. Tenor im Chor der<br />

Staatsoper <strong>Hannover</strong>, verbringt seit 11 Jahren<br />

jeden Sommer auf dem Grünen Hügel!


In jedem Kleiderschrank wird von Zeit zu<br />

Zeit ausgemistet; so auch seit einigen<br />

Wochen im Kostümfundus der <strong>Staatstheater</strong><br />

<strong>Hannover</strong>. Für die Altkleidersammlung sind<br />

die aussortierten Stücke aber viel zu schade.<br />

Deshalb veranstaltet der Fundus am 10.<br />

November in den Foyers der Staatsoper<br />

einen Kostümbasar. Auf diese Weise findet<br />

so manches Prachtexemplar noch eine Verwendung<br />

außerhalb des Theaters, denn das<br />

ist die Gelegenheit, um sich schon mal für die<br />

Faschingszeit einzudecken. Doch Fundusverwalter<br />

Dirk Ihrig und seine Mitarbeiter<br />

Karin Fliegel und Emerich Tissberger<br />

schauen dem Ereignis auch ein bisschen<br />

wehmütig entgegen. Verständlich, wenn<br />

man die Vielfalt des Bestandes überblickt.<br />

Im fünften Stock des Opernhauses und im<br />

Tiefenmagazin im Keller der Ständehausstraße<br />

15 lagern über 40 000 Kleidungsstücke.<br />

Wie findet man da ein einzelnes<br />

Kleid? „Den Überblick verschaffen wir uns<br />

mit einem altbewährten System, das immer<br />

wieder von außerhalb gelobt wird“, berichtet<br />

Karin Fliegel stolz: Alle Bühnenstücke<br />

der <strong>Staatstheater</strong> bekommen Nummern und<br />

eine sogenannte Abrechnung. Auf dieser<br />

sind die verschiedenen Kostüme wiederum<br />

nummeriert aufgeführt. Im Kostüm selbst<br />

findet man den Namen des Stückes und des<br />

Künstlers, der es getragen hat.<br />

Die Kostümbildner oder -assistenten<br />

suchen sich ihre Kostüme aus, die dann auf<br />

Listen erfasst und zusammen auf eine fahrbare<br />

Kleiderstange gehängt werden. So entsteht<br />

zu jedem Stück der aktuellen Spielzeit<br />

ein eigener Ständer. Am Tag der jeweiligen<br />

Vorstellung wandern die Kostüme in die<br />

Garderobe. Braucht man die Kostüme außer<br />

Haus, findet der Transport in grauen Rollschränken<br />

statt. Wenn die Vorstellung eine<br />

Zeit lang nicht mehr gespielt wird, „ruht“<br />

sie, d.h. der Ständer bleibt erhalten. Er wird<br />

„aufgelöst“, wenn die Vorstellung aus dem<br />

Programm verschwindet. Dann prüfen die<br />

Mitarbeiter anhand der Abrechnung Vollständigkeit<br />

und Zustand der Kostüme. Die<br />

gut erhaltenen kommen wieder an ihren<br />

Platz in den Reihen, die restlichen je nach<br />

Aus den Werkstätten <strong>seitenbühne</strong> | Seite 19<br />

Kleiderschrank mit System<br />

Im Kostümfundus laufen die Vorbereitungen für den Kostümbasar<br />

Art des Schadens in die Schneiderei oder<br />

Färberei. Neben den inventarisierten Kostümen<br />

gibt es auch welche ohne Nummern.<br />

Diese befinden sich nicht mehr in optimalem<br />

Zustand. Die Künstler tragen sie nur<br />

noch in Proben, da hier der Verschleiß<br />

immer groß ist. Sehr alte oder empfindliche<br />

Stücke wie Blusen aus sehr feiner Spitze dürfen<br />

gar nicht mehr benutzt werden und stehen<br />

nur noch zur Ansicht zur Verfügung –<br />

oder als Modell für die Schneiderei.<br />

Der Fundus ist aufgeteilt in Herren- und<br />

Damenfundus, Wäsche-, Pullover- und<br />

Hemdenzimmer. Neben den klassischen<br />

Uniformen, Ritterrüstungen und Ballkleidern<br />

gibt es auch alltägliche Kleidungsstücke<br />

wie Jeans und T-Shirts, die ganz<br />

unspektakulär im Kaufhaus erstanden werden.<br />

Alles ist in Reihen sortiert, die im täglichen<br />

Sprachgebrauch Namen bekommen<br />

haben wie „Volks-“, „Arbeits-“ oder „Phantasiereihe“.<br />

Man findet zum Beispiel eine<br />

ganze Reihe nur mit Hosen in allen vorstellbaren<br />

Farben. „Mir helfen ein gutes<br />

Gedächtnis, ein ausgeprägtes Farbempfinden<br />

und ein Gefühl für die verschiedenen<br />

Materialien. Die meisten in unserem Beruf<br />

haben auch eine Schneiderausbildung absolviert“,<br />

erzählt Karin Fliegel.<br />

Aber ein Kostüm ist sehr viel mehr als das<br />

bloße Gewand. In unzähligen Kisten, gestapelt<br />

bis unter die Decke, lagern Häubchen,<br />

Schals, Strümpfe und vieles mehr. Es gibt<br />

sogar eigens zuständige Mitarbeiter für<br />

Schmuck, Hüte und Schuhe. Sie alle helfen<br />

dem Kostümbildner, seine Figuren einzukleiden.<br />

Oft kommt er in den Fundus, um<br />

sich inspirieren zu lassen. Wie er können die<br />

Besucher des Kostümbasars am 10. November<br />

durch die endlosen Stoffreihen schlendern<br />

und in die Welt der Illusion und<br />

Phantasie eintauchen.<br />

Also, auf zum Kostümbasar!<br />

Nelly Schmitt<br />

Kostümbasar<br />

der <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Samstag, 10. November, 10-13 Uhr<br />

Fundusmitarbeiterin Karin Fliegel<br />

und Hutmacherin Sina Kropp<br />

mit den Kostbarkeiten aus dem Fundus


Seite 20 | <strong>seitenbühne</strong> Orchesternews<br />

Reingehört!<br />

Sie spielen dieses Jahr wieder für Familie,<br />

Freunde und Bekannte den Weihnachtsmann<br />

und wissen nicht, was Sie schenken<br />

sollen? Dann hat Stefanie Dumrese, Solo-<br />

Bratscherin des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters,<br />

drei Tipps für Sie parat: Mit<br />

Schubert, St Germain und einer Filmmusik-<br />

Einspielung von und mit Gidon Kremer<br />

sollte für jeden Musikgeschmack etwas<br />

dabei sein.<br />

Vielleicht gerade aufgrund eigener Erinnerungen<br />

an den Unterricht, den sie als<br />

Jungstudentin in Köln noch vom Amadeus-<br />

Quartett erhalten hat, liegt Stefanie<br />

Dumrese die Aufnahme des Schubert-<br />

Streichquintetts in C-Dur, eingespielt vom<br />

Amadeus-Quartett und William Pleeth,<br />

besonders am Herzen. Auch wenn Schubert<br />

an sich nicht unbedingt zu ihren Lieblingskomponisten<br />

zählt, so ist ihr dieses Quintett<br />

„absolut heilig“. „Einfach herausragend bei<br />

dieser Aufnahme ist der Stil des Primarius,<br />

der sich wirklich auch mal traut, auf der<br />

Geige zu jammern. Ich finde es beeindrukkend,<br />

weil es zum Hörer spricht. Da geht es<br />

nicht nur um schöne Töne, sondern darum,<br />

etwas zu erzählen. Die Musiker reizen auch<br />

mal Grenzen aus, aber nicht auf eine effekthascherische<br />

Weise, sondern absolut echt<br />

und tief empfunden.“<br />

Dem Album „Tourist“ von St Germain –<br />

einer packenden Stilmischung aus House,<br />

Jazz und Blues-Harmonien – ist die Solo-<br />

Bratscherin in der Kantine der Staatsoper<br />

begegnet. Als der Hunger sie vor einer Vorstellung<br />

noch einen kurzen Abstecher dorthin<br />

machen ließ, hat sie der dritte Track mit<br />

dem Titel „So flute“ sogleich gepackt: „Ich<br />

hab’ sofort gesagt – was ich sonst nie machen<br />

würde: Was ist das? Das muss ich haben!“<br />

Sind es hier vor allem das flötistische Können<br />

und die mitreißenden Rhythmen, die es<br />

Stefanie Dumrese angetan haben, so begeistert<br />

sie die CD „Le cinema“ unter anderem<br />

aufgrund der Idee dahinter: Gidon Kremer<br />

spielt hier nicht nur Geige, sondern er hat<br />

die Ausschnitte aus verschiedenen Filmmusiken<br />

auch selbst für Geige und Klavier<br />

bzw. Orchester arrangiert. Laut Booklet sind<br />

diese Aufnahmen sowohl „das Tagebuch<br />

eines Geigers, der auch Filmfan ist“ als auch<br />

Zeugnis der Kindheit Kremers, die er –<br />

wenn nicht gerade Geige übend – dann im<br />

Kino verbracht hat. Für Stefanie Dumrese<br />

spiegelt sich diese innere Verbundenheit<br />

dann auch in Kremers Interpretation: „Man<br />

merkt, dass sein Herz daran hängt. Es ist<br />

wirklich sehr, sehr ausdrucksvoll.“<br />

Katja Bethe<br />

Aufnahmen<br />

Franz Schubert: Streichquintett C-Dur,<br />

Amadeus-Quartett und William Pleeth<br />

(Deutsche Grammophon)<br />

St Germain: Tourist (EMI)<br />

Gidon Kremer: Le cinema, Oleg<br />

Maisenberg (Klavier), Deutsches<br />

Symphonie-Orchester Berlin,<br />

Leitung: Andrey Boreyko (Teldec/Warner)<br />

Dienstjubiläen<br />

Orchesternews<br />

Am 12. April 2007 feierte der 1. Soloposaunist<br />

Wolf-Dieter Kollarz, seit 1972 Mitglied<br />

des <strong>Niedersächsische</strong>n Staatsorchesters, sein<br />

40jähriges Dienstjubliäum. Ein 25jähriges<br />

Dienstjubliäum konnte der 1. Geiger Hans-<br />

Christian Euler am 2. Juli 2007 begehen.<br />

Ebenfalls ein 25jähriges Dienstjubiläum<br />

feierte Volker Droysen von Hamilton, der<br />

seit 1984 als 2. Geiger Mitglied des <strong>Niedersächsische</strong>n<br />

Staatsorchesters ist.<br />

Abschied<br />

Am 4. Oktober 2007 starb die frühere<br />

1. Soloharfenistin des <strong>Niedersächsische</strong>n<br />

Staatsorchesters Frau Prof. Ruth Konhäuser<br />

im Alter von 78 Jahren. Ruth Konhäuser<br />

wurde 1929 in Glogau (Schlesien) geboren<br />

und spielte im Städtischen Orchester Wuppertal,<br />

bevor sie 1967 als 1. Soloharfenistin<br />

an der Staatsoper <strong>Hannover</strong> engagiert<br />

wurde. Als viel geachtete Pädagogin unterrichtete<br />

sie an den Musikhochschulen Detmold<br />

und <strong>Hannover</strong> Generationen von<br />

Schülern. Darüber hinaus war sie führendes<br />

Mitglied im Verband Deutscher Harfenisten,<br />

sie gründete das 1. Deutsche Harfenensemble<br />

und spielte während zahlreicher<br />

Festspielsommer im Orchester der Bayreuther<br />

Festspiele. Ruth Konhäuser war<br />

27 Jahre Mitglied des <strong>Niedersächsische</strong>n<br />

Staatsorchester <strong>Hannover</strong>, bevor sie 1994<br />

in den Ruhestand verabschiedet wurde.


Den roten<br />

Gürtel im Singen<br />

Shavleg Armasi über Kochen und Karate<br />

„Um singen zu können, muss ich essen,“ sagt<br />

der georgische Bass Shavleg Armasi. Ein<br />

Mann, ein Wort. Doch selber kochen, das<br />

tut er nur selten und hat dafür die perfekte<br />

Ausrede zur Hand. „Ich habe eine wunderbare<br />

Frau – und die mag es nicht so gern,<br />

wenn ich mich beim Kochen einmische ...“<br />

Was nicht heißt, dass er nicht aus Studentenzeiten<br />

noch ein paar Gerichte kennt, die<br />

er selber zubereiten kann. „Spaghetti mit<br />

Käse ... Spaghetti mit Thunfisch … Spaghetti<br />

mit Tomaten …“ zählt er grinsend auf.<br />

„Aber auch georgischen Schaschlik!”<br />

Doch zunächst waren es weder Singen<br />

noch Essen, die in Shavleg Armasis Leben<br />

eine große Rolle gespielt haben. Zwar lernte<br />

der im georgischen Tiflis aufgewachsene<br />

Armasi schon früh Geige und klassische<br />

Gitarre, doch sein Herz schlug viel stärker<br />

für Karate denn für die Musik. Nur aus Spaß<br />

sang er auf einem Fest mit einigen anderen<br />

Männern die typischen georgischen Volkslieder<br />

– und die Zuhörer stellten fest, dass<br />

seine Stimme schon im zarten Alter von 16<br />

bis 17 Jahren wesentlich kräftiger als die der<br />

anderen war. So brachte die Mutter ihren<br />

Sohn zu einem Lehrer, der eine große Rolle<br />

im weiteren Leben des Bassisten spielen<br />

sollte: Maestro Beshuashvili. Er begann, das<br />

Stimmpotenzial des jungen Mannes zu fördern<br />

und seine Begeisterung für den Gesang<br />

zu entzünden.<br />

Nun waren die Gleise gelegt: Armasi ging<br />

aufs Konservatorium, sang – noch ehe er den<br />

Abschluss hatte – erste Partien im Opernhaus<br />

in Tiflis und am Opernstudio des<br />

Konservatoriums. In einer Vorstellung der<br />

Zauberflöte, in der Armasi den Papageno gab,<br />

saß der deutsche Unternehmer und Künstler<br />

Claus Hipp mit seiner Frau Gabriele von<br />

Habsburg. Die beiden Professoren der<br />

Kunsthochschule in Tiflis wurden auf das<br />

junge Talent aufmerksam und verschafften<br />

Shavleg Armasi ein Stipendium, mit dessen<br />

Hilfe er ein Aufbaustudium in Graz absol-<br />

Kantinenplausch <strong>seitenbühne</strong> | Seite 21<br />

vieren und weitere Erfahrungen am Opernstudio<br />

der Hochschule und dem Grazer<br />

Opernhaus machen konnte. Von der steirischen<br />

Hauptstadt aus wechselte er im vergangenen<br />

Jahr nach <strong>Hannover</strong>, das so anders<br />

ist als Tiflis, aber auch so anders als Graz.<br />

Auf die Frage, wie er sich in <strong>Hannover</strong> fühlt,<br />

meint Armasi: „Ich mag <strong>Hannover</strong>, vor<br />

allem, weil es so grün ist – aber die Sonne<br />

fehlt mir hier schon ein bisschen ...“<br />

Bisher hat sich Shavleg Armasi in <strong>Hannover</strong><br />

unter anderem als Osmin, Sarastro,<br />

Crespel, Sparafucile, Monterone und als<br />

Haly vorgestellt, wobei vor allem der Osmin<br />

zu seinen Traumpartien gehört. Aber da gibt<br />

es natürlich noch andere Rollen, die er liebt:<br />

Zaccaria, Philipp II. und Boris Godunow.<br />

Doch er weiß, dass er für eine reife Rolle wie<br />

den Godunow noch Zeit braucht, denn<br />

nichts ist wichtiger beim Singen als eine sukzessive<br />

Entwicklung – so wie beim Karate.<br />

„Es würde keinen Sinn machen, mit 14 Jahren<br />

schon den 3. Gürtel machen zu wollen,<br />

und genau so muss man sich für bestimmte<br />

Gesangsrollen lange Zeit lassen. Boris<br />

Godunow – das steht, so wie der rote Gürtel,<br />

für mich am Ende der Entwicklung.“<br />

Überhaupt zieht Armasi den Vergleich<br />

zum Karate im Laufe des Gesprächs öfters<br />

heran; auch wenn er schon seit Jahren kein<br />

Karate mehr betreibt, hilft es ihm beim Singen,<br />

diesen Sport einmal gemacht zu haben.<br />

„Singen ist ein unglaublich komplexer<br />

Vorgang. Singen ist ja nicht nur Stimme,<br />

sondern erfordert auch eine genaue Körperkontrolle<br />

und eine große physische Präsenz.<br />

Genau das aber habe ich beim Karate gelernt<br />

und kann nun beim Singen davon profitieren.“<br />

Wie beim Karate das Training, gehören<br />

natürlich auch beim Singen die Proben dazu.<br />

Shavleg Armasi liebt den Probenprozess, die<br />

Stimmung beim Erarbeiten einer Inszenierung,<br />

die Leidenschaft, die auf der Probebühne<br />

entstehen kann. Das mag er fast noch<br />

mehr, als das Endergebnis auf der Bühne.<br />

Derzeit probt er gerade an zwei Operetten-<br />

Einaktern von Jacques Offenbach. In Ba-taclan<br />

spielt er den finsteren Verschwörer<br />

Ko-ko-ri-ko, in Salon Pitzelberger den ehrgeizigen,<br />

aber kulturlosen neureichen Salonherrn<br />

Pitzelberger. „Offenbach ist einfach<br />

großartig! Man mag die Texte am Anfang<br />

absurd finden – die Musik ist traumhaft.“<br />

Am 8. November hat die Produktion im<br />

Ballhof Premiere. Bis dahin wird Shavleg<br />

Armasi noch viel singen und vielleicht<br />

auch ein bisschen Karate machen – zumindest<br />

mental ...<br />

Sylvia Roth<br />

Georgisches Basturma-Schaschlik<br />

Zutaten:<br />

1 kg Schweinefleisch<br />

ohne Knochen (z.B. Schinken)<br />

250 g Zwiebeln<br />

50-75 ml Weinessig<br />

Zwiebeln in Ringe schneiden. Fleisch in kleine<br />

(ca. 3,5 x 3,5 cm) Stücke zerteilen und in ein<br />

Gefäß aus Porzellan (Emaille oder Glas) tun.<br />

Zwiebeln und Pfeffer hinzufügen und gut<br />

verrühren. Weinessig dazu, noch mal verrühren<br />

und an einer kalten Stelle 2-3 Std.<br />

stehen lassen.<br />

Dann die Fleischstückchen auf Drehspieße<br />

stecken und unter ständigem und gleichmäßigem<br />

Drehen gargrillen. Ganz zuletzt<br />

Salz hinzufügen.


Seite 22 | <strong>seitenbühne</strong> Festtagsseite<br />

Unterm Weihnachtsbaum<br />

Festtage und Jahreswechsel in der Oper und im Ballhof<br />

Wenn die Tage kürzer werden,<br />

die Abende dunkler und das Wetter<br />

ungemütlich, dann beginnt die klassische<br />

Theaterzeit. Rund um die Weihnachtstage<br />

lädt die Staatsoper Jung<br />

und Alt zu einem abwechslungsreiche<br />

Programm – von der Kinderoper bis<br />

zum Weihnachtskonzert, von der<br />

traditionellen Weihnachtsvorstellung<br />

bis zum Neujahrskonzert. Sie können<br />

festliche Abende im Opernhaus und<br />

zwei launige Offenbach-Operetten im<br />

Ballhof erleben. Und auch wer noch<br />

auf der Suche nach einem Geschenk<br />

ist, wird an der Staatsoper fündig!<br />

Traditionell lädt das <strong>Niedersächsische</strong><br />

Staatsorchester ein zum Weihnachtskonzert<br />

in Herrenhausen am zweiten<br />

Adventssonntag, den 9. Dezember, um<br />

17 Uhr. Im festlich-barocken Rahmen des<br />

Galeriegebäudes ist niemand Geringeres als<br />

Albrecht Mayer zu Gast – Deutschlands<br />

wohl berühmtester Oboist. Es dirigiert der<br />

1. Kapellmeister Jahbom Koo.<br />

Ein schöner Brauch ist es, die Weihnachtsfeiertage<br />

mit einem festlichen Opernoder<br />

Ballettbesuch zu verbinden. Auf dem<br />

Programm im Opernhaus stehen ein klassisches<br />

Ballett und die traditionelle Weihnachtsoper:<br />

Prokofjews Romeo und Julia<br />

am 25. Dezember um 18 Uhr und Humperdincks<br />

Märchenoper Hänsel und Gretel<br />

am 26. Dezember um 16 Uhr. Ebenfalls traditionell<br />

sind die Familienpreise: Kinder bis<br />

16 Jahre zahlen an beiden Weihnachtsfeiertagen<br />

nur den halben Preis!<br />

Die Ungeduld vor dem Fest lässt sich mit<br />

der Kinderoper Der kleine Schornsteinfeger<br />

am Freitag, den 21. Dezember um<br />

18 Uhr und am Samstag, den 22. November<br />

um 11 Uhr überbrücken. Für die Erwachsenen<br />

stehen an diesen Abenden Giuseppe<br />

Verdis Don Carlo (22. Dezember, 19.30<br />

Uhr) und das beliebte Ballett Romeo und<br />

Julia (23. Dezember, 16 Uhr) auf dem Spielplan<br />

im Opernhaus.<br />

Auch den Jahreswechsel können Sie in der<br />

Staatsoper stimmungsvoll einleiten, mit der<br />

Operette Im Weißen Rössl an Silvester<br />

(31. Dezember, 19.30 Uhr). Am 1. Januar<br />

begrüßt dann das <strong>Niedersächsische</strong> Staatsorchester<br />

unter der Leitung seines Generalmusikdirektors<br />

Wolfgang Bozic das Jahr<br />

2008 mit einem großen Neujahrskonzert<br />

(12 und 19.30 Uhr). Durch das Programm<br />

führt Chefdramaturg Ulrich Lenz. Mit Blumen<br />

und Ballons, Muffins und Brownies ist<br />

das festliche Programm mit Werken der<br />

Strauß-Dynastie und Kompositionen von<br />

Leroy Andersen umrahmt.<br />

Wem das alles zu staatstragend ist, der findet<br />

im Ballhof Zuflucht: zwei Operetten-<br />

Einakter von Jacques Offenbach werfen<br />

einen augenzwinkernden Blick auf die<br />

Macht und das große Kunstgeschäft: Ba-taclan<br />

und Salon Pitzelberger – am 21., 29.<br />

und 31. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr in<br />

der beliebten kleinen Spielstätte der <strong>Staatstheater</strong><br />

in der Altstadt.<br />

Zu guter Letzt: Wissen Sie noch nicht,<br />

was Sie Ihren Lieben schenken sollen? Wie<br />

wäre es mit Opernkarten? Das Weihnachtsgeschenk<br />

der Oper sind vier Karten auf<br />

besten Plätzen für vier ausgewählte Vorstellung<br />

von Februar bis Mai: Im Weißen<br />

Rössl, Tannhäuser, Lucia di Lammermoor<br />

und Carmen. Drei große Opern und eine<br />

Operette für 99 Euro!<br />

Ein besonderes Ereignis im Februar und<br />

Höhepunkt der Ballsaison in <strong>Hannover</strong><br />

wird der Opernball 2008 am 22. und 23.<br />

Februar. Unter dem Motto „La dolce vita“<br />

entführt er zwei Abende und zwei Nächte<br />

lang ins Rom der 50er und 60er Jahre. Die<br />

große Bühne, alle Foyers und Säle des<br />

Opernhauses bieten das exquisite Ambiente<br />

zum Tanzen und Flanieren, Sehen und<br />

Gesehenwerden. Der Vorverkauf hat begonnen!<br />

Der Spielplan<br />

rund um die Festtage:<br />

21. Dezember<br />

18 Uhr Der kleine Schornsteinfeger<br />

19.30 Uhr Ba-ta-clan/Salon Pitzelberger<br />

(Ballhof eins)<br />

22. Dezember<br />

11 Uhr Der kleine Schornsteinfeger<br />

19.30 Uhr Don Carlo<br />

23. Dezember<br />

16 Uhr Romeo und Julia (Ballett)<br />

25. Dezember<br />

18 Uhr Romeo und Julia (Ballett)<br />

26. Dezember<br />

16 Uhr Hänsel und Gretel<br />

28. Dezember<br />

19.30 Uhr Don Carlo<br />

29. Dezember<br />

19.30 Uhr Im Weißen Rössl<br />

19.30 Uhr Ba-ta-clan/Salon Pitzelberger<br />

(Ballhof eins)<br />

30. Dezember<br />

18.30 Uhr Anatevka<br />

31. Dezember<br />

19.30 Uhr Im Weißen Rössl<br />

19.30 Uhr Ba-ta-clan/Salon Pitzelberger<br />

(Ballhof eins)<br />

1. Januar 2008<br />

12 und 19.30 Uhr Neujahrskonzert


Die Stiftung Staatsoper <strong>Hannover</strong> berüßt neue Zustifter<br />

Herausgeber: Staatsoper <strong>Hannover</strong> · Intendant: Dr. Michael Klügl · Redaktion: Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fotos: Christian Brachwitz, Malte Erhardt, Thomas M. Jauk, Cornelia Kesting-Then-Bergh, Jörg Landsberg, Gert Weigelt<br />

Gestaltung: heutemorgen · Druck: Steppat Druck<br />

Liebe Rätselfreunde,<br />

in dieser Ausgabe suchen wir eine Oper von Heinrich<br />

Marschner, der von 1831 bis 1859 Hofkapellmeister in<br />

<strong>Hannover</strong> war. Während dieser Zeit schuf er auch dieses<br />

bedeutende Werk, das zu einem Schlüsselwerk der deutschen<br />

romantischen Oper werden sollte. Die gesuchte<br />

Oper ist neben Carl Maria von Webers Euryanthe als<br />

Bindeglied zwischen Freischütz (als eigentlichem Beginn<br />

der deutschen romantischen Oper) und Richard<br />

Wagners Fliegendem Holländer, Tannhäuser und Lohengrin<br />

(als Vollendung diese Gattung) anzusehen.<br />

Im Juli 1831 erhielt Marschner anonym eine Operndichtung<br />

zugeschickt, die ihn so sehr begeisterte, dass er sich<br />

sogleich zur Vertonung dieses Buches entschloss.<br />

Ursprünglich hatte es der Librettist für seinen Freund<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy verfasst. Doch dieser<br />

lehnte mit der Begründung ab, der Stoff sei in seiner<br />

Atmosphäre dem Freischütz zu ähnlich. Am 24. Mai 1833<br />

erfolgte in Anwesenheit Marschners an der Berliner Hofoper<br />

die Uraufführung mit dem Textdichter in der Titelpartie.<br />

Während das Berliner Publikum begeistert war,<br />

lehnte die Mehrheit der Kritiker das Werk ab. Wenige<br />

Wochen später bei der Erstaufführung in Leipzig hatte es<br />

dagegen einen durchschlagenden Publikums- und<br />

Presseerfolg. Dafür zeichnete die Universität Leipzig<br />

Marschner mit der Ernennung zum Ehrendoktor aus.<br />

Opernrätsel<br />

Beim Festkonzert zugunsten der Stiftung<br />

Staatsoper <strong>Hannover</strong> wurden am 15. September<br />

2007 fünf neue Zustifter begrüßt.<br />

Zur Enthüllung der neuen Stiftertafel in der<br />

Langen Diele im Opernhaus versammelten<br />

sich Dr. h.c. Manfred Bodin (Vorsitzender<br />

des Vorstands der Stiftung Staatsoper<br />

<strong>Hannover</strong>), Dr. Michael Klügl (Opernintendant),<br />

Klaus Woyna (Sparda-Bank eG),<br />

Edelgard Marquardt (Sennheiser Electronic),<br />

Achim Duda (Duda Blumen events) und<br />

Erhard Schipporeit.<br />

Unsere Frage<br />

Wie heißt die Oper und wie heißt der Librettist?<br />

Unter allen richtigen Einsendungen, die uns bis zum<br />

30. November 2007 erreichen, verlosen wir 5 x 2 Karten<br />

für die Premiere Simplicius Simlicissimus am 19. Januar<br />

2008, 19.30 Uhr.<br />

Schicken Sie Ihre Postkarte an:<br />

Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Opernplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Die richtige Lösung des Opernrätsels der Ausgabe<br />

September/Oktober 2007 lautet The Death of Klinghoffer,<br />

Komponist: John Adams.


Im Weißen Rössl – Frank Schneiders, Carmen Fuggiss

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