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seitenbühne Nr. 6 - Niedersächsische Staatstheater Hannover

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Seite 6 | <strong>seitenbühne</strong> Ballett<br />

zeit geplant, aber es herrschen besondere<br />

Bedingungen, wie Marc Pierre Toth betont.<br />

„Natürlich gibt es viel mehr Proben und<br />

Aufführungen als in einem klassischen Konzert,<br />

da ist für uns Musiker schon ein besonders<br />

gutes Resultat möglich, aber der Fokus<br />

liegt auf den Leuten, die tanzen. Das Orchester<br />

spielt aus dem Graben, und ich als Solist<br />

stehe nicht im Mittelpunkt, auch wenn das<br />

nichts daran ändert, wie und mit welchem<br />

Anspruch wir spielen. Nur müssen wir ein<br />

bisschen flexibel bleiben und die Bedürfnisse<br />

der Tänzer berücksichtigen. Vielleicht brauchen<br />

sie etwas in einem bestimmten Tempo,<br />

dann muss man eine Lösung finden, mit der<br />

alle klar kommen. Obwohl ich sagen muss,<br />

dass Jörg Mannes keiner der Choreographen<br />

ist, die diktieren, wie etwas zu sein hat.<br />

Er ist immer daran interessiert, die richtige<br />

Balance zwischen den Beteiligten zu finden.“<br />

Nach Romeo und Julia in der vergangenen<br />

Spielzeit, wo die Musik Sergej Prokofjews<br />

immer mit dem Handlungsverlauf in Einklang<br />

gebracht werden muss, wo eine<br />

Geschichte schlüssig erzählt werden soll,<br />

geht es in 4 Beethoven 4 um reinen Tanz. Der<br />

Choreograph kann sich ganz der Musik<br />

überlassen und sie in Bewegung und Raum<br />

sichtbar machen, ohne etwas Weiteres transportieren<br />

zu müssen. Er hat die Freiheit,<br />

eine Dimension zur Musik hinzuzufügen<br />

und so den Erlebnisraum des Publikums zu<br />

erweitern.<br />

Neben dem 4. Klavierkonzert bildet die<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 B-Dur op. 60 den zweiten<br />

Pfeiler der Aufführung. Beethoven steht –<br />

wie auch im Titel 4 Beethoven 4 – unübersehbar<br />

im Mittelpunkt. Dieser Schnittpunkt<br />

bekommt durch einen speziellen Programmteil<br />

Gewicht. Im Zentrum stehen<br />

jeweils ein oder zwei Sätze einer Klaviersonate,<br />

getanzt von einem oder mehreren<br />

Tänzern. Dieses Herzstück des Abends wird<br />

sich in jeder Aufführung ändern.<br />

„Dieses Mittelstück freut mich wahnsinnig.<br />

Es ist zwar total viel Arbeit, aber es ist<br />

die beste Arbeit, die es überhaupt gibt. Die<br />

fünf oder sechs späten Klaviersonaten von<br />

Beethoven gehören zum Besten, was je in<br />

der Geschichte des Universums geschrieben<br />

wurde, und die Idee ist nun, daraus einen<br />

oder zwei Sätze pro Abend zu spielen. Dazu<br />

gibt es kurze Choreographien – Solos,<br />

Duos ... –, die damit unterschiedlich kombiniert<br />

werden können. Es wird also eine Vielzahl<br />

von Variationen geben, und jede Aufführung<br />

wird neu und anders sein. Die<br />

Zuschauer müssten eigentlich jede Vorstellung<br />

besuchen, um alles zu erleben – und<br />

Beethoven kann man ohnehin nie genug<br />

hören.“<br />

Marc Pierre Toth bekennt, dass ihm dieser<br />

Komponist alles bedeutet. Ludwig van<br />

Beethoven sei der Grund, warum er zur<br />

Musik gekommen sei, warum er Klavier<br />

spiele, und warum er noch nicht aufgegeben<br />

habe. „Es ist einfach wegen Beethoven, und<br />

er ist gleichzeitig mein Fluch sowie meine<br />

Zuflucht. Dafür bin ich sehr dankbar. Auch<br />

in den schlimmsten Zeiten gibt er dem<br />

Leben etwas Wertvolles. Er ist immer da<br />

und lässt mich in seine Richtung schauen.<br />

Für mich war er kein Mensch, sondern ein<br />

Botschafter des Himmels – vor allem in den<br />

späten Sonaten. Dort hat er sich zu dem<br />

Punkt entwickelt, wo er diese Erde, auf der<br />

wir leben, transzendiert. Deshalb werden<br />

wir in der Premiere von 4 Beethoven 4 den<br />

letzten Satz seiner letzten Sonate aufführen.<br />

Das ist unglaublich herrlich. ... Der gute<br />

Onkel Ludwig.“<br />

Brigitte Knöß<br />

Der Pianist Marc Pierre Toth absolvierte<br />

seine künstlerische Ausbildung in der<br />

Solistenklasse bei Einar Steen-Nokleberg<br />

an der Hochschule für Musik und Theater<br />

<strong>Hannover</strong> und legte ebenfalls in <strong>Hannover</strong><br />

das Konzertexamen bei Gerritt Zitterbart ab.<br />

Er nahm erfolgreich an zahlreichen internationalen<br />

Wettbewerben teil, u.a. am<br />

renommierten Wettbewerb Ferruccio Busoni<br />

2000 in Bozen (3. Preis), am Prokofjew-<br />

Wettbewerb 2003 (2. Preis), am Chopin-<br />

Wettbewerb in Rom 2003 (2. Preis) sowie<br />

an den Wettbewerben Compositores de<br />

España 2003 (4. Preis), Antonio Napolitano<br />

2002 (2. Preis und Bach-Sonderpreis) und<br />

Vincenzo Bellini 2002 (3. Preis). Außerdem<br />

erhielt er den Liszt-Preis Valsesia Musica<br />

2001 und den Grand<br />

Prix bei der Future Virtuosos Competition<br />

in Japan.<br />

In der Folge wurde er zu zahlreichen<br />

Konzerten eingeladen, u.a. in die Lisinski<br />

Hall in Zagreb, zu den Amici della Musica<br />

di Verona, den Amici della Musica di<br />

Vicenza, in die Accademia Musicale di<br />

Pescara, zum Festival di Maria Callas in<br />

Sirmione sul Garda, zu den brasilianischen<br />

Virtuoses de Musica und zur Fundación<br />

Santillana in Bogotá. Als Solist ist er mit<br />

diversen Orchestern aus aller Welt aufgetreten,<br />

u.a. mit dem Orchester des Stadttheaters<br />

Bremerhaven, dem University<br />

of Toronto Symphony Orchestra, dem<br />

Haydn Orchester Bozen, dem Orchestra<br />

di Roma e Lazio und dem kroatischen<br />

Rundfunksinfonieorchester.<br />

Mit großem Erfolg gab Toth Meisterkurse<br />

an Universitäten in Toronto und London<br />

und wurde hierfür auch nach Italien und in<br />

den Mittleren Osten eingeladen. Außerdem<br />

ist Marc Pierre Toth als Klavierpädagoge,<br />

Künstlerischer Leiter und Yogalehrer tätig.

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