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seitenbühne Nr. 6 - Niedersächsische Staatstheater Hannover

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Den roten<br />

Gürtel im Singen<br />

Shavleg Armasi über Kochen und Karate<br />

„Um singen zu können, muss ich essen,“ sagt<br />

der georgische Bass Shavleg Armasi. Ein<br />

Mann, ein Wort. Doch selber kochen, das<br />

tut er nur selten und hat dafür die perfekte<br />

Ausrede zur Hand. „Ich habe eine wunderbare<br />

Frau – und die mag es nicht so gern,<br />

wenn ich mich beim Kochen einmische ...“<br />

Was nicht heißt, dass er nicht aus Studentenzeiten<br />

noch ein paar Gerichte kennt, die<br />

er selber zubereiten kann. „Spaghetti mit<br />

Käse ... Spaghetti mit Thunfisch … Spaghetti<br />

mit Tomaten …“ zählt er grinsend auf.<br />

„Aber auch georgischen Schaschlik!”<br />

Doch zunächst waren es weder Singen<br />

noch Essen, die in Shavleg Armasis Leben<br />

eine große Rolle gespielt haben. Zwar lernte<br />

der im georgischen Tiflis aufgewachsene<br />

Armasi schon früh Geige und klassische<br />

Gitarre, doch sein Herz schlug viel stärker<br />

für Karate denn für die Musik. Nur aus Spaß<br />

sang er auf einem Fest mit einigen anderen<br />

Männern die typischen georgischen Volkslieder<br />

– und die Zuhörer stellten fest, dass<br />

seine Stimme schon im zarten Alter von 16<br />

bis 17 Jahren wesentlich kräftiger als die der<br />

anderen war. So brachte die Mutter ihren<br />

Sohn zu einem Lehrer, der eine große Rolle<br />

im weiteren Leben des Bassisten spielen<br />

sollte: Maestro Beshuashvili. Er begann, das<br />

Stimmpotenzial des jungen Mannes zu fördern<br />

und seine Begeisterung für den Gesang<br />

zu entzünden.<br />

Nun waren die Gleise gelegt: Armasi ging<br />

aufs Konservatorium, sang – noch ehe er den<br />

Abschluss hatte – erste Partien im Opernhaus<br />

in Tiflis und am Opernstudio des<br />

Konservatoriums. In einer Vorstellung der<br />

Zauberflöte, in der Armasi den Papageno gab,<br />

saß der deutsche Unternehmer und Künstler<br />

Claus Hipp mit seiner Frau Gabriele von<br />

Habsburg. Die beiden Professoren der<br />

Kunsthochschule in Tiflis wurden auf das<br />

junge Talent aufmerksam und verschafften<br />

Shavleg Armasi ein Stipendium, mit dessen<br />

Hilfe er ein Aufbaustudium in Graz absol-<br />

Kantinenplausch <strong>seitenbühne</strong> | Seite 21<br />

vieren und weitere Erfahrungen am Opernstudio<br />

der Hochschule und dem Grazer<br />

Opernhaus machen konnte. Von der steirischen<br />

Hauptstadt aus wechselte er im vergangenen<br />

Jahr nach <strong>Hannover</strong>, das so anders<br />

ist als Tiflis, aber auch so anders als Graz.<br />

Auf die Frage, wie er sich in <strong>Hannover</strong> fühlt,<br />

meint Armasi: „Ich mag <strong>Hannover</strong>, vor<br />

allem, weil es so grün ist – aber die Sonne<br />

fehlt mir hier schon ein bisschen ...“<br />

Bisher hat sich Shavleg Armasi in <strong>Hannover</strong><br />

unter anderem als Osmin, Sarastro,<br />

Crespel, Sparafucile, Monterone und als<br />

Haly vorgestellt, wobei vor allem der Osmin<br />

zu seinen Traumpartien gehört. Aber da gibt<br />

es natürlich noch andere Rollen, die er liebt:<br />

Zaccaria, Philipp II. und Boris Godunow.<br />

Doch er weiß, dass er für eine reife Rolle wie<br />

den Godunow noch Zeit braucht, denn<br />

nichts ist wichtiger beim Singen als eine sukzessive<br />

Entwicklung – so wie beim Karate.<br />

„Es würde keinen Sinn machen, mit 14 Jahren<br />

schon den 3. Gürtel machen zu wollen,<br />

und genau so muss man sich für bestimmte<br />

Gesangsrollen lange Zeit lassen. Boris<br />

Godunow – das steht, so wie der rote Gürtel,<br />

für mich am Ende der Entwicklung.“<br />

Überhaupt zieht Armasi den Vergleich<br />

zum Karate im Laufe des Gesprächs öfters<br />

heran; auch wenn er schon seit Jahren kein<br />

Karate mehr betreibt, hilft es ihm beim Singen,<br />

diesen Sport einmal gemacht zu haben.<br />

„Singen ist ein unglaublich komplexer<br />

Vorgang. Singen ist ja nicht nur Stimme,<br />

sondern erfordert auch eine genaue Körperkontrolle<br />

und eine große physische Präsenz.<br />

Genau das aber habe ich beim Karate gelernt<br />

und kann nun beim Singen davon profitieren.“<br />

Wie beim Karate das Training, gehören<br />

natürlich auch beim Singen die Proben dazu.<br />

Shavleg Armasi liebt den Probenprozess, die<br />

Stimmung beim Erarbeiten einer Inszenierung,<br />

die Leidenschaft, die auf der Probebühne<br />

entstehen kann. Das mag er fast noch<br />

mehr, als das Endergebnis auf der Bühne.<br />

Derzeit probt er gerade an zwei Operetten-<br />

Einaktern von Jacques Offenbach. In Ba-taclan<br />

spielt er den finsteren Verschwörer<br />

Ko-ko-ri-ko, in Salon Pitzelberger den ehrgeizigen,<br />

aber kulturlosen neureichen Salonherrn<br />

Pitzelberger. „Offenbach ist einfach<br />

großartig! Man mag die Texte am Anfang<br />

absurd finden – die Musik ist traumhaft.“<br />

Am 8. November hat die Produktion im<br />

Ballhof Premiere. Bis dahin wird Shavleg<br />

Armasi noch viel singen und vielleicht<br />

auch ein bisschen Karate machen – zumindest<br />

mental ...<br />

Sylvia Roth<br />

Georgisches Basturma-Schaschlik<br />

Zutaten:<br />

1 kg Schweinefleisch<br />

ohne Knochen (z.B. Schinken)<br />

250 g Zwiebeln<br />

50-75 ml Weinessig<br />

Zwiebeln in Ringe schneiden. Fleisch in kleine<br />

(ca. 3,5 x 3,5 cm) Stücke zerteilen und in ein<br />

Gefäß aus Porzellan (Emaille oder Glas) tun.<br />

Zwiebeln und Pfeffer hinzufügen und gut<br />

verrühren. Weinessig dazu, noch mal verrühren<br />

und an einer kalten Stelle 2-3 Std.<br />

stehen lassen.<br />

Dann die Fleischstückchen auf Drehspieße<br />

stecken und unter ständigem und gleichmäßigem<br />

Drehen gargrillen. Ganz zuletzt<br />

Salz hinzufügen.

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