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Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland

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<strong>Mai</strong> <strong>2008</strong><br />

ORDENS JOURNAL<br />

Offizielles Mitteilungsorgan der Großballei <strong>Deutschland</strong><br />

LAZARUS ORDEN<br />

Selbständige und ökumenische Großballei <strong>Deutschland</strong>


<strong>Orden</strong>s Journal <strong>Mai</strong> <strong>2008</strong><br />

3 Editorial<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> International<br />

4 Auf ritterlichen Spuren <strong>in</strong> Rumänien<br />

Gedanken e<strong>in</strong>es Pilgers<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> National<br />

7 <strong>Lazarus</strong> Tage Düsseldorf 2007<br />

8 31. Evangelischer Kirchentag Köln 2007<br />

10 Internationale und ökumenische <strong>Lazarus</strong> Tage Potsdam 2007<br />

13 Predigt im ökumenischen Festgottesdienst mit Investitur des<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s <strong>in</strong> Potsdam<br />

15 E<strong>in</strong> Spaziergang durch die Geschichte Potsdams<br />

Aus dem <strong>Orden</strong>skapitel<br />

17 Beschlüsse und Informationen<br />

19 Beförderungen und Aufnahmen<br />

20 Hospitalischer Bericht<br />

23 Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete<br />

Stiftung bürgerlichen Rechts Jahresbericht 2007<br />

25 Goldene Brücken für Bedürftige<br />

20 Jahre Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

26 Zweiter <strong>Lazarus</strong>-Wasserbrunnen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />

27 Das HDZ <strong>in</strong> Cotonou<br />

Persönlich<br />

28 Kreuz mit Herz und Anker<br />

29 E<strong>in</strong> Leben und Sterben für die E<strong>in</strong>heit der Christen<br />

Abschied von Jean Hörnis<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Militärischer und Hospitalischer <strong>Orden</strong> des Heiligen <strong>Lazarus</strong> von Jerusalem<br />

unabhängige und ökumenische Großballei <strong>Deutschland</strong><br />

Verantwortlicher Redakteur & Satz und Layout<br />

Richard Wagner | Graf-von-Stauffenberg-Str. 41 | 40595 Düsseldorf<br />

Telefon: +49 211 980 96 14 | Fax: +49 211 980 96 15 | E-<strong>Mai</strong>l: <strong>in</strong>fo@riwapress.de


EDITORIAL<br />

Stab-Übergabe<br />

Der bisherige Editor:<br />

E<strong>in</strong> Blick auf die Geburtstagsliste zeigt überdeutlich: e<strong>in</strong> Generationswechsel im <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong><br />

ist fällig. Dies gilt auch für die Öffentlichkeitsarbeit, die (s.Seite 33 im Heft<br />

von Dezember 2006) über e<strong>in</strong> Jahrzehnt vom amtierenden Editor <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit zahlreichen „Mitwirkenden“ erbracht wurde.<br />

Das <strong>Orden</strong>s-Kapitel hat die Öffentlichkeitsarbeit mehrfach diskutiert und nun – auch<br />

auf den Entlastungsantrag des bisherigen Editors h<strong>in</strong> – <strong>in</strong> die Hände von jüngeren<br />

<strong>Orden</strong>smitgliedern gelegt. Dabei ist vorgesehen, dass für e<strong>in</strong>e Übergangszeit das neue mit<br />

dem alten Team eng zusammenarbeitet.<br />

E<strong>in</strong> ungeheuer <strong>in</strong>tensives und kreatives Jahrzehnt unter der Aegide von Tatiana Fürst<strong>in</strong><br />

von Metternich-W<strong>in</strong>neburg liegt h<strong>in</strong>ter uns, auf das wir mit Dankbarkeit und auch mit<br />

etwas Stolz zurückblicken können. Es gab wirklich über Vieles und substantiell Gewichtiges<br />

zu berichten.<br />

Die Umbruchszeit br<strong>in</strong>gt neue Positionen und Werte. Die ursprüngliche Parole im <strong>Orden</strong>: ATAVIS ET ARMIS (= im Geiste<br />

der Ahnen und mit deren geistigen Waffen) besteht jedoch unverrückt. Sie mit neuem Gehalt zu füllen und damit den<br />

<strong>Orden</strong> weiter festigen helfen zu, wird die zukünftige Aufgabe des Teams der Nachfolger se<strong>in</strong>. Dazu sei diesen ordensbrüderlich<br />

und von Herzen e<strong>in</strong>e gesegnete, glückliche Hand gewünscht.<br />

Der Nachfolger<br />

Neue Aufgaben übernehmen, heißt Verantwortung übernehmen. So begreifen es die<br />

Nachfolger. An die Leistungen der Vorgänger anzuknüpfen ist nicht leicht. Umso mehr,<br />

als sich der <strong>Orden</strong> im Umbruch bef<strong>in</strong>det. Die Entwicklungen zu begleiten, sie zu dokumentieren<br />

wird die Aufgabe se<strong>in</strong>.<br />

Umbruch? Ja, wenn es darum geht, den <strong>Orden</strong> neu aufzustellen und fit für die Zukunft<br />

zu machen. Aber stets im Geiste der Ahnen und mit deren geistigen Waffen. Aber auch<br />

Kont<strong>in</strong>uität, weil es um den Fortbestand des <strong>Orden</strong>s geht. Vor allem aber „Ut unum s<strong>in</strong>t“,<br />

weil es heute und <strong>in</strong> Zukunft um die E<strong>in</strong>heit geht.<br />

Prof. Dr. Dr. Peter Schulz, KCLJ, GCMLJ<br />

Das <strong>Orden</strong>sjournal ist und bleibt – neben der Homepage – das Informationsmedium<br />

der <strong>Orden</strong>smitglieder. Es soll <strong>in</strong>formieren, dokumentieren, und nicht zuletzt für den<br />

<strong>Orden</strong> werben. Es soll den Geist des <strong>Orden</strong>s, die Arbeit des <strong>Orden</strong>s, <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />

tragen. Das <strong>Orden</strong>sjournal widerspiegelt „das Leben des <strong>Orden</strong>s“, es berichtet über Hilfsaktionen,<br />

Projekte und Aktuelles aus dem <strong>Orden</strong>. Der Leser soll umfassend <strong>in</strong>formiert werden. Struktur, Inhalt und Gestaltung<br />

wird im wesentlichen beibehalten.<br />

Aber auch Neues werden die Leser im Journal f<strong>in</strong>den. Unter dem Titel „Wer ist eigentlich?“ werden Berichte und Interviews<br />

von Persönlichkeiten aus dem <strong>Orden</strong> veröffentlicht. Wobei dies auch durchaus Personen se<strong>in</strong> können, die still und unauffällig<br />

für den <strong>Orden</strong> aktiv s<strong>in</strong>d. Auch lebhafte Berichte über Land und Leute, also H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen aus den Ländern<br />

und Regionen, <strong>in</strong> denen der <strong>Orden</strong> mit Hilfsprojekten präsent ist werden das Journal lebhafter gestalten.<br />

Das neue Team übernimmt gerne die Verantwortung und wird aktiv an der Gestaltung der Zukunft arbeiten.<br />

Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem alten Team.<br />

Richard Wagner MA, CLJ<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 3


Auf ritterlichen Spuren <strong>in</strong> Rumänien<br />

Gedanken e<strong>in</strong>es Pilgers<br />

Rumänien, 7. September 2007<br />

17 Pilger des <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s s<strong>in</strong>d im<br />

Bus der orthodoxen Metropolie der<br />

Moldau und Bukow<strong>in</strong>a unterwegs.<br />

Gestärkt durch e<strong>in</strong>en Gottesdienst und<br />

das vorzügliche Frühstück im Krankenhaus<br />

von Bărticești führt die Reiseroute<br />

der <strong>Lazarus</strong>-Pilger nach Kronstadt.<br />

Im frühen 13. Jahrhundert gründet<br />

der Deutsche <strong>Orden</strong> unter dem<br />

Namen Corona diese südöstlichste<br />

deutse Stadt <strong>in</strong> Siebenbürgen. Sie ist<br />

für viele Jahrhunderte das geistige und<br />

kulturelle Zentrum der Siebenbürger<br />

Sachsen und christliche Frontbastion<br />

gegen das osmanische Reich.<br />

Allerlei Mythen ranken sich um diesen<br />

Ort, der sich vom 13. bis zum 17.<br />

Jahrhundert immer wieder dem<br />

Ansturm von Tataren und Türken<br />

erwehrt. Mittelalterliche Katakomben,<br />

Geheimtunnels, unterirdische Nahrungsmittelhallen,<br />

e<strong>in</strong> versteckter See<br />

und gar der Schatz des Königs Salomon<br />

sollen <strong>in</strong> Kronstadt verborgen<br />

se<strong>in</strong>. Die Pilgergruppe f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e<br />

Zeit, diesen Geheimnissen nachzuspüren.<br />

Indes umhüllt die Pilgerreisenden<br />

dennoch der Zauber der Vergegenwärtigung<br />

längst vergangener Zeiten<br />

am Fuße der Z<strong>in</strong>ne.<br />

Wir besuchen die Kirche des Heiligen<br />

Nikolaus aus dem 16. Jahrhundert. Sie<br />

stellt e<strong>in</strong>e Kathedrale der rumänischen<br />

Orthodoxie dar. Zahlreiche Fürsten<br />

aus der Walachei und der Moldau s<strong>in</strong>d<br />

ihre Stifter und die Wiege der rumänischen<br />

Sprache und Literatur s<strong>in</strong>d hier<br />

zu Hause. Das gesamte Ambiente mit<br />

se<strong>in</strong>en alten Häusern, Innenhöfen und<br />

Kapellen verleiht dem mittelalterlichen<br />

Flair Leben. Das Kirchen<strong>in</strong>nere<br />

atmet Gottes Gegenwart. Die Heiligkeit<br />

der Liturgie füllt den Raum ganz<br />

aus. Kerzensche<strong>in</strong> fällt auf die Wandmalereien<br />

und auf die Ikonostase.<br />

Ätherische Weihrauchschwaden durchströmen<br />

unsichtbar mit ihren<br />

schweren Aromen die Kuppel.<br />

Das Himmelstor zum Gottesacker<br />

bewachen zwei Engel. Im Durchgang<br />

bezeugen Wandmalereien was die<br />

armen Seelen erwartet: die Auferstehung.<br />

Auf der e<strong>in</strong>en Seite ist die Auferstehung<br />

des <strong>Lazarus</strong> abgebildet. Auf<br />

der anderen Seite ist die Auferstehung<br />

Jesu Christi dargestellt. Die Zuversicht<br />

der Auferstehung beruhigt das aufgebrachte<br />

und verschreckte Herz. Der<br />

Tod ist nicht die letzte Wirklichkeit.<br />

Gott ist e<strong>in</strong> Gott des Lebens. 98% der<br />

22 Millionen Rumänen bekennen sich<br />

zum christlichen Glauben. Die überwiegende<br />

Mehrzahl gehört der rumänisch-orthodoxen<br />

Kirche an. 5% s<strong>in</strong>d<br />

römisch-katholisch bzw. griechischkatholisch,<br />

1% ist protestantisch.<br />

Unsere Gruppe zieht es <strong>in</strong> die Altstadt.<br />

Auf dem Weg dorth<strong>in</strong> kommen<br />

wir an der Schwarzen Kirche vorbei.<br />

Dieser imposante gotische Kirchenbau<br />

ist der größte <strong>in</strong> Südosteuropa.<br />

Ursprünglich der Heiligen Jungfrau<br />

geweiht und katholisch ist das Gotteshaus<br />

seit der Reformation evangelisch.<br />

Der Bau begann im Jahr 1383, die Fertigstellung<br />

erfolgte um 1480. Ihren<br />

heutigen Namen hat sie aufgrund<br />

e<strong>in</strong>es Stadtbrandes im Jahre 1689, der<br />

ihre Sandste<strong>in</strong>mauern schwärzte. E<strong>in</strong>drucksvoll<br />

s<strong>in</strong>d neben der Schönheit<br />

auch die Größe (Turmhöhe 65 m,<br />

Dachfirst 42 m, Länge 90 m), die große<br />

mechanische Orgel (3.993 Pfeifen)<br />

und die sechs Tonnen schwere und für<br />

ihren Klang beliebte Glocke.<br />

Das Verhandlungsgeschick erfahrener<br />

Pilger<strong>in</strong>nen br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> die größte Hallenkirche zwischen<br />

Wien und Konstant<strong>in</strong>opel<br />

(Istanbul) mit e<strong>in</strong>em Fassungsvermögen<br />

von 2.000 Personen. Das gerade<br />

stattf<strong>in</strong>dende Bachkonzert darf nicht<br />

gestört werden. Der Küster glaubt uns<br />

und wir huschen lautlos, der Holzboden<br />

knarrt nicht, <strong>in</strong> das Gotteshaus,<br />

während sich das Orchester im weit<br />

vorne entfernten Altarraum durch die<br />

Fuge des Deutschen Komponisten<br />

arbeitet. Wir bestaunen die größte<br />

europäische Sammlung orientalischer<br />

Teppiche <strong>in</strong>nerhalb der Kirche, die<br />

ansässige siebenbürgisch-sächsische<br />

Kaufleute von ihren Handelsreisen aus<br />

Kle<strong>in</strong>asien mitbrachten.<br />

Die liturgische Atmosphäre ist völlig<br />

anders als <strong>in</strong> der orthodoxen Kirche.<br />

Hier steht der gute Ton im Mittelpunkt:<br />

Te Deum. Auf Fittichen des<br />

Klanges, vere<strong>in</strong>t mit himmlischen<br />

Chören, wird der andächtige Zuhörer<br />

aus der Enge se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Welt<br />

herausgeführt. Die göttliche Poesie der<br />

Heiligen Schrift zieht se<strong>in</strong>e verzagte<br />

Seele auf die grüne Au. „Me<strong>in</strong> Hirt, ist<br />

Gott der Herr, er wird mich immer weiden,<br />

darum ich nimmermehr, muss Not<br />

und Mangel leiden.“ E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e technische<br />

Zwischenanmerkung: Die<br />

wuchtige Buchholz-Orgel ist <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1836 bis 1839 von der Berl<strong>in</strong>er<br />

Orgelbaufirma Buchholz gebaut und<br />

mit Hilfe der Kronstädter Bürger<br />

<strong>in</strong>stalliert worden.<br />

In die Bewunderung vor so viel<br />

Kühnheit <strong>in</strong> der Architektur und der<br />

damit demonstrierten Macht und<br />

Stärke wider der muslimischen Osmanen<br />

wird mir plötzlich der Widerspruch<br />

zum „Freien Christenmenschen"<br />

bewusst. Wer sich dem Rausch<br />

des Orgelklangs und der Poesie der<br />

Heiligen Schrift e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>gibt und<br />

sich mitreißen lässt, steht <strong>in</strong> der<br />

Gefahr, sich zu verlieren und schlimmer<br />

noch, se<strong>in</strong>en Glauben. Darum gilt:<br />

„Wacht auf, ruft uns die Stimme!" Der<br />

Protest der Kirchenreformer kommt<br />

mir <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n. Aber woh<strong>in</strong> führt uns<br />

e<strong>in</strong>e irgendwie doch falsch verstandene<br />

Glaubensfreiheit, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kirche mehr Konzerte als Gottesdienste<br />

stattf<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong> Schild<br />

eigens dafür angebracht werden muss,<br />

dass an Sonntagen die Kirche (für<br />

Besichtigungen) geschlossen ist, weil<br />

Gottesdienst gefeiert wird?<br />

Mit fällt hierzu die Heilung des epileptischen<br />

Jungen e<strong>in</strong>. Der Vater des<br />

epileptischen Jungen ruft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er seelischen<br />

Not Jesus um Hilfe an. Und<br />

Jesus fragt ihn auf Ehre und Gewissen:<br />

„Vermagst du zu glauben? Denn alles ist<br />

möglich, dem der glaubt.“ Und die Ant-<br />

4 <strong>Lazarus</strong> Journal


wort ist überraschend und dennoch<br />

überzeugend: „Herr, ich glaube; hilf<br />

me<strong>in</strong>em Unglauben.“ (MK 9, 23-24)<br />

Und Jesus erklärt anschließend se<strong>in</strong>en<br />

verdutzten Jüngern, die an der Aufgabe<br />

gescheitert waren, warum sie versagt<br />

haben.<br />

„Ihr müsst beten oder bitten und ganz<br />

feste daran glauben, dass ihr bereits<br />

empfangen habt, worum ihr bittet, nur<br />

dann wird es euch gegeben.“ Wer sich<br />

se<strong>in</strong>es Unglaubens nicht bewusst ist,<br />

kann nicht glauben. Wer nicht glaubt,<br />

kann nicht empfangen, ke<strong>in</strong>e Freiheit,<br />

ke<strong>in</strong>e Gnade, ke<strong>in</strong>e Heilung, ke<strong>in</strong>e Auferstehung.<br />

Wer nicht glaubt, überzeugt<br />

auch nicht. Unglaube nährt Unglauben.<br />

Bitten wir folglich ehrlich um die<br />

Kraft, unseren Unglauben und unsere<br />

Zweifel <strong>in</strong> Glauben zu verwandeln.<br />

Unsere Kultur hat für dieses Beten und<br />

Anrufen Gottes <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

eigene Kirchengebäude hervorgebracht.<br />

Kirchen s<strong>in</strong>d Begegnungsstätten von<br />

Gott und Mensch. Es s<strong>in</strong>d heilige Orte<br />

der Gegenwart Gottes. Die Liturgie<br />

gibt der Beziehung zwischen Gott und<br />

Mensch ihre Form. Sie füllt den Raum<br />

zeitlos, sie zieht die Macht des Herrn<br />

an, der zu uns sagt: „Bei allem um was<br />

ihr betet und fleht, glaubt, dass ihr empfangen<br />

habt, und es wird euch zu teil<br />

werden.“ (MK 11, 24) Um es modern<br />

auszudrücken: Wenn wir e<strong>in</strong>e Kirche<br />

betreten, s<strong>in</strong>d wir mit Gott onl<strong>in</strong>e, egal<br />

ob e<strong>in</strong> Gottesdienst stattf<strong>in</strong>det oder<br />

nicht. Die kle<strong>in</strong>e rote Lampe zeigt das<br />

an, das ewige Licht. Sie leuchtet immer.<br />

Es ist daher nicht gleichgültig, auf welche<br />

Art und Weise wir uns an heiligen<br />

Orten der Gegenwart Gottes e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Das orientalische Christentum<br />

hat dafür Gebetszeiten ausgeformt, die<br />

bis heute <strong>in</strong> den Klöstern und heiligen<br />

Stätten e<strong>in</strong>gehalten werden, die den<br />

Tag und unser Dase<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gottes Nähe<br />

rücken. Aber wollen wir wirklich <strong>in</strong><br />

der Nähe Gottes se<strong>in</strong>? Und mit welchem<br />

Recht klagen wir dann über Gottesferne,<br />

wenn uns Übles widerfährt?<br />

Wir s<strong>in</strong>d da wohl eher selbst gefordert<br />

und weniger Gott.<br />

Weitere Kirchenbesichtigungen nehmen<br />

wir <strong>in</strong> Kronstadt nicht vor. Auf<br />

dem Weg zum Rathausplatz gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e Gelegenheiten dazu. Ausnahme<br />

ist die orthodoxe Himmelfahrtskirche<br />

am Stadtratquadrat, dem Mittelpunkt<br />

der historischen Altstadt, der vollständig<br />

von spätmittelalterlichen Häusern<br />

umsäumt ist. Die Besichtigung der aus<br />

dem 13. Jahrhundert stammenden<br />

Bartholomäus Kirche, der St. Mart<strong>in</strong>s<br />

Kirche aus dem 16. Jahrhundert und<br />

der auf den Fundamenten e<strong>in</strong>es ehemaligen<br />

Dom<strong>in</strong>ikanerkloster errichteten<br />

römisch-katholischen St. Peter und<br />

Paul Kirche aus dem 18. Jahrhundert<br />

heben wir uns für andere Pilgerfahrten<br />

auf. Wir müssen weiter nach Hermannstadt.<br />

Dort tagt die „Dritte ökumenische<br />

Versammlung“.<br />

Rumänien, 8. und 9. September<br />

2007.<br />

Wo zwei oder drei <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Namen<br />

versammelt s<strong>in</strong>d, da b<strong>in</strong> ich mitten<br />

unter ihnen. Die Verantwortlichen des<br />

EuroHotels staunen nicht schlecht als<br />

im Nebenraum der Hotelbar e<strong>in</strong>e<br />

christliche Morgenandacht um acht<br />

Uhr stattf<strong>in</strong>det. Das allgegenwärtige<br />

Gedudel, das von Musikvideos ausgeht,<br />

wird nicht abgestellt. Die seichte<br />

Unterhaltung hat e<strong>in</strong>en hohen Marktanteil.<br />

Nicht für uns. Wir feiern Marias<br />

Geburtstag.<br />

Maria ist die Mutter unseres Herrn,<br />

der Sonne der Gerechtigkeit, Jesus<br />

Christus, der den Tod besiegt und uns<br />

ewiges Leben geschenkt hat. Durch<br />

Maria hat Jesus Fleisch angenommen<br />

und ist Mensch geworden bis zum<br />

Tode am Kreuz. Jesus ist Mensch und<br />

Gott. Er ist nicht ausschließlich e<strong>in</strong><br />

menschlicher Prophet, wie ihn die<br />

Moslems bezeichnen, er ist beides:<br />

Mensch und Gott. Mit Maria stehen<br />

wir am Anfang der Heilsgeschichte.<br />

Mit dieser E<strong>in</strong>stimmung und dem<br />

Segen für e<strong>in</strong>e gute Fahrt steigen wir <strong>in</strong><br />

den Bus und machen uns auf den Weg.<br />

Das trostlose Wetter m<strong>in</strong>dert die Stimmung<br />

nicht im Ger<strong>in</strong>gsten. Humoristische<br />

Beiträge mit klerikalen Po<strong>in</strong>ten<br />

erheitern die Pilgerschar aufs Köstlichste.<br />

Es wird uns das Grußwort der Deutschen<br />

Bischofskonferenz an die „Dritte<br />

ökumenische Versammlung“ vorgelesen.<br />

2.000 Delegierte aus allen Konfessionen<br />

und christlichen Geme<strong>in</strong>schaften<br />

s<strong>in</strong>d versammelt. Mehrere deutsche<br />

Kard<strong>in</strong>äle und Bischöfe s<strong>in</strong>d<br />

anwesend.<br />

E<strong>in</strong> Beitrag im <strong>Deutschland</strong>funk soll<br />

sehr negativ über die Eröffnung der<br />

Versammlung berichtet haben. Die<br />

daraufh<strong>in</strong> angestellten Internetabfragen<br />

zur Berichterstattung über die Versammlung<br />

<strong>in</strong> den Medien ergeben<br />

dazu ke<strong>in</strong>e weiteren Erkenntnisse.<br />

Begrüßenswert ist die Durchführung<br />

der Versammlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehrheitlich<br />

orthodoxen Land. Dadurch wird<br />

der ökumenische Prozess um die Perspektive<br />

der Orthodoxie erweitert, die<br />

bisher den Schwerpunkt auf e<strong>in</strong>e Verständigung<br />

zwischen Christen der<br />

reformierten und der römisch-katholischen<br />

Konfession gelegt hat. Wurzeln<br />

wachsen aber nun mal nicht <strong>in</strong> den<br />

Himmel, sondern sie graben sich <strong>in</strong> die<br />

Erde. Aus e<strong>in</strong>em starken Stamm wachsen<br />

tragende Äste hervor, Blüten, Blätter,<br />

Früchte, Samen. Sie alle bilden und<br />

stammen von dem e<strong>in</strong>en Baum, s<strong>in</strong>d<br />

aus dem We<strong>in</strong>stock der Frohen Botschaft<br />

Jesu Christi gewachsen.<br />

Plötzlich ziehen die Bremsen an. Wir<br />

rutschen und rutschen und rutschen<br />

auf der klatschnassen Strasse entlang.<br />

Ke<strong>in</strong>er merkt im ersten Moment was<br />

da vor sich geht. Die Bremsen s<strong>in</strong>d<br />

festgefahren. Der Bus stoppt. Und Gott<br />

sei Dank, ke<strong>in</strong>em ist etwas passiert. Es<br />

dauert fast e<strong>in</strong>e ganze Stunde bis der<br />

Bus wieder flott ist. Der Fahrer kann<br />

den Defekt f<strong>in</strong>den und reparieren. Das<br />

sollte jedoch nicht die e<strong>in</strong>zige Probe<br />

für uns an diesem Tag se<strong>in</strong>. Wir erreichen<br />

Hermannstadt ohne weiteren<br />

Zwischenfall.<br />

Nach e<strong>in</strong>em vorzüglichen Essen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Restaurant mit deutscher Bedienung<br />

g<strong>in</strong>g es zu unserem Hotel<br />

außerhalb von Hermannstadt. In Hermannstadt<br />

ist durch die Delegierten<br />

der Versammlung jedes Bett belegt.<br />

Wir fahren <strong>in</strong> den Ort Sibiel. Wir<br />

ahnen noch nichts von der transsylvanischen<br />

Idylle, die auf uns wartet. Vorbei<br />

an Streuobstwiesen und e<strong>in</strong>er pittoresken<br />

Landschaft mit bewaldeten<br />

Hügeln erreichen wir den 450 E<strong>in</strong>wohner<br />

zählenden Ort <strong>in</strong> Erwartung e<strong>in</strong>es<br />

Dreisternehotels. Am Dorfgeme<strong>in</strong>schaftshaus<br />

fragen wir nach dem Weg<br />

zum Hotel.<br />

Und nun läutert der Herr unser verwöhntes<br />

Pilgerherz durch e<strong>in</strong>e Probe.<br />

Es stellt sich nämlich heraus, dass es<br />

gar ke<strong>in</strong> Hotel gibt. Wir s<strong>in</strong>d auf verschiedene<br />

Ferienwohnungen verteilt<br />

und untergebracht. Ferien auf dem<br />

Bauernhof ist für e<strong>in</strong>e Nacht angesagt.<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 5


Zuerst ungläubiges Schweigen, dann<br />

Fassungslosigkeit und endlich doch<br />

herzliches Lachen. Die Unterkünfte<br />

s<strong>in</strong>d herrlich. Die Gastfreundschaft ist<br />

löblich und ke<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en Grund<br />

zur Klage. Uns entgeht, dass der Ort<br />

die Heimat des größten und wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

e<strong>in</strong>zigen Glasikonenmuseums<br />

der Welt ist. In der Kunst üben<br />

sich nicht nur alte Menschen, sondern<br />

die Tradition wird an die folgende<br />

Generation weitervermittelt. Wunderschöne<br />

sakrale Ostereiermalereien und<br />

handgewebte kle<strong>in</strong>e Kunstwerke aus<br />

edlen Stoffen gehören ebenso zum<br />

Repertoire der E<strong>in</strong>heimischen mit den<br />

goldenen Händen.<br />

Auf dem abendlichen Weg zur Lichtfeier<br />

<strong>in</strong> Hermannstadt treffen wir auf<br />

hohe kirchliche Würdenträger aus<br />

Rumänien und tauschen mit Ihnen<br />

freundliche Worte. Die Lichtfeier auf<br />

dem großen Marktplatz ist für die<br />

Stadt e<strong>in</strong> großes Ereignis, das vom<br />

rumänischen Fernsehen aufgezeichnet<br />

wird. Die Wortbeiträge erfolgen leider<br />

ohne Übersetzung. Es wird dennoch<br />

deutlich, dass die Verständigung zwischen<br />

den christlichen Konfessionen<br />

weit von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit entfernt ist. E<strong>in</strong>e<br />

deutsche Redner<strong>in</strong> schließt Juden und<br />

Moslems <strong>in</strong> den ökumenischen Verständigungsprozess<br />

mit e<strong>in</strong>.<br />

Diese Erweiterung liegt jenseits des<br />

Füllvermögens dieses Begriffes. Es geht<br />

um das Haus der christlichen Religion<br />

und nicht der Weltreligionen. Ob von<br />

dieser Versammlung wirklich Impulse<br />

für die Ökumene - auch mit Blick auf<br />

die Orthodoxie - ausgehen werden,<br />

bleibt abzuwarten. Die augensche<strong>in</strong>lichen<br />

Unterschiede zwischen dem eher<br />

e<strong>in</strong>fachen Habit der orthodoxen Kirchenvertreter,<br />

dem leuchtenden Purpur<br />

und Rot der katholischen Kirchenfürsten<br />

und die mediale Inszenierung<br />

e<strong>in</strong>er hoch gestellten evangelischen<br />

Persönlichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Grand Hotel<br />

s<strong>in</strong>d gewaltig.<br />

E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Schlussgottesdienst<br />

f<strong>in</strong>det am Sonntag nicht statt. Die<br />

Konfessionen bleiben mehr oder weniger<br />

doch unter sich. E<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Ausnahmen<br />

mag es gegeben haben. Wir<br />

feiern den katholischen Festgottesdienst<br />

mit, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens dafür<br />

aufgestellten Zelt zelebriert wird. Die<br />

Vielfalt der mit Rom unierten südosteuropäischen<br />

und orientalischen<br />

Christen ist immer wieder verblüffend.<br />

Ich nehme e<strong>in</strong>e Kirchentags ähnliche<br />

Stimmung wahr. Mehr als 200 Priester<br />

zelebrieren geme<strong>in</strong>sam. Imposant.<br />

Der Gottesdienst wird <strong>in</strong> mehreren<br />

Sprachen gehalten. Die Eröffnung und<br />

die Begrüßung erfolgt auf ungarisch.<br />

Die heute größte M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Siebenbürgen<br />

s<strong>in</strong>d die Ungarn. Diese s<strong>in</strong>d<br />

mehrheitlich römisch-katholisch. Die<br />

Predigt wird auf französisch gehalten.<br />

Dazu wird e<strong>in</strong>e englische Übersetzung<br />

verteilt. Etwas Late<strong>in</strong> hätte gewiss nicht<br />

geschadet.<br />

Die Abschlusskundgebung ist schon<br />

durch die Abreise zahlreicher Delegierter<br />

ausgedünnt. Hier sehen wir erstmals<br />

den hohen orthodoxen Episkopat,<br />

auch Metropolit Daniel, der am<br />

12.09.2007, wie von uns erhofft, zum<br />

Patriarchen der rumänisch-orthodoxen<br />

Kirche gewählt wird. E<strong>in</strong> paar<br />

junge Leute bilden e<strong>in</strong>e Kreis und<br />

skandieren E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>heit.<br />

E<strong>in</strong>e schöne Geste zum Abschluss.<br />

Wir genießen den freien Nachmittag<br />

und erfreuen uns an der Schönheit der<br />

restaurierten Fassaden von Hermannstadt.<br />

Wir nehmen mit, wie sich<br />

über die Jahrhunderte <strong>in</strong> den Karpaten<br />

unterschiedliches religiöses Leben<br />

christlicher Prägung entwickelt hat,<br />

das viele Jahrhunderte von deutschen<br />

und österreichisch-ungarischen<br />

Landsleuten maßgeblich geprägt worden<br />

ist. Unser Stadtbummel nimmt<br />

noch e<strong>in</strong>mal die orthodoxe, evangelische<br />

und katholische Tradition von<br />

Hermannstadt <strong>in</strong> den Blick. Ehrentafeln<br />

<strong>in</strong> deutscher Sprache er<strong>in</strong>nern an<br />

die unglücklichen Tage und die Opfer<br />

von Krieg und Vertreibung aus dieser<br />

Region.<br />

Am Montag, den 10.09.2007, geht es<br />

<strong>in</strong> aller Herrgottsfrühe zurück nach<br />

<strong>Deutschland</strong>. E<strong>in</strong>e wirklich schöne Pilgerreise<br />

kl<strong>in</strong>gt aus. Unsere Pilgergruppe<br />

löst sich auf. Die E<strong>in</strong>weihung des<br />

Don Bosco Hauses <strong>in</strong> Iași und die<br />

große Investitur sowie der Besuch im<br />

Krankenhaus von Bărticești, mit der<br />

diese Reise anfängt, s<strong>in</strong>d es Wert, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em eigenen Bericht erwähnt zu<br />

werden.<br />

Wilhelm M. Konsek, KCLJ (Hilders)<br />

6 <strong>Lazarus</strong> Journal


<strong>Lazarus</strong>tage Düsseldorf 2007<br />

Die <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong> Düsseldorf fanden<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr zur gleichen Zeit wie der<br />

31. ev. Kirchentag <strong>in</strong> Köln (s. Bericht von<br />

Cons. Jörres Seite 8) statt. Der Gedanke<br />

lag nahe, die Anreise nach Nordrhe<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>em Besuch beider Veranstaltungen zu<br />

nutzen. E<strong>in</strong>ige <strong>Orden</strong>smitglieder kamen<br />

<strong>in</strong> der Tat sowohl zur Domstadt als auch<br />

nach Düsseldorf. Dies waren vor allem<br />

die neun aktiv an der Ausgestaltung des<br />

Standes sowie der Podiumsdiskussion<br />

am 8. Juni 2007 <strong>in</strong> der Messehalle V<br />

beteiligten Teilnehmer und Teilnehmer<strong>in</strong>nen.<br />

Vigil<br />

Der guten Tradition folgend wurden<br />

die <strong>Lazarus</strong>tage mit der Vigilfeier am<br />

Abend des 8. Juni 2007 <strong>in</strong> der altehrwürdigen<br />

St. Josefskapelle des Theresienhospitals<br />

<strong>in</strong> der Düsseldorfer Altstadt<br />

begonnen. Seit Jahren trafen sich hier<br />

bislang die nordrhe<strong>in</strong>ischen <strong>Orden</strong>sbrüder<br />

und -schwestern zu ihrem Jour fixe.<br />

(Leider stehen uns die Räume <strong>in</strong>folge<br />

e<strong>in</strong>es Besitzerwechsels ab <strong>2008</strong> hier nicht<br />

mehr zur Verfügung.)<br />

Die Vigilfeier fand unter der Leitung<br />

von <strong>Orden</strong>skaplan P. Karl Oerder EChLJ<br />

statt. Er gab uns <strong>Lazarus</strong>-Rittern und<br />

<strong>Lazarus</strong>-Damen Worte der Aufmunterung<br />

mit auf den Weg durch e<strong>in</strong>e Zeit<br />

des Umbruchs im <strong>Orden</strong>, die allgeme<strong>in</strong><br />

starke Beachtung erfuhren.<br />

Die drei für die Investitur als OLJ für<br />

den kommenden Tag Ausgewählten hatten<br />

noch e<strong>in</strong>mal Gelegenheit, über ihren<br />

Schritt nachzudenken, wie es die Statuten<br />

unseres <strong>Orden</strong>s vorsehen.<br />

Die Schwestern vom Hl. Kreuz hatten<br />

e<strong>in</strong>en anschließenden Imbiß vorbereitet,<br />

wofür auch auf diesem Wege noch e<strong>in</strong>mal<br />

gedankt sei, bei welchem der Abend<br />

<strong>in</strong> Harmonie ausklang.<br />

<strong>Orden</strong>sversammlung<br />

Am 9. Juni 2007 fand unter Vorsitz von<br />

Cfr. Clemens Stroetmann die <strong>Orden</strong>sversammlung<br />

statt. Cfr. Kanzler He<strong>in</strong>rich<br />

Stahl begrüßte die anwesenden <strong>Orden</strong>smitglieder<br />

und Gäste.<br />

P. Karl Oerder führte mit se<strong>in</strong>er Bes<strong>in</strong>nung<br />

zu Phil. 2, 6 <strong>in</strong> die Sitzung e<strong>in</strong> und<br />

gab damit den Impuls, Jesus Christus mit<br />

se<strong>in</strong>er Frohen Botschaft zum Teil unseres<br />

Lebens werden zu lassen.<br />

Die Versammlung wurde <strong>in</strong>formiert<br />

über den Stand der Gespräche zwischen<br />

der Norwich-Group (unter Earl Ferres)<br />

und den Vertretern der Pariser Obedienz.<br />

Es soll die Zusammenführung der verschiedenen<br />

Splittergruppen des <strong>Lazarus</strong>-<br />

<strong>Orden</strong>s vorangetrieben werden. Nach<br />

unanfechtbaren Kandidaten für die<br />

Nachfolge e<strong>in</strong>es Großmeisters wird<br />

gesucht. Über die Positionen und Funktionen<br />

derzeitiger führender <strong>Orden</strong>svertreter<br />

wird <strong>in</strong>formiert.<br />

Zum Abschluß der Berichterstattung<br />

dankt Cfr. Richard Deutsch dem Justiziar<br />

Cfr. Clemens Stroetmann für se<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales<br />

Engagement, was sicherstellt,<br />

dass wir auch weiterh<strong>in</strong> auf die Entwicklung<br />

des <strong>in</strong>ternationalen <strong>Orden</strong>s E<strong>in</strong>fluß<br />

behalten.<br />

Es wird die Vermögenslage der DLS<br />

(Deutsche <strong>Lazarus</strong> Stiftung) dargestellt,<br />

die sich durch weitere Zustiftungen<br />

erfreulich entwickelt. Dr. Razvan Ionescu-Batta,<br />

Kaarst-Büttgen, ist zum Kurator<br />

bestellt worden.<br />

Im Hospitalischen Bericht wurden<br />

zahlreiche humanitäre Projekte aus dem<br />

Jahre 2006 mit e<strong>in</strong>em Volumen von rund<br />

1.000.000,00 EUR dargestellt; h<strong>in</strong>zu<br />

kommen Initiativen e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder<br />

und -freunde, welche Kleiderspenden,<br />

Krankenbetten und e<strong>in</strong>en<br />

Brunnen für Ben<strong>in</strong> (Cfr. Dr. Stegenwallner)<br />

beitrugen.<br />

Allen <strong>Orden</strong>smitgliedern und -freunden<br />

gilt dafür herzlicher Dank und Anerkennung.<br />

S. E. der Großprior von Rumänien, Dr.<br />

Axel Mittelstaedt berichtet über die dortige<br />

Arbeit des <strong>Orden</strong>s und dankt Förderern<br />

und Spendern.<br />

Investiturfeier<br />

In der Stadtkirche St. Lambertus <strong>in</strong><br />

Düsseldorf wurde am 9. Juni 2007 die<br />

Investitur der Großballei <strong>Deutschland</strong><br />

unseres <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s gefeiert. Stadtdechant<br />

Msgr. Ste<strong>in</strong>häuser gab uns persönlich<br />

die Ehre der Begrüßung. Zahlrei-<br />

che Besucher, Schwestern und Brüder des<br />

<strong>Orden</strong>s und Geme<strong>in</strong>demitglieder kamen<br />

zu diesem feierlichen ökumenischen<br />

Wortgottesdienst.<br />

<strong>Orden</strong>skaplan Pfr. Wolfgang Schöne<br />

EChLJ, <strong>Mai</strong>nz, hielt e<strong>in</strong>e mitreißende<br />

Predigt. Die Feier wurde von den<br />

„Mov<strong>in</strong>g Voices“, e<strong>in</strong>em Laienchor unter<br />

Leitung von Joachim D. Schulz aus Troisdorf,<br />

und dem Kantor Hrn. Terbuyken<br />

musikalisch ausgestaltet, mit neuen, bisher<br />

ungewohnten Klängen. Die Aussagen<br />

des Predigers wurden durch die Sänger<strong>in</strong>nen<br />

und Sänger <strong>in</strong> anderer, musikalischer<br />

Form ausdrucksstark formuliert.<br />

Drei <strong>Orden</strong>smitglieder wurden zum OLJ<br />

<strong>in</strong>vestiert, e<strong>in</strong>e Reihe von Ehrungen und<br />

Beförderungen (s.S. 19) schloß sich an.<br />

Ausklang<br />

In das Mercure Hotel am Stresemannplatz<br />

wurde zum festlichen Abendbuffet<br />

geladen. Die pünktlichen Transfers (auch<br />

für den Chor von und nach Troisdorf)<br />

sponserte wie schon oft <strong>in</strong> früheren Jahren<br />

unser <strong>Orden</strong>sritter Chev. Günter<br />

Pannenbecker KCLJ, dem hierfür der<br />

Dank des <strong>Orden</strong>s gewiß ist.<br />

Noch während des D<strong>in</strong>ers luden Cfrs.<br />

Herbst, Wagner, Fronhöfer und W<strong>in</strong>ter<br />

<strong>in</strong> der Tiefgarage des Hotels die Ladung<br />

an Drucksachen und vor allem großformatigen<br />

Folien für den Rücktransport<br />

nach Berl<strong>in</strong> um, die auf dem Kölner ev.<br />

Kirchentag zum E<strong>in</strong>satz gekommen und<br />

von Cfrs. Dr. W<strong>in</strong>ter und Wagner zeitgenau<br />

abgebaut und verpackt worden<br />

waren - e<strong>in</strong> perfekter und auf die M<strong>in</strong>ute<br />

gelungener E<strong>in</strong>satz am Rande.<br />

Bei guten Speisen und Gesprächen<br />

klangen e<strong>in</strong>drucksvolle <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong><br />

Düsseldorf aus.<br />

Stadtrundfahrt<br />

Sehr gelobt wurde von den (leider nur<br />

sehr wenigen) Teilnehmern die Stadtrundfahrt<br />

am Sonntagmorgen, ebenfalls<br />

gestiftet von unserem <strong>Orden</strong>sbruder<br />

Chev. Günter Pannenbecker KCLJ. Dank<br />

sei ihm dafür auch noch e<strong>in</strong>mal auf diesem<br />

Wege!<br />

P. SCHULZ KCLJ, GCMLJ (Köln)<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 7


31. Deutscher evangelischer Kirchentag<br />

Köln 6. - 10. Juni 2007<br />

Die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses:<br />

Jesus Christus Gottes Sohn, Erlöser,<br />

ergeben das griechische Wort Ichthys<br />

– das heißt Fisch. Dem Symbolfisch<br />

des 31. ev. Kirchentages hatte man<br />

allerd<strong>in</strong>gs scharfe Zähne verpasst. Denn<br />

die Bögen der Köln-Deutzer Brücke, die<br />

zur Messe, dem Ort des Kirchentages<br />

2007 führt, zierte e<strong>in</strong> stilisierter Hai.<br />

Vielleicht um schärfer beißen zu können,<br />

gemäß dem Motto der Veranstaltung:<br />

Lebendig und kräftig und schärfer<br />

(Hebr. 4-12). Das volle Bibelzitat lautet:<br />

„Denn das Wort Gottes ist lebendig und<br />

kräftig und schärfer denn e<strong>in</strong> zweischneidig<br />

Schwert und dr<strong>in</strong>gt durch, bis dass es<br />

schneidet Seele und Geist, auch Mark<br />

und Be<strong>in</strong>, und ist e<strong>in</strong> Richter der Gedanken<br />

und S<strong>in</strong>ne des Herzens“. Also um<br />

des Wortes Schärfe g<strong>in</strong>g es hier, <strong>in</strong> der<br />

Verteidigung der Pr<strong>in</strong>zipien des Glaubens,<br />

die im Mittelpunkt des Kirchentages<br />

stand, der sich von Anfang an – seit<br />

dem ersten Kirchentag 1949 <strong>in</strong> Hannover<br />

– immer wieder den Herausforderungen<br />

der Zeit gestellt hat. Seit Berl<strong>in</strong><br />

1961 hat auch der ökumenische Dialog<br />

zwischen den christlichen Kirchen dort<br />

e<strong>in</strong>en festen Platz e<strong>in</strong>genommen.<br />

Es ist bereits der zweite Evangelische<br />

Kirchentag im katholischen Köln. Damals<br />

begegnete Kard<strong>in</strong>al Josef Fr<strong>in</strong>gs<br />

zum erstenmal dem rhe<strong>in</strong>ischen Präses<br />

der ev. Kirche Joachim Beckmann. In<br />

e<strong>in</strong>em Interview der Kölnischen Rundschau,<br />

an dem der alte, wie der neue<br />

Kirchentagpräsident Richard von Weizsäcker<br />

und Re<strong>in</strong>hard Höppner teilnahmen,<br />

er<strong>in</strong>nert sich von Weizsäcker: „Die<br />

Offenheit gehört ja auch irgendwie zu<br />

Köln. Das war 1965 auch schon so.<br />

Damals empf<strong>in</strong>g uns Kard<strong>in</strong>al Fr<strong>in</strong>gs<br />

statt e<strong>in</strong>es banalen Grußworts mit e<strong>in</strong>er<br />

Bibelarbeit über den Text der biblischen<br />

Losung des Kirchentages. Das war sehr<br />

bewegend. Und ich erzähle immer wieder,<br />

wie sich im Anschluss an Fr<strong>in</strong>gs´<br />

Worte zwei politisch so gegensätzliche<br />

Männer wie Bundeskanzler Konrad<br />

Adenauer und Pastor Mart<strong>in</strong> Niemöller<br />

umarmten. Darauf Höppner: „Wirklich<br />

wahr?“ Von Weizsäcker: „Ja, vor me<strong>in</strong>en<br />

Augen... Das war e<strong>in</strong> Ausdruck dafür,<br />

wie dicht die Atmosphäre war." Also<br />

schon zu der Zeit entsprach der Kir-<br />

chentag nicht ganz der Def<strong>in</strong>ition, die<br />

der Kabarettist Jürgen Becker aufstellte:<br />

„E<strong>in</strong> evangelischer Kirchentag im<br />

katholischen Köln ist fast wie e<strong>in</strong> Pantomimenabend<br />

im Radio“, zu viel Vernunft,<br />

zu wenig prachtvolle Bilder<br />

rundherum. Sicher ist das Bildverständnis<br />

der Evangelischen e<strong>in</strong> wenig anders.<br />

Doch das hat die Kölner Katholiken<br />

nicht davon abgehalten, aktive Gastgeber<br />

zu se<strong>in</strong>. Dazu Re<strong>in</strong>hard Höppner:<br />

„Es ist manchmal gut, sich des zurückgelegten<br />

Weges zu er<strong>in</strong>nern, um nicht vor<br />

dem nächsten Schlagloch zu verzagen. Ich<br />

gebe gerne zu, dass me<strong>in</strong>e Erwartungen<br />

<strong>in</strong> puncto praktizierbare Ökumene deutlich<br />

übertroffen worden s<strong>in</strong>d. Als wir vor<br />

zwei Jahren mit den Planungen anf<strong>in</strong>gen,<br />

da dachte ich: Na Köln, wie das wohl<br />

werden wird? Aber <strong>in</strong>zwischen sage ich:<br />

Es ist e<strong>in</strong>fach schön. Die katholischen<br />

Geme<strong>in</strong>den Kölns sehen den Kirchentag<br />

auch als ‚ihr' Ereignis. Wir s<strong>in</strong>d nicht<br />

etwa zu Gast bei Fremden.“<br />

Fremd <strong>in</strong> Köln durfte sich allerd<strong>in</strong>gs<br />

auch der <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> nicht fühlen.<br />

Als Vertreter der gelebten Ökumene<br />

8 <strong>Lazarus</strong> Journal


ekam er die Möglichkeit, sich nicht<br />

nur am Hallenstand darzustellen, sondern<br />

auch auf der Podiumsdiskussion<br />

am Marktplatz <strong>in</strong> Halle 5. Die Moderation<br />

übernahm der evangelische Theologe<br />

Dr. Hans-Georg L<strong>in</strong>k aus Köln, der<br />

jahrelang die Funktion des Ökumene-<br />

Beautragten der Super<strong>in</strong>tendentur ausübte.<br />

Dem <strong>Orden</strong> ist er bekannt durch<br />

e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Vortrag über die<br />

Kreuzzüge, den er vor Jahren bei e<strong>in</strong>em<br />

Treffen <strong>in</strong> Köln hielt. Er erwies sich als<br />

fundierter Kenner der Tätigkeit des<br />

<strong>Orden</strong>s und se<strong>in</strong>er Geschichte. So ergab<br />

sich durch se<strong>in</strong>e Fragen e<strong>in</strong> rundes Bild<br />

über unseren <strong>in</strong> der Öffentlichkeit so<br />

wenig bekannten <strong>Orden</strong>. Gesprochen<br />

wurde über die Wurzeln des <strong>Orden</strong>s,<br />

se<strong>in</strong>e christliche Ausrichtung, sowie<br />

über se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>maligkeit als e<strong>in</strong>e ökumenische<br />

Geme<strong>in</strong>schaft. Kanzler He<strong>in</strong>rich<br />

Stahl und die <strong>Orden</strong>sgeistlichen Pater<br />

Karl Oerder und Pfarrer Wolfgang<br />

Schöne beleuchteten ausführlich die<br />

Geschichte, und den geistigen H<strong>in</strong>tergrund,<br />

auf dem der <strong>Orden</strong> fußt – den<br />

christlichen Glauben und die H<strong>in</strong>wendung<br />

zu all denen, die Hilfe brauchen,<br />

ohne Ansehen der Person, der Konfession,<br />

oder der Hautfarbe, wobei e<strong>in</strong>en<br />

besonders wichtigen Stellenwert, das<br />

bezeugten alle Teilnehmer der Gesprächsrunde,<br />

die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

gelebten Ökumene bedeutet, die der<br />

<strong>Orden</strong> ihnen bietet. Cfr. Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter,<br />

Cfr. Prof. Dr. Dr. Peter Schulz und<br />

Cons. Zsuzsa Jörres berichteten dann<br />

über die praktische karitative <strong>Orden</strong>sarbeit,<br />

über die konkreten Projekte,<br />

über die Wirkunkstätte des <strong>Orden</strong>s <strong>in</strong><br />

der ganzen Welt und die Probleme, die<br />

solche hospitalische Arbeit mit sich<br />

br<strong>in</strong>gt.<br />

Am Messestand, wo sich der <strong>Orden</strong><br />

präsentierte, bekam man immer wieder<br />

<strong>in</strong>teressierte Fragen zur Existenz des<br />

<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s gestellt, denn die meisten<br />

Vorbeigehenden hatten von ihm<br />

noch nie etwas gehört. So hat es sich,<br />

wie schon an dem Ökumenischen Kirchentag<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, auch jetzt als richtig<br />

erwiesen, <strong>in</strong> Köln dabeizuse<strong>in</strong>: „Auch<br />

wenn sich unsere Präsenz mit unserem<br />

<strong>Lazarus</strong>-Stand nicht direkt durch massenhafte<br />

Anmeldung neuer Mitglieder<br />

auszahlen wird“ me<strong>in</strong>te dazu Cfr. Peter<br />

Schulz, „Flagge zu zeigen ist wichtig, wir<br />

waren präsent und werden auch künftig<br />

nicht h<strong>in</strong>ter dem Berg halten!“<br />

Und während <strong>in</strong> den Straßen von<br />

Köln großer, aber friedlicher Andrang<br />

herrschte, zog e<strong>in</strong> anderes Ereignis, der<br />

G-8 Gipfel <strong>in</strong> Heiligendamm auch Massen<br />

von Menschen an. Wenn auch zum<br />

Teil weniger friedliche. Ihren Gewaltausbrüchen<br />

jedenfalls gelang es immer<br />

wieder von den eigentlichen Problemen<br />

der Globalisierung abzulenken die<br />

beide Kirchen im gleichen Maße<br />

bedrückten. „Wir möchten den Gipfelteilnehmern<br />

die Macht der Würde näher<br />

br<strong>in</strong>gen,“ me<strong>in</strong>te Re<strong>in</strong>hard Höppner,<br />

„Globalisierung ist ke<strong>in</strong> Schicksal, sondern<br />

e<strong>in</strong>e Gestaltungsaufgabe. Dafür<br />

braucht es e<strong>in</strong> Kriterium, das <strong>in</strong> allen<br />

Kulturen verstanden wird. So wird die<br />

Frage nach der Würde des Menschen<br />

hilfreich – als Testfrage, ob die Globalisierung<br />

sich <strong>in</strong> die richtige Richtung<br />

bewegt oder nicht.“<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Echo des 31. ev. Kirchentages<br />

<strong>in</strong> Köln war, was die Ökumene<br />

betrifft, durchweg positiv, auch <strong>in</strong><br />

katholischen Kreisen. Trotz der vorhandenen<br />

theologischen Differenzen hat<br />

sich wieder herausgestellt, dass die<br />

Zusammenarbeit auf der Laienebene,<br />

an der Basis also, recht gut funktioniert.<br />

Der Theologe Wolfgang Thierse hat<br />

recht (wenigstens <strong>in</strong> diesem Fall), wenn<br />

er sagt: „Das geme<strong>in</strong>same Bekenntnis der<br />

Christen ist wichtiger als das, was sie<br />

vone<strong>in</strong>ander trennt.“<br />

Dieser Bericht kann nicht schließen,<br />

ohne den unermüdlichen Mithelfern<br />

und -helfer<strong>in</strong>nen bei der Vorbereitung<br />

für die Gestaltung des Messestandes, für<br />

ihr Mitwirken bei der Podiumsdiskussion<br />

und am Messestand <strong>in</strong> Halle V.<br />

herzlich und ordensbrüderlich zu danken.<br />

Wer die außerordentlich weiten<br />

Wege <strong>in</strong> den Messehallen Ost zu Köln<br />

kennt, kann ermessen, was die Realisierung<br />

der Präsenz unseres <strong>Orden</strong>s auf<br />

diesem Kirchentag zum Teil zeitgleich<br />

mit den <strong>Lazarus</strong>tagen <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

bedeutet hat. Der punktgenaue Abbau<br />

und das Verladen aller ausgestellten<br />

Texttafeln und -fahnen e<strong>in</strong>e Stunde vor<br />

Beg<strong>in</strong>n des Investiturgottesdienstes <strong>in</strong><br />

Düsseldorf war nur durch extremen<br />

persönlichen E<strong>in</strong>satz überhaupt denkbar.<br />

Dies war wieder e<strong>in</strong>es der zu Herzen<br />

gehenden, vorzeigbaren Beispiele<br />

für die im <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> mit Überzeugung<br />

gelebte Ökumene!<br />

Zsuzsa JÖRRES, CLJ<br />

(Mannebach)<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 9


Wege <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Internationale und ökumenische <strong>Lazarus</strong>tage Potsdam 2007<br />

Das Motto der <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong> Potsdam<br />

WEGE IN DIE ZUKUNFT, bei<br />

se<strong>in</strong>er Auswahl vielleicht noch mehr<br />

Wunsch als konkreter Wegweiser, hat<br />

sich letztendlich als genau der richtige<br />

Leitspruch erwiesen. Es war, als ob<br />

jetzt, nach vielen Problemen, Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten<br />

und Grabenkämpfen<br />

der Vergangenheit, endlich<br />

die nötige Ruhe e<strong>in</strong>gekehrt wäre, um<br />

Zuversicht für den weiteren Weg des<br />

<strong>Orden</strong>s mit sich zu br<strong>in</strong>gen. Sicher<br />

spielte dabei die außerordentlich herzliche<br />

Atmosphäre, welche die Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Orden</strong>sbrüder boten, e<strong>in</strong>e besondere<br />

Rolle. Es machte e<strong>in</strong>em leichter, sich<br />

ungezwungener zu begegnen, als es<br />

sonst der Fall wäre. Doch es war diesmal<br />

noch etwas anderes da: Das Gefühl<br />

e<strong>in</strong>er echten Geme<strong>in</strong>schaft und Verbundenheit.<br />

Dazu haben im Vorfeld<br />

nicht zuletzt auch die E<strong>in</strong>kehrtage <strong>in</strong><br />

Bad Honnef recht positiv beigetragen.<br />

Die geme<strong>in</strong>sam verbrachten Tage, fern<br />

ab vom Lärm des Alltags, zwischen den<br />

stillen Mauern des Klosters, ermöglichten<br />

<strong>in</strong> veränderter Wahrnehmung<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e tiefe meditative Konzentration.<br />

Die geme<strong>in</strong>samen Gespräche<br />

führten zum besseren gegenseitigen<br />

Kennenlernen, und <strong>in</strong> den Tagen<br />

der Zwistigkeiten zu e<strong>in</strong>er tieferen<br />

Bes<strong>in</strong>nung auf die Arbeit und die Ziele<br />

des <strong>Orden</strong>s. So fanden diejenigen, die<br />

nach den unerfreulichen vorherigen<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen im <strong>Orden</strong> noch<br />

verblieben s<strong>in</strong>d – das war <strong>in</strong> Potsdam<br />

ganz offensichtlich – endlich zue<strong>in</strong>ander,<br />

mit dem festen Willen geme<strong>in</strong>sam<br />

die WEGE IN DIE ZUKUNFT zu f<strong>in</strong>den.<br />

Und das Motto ist so zum echten<br />

Leitgedanken der <strong>Lazarus</strong>tage geworden.<br />

Vigil<br />

Gleich zum Anfang, am ersten Tag<br />

schon, beim Gang zur Vigil <strong>in</strong> die Kirche<br />

St. Peter und Paul auf Nikolskoe,<br />

spürte man diese Zusammenhörigkeit.<br />

Es war e<strong>in</strong> gutes Gefühl, <strong>in</strong> die <strong>Orden</strong>smäntel<br />

gehüllt, diesen Weg geme<strong>in</strong>sam<br />

zu Fuß <strong>in</strong> die Abenddämmerung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

zu gehen, um wiederum geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den Gästen aus dem Ausland<br />

dort die traditionelle Nachtwache zu<br />

halten. Vertreten waren hier: die Großpriore:<br />

von Österreich Cfr. Graf Spern-<br />

bourg, von Liechtenste<strong>in</strong><br />

Cfr. Hasler, von<br />

Ungarn Cfr. Deák,<br />

von England und<br />

Wales Earl Ferres, von<br />

Irland Bernard Barton,<br />

von Rumänien<br />

Cfr. Dr. Mittelstaedt,<br />

aus den Niederlanden<br />

Cfr. van Beek und der<br />

Justitiar der Europäischen<br />

Kommanderie<br />

Cfr. Dr. Wansleben.<br />

Potsdam und<br />

Umgebung<br />

Es war e<strong>in</strong>e richtige<br />

Entscheidung, das<br />

Treffen der Berl<strong>in</strong>er<br />

Kommende <strong>in</strong> Potsdam<br />

zu veranstalten.<br />

So hatte man auch die<br />

Gelegenheit, an den<br />

vielen Sehenswürdigkeiten<br />

teilzuhaben,<br />

welche dieser geschichtsträchtige<br />

Ort so reichlich zu<br />

bieten hat. Während der Govern<strong>in</strong>g<br />

Council exklusiv tagte, konnten die<br />

anderen Teilnehmer am Samstagvormittag<br />

bei e<strong>in</strong>er Stadtrundfahrt all das<br />

besichtigen, was die Stadt zu bieten hat<br />

– grandiose Vergangenheit ebenso wie<br />

die immer mehr verschw<strong>in</strong>denden<br />

Spuren der kommunistischen Diktatur.<br />

Während der historische Teil dieser<br />

Stadt schon längst <strong>in</strong> jedes Lexikon<br />

E<strong>in</strong>gang fand, sollten der Park und das<br />

Schloss von Sanssouci mit dem Grab<br />

von Friedrich dem Großen, das Neue<br />

Palais, das Brandenburger Tor, der E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>turm<br />

oder Sch<strong>in</strong>kels wiederaufgebaute,<br />

klassizistische Nikolaikirche, der<br />

von Lenné umgestaltete Landschaftspark<br />

Neuer Garten, das Holländische<br />

Viertel und nicht zuletzt die für das<br />

Schicksal der Deutschen so gewichtige<br />

Stätte der Potsdamer Konferenz oder<br />

auch der Stadtteil Babelsberg mit se<strong>in</strong>en<br />

weltberühmten Filmstudios, im<br />

allgeme<strong>in</strong>en Bewusstse<strong>in</strong> ihren Platz<br />

gefunden haben.<br />

10 <strong>Lazarus</strong> Journal


Was aber noch kaum <strong>in</strong> den Annalen<br />

zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> dürfte, ist das Schicksal<br />

des Villenviertels gegenüber den Studios.<br />

Gleich nach 1945 von den Sowjets<br />

beschlagnahmt, von e<strong>in</strong>em fast<br />

drei Meter hohen Zaun abgeschirmt,<br />

enthüllte es erst nach der Wende se<strong>in</strong><br />

wahres Leben. Hier befand sich all die<br />

Jahre des SED-Regimes die Zentrale<br />

des KGB. H<strong>in</strong>ter den Mauern der Gutbürgerlichkeit<br />

versteckte sich für andere<br />

unsichtbar der blanke Terror, mit<br />

allen se<strong>in</strong>en Attributen, wie Folterkammern,<br />

Vollstreckungsstätte und<br />

unterirdischen Gängen. Nicht umsonst<br />

nannte man es die Verbotene<br />

Stadt. Heute, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Ursprünge<br />

zurückverwandelt, strahlt dies Viertel<br />

Harmlosigkeit aus, so, als ob hier niemals<br />

etwas anderes gewesen wäre als<br />

e<strong>in</strong> sorgsam gepflegtes Villenviertel.<br />

Über die Vergangenheit dieser Häuser<br />

spricht man heute hier nicht so gerne...<br />

Noch e<strong>in</strong>e Geschichte, die so nur im<br />

geteilten <strong>Deutschland</strong> geschehen<br />

konnte, und die von Frau Gabriele<br />

Herbst während der Busfahrt mit<br />

bewegenden Worten geschildert<br />

wurde, sei hier wiedergegeben.<br />

Gegenüber der Kirche, <strong>in</strong> der wir die<br />

Vigil feierten, am anderen Ufer der<br />

Havel, steht als Pendant die Heilandskirche.<br />

Gebaut wurde sie für Fährleute,<br />

welche die Kirche mit ihren Booten<br />

erreichen konnten. Nach dem Bau der<br />

Mauer geriet sie <strong>in</strong> den Todesstreifen.<br />

Die Kirche wurde – politisch so<br />

gewollt – dem Verfall preisgegeben.<br />

Pfarrer Strauß, <strong>in</strong>zwischen pensioniert,<br />

konnte sich damit nicht abf<strong>in</strong>den,<br />

dass se<strong>in</strong>e ehemalige Kirche so<br />

zugrunde geht. Da er als Rentner <strong>in</strong><br />

den Westen fahren durfte, versuchte er<br />

hier Hilfe zu bekommen. Es gelang<br />

ihm, Kontakt zu der Zeitung „Tagesspiegel“<br />

anzuknüpfen. E<strong>in</strong> Bericht<br />

über das Schicksal der Kirche rief e<strong>in</strong>e<br />

große Spendenbereitschaft der Leser<br />

hervor. So konnten Mitte der achtziger<br />

Jahre, also noch vor der Wende, die<br />

ersten Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet werden,<br />

um das Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Weitere Spenden der Zeitungsleser<br />

ermöglichten, dass gleich die erste freie<br />

Weihnacht 1989 schon <strong>in</strong> der Kirche<br />

gefeiert werden konnte. Da sich die<br />

Kirche im ehemaligen Todesstreifen<br />

befand, war zu befürchten (tatsächlich<br />

aber war dem nicht so), dass sich dort<br />

M<strong>in</strong>en bef<strong>in</strong>den könnten. Auf e<strong>in</strong>em<br />

Steg von e<strong>in</strong>em halben Meter Breite<br />

tasteten sich die Gläubigen im Gänsemarsch<br />

langsam bis zur Kirche vor, die<br />

noch ganz ohne Bestuhlung dastand.<br />

Es kamen so viele, dass man Lautsprecher<br />

nach draußen e<strong>in</strong>setzen musste.<br />

Der überglückliche Pfarrer Strauß<br />

begrüßte alle mit den Worten: „Die<br />

DDR hat die Religion, den christlichen<br />

Glauben, für überflüssig erklärt. Wir<br />

freuen uns, welch´ e<strong>in</strong>en Überfluss wir<br />

heute hier erleben dürfen.“ Es war so<br />

bewegend, dass viele Menschen we<strong>in</strong>ten.<br />

Heute f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der neu restaurierten<br />

Kirche wieder regelmäßig Gottesdienste<br />

statt. Und demnächst soll es<br />

auch für Fährleute welche geben. Pfarrer<br />

Strauß ist <strong>in</strong>zwischen tot. Se<strong>in</strong><br />

Glaubensvermächtnis aber, von den<br />

Kommunisten längst totgesagt, hat die<br />

Diktatur überlebt.<br />

Städte sollte man, wo möglich, im<br />

herbstlichen Dunst besuchen, bei<br />

schrägem Sonnenlicht, verfärbtem<br />

Laub. Die riesige Parkanlage von Sanssouci<br />

mit ihren, h<strong>in</strong>ter den bunten<br />

Blättern der Bäume versteckten imposanten<br />

Gebäudekomplexen, mit Skulpturen,<br />

Brunnenanlagen und großen<br />

Rasenflächen, boten e<strong>in</strong> unvergessliches<br />

Bild, das man gerne als Er<strong>in</strong>nerung<br />

mit nach Hause nimmt. Bei<br />

der anschließenden E<strong>in</strong>kehr <strong>in</strong> das<br />

Kronengut mit dem wohlschmeckenden<br />

Imbiss endete dann die <strong>in</strong>teressante<br />

Stadtrundfahrt.<br />

<strong>Orden</strong>sversammlung<br />

Im Mittelpunkt der nachmittäglichen<br />

<strong>Orden</strong>sversammlung stand der<br />

Arbeitsbericht des Cfr. Klaus W<strong>in</strong>ter<br />

und die Vorführung der im Bayerischen<br />

Rundfunk ausgestrahlten Reportage<br />

über die Arbeit der Stiftung<br />

Hilfswerk Deutsche Zahnärzte (HDZ)<br />

– e<strong>in</strong> Film, der die große Leistung der<br />

Stiftung, aber auch die engagierte Leistung<br />

ihres Vorsitzenden Dr. Klaus<br />

W<strong>in</strong>ter und se<strong>in</strong>er Frau Helga<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 11


anschaulich dokumentiert.<br />

Investiturfeier mit oekumenischem<br />

Festgottesdienst<br />

Der ökumenische Festgottesdienst<br />

mit der Investiturfeier am Abend fand<br />

<strong>in</strong> der ev. Friedenskirchengeme<strong>in</strong>de<br />

Sanssouci statt. Er wurde – wie schon<br />

die Vigil am Vortag – von <strong>Orden</strong>skaplan<br />

Axel Landwehr zelebriert, mit<br />

Konzelebranten Rev. C. Jeremy Haselock<br />

aus London, dem Potsdamer<br />

Probst Klaus-Günter Müller und der<br />

Pfarrer<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Cornelia<br />

Behrmann. Cfr. Axel Landwehr, der<br />

seit 1990 Mitglied der Kommende Berl<strong>in</strong><br />

ist, wurde <strong>in</strong> diesem Sommer <strong>in</strong> der<br />

Schweiz, wo er studiert hat, zum Priester<br />

geweiht. Dort, am Zürichsee, trat er<br />

anschließend auch se<strong>in</strong>e erste Pfarrstelle<br />

an.<br />

Abendliches Beisammense<strong>in</strong><br />

Beim festlichen Abschluss des Tages<br />

mit kul<strong>in</strong>arischem Buffet zeigten die<br />

Gesichter der Teilnehmer Zufriedenheit<br />

über den Verlauf des Treffens. Die ausländischen<br />

Gäste waren begeistert und<br />

dankten den Berl<strong>in</strong>er Brüdern für die<br />

außerordentliche Gastfreundschaft. Es<br />

waren ke<strong>in</strong>e leeren Floskeln, die da fielen,<br />

die die <strong>in</strong>ternationale Verbundenheit<br />

zum Ausdruck brachten und den<br />

klaren Wunsch, geme<strong>in</strong>sam mit den<br />

deutschen <strong>Orden</strong>sbrüdern den Weg<br />

weiterzugehen.<br />

Dank und Anerkennung<br />

E<strong>in</strong> großer Dank gebührt den Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Orden</strong>sfreunden auch von allen übrigen<br />

Teilnehmern. Es waren besonders<br />

schöne <strong>Lazarus</strong>tage gewesen, h<strong>in</strong>ter<br />

deren reibungslosem Fortgang e<strong>in</strong><br />

Name steht, der unbed<strong>in</strong>gt genannt<br />

werden muss: Klaus-Dieter Herbst<br />

gebührt e<strong>in</strong> ganz besonderer Dank für<br />

das gute Gel<strong>in</strong>gen und den guten Geist<br />

der Tage! Denn man begegnete sich <strong>in</strong><br />

Potsdam nicht nur mit großer Herzlichkeit,<br />

sondern mit e<strong>in</strong>er, früher so nicht<br />

dagewesenen Offenheit. Cfr. Clemens<br />

Stroetmann sprach es treffend aus: „Wir<br />

können uns jetzt raufen ohne den anderen<br />

zu beleidigen und verletzen und so nach<br />

e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Lösung zu suchen.“<br />

E<strong>in</strong>en besseren Beweis dafür, dass wir<br />

uns auf dem richtigen Weg bef<strong>in</strong>den,<br />

gibt es wohl kaum.<br />

Zsuzsa JÖRRES, CLJ (Mannebach)<br />

12 <strong>Lazarus</strong> Journal


Predigt im Ökumenischen Festgottesdienst<br />

mit Investitur des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s<br />

Evangelische Friedenskirche, Potsdam - Sanssouci<br />

Sonnabend, 27. Oktober<br />

Liebe Festgeme<strong>in</strong>de, liebe Schwestern und Brüder,<br />

WEGE IN DIE ZUKUNFT, unter diesem vielversprechenden Motto stehen Ihre Tage als <strong>Orden</strong> des Heiligen <strong>Lazarus</strong> <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr. Doch wer Wege <strong>in</strong> die Zukunft f<strong>in</strong>den oder gar weisen will, der ist dazu aufgerufen, sich se<strong>in</strong>er eigenen Vergangenheit,<br />

dem Gestern, zu stellen. Denn nur wer bereit ist, den Blick <strong>in</strong> die Vergangenheit zu wagen, der wird mit freiem Gewissen<br />

und fröhlichem Glauben Schritte auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft setzen können.<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Szene vor gut zwei Wochen vor diesem Altar und dieser Kanzel; Adele Stolte, die große Sopranist<strong>in</strong> feiert ihren<br />

75. Geburtstag. Ich warte mit anderen auf die Möglichkeit, ihr zu gratulieren. Mit e<strong>in</strong>em jüdischen Freund stehe ich hier und<br />

erzähle ihm von diesem Festgottesdienst. Er macht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bemerkung, die für mich persönlich die Szene schlagartig<br />

erhellt hat. „Ach, mit Kreuz und Schwert gegen uns – damals, und wie ist es heute?“ Ich lasse diese kle<strong>in</strong>e, mich stark bewegende<br />

Szene so stehen. In den Lesungen haben wir gerade gehört, dass Gottes Wort das geistliche Schwert ist!<br />

Die biblischen Lesungen, die wir <strong>in</strong> diesem Gottesdienst gehört haben, s<strong>in</strong>d die Epistel und als Evangelium der Predigttext<br />

des morgigen Sonntags, des 21. Sonntags nach Tr<strong>in</strong>itatis, bzw. 22 Sonntage nach Pf<strong>in</strong>gsten. Jener berühmte Text aus dem<br />

letzten Kapitel des 5. Mosebuches schildert die Begegnung der Brüder mit ihrem Bruder Joseph mit dem großen Wort der<br />

Vergebung begangener Schuld: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was<br />

jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten e<strong>in</strong> großes Volk.<br />

WEGE IN DIE ZUKUNFT hat es mit Heilung schuldhafter Vergangenheit zu tun, mit der Bitte um Versöhnung für Übertretung<br />

der Gebote Gottes. Wo wir uns mit freiem Herzen diesem Prozess der <strong>in</strong>neren Ause<strong>in</strong>andersetzung zu stellen bereit<br />

s<strong>in</strong>d, öffnen sich für uns Tore auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft. Andernfalls s<strong>in</strong>d wir gebunden und gehalten durch Stricke der<br />

Unversöhnlichkeit und der Schuld. In jener alten Josephs Geschichte senden die Brüder vor der Begegnung diese Botschaft:<br />

Vergib doch de<strong>in</strong>en Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat<br />

uns, den Dienern Gottes de<strong>in</strong>es Vaters. Nicht Aufrechnung noch Abrechnung, sondern Vergebung und Versöhnung s<strong>in</strong>d<br />

die geheimnisvollen Worte, die Türen öffnen können.<br />

Im Text aus dem Johannes Evangelium fallen beim ersten Hören zwei Worte besonders auf: Liebe und Freunde als Beschreibung<br />

der Art und Weise der Weggefährtenschaft auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft. „Bleibt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Liebe“ grüßt uns dieser<br />

Jesustext über zwei Jahrtausende. Nichts darf von diesem Ruf unterschlagen werden. „Bleibt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Liebe“ wird zur<br />

Umschreibung unseres Lebensortes, unseres Lebenszentrums auf dem „Weg <strong>in</strong> die Zukunft“. Jede andere Gemütsverfassung<br />

würde unnütz Kräfte absorbieren und uns Kraft nehmen, se<strong>in</strong>e Gebote zu halten, nämlich das Dreifachgebot der Gottes-,<br />

Nächsten- und Selbstliebe. Die Liebe, die uns <strong>in</strong> der Gestalt, im Wort und Werk Jesu Christi entgegen kommt, ist das „Sesam<br />

öffne dich“ für unseren neuen Lebensentwurf, auch für die Wege <strong>in</strong> die Zukunft des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s. Diese Liebe nimmt uns<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Urdialog zwischen Gott und uns Menschen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog der offenen Begegnung und herzlichen Freundschaft.<br />

Liebe ist die Urquelle gel<strong>in</strong>genden Lebens und stellt uns h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft der Lobenden, der glücklich<br />

Befreiten, der Töchter und Söhne Gottes.<br />

E<strong>in</strong>deutig kl<strong>in</strong>gt das Jesuswort: Das ist me<strong>in</strong> Gebot, dass ihr euch untere<strong>in</strong>ander liebt, wie ich euch liebe! Unsere Liebe<br />

untere<strong>in</strong>ander, unsere Offenheit mite<strong>in</strong>ander, unser Vertrauen zue<strong>in</strong>ander ist e<strong>in</strong>e Antwort auf die vorurteilslose Zuwendung<br />

Jesu. Nichts brauchen wir mitzubr<strong>in</strong>gen, nichts vorzuweisen – als e<strong>in</strong> hörend Ohr, e<strong>in</strong> verstehend Herz, offene Hände, die<br />

zum Helfen und Geben bereit s<strong>in</strong>d.<br />

Wir gehören <strong>in</strong> den Kreis der Freunde Jesu, als christliche Geme<strong>in</strong>de als Geschwister im <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>. Diese Bezeichnung<br />

ist hier im Evangelium nach Johannes e<strong>in</strong>malig, sonst s<strong>in</strong>d es die Jünger, die Apostel. In e<strong>in</strong>em Schlager von 1930 heißt<br />

es: E<strong>in</strong> Freund, e<strong>in</strong> guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. E<strong>in</strong> Freund bleibt immer Freund, und wenn die<br />

ganze Welt zusammenfällt... Die Commedian Harmonist mussten im Laufe der 30er Jahre am eigenen Leibe erfahren, wie<br />

brüchig diese Beschreibung der Freundschaft werden konnte! Das Berufsverbot der Nazis spaltete die Gruppe. Drei „nichtarische“<br />

Sänger mussten emigrieren.<br />

Von Dietrich Bonhoeffer wissen wir, wie hoch er echte Freundschaft schätzte. Eberhard Bethge, se<strong>in</strong> Freund, wurde <strong>in</strong> den<br />

dunklen Jahren für ihn lebenswichtig. Bonhoeffer dachte im Gefängnis darüber nach, ob Freundschaft e<strong>in</strong> sogenanntes Man-<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 13


dat Gottes genannt werden könnte, vergleichbar der Ehe, der Kirche, dem Staat. Bonhoeffer wusste, dass antike Philosophen<br />

die Freundschaft teilweise höher schätzten als die Liebe.<br />

Niemand hat größere Liebe als die, dass er se<strong>in</strong> Leben lässt für se<strong>in</strong>e Freunde, gibt uns Jesus auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft<br />

mit. E<strong>in</strong> schweres Wort bed<strong>in</strong>gungsloser Liebe allen Widerständen zum Trotz. Große Opferbereitschaft bis zur eigenen<br />

Selbstaufgabe. Wer se<strong>in</strong> Leben für e<strong>in</strong>en Anderen riskiert, der gilt als Held, der ist e<strong>in</strong> Ritter besonderer Art! Mühsam halten<br />

wir Ausschau nach Namen <strong>in</strong> unseren Tagen: Wir er<strong>in</strong>nern uns an Maximilian Kolbe, der im KZ Auschwitz se<strong>in</strong>en Freiplatz<br />

an e<strong>in</strong>en Familienvater gab; an Mart<strong>in</strong> Luther K<strong>in</strong>g, der se<strong>in</strong> Leben für die Freiheit se<strong>in</strong>er schwarzen Schwestern und Brüder<br />

e<strong>in</strong>brachte; an den brasilianischen Bischof Dom Helder Camara, der sich bis <strong>in</strong>s Äußere auf die Seite se<strong>in</strong>er Armen stellte.<br />

Er verzichtete auf äußeren Prunk, hängte sich e<strong>in</strong> geschnitztes Holzkreuz um se<strong>in</strong>en Hals. Während e<strong>in</strong>es Messgottesdienstes<br />

ist er heimtückisch von der Militärjunta ermordet worden. Jesus lebte ke<strong>in</strong>e exklusive Freundesethik. Er lebte grenzüberschreitende<br />

Fe<strong>in</strong>desliebe. Wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr besonderes? bleibt Jesu Frage an uns.<br />

Liebe Festgeme<strong>in</strong>de, liebe <strong>Lazarus</strong> Geschwister, diese Gedanken leiten zusammen mit den Worten aus der morgigen Epistel,<br />

aus dem Epheserbrief, ganz direkt zu Ihrem Verständnis als Mitglieder des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s. In Ihren Statuten las ich den<br />

christlichen Glauben bewahren und zu verteidigen, die Armen, Kranken und Sterbenden zu schützen, ihnen beizustehen, sie<br />

zu unterstützen und ihnen zu helfen und das christliche Rittertum zu fördern. Geistlicher Kampf bedeutet für Sie se<strong>in</strong>en<br />

Glauben und die Auferstehung des Herrn zu bezeugen <strong>in</strong> Wort und Tat. Wir wollen Christen se<strong>in</strong>! Wir wollen geistlich leben!<br />

Wir wollen ritterlich denken und dienen. Geistliche Ritterschaft ist Ihre Vision auf dem Unterwegs zu neuen Wegen.<br />

Diese geistliche Ritterschaft beschreibt der Verfasser des Epheserbriefes sehr e<strong>in</strong>drücklich. Wir sollen die Waffenrüstung<br />

Gottes ergreifen. An unseren Lenden sollen wir umgürtet se<strong>in</strong> mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, an<br />

den Be<strong>in</strong>en gestiefelt, um für das Evangelium des Friedens e<strong>in</strong>zutreten. Unser Schild sei der Glaube, um das Böse zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Das Wort Gottes s<strong>in</strong>d unser Helm des Heils und das Schwert des Geistes. E<strong>in</strong>e sehr deutliche Beschreibung geistlicher<br />

Ritterschaft. Frühere Geistliche haben diese Bilder aus dem Epheserbrief deutlich <strong>in</strong> ihren Predigten für Sie ausgelegt.<br />

So s<strong>in</strong>d wir mite<strong>in</strong>ander unterwegs <strong>in</strong> die Zukunft auf neuen Wegen <strong>in</strong> dieser Welt der unterschiedlichen Kulturen <strong>in</strong> versöhnter<br />

Verschiedenartigkeit. <strong>Lazarus</strong> als e<strong>in</strong> besonderer Prototyp des christlichen Glaubens kann unser Weggefährte auf<br />

diesem Weg <strong>in</strong> die Zukunft se<strong>in</strong>, damit wir e<strong>in</strong>st das Tor zur Vollendung durchschreiten können. Diese Weggefährtenschaft<br />

benennen Sie <strong>in</strong> Ihren Statuten als ökumenisch, solidarisch, ritterlich. Ihr und unser aller geme<strong>in</strong>sames Ziel auf dem Weg <strong>in</strong><br />

die Zukunft ist: Frieden zu stiften und zu mehren zwischen den Verschiedenen. Fesseln der Krankheit und der Armut, der<br />

Unterdrückung und Ausbeutung lösen zu helfen. Gerechtigkeit <strong>in</strong> der noch unerlösten Welt zu schaffen und zu bewahren.<br />

Unsere Phantasie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen zur Bewahrung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung.<br />

Liebe Festtagsgeme<strong>in</strong>de, so wagen wir den Blick und den Weg <strong>in</strong> die Zukunft unter der Verheißung Jesu: Nicht ihr habt<br />

mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr h<strong>in</strong>geht und Frucht br<strong>in</strong>gt und eure Frucht bleibt.<br />

Früchte der Gerechtigkeit und der Liebe, Früchte des Vertrauens und des Glaubens, Früchte der Versöhnung und der Hoffnung,<br />

Früchte der geistlichen Ritterschaft.<br />

Lassen Sie mich schließen mit Gedanken von Marie Luise Kaschnitz:<br />

Wenn er kommt, der Besucher,<br />

der Neugierige, und dich fragt,<br />

dann bekenne ihm . . .<br />

Dass du den S<strong>in</strong>n de<strong>in</strong>es Lebens<br />

immer noch nicht herausgefunden hast,<br />

obwohl du schon alt bist.<br />

Dass du geliebt hast, aber unzueichend,<br />

dass du gekämpft hast, aber mit zaghaften Armen.<br />

Dass du an vielen Orten zu Hause warst,<br />

aber e<strong>in</strong> Heimatrecht hattest an ke<strong>in</strong>em.<br />

Dass du dich nach dem Tode sehnst und ihn fürchtest.<br />

Dass du ke<strong>in</strong> Beispiel geben kannst als dieses:<br />

Immer noch offen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d von Christus e<strong>in</strong>geladen, mit ihm den Weg <strong>in</strong> die unbekannte Zukunft zu wagen, aufzubrechen, h<strong>in</strong>ter uns zu lassen<br />

und nach vorne zu schauen. Der Weg mit ihm ist für uns alle offen.<br />

Claus Marcus<br />

Pfarrer an St. Peter und Paul auf Nikolskoe<br />

Oskar- Pollner- Straße 24<br />

14513 Teltow<br />

14 <strong>Lazarus</strong> Journal


E<strong>in</strong> Spaziergang durch die Geschichte<br />

Potsdams<br />

Notizen am Rande e<strong>in</strong>es <strong>Lazarus</strong>-Treffens<br />

Schön war es <strong>in</strong> Potsdam. Und alles<br />

war vortrefflich organisiert. Von weit<br />

her war man angereist, traf alte Freunde<br />

und wie oft <strong>in</strong> der letzten Zeit, kam<br />

e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl auf, welches<br />

sich wohltuend auf die Seele legte.<br />

Als letzten Punkt der Tagesordnung<br />

war e<strong>in</strong> Spaziergang im Schlosspark<br />

von Sanssouci angekündigt. Wie bei<br />

Tagungen fast immer, am letzten Tag<br />

wollen die meisten so schnell wie möglich<br />

zurück <strong>in</strong> die heimatlichen Gefilde.<br />

Zurück blieb das Häufle<strong>in</strong> unserer<br />

irischen Freunde, das sich auf diesen<br />

Veranstaltungspunkt gefreut hatte.<br />

Da standen sie jetzt. Nun, ich hatte<br />

e<strong>in</strong>en großen Teil me<strong>in</strong>er Jugendjahre<br />

hier verbracht und war fast täglich mit<br />

me<strong>in</strong>er Großmutter im Park spazieren<br />

gegangen, der schon damals wie heute,<br />

kostenlosen Zutritt gestattete. Die irische<br />

Delegation nahm gern das Angebot<br />

wahr, mit mir e<strong>in</strong>e Führung zu<br />

machen.<br />

Unser erstes Ziel war das weltbekannte<br />

Schlösschen Friedrich des Gro-<br />

ßen, das Rokoko Kle<strong>in</strong>od Sanssouci.<br />

Indem wir die sanften Stufen, die die<br />

sechs Terrassen gliedern, h<strong>in</strong>aufstiegen,<br />

erzählte ich von den vielen<br />

Schwierigkeiten, die den Bau begleiteten.<br />

Feucht war es und das kle<strong>in</strong>e<br />

Schlösschen hat ke<strong>in</strong>en Keller. Deshalb<br />

musste schon wenige Jahre nach Fertigstellung<br />

der Parkettboden ausgewechselt<br />

werden. Auch die Fonta<strong>in</strong>e,<br />

die uns heute mit ihrem Wasserspiel<br />

erfreut, hat Friedrich nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Mal spr<strong>in</strong>gen sehen. Alle<strong>in</strong>, alles vergessen,<br />

wenn man die herrlichen Terrassen<br />

hochgeht, <strong>in</strong> deren Glashäusern<br />

die Feigen und der We<strong>in</strong> noch voller<br />

Blätter waren. Oben angekommen<br />

bewunderten unsere Iren das anmutige<br />

Figurenprogramm an der Fassade.<br />

Es s<strong>in</strong>d We<strong>in</strong>gottheiten, die das Thema<br />

We<strong>in</strong> an der Fassade weiterspielen.<br />

Auch hierzu gibt es e<strong>in</strong> Histörchen.<br />

Der Ste<strong>in</strong>metz hatte immer wieder<br />

Ärger mit der sparsamen Hofverwaltung<br />

und war e<strong>in</strong>es Tages spurlos verschwunden.<br />

Friedrich ließ ihn mit<br />

Haftbefehl überall suchen und man<br />

fand ihn schließlich <strong>in</strong> Straßburg. Auf<br />

diese Weise können wir uns noch<br />

heute an dem e<strong>in</strong>heitlichen Figurenprogramm<br />

beschw<strong>in</strong>gter We<strong>in</strong>götter<br />

erfreuen.<br />

Umlagert war die Gruft, <strong>in</strong> der Friedrich<br />

(auf persönlichen Wunsch) beigesetzt<br />

werden wollte. Auch se<strong>in</strong>en Hunden<br />

hat man mit 11 Grabplatten e<strong>in</strong><br />

Denkmal gesetzt. Ich erzählte die<br />

Geschichte der Odyssee des königlichen<br />

Leichnams von der Garnisonskirche<br />

über die Burg Hohenzollern bei<br />

Hech<strong>in</strong>gen und berichtete von den<br />

Leistungen des Königs <strong>in</strong> Bezug auf<br />

Landwirtschaft und Bildung. Nun verstanden<br />

die Iren auch, warum Leute<br />

immer wieder Blumen und Kartoffeln!<br />

auf das Grab legen.<br />

Auf der Rückseite – E<strong>in</strong>gangsseite<br />

von Sanssouci – maßloser Menschentrubel.<br />

Wir hätten über zwei Stunden<br />

warten müssen, um h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu kommen.<br />

So verzichteten wir auf diesen<br />

Punkt und spazierten zum Neuen<br />

Palais, am anderen Ende der großen<br />

Allee. Man lernte die Geschichte des<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 15


Streites mit der klappernden W<strong>in</strong>dmühle,<br />

die heute noch <strong>in</strong> Betrieb ist,<br />

kennen, sah durch die Spaliere die<br />

Neuen Kammern und die Muschelgrotte<br />

und bemerkte, wie lange die<br />

„grande tour“ doch dauern würde.<br />

Man verabschiedete sich und das Ehepaar<br />

Barton, das erst am nächsten Tag<br />

se<strong>in</strong>en Flug gebucht hatte, g<strong>in</strong>g weiter<br />

mit.<br />

Der Bau des Neuen Palais wurde von<br />

Friedrich II. angeordnet zu dem<br />

Zweck, die Großmacht Preußens zu<br />

demonstrieren. Obgleich man zu dieser<br />

Zeit (Mitte 18. Jahrh.) schon den<br />

Klassizismus bevorzugte, verharrte der<br />

König auf se<strong>in</strong>em bevorzugten Barock/Rokoko-Stil.<br />

Man war über das<br />

imposante Ausmaß der Schlossanlage<br />

sehr erstaunt. Das 240 m lange Schloss<br />

hat 300 Räume und 322 Fenster. Die<br />

Fassade, oberflächlich <strong>in</strong>takt wirkend,<br />

verbirgt, dass es mit dem Gebäude<br />

exorbitante, nicht sichtbare Probleme<br />

gibt. Aus ästhetischen Gründen hat<br />

man ke<strong>in</strong>e äußerlich sichtbaren Fallrohre<br />

für die Dachentwässerung angebracht.<br />

Die h<strong>in</strong>ter der Fassade verlaufenden<br />

Regenrohre s<strong>in</strong>d längst brüchig<br />

und lassen die Feuchtigkeit <strong>in</strong> das<br />

Mauerwerk sickern. Dazu kommt, dass<br />

auf dem feuchten Grund, auf dem das<br />

Schloss errichtet wurde, Fundamente<br />

aus Sandste<strong>in</strong> verwendet wurden. Und<br />

dieses Material leitet ebenfalls Feuchtigkeit<br />

<strong>in</strong> den Bau.<br />

An der Außenfassade stehen 488<br />

Figuren, von denen erst der kle<strong>in</strong>ere<br />

Teil restauriert wurde. Auf diese Weise<br />

konnten sich unsere Gäste e<strong>in</strong> Bild<br />

davon machen, welche Schäden es<br />

noch <strong>in</strong> Zukunft zu beseitigen gibt.<br />

Aber all das Unangenehme war vergessen,<br />

als wir im Schloss mit sachkundiger<br />

Führung herumg<strong>in</strong>gen. Der hochberühmte<br />

Muschelsaal, den darüber<br />

liegende Festsaal, beide von gewaltigen<br />

Ausmaßen, die vielen prächtigen<br />

Appartements waren so überwältigend,<br />

dass man nur zu gerne die vorher<br />

besprochenen Probleme vergaß.<br />

Zurück im Park besichtigten wir das<br />

bezaubernde Teehaus. Es war <strong>in</strong> der<br />

DDR-Zeit recht herunter gekommen<br />

und wurde mit Geldern aus Japan hervorragend<br />

hergerichtet. Die Figuren<br />

bekamen e<strong>in</strong> neues Blattgoldkleid und<br />

auch das Innere des kle<strong>in</strong>en Hauses ist<br />

wieder wunderschön ausgemalt. Man<br />

bemerkte auch, dass die Figuren zwar<br />

Ch<strong>in</strong>esen darstellen sollten, doch<br />

überaus europäische Gesichtszüge<br />

haben.<br />

Total erschöpft verabschiedeten wir<br />

uns für den nächsten Morgen, denn<br />

das Ehepaar Barton hatte vor, wenigstens<br />

EINEN Blick auf das Berl<strong>in</strong>er<br />

Brandenburger Tor zu werfen. E<strong>in</strong><br />

wenig verspätet g<strong>in</strong>g es dann am<br />

darauf folgenden Tag weiter mit der<br />

<strong>in</strong>teressanten Stadtgeschichte Potsdams.<br />

Wir spazierten durch das Barockviertel<br />

das eigentlich aus klassizistischen<br />

Gebäuden besteht. Unser Ziel<br />

war das berühmte Holländische Viertel<br />

mit se<strong>in</strong>en 128 (von ursprünglich 134)<br />

erhaltenen Häuschen. Die niederländische<br />

Regierung hatte vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren bedeutende Mittel zur Wiederherstellung<br />

bereit gestellt, so dass man<br />

sich davon überzeugen konnte, wie<br />

rasch es nunmehr mit dem Wiederaufbau<br />

g<strong>in</strong>g. Wir durften sogar e<strong>in</strong>es<br />

der Häuser, <strong>in</strong> dem gerade kräftig<br />

gewerkelt wurde, besichtigen. Bartons<br />

waren angetan von der Sorgfalt, mit<br />

der man mit der historischen Substanz<br />

umgeht. Alles, was irgendwie zu retten<br />

ist, wird erhalten: Türen und deren<br />

Zubehör, Fenstergriffe, Kam<strong>in</strong>e, Bemalungen,<br />

historische Treppen usw.<br />

Nur noch etwas Zeit und das Viertel,<br />

das e<strong>in</strong>zige Ensemble <strong>in</strong> dieser Geschlossenheit,<br />

wird wieder hergestellt<br />

se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verschnaufpause legten<br />

wir e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>em Cafe-Restaurant<br />

„<strong>Mai</strong>son de Chocolat“, das mit französisch<br />

ausgerichteter Küche, wunderbaren<br />

Kuchen und e<strong>in</strong>er Schokolade, <strong>in</strong><br />

der der Löffel steht, e<strong>in</strong>lädt.<br />

So gestärkt konnten wir langsam den<br />

Rückweg antreten. Wir wollten unseren<br />

Gästen das neue Potsdam nicht<br />

vorenthalten und spazierten über den<br />

Bass<strong>in</strong>platz, auf dem, wie <strong>in</strong> früheren<br />

Zeiten Markt abgehalten wird. Durch<br />

die Schluchten hässlicher Plattenbauen<br />

<strong>in</strong> sozialistischer Architektur, an der<br />

der Zahn der Zeit schon heftig nagt,<br />

g<strong>in</strong>g es nur zur Sch<strong>in</strong>kel´schen Nikolaikirche.<br />

Die Kuppel des mächtigen<br />

Gotteshauses hielt dem heftigen Bombardement<br />

im April 1945 stand, denn<br />

alle Geschosse rutschten von der Kuppel<br />

ab, ohne sie zu beschädigen. Erst<br />

die Soldaten der roten Armee gaben<br />

ihr den Rest. Im Innern ist die Kirche<br />

sehr schön wiederhergestellt im<br />

ursprünglichen Nazarener-Stil. Es gab<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Seitenräume e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Ausstellung, die den Wiederaufbau<br />

und den Stand der Restaurierungsarbeiten<br />

dokumentiert. Auch hier ist viel<br />

zu tun, nur langsam gehen die D<strong>in</strong>ge<br />

voran, denn es mangelt an den nötigen<br />

F<strong>in</strong>anzmitteln.<br />

Gegenüber der Nikolaikirche steht<br />

das wieder erbaute Fortune-Portal des<br />

Stadtschlosses. Dieser Bau war 1945<br />

ausgebrannt. Ich kann mich noch gut<br />

an die gewaltige Ru<strong>in</strong>e er<strong>in</strong>nern. 1960<br />

wurde dieses Denkmal monarchistischen<br />

Größenwahns abgerissen. Man<br />

hatte all die Jahrzehnte ke<strong>in</strong>e Idee, wie<br />

die kolossale <strong>in</strong>nerstädtische Brache zu<br />

füllen sei. Immerh<strong>in</strong> hat man sich<br />

nunmehr dazu entschlossen, wenigsten<br />

die Fundamente frei zu legen. Man<br />

plant, auch dieses Schloss wieder aufzubauen,<br />

denn viele wertvolle Bauteile<br />

hat man gesichert und e<strong>in</strong>gelagert.<br />

Beim Weg <strong>in</strong> das Hotel, denn nun<br />

war die Führung zu Ende, erzählte<br />

Confrater Barton, wie sie doch sehr<br />

verwundert seien, dass es so viel Historisches<br />

zu sehen gäbe. In den Medien<br />

wurde stets berichtet, <strong>Deutschland</strong> sei<br />

nach dem II. Weltkrieg völlig platt<br />

gemacht worden. Und nun dieses. Man<br />

hat beschlossen, es nicht bei dieser ersten<br />

Stippvisite zu belassen, sondern<br />

unser Land auf die Liste der Länder<br />

zusetzen, die es zu besuchen lohnt.<br />

E<strong>in</strong> segensreicher Beitrag zur Völkerverständigung.<br />

Barbara Sambale, DLJ<br />

16 <strong>Lazarus</strong> Journal


Beschlüsse und Informationen<br />

Kapitelsitzung <strong>in</strong> Bonn am 15.<br />

Dezember 2006<br />

> Das Treffen mehrerer Jurisdiktionen<br />

<strong>in</strong> der Norwich Group wird vorbereitet.<br />

Für die Investitur e<strong>in</strong>es neuen<br />

Großmeisters besteht ke<strong>in</strong>e Zeitnot.<br />

Die Großballei <strong>Deutschland</strong> – neue<br />

aktualisierte Bezeichnung: Militärischer<br />

und Hospitalischer <strong>Orden</strong> des<br />

Hl. <strong>Lazarus</strong> von Jerusalem, Selbständige<br />

und ökumenische Großballei<br />

<strong>Deutschland</strong> – wird sich auf den<br />

<strong>Lazarus</strong> e.V. und se<strong>in</strong>e karitativen<br />

Tätigkeiten stützen und weiter an<br />

der Entwicklung der Oeku-mene<br />

wirken, mit e<strong>in</strong>em besonderen Blick<br />

<strong>in</strong> Richtung orthodoxe Chris-ten.<br />

Sie wird sich an die <strong>Orden</strong>ssta-tuten<br />

von 1990 halten sowie an die e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Regelungen für das Vere<strong>in</strong>swesen<br />

im BGB.<br />

> Das Triumvirat wird vom Kapitel<br />

beauftragt, mit den übrigen<br />

Jurisdiktionen <strong>in</strong> Norwich <strong>in</strong> Verhandlungen<br />

zu treten, mit dem Ziel,<br />

die E<strong>in</strong>heit im <strong>Orden</strong> herzustellen<br />

und für e<strong>in</strong>en Zusammenschluss der<br />

<strong>in</strong> Norwich zusammentreffenden<br />

Jurisdiktionen zu werben, damit es<br />

künftig e<strong>in</strong>e die Obedienzen übergreifende<br />

Vere<strong>in</strong>igung geben kann.<br />

> Aus der Kommende Nordrhe<strong>in</strong> wird<br />

von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven, aktiven Teilnahme<br />

an den <strong>Orden</strong>streffen berichtet.<br />

Der Kommendator lädt die<br />

Großballei <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong> für den<br />

8. und 9.06.2007 zur Investitur <strong>in</strong> die<br />

Basilika St. Lambertus nach Düsseldorf.<br />

> Zeitgleich wird die Präsenz der<br />

Großballei <strong>Deutschland</strong> am 31.<br />

evangelischen Kirchentag <strong>in</strong> Köln<br />

vorbereitet.<br />

> Der Editor Cfr. Prof. Peter Schulz<br />

stellt se<strong>in</strong> Amt aus gesundheitlichen<br />

Gründen zur Verfügung und macht<br />

Vorschläge für die Nachfolge.<br />

> Die Kommende Berl<strong>in</strong> tritt nicht<br />

weiter als e<strong>in</strong>e „unabhängige und<br />

selbständige" Kommende auf. Sie<br />

wird zukünftig ihre Beitragsleistun-<br />

gen an die Großballei direkt entrichten,<br />

erwartet aber dafür die Möglichkeit,<br />

<strong>Orden</strong>saufwendungen für<br />

Events und Aktivitäten entsprechend<br />

abrechnen zu dürfen; die<br />

Belege s<strong>in</strong>d mit dem Tresorier (Cfr.<br />

Klaus Dieter Herbst a.i.) abzurechnen.<br />

> P. Karl Oerder stellt die Frage nach<br />

der Zukunft unserer Großballei im<br />

H<strong>in</strong>blick auf Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Er überbr<strong>in</strong>gt Grüße<br />

und gute Wünsche von Dr. Georg<br />

Gänswe<strong>in</strong>, Privatsekretär des Papstes,<br />

der uns nahe legt, weiter für die<br />

Oekumene e<strong>in</strong>zustehen, mehr<br />

Oekumene zu wagen.<br />

> Der Weihnachtsbrief soll mit e<strong>in</strong>em<br />

Spendenaufruf an die Mitglieder<br />

verbunden werden.<br />

Kapitelsitzung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel<br />

am 16. <strong>Mai</strong> 2007<br />

> Die <strong>in</strong>ternationale Entwicklung im<br />

<strong>Orden</strong> ist durch die folgenden Aufgaben<br />

gekennzeichnet: Aufbau e<strong>in</strong>er<br />

vollständigen (<strong>in</strong>ternationalen) Mitgliederdatei<br />

der Norwich-Gruppe;<br />

Durchführung e<strong>in</strong>es „Govern<strong>in</strong>g<br />

Councils“ <strong>in</strong> Potsdam; Pflege <strong>in</strong>formeller<br />

Kontakte mit Vertretern der<br />

französischen Obedienz.<br />

> Das große Ziel der Bemühungen auf<br />

<strong>in</strong>ternationalem Feld ist die weitgehende<br />

Vere<strong>in</strong>igung der zahlreichen<br />

Splittergruppen des <strong>Orden</strong>s, die sich<br />

im Laufe der Jahre gebildet haben.<br />

Deren Zusammenführung wird aus<br />

deutscher Sicht als geeigneter Zeitpunkt<br />

für die Neuwahl e<strong>in</strong>es Großmeisters<br />

gesehen.<br />

> Der Bericht des Hospitaliers wird <strong>in</strong><br />

schriftlicher Form von Cfr. Dr. Klaus<br />

W<strong>in</strong>ter vorgelegt (s. dort). Für die<br />

Folgejahre ist e<strong>in</strong>e Intensivierung<br />

der Zusammenarbeit der Großballei<br />

mit dem HDZ (Hilfswerk Deutscher<br />

Zahnärzte) <strong>in</strong>s Auge gefasst.<br />

> Die <strong>in</strong> Bad Honnef vorgelegte Spirituelle<br />

Reflexion soll nach Abstimmung<br />

mit den <strong>Orden</strong>skaplänen für<br />

den ev. Kirchentag als DIN A5 Bro-<br />

schüre vorbereitet und zu möglichst<br />

günstigen Konditionen gedruckt<br />

werden. Beim 31. ev. Kirchentag <strong>in</strong><br />

Köln beteiligt sich die Großballei<br />

mit e<strong>in</strong>em Stand und e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion.<br />

Die erforderlichen<br />

Anmeldungen s<strong>in</strong>d erfolgt. Cfrs.<br />

Herbst und Prof. Schulz übernehmen<br />

adm<strong>in</strong>istrative und technische<br />

Aufgaben.<br />

> Als Nachfolger im Amt des Editors<br />

schlägt Prof. Schulz Cfr. Richard<br />

Wagner aus Düsseldorf vor. Dieser<br />

wird e<strong>in</strong> Konzept für das nächste<br />

Journalheft und generell für die<br />

Öffentlichkeitsarbeit vorlegen.<br />

> Die Defizite an Beitragszahlungen<br />

der Mitglieder werden angesprochen.<br />

Für die PAX Bank wird das<br />

Beitragse<strong>in</strong>zugsverfahren neu angeboten.<br />

> DLS (Deutsche <strong>Lazarus</strong> Stiftung):<br />

Der Aufbau des Stiftungsvermögens<br />

schreitet unter der Aegide von Cfr.<br />

Richard Deutsch erfreulich rasch<br />

voran. So gew<strong>in</strong>nt die Stiftung als<br />

der operativ karitative Arm der<br />

Großballei weiter an Stärke und<br />

Bedeutung.<br />

Kapitelsitzung <strong>in</strong> Potsdam am<br />

26. Oktober 2007<br />

> Cfr. Dr. Stegenwallner berichtet von<br />

e<strong>in</strong>em Treffen mit dem Patriarchen,<br />

bei welchem über die Situation vor<br />

der Wahl e<strong>in</strong>es neuen Großmeisters<br />

gesprochen wurde. Bei der bevorstehenden<br />

Sitzung des Govern<strong>in</strong>g<br />

Councils soll beantragt werden, die<br />

Vermittlungsbereitschaft des Patriarchen<br />

zu nutzen, mit Earl Ferres die<br />

Frage der <strong>in</strong>ternationalen <strong>Orden</strong>sführung<br />

zum Wohle des <strong>Orden</strong>s und<br />

se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit auf e<strong>in</strong>en guten Weg<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

> Das Kapitel ist sich darüber e<strong>in</strong>ig,<br />

dass die neue Verfassung der französisch-maltesischen<br />

Zunge von der<br />

Norwich-Gruppe so nicht akzeptiert<br />

werden kann, weil diese vorsieht, die<br />

Souveränität der Ritterschaft und<br />

die konstitutionelle Grundstruktur<br />

des <strong>Orden</strong>s aufzugeben und statt<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 17


dessen die Führung des <strong>Orden</strong>s<br />

e<strong>in</strong>em Generalsekretär anzuvertrauen.<br />

Es muß ebenso e<strong>in</strong>deutig der<br />

oekumenische Charakter des<br />

<strong>Orden</strong>s erhalten bleiben. Die Verfassung<br />

soll ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund<br />

für die angestrebte E<strong>in</strong>igung<br />

werden; Über die Klärung von Verfassungsfragen<br />

wird e<strong>in</strong>e juristisch<br />

besetzte Kommission bef<strong>in</strong>den. Die<br />

folgenden Ziele werden angestrebt:<br />

1. Ernsthafte Verhandlungen zur Wiedervere<strong>in</strong>igung;<br />

2. Suche nach e<strong>in</strong>em, von allen Parteien<br />

getragenen Großmeister;<br />

3. Verabschiedung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Verfassung.<br />

> Dem Kapitel stellt sich die Lage des<br />

<strong>Orden</strong>s <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> folgendermaßen<br />

dar: neben der Großballei<br />

<strong>Deutschland</strong> bestehen fünf mehr<br />

oder m<strong>in</strong>der starke Gliederungen<br />

des <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s: Das Großpriorat<br />

<strong>Deutschland</strong> mit Pr<strong>in</strong>z Ernst-<br />

August zur Lippe; die ehemalige<br />

Graf Siracusa-Fraktion; die Erbkommende<br />

Rhe<strong>in</strong>land, ehemals Gold-<br />

Krämer-Fraktion; die verbliebene<br />

Orléans Opposition <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

> E<strong>in</strong>en Sonderstatus <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

hat das Humanitäre europäische<br />

Großpriorat.<br />

> Aus den Kommenden Schlatt, Bayern,<br />

Berl<strong>in</strong> und Nordrhe<strong>in</strong> liegen<br />

unterschiedliche Berichte vor.<br />

> Die karitativ-hospitalische Arbeit<br />

der Großballei wird durch die DLS<br />

und das HDZ maßgeblich gestaltet.<br />

Sie wird von zahlreichen Initiativen<br />

e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder begleitet,<br />

die Kleider sammeln und verschicken,<br />

Krankenbetten, Bettwäsche<br />

und Hygieneartikel organisieren,<br />

Brunnen anlegen lassen, K<strong>in</strong>der<br />

betreuen oder Obdachlose versorgen.<br />

> Zur positiven Bee<strong>in</strong>flussung der<br />

Mitgliederentwicklung s<strong>in</strong>d Annäherung<br />

und Versöhnung mit den<br />

o.g. verschiedenen Splittergruppen<br />

angestrebt, mit Cfr. P. Pokolm vom<br />

Humanitären europäischen Großpriorat<br />

soll Kontakt gepflegt werden.<br />

> Das Kapitel beschließt e<strong>in</strong>stimmig,<br />

Herrn Richard Wagner, Düsseldorf,<br />

zum Chefredakteur des <strong>Orden</strong>s-<br />

Journals zu ernennen. Verantwortlich<br />

i.S. des Presserechtes bleibt der<br />

bisherige Editor Prof. P. Schulz, der<br />

auch Mitglied im Kapitel bleibt.<br />

> Herr Wagner stellt dem Kapitel se<strong>in</strong>e<br />

Konzeption für das <strong>Orden</strong>sjournal<br />

vor. Es soll das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />

im wesentlichen beibehalten<br />

werden; durch Umstellung<br />

von Gutenberg auf Elektronik wird<br />

e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong>derung der Herstellungskosten<br />

angestrebt. Das Journal<br />

soll <strong>in</strong>sgesamt tagesaktueller und<br />

journalistischer werden. Damit sollen<br />

der Bekanntheitsgrad des<br />

<strong>Orden</strong>s gesteigert und neue Mitglieder<br />

geworben werden. Zum e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild gehört<br />

auch e<strong>in</strong>heitliches Briefpapier.<br />

> Der Wunsch nach digitalisierter<br />

Archivierung wird e<strong>in</strong>gebracht und<br />

auf die dazu hilfreichen Richtl<strong>in</strong>ien<br />

des Landeskirchenamtes im Rhe<strong>in</strong>land<br />

verwiesen. Für die Regel-Information<br />

der Mitglieder soll <strong>in</strong><br />

Zukunft stärker das Internet genutzt<br />

werden.<br />

> Cfr. Thorsten Fronhöfer, München,<br />

wird <strong>in</strong> das Kuratorium der DLS<br />

berufen.<br />

Kapitelsitzung <strong>in</strong> Witzleben am<br />

15. März <strong>2008</strong><br />

> Stand der Verhandlungen zur Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

des <strong>Orden</strong>s:<br />

> Es werden <strong>in</strong>tensive Verhandlungen<br />

geführt. E<strong>in</strong> Brief berichtet über e<strong>in</strong><br />

Gespräch zwischen Earl Ferres, dem<br />

Großkommendator David James<br />

und dem Herzog von Sevilla. Der<br />

Herzog von Sevilla wird den Weg für<br />

e<strong>in</strong>en Neuanfang eröffnen. Vorschläge<br />

für die Regelung der Nachfolge<br />

s<strong>in</strong>d erbeten.<br />

> Die Verhandlungen über die geme<strong>in</strong>same<br />

Konstitution s<strong>in</strong>d im vollen<br />

Gange. Es gibt noch folgende<br />

wichtige Punkt zu klären:<br />

Der Aspekt der Ökumene muss<br />

noch deutlicher betont werden.<br />

Die Kompetenz des Generalkapitels<br />

im Verhältnis zum Großmeis-<br />

ter und zur <strong>Orden</strong>sregierung ist<br />

noch aufzuwerten.<br />

Es besteht das Anliegen, e<strong>in</strong>en Koadjutor<br />

zu berufen. E<strong>in</strong> Koadjutor<br />

ist Amtsgehilfe e<strong>in</strong>es Bischofs, der<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Sicherheit und Garantie<br />

der Amtsnachfolge hat. Die<br />

Schaffung dieser Funktion muss<br />

noch durchleuchtet werden. E<strong>in</strong><br />

Sohn des Herzogs von Sevilla soll<br />

e<strong>in</strong>er von 2 Stellvertretern des<br />

neuen Großmeisters werden. Die<br />

Familie des Herzogs von Sevilla<br />

will sich damit Ihren Anspruch auf<br />

das Amt des Großmeisters perspektivisch<br />

sichern.<br />

> Folgende Argumente s<strong>in</strong>d hier zu<br />

gewichten und abzuwägen:<br />

1. Die Funktion des Koadjutors ist dem<br />

<strong>Orden</strong> derzeit nicht bekannt.<br />

2. Handelt es sich um e<strong>in</strong>e Funktion<br />

auf Zeit?<br />

3. Wird durch dieses Amt e<strong>in</strong> Recht auf<br />

Nachfolge des Sohnes gesetzt?<br />

4. Die Funktion ist e<strong>in</strong> Begriff des<br />

katholischen Kirchenrechts und entspricht<br />

nicht der ökumenischen<br />

Grundverfassung des <strong>Orden</strong>s.<br />

> Die Position im Kapitel ist e<strong>in</strong>hellig:<br />

Solange die „Machtverteilung“ im<br />

Verhältnis zum Großmeister und<br />

zwischen Generalkapitel, <strong>Orden</strong>sregierung<br />

und Großmeister stimmt,<br />

ist e<strong>in</strong>e solche zusätzliche Funktion<br />

unschädlich und wird zudem entschärft,<br />

wenn sie lediglich auf Zeit<br />

besetzt werden würde. Entsprechend<br />

soll vom Triumvirat <strong>in</strong> den Verhandlungen<br />

aus deutscher Sicht vorgetragen<br />

werden.<br />

> Die Norwich-Gruppe verhandelt auf<br />

Augenhöhe. Zahlenmäßig ist sie sogar<br />

größer. Sie repräsentiert die „verfassungstreuen“<br />

Jurisdiktionen, für<br />

die der Casus belli erledigt wäre,<br />

wenn der Herzog von Sevilla zurück<br />

getreten ist.<br />

> Die Großballei <strong>Deutschland</strong> ist dann<br />

für e<strong>in</strong>e Geheime Wahl.<br />

> Intern besteht E<strong>in</strong>igkeit darüber,<br />

dass erst mit Lösung der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Fragen der Handlungsspiel-<br />

18 <strong>Lazarus</strong> Journal


aum zur Erledigung der nationalen<br />

Themen entscheidend verbessert<br />

wird und die Position der Großballei<br />

stärkt.<br />

> Das Generalkapitel soll vom 4. bis<br />

7.09.<strong>2008</strong> <strong>in</strong> Wien abgehalten werden.<br />

> Die Norwich-Gruppe stellt ke<strong>in</strong>en<br />

eigenen Kandidaten auf. An ihr wird<br />

die Vere<strong>in</strong>igung des <strong>Orden</strong>s nicht<br />

scheitern.<br />

> Vorbereitung der <strong>Orden</strong>s- und Mitgliederversammlung<br />

am 24. <strong>Mai</strong><br />

<strong>2008</strong> <strong>in</strong> <strong>Mai</strong>nz.<br />

> Cfr. Stahl ist mit Wirkung vom<br />

31.01.<strong>2008</strong> von se<strong>in</strong>en Ämtern zurückgetreten.<br />

Das Kapitel dankt ihm<br />

herzlich für die langjährige Arbeit.<br />

> Daraus entsteht die Notwendigkeit<br />

folgende Funktionen neu zu besetzen<br />

und Wahlvorschläge zu unterbreiten<br />

für:<br />

a) Wahl e<strong>in</strong>es 1. Vorsitzenden des <strong>Lazarus</strong><br />

e.V.<br />

b) Wahl e<strong>in</strong>es Kanzlers (und ev. Refe-<br />

Beförderungen und Aufnahmen<br />

Investitur <strong>in</strong> Düsseldorf<br />

9. Juni 2007<br />

Aufgenommen <strong>in</strong> den <strong>Orden</strong>:<br />

Conseur Roswitha Fessler - Ketteler<br />

im Rang e<strong>in</strong>er OLJ<br />

Confrater Thorsten Frohnhöfer im<br />

Rang e<strong>in</strong>es OLJ<br />

Confrater Richard Wagner im Rang<br />

e<strong>in</strong>es OLJ<br />

Befördert wurden <strong>in</strong>nerhalb des Ritterstandes:<br />

Chev. Dr. Dr. Franz Broicher <strong>in</strong> den<br />

Rang e<strong>in</strong>es KCLJ<br />

Für se<strong>in</strong>e Verdienste um den <strong>Orden</strong><br />

ausgezeichnet:<br />

Chev. Richard Deutsch KCLJ mit der<br />

Verdienstklasse als GCMLJ<br />

Investitur <strong>in</strong> Potsdam<br />

27. Oktober 2007<br />

Befördert wurden:<br />

Confrater Thorsten Frohnhöfer <strong>in</strong><br />

den Rang e<strong>in</strong>es CLJ<br />

Confrater Richard Wagner <strong>in</strong> den<br />

Rang e<strong>in</strong>es CLJ<br />

In den Ritterstand aufgenommen<br />

wurden:<br />

Dame Barbara-Annelotte Sambale<br />

als DLJ<br />

Chev. Stephan Gralitzer als KLJ<br />

Chev. Carl Alois Sambale als KLJ<br />

Befördert wurden <strong>in</strong>nerhalb des Ritterstandes:<br />

Chev. Klaus - Dieter Herbst <strong>in</strong> den<br />

Rang e<strong>in</strong>es KCLJ<br />

Ausgezeichnet mit Verdienstmedaille<br />

der Großballei <strong>Deutschland</strong>:<br />

Der Freund des <strong>Orden</strong>s Pfarrer Klaus<br />

Marcus <strong>in</strong> Silber<br />

Der Großprior von England and<br />

Wales; His Lordship The Earl of Ferres<br />

<strong>in</strong> Gold<br />

Der Großprior von Irland; S.E. Bernhard<br />

Barton <strong>in</strong> Gold<br />

rendars?)<br />

c) Weitere Wahlen zum Vorstand des<br />

<strong>Lazarus</strong> e.V.<br />

Dazu werden folgende Vorschläge des<br />

Kapitels gemacht:<br />

> Kanzler: Cfr. Stroetmann<br />

> Justiziar: Dr. Stegenwallner<br />

> Hospitalier: Dr. W<strong>in</strong>ter<br />

Vigil auf Nikolskoe / Berl<strong>in</strong><br />

26. Oktober 2007<br />

In das Postulat des <strong>Orden</strong>s e<strong>in</strong>geführt<br />

wurden:<br />

Frau Dorothee Rexrodt aus <strong>Mai</strong>nz<br />

Herr Dr. jur. Dirk-M. Rexrodt M<strong>in</strong>R.<br />

aus <strong>Mai</strong>nz<br />

Herr Dr. Hans-Jürgen Grant aus Berl<strong>in</strong><br />

Herr Manfred Hentzsch aus Falkensee<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 19


Dienen -Weitergeben -Verändern<br />

Hospitalischer Bericht 2007<br />

Leprosier und Almosier Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter KCLJ, GCMLJ, Bad Lauterbach<br />

Unserem ökumenischen <strong>Orden</strong> ist<br />

die praktische Nächstenliebe als Ideal<br />

und Aufgabe zugeordnet: Neben den<br />

vielen und vielfältigsten Engagements<br />

e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder <strong>in</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

stehen die übergeordneten<br />

Hilfsaktionen der gesamten Großballei<br />

<strong>Deutschland</strong>, für die sich der <strong>Orden</strong><br />

besonderer karitativer E<strong>in</strong>richtungen<br />

zusätzlich bedienen kann. Die Stiftung<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />

Lepra- und Notgebiete (C.H. Bartels<br />

Fund) (HDZ) ist e<strong>in</strong>e dieser E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Dem siebenköpfigen Kuratorium<br />

des HDZ gehören neben se<strong>in</strong>em<br />

Vorsitzenden vier weitere Kuratoren<br />

dem <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> an.<br />

Das HDZ leistet – ebenso wie der<br />

<strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong> – bei unterschiedlicher<br />

Aufgabenstellung weltweit karitativsoziale<br />

Arbeit, d.h. Menschen <strong>in</strong> Not<br />

und Elend zu helfen. Das tragende<br />

Motiv für den Dienst am Nächsten ist<br />

für mich persönlich die christliche<br />

Caritas und Diakonie. Damit wird dieses<br />

Motiv zum lnhalt e<strong>in</strong>er gesamtchristlichen<br />

Ausrichtung aller Hilfsmassnahmen.<br />

Die zahlreichen HDZ-Projekte, die<br />

seit vielen Jahren auch Bestandteile der<br />

Hospitalischen Berichte s<strong>in</strong>d, erfüllen<br />

deshalb <strong>in</strong>haltlich ganz und gar die<br />

Ziele unseres <strong>Orden</strong>s. Nicht die großen<br />

Zahlenkolonnen der Jahresbilanzen<br />

s<strong>in</strong>d zu bewerten, sondern die unmittelbare<br />

Hilfe am Nächsten. Das ist der<br />

eigentliche Erfolg <strong>in</strong> der Erfüllung<br />

unserer karitativ-sozialen Aufgaben.<br />

Dies schicke ich deswegen stets me<strong>in</strong>em<br />

Bericht voraus, weil regelmäßig<br />

bei mir h<strong>in</strong>terfragt wird, ob der <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong><br />

sich ohne weiteres die Leistungen<br />

des HDZ anheften kann.<br />

Me<strong>in</strong> Hospitalischer Bericht 2007<br />

steht ganz im Zeichen des 20jährigen<br />

Bestehens der Stiftung Hilfswerk<br />

Deutscher Zahnärzte für Lepra- und<br />

Notgebiete.<br />

Auf me<strong>in</strong>er Inspektionsreise nach<br />

Kenia im Frühjahr 2007 besuchte ich<br />

die <strong>in</strong> den vergangenen Jahren errichteten<br />

Projekte <strong>in</strong> Juja und Thika,<br />

unweit von Nairobi. In Zusammenarbeit<br />

mit dem fränkischen Kenia-Hilfswerk.<br />

begleitete mich der Zahnarztkollege<br />

Dr. Paul Festl, der als aktives Mitglied<br />

der katholischen Pfarrgeme<strong>in</strong>de<br />

<strong>in</strong> Katzwang/Nürnberg die lnitiativen<br />

für diese Region vor längerer Zeit<br />

ergriffen hatte.<br />

Hier vor Ort arbeitet seit vielen Jahren<br />

die Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong> Sr. Luise<br />

Radlmeier. Den Schwerpunkt ihrer<br />

Tätigkeit legt sie auf die Versorgung<br />

von Aids-Waisen und deren Großmütter,<br />

von F<strong>in</strong>del- und Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>dern,<br />

von ganz jungen Mädchen,<br />

die an Männer verkauft wurden und<br />

geflohen s<strong>in</strong>d und von ehemaligen<br />

K<strong>in</strong>dersoldaten.<br />

Das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

hat mit se<strong>in</strong>en Spenden für diese aufopferungsvolle<br />

Tätigkeit gezielt ,,h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>anziert.“<br />

Mit der Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es Ambulatoriums und e<strong>in</strong>es<br />

Schwesternhauses wurde die Arbeit<br />

von Schwester Luise maßgeblich<br />

unterstützt. (Bayern alpha hat am<br />

Welt-Aids-Tag, 02.12.2007, mit dem<br />

Titel: „Die K<strong>in</strong>der der Nonne, Liebe,<br />

Tod und Hoffnung <strong>in</strong> Kenia“ darüber<br />

berichtet.) Bei der offiziellen Übergabe<br />

der neu erbauten Grundschule im Februar<br />

2007 konnte ich mich von der<br />

Notwendigkeit unserer Hilfsmaßnahmen<br />

noch e<strong>in</strong>mal überzeugen und<br />

gleichzeitig den Erweiterungsbau der<br />

Schule (geplant <strong>2008</strong> für 300 Schüler)<br />

zusammen mit den Verantwortlichen<br />

vor Ort besprechen.<br />

Unweit von Juja – <strong>in</strong> der kenianischen<br />

Industriestadt Thika – bef<strong>in</strong>det<br />

sich seit 1990 das St. Mulumba Hospital,<br />

das vor wenigen Jahren durch viele<br />

fränkische Spendenmittel errichtet<br />

wurde.<br />

Das HDZ f<strong>in</strong>anzierte die Betten für<br />

die Neugeborenen-Station und e<strong>in</strong>en<br />

dr<strong>in</strong>gend benötigten Groß-Generator,<br />

der die Stromversorgung für das Krankenhaus<br />

bei den häufigen Ausfällen<br />

nun sichert. Die vorhandene renovierungsbedürftige<br />

Zahnstation ist unser<br />

neuestes Projekt. Hier führte ich während<br />

me<strong>in</strong>es dreitägigen Aufenthaltes<br />

konkrete Gespräche mit dem Architekten<br />

und dem Dental-Depot <strong>in</strong> Nairobi.<br />

Hier wurden das dafür zu bebauende<br />

Grundstück auf dem Hospitalgelände<br />

besichtigt und die jeweiligen Kostenanalysen<br />

für Bau und E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>geholt.<br />

Inzwischen ist das Haus fertig und<br />

das Equipment auf dem Weg. Das Vorhaben<br />

hat e<strong>in</strong>en lnvestitionswert von<br />

fast 70.000 Euro. Im Frühjahr <strong>2008</strong><br />

werde ich zusammen mit me<strong>in</strong>er Frau<br />

wieder nach Kenia reisen, um die<br />

Arbeit von Sr. Luise mit neuen Projekten<br />

zu unterstützen. Auch wollen<br />

wir <strong>in</strong> Ruanda die Resozialisierung<br />

ehemaliger K<strong>in</strong>dersoldaten vorantreiben.<br />

Erst kürzlich habe ich hierfür Kontakt<br />

mit Eugenie Musayidire aufgenommen.<br />

Sie ist die diesjährige Preisträger<strong>in</strong><br />

des 7. Internationalen Nürnberger<br />

Menschenrechtspreises, und<br />

leitet hier <strong>in</strong> Ruanda e<strong>in</strong> Therapiezentrum<br />

für traumatisierte K<strong>in</strong>der, wie die<br />

K<strong>in</strong>dersoldaten.<br />

An e<strong>in</strong>em Beispiel – wie hier <strong>in</strong> Kenia<br />

– hat das HDZ <strong>in</strong> den vergangenen 20<br />

Jahren über 800 Projekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Gesamtwert von weit mehr als 18 Mio<br />

Euro realisieren können.<br />

20 <strong>Lazarus</strong> Journal


Die <strong>in</strong> der Jubiläumsbroschüre vorgestellten<br />

Projekte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Präsentation<br />

eigener Leistungen, sondern<br />

dankbares H<strong>in</strong>weisen von Ergebnissen,<br />

die durch geme<strong>in</strong>sames Handeln<br />

entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Allen, die dabei mitgewirkt haben<br />

und dies <strong>in</strong> großer Treue noch immer<br />

tun, b<strong>in</strong> ich zutiefst dankbar:<br />

Dankbar verbunden b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie den vielen kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelspendern,<br />

unseren Patienten deutschlandweit.<br />

Sie versetzen uns erst <strong>in</strong> die Lage,<br />

unseren Dienst am Nächsten so zu<br />

tun. Tausende von kle<strong>in</strong>en an das HDZ<br />

adressierten Versandbeutelchen mit<br />

Zahnaltgold s<strong>in</strong>d von ihnen angekommen.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr konnten wir<br />

mit deren Erlösen wiederum fast 40<br />

Projekte unterstützen, die schon heute<br />

e<strong>in</strong>en Gesamtwert von über 900.000<br />

Euro haben.<br />

Damit Sie e<strong>in</strong>en kurzen Überblick<br />

bekommen, welches Ausmaß unsere<br />

Projekte <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren hatten,<br />

möchte ich zusammengefasst ganz<br />

kurz <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen:<br />

> Ca. 181 Zahnstationen haben wir <strong>in</strong><br />

Gött<strong>in</strong>gen eigenhändig verpackt und<br />

per Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong> die Entwicklungsländer<br />

br<strong>in</strong>gen lassen; zusätzliche 154<br />

zahnärztliche E<strong>in</strong>richtungen mit<br />

Materialien, Instrumentarien und<br />

Medikamenten haben hilferufende<br />

Empfänger erreicht;<br />

> Ca. 18 Grundschulen wurden gebaut<br />

und /oder unterstützt, u.a. 3 Schulen<br />

<strong>in</strong> Mondulkiri <strong>in</strong> Kambodscha, Bordenia<br />

<strong>in</strong> Indien sowie e<strong>in</strong> Gymnasium<br />

<strong>in</strong> Satu Mare <strong>in</strong> Rumänien;<br />

> Ca. 10 Jugendzentren wurden erstellt,<br />

u.a. <strong>in</strong> Wohku, Russland, und<br />

an der Elfenbe<strong>in</strong>küste und <strong>in</strong> Ghana.<br />

> Bei der Rückschau habe ich ca. 35<br />

Häuserprogramme ermittelt. u.a. e<strong>in</strong><br />

Hausbauprogramm zur Frauenförderung<br />

<strong>in</strong> Makuyo/Kenia und das<br />

Frauenhaus <strong>in</strong> Goa; mehrere Neubausiedlungen<br />

für Lepra-Kranke, z.B.<br />

mit 110 Häusern <strong>in</strong> Balaramapuram<br />

<strong>in</strong> der Nähe von Madras <strong>in</strong> Indien.<br />

Vielfältig haben wir <strong>in</strong> bestehende<br />

Lepraprogramme <strong>in</strong>vestiert, wie das<br />

<strong>in</strong> Myikyna <strong>in</strong> Burma oder das<br />

Lepra-Projekt <strong>in</strong> Bombay/Indien.<br />

> Etwa 15 K<strong>in</strong>derheime bzw. K<strong>in</strong>dergärten<br />

s<strong>in</strong>d gebaut oder unterstützt<br />

worden, u.a. das Marie Luisen K<strong>in</strong>derheim<br />

<strong>in</strong> Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien;<br />

das K<strong>in</strong>derheim San Leopolde<br />

<strong>in</strong> Sao Paulo, Brasilien und das Dr.<br />

Horst Sebastioan Village – e<strong>in</strong> Waisenheim<br />

– <strong>in</strong> Lamay, Peru, und nicht<br />

zu vergessen den K<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong><br />

Frumoasa, Rumänien<br />

Hierzu schrieb mir erst vor wenigen<br />

Tagen Schwester Dolore folgende Zeilen:<br />

20 Jahre Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />

hat sichtlich e<strong>in</strong> großes Netzwerk<br />

der Nächstenliebe ausgebreitet und<br />

somit e<strong>in</strong>e Menge Not gel<strong>in</strong>dert und viel<br />

Gutes bewirkt. Möge dieses Netzwerk<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Segen für die Notleidenden<br />

und Bedürftigen bleiben.<br />

Gerne schreibe ich Dir e<strong>in</strong> paar Punkte<br />

auf, was aus unserem K<strong>in</strong>dergartenprojekt<br />

geworden ist.<br />

Der K<strong>in</strong>dergarten ist zu e<strong>in</strong>er Modelle<strong>in</strong>richtung<br />

geworden und es kommen<br />

immer wieder Fachkommisionen und<br />

Fortbildungsgruppen vom Schulamt um<br />

diesen K<strong>in</strong>dergarten zu besichtigen.<br />

Vierundachtzig K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d derzeit <strong>in</strong><br />

vier Gruppen aufgeteilt und der Staat<br />

hat noch e<strong>in</strong>en Zuschuß gegeben, so daß<br />

e<strong>in</strong>e Tagesgruppe auch das Mittagessen<br />

bekommen kann. Der Nachbar hat se<strong>in</strong><br />

Haus restauriert und Baustil und<br />

Außenfarben dem K<strong>in</strong>dergartengebäude<br />

angepaßt.<br />

Das Betteln vor unserer Haustüre hat<br />

sich etwas beruhigt. Wenn unser K<strong>in</strong>derheim<br />

aus Hilfstransporten Überschuß<br />

an Spielwaren und Bekleidung<br />

bekommt, geben wir diesen über den<br />

K<strong>in</strong>dergarten und die Schule an die<br />

Bedürftigen weiter. Die Zusammenarbeit<br />

mit dem K<strong>in</strong>dergartenpersonal ist<br />

sehr lebendig geworden und im Vergleich<br />

zu früheren müden Gewohnheiten,<br />

bemüht sich der Bürgermeister jetzt<br />

sichtlich eifrig darum, daß auch die<br />

Spielplatz- und Gartenpflege nicht vernächlässigt<br />

wird. Die Dorfleute haben<br />

erfahren, dass <strong>Deutschland</strong> nicht nur für<br />

das Waisenhaus etwas Gutes getan hat,<br />

sondern auch für die K<strong>in</strong>der des Dorfes.<br />

Somit ist auch unser Waisenhaus noch<br />

mehr akzeptiert.<br />

Wir können nicht genug dankbar se<strong>in</strong>,<br />

daß dieses Projekt zustande gekommen<br />

ist.<br />

Viele Reiche haben das Gefühl, dass<br />

sie wegen ihrer höheren Steuerbelastung<br />

schon genug für das Geme<strong>in</strong>wesen<br />

tun. Und: Arme haben e<strong>in</strong>en<br />

direkten Bezug zur Not und Bedürftigkeit<br />

als andere.<br />

Das Se<strong>in</strong> bestimmt das<br />

Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

Nicht nur die kränkelnde Spendenbereitschaft<br />

der Wohlhabenden, sondern<br />

auch das Scheitern der Ideen von<br />

Marx <strong>in</strong> der Praxis zeigen, dass es für<br />

den Menschen schlecht ist, zum<br />

Gefangenen se<strong>in</strong>es Bewusstse<strong>in</strong>s zu<br />

werden. Der scheidende britische Botschafter<br />

Sir Peter Torry brachte dies<br />

jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Toast vor überwiegend<br />

deutschen Gästen se<strong>in</strong>es Abschiedempfangs<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf den Punkt:<br />

„Erheben Sie Ihr Glas, das Sie gern als<br />

halb leer sehen. Erkennen Sie, dass es<br />

halb voll ist. Dies ist e<strong>in</strong> wunderschönes,<br />

reiches Land. Wenn der Rest der Welt<br />

die Probleme <strong>Deutschland</strong>s hätte – wie<br />

gut g<strong>in</strong>ge es uns allen!“<br />

Damit das Geld des HDZ nicht <strong>in</strong> falsche<br />

Kanäle fließt, dafür sorgt auch die<br />

wiederholte Auszeichnung durch das<br />

Deutsche Zentral<strong>in</strong>stituts für soziale<br />

Fragen mit dem Spendensiegel. E<strong>in</strong>e<br />

Art TÜV-Plakete für soziale E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Es bestätigt zum wiederholten<br />

Male, dass der Anteil der Werbe- und<br />

Verwaltungsausgaben beim HDZ niedrig<br />

liegt und damit das Gros des Geldes<br />

nahezu ausschliesslich <strong>in</strong> Projekte<br />

fließt.<br />

Warum b<strong>in</strong> ich 20 Jahre ehrenamtlich<br />

überhaupt dabei?<br />

Frau Dr. Margot Käßmann, Bischöf<strong>in</strong><br />

der Evangelischen-lutherischen Landeskirche<br />

Hannover, brachte es <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Artikel Praktizierte Nächstenliebe<br />

über die Hilfsaktionen der deutschen<br />

Zahnärzte – für mich – auf den<br />

Punkt:<br />

,,Die Zuwendung zu anderen verändert<br />

uns immer auch selbst. Sie befreit<br />

uns aus der Gefangenschaft im Alltagstrott<br />

und erweitert unseren Horizont. So<br />

s<strong>in</strong>d wir als Gebende immer auch Empfangende."<br />

Ich b<strong>in</strong> mir dessen bewusst, dass<br />

unsere Hilfe alle<strong>in</strong> nicht das Elend die-<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 21


ser Welt beseitigen kann. Unsere<br />

geme<strong>in</strong>same Hilfe werden wir gezielt<br />

e<strong>in</strong>setzen, um wenigstens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Notgebieten neue Hoffnung keimen zu<br />

lassen. Und dies immer wieder, um<br />

den Menschen zu helfen, die sich selbst<br />

nicht helfen können.<br />

Neben Nothilfe-Projekten und<br />

unmittelbar Existenz erhaltenden<br />

Maßnahmen stehen Resozialisierung<br />

und H<strong>in</strong>führung zur eigenständigen<br />

Versorgung im Vordergrund. Dabei<br />

steht der Mensch als Geschöpf Gottes<br />

mit se<strong>in</strong>en Bedürfnissen, Empf<strong>in</strong>dungen<br />

und Sehnsüchten stets im Mittelpunkt<br />

unserer Arbeit.<br />

Der Mensch <strong>in</strong> Not darf nicht zum<br />

Objekt des Mitleids werden, Hilfeleistungen<br />

nicht Ausdruck gönnerhafter<br />

Almosen. Jedes Menschenleben ist e<strong>in</strong>malig,<br />

kostbar und se<strong>in</strong>e Erhaltung<br />

aller Anstrengungen wert. Dieser<br />

Wertmassstab kennt weder nationale<br />

noch konfessionelle Unterschiede.<br />

Nochmal mit me<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>dlichs-<br />

ten Dank an alle beteiligten Spender.<br />

Ca. 33 Sozialstationen konnte ich aus<br />

den Unterlagen ermitteln, so u.a. die <strong>in</strong><br />

San Antonie, Brasilien, <strong>in</strong> Kratie weit<br />

im Norden Kambodschas, das Jugendheim<br />

<strong>in</strong> St. Petersburg, Auffangheime<br />

für Straßenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Brasilien, Kongo,<br />

Rumänien. Ca. 15 Berufsschulen wie<br />

San Lazaro und Monte Salvadore <strong>in</strong><br />

Peru, die Dental Schools <strong>in</strong> Kambodscha<br />

und Indonesien, die Kunst-<br />

Handwerksschule im Urubamba-Tal,<br />

Lamay, <strong>in</strong> Peru und das Professional-<br />

Technical Centre <strong>in</strong> Ashaiman, Ghana.<br />

Das Hilfswerk hat weitere Projekte<br />

unterstützt wie z.B. <strong>in</strong> die Erdbebenhilfe<br />

<strong>in</strong> Pakistan, Hilfe nach dem<br />

Hochwasser <strong>in</strong> Ost-, West- und Süddeutschland<br />

geleistet, bundesweiter<br />

Spendenaufruf erbrachte e<strong>in</strong>e grossartige,<br />

gezielte Hilfe an der Seite der<br />

Salesianer nach der Tsunami-Katastrophe,<br />

es wurden diverse Impfaktionen<br />

durchgeführt oder unterstützt, Gesundheitsprogramme<br />

<strong>in</strong> Gambia oder<br />

Madagaskar auf die Be<strong>in</strong>e gebracht,<br />

Krankenhausbauten <strong>in</strong> Kenia und<br />

Kambodscha verwirklicht, Wasserbohrungen<br />

zur Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung,<br />

Hungerhilfen und vieles mehr und<br />

anderswo. Nicht zu vergessen: Mehr als<br />

100 Tonnen Seifen, Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />

sowie Hunderttausende Zahnbürsten<br />

und Zahnpasta nach Afrika für<br />

Hygieneprigramme verschickt.<br />

Das Se<strong>in</strong> bestimmt das<br />

Bewusstse<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> schlichter Satz, den Karl Marx zu<br />

e<strong>in</strong>em Eckste<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Thesen machte.<br />

Ende September veröffentlichte die<br />

Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung<br />

zusammen mit dem Deutschen<br />

Spendenrat e.V. Ergebnisse ihres<br />

Umfrageproduktes Charityscope.<br />

Diese bestätigten wieder e<strong>in</strong>mal, dass<br />

ärmere Menschen gemessen an ihrem<br />

E<strong>in</strong>kommen deutlich mehr spenden<br />

als Wohlhabende.<br />

22 <strong>Lazarus</strong> Journal


Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und<br />

Notgebiete, Stiftung bürgerlichen Rechts<br />

(C.H.Bartels Fund)<br />

Jahresbericht 2007<br />

Das Jahr 2007 stand ganz im Zeichen<br />

des 20jährigen Bestehens unserer Stiftung.<br />

Mit der Hilfe der Medien und<br />

auf Veranstaltungen konnten wir den<br />

Erfolg unserer Hilfsmassnahmen nicht<br />

nur mit Zahlen herausstellen, sondern<br />

auch mit Inhalten. Es gehört zum<br />

Grundsatz des Hilfswerks Deutscher<br />

Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete,<br />

dort tätig zu werden, wo staatliche<br />

Hilfsmaßnahmen nicht greifen und<br />

wo die großen Hilfsorganisationen<br />

nicht vertreten s<strong>in</strong>d.<br />

Über 19 Mio. Euro wurden während<br />

dieser Zeit <strong>in</strong> über 900 Projekte <strong>in</strong> 60<br />

Ländern der Welt <strong>in</strong>vestiert. Hilfsmaßnahmen<br />

unseres Werkes setzen<br />

punktuell, aber umfassend an: Zahnstationen,<br />

Krankenstationen, Waisenhäuser,<br />

K<strong>in</strong>derheime, Schulen wurden<br />

und werden gebaut und komplett ausgestattet.<br />

1. Zahnmediz<strong>in</strong>ische Geräte, Instrumente, Materialien,<br />

Invalidenverb. Ukra<strong>in</strong>e 18.500,00<br />

2. Zahnmediz<strong>in</strong>ische Instrumente für Zahnstation, Nepal<br />

1.500,00<br />

3. Schulmaterial für Primary School, Juja-Farm, Kenia<br />

200,00<br />

4. Sozial-Projekt, LC Thika, Kenia 800,00<br />

5. Nachtragskosten für Primary School und Waisenhaus,<br />

Juja, Kenia 12.500,00<br />

6. Unterricht für K<strong>in</strong>derarbeiter, Ravu-lapalem, Andhra Pradesh,<br />

India 25.000,00<br />

7. Bau e<strong>in</strong>er Zahnstation, Mulumba Hospital, Thika, Kenia<br />

45.000,00<br />

8. Sozialarbeit, Medikamentenhilfe Belt<strong>in</strong>g, Rumänien<br />

3.000,00<br />

Dabei steht die Hilfe zur Selbsthilfe<br />

im Vordergrund: Schul- und Berufsausbildung<br />

junger Menschen, E<strong>in</strong>richtung<br />

von Arbeitsstätten, Unterweisung<br />

von Ärzten/Zahnärzten und Hilfspersonal<br />

an den gelieferten Ausrüstungsgegenständen<br />

und Versorgung mit<br />

Medikamenten.<br />

Das HDZ kooperiert dabei auch mit<br />

lokalen Partnern vor Ort. Das ist unsere<br />

Stärke. Wir unterstützen an der<br />

Basis wichtige Arbeit <strong>in</strong> Gesundheitsdiensten,<br />

bei der Armutsbekämpfung,<br />

<strong>in</strong> der Bildung oder <strong>in</strong> Katastrophenfällen.<br />

Die Durchführung der Hilfsmaßnahmen<br />

erfolgt neben kirchlichen und<br />

privaten Institutionen, auch mit<br />

öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen – wie Botschaften,<br />

GTZ, Konsulaten und Universitäten.<br />

Übersicht der HDZ Projekte <strong>in</strong> 2007<br />

Im Jahr 2007 konnte das HDZ mit<br />

fast 1,5 Mio. Euro 49 Projekte <strong>in</strong> vielen<br />

Ländern realisieren. Diese Hilfeleistungen<br />

waren uns überwiegend aus<br />

Erlösen der Altgoldspender erst<br />

ermöglicht worden. Unser Aufruf an<br />

die deutsche Kollegenschaft, künftig -<br />

möglichst per Dauerauftrag - 10,00<br />

Euro/Jahr dem Stiftungskapital zuzuführen,<br />

soll das Hilfswerk der deutschen<br />

Zahnärzte <strong>in</strong> die Lage versetzen,<br />

se<strong>in</strong>e satzungsgemäßen Aufgaben auch<br />

künftig erfüllen zu können.<br />

Wir s<strong>in</strong>d allen sehr dankbar, die uns<br />

ihre Unterstützung <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

erwiesen haben und diese auch <strong>in</strong><br />

Zukunft zu kommen lassen.<br />

Januar <strong>2008</strong>,<br />

Dr.-Klaus W<strong>in</strong>ter,<br />

Vorsteher der Stiftung HDZ<br />

9. Hilfszentrum für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Caritas-Iași,<br />

Rumänien 50.000,00<br />

10. Mediz<strong>in</strong>ische Hilfsmaßnahme Krankenhaus Aira, Äthiopien<br />

5.000,00<br />

11. Häusersanierung und Hausbau, Fushe Arrez, Albanien<br />

30.000,00<br />

12. Dental School, Equipment, Phnom Penh, Kambodscha<br />

85.000,00<br />

13. Küche für Straßenk<strong>in</strong>der (Bau, E<strong>in</strong>richtung, Ausbildung),<br />

Munti-lupa City, Manila, Philipp<strong>in</strong>en, 1.Rate<br />

75.000,00<br />

14. Ausbau des Pflegedienstes (mediz<strong>in</strong>ische Versorgung,<br />

soziale Reha) von ca. 2000 Leprakranken, Prov<strong>in</strong>z Kanton,<br />

Ch<strong>in</strong>a 40.000,00<br />

15. Drittes Wohnheim für Berufsbildungszentrum Ashaiman,<br />

Ghana (1.Rate) 60.000,00<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 23


16. Bau e<strong>in</strong>er Mehrzweckhalle, Mampetta, Indien<br />

10.320,00<br />

17. Nachtrag für Derma-Kl<strong>in</strong>ik, Phnom Penh, Kambodscha<br />

4.535,00<br />

18. Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), Würzburg<br />

5.000,00<br />

19. K<strong>in</strong>der- und Jugendzentrum, (Innenausbau) Viile, Satu<br />

Mare, Rumänien 75.000,00<br />

20. Geme<strong>in</strong>dezentrum, Renovierung Außenfassade Grosskarol,<br />

Rumänien 26.267,00<br />

21. Hauskauf für 20 F<strong>in</strong>delk<strong>in</strong>der und 24 sudanesische<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der Sr. Luise-Juja/Thika , Kenia<br />

10.000,00<br />

22. Transportkosten EHD für Präventionsprojekt eritreischer<br />

Grundschulen 9.415,00<br />

23. Kauf Medikamente für Dispensarium, Mahavatse,<br />

Mada-gaskar 10.000,00<br />

24. Verbesserung der Ausstattung des Berufsbildungszentrums,<br />

Dimapur, Nagaland,Indien 9.000,00<br />

25. Ausbildung <strong>in</strong> Fischzucht für Strassenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Lubumbashi,<br />

Kongo 10.000,00<br />

26. Dental RÖ-Gerät, Mischgerät und diverse Instrumente,<br />

Shisong, Kamerun 6.000,00<br />

27. a.r.t.Projekt Gambia, Rate 2007 40.000,00<br />

28. Erdbebensoforthilfe Peru: Lebensmittel, Decken, Zelte,<br />

Kleidung 20.000,00<br />

29. Dental Equipment Zahnstation Mulumba Hosp. Thika,<br />

Kenia 34.065,00<br />

30. Dental Equipment Zahnstation für Bethesda-Hospital,<br />

Cotonou, Ben<strong>in</strong> 20.830,00<br />

31. Diverse zahnärztliche Geräte und Hygieneartikel, Bischkek,<br />

Kirgistan 4.200,00<br />

32. Enyiduru Projekt: Grundstückskauf für Kant<strong>in</strong>e für<br />

Schulzentrum 40.000,00<br />

33. Drittes Wohnheim Berufsbildungszentrum Ashaiman,<br />

Ghana (2.Rate) 60.000,00<br />

34. Tageszentrum Sf. Mar<strong>in</strong>a, Spec. Assistance for vuln. Children,<br />

Iasi, RO 20.000,00<br />

35. Zahnchirurg. Instrumentarium, Dental Station, Trishuli,<br />

Nepal 1.000,00<br />

36. Zahnstation, Belceºti-Iaºi, Rumänien 6.847,00<br />

37. Ausbildung statt Abschiebung: Förderunterricht, Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

und Migranten 8.690,00<br />

38. Unterhaltskosten für Waisenheim Lamay/Cusco-Peru<br />

15.000,00<br />

39. Bombay Leprosy Projekt, LPS-Leprosy-Referral-Centre,<br />

Indien 17.669,00<br />

40. Muntilupa City, Manila, Philipp<strong>in</strong>en, Küche für Straßenk<strong>in</strong>der<br />

(Bau, E<strong>in</strong>richtung, Ausbildung)<br />

75.000,00<br />

41. Errichtung e<strong>in</strong>es Sozial<strong>in</strong>stituts für Sozialarbeit, Jorhat,<br />

Assam, Indien 150.000,00<br />

42. a.r.t. Projekt, Gambia 40.000,00<br />

43. Rö-Gerät, Materialien, Instrumentarien,Equipment für<br />

Zahnstation, Thika 47.650,00<br />

44. Altenheim Goa, Indien 500,00<br />

45. Wasseraufbereitungsanlagen für thailändische Schulen;<br />

(Projekt M<strong>in</strong>derjahn) 7.000,00<br />

46. Material, Medikamente, Unterhalt Zahnstation Bisidimo,<br />

Äthiopien 9.504,00<br />

47. Schulprojekt Nigeria, Mauerbau 23.500,00<br />

48. Ausbildungsführungskräfte für Soziales <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

135.000,00<br />

49. Cyclone Bangladesh "Hope 87" 77.000,00<br />

Stand am 31. Dezember 2007 = 1.480.894,00<br />

24 <strong>Lazarus</strong> Journal


Goldene Brücken für Bedürftige<br />

Wecher Patient kann mit dem Altgold aus alten Kronen und Brücken schon viel anfangen? Als Spende erfüllt es jedoch<br />

e<strong>in</strong>en guten Zweck – vorausgesetzt, es erreicht das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete.<br />

Seit genau 20 Jahren schlägt die Stiftung<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />

Lepraund Notgebiete (HDZ) e<strong>in</strong>e Brücke<br />

für Kranke und Bedürftige weltweit.<br />

Seit Bestehen hat die Stiftung<br />

über 900 Hilfsprojekte <strong>in</strong> mehr als 60<br />

Ländern unterstützt. Dafür hat sie<br />

über 19 Millionen Euro bereitgestellt,<br />

alle<strong>in</strong> rund 1,3 Millionen Euro im Jahr<br />

2007.<br />

Das Konzept des HDZ ist ebenso e<strong>in</strong>fach<br />

wie wirkungsvoll: Zahnärzte<br />

geben ihren Patienten die Möglichkeit,<br />

das Altgold aus frisch entfernten Kronen<br />

oder Brücken zu spenden. E<strong>in</strong>e<br />

Goldscheideanstalt recycelt es kostenlos<br />

und stellt der Stiftung den kompletten<br />

Gegenwert zur Verfügung,<br />

sodass nahezu 100 Prozent des Erlöses<br />

<strong>in</strong> die Hilfsprojekte e<strong>in</strong>fließen kann.<br />

E<strong>in</strong> verantwortlicher und mitgestaltender<br />

Teil der Gesellschaft<br />

Initiiert wurde die Stiftung von Carl<br />

He<strong>in</strong>z Bartels. Als der Gött<strong>in</strong>ger Zahnarzt<br />

1981 e<strong>in</strong>e Leprastation auf e<strong>in</strong>er<br />

thailändischen Insel besuchte, war er<br />

von dem dortigen Elend so erschüttert,<br />

dass er noch im selben Jahr e<strong>in</strong>e<br />

„Patenschaft niedersächsischer Zahnärzte"<br />

<strong>in</strong>s Leben rief. Das war der<br />

Grundste<strong>in</strong> des HDZ. 1987 wurde das<br />

Hilfswerk schließlich <strong>in</strong> den Stand der<br />

Stiftung erhoben. 2001 starb Bartels,<br />

doch se<strong>in</strong> Vermächtnis, die hilfsbedürftigen<br />

Menschen <strong>in</strong>s Zentrum der<br />

Aktivitäten zu rücken, lebt bis heute<br />

fort.<br />

Nachfolger Bartels' als Vorsteher der<br />

Stiftung ist Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter, Zahnarzt<br />

<strong>in</strong> Bad Lauterberg. Er versteht se<strong>in</strong><br />

Hilfswerk „als verantwortlichen und<br />

mitgestaltenden Teil der Gesellschaft".<br />

Mitgestaltung bedeutet hier gleichermaßen,<br />

E<strong>in</strong>fluss zu nehmen und soziale<br />

Verantwortung zu tragen. Diesem<br />

Grundsatz folgend, br<strong>in</strong>gen deutsche<br />

Zahnärzte ihre Kernkompetenzen<br />

überall auf der Welt aktiv und sozialverantwortlich<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Schwierige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

begreift das HDZ als Herausforderung.<br />

Daher wird die Stiftung überall<br />

dort aktiv, wo staatliche Hilfsmaßnahmen<br />

nicht greifen oder die großen<br />

Hilfsorganisationen untätig bleiben.<br />

Ziel ist es, nachhaltig zu helfen, um<br />

den bedürftigen Menschen langfristig<br />

e<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> selbstbestimmteres<br />

Leben zu ebnen. So unterstützt das<br />

HDZ Initiativen, die es sich zur Aufgabe<br />

machen, die Lebensqualität und<br />

Perspektiven verarmter und erkrankter<br />

K<strong>in</strong>der, Jugendlicher, Mädchen und<br />

Frauen zu verbessern. Weltweit konnte<br />

durch die Beteiligung des HDZ der<br />

Aufbau zahlreicher K<strong>in</strong>dergärten,<br />

Schulen, Heime und Ausbildungsstätten<br />

f<strong>in</strong>anziert werden.<br />

Des Weiteren gehören die Bekämpfung<br />

von Lepra und Aids sowie die<br />

Unterstützung von Opfern <strong>in</strong> Katastrophengebieten<br />

zum Wirkungsfeld<br />

der Stiftung. 2004 konnten für die Tsunami-Opfer<br />

<strong>in</strong> Sri Lanka spontan Mittel<br />

für 350 Häuser, 500 Fischerboote<br />

und e<strong>in</strong> Waisenhaus für betroffene<br />

K<strong>in</strong>der bereitgestellt werden.<br />

In diesem Jahr wurden über 40 weitere<br />

Projekte <strong>in</strong> Höhe von über 1,3 Millionen<br />

Euro gefördert, unter anderem<br />

(Zahn-)mediz<strong>in</strong>ische Prophylaxeprogramme<br />

und Bauvorhaben für Leprakranke<br />

<strong>in</strong> Indien und Pakistan oder<br />

Soforthilfe für Erdbebenopfer <strong>in</strong> Peru.<br />

Zahnstationen konnten nicht nur nach<br />

Ben<strong>in</strong> und Rumänien, sondern auch<br />

nach Kenia geliefert werden.<br />

Den Zahnschmerz bekämpfen -<br />

überall<br />

Das HDZ fördert speziell Projekte,<br />

die der Verbesserung der zahnmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung und Infrastruktur<br />

<strong>in</strong> Notstands- und Elendsgebieten die-<br />

nen. Seit 1981 wurden 180 Zahn-stationen<br />

<strong>in</strong> hilfsbedürftige Länder geliefert.<br />

Auch nach Kambodscha, wo die<br />

mobilen Stationen ihren E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

schwer zugänglichen Bergregionen<br />

f<strong>in</strong>den, damit die Bevölkerung <strong>in</strong> diesen<br />

Gebieten zahnmediz<strong>in</strong>isch behandelt<br />

werden kann.<br />

Dass man Menschen auch mit e<strong>in</strong>fachen<br />

Mitteln helfen kann, beweist e<strong>in</strong><br />

Kooperationsprojekt der Universität<br />

Witten-Herdecke. In Gambia werden<br />

sogenannte Community Oral Health<br />

Workers (zahnmediz<strong>in</strong>isches Fachpersonal)<br />

ausgebildet, die flächendeckend<br />

Kariesprophylaxe und Zahnbehandlungen<br />

nach e<strong>in</strong>er speziellen Methode<br />

durchführen, die ohne jegliche zusätzliche<br />

Technik oder Strom auskommt<br />

(a.r.t.-Technik).<br />

Zu den Projektpartnern zählen unter<br />

anderem auch die Salesianer Don Boscos,<br />

der <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>, die Deutsche<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ), das Deutsche Rote<br />

Kreuz sowie die deutschen Botschaften<br />

und Konsulate. Darüber h<strong>in</strong>aus arbeiten<br />

zahlreiche weitere Kooperationspartner<br />

mit dem HDZ zusammen,<br />

zum Beispiel Rotary und Lions International.<br />

Effizienter Umgang mit<br />

Spendengeldern<br />

Die Mittel für die Hilfsprojekte verdankt<br />

das HDZ der bundesweit durchgeführten<br />

Altgoldspendenaktion <strong>in</strong><br />

den Zahnarztpraxen. Entsprechende<br />

Spendentüten kann jede Zahnärzt<strong>in</strong><br />

und jeder Zahnarzt direkt anfordern.<br />

Der Stiftung wurde auch <strong>in</strong> diesem<br />

Jahr das Spendensiegel des Deutschen<br />

Zentral<strong>in</strong>stituts für soziale Fragen<br />

(DZI), Berl<strong>in</strong>, verliehen. Es bestätigt<br />

den effizienten Umgang des Hilfswerks<br />

mit Spendengeldern.<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 25


Zweiter <strong>Lazarus</strong>-Wasserbrunnen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />

Anfang Januar <strong>2008</strong> konnte das Mitglied<br />

des Triumvirates des <strong>Lazarus</strong>-<br />

<strong>Orden</strong>s, Dr. E. Stegenwallner, im Norden<br />

der Republik Ben<strong>in</strong> den zweiten<br />

von der <strong>Lazarus</strong> Stiftung mit gesponserten<br />

Wasserbrunnen e<strong>in</strong>weihen und den<br />

Bewohnern des Dorfes Kazakou übergeben.<br />

Das Dorf Kazakou liegt im Norden<br />

von Ben<strong>in</strong> zur Grenze nach Niger h<strong>in</strong><br />

und ist ca. 700 km von der Küste und<br />

damit von unserem Aufenthaltsort<br />

Cotonou entfernt. Vor der E<strong>in</strong>weihung<br />

und Übergabe lag also e<strong>in</strong>e über 11stündige<br />

Autofahrt mit e<strong>in</strong>er Übernachtung<br />

<strong>in</strong> Parakou, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

aufstrebenden Ort <strong>in</strong><br />

der Mitte Ben<strong>in</strong>s. Begleitet<br />

wurde ich von me<strong>in</strong>er Frau<br />

und me<strong>in</strong>em Ben<strong>in</strong>-Vertrauten,<br />

Pastor Henry Videgnon,<br />

sowie e<strong>in</strong>en Dolmetscher<br />

und e<strong>in</strong>em Fahrer. Die<br />

Fahrt <strong>in</strong> dem nicht klimatisierten<br />

Kle<strong>in</strong>bus bei über 35<br />

Grad glich e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Abenteuer, galt es doch nicht<br />

nur den Ziegen- und Kuhherden<br />

auszuweichen, sondern<br />

<strong>in</strong>sbesondere auch den<br />

zahllosen tiefen Schlaglöchern<br />

auf der Piste <strong>in</strong> denen<br />

jeweils spielende K<strong>in</strong>der hätten<br />

vermutet werden können.<br />

Gleichwohl s<strong>in</strong>d wir<br />

wohlbehalten <strong>in</strong> unserem<br />

Übernachtungshotel „Goldene<br />

Krone“ <strong>in</strong> Parakou<br />

angekommen. Gerade auch<br />

auf Reisen macht man doch<br />

immer wieder neue Erfahrungen:<br />

Das Neue für uns<br />

war, dass sämtliche Türen<br />

aus Blech waren und sowohl<br />

beim Öffnen wie auch beim<br />

Schliessen erheblichen Lärm<br />

verursachten. Ich werde<br />

mich nie wieder über e<strong>in</strong><br />

dumpfes Türklappen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hiesigen<br />

Hotel beschweren. Über die Tatsache,<br />

dass das e<strong>in</strong>zige Zimmerhandtuch<br />

bestimmt schon seit Weihnachten den<br />

Gästen gedient hat, muß man h<strong>in</strong>wegsehen.<br />

Das zugesagte Cont<strong>in</strong>entale Frühstück<br />

entpuppte sich als ausgesprochen<br />

Magen freundlich: es bestand aus e<strong>in</strong>em<br />

trockenen halben Baguette. Da ich<br />

bereit war, auf Butter und Marmelade<br />

zu verzichten, orderte ich aber 2 Omelettes.<br />

Etwas erstaunt, wurde die Bitte<br />

erfüllt - allerd<strong>in</strong>gs erst nachdem der<br />

Koch zum Markt gefahren war und die<br />

Eier besorgt hatte. So gestärkt, g<strong>in</strong>g es<br />

mit e<strong>in</strong>stündige Verspätung nach Kazakou<br />

zur Brunnene<strong>in</strong>weihung.<br />

Das Dorf hat ca. 300 E<strong>in</strong>wohner, die<br />

sich aus verschiedenen Volksstämmen,<br />

wie den Bariba, Dendi und Poel zusammensetzen<br />

und dementsprechend e<strong>in</strong>e<br />

religiöse Vielfalt aufweisen: überwiegend<br />

Moslems, auch Katholiken und<br />

Protestanten und Animisten. Trotz die-<br />

ser Unterschiede aber mit dem Wissen,<br />

dass der E<strong>in</strong>zelne nicht überleben kann,<br />

bearbeiten die Bewohner, die überwiegend<br />

Bauern s<strong>in</strong>d, das Land im Kollektiv<br />

und verkaufen die Produkte am Straßenrand.<br />

Dem Geme<strong>in</strong>schaftsgedanken folgend,<br />

haben die Bewohner des Dorfes<br />

unter Anleitung e<strong>in</strong>es Kundigen den<br />

Brunnen gebaut und <strong>in</strong> ca. 20 m Tiefe<br />

sauberes Wasser gefunden. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nigeria<br />

erworbener Tata-Dieselmotor befördert<br />

das Wasser <strong>in</strong> das Wasserreservoir<br />

e<strong>in</strong>es gebauten Turmes, aus dem dann<br />

das Wasser entnommen werden kann.<br />

Im Gegensatz zu unserem ersten Wasserbrunnen<br />

<strong>in</strong> Ita Djebou, wo die Welle<br />

des Dieselmotors e<strong>in</strong>e Mühle zum Mahlen<br />

des Getreides angetrieben hatte, hatten<br />

sich die Bewohner von Kazakou<br />

dazu entschlossen, über die Motorwelle<br />

e<strong>in</strong>en Generator anzutreiben, um Strom<br />

zu erzeugen und das Dorf – soweit möglich<br />

– mit Strom zu versorgen.<br />

Die Abnehmer<br />

zahlen für diesen Strom<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag <strong>in</strong> die<br />

Geme<strong>in</strong>schaftskasse, so<br />

dass Wartung der Anlage<br />

und Kauf von Dieseltreibstoff<br />

gesichert s<strong>in</strong>d.<br />

Trotz der relativ kurzen<br />

Zeit des Bestehens des<br />

neuen Brunnens haben<br />

uns die Bewohner versichert,<br />

dass wegen der<br />

guten Wasserqualität<br />

die Magen-Darmerkrankungen<br />

der K<strong>in</strong>der<br />

bereits erheblich<br />

zurück gegangen seien.<br />

Den Wasserturm habe<br />

ich mit „Geschenk der<br />

LAZARUS-Stiftung"<br />

versehen lassen und <strong>in</strong><br />

Anbetracht des hohen<br />

Anteils der Moslems<br />

auf das Anbr<strong>in</strong>gen<br />

unseres <strong>Lazarus</strong>-Kreuzes<br />

verzichtet. Wir s<strong>in</strong>d<br />

dankbar, dass die Arbeiten<br />

erfolgreich und<br />

ohne Unfall abgeschlossen<br />

wurden und wir<br />

entsprechend unserer<br />

Zielsetzung erneut den Ärmsten Hilfe<br />

zur Selbsthilfe leisten konnten.<br />

Dr. Eckhard Stegenwallner,<br />

Honorarkonsul von Ben<strong>in</strong><br />

(Januar <strong>2008</strong>)<br />

26 <strong>Lazarus</strong> Journal


Das HDZ <strong>in</strong> Cotonou<br />

Ben<strong>in</strong>/Westafrika<br />

Da die reparaturanfällige Zahnstation<br />

aus den 60er Jahren im Gentre de<br />

Santé Bethesda ihre Anforderungen<br />

nicht mehr erfüllen konnte, hat das<br />

Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />

Lepra- und Notgebiete (C.H.Bartels<br />

Fund), Gött<strong>in</strong>gen, kurz: HDZ, dem<br />

Hilfe suchenden Krankenhausdirektor,<br />

Dr. Dossou Bodjrenou J. Bathèlmy,<br />

e<strong>in</strong>e limitierte Genehmigung erteilt, <strong>in</strong><br />

West-Afrika e<strong>in</strong>e Dentale<strong>in</strong>heit zu<br />

erwerben, diese <strong>in</strong>stallieren zu lassen<br />

und die gesamten Kosten dafür zu<br />

übernehmen.<br />

Am 8. Januar <strong>2008</strong> konnte der Antragsteller<br />

und Beauftragter des HDZ,<br />

Konsul Dr. E. Stegenwallner, diese<br />

Zahnstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feierstunde<br />

ihrer Best<strong>in</strong>nung übergeben.<br />

Das <strong>in</strong> Contonou, <strong>in</strong> der Republik<br />

Ben<strong>in</strong> gelegene Zentrum, ist e<strong>in</strong> konfessionelles<br />

Krankenhaus mit 120 Betten<br />

und 160 Mitarbeitern, das <strong>in</strong> jedem<br />

Jahr von über 100.000 Patienten aufgesucht<br />

wird. Es wurde im Jahr 1990 von<br />

den protestantischen Kirchen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />

gegründet und umfasst die Abteilun-<br />

gen der Grundversorgung<br />

<strong>in</strong> der Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>klusiv Sozialversorgung,Chirurgie,<br />

Gynäkologie, Pädiatrie,<br />

Kardiologie Radiologie<br />

bis h<strong>in</strong> zur Zahnmediz<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong>klusive Prothetik.<br />

Die zahnmediz<strong>in</strong>ische<br />

Abteilung ist mit<br />

e<strong>in</strong>em Zahnarzt, vier<br />

Assistenten und zwei<br />

Zahntechnikern besetzt.<br />

Sie versorgen ca. 6.000<br />

Zahnpatienten im Jahr.<br />

Die neue Behandlungse<strong>in</strong>heit<br />

wurde im<br />

Oktober 2007 <strong>in</strong> Nigeria<br />

erworben und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>zelzimmer des Hauses<br />

<strong>in</strong>stalliert. Dies ist<br />

<strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Besonderheit,<br />

weil bisher vier betagte<br />

Behandlungsstühle<br />

nebene<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum standen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit seit<br />

Bestehen des Hauses ist, dass es e<strong>in</strong>en<br />

gänzlich neuen und nicht bereits<br />

gebrauchten Gegenstand<br />

erhalten hat. Dementsprechend<br />

groß war die<br />

Freude bei allen Mitarbeitern<br />

– nicht nur bei<br />

denen <strong>in</strong> der Dentalabteilung-,<br />

denn der<br />

Neuzugang hatte sich<br />

schnell im Hause herumgesprochen<br />

und für<br />

fröhliche Stimmung gesorgt.<br />

Dies ist verständlich<br />

wenn man bedenkt,<br />

dass das Krankenhaus<br />

bei se<strong>in</strong>er Gründung<br />

1990 bereits mit gespendeten<br />

und damit ausrangiertenE<strong>in</strong>richtungsgegenständen<br />

ausgestattet<br />

worden war. (Das Ausstattungsniveauentspricht<br />

etwa dem der<br />

60er Jahre!) Trotz der<br />

dürftigen und veralteten<br />

Geräte hat das Krankenhaus<br />

e<strong>in</strong>en hervorragen-<br />

den fachlichen Ruf. Neben der guten<br />

ärztlichen Versorgung ist der betont<br />

liebevolle, christlich geprägte Umgangston<br />

untere<strong>in</strong>ander und zu den<br />

Patienten auffällig.<br />

Das seit über 20 Jahren bestehende<br />

Hilfswerk hat mit dieser Investition<br />

wieder e<strong>in</strong>mal soziale Verantwortung<br />

bewiesen und damit, wo Not und<br />

Bedürftigkeit herrschen, e<strong>in</strong>e gezielte<br />

Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.<br />

Es hat mich persönlich mit großer<br />

Freude und Dankbarkeit erfüllt bei der<br />

Realisierung dieses Projektes behilflich<br />

gewesen zu se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> besonderer<br />

Dank gilt dem Vorsteher der Stiftung,<br />

Herrn Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter, der mir diese<br />

schnelle, unbürokratische Hilfe zugesagt<br />

hatte.<br />

Dr. Eckhard Stegenwallner,<br />

Honorarkonsul von Ben<strong>in</strong><br />

(Januar <strong>2008</strong>)<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 27


Kreuz mit Herz und Anker<br />

St. Marien hat nach 64 Jahren se<strong>in</strong> Kreuz wieder<br />

Die St. Marien Kirche <strong>in</strong> Köln Weiden<br />

ist nach 64 Jahren wieder <strong>in</strong><br />

ihrem Ursprungszustand versetzt.<br />

1944 wurde das Kreuz zerstört. Zum<br />

80. Jahres-tag der Kirche segnete<br />

Pfarrer Ra<strong>in</strong>er Fischer das neue<br />

Ste<strong>in</strong>kreuz über dem E<strong>in</strong>gangsportal<br />

der Kirche.<br />

Das Kreuz wurde gestiftet von Cfr.<br />

Franz-Josef Broicher. Franz-Josef<br />

Broicher hatte sich bereits im Jahr<br />

1993 mit erheblichen Mitteln an der<br />

Sanierung der Kirche beteiligt und<br />

die Instrumente des von ihm mitbegründeten<br />

Bläserchors und des Flötenkreises<br />

fast alle<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziert.<br />

Das Ste<strong>in</strong>kreuz ist verziert mit<br />

e<strong>in</strong>em Herzen – Zeichen der Liebe –<br />

und e<strong>in</strong>em Anker – Hoffnung. Die<br />

Kirche wurde 1927 fertiggestellt. Sie<br />

zählt zu den frühen modernen Kirchen<br />

Kölns. Sie steht unter Denkmalschutz.<br />

28 <strong>Lazarus</strong> Journal


Leben und Sterben für die E<strong>in</strong>heit der Christen<br />

Glockengeläut erfüllt das Innere der<br />

Basilika St. Johannes der Täufer auf<br />

Johannisberg. Klagend kündigt es den<br />

Abschied von dem sehr geliebten und<br />

hoch geschätzten ehemaligen Pfarrer<br />

und <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>skaplan Jean Hörnis<br />

an. Die Glocken brausen auf, ihr<br />

Klang schw<strong>in</strong>gt sich bis zum Gewölbe<br />

empor, die e<strong>in</strong>zelnen Glocken vere<strong>in</strong>igen<br />

sich nach und nach zu e<strong>in</strong>er Melodie,<br />

die bei aller Trauer über den<br />

schmerzlichen Verlust dieses lieben,<br />

außergewöhnlichen Menschen auch<br />

Freude und Zuversicht verströmt. Man<br />

fühlt es – hier nimmt der Herr e<strong>in</strong>en<br />

se<strong>in</strong>er treuen Diener zu sich. Er hat ihn<br />

reichlich mit Liebe beschenkt, e<strong>in</strong><br />

Geschenk, das er als Auftrag verstand,<br />

um es an se<strong>in</strong>en Nächsten weiterzuverschenken.<br />

So war es vor allem das Wort<br />

LIEBE, das bei dieser Trauerfeier über<br />

allem stand. Sie erfüllte nicht nur die<br />

Herzen der Trauernden, sie erklang<br />

immer wieder auch <strong>in</strong> den Reden der<br />

Abschiednehmenden.<br />

Denn selten im Leben begegnet man<br />

e<strong>in</strong>em Menschen, der die Liebe so<br />

überzeugend verkörperte wie er. Jeder,<br />

der Jean Hörnis kannte, war von se<strong>in</strong>er<br />

stillen Liebenswürdigkeit stark bee<strong>in</strong>druckt,<br />

die e<strong>in</strong>e echte, ungekünstelte<br />

Frömmigkeit ausstrahlte. E<strong>in</strong> freundliches<br />

Lächeln und e<strong>in</strong>e schöne, melodiöse,<br />

sonore Stimme halfen dem Seelsorger,<br />

Vertrauen und Zuversicht bei<br />

den Ratsuchenden zu erwecken. Se<strong>in</strong>e<br />

außergewöhnliche Beliebtheit wider-<br />

- Abschied von Jean Hörnis -<br />

spiegelte nicht zuletzt die übervolle<br />

Kirche. Jeder, der nur konnte, kam,<br />

um ihm, dem Pfarrer und Seelsorger<br />

Jean Hörnis, die letzte Ehre zu erweisen<br />

und sich im stillen Gedenken von<br />

ihm zu verabschieden:<br />

Zu den offiziellen Gästen zählten –<br />

allen voran – der Altbischof Franz<br />

Kamphaus, der ihn noch vier Wochen<br />

vor se<strong>in</strong>em Tod besucht hat, ebenso<br />

der Bezirksdekan Holger Daniel, se<strong>in</strong><br />

Nachfolger Pfarrer Otto Franzmann,<br />

die geme<strong>in</strong>sam die hl. Messe zelebrierten,<br />

se<strong>in</strong>e Priesterkollegen aus dem<br />

Bistum Limburg, die Nonnen und die<br />

<strong>Orden</strong>sbrüder aus der Umgebung, die<br />

Brüder und Schwestern des <strong>Lazarus</strong>ordens,<br />

dessen erster, durch den Fürsten<br />

Metternich berufener <strong>Orden</strong>skaplan<br />

er war. Und natürlich auch<br />

se<strong>in</strong>e ehemaligen Pfarrk<strong>in</strong>der, die bis<br />

zuletzt rührend für ihn Sorge trugen.<br />

Sie alle kamen. um Abschied von ihm<br />

zu nehmen. Es passiert nicht oft im<br />

Leben, dass e<strong>in</strong>em Pfarrer fast e<strong>in</strong> Vierteljahrhundert<br />

nach se<strong>in</strong>er Pensionierung<br />

noch so viel Liebe und Ehrerbietung<br />

entgegengebracht werden. Die<br />

Liebe, die Jean Hörnis an se<strong>in</strong>e Mitmenschen<br />

mit vollen Händen verschenkte,<br />

kehrte auf Umwegen zu ihm<br />

zurück. Er musste nicht wie viele Pfarrer<br />

den Ruhestand <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>samkeit<br />

verbr<strong>in</strong>gen. Da er bis zuletzt <strong>in</strong>mitten<br />

se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Johannisberg<br />

geblieben war, blieb er von Freunden<br />

umgeben. Der Deutsch-Schweizer aus<br />

dem fernen Genf, mit se<strong>in</strong>em unnachahmlich<br />

charmanten französischen<br />

Akzent, fand im Rhe<strong>in</strong>gau e<strong>in</strong> wirkliches<br />

Zuhause und e<strong>in</strong>e treue Geme<strong>in</strong>de.<br />

Sie ermöglichte es ihm, se<strong>in</strong>en stillen<br />

Wunsch zu erfüllen – zu Hause zu<br />

sterben. Vor allem mit dem Diakon<br />

Josef Weser und se<strong>in</strong>er Familie war<br />

Jean Hörnis <strong>in</strong>nig verbunden. Zusammen<br />

mit der Haushälter<strong>in</strong> Draz<strong>in</strong>a<br />

pflegten sie den Kranken. Weser<br />

ermöglichte es dem gebrechlichen<br />

Pfarrer täglich an der Eucharistie teilzunehmen<br />

und er organisierte auch<br />

das Begräbnis bis zu dem geme<strong>in</strong>samen<br />

Versperbrot, e<strong>in</strong>em ausdrückli-<br />

chen Wunsch von Jean Hörnis, um all<br />

jene noch e<strong>in</strong>mal zusammenzuführen,<br />

die ihn bei se<strong>in</strong>em irdischen<br />

Dase<strong>in</strong> begleiteten.<br />

Das zweite Wort, das bei der Trauerfeier<br />

immer wieder auftauchte, war<br />

Ökumene. Oder, wie Jean Hörnis es<br />

lieber formulierte – DIE EINHEIT IN<br />

CHRISTUS – für ihn e<strong>in</strong> ganz wichtiges<br />

Anliegen se<strong>in</strong>er Tätigkeit. Er,<br />

obwohl se<strong>in</strong>er Ges<strong>in</strong>nung nach eigentlich<br />

eher e<strong>in</strong> Konservativer, setzte sich<br />

oft über alle Konventionen h<strong>in</strong>weg. So<br />

setzte er als e<strong>in</strong>er der Ersten im Bistum<br />

Mädchen als M<strong>in</strong>istranten e<strong>in</strong>. Schon<br />

sehr früh sah er die Zukunft der Christen<br />

nur <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit. Durch se<strong>in</strong>e<br />

doppelte Funktion als Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />

und <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>skaplan, strahlte<br />

die Ökumene auch nach Johannisberg<br />

aus. Dazu kam die tiefe Freundschaft,<br />

die ihn mit se<strong>in</strong>em evangelischen<br />

<strong>Orden</strong>skaplan Wolfgang Schöne<br />

verband. Hörnis empfand es als e<strong>in</strong>e<br />

besondere Fügung, die sie zusammenführte.<br />

Se<strong>in</strong>e Stärke war se<strong>in</strong>e pastorale<br />

Ausstrahlung, se<strong>in</strong> pastorales Gebet.<br />

Das Theologische wiederum sah er bei<br />

Wolfgang Schöne besser aufgehoben.<br />

So ergänzten sie e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> idealer<br />

Weise. Durch Pfarrer Schöne kam er<br />

auch mit der evangelischen Kommunität<br />

<strong>in</strong> Volkenroda und Gnadenthal <strong>in</strong><br />

Berührung, wo er, so lange es ihm<br />

se<strong>in</strong>e Gesundheit erlaubte, an den<br />

Gottesdiensten teilnahm.<br />

Er g<strong>in</strong>g von uns gut vorbereitet auf<br />

das Jenseits. Alt und gebrechlich, wie er<br />

war, wusste er nun allzu gut, dass se<strong>in</strong>e<br />

Zeit hier auf Erden sich dem Ende<br />

näherte. Und es war sicherlich wiederum<br />

e<strong>in</strong>e Fügung, dass sogar se<strong>in</strong> Tod<br />

im Zeichen der Ökumene stand. Es<br />

war se<strong>in</strong> Freund und ökumenischer<br />

Partner Wolfgang Schöne, der ihm <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er letzten Stunde zur Seite stand<br />

und ihn <strong>in</strong> den Tod begleitete. Nach<br />

dem geme<strong>in</strong>samen Abendgebet :<br />

„Herr, nun lässt du de<strong>in</strong>en Diener im<br />

Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn<br />

me<strong>in</strong>e Augen haben de<strong>in</strong>en Heiland<br />

<strong>Lazarus</strong> Journal 29


gesehen, welchen du bereitet hast vor<br />

allen Völkern“<br />

– und nach dem geme<strong>in</strong>samen<br />

gesprochenen Amen, so erzählt Cfr.<br />

Wolfgang Schöne, richtete er sich noch<br />

e<strong>in</strong>mal mit großen, erstaunten Augen<br />

Kurzbiographie Jean Hörnis<br />

Geboren 24.März 1915 <strong>in</strong> Lausanne,<br />

als Ältester von vier Geschwistern<br />

Beide Eltern stammen aus <strong>Deutschland</strong><br />

1925 Umzug zum Zürichsee, später<br />

besucht er das Gymnasium <strong>in</strong> Fribourg,<br />

wo er das Abitur ablegt, dann<br />

Militärdienst, anschließend Theologiestudium<br />

1940 Priesterweihe, erste Kaplanstelle<br />

<strong>in</strong> Genf. Nach vier Jahren Rückkehr<br />

zum Gymnasium <strong>in</strong> Fribourg, als Aufseher<br />

des Colleges.<br />

auf, mit e<strong>in</strong>em Blick wie die Propheten,<br />

wenn sich Gott nähert. Dann, aufgefangen<br />

von den Armen se<strong>in</strong>es Freundes,<br />

schlief er friedlich e<strong>in</strong>.<br />

„Er hatte e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nende Art<br />

,und viele haben es ihm gedankt,“ sagte<br />

1946 – 1956 Kaplanstelle <strong>in</strong> Zürich,<br />

dann Reise nach <strong>Deutschland</strong>, ursprünglich<br />

als Besuch bei Verwandten.<br />

Als ihm wegen Priestermangels e<strong>in</strong>e<br />

Pfarre angeboten wird, bleibt er endgültig<br />

<strong>in</strong> Bistum Limburg<br />

1964 bis zu se<strong>in</strong>er Pensionierung<br />

1984 Pfarrer auf Johannisberg<br />

1981 von Fürst Metternich zum<br />

<strong>Orden</strong>skaplan des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s<br />

berufen<br />

Jahrelanger Ökumenebeauftragter<br />

für den Bezirk Rhe<strong>in</strong>gau<br />

Dekan Holger Daniel zum Abschied.<br />

„Als Priester hat er die Liebe Gottes verkündet<br />

– dieser Liebe wollen wir ihn<br />

nun anempfehlen.“<br />

Zsuzsa Jörres , CLJ (Mannebach)<br />

Von 1972 – 1992 im jährlichen Wechsel<br />

mit e<strong>in</strong>em evangelischen Amtsbruder<br />

ökumenische Dankgottesdienste<br />

der Rhe<strong>in</strong>gauer W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong> Kloster<br />

Eberbach<br />

18. Juli 2005 Eisernes – 65 jähriges<br />

Priesterjubiläum – und 40 Jahre Zugehörigkeit<br />

zur Geme<strong>in</strong>de St. Johannes<br />

Gestorben am 11. August 2007 auf<br />

Johannisberg<br />

30 <strong>Lazarus</strong> Journal


<strong>Lazarus</strong> Journal 31

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