Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland
Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland
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<strong>Mai</strong> <strong>2008</strong><br />
ORDENS JOURNAL<br />
Offizielles Mitteilungsorgan der Großballei <strong>Deutschland</strong><br />
LAZARUS ORDEN<br />
Selbständige und ökumenische Großballei <strong>Deutschland</strong>
<strong>Orden</strong>s Journal <strong>Mai</strong> <strong>2008</strong><br />
3 Editorial<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> International<br />
4 Auf ritterlichen Spuren <strong>in</strong> Rumänien<br />
Gedanken e<strong>in</strong>es Pilgers<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> National<br />
7 <strong>Lazarus</strong> Tage Düsseldorf 2007<br />
8 31. Evangelischer Kirchentag Köln 2007<br />
10 Internationale und ökumenische <strong>Lazarus</strong> Tage Potsdam 2007<br />
13 Predigt im ökumenischen Festgottesdienst mit Investitur des<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s <strong>in</strong> Potsdam<br />
15 E<strong>in</strong> Spaziergang durch die Geschichte Potsdams<br />
Aus dem <strong>Orden</strong>skapitel<br />
17 Beschlüsse und Informationen<br />
19 Beförderungen und Aufnahmen<br />
20 Hospitalischer Bericht<br />
23 Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete<br />
Stiftung bürgerlichen Rechts Jahresbericht 2007<br />
25 Goldene Brücken für Bedürftige<br />
20 Jahre Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
26 Zweiter <strong>Lazarus</strong>-Wasserbrunnen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />
27 Das HDZ <strong>in</strong> Cotonou<br />
Persönlich<br />
28 Kreuz mit Herz und Anker<br />
29 E<strong>in</strong> Leben und Sterben für die E<strong>in</strong>heit der Christen<br />
Abschied von Jean Hörnis<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Militärischer und Hospitalischer <strong>Orden</strong> des Heiligen <strong>Lazarus</strong> von Jerusalem<br />
unabhängige und ökumenische Großballei <strong>Deutschland</strong><br />
Verantwortlicher Redakteur & Satz und Layout<br />
Richard Wagner | Graf-von-Stauffenberg-Str. 41 | 40595 Düsseldorf<br />
Telefon: +49 211 980 96 14 | Fax: +49 211 980 96 15 | E-<strong>Mai</strong>l: <strong>in</strong>fo@riwapress.de
EDITORIAL<br />
Stab-Übergabe<br />
Der bisherige Editor:<br />
E<strong>in</strong> Blick auf die Geburtstagsliste zeigt überdeutlich: e<strong>in</strong> Generationswechsel im <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong><br />
ist fällig. Dies gilt auch für die Öffentlichkeitsarbeit, die (s.Seite 33 im Heft<br />
von Dezember 2006) über e<strong>in</strong> Jahrzehnt vom amtierenden Editor <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit zahlreichen „Mitwirkenden“ erbracht wurde.<br />
Das <strong>Orden</strong>s-Kapitel hat die Öffentlichkeitsarbeit mehrfach diskutiert und nun – auch<br />
auf den Entlastungsantrag des bisherigen Editors h<strong>in</strong> – <strong>in</strong> die Hände von jüngeren<br />
<strong>Orden</strong>smitgliedern gelegt. Dabei ist vorgesehen, dass für e<strong>in</strong>e Übergangszeit das neue mit<br />
dem alten Team eng zusammenarbeitet.<br />
E<strong>in</strong> ungeheuer <strong>in</strong>tensives und kreatives Jahrzehnt unter der Aegide von Tatiana Fürst<strong>in</strong><br />
von Metternich-W<strong>in</strong>neburg liegt h<strong>in</strong>ter uns, auf das wir mit Dankbarkeit und auch mit<br />
etwas Stolz zurückblicken können. Es gab wirklich über Vieles und substantiell Gewichtiges<br />
zu berichten.<br />
Die Umbruchszeit br<strong>in</strong>gt neue Positionen und Werte. Die ursprüngliche Parole im <strong>Orden</strong>: ATAVIS ET ARMIS (= im Geiste<br />
der Ahnen und mit deren geistigen Waffen) besteht jedoch unverrückt. Sie mit neuem Gehalt zu füllen und damit den<br />
<strong>Orden</strong> weiter festigen helfen zu, wird die zukünftige Aufgabe des Teams der Nachfolger se<strong>in</strong>. Dazu sei diesen ordensbrüderlich<br />
und von Herzen e<strong>in</strong>e gesegnete, glückliche Hand gewünscht.<br />
Der Nachfolger<br />
Neue Aufgaben übernehmen, heißt Verantwortung übernehmen. So begreifen es die<br />
Nachfolger. An die Leistungen der Vorgänger anzuknüpfen ist nicht leicht. Umso mehr,<br />
als sich der <strong>Orden</strong> im Umbruch bef<strong>in</strong>det. Die Entwicklungen zu begleiten, sie zu dokumentieren<br />
wird die Aufgabe se<strong>in</strong>.<br />
Umbruch? Ja, wenn es darum geht, den <strong>Orden</strong> neu aufzustellen und fit für die Zukunft<br />
zu machen. Aber stets im Geiste der Ahnen und mit deren geistigen Waffen. Aber auch<br />
Kont<strong>in</strong>uität, weil es um den Fortbestand des <strong>Orden</strong>s geht. Vor allem aber „Ut unum s<strong>in</strong>t“,<br />
weil es heute und <strong>in</strong> Zukunft um die E<strong>in</strong>heit geht.<br />
Prof. Dr. Dr. Peter Schulz, KCLJ, GCMLJ<br />
Das <strong>Orden</strong>sjournal ist und bleibt – neben der Homepage – das Informationsmedium<br />
der <strong>Orden</strong>smitglieder. Es soll <strong>in</strong>formieren, dokumentieren, und nicht zuletzt für den<br />
<strong>Orden</strong> werben. Es soll den Geist des <strong>Orden</strong>s, die Arbeit des <strong>Orden</strong>s, <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />
tragen. Das <strong>Orden</strong>sjournal widerspiegelt „das Leben des <strong>Orden</strong>s“, es berichtet über Hilfsaktionen,<br />
Projekte und Aktuelles aus dem <strong>Orden</strong>. Der Leser soll umfassend <strong>in</strong>formiert werden. Struktur, Inhalt und Gestaltung<br />
wird im wesentlichen beibehalten.<br />
Aber auch Neues werden die Leser im Journal f<strong>in</strong>den. Unter dem Titel „Wer ist eigentlich?“ werden Berichte und Interviews<br />
von Persönlichkeiten aus dem <strong>Orden</strong> veröffentlicht. Wobei dies auch durchaus Personen se<strong>in</strong> können, die still und unauffällig<br />
für den <strong>Orden</strong> aktiv s<strong>in</strong>d. Auch lebhafte Berichte über Land und Leute, also H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen aus den Ländern<br />
und Regionen, <strong>in</strong> denen der <strong>Orden</strong> mit Hilfsprojekten präsent ist werden das Journal lebhafter gestalten.<br />
Das neue Team übernimmt gerne die Verantwortung und wird aktiv an der Gestaltung der Zukunft arbeiten.<br />
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem alten Team.<br />
Richard Wagner MA, CLJ<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 3
Auf ritterlichen Spuren <strong>in</strong> Rumänien<br />
Gedanken e<strong>in</strong>es Pilgers<br />
Rumänien, 7. September 2007<br />
17 Pilger des <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s s<strong>in</strong>d im<br />
Bus der orthodoxen Metropolie der<br />
Moldau und Bukow<strong>in</strong>a unterwegs.<br />
Gestärkt durch e<strong>in</strong>en Gottesdienst und<br />
das vorzügliche Frühstück im Krankenhaus<br />
von Bărticești führt die Reiseroute<br />
der <strong>Lazarus</strong>-Pilger nach Kronstadt.<br />
Im frühen 13. Jahrhundert gründet<br />
der Deutsche <strong>Orden</strong> unter dem<br />
Namen Corona diese südöstlichste<br />
deutse Stadt <strong>in</strong> Siebenbürgen. Sie ist<br />
für viele Jahrhunderte das geistige und<br />
kulturelle Zentrum der Siebenbürger<br />
Sachsen und christliche Frontbastion<br />
gegen das osmanische Reich.<br />
Allerlei Mythen ranken sich um diesen<br />
Ort, der sich vom 13. bis zum 17.<br />
Jahrhundert immer wieder dem<br />
Ansturm von Tataren und Türken<br />
erwehrt. Mittelalterliche Katakomben,<br />
Geheimtunnels, unterirdische Nahrungsmittelhallen,<br />
e<strong>in</strong> versteckter See<br />
und gar der Schatz des Königs Salomon<br />
sollen <strong>in</strong> Kronstadt verborgen<br />
se<strong>in</strong>. Die Pilgergruppe f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong>e<br />
Zeit, diesen Geheimnissen nachzuspüren.<br />
Indes umhüllt die Pilgerreisenden<br />
dennoch der Zauber der Vergegenwärtigung<br />
längst vergangener Zeiten<br />
am Fuße der Z<strong>in</strong>ne.<br />
Wir besuchen die Kirche des Heiligen<br />
Nikolaus aus dem 16. Jahrhundert. Sie<br />
stellt e<strong>in</strong>e Kathedrale der rumänischen<br />
Orthodoxie dar. Zahlreiche Fürsten<br />
aus der Walachei und der Moldau s<strong>in</strong>d<br />
ihre Stifter und die Wiege der rumänischen<br />
Sprache und Literatur s<strong>in</strong>d hier<br />
zu Hause. Das gesamte Ambiente mit<br />
se<strong>in</strong>en alten Häusern, Innenhöfen und<br />
Kapellen verleiht dem mittelalterlichen<br />
Flair Leben. Das Kirchen<strong>in</strong>nere<br />
atmet Gottes Gegenwart. Die Heiligkeit<br />
der Liturgie füllt den Raum ganz<br />
aus. Kerzensche<strong>in</strong> fällt auf die Wandmalereien<br />
und auf die Ikonostase.<br />
Ätherische Weihrauchschwaden durchströmen<br />
unsichtbar mit ihren<br />
schweren Aromen die Kuppel.<br />
Das Himmelstor zum Gottesacker<br />
bewachen zwei Engel. Im Durchgang<br />
bezeugen Wandmalereien was die<br />
armen Seelen erwartet: die Auferstehung.<br />
Auf der e<strong>in</strong>en Seite ist die Auferstehung<br />
des <strong>Lazarus</strong> abgebildet. Auf<br />
der anderen Seite ist die Auferstehung<br />
Jesu Christi dargestellt. Die Zuversicht<br />
der Auferstehung beruhigt das aufgebrachte<br />
und verschreckte Herz. Der<br />
Tod ist nicht die letzte Wirklichkeit.<br />
Gott ist e<strong>in</strong> Gott des Lebens. 98% der<br />
22 Millionen Rumänen bekennen sich<br />
zum christlichen Glauben. Die überwiegende<br />
Mehrzahl gehört der rumänisch-orthodoxen<br />
Kirche an. 5% s<strong>in</strong>d<br />
römisch-katholisch bzw. griechischkatholisch,<br />
1% ist protestantisch.<br />
Unsere Gruppe zieht es <strong>in</strong> die Altstadt.<br />
Auf dem Weg dorth<strong>in</strong> kommen<br />
wir an der Schwarzen Kirche vorbei.<br />
Dieser imposante gotische Kirchenbau<br />
ist der größte <strong>in</strong> Südosteuropa.<br />
Ursprünglich der Heiligen Jungfrau<br />
geweiht und katholisch ist das Gotteshaus<br />
seit der Reformation evangelisch.<br />
Der Bau begann im Jahr 1383, die Fertigstellung<br />
erfolgte um 1480. Ihren<br />
heutigen Namen hat sie aufgrund<br />
e<strong>in</strong>es Stadtbrandes im Jahre 1689, der<br />
ihre Sandste<strong>in</strong>mauern schwärzte. E<strong>in</strong>drucksvoll<br />
s<strong>in</strong>d neben der Schönheit<br />
auch die Größe (Turmhöhe 65 m,<br />
Dachfirst 42 m, Länge 90 m), die große<br />
mechanische Orgel (3.993 Pfeifen)<br />
und die sechs Tonnen schwere und für<br />
ihren Klang beliebte Glocke.<br />
Das Verhandlungsgeschick erfahrener<br />
Pilger<strong>in</strong>nen br<strong>in</strong>gt uns e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> die größte Hallenkirche zwischen<br />
Wien und Konstant<strong>in</strong>opel<br />
(Istanbul) mit e<strong>in</strong>em Fassungsvermögen<br />
von 2.000 Personen. Das gerade<br />
stattf<strong>in</strong>dende Bachkonzert darf nicht<br />
gestört werden. Der Küster glaubt uns<br />
und wir huschen lautlos, der Holzboden<br />
knarrt nicht, <strong>in</strong> das Gotteshaus,<br />
während sich das Orchester im weit<br />
vorne entfernten Altarraum durch die<br />
Fuge des Deutschen Komponisten<br />
arbeitet. Wir bestaunen die größte<br />
europäische Sammlung orientalischer<br />
Teppiche <strong>in</strong>nerhalb der Kirche, die<br />
ansässige siebenbürgisch-sächsische<br />
Kaufleute von ihren Handelsreisen aus<br />
Kle<strong>in</strong>asien mitbrachten.<br />
Die liturgische Atmosphäre ist völlig<br />
anders als <strong>in</strong> der orthodoxen Kirche.<br />
Hier steht der gute Ton im Mittelpunkt:<br />
Te Deum. Auf Fittichen des<br />
Klanges, vere<strong>in</strong>t mit himmlischen<br />
Chören, wird der andächtige Zuhörer<br />
aus der Enge se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Welt<br />
herausgeführt. Die göttliche Poesie der<br />
Heiligen Schrift zieht se<strong>in</strong>e verzagte<br />
Seele auf die grüne Au. „Me<strong>in</strong> Hirt, ist<br />
Gott der Herr, er wird mich immer weiden,<br />
darum ich nimmermehr, muss Not<br />
und Mangel leiden.“ E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e technische<br />
Zwischenanmerkung: Die<br />
wuchtige Buchholz-Orgel ist <strong>in</strong> den<br />
Jahren 1836 bis 1839 von der Berl<strong>in</strong>er<br />
Orgelbaufirma Buchholz gebaut und<br />
mit Hilfe der Kronstädter Bürger<br />
<strong>in</strong>stalliert worden.<br />
In die Bewunderung vor so viel<br />
Kühnheit <strong>in</strong> der Architektur und der<br />
damit demonstrierten Macht und<br />
Stärke wider der muslimischen Osmanen<br />
wird mir plötzlich der Widerspruch<br />
zum „Freien Christenmenschen"<br />
bewusst. Wer sich dem Rausch<br />
des Orgelklangs und der Poesie der<br />
Heiligen Schrift e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>gibt und<br />
sich mitreißen lässt, steht <strong>in</strong> der<br />
Gefahr, sich zu verlieren und schlimmer<br />
noch, se<strong>in</strong>en Glauben. Darum gilt:<br />
„Wacht auf, ruft uns die Stimme!" Der<br />
Protest der Kirchenreformer kommt<br />
mir <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n. Aber woh<strong>in</strong> führt uns<br />
e<strong>in</strong>e irgendwie doch falsch verstandene<br />
Glaubensfreiheit, wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Kirche mehr Konzerte als Gottesdienste<br />
stattf<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong> Schild<br />
eigens dafür angebracht werden muss,<br />
dass an Sonntagen die Kirche (für<br />
Besichtigungen) geschlossen ist, weil<br />
Gottesdienst gefeiert wird?<br />
Mit fällt hierzu die Heilung des epileptischen<br />
Jungen e<strong>in</strong>. Der Vater des<br />
epileptischen Jungen ruft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er seelischen<br />
Not Jesus um Hilfe an. Und<br />
Jesus fragt ihn auf Ehre und Gewissen:<br />
„Vermagst du zu glauben? Denn alles ist<br />
möglich, dem der glaubt.“ Und die Ant-<br />
4 <strong>Lazarus</strong> Journal
wort ist überraschend und dennoch<br />
überzeugend: „Herr, ich glaube; hilf<br />
me<strong>in</strong>em Unglauben.“ (MK 9, 23-24)<br />
Und Jesus erklärt anschließend se<strong>in</strong>en<br />
verdutzten Jüngern, die an der Aufgabe<br />
gescheitert waren, warum sie versagt<br />
haben.<br />
„Ihr müsst beten oder bitten und ganz<br />
feste daran glauben, dass ihr bereits<br />
empfangen habt, worum ihr bittet, nur<br />
dann wird es euch gegeben.“ Wer sich<br />
se<strong>in</strong>es Unglaubens nicht bewusst ist,<br />
kann nicht glauben. Wer nicht glaubt,<br />
kann nicht empfangen, ke<strong>in</strong>e Freiheit,<br />
ke<strong>in</strong>e Gnade, ke<strong>in</strong>e Heilung, ke<strong>in</strong>e Auferstehung.<br />
Wer nicht glaubt, überzeugt<br />
auch nicht. Unglaube nährt Unglauben.<br />
Bitten wir folglich ehrlich um die<br />
Kraft, unseren Unglauben und unsere<br />
Zweifel <strong>in</strong> Glauben zu verwandeln.<br />
Unsere Kultur hat für dieses Beten und<br />
Anrufen Gottes <strong>in</strong> besonderer Weise<br />
eigene Kirchengebäude hervorgebracht.<br />
Kirchen s<strong>in</strong>d Begegnungsstätten von<br />
Gott und Mensch. Es s<strong>in</strong>d heilige Orte<br />
der Gegenwart Gottes. Die Liturgie<br />
gibt der Beziehung zwischen Gott und<br />
Mensch ihre Form. Sie füllt den Raum<br />
zeitlos, sie zieht die Macht des Herrn<br />
an, der zu uns sagt: „Bei allem um was<br />
ihr betet und fleht, glaubt, dass ihr empfangen<br />
habt, und es wird euch zu teil<br />
werden.“ (MK 11, 24) Um es modern<br />
auszudrücken: Wenn wir e<strong>in</strong>e Kirche<br />
betreten, s<strong>in</strong>d wir mit Gott onl<strong>in</strong>e, egal<br />
ob e<strong>in</strong> Gottesdienst stattf<strong>in</strong>det oder<br />
nicht. Die kle<strong>in</strong>e rote Lampe zeigt das<br />
an, das ewige Licht. Sie leuchtet immer.<br />
Es ist daher nicht gleichgültig, auf welche<br />
Art und Weise wir uns an heiligen<br />
Orten der Gegenwart Gottes e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />
Das orientalische Christentum<br />
hat dafür Gebetszeiten ausgeformt, die<br />
bis heute <strong>in</strong> den Klöstern und heiligen<br />
Stätten e<strong>in</strong>gehalten werden, die den<br />
Tag und unser Dase<strong>in</strong> <strong>in</strong> Gottes Nähe<br />
rücken. Aber wollen wir wirklich <strong>in</strong><br />
der Nähe Gottes se<strong>in</strong>? Und mit welchem<br />
Recht klagen wir dann über Gottesferne,<br />
wenn uns Übles widerfährt?<br />
Wir s<strong>in</strong>d da wohl eher selbst gefordert<br />
und weniger Gott.<br />
Weitere Kirchenbesichtigungen nehmen<br />
wir <strong>in</strong> Kronstadt nicht vor. Auf<br />
dem Weg zum Rathausplatz gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e Gelegenheiten dazu. Ausnahme<br />
ist die orthodoxe Himmelfahrtskirche<br />
am Stadtratquadrat, dem Mittelpunkt<br />
der historischen Altstadt, der vollständig<br />
von spätmittelalterlichen Häusern<br />
umsäumt ist. Die Besichtigung der aus<br />
dem 13. Jahrhundert stammenden<br />
Bartholomäus Kirche, der St. Mart<strong>in</strong>s<br />
Kirche aus dem 16. Jahrhundert und<br />
der auf den Fundamenten e<strong>in</strong>es ehemaligen<br />
Dom<strong>in</strong>ikanerkloster errichteten<br />
römisch-katholischen St. Peter und<br />
Paul Kirche aus dem 18. Jahrhundert<br />
heben wir uns für andere Pilgerfahrten<br />
auf. Wir müssen weiter nach Hermannstadt.<br />
Dort tagt die „Dritte ökumenische<br />
Versammlung“.<br />
Rumänien, 8. und 9. September<br />
2007.<br />
Wo zwei oder drei <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Namen<br />
versammelt s<strong>in</strong>d, da b<strong>in</strong> ich mitten<br />
unter ihnen. Die Verantwortlichen des<br />
EuroHotels staunen nicht schlecht als<br />
im Nebenraum der Hotelbar e<strong>in</strong>e<br />
christliche Morgenandacht um acht<br />
Uhr stattf<strong>in</strong>det. Das allgegenwärtige<br />
Gedudel, das von Musikvideos ausgeht,<br />
wird nicht abgestellt. Die seichte<br />
Unterhaltung hat e<strong>in</strong>en hohen Marktanteil.<br />
Nicht für uns. Wir feiern Marias<br />
Geburtstag.<br />
Maria ist die Mutter unseres Herrn,<br />
der Sonne der Gerechtigkeit, Jesus<br />
Christus, der den Tod besiegt und uns<br />
ewiges Leben geschenkt hat. Durch<br />
Maria hat Jesus Fleisch angenommen<br />
und ist Mensch geworden bis zum<br />
Tode am Kreuz. Jesus ist Mensch und<br />
Gott. Er ist nicht ausschließlich e<strong>in</strong><br />
menschlicher Prophet, wie ihn die<br />
Moslems bezeichnen, er ist beides:<br />
Mensch und Gott. Mit Maria stehen<br />
wir am Anfang der Heilsgeschichte.<br />
Mit dieser E<strong>in</strong>stimmung und dem<br />
Segen für e<strong>in</strong>e gute Fahrt steigen wir <strong>in</strong><br />
den Bus und machen uns auf den Weg.<br />
Das trostlose Wetter m<strong>in</strong>dert die Stimmung<br />
nicht im Ger<strong>in</strong>gsten. Humoristische<br />
Beiträge mit klerikalen Po<strong>in</strong>ten<br />
erheitern die Pilgerschar aufs Köstlichste.<br />
Es wird uns das Grußwort der Deutschen<br />
Bischofskonferenz an die „Dritte<br />
ökumenische Versammlung“ vorgelesen.<br />
2.000 Delegierte aus allen Konfessionen<br />
und christlichen Geme<strong>in</strong>schaften<br />
s<strong>in</strong>d versammelt. Mehrere deutsche<br />
Kard<strong>in</strong>äle und Bischöfe s<strong>in</strong>d<br />
anwesend.<br />
E<strong>in</strong> Beitrag im <strong>Deutschland</strong>funk soll<br />
sehr negativ über die Eröffnung der<br />
Versammlung berichtet haben. Die<br />
daraufh<strong>in</strong> angestellten Internetabfragen<br />
zur Berichterstattung über die Versammlung<br />
<strong>in</strong> den Medien ergeben<br />
dazu ke<strong>in</strong>e weiteren Erkenntnisse.<br />
Begrüßenswert ist die Durchführung<br />
der Versammlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehrheitlich<br />
orthodoxen Land. Dadurch wird<br />
der ökumenische Prozess um die Perspektive<br />
der Orthodoxie erweitert, die<br />
bisher den Schwerpunkt auf e<strong>in</strong>e Verständigung<br />
zwischen Christen der<br />
reformierten und der römisch-katholischen<br />
Konfession gelegt hat. Wurzeln<br />
wachsen aber nun mal nicht <strong>in</strong> den<br />
Himmel, sondern sie graben sich <strong>in</strong> die<br />
Erde. Aus e<strong>in</strong>em starken Stamm wachsen<br />
tragende Äste hervor, Blüten, Blätter,<br />
Früchte, Samen. Sie alle bilden und<br />
stammen von dem e<strong>in</strong>en Baum, s<strong>in</strong>d<br />
aus dem We<strong>in</strong>stock der Frohen Botschaft<br />
Jesu Christi gewachsen.<br />
Plötzlich ziehen die Bremsen an. Wir<br />
rutschen und rutschen und rutschen<br />
auf der klatschnassen Strasse entlang.<br />
Ke<strong>in</strong>er merkt im ersten Moment was<br />
da vor sich geht. Die Bremsen s<strong>in</strong>d<br />
festgefahren. Der Bus stoppt. Und Gott<br />
sei Dank, ke<strong>in</strong>em ist etwas passiert. Es<br />
dauert fast e<strong>in</strong>e ganze Stunde bis der<br />
Bus wieder flott ist. Der Fahrer kann<br />
den Defekt f<strong>in</strong>den und reparieren. Das<br />
sollte jedoch nicht die e<strong>in</strong>zige Probe<br />
für uns an diesem Tag se<strong>in</strong>. Wir erreichen<br />
Hermannstadt ohne weiteren<br />
Zwischenfall.<br />
Nach e<strong>in</strong>em vorzüglichen Essen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Restaurant mit deutscher Bedienung<br />
g<strong>in</strong>g es zu unserem Hotel<br />
außerhalb von Hermannstadt. In Hermannstadt<br />
ist durch die Delegierten<br />
der Versammlung jedes Bett belegt.<br />
Wir fahren <strong>in</strong> den Ort Sibiel. Wir<br />
ahnen noch nichts von der transsylvanischen<br />
Idylle, die auf uns wartet. Vorbei<br />
an Streuobstwiesen und e<strong>in</strong>er pittoresken<br />
Landschaft mit bewaldeten<br />
Hügeln erreichen wir den 450 E<strong>in</strong>wohner<br />
zählenden Ort <strong>in</strong> Erwartung e<strong>in</strong>es<br />
Dreisternehotels. Am Dorfgeme<strong>in</strong>schaftshaus<br />
fragen wir nach dem Weg<br />
zum Hotel.<br />
Und nun läutert der Herr unser verwöhntes<br />
Pilgerherz durch e<strong>in</strong>e Probe.<br />
Es stellt sich nämlich heraus, dass es<br />
gar ke<strong>in</strong> Hotel gibt. Wir s<strong>in</strong>d auf verschiedene<br />
Ferienwohnungen verteilt<br />
und untergebracht. Ferien auf dem<br />
Bauernhof ist für e<strong>in</strong>e Nacht angesagt.<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 5
Zuerst ungläubiges Schweigen, dann<br />
Fassungslosigkeit und endlich doch<br />
herzliches Lachen. Die Unterkünfte<br />
s<strong>in</strong>d herrlich. Die Gastfreundschaft ist<br />
löblich und ke<strong>in</strong>er f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>en Grund<br />
zur Klage. Uns entgeht, dass der Ort<br />
die Heimat des größten und wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
e<strong>in</strong>zigen Glasikonenmuseums<br />
der Welt ist. In der Kunst üben<br />
sich nicht nur alte Menschen, sondern<br />
die Tradition wird an die folgende<br />
Generation weitervermittelt. Wunderschöne<br />
sakrale Ostereiermalereien und<br />
handgewebte kle<strong>in</strong>e Kunstwerke aus<br />
edlen Stoffen gehören ebenso zum<br />
Repertoire der E<strong>in</strong>heimischen mit den<br />
goldenen Händen.<br />
Auf dem abendlichen Weg zur Lichtfeier<br />
<strong>in</strong> Hermannstadt treffen wir auf<br />
hohe kirchliche Würdenträger aus<br />
Rumänien und tauschen mit Ihnen<br />
freundliche Worte. Die Lichtfeier auf<br />
dem großen Marktplatz ist für die<br />
Stadt e<strong>in</strong> großes Ereignis, das vom<br />
rumänischen Fernsehen aufgezeichnet<br />
wird. Die Wortbeiträge erfolgen leider<br />
ohne Übersetzung. Es wird dennoch<br />
deutlich, dass die Verständigung zwischen<br />
den christlichen Konfessionen<br />
weit von e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit entfernt ist. E<strong>in</strong>e<br />
deutsche Redner<strong>in</strong> schließt Juden und<br />
Moslems <strong>in</strong> den ökumenischen Verständigungsprozess<br />
mit e<strong>in</strong>.<br />
Diese Erweiterung liegt jenseits des<br />
Füllvermögens dieses Begriffes. Es geht<br />
um das Haus der christlichen Religion<br />
und nicht der Weltreligionen. Ob von<br />
dieser Versammlung wirklich Impulse<br />
für die Ökumene - auch mit Blick auf<br />
die Orthodoxie - ausgehen werden,<br />
bleibt abzuwarten. Die augensche<strong>in</strong>lichen<br />
Unterschiede zwischen dem eher<br />
e<strong>in</strong>fachen Habit der orthodoxen Kirchenvertreter,<br />
dem leuchtenden Purpur<br />
und Rot der katholischen Kirchenfürsten<br />
und die mediale Inszenierung<br />
e<strong>in</strong>er hoch gestellten evangelischen<br />
Persönlichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Grand Hotel<br />
s<strong>in</strong>d gewaltig.<br />
E<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Schlussgottesdienst<br />
f<strong>in</strong>det am Sonntag nicht statt. Die<br />
Konfessionen bleiben mehr oder weniger<br />
doch unter sich. E<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>e Ausnahmen<br />
mag es gegeben haben. Wir<br />
feiern den katholischen Festgottesdienst<br />
mit, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em eigens dafür<br />
aufgestellten Zelt zelebriert wird. Die<br />
Vielfalt der mit Rom unierten südosteuropäischen<br />
und orientalischen<br />
Christen ist immer wieder verblüffend.<br />
Ich nehme e<strong>in</strong>e Kirchentags ähnliche<br />
Stimmung wahr. Mehr als 200 Priester<br />
zelebrieren geme<strong>in</strong>sam. Imposant.<br />
Der Gottesdienst wird <strong>in</strong> mehreren<br />
Sprachen gehalten. Die Eröffnung und<br />
die Begrüßung erfolgt auf ungarisch.<br />
Die heute größte M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Siebenbürgen<br />
s<strong>in</strong>d die Ungarn. Diese s<strong>in</strong>d<br />
mehrheitlich römisch-katholisch. Die<br />
Predigt wird auf französisch gehalten.<br />
Dazu wird e<strong>in</strong>e englische Übersetzung<br />
verteilt. Etwas Late<strong>in</strong> hätte gewiss nicht<br />
geschadet.<br />
Die Abschlusskundgebung ist schon<br />
durch die Abreise zahlreicher Delegierter<br />
ausgedünnt. Hier sehen wir erstmals<br />
den hohen orthodoxen Episkopat,<br />
auch Metropolit Daniel, der am<br />
12.09.2007, wie von uns erhofft, zum<br />
Patriarchen der rumänisch-orthodoxen<br />
Kirche gewählt wird. E<strong>in</strong> paar<br />
junge Leute bilden e<strong>in</strong>e Kreis und<br />
skandieren E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>heit, E<strong>in</strong>heit.<br />
E<strong>in</strong>e schöne Geste zum Abschluss.<br />
Wir genießen den freien Nachmittag<br />
und erfreuen uns an der Schönheit der<br />
restaurierten Fassaden von Hermannstadt.<br />
Wir nehmen mit, wie sich<br />
über die Jahrhunderte <strong>in</strong> den Karpaten<br />
unterschiedliches religiöses Leben<br />
christlicher Prägung entwickelt hat,<br />
das viele Jahrhunderte von deutschen<br />
und österreichisch-ungarischen<br />
Landsleuten maßgeblich geprägt worden<br />
ist. Unser Stadtbummel nimmt<br />
noch e<strong>in</strong>mal die orthodoxe, evangelische<br />
und katholische Tradition von<br />
Hermannstadt <strong>in</strong> den Blick. Ehrentafeln<br />
<strong>in</strong> deutscher Sprache er<strong>in</strong>nern an<br />
die unglücklichen Tage und die Opfer<br />
von Krieg und Vertreibung aus dieser<br />
Region.<br />
Am Montag, den 10.09.2007, geht es<br />
<strong>in</strong> aller Herrgottsfrühe zurück nach<br />
<strong>Deutschland</strong>. E<strong>in</strong>e wirklich schöne Pilgerreise<br />
kl<strong>in</strong>gt aus. Unsere Pilgergruppe<br />
löst sich auf. Die E<strong>in</strong>weihung des<br />
Don Bosco Hauses <strong>in</strong> Iași und die<br />
große Investitur sowie der Besuch im<br />
Krankenhaus von Bărticești, mit der<br />
diese Reise anfängt, s<strong>in</strong>d es Wert, <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em eigenen Bericht erwähnt zu<br />
werden.<br />
Wilhelm M. Konsek, KCLJ (Hilders)<br />
6 <strong>Lazarus</strong> Journal
<strong>Lazarus</strong>tage Düsseldorf 2007<br />
Die <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong> Düsseldorf fanden<br />
<strong>in</strong> diesem Jahr zur gleichen Zeit wie der<br />
31. ev. Kirchentag <strong>in</strong> Köln (s. Bericht von<br />
Cons. Jörres Seite 8) statt. Der Gedanke<br />
lag nahe, die Anreise nach Nordrhe<strong>in</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>em Besuch beider Veranstaltungen zu<br />
nutzen. E<strong>in</strong>ige <strong>Orden</strong>smitglieder kamen<br />
<strong>in</strong> der Tat sowohl zur Domstadt als auch<br />
nach Düsseldorf. Dies waren vor allem<br />
die neun aktiv an der Ausgestaltung des<br />
Standes sowie der Podiumsdiskussion<br />
am 8. Juni 2007 <strong>in</strong> der Messehalle V<br />
beteiligten Teilnehmer und Teilnehmer<strong>in</strong>nen.<br />
Vigil<br />
Der guten Tradition folgend wurden<br />
die <strong>Lazarus</strong>tage mit der Vigilfeier am<br />
Abend des 8. Juni 2007 <strong>in</strong> der altehrwürdigen<br />
St. Josefskapelle des Theresienhospitals<br />
<strong>in</strong> der Düsseldorfer Altstadt<br />
begonnen. Seit Jahren trafen sich hier<br />
bislang die nordrhe<strong>in</strong>ischen <strong>Orden</strong>sbrüder<br />
und -schwestern zu ihrem Jour fixe.<br />
(Leider stehen uns die Räume <strong>in</strong>folge<br />
e<strong>in</strong>es Besitzerwechsels ab <strong>2008</strong> hier nicht<br />
mehr zur Verfügung.)<br />
Die Vigilfeier fand unter der Leitung<br />
von <strong>Orden</strong>skaplan P. Karl Oerder EChLJ<br />
statt. Er gab uns <strong>Lazarus</strong>-Rittern und<br />
<strong>Lazarus</strong>-Damen Worte der Aufmunterung<br />
mit auf den Weg durch e<strong>in</strong>e Zeit<br />
des Umbruchs im <strong>Orden</strong>, die allgeme<strong>in</strong><br />
starke Beachtung erfuhren.<br />
Die drei für die Investitur als OLJ für<br />
den kommenden Tag Ausgewählten hatten<br />
noch e<strong>in</strong>mal Gelegenheit, über ihren<br />
Schritt nachzudenken, wie es die Statuten<br />
unseres <strong>Orden</strong>s vorsehen.<br />
Die Schwestern vom Hl. Kreuz hatten<br />
e<strong>in</strong>en anschließenden Imbiß vorbereitet,<br />
wofür auch auf diesem Wege noch e<strong>in</strong>mal<br />
gedankt sei, bei welchem der Abend<br />
<strong>in</strong> Harmonie ausklang.<br />
<strong>Orden</strong>sversammlung<br />
Am 9. Juni 2007 fand unter Vorsitz von<br />
Cfr. Clemens Stroetmann die <strong>Orden</strong>sversammlung<br />
statt. Cfr. Kanzler He<strong>in</strong>rich<br />
Stahl begrüßte die anwesenden <strong>Orden</strong>smitglieder<br />
und Gäste.<br />
P. Karl Oerder führte mit se<strong>in</strong>er Bes<strong>in</strong>nung<br />
zu Phil. 2, 6 <strong>in</strong> die Sitzung e<strong>in</strong> und<br />
gab damit den Impuls, Jesus Christus mit<br />
se<strong>in</strong>er Frohen Botschaft zum Teil unseres<br />
Lebens werden zu lassen.<br />
Die Versammlung wurde <strong>in</strong>formiert<br />
über den Stand der Gespräche zwischen<br />
der Norwich-Group (unter Earl Ferres)<br />
und den Vertretern der Pariser Obedienz.<br />
Es soll die Zusammenführung der verschiedenen<br />
Splittergruppen des <strong>Lazarus</strong>-<br />
<strong>Orden</strong>s vorangetrieben werden. Nach<br />
unanfechtbaren Kandidaten für die<br />
Nachfolge e<strong>in</strong>es Großmeisters wird<br />
gesucht. Über die Positionen und Funktionen<br />
derzeitiger führender <strong>Orden</strong>svertreter<br />
wird <strong>in</strong>formiert.<br />
Zum Abschluß der Berichterstattung<br />
dankt Cfr. Richard Deutsch dem Justiziar<br />
Cfr. Clemens Stroetmann für se<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales<br />
Engagement, was sicherstellt,<br />
dass wir auch weiterh<strong>in</strong> auf die Entwicklung<br />
des <strong>in</strong>ternationalen <strong>Orden</strong>s E<strong>in</strong>fluß<br />
behalten.<br />
Es wird die Vermögenslage der DLS<br />
(Deutsche <strong>Lazarus</strong> Stiftung) dargestellt,<br />
die sich durch weitere Zustiftungen<br />
erfreulich entwickelt. Dr. Razvan Ionescu-Batta,<br />
Kaarst-Büttgen, ist zum Kurator<br />
bestellt worden.<br />
Im Hospitalischen Bericht wurden<br />
zahlreiche humanitäre Projekte aus dem<br />
Jahre 2006 mit e<strong>in</strong>em Volumen von rund<br />
1.000.000,00 EUR dargestellt; h<strong>in</strong>zu<br />
kommen Initiativen e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder<br />
und -freunde, welche Kleiderspenden,<br />
Krankenbetten und e<strong>in</strong>en<br />
Brunnen für Ben<strong>in</strong> (Cfr. Dr. Stegenwallner)<br />
beitrugen.<br />
Allen <strong>Orden</strong>smitgliedern und -freunden<br />
gilt dafür herzlicher Dank und Anerkennung.<br />
S. E. der Großprior von Rumänien, Dr.<br />
Axel Mittelstaedt berichtet über die dortige<br />
Arbeit des <strong>Orden</strong>s und dankt Förderern<br />
und Spendern.<br />
Investiturfeier<br />
In der Stadtkirche St. Lambertus <strong>in</strong><br />
Düsseldorf wurde am 9. Juni 2007 die<br />
Investitur der Großballei <strong>Deutschland</strong><br />
unseres <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s gefeiert. Stadtdechant<br />
Msgr. Ste<strong>in</strong>häuser gab uns persönlich<br />
die Ehre der Begrüßung. Zahlrei-<br />
che Besucher, Schwestern und Brüder des<br />
<strong>Orden</strong>s und Geme<strong>in</strong>demitglieder kamen<br />
zu diesem feierlichen ökumenischen<br />
Wortgottesdienst.<br />
<strong>Orden</strong>skaplan Pfr. Wolfgang Schöne<br />
EChLJ, <strong>Mai</strong>nz, hielt e<strong>in</strong>e mitreißende<br />
Predigt. Die Feier wurde von den<br />
„Mov<strong>in</strong>g Voices“, e<strong>in</strong>em Laienchor unter<br />
Leitung von Joachim D. Schulz aus Troisdorf,<br />
und dem Kantor Hrn. Terbuyken<br />
musikalisch ausgestaltet, mit neuen, bisher<br />
ungewohnten Klängen. Die Aussagen<br />
des Predigers wurden durch die Sänger<strong>in</strong>nen<br />
und Sänger <strong>in</strong> anderer, musikalischer<br />
Form ausdrucksstark formuliert.<br />
Drei <strong>Orden</strong>smitglieder wurden zum OLJ<br />
<strong>in</strong>vestiert, e<strong>in</strong>e Reihe von Ehrungen und<br />
Beförderungen (s.S. 19) schloß sich an.<br />
Ausklang<br />
In das Mercure Hotel am Stresemannplatz<br />
wurde zum festlichen Abendbuffet<br />
geladen. Die pünktlichen Transfers (auch<br />
für den Chor von und nach Troisdorf)<br />
sponserte wie schon oft <strong>in</strong> früheren Jahren<br />
unser <strong>Orden</strong>sritter Chev. Günter<br />
Pannenbecker KCLJ, dem hierfür der<br />
Dank des <strong>Orden</strong>s gewiß ist.<br />
Noch während des D<strong>in</strong>ers luden Cfrs.<br />
Herbst, Wagner, Fronhöfer und W<strong>in</strong>ter<br />
<strong>in</strong> der Tiefgarage des Hotels die Ladung<br />
an Drucksachen und vor allem großformatigen<br />
Folien für den Rücktransport<br />
nach Berl<strong>in</strong> um, die auf dem Kölner ev.<br />
Kirchentag zum E<strong>in</strong>satz gekommen und<br />
von Cfrs. Dr. W<strong>in</strong>ter und Wagner zeitgenau<br />
abgebaut und verpackt worden<br />
waren - e<strong>in</strong> perfekter und auf die M<strong>in</strong>ute<br />
gelungener E<strong>in</strong>satz am Rande.<br />
Bei guten Speisen und Gesprächen<br />
klangen e<strong>in</strong>drucksvolle <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong><br />
Düsseldorf aus.<br />
Stadtrundfahrt<br />
Sehr gelobt wurde von den (leider nur<br />
sehr wenigen) Teilnehmern die Stadtrundfahrt<br />
am Sonntagmorgen, ebenfalls<br />
gestiftet von unserem <strong>Orden</strong>sbruder<br />
Chev. Günter Pannenbecker KCLJ. Dank<br />
sei ihm dafür auch noch e<strong>in</strong>mal auf diesem<br />
Wege!<br />
P. SCHULZ KCLJ, GCMLJ (Köln)<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 7
31. Deutscher evangelischer Kirchentag<br />
Köln 6. - 10. Juni 2007<br />
Die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses:<br />
Jesus Christus Gottes Sohn, Erlöser,<br />
ergeben das griechische Wort Ichthys<br />
– das heißt Fisch. Dem Symbolfisch<br />
des 31. ev. Kirchentages hatte man<br />
allerd<strong>in</strong>gs scharfe Zähne verpasst. Denn<br />
die Bögen der Köln-Deutzer Brücke, die<br />
zur Messe, dem Ort des Kirchentages<br />
2007 führt, zierte e<strong>in</strong> stilisierter Hai.<br />
Vielleicht um schärfer beißen zu können,<br />
gemäß dem Motto der Veranstaltung:<br />
Lebendig und kräftig und schärfer<br />
(Hebr. 4-12). Das volle Bibelzitat lautet:<br />
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und<br />
kräftig und schärfer denn e<strong>in</strong> zweischneidig<br />
Schwert und dr<strong>in</strong>gt durch, bis dass es<br />
schneidet Seele und Geist, auch Mark<br />
und Be<strong>in</strong>, und ist e<strong>in</strong> Richter der Gedanken<br />
und S<strong>in</strong>ne des Herzens“. Also um<br />
des Wortes Schärfe g<strong>in</strong>g es hier, <strong>in</strong> der<br />
Verteidigung der Pr<strong>in</strong>zipien des Glaubens,<br />
die im Mittelpunkt des Kirchentages<br />
stand, der sich von Anfang an – seit<br />
dem ersten Kirchentag 1949 <strong>in</strong> Hannover<br />
– immer wieder den Herausforderungen<br />
der Zeit gestellt hat. Seit Berl<strong>in</strong><br />
1961 hat auch der ökumenische Dialog<br />
zwischen den christlichen Kirchen dort<br />
e<strong>in</strong>en festen Platz e<strong>in</strong>genommen.<br />
Es ist bereits der zweite Evangelische<br />
Kirchentag im katholischen Köln. Damals<br />
begegnete Kard<strong>in</strong>al Josef Fr<strong>in</strong>gs<br />
zum erstenmal dem rhe<strong>in</strong>ischen Präses<br />
der ev. Kirche Joachim Beckmann. In<br />
e<strong>in</strong>em Interview der Kölnischen Rundschau,<br />
an dem der alte, wie der neue<br />
Kirchentagpräsident Richard von Weizsäcker<br />
und Re<strong>in</strong>hard Höppner teilnahmen,<br />
er<strong>in</strong>nert sich von Weizsäcker: „Die<br />
Offenheit gehört ja auch irgendwie zu<br />
Köln. Das war 1965 auch schon so.<br />
Damals empf<strong>in</strong>g uns Kard<strong>in</strong>al Fr<strong>in</strong>gs<br />
statt e<strong>in</strong>es banalen Grußworts mit e<strong>in</strong>er<br />
Bibelarbeit über den Text der biblischen<br />
Losung des Kirchentages. Das war sehr<br />
bewegend. Und ich erzähle immer wieder,<br />
wie sich im Anschluss an Fr<strong>in</strong>gs´<br />
Worte zwei politisch so gegensätzliche<br />
Männer wie Bundeskanzler Konrad<br />
Adenauer und Pastor Mart<strong>in</strong> Niemöller<br />
umarmten. Darauf Höppner: „Wirklich<br />
wahr?“ Von Weizsäcker: „Ja, vor me<strong>in</strong>en<br />
Augen... Das war e<strong>in</strong> Ausdruck dafür,<br />
wie dicht die Atmosphäre war." Also<br />
schon zu der Zeit entsprach der Kir-<br />
chentag nicht ganz der Def<strong>in</strong>ition, die<br />
der Kabarettist Jürgen Becker aufstellte:<br />
„E<strong>in</strong> evangelischer Kirchentag im<br />
katholischen Köln ist fast wie e<strong>in</strong> Pantomimenabend<br />
im Radio“, zu viel Vernunft,<br />
zu wenig prachtvolle Bilder<br />
rundherum. Sicher ist das Bildverständnis<br />
der Evangelischen e<strong>in</strong> wenig anders.<br />
Doch das hat die Kölner Katholiken<br />
nicht davon abgehalten, aktive Gastgeber<br />
zu se<strong>in</strong>. Dazu Re<strong>in</strong>hard Höppner:<br />
„Es ist manchmal gut, sich des zurückgelegten<br />
Weges zu er<strong>in</strong>nern, um nicht vor<br />
dem nächsten Schlagloch zu verzagen. Ich<br />
gebe gerne zu, dass me<strong>in</strong>e Erwartungen<br />
<strong>in</strong> puncto praktizierbare Ökumene deutlich<br />
übertroffen worden s<strong>in</strong>d. Als wir vor<br />
zwei Jahren mit den Planungen anf<strong>in</strong>gen,<br />
da dachte ich: Na Köln, wie das wohl<br />
werden wird? Aber <strong>in</strong>zwischen sage ich:<br />
Es ist e<strong>in</strong>fach schön. Die katholischen<br />
Geme<strong>in</strong>den Kölns sehen den Kirchentag<br />
auch als ‚ihr' Ereignis. Wir s<strong>in</strong>d nicht<br />
etwa zu Gast bei Fremden.“<br />
Fremd <strong>in</strong> Köln durfte sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
auch der <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> nicht fühlen.<br />
Als Vertreter der gelebten Ökumene<br />
8 <strong>Lazarus</strong> Journal
ekam er die Möglichkeit, sich nicht<br />
nur am Hallenstand darzustellen, sondern<br />
auch auf der Podiumsdiskussion<br />
am Marktplatz <strong>in</strong> Halle 5. Die Moderation<br />
übernahm der evangelische Theologe<br />
Dr. Hans-Georg L<strong>in</strong>k aus Köln, der<br />
jahrelang die Funktion des Ökumene-<br />
Beautragten der Super<strong>in</strong>tendentur ausübte.<br />
Dem <strong>Orden</strong> ist er bekannt durch<br />
e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Vortrag über die<br />
Kreuzzüge, den er vor Jahren bei e<strong>in</strong>em<br />
Treffen <strong>in</strong> Köln hielt. Er erwies sich als<br />
fundierter Kenner der Tätigkeit des<br />
<strong>Orden</strong>s und se<strong>in</strong>er Geschichte. So ergab<br />
sich durch se<strong>in</strong>e Fragen e<strong>in</strong> rundes Bild<br />
über unseren <strong>in</strong> der Öffentlichkeit so<br />
wenig bekannten <strong>Orden</strong>. Gesprochen<br />
wurde über die Wurzeln des <strong>Orden</strong>s,<br />
se<strong>in</strong>e christliche Ausrichtung, sowie<br />
über se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>maligkeit als e<strong>in</strong>e ökumenische<br />
Geme<strong>in</strong>schaft. Kanzler He<strong>in</strong>rich<br />
Stahl und die <strong>Orden</strong>sgeistlichen Pater<br />
Karl Oerder und Pfarrer Wolfgang<br />
Schöne beleuchteten ausführlich die<br />
Geschichte, und den geistigen H<strong>in</strong>tergrund,<br />
auf dem der <strong>Orden</strong> fußt – den<br />
christlichen Glauben und die H<strong>in</strong>wendung<br />
zu all denen, die Hilfe brauchen,<br />
ohne Ansehen der Person, der Konfession,<br />
oder der Hautfarbe, wobei e<strong>in</strong>en<br />
besonders wichtigen Stellenwert, das<br />
bezeugten alle Teilnehmer der Gesprächsrunde,<br />
die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
gelebten Ökumene bedeutet, die der<br />
<strong>Orden</strong> ihnen bietet. Cfr. Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter,<br />
Cfr. Prof. Dr. Dr. Peter Schulz und<br />
Cons. Zsuzsa Jörres berichteten dann<br />
über die praktische karitative <strong>Orden</strong>sarbeit,<br />
über die konkreten Projekte,<br />
über die Wirkunkstätte des <strong>Orden</strong>s <strong>in</strong><br />
der ganzen Welt und die Probleme, die<br />
solche hospitalische Arbeit mit sich<br />
br<strong>in</strong>gt.<br />
Am Messestand, wo sich der <strong>Orden</strong><br />
präsentierte, bekam man immer wieder<br />
<strong>in</strong>teressierte Fragen zur Existenz des<br />
<strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s gestellt, denn die meisten<br />
Vorbeigehenden hatten von ihm<br />
noch nie etwas gehört. So hat es sich,<br />
wie schon an dem Ökumenischen Kirchentag<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, auch jetzt als richtig<br />
erwiesen, <strong>in</strong> Köln dabeizuse<strong>in</strong>: „Auch<br />
wenn sich unsere Präsenz mit unserem<br />
<strong>Lazarus</strong>-Stand nicht direkt durch massenhafte<br />
Anmeldung neuer Mitglieder<br />
auszahlen wird“ me<strong>in</strong>te dazu Cfr. Peter<br />
Schulz, „Flagge zu zeigen ist wichtig, wir<br />
waren präsent und werden auch künftig<br />
nicht h<strong>in</strong>ter dem Berg halten!“<br />
Und während <strong>in</strong> den Straßen von<br />
Köln großer, aber friedlicher Andrang<br />
herrschte, zog e<strong>in</strong> anderes Ereignis, der<br />
G-8 Gipfel <strong>in</strong> Heiligendamm auch Massen<br />
von Menschen an. Wenn auch zum<br />
Teil weniger friedliche. Ihren Gewaltausbrüchen<br />
jedenfalls gelang es immer<br />
wieder von den eigentlichen Problemen<br />
der Globalisierung abzulenken die<br />
beide Kirchen im gleichen Maße<br />
bedrückten. „Wir möchten den Gipfelteilnehmern<br />
die Macht der Würde näher<br />
br<strong>in</strong>gen,“ me<strong>in</strong>te Re<strong>in</strong>hard Höppner,<br />
„Globalisierung ist ke<strong>in</strong> Schicksal, sondern<br />
e<strong>in</strong>e Gestaltungsaufgabe. Dafür<br />
braucht es e<strong>in</strong> Kriterium, das <strong>in</strong> allen<br />
Kulturen verstanden wird. So wird die<br />
Frage nach der Würde des Menschen<br />
hilfreich – als Testfrage, ob die Globalisierung<br />
sich <strong>in</strong> die richtige Richtung<br />
bewegt oder nicht.“<br />
Das allgeme<strong>in</strong>e Echo des 31. ev. Kirchentages<br />
<strong>in</strong> Köln war, was die Ökumene<br />
betrifft, durchweg positiv, auch <strong>in</strong><br />
katholischen Kreisen. Trotz der vorhandenen<br />
theologischen Differenzen hat<br />
sich wieder herausgestellt, dass die<br />
Zusammenarbeit auf der Laienebene,<br />
an der Basis also, recht gut funktioniert.<br />
Der Theologe Wolfgang Thierse hat<br />
recht (wenigstens <strong>in</strong> diesem Fall), wenn<br />
er sagt: „Das geme<strong>in</strong>same Bekenntnis der<br />
Christen ist wichtiger als das, was sie<br />
vone<strong>in</strong>ander trennt.“<br />
Dieser Bericht kann nicht schließen,<br />
ohne den unermüdlichen Mithelfern<br />
und -helfer<strong>in</strong>nen bei der Vorbereitung<br />
für die Gestaltung des Messestandes, für<br />
ihr Mitwirken bei der Podiumsdiskussion<br />
und am Messestand <strong>in</strong> Halle V.<br />
herzlich und ordensbrüderlich zu danken.<br />
Wer die außerordentlich weiten<br />
Wege <strong>in</strong> den Messehallen Ost zu Köln<br />
kennt, kann ermessen, was die Realisierung<br />
der Präsenz unseres <strong>Orden</strong>s auf<br />
diesem Kirchentag zum Teil zeitgleich<br />
mit den <strong>Lazarus</strong>tagen <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
bedeutet hat. Der punktgenaue Abbau<br />
und das Verladen aller ausgestellten<br />
Texttafeln und -fahnen e<strong>in</strong>e Stunde vor<br />
Beg<strong>in</strong>n des Investiturgottesdienstes <strong>in</strong><br />
Düsseldorf war nur durch extremen<br />
persönlichen E<strong>in</strong>satz überhaupt denkbar.<br />
Dies war wieder e<strong>in</strong>es der zu Herzen<br />
gehenden, vorzeigbaren Beispiele<br />
für die im <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> mit Überzeugung<br />
gelebte Ökumene!<br />
Zsuzsa JÖRRES, CLJ<br />
(Mannebach)<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 9
Wege <strong>in</strong> die Zukunft<br />
Internationale und ökumenische <strong>Lazarus</strong>tage Potsdam 2007<br />
Das Motto der <strong>Lazarus</strong>tage <strong>in</strong> Potsdam<br />
WEGE IN DIE ZUKUNFT, bei<br />
se<strong>in</strong>er Auswahl vielleicht noch mehr<br />
Wunsch als konkreter Wegweiser, hat<br />
sich letztendlich als genau der richtige<br />
Leitspruch erwiesen. Es war, als ob<br />
jetzt, nach vielen Problemen, Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten<br />
und Grabenkämpfen<br />
der Vergangenheit, endlich<br />
die nötige Ruhe e<strong>in</strong>gekehrt wäre, um<br />
Zuversicht für den weiteren Weg des<br />
<strong>Orden</strong>s mit sich zu br<strong>in</strong>gen. Sicher<br />
spielte dabei die außerordentlich herzliche<br />
Atmosphäre, welche die Berl<strong>in</strong>er<br />
<strong>Orden</strong>sbrüder boten, e<strong>in</strong>e besondere<br />
Rolle. Es machte e<strong>in</strong>em leichter, sich<br />
ungezwungener zu begegnen, als es<br />
sonst der Fall wäre. Doch es war diesmal<br />
noch etwas anderes da: Das Gefühl<br />
e<strong>in</strong>er echten Geme<strong>in</strong>schaft und Verbundenheit.<br />
Dazu haben im Vorfeld<br />
nicht zuletzt auch die E<strong>in</strong>kehrtage <strong>in</strong><br />
Bad Honnef recht positiv beigetragen.<br />
Die geme<strong>in</strong>sam verbrachten Tage, fern<br />
ab vom Lärm des Alltags, zwischen den<br />
stillen Mauern des Klosters, ermöglichten<br />
<strong>in</strong> veränderter Wahrnehmung<br />
nicht nur e<strong>in</strong>e tiefe meditative Konzentration.<br />
Die geme<strong>in</strong>samen Gespräche<br />
führten zum besseren gegenseitigen<br />
Kennenlernen, und <strong>in</strong> den Tagen<br />
der Zwistigkeiten zu e<strong>in</strong>er tieferen<br />
Bes<strong>in</strong>nung auf die Arbeit und die Ziele<br />
des <strong>Orden</strong>s. So fanden diejenigen, die<br />
nach den unerfreulichen vorherigen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen im <strong>Orden</strong> noch<br />
verblieben s<strong>in</strong>d – das war <strong>in</strong> Potsdam<br />
ganz offensichtlich – endlich zue<strong>in</strong>ander,<br />
mit dem festen Willen geme<strong>in</strong>sam<br />
die WEGE IN DIE ZUKUNFT zu f<strong>in</strong>den.<br />
Und das Motto ist so zum echten<br />
Leitgedanken der <strong>Lazarus</strong>tage geworden.<br />
Vigil<br />
Gleich zum Anfang, am ersten Tag<br />
schon, beim Gang zur Vigil <strong>in</strong> die Kirche<br />
St. Peter und Paul auf Nikolskoe,<br />
spürte man diese Zusammenhörigkeit.<br />
Es war e<strong>in</strong> gutes Gefühl, <strong>in</strong> die <strong>Orden</strong>smäntel<br />
gehüllt, diesen Weg geme<strong>in</strong>sam<br />
zu Fuß <strong>in</strong> die Abenddämmerung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />
zu gehen, um wiederum geme<strong>in</strong>sam<br />
mit den Gästen aus dem Ausland<br />
dort die traditionelle Nachtwache zu<br />
halten. Vertreten waren hier: die Großpriore:<br />
von Österreich Cfr. Graf Spern-<br />
bourg, von Liechtenste<strong>in</strong><br />
Cfr. Hasler, von<br />
Ungarn Cfr. Deák,<br />
von England und<br />
Wales Earl Ferres, von<br />
Irland Bernard Barton,<br />
von Rumänien<br />
Cfr. Dr. Mittelstaedt,<br />
aus den Niederlanden<br />
Cfr. van Beek und der<br />
Justitiar der Europäischen<br />
Kommanderie<br />
Cfr. Dr. Wansleben.<br />
Potsdam und<br />
Umgebung<br />
Es war e<strong>in</strong>e richtige<br />
Entscheidung, das<br />
Treffen der Berl<strong>in</strong>er<br />
Kommende <strong>in</strong> Potsdam<br />
zu veranstalten.<br />
So hatte man auch die<br />
Gelegenheit, an den<br />
vielen Sehenswürdigkeiten<br />
teilzuhaben,<br />
welche dieser geschichtsträchtige<br />
Ort so reichlich zu<br />
bieten hat. Während der Govern<strong>in</strong>g<br />
Council exklusiv tagte, konnten die<br />
anderen Teilnehmer am Samstagvormittag<br />
bei e<strong>in</strong>er Stadtrundfahrt all das<br />
besichtigen, was die Stadt zu bieten hat<br />
– grandiose Vergangenheit ebenso wie<br />
die immer mehr verschw<strong>in</strong>denden<br />
Spuren der kommunistischen Diktatur.<br />
Während der historische Teil dieser<br />
Stadt schon längst <strong>in</strong> jedes Lexikon<br />
E<strong>in</strong>gang fand, sollten der Park und das<br />
Schloss von Sanssouci mit dem Grab<br />
von Friedrich dem Großen, das Neue<br />
Palais, das Brandenburger Tor, der E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>turm<br />
oder Sch<strong>in</strong>kels wiederaufgebaute,<br />
klassizistische Nikolaikirche, der<br />
von Lenné umgestaltete Landschaftspark<br />
Neuer Garten, das Holländische<br />
Viertel und nicht zuletzt die für das<br />
Schicksal der Deutschen so gewichtige<br />
Stätte der Potsdamer Konferenz oder<br />
auch der Stadtteil Babelsberg mit se<strong>in</strong>en<br />
weltberühmten Filmstudios, im<br />
allgeme<strong>in</strong>en Bewusstse<strong>in</strong> ihren Platz<br />
gefunden haben.<br />
10 <strong>Lazarus</strong> Journal
Was aber noch kaum <strong>in</strong> den Annalen<br />
zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> dürfte, ist das Schicksal<br />
des Villenviertels gegenüber den Studios.<br />
Gleich nach 1945 von den Sowjets<br />
beschlagnahmt, von e<strong>in</strong>em fast<br />
drei Meter hohen Zaun abgeschirmt,<br />
enthüllte es erst nach der Wende se<strong>in</strong><br />
wahres Leben. Hier befand sich all die<br />
Jahre des SED-Regimes die Zentrale<br />
des KGB. H<strong>in</strong>ter den Mauern der Gutbürgerlichkeit<br />
versteckte sich für andere<br />
unsichtbar der blanke Terror, mit<br />
allen se<strong>in</strong>en Attributen, wie Folterkammern,<br />
Vollstreckungsstätte und<br />
unterirdischen Gängen. Nicht umsonst<br />
nannte man es die Verbotene<br />
Stadt. Heute, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Ursprünge<br />
zurückverwandelt, strahlt dies Viertel<br />
Harmlosigkeit aus, so, als ob hier niemals<br />
etwas anderes gewesen wäre als<br />
e<strong>in</strong> sorgsam gepflegtes Villenviertel.<br />
Über die Vergangenheit dieser Häuser<br />
spricht man heute hier nicht so gerne...<br />
Noch e<strong>in</strong>e Geschichte, die so nur im<br />
geteilten <strong>Deutschland</strong> geschehen<br />
konnte, und die von Frau Gabriele<br />
Herbst während der Busfahrt mit<br />
bewegenden Worten geschildert<br />
wurde, sei hier wiedergegeben.<br />
Gegenüber der Kirche, <strong>in</strong> der wir die<br />
Vigil feierten, am anderen Ufer der<br />
Havel, steht als Pendant die Heilandskirche.<br />
Gebaut wurde sie für Fährleute,<br />
welche die Kirche mit ihren Booten<br />
erreichen konnten. Nach dem Bau der<br />
Mauer geriet sie <strong>in</strong> den Todesstreifen.<br />
Die Kirche wurde – politisch so<br />
gewollt – dem Verfall preisgegeben.<br />
Pfarrer Strauß, <strong>in</strong>zwischen pensioniert,<br />
konnte sich damit nicht abf<strong>in</strong>den,<br />
dass se<strong>in</strong>e ehemalige Kirche so<br />
zugrunde geht. Da er als Rentner <strong>in</strong><br />
den Westen fahren durfte, versuchte er<br />
hier Hilfe zu bekommen. Es gelang<br />
ihm, Kontakt zu der Zeitung „Tagesspiegel“<br />
anzuknüpfen. E<strong>in</strong> Bericht<br />
über das Schicksal der Kirche rief e<strong>in</strong>e<br />
große Spendenbereitschaft der Leser<br />
hervor. So konnten Mitte der achtziger<br />
Jahre, also noch vor der Wende, die<br />
ersten Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet werden,<br />
um das Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Weitere Spenden der Zeitungsleser<br />
ermöglichten, dass gleich die erste freie<br />
Weihnacht 1989 schon <strong>in</strong> der Kirche<br />
gefeiert werden konnte. Da sich die<br />
Kirche im ehemaligen Todesstreifen<br />
befand, war zu befürchten (tatsächlich<br />
aber war dem nicht so), dass sich dort<br />
M<strong>in</strong>en bef<strong>in</strong>den könnten. Auf e<strong>in</strong>em<br />
Steg von e<strong>in</strong>em halben Meter Breite<br />
tasteten sich die Gläubigen im Gänsemarsch<br />
langsam bis zur Kirche vor, die<br />
noch ganz ohne Bestuhlung dastand.<br />
Es kamen so viele, dass man Lautsprecher<br />
nach draußen e<strong>in</strong>setzen musste.<br />
Der überglückliche Pfarrer Strauß<br />
begrüßte alle mit den Worten: „Die<br />
DDR hat die Religion, den christlichen<br />
Glauben, für überflüssig erklärt. Wir<br />
freuen uns, welch´ e<strong>in</strong>en Überfluss wir<br />
heute hier erleben dürfen.“ Es war so<br />
bewegend, dass viele Menschen we<strong>in</strong>ten.<br />
Heute f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der neu restaurierten<br />
Kirche wieder regelmäßig Gottesdienste<br />
statt. Und demnächst soll es<br />
auch für Fährleute welche geben. Pfarrer<br />
Strauß ist <strong>in</strong>zwischen tot. Se<strong>in</strong><br />
Glaubensvermächtnis aber, von den<br />
Kommunisten längst totgesagt, hat die<br />
Diktatur überlebt.<br />
Städte sollte man, wo möglich, im<br />
herbstlichen Dunst besuchen, bei<br />
schrägem Sonnenlicht, verfärbtem<br />
Laub. Die riesige Parkanlage von Sanssouci<br />
mit ihren, h<strong>in</strong>ter den bunten<br />
Blättern der Bäume versteckten imposanten<br />
Gebäudekomplexen, mit Skulpturen,<br />
Brunnenanlagen und großen<br />
Rasenflächen, boten e<strong>in</strong> unvergessliches<br />
Bild, das man gerne als Er<strong>in</strong>nerung<br />
mit nach Hause nimmt. Bei<br />
der anschließenden E<strong>in</strong>kehr <strong>in</strong> das<br />
Kronengut mit dem wohlschmeckenden<br />
Imbiss endete dann die <strong>in</strong>teressante<br />
Stadtrundfahrt.<br />
<strong>Orden</strong>sversammlung<br />
Im Mittelpunkt der nachmittäglichen<br />
<strong>Orden</strong>sversammlung stand der<br />
Arbeitsbericht des Cfr. Klaus W<strong>in</strong>ter<br />
und die Vorführung der im Bayerischen<br />
Rundfunk ausgestrahlten Reportage<br />
über die Arbeit der Stiftung<br />
Hilfswerk Deutsche Zahnärzte (HDZ)<br />
– e<strong>in</strong> Film, der die große Leistung der<br />
Stiftung, aber auch die engagierte Leistung<br />
ihres Vorsitzenden Dr. Klaus<br />
W<strong>in</strong>ter und se<strong>in</strong>er Frau Helga<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 11
anschaulich dokumentiert.<br />
Investiturfeier mit oekumenischem<br />
Festgottesdienst<br />
Der ökumenische Festgottesdienst<br />
mit der Investiturfeier am Abend fand<br />
<strong>in</strong> der ev. Friedenskirchengeme<strong>in</strong>de<br />
Sanssouci statt. Er wurde – wie schon<br />
die Vigil am Vortag – von <strong>Orden</strong>skaplan<br />
Axel Landwehr zelebriert, mit<br />
Konzelebranten Rev. C. Jeremy Haselock<br />
aus London, dem Potsdamer<br />
Probst Klaus-Günter Müller und der<br />
Pfarrer<strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Cornelia<br />
Behrmann. Cfr. Axel Landwehr, der<br />
seit 1990 Mitglied der Kommende Berl<strong>in</strong><br />
ist, wurde <strong>in</strong> diesem Sommer <strong>in</strong> der<br />
Schweiz, wo er studiert hat, zum Priester<br />
geweiht. Dort, am Zürichsee, trat er<br />
anschließend auch se<strong>in</strong>e erste Pfarrstelle<br />
an.<br />
Abendliches Beisammense<strong>in</strong><br />
Beim festlichen Abschluss des Tages<br />
mit kul<strong>in</strong>arischem Buffet zeigten die<br />
Gesichter der Teilnehmer Zufriedenheit<br />
über den Verlauf des Treffens. Die ausländischen<br />
Gäste waren begeistert und<br />
dankten den Berl<strong>in</strong>er Brüdern für die<br />
außerordentliche Gastfreundschaft. Es<br />
waren ke<strong>in</strong>e leeren Floskeln, die da fielen,<br />
die die <strong>in</strong>ternationale Verbundenheit<br />
zum Ausdruck brachten und den<br />
klaren Wunsch, geme<strong>in</strong>sam mit den<br />
deutschen <strong>Orden</strong>sbrüdern den Weg<br />
weiterzugehen.<br />
Dank und Anerkennung<br />
E<strong>in</strong> großer Dank gebührt den Berl<strong>in</strong>er<br />
<strong>Orden</strong>sfreunden auch von allen übrigen<br />
Teilnehmern. Es waren besonders<br />
schöne <strong>Lazarus</strong>tage gewesen, h<strong>in</strong>ter<br />
deren reibungslosem Fortgang e<strong>in</strong><br />
Name steht, der unbed<strong>in</strong>gt genannt<br />
werden muss: Klaus-Dieter Herbst<br />
gebührt e<strong>in</strong> ganz besonderer Dank für<br />
das gute Gel<strong>in</strong>gen und den guten Geist<br />
der Tage! Denn man begegnete sich <strong>in</strong><br />
Potsdam nicht nur mit großer Herzlichkeit,<br />
sondern mit e<strong>in</strong>er, früher so nicht<br />
dagewesenen Offenheit. Cfr. Clemens<br />
Stroetmann sprach es treffend aus: „Wir<br />
können uns jetzt raufen ohne den anderen<br />
zu beleidigen und verletzen und so nach<br />
e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Lösung zu suchen.“<br />
E<strong>in</strong>en besseren Beweis dafür, dass wir<br />
uns auf dem richtigen Weg bef<strong>in</strong>den,<br />
gibt es wohl kaum.<br />
Zsuzsa JÖRRES, CLJ (Mannebach)<br />
12 <strong>Lazarus</strong> Journal
Predigt im Ökumenischen Festgottesdienst<br />
mit Investitur des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s<br />
Evangelische Friedenskirche, Potsdam - Sanssouci<br />
Sonnabend, 27. Oktober<br />
Liebe Festgeme<strong>in</strong>de, liebe Schwestern und Brüder,<br />
WEGE IN DIE ZUKUNFT, unter diesem vielversprechenden Motto stehen Ihre Tage als <strong>Orden</strong> des Heiligen <strong>Lazarus</strong> <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr. Doch wer Wege <strong>in</strong> die Zukunft f<strong>in</strong>den oder gar weisen will, der ist dazu aufgerufen, sich se<strong>in</strong>er eigenen Vergangenheit,<br />
dem Gestern, zu stellen. Denn nur wer bereit ist, den Blick <strong>in</strong> die Vergangenheit zu wagen, der wird mit freiem Gewissen<br />
und fröhlichem Glauben Schritte auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft setzen können.<br />
E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Szene vor gut zwei Wochen vor diesem Altar und dieser Kanzel; Adele Stolte, die große Sopranist<strong>in</strong> feiert ihren<br />
75. Geburtstag. Ich warte mit anderen auf die Möglichkeit, ihr zu gratulieren. Mit e<strong>in</strong>em jüdischen Freund stehe ich hier und<br />
erzähle ihm von diesem Festgottesdienst. Er macht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bemerkung, die für mich persönlich die Szene schlagartig<br />
erhellt hat. „Ach, mit Kreuz und Schwert gegen uns – damals, und wie ist es heute?“ Ich lasse diese kle<strong>in</strong>e, mich stark bewegende<br />
Szene so stehen. In den Lesungen haben wir gerade gehört, dass Gottes Wort das geistliche Schwert ist!<br />
Die biblischen Lesungen, die wir <strong>in</strong> diesem Gottesdienst gehört haben, s<strong>in</strong>d die Epistel und als Evangelium der Predigttext<br />
des morgigen Sonntags, des 21. Sonntags nach Tr<strong>in</strong>itatis, bzw. 22 Sonntage nach Pf<strong>in</strong>gsten. Jener berühmte Text aus dem<br />
letzten Kapitel des 5. Mosebuches schildert die Begegnung der Brüder mit ihrem Bruder Joseph mit dem großen Wort der<br />
Vergebung begangener Schuld: Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was<br />
jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten e<strong>in</strong> großes Volk.<br />
WEGE IN DIE ZUKUNFT hat es mit Heilung schuldhafter Vergangenheit zu tun, mit der Bitte um Versöhnung für Übertretung<br />
der Gebote Gottes. Wo wir uns mit freiem Herzen diesem Prozess der <strong>in</strong>neren Ause<strong>in</strong>andersetzung zu stellen bereit<br />
s<strong>in</strong>d, öffnen sich für uns Tore auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft. Andernfalls s<strong>in</strong>d wir gebunden und gehalten durch Stricke der<br />
Unversöhnlichkeit und der Schuld. In jener alten Josephs Geschichte senden die Brüder vor der Begegnung diese Botschaft:<br />
Vergib doch de<strong>in</strong>en Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat<br />
uns, den Dienern Gottes de<strong>in</strong>es Vaters. Nicht Aufrechnung noch Abrechnung, sondern Vergebung und Versöhnung s<strong>in</strong>d<br />
die geheimnisvollen Worte, die Türen öffnen können.<br />
Im Text aus dem Johannes Evangelium fallen beim ersten Hören zwei Worte besonders auf: Liebe und Freunde als Beschreibung<br />
der Art und Weise der Weggefährtenschaft auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft. „Bleibt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Liebe“ grüßt uns dieser<br />
Jesustext über zwei Jahrtausende. Nichts darf von diesem Ruf unterschlagen werden. „Bleibt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Liebe“ wird zur<br />
Umschreibung unseres Lebensortes, unseres Lebenszentrums auf dem „Weg <strong>in</strong> die Zukunft“. Jede andere Gemütsverfassung<br />
würde unnütz Kräfte absorbieren und uns Kraft nehmen, se<strong>in</strong>e Gebote zu halten, nämlich das Dreifachgebot der Gottes-,<br />
Nächsten- und Selbstliebe. Die Liebe, die uns <strong>in</strong> der Gestalt, im Wort und Werk Jesu Christi entgegen kommt, ist das „Sesam<br />
öffne dich“ für unseren neuen Lebensentwurf, auch für die Wege <strong>in</strong> die Zukunft des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s. Diese Liebe nimmt uns<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Urdialog zwischen Gott und uns Menschen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog der offenen Begegnung und herzlichen Freundschaft.<br />
Liebe ist die Urquelle gel<strong>in</strong>genden Lebens und stellt uns h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft der Lobenden, der glücklich<br />
Befreiten, der Töchter und Söhne Gottes.<br />
E<strong>in</strong>deutig kl<strong>in</strong>gt das Jesuswort: Das ist me<strong>in</strong> Gebot, dass ihr euch untere<strong>in</strong>ander liebt, wie ich euch liebe! Unsere Liebe<br />
untere<strong>in</strong>ander, unsere Offenheit mite<strong>in</strong>ander, unser Vertrauen zue<strong>in</strong>ander ist e<strong>in</strong>e Antwort auf die vorurteilslose Zuwendung<br />
Jesu. Nichts brauchen wir mitzubr<strong>in</strong>gen, nichts vorzuweisen – als e<strong>in</strong> hörend Ohr, e<strong>in</strong> verstehend Herz, offene Hände, die<br />
zum Helfen und Geben bereit s<strong>in</strong>d.<br />
Wir gehören <strong>in</strong> den Kreis der Freunde Jesu, als christliche Geme<strong>in</strong>de als Geschwister im <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>. Diese Bezeichnung<br />
ist hier im Evangelium nach Johannes e<strong>in</strong>malig, sonst s<strong>in</strong>d es die Jünger, die Apostel. In e<strong>in</strong>em Schlager von 1930 heißt<br />
es: E<strong>in</strong> Freund, e<strong>in</strong> guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt. E<strong>in</strong> Freund bleibt immer Freund, und wenn die<br />
ganze Welt zusammenfällt... Die Commedian Harmonist mussten im Laufe der 30er Jahre am eigenen Leibe erfahren, wie<br />
brüchig diese Beschreibung der Freundschaft werden konnte! Das Berufsverbot der Nazis spaltete die Gruppe. Drei „nichtarische“<br />
Sänger mussten emigrieren.<br />
Von Dietrich Bonhoeffer wissen wir, wie hoch er echte Freundschaft schätzte. Eberhard Bethge, se<strong>in</strong> Freund, wurde <strong>in</strong> den<br />
dunklen Jahren für ihn lebenswichtig. Bonhoeffer dachte im Gefängnis darüber nach, ob Freundschaft e<strong>in</strong> sogenanntes Man-<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 13
dat Gottes genannt werden könnte, vergleichbar der Ehe, der Kirche, dem Staat. Bonhoeffer wusste, dass antike Philosophen<br />
die Freundschaft teilweise höher schätzten als die Liebe.<br />
Niemand hat größere Liebe als die, dass er se<strong>in</strong> Leben lässt für se<strong>in</strong>e Freunde, gibt uns Jesus auf dem Weg <strong>in</strong> die Zukunft<br />
mit. E<strong>in</strong> schweres Wort bed<strong>in</strong>gungsloser Liebe allen Widerständen zum Trotz. Große Opferbereitschaft bis zur eigenen<br />
Selbstaufgabe. Wer se<strong>in</strong> Leben für e<strong>in</strong>en Anderen riskiert, der gilt als Held, der ist e<strong>in</strong> Ritter besonderer Art! Mühsam halten<br />
wir Ausschau nach Namen <strong>in</strong> unseren Tagen: Wir er<strong>in</strong>nern uns an Maximilian Kolbe, der im KZ Auschwitz se<strong>in</strong>en Freiplatz<br />
an e<strong>in</strong>en Familienvater gab; an Mart<strong>in</strong> Luther K<strong>in</strong>g, der se<strong>in</strong> Leben für die Freiheit se<strong>in</strong>er schwarzen Schwestern und Brüder<br />
e<strong>in</strong>brachte; an den brasilianischen Bischof Dom Helder Camara, der sich bis <strong>in</strong>s Äußere auf die Seite se<strong>in</strong>er Armen stellte.<br />
Er verzichtete auf äußeren Prunk, hängte sich e<strong>in</strong> geschnitztes Holzkreuz um se<strong>in</strong>en Hals. Während e<strong>in</strong>es Messgottesdienstes<br />
ist er heimtückisch von der Militärjunta ermordet worden. Jesus lebte ke<strong>in</strong>e exklusive Freundesethik. Er lebte grenzüberschreitende<br />
Fe<strong>in</strong>desliebe. Wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr besonderes? bleibt Jesu Frage an uns.<br />
Liebe Festgeme<strong>in</strong>de, liebe <strong>Lazarus</strong> Geschwister, diese Gedanken leiten zusammen mit den Worten aus der morgigen Epistel,<br />
aus dem Epheserbrief, ganz direkt zu Ihrem Verständnis als Mitglieder des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s. In Ihren Statuten las ich den<br />
christlichen Glauben bewahren und zu verteidigen, die Armen, Kranken und Sterbenden zu schützen, ihnen beizustehen, sie<br />
zu unterstützen und ihnen zu helfen und das christliche Rittertum zu fördern. Geistlicher Kampf bedeutet für Sie se<strong>in</strong>en<br />
Glauben und die Auferstehung des Herrn zu bezeugen <strong>in</strong> Wort und Tat. Wir wollen Christen se<strong>in</strong>! Wir wollen geistlich leben!<br />
Wir wollen ritterlich denken und dienen. Geistliche Ritterschaft ist Ihre Vision auf dem Unterwegs zu neuen Wegen.<br />
Diese geistliche Ritterschaft beschreibt der Verfasser des Epheserbriefes sehr e<strong>in</strong>drücklich. Wir sollen die Waffenrüstung<br />
Gottes ergreifen. An unseren Lenden sollen wir umgürtet se<strong>in</strong> mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit, an<br />
den Be<strong>in</strong>en gestiefelt, um für das Evangelium des Friedens e<strong>in</strong>zutreten. Unser Schild sei der Glaube, um das Böse zu überw<strong>in</strong>den.<br />
Das Wort Gottes s<strong>in</strong>d unser Helm des Heils und das Schwert des Geistes. E<strong>in</strong>e sehr deutliche Beschreibung geistlicher<br />
Ritterschaft. Frühere Geistliche haben diese Bilder aus dem Epheserbrief deutlich <strong>in</strong> ihren Predigten für Sie ausgelegt.<br />
So s<strong>in</strong>d wir mite<strong>in</strong>ander unterwegs <strong>in</strong> die Zukunft auf neuen Wegen <strong>in</strong> dieser Welt der unterschiedlichen Kulturen <strong>in</strong> versöhnter<br />
Verschiedenartigkeit. <strong>Lazarus</strong> als e<strong>in</strong> besonderer Prototyp des christlichen Glaubens kann unser Weggefährte auf<br />
diesem Weg <strong>in</strong> die Zukunft se<strong>in</strong>, damit wir e<strong>in</strong>st das Tor zur Vollendung durchschreiten können. Diese Weggefährtenschaft<br />
benennen Sie <strong>in</strong> Ihren Statuten als ökumenisch, solidarisch, ritterlich. Ihr und unser aller geme<strong>in</strong>sames Ziel auf dem Weg <strong>in</strong><br />
die Zukunft ist: Frieden zu stiften und zu mehren zwischen den Verschiedenen. Fesseln der Krankheit und der Armut, der<br />
Unterdrückung und Ausbeutung lösen zu helfen. Gerechtigkeit <strong>in</strong> der noch unerlösten Welt zu schaffen und zu bewahren.<br />
Unsere Phantasie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen zur Bewahrung der uns von Gott anvertrauten Schöpfung.<br />
Liebe Festtagsgeme<strong>in</strong>de, so wagen wir den Blick und den Weg <strong>in</strong> die Zukunft unter der Verheißung Jesu: Nicht ihr habt<br />
mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr h<strong>in</strong>geht und Frucht br<strong>in</strong>gt und eure Frucht bleibt.<br />
Früchte der Gerechtigkeit und der Liebe, Früchte des Vertrauens und des Glaubens, Früchte der Versöhnung und der Hoffnung,<br />
Früchte der geistlichen Ritterschaft.<br />
Lassen Sie mich schließen mit Gedanken von Marie Luise Kaschnitz:<br />
Wenn er kommt, der Besucher,<br />
der Neugierige, und dich fragt,<br />
dann bekenne ihm . . .<br />
Dass du den S<strong>in</strong>n de<strong>in</strong>es Lebens<br />
immer noch nicht herausgefunden hast,<br />
obwohl du schon alt bist.<br />
Dass du geliebt hast, aber unzueichend,<br />
dass du gekämpft hast, aber mit zaghaften Armen.<br />
Dass du an vielen Orten zu Hause warst,<br />
aber e<strong>in</strong> Heimatrecht hattest an ke<strong>in</strong>em.<br />
Dass du dich nach dem Tode sehnst und ihn fürchtest.<br />
Dass du ke<strong>in</strong> Beispiel geben kannst als dieses:<br />
Immer noch offen.<br />
Wir s<strong>in</strong>d von Christus e<strong>in</strong>geladen, mit ihm den Weg <strong>in</strong> die unbekannte Zukunft zu wagen, aufzubrechen, h<strong>in</strong>ter uns zu lassen<br />
und nach vorne zu schauen. Der Weg mit ihm ist für uns alle offen.<br />
Claus Marcus<br />
Pfarrer an St. Peter und Paul auf Nikolskoe<br />
Oskar- Pollner- Straße 24<br />
14513 Teltow<br />
14 <strong>Lazarus</strong> Journal
E<strong>in</strong> Spaziergang durch die Geschichte<br />
Potsdams<br />
Notizen am Rande e<strong>in</strong>es <strong>Lazarus</strong>-Treffens<br />
Schön war es <strong>in</strong> Potsdam. Und alles<br />
war vortrefflich organisiert. Von weit<br />
her war man angereist, traf alte Freunde<br />
und wie oft <strong>in</strong> der letzten Zeit, kam<br />
e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl auf, welches<br />
sich wohltuend auf die Seele legte.<br />
Als letzten Punkt der Tagesordnung<br />
war e<strong>in</strong> Spaziergang im Schlosspark<br />
von Sanssouci angekündigt. Wie bei<br />
Tagungen fast immer, am letzten Tag<br />
wollen die meisten so schnell wie möglich<br />
zurück <strong>in</strong> die heimatlichen Gefilde.<br />
Zurück blieb das Häufle<strong>in</strong> unserer<br />
irischen Freunde, das sich auf diesen<br />
Veranstaltungspunkt gefreut hatte.<br />
Da standen sie jetzt. Nun, ich hatte<br />
e<strong>in</strong>en großen Teil me<strong>in</strong>er Jugendjahre<br />
hier verbracht und war fast täglich mit<br />
me<strong>in</strong>er Großmutter im Park spazieren<br />
gegangen, der schon damals wie heute,<br />
kostenlosen Zutritt gestattete. Die irische<br />
Delegation nahm gern das Angebot<br />
wahr, mit mir e<strong>in</strong>e Führung zu<br />
machen.<br />
Unser erstes Ziel war das weltbekannte<br />
Schlösschen Friedrich des Gro-<br />
ßen, das Rokoko Kle<strong>in</strong>od Sanssouci.<br />
Indem wir die sanften Stufen, die die<br />
sechs Terrassen gliedern, h<strong>in</strong>aufstiegen,<br />
erzählte ich von den vielen<br />
Schwierigkeiten, die den Bau begleiteten.<br />
Feucht war es und das kle<strong>in</strong>e<br />
Schlösschen hat ke<strong>in</strong>en Keller. Deshalb<br />
musste schon wenige Jahre nach Fertigstellung<br />
der Parkettboden ausgewechselt<br />
werden. Auch die Fonta<strong>in</strong>e,<br />
die uns heute mit ihrem Wasserspiel<br />
erfreut, hat Friedrich nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />
Mal spr<strong>in</strong>gen sehen. Alle<strong>in</strong>, alles vergessen,<br />
wenn man die herrlichen Terrassen<br />
hochgeht, <strong>in</strong> deren Glashäusern<br />
die Feigen und der We<strong>in</strong> noch voller<br />
Blätter waren. Oben angekommen<br />
bewunderten unsere Iren das anmutige<br />
Figurenprogramm an der Fassade.<br />
Es s<strong>in</strong>d We<strong>in</strong>gottheiten, die das Thema<br />
We<strong>in</strong> an der Fassade weiterspielen.<br />
Auch hierzu gibt es e<strong>in</strong> Histörchen.<br />
Der Ste<strong>in</strong>metz hatte immer wieder<br />
Ärger mit der sparsamen Hofverwaltung<br />
und war e<strong>in</strong>es Tages spurlos verschwunden.<br />
Friedrich ließ ihn mit<br />
Haftbefehl überall suchen und man<br />
fand ihn schließlich <strong>in</strong> Straßburg. Auf<br />
diese Weise können wir uns noch<br />
heute an dem e<strong>in</strong>heitlichen Figurenprogramm<br />
beschw<strong>in</strong>gter We<strong>in</strong>götter<br />
erfreuen.<br />
Umlagert war die Gruft, <strong>in</strong> der Friedrich<br />
(auf persönlichen Wunsch) beigesetzt<br />
werden wollte. Auch se<strong>in</strong>en Hunden<br />
hat man mit 11 Grabplatten e<strong>in</strong><br />
Denkmal gesetzt. Ich erzählte die<br />
Geschichte der Odyssee des königlichen<br />
Leichnams von der Garnisonskirche<br />
über die Burg Hohenzollern bei<br />
Hech<strong>in</strong>gen und berichtete von den<br />
Leistungen des Königs <strong>in</strong> Bezug auf<br />
Landwirtschaft und Bildung. Nun verstanden<br />
die Iren auch, warum Leute<br />
immer wieder Blumen und Kartoffeln!<br />
auf das Grab legen.<br />
Auf der Rückseite – E<strong>in</strong>gangsseite<br />
von Sanssouci – maßloser Menschentrubel.<br />
Wir hätten über zwei Stunden<br />
warten müssen, um h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zu kommen.<br />
So verzichteten wir auf diesen<br />
Punkt und spazierten zum Neuen<br />
Palais, am anderen Ende der großen<br />
Allee. Man lernte die Geschichte des<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 15
Streites mit der klappernden W<strong>in</strong>dmühle,<br />
die heute noch <strong>in</strong> Betrieb ist,<br />
kennen, sah durch die Spaliere die<br />
Neuen Kammern und die Muschelgrotte<br />
und bemerkte, wie lange die<br />
„grande tour“ doch dauern würde.<br />
Man verabschiedete sich und das Ehepaar<br />
Barton, das erst am nächsten Tag<br />
se<strong>in</strong>en Flug gebucht hatte, g<strong>in</strong>g weiter<br />
mit.<br />
Der Bau des Neuen Palais wurde von<br />
Friedrich II. angeordnet zu dem<br />
Zweck, die Großmacht Preußens zu<br />
demonstrieren. Obgleich man zu dieser<br />
Zeit (Mitte 18. Jahrh.) schon den<br />
Klassizismus bevorzugte, verharrte der<br />
König auf se<strong>in</strong>em bevorzugten Barock/Rokoko-Stil.<br />
Man war über das<br />
imposante Ausmaß der Schlossanlage<br />
sehr erstaunt. Das 240 m lange Schloss<br />
hat 300 Räume und 322 Fenster. Die<br />
Fassade, oberflächlich <strong>in</strong>takt wirkend,<br />
verbirgt, dass es mit dem Gebäude<br />
exorbitante, nicht sichtbare Probleme<br />
gibt. Aus ästhetischen Gründen hat<br />
man ke<strong>in</strong>e äußerlich sichtbaren Fallrohre<br />
für die Dachentwässerung angebracht.<br />
Die h<strong>in</strong>ter der Fassade verlaufenden<br />
Regenrohre s<strong>in</strong>d längst brüchig<br />
und lassen die Feuchtigkeit <strong>in</strong> das<br />
Mauerwerk sickern. Dazu kommt, dass<br />
auf dem feuchten Grund, auf dem das<br />
Schloss errichtet wurde, Fundamente<br />
aus Sandste<strong>in</strong> verwendet wurden. Und<br />
dieses Material leitet ebenfalls Feuchtigkeit<br />
<strong>in</strong> den Bau.<br />
An der Außenfassade stehen 488<br />
Figuren, von denen erst der kle<strong>in</strong>ere<br />
Teil restauriert wurde. Auf diese Weise<br />
konnten sich unsere Gäste e<strong>in</strong> Bild<br />
davon machen, welche Schäden es<br />
noch <strong>in</strong> Zukunft zu beseitigen gibt.<br />
Aber all das Unangenehme war vergessen,<br />
als wir im Schloss mit sachkundiger<br />
Führung herumg<strong>in</strong>gen. Der hochberühmte<br />
Muschelsaal, den darüber<br />
liegende Festsaal, beide von gewaltigen<br />
Ausmaßen, die vielen prächtigen<br />
Appartements waren so überwältigend,<br />
dass man nur zu gerne die vorher<br />
besprochenen Probleme vergaß.<br />
Zurück im Park besichtigten wir das<br />
bezaubernde Teehaus. Es war <strong>in</strong> der<br />
DDR-Zeit recht herunter gekommen<br />
und wurde mit Geldern aus Japan hervorragend<br />
hergerichtet. Die Figuren<br />
bekamen e<strong>in</strong> neues Blattgoldkleid und<br />
auch das Innere des kle<strong>in</strong>en Hauses ist<br />
wieder wunderschön ausgemalt. Man<br />
bemerkte auch, dass die Figuren zwar<br />
Ch<strong>in</strong>esen darstellen sollten, doch<br />
überaus europäische Gesichtszüge<br />
haben.<br />
Total erschöpft verabschiedeten wir<br />
uns für den nächsten Morgen, denn<br />
das Ehepaar Barton hatte vor, wenigstens<br />
EINEN Blick auf das Berl<strong>in</strong>er<br />
Brandenburger Tor zu werfen. E<strong>in</strong><br />
wenig verspätet g<strong>in</strong>g es dann am<br />
darauf folgenden Tag weiter mit der<br />
<strong>in</strong>teressanten Stadtgeschichte Potsdams.<br />
Wir spazierten durch das Barockviertel<br />
das eigentlich aus klassizistischen<br />
Gebäuden besteht. Unser Ziel<br />
war das berühmte Holländische Viertel<br />
mit se<strong>in</strong>en 128 (von ursprünglich 134)<br />
erhaltenen Häuschen. Die niederländische<br />
Regierung hatte vor e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren bedeutende Mittel zur Wiederherstellung<br />
bereit gestellt, so dass man<br />
sich davon überzeugen konnte, wie<br />
rasch es nunmehr mit dem Wiederaufbau<br />
g<strong>in</strong>g. Wir durften sogar e<strong>in</strong>es<br />
der Häuser, <strong>in</strong> dem gerade kräftig<br />
gewerkelt wurde, besichtigen. Bartons<br />
waren angetan von der Sorgfalt, mit<br />
der man mit der historischen Substanz<br />
umgeht. Alles, was irgendwie zu retten<br />
ist, wird erhalten: Türen und deren<br />
Zubehör, Fenstergriffe, Kam<strong>in</strong>e, Bemalungen,<br />
historische Treppen usw.<br />
Nur noch etwas Zeit und das Viertel,<br />
das e<strong>in</strong>zige Ensemble <strong>in</strong> dieser Geschlossenheit,<br />
wird wieder hergestellt<br />
se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verschnaufpause legten<br />
wir e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>em Cafe-Restaurant<br />
„<strong>Mai</strong>son de Chocolat“, das mit französisch<br />
ausgerichteter Küche, wunderbaren<br />
Kuchen und e<strong>in</strong>er Schokolade, <strong>in</strong><br />
der der Löffel steht, e<strong>in</strong>lädt.<br />
So gestärkt konnten wir langsam den<br />
Rückweg antreten. Wir wollten unseren<br />
Gästen das neue Potsdam nicht<br />
vorenthalten und spazierten über den<br />
Bass<strong>in</strong>platz, auf dem, wie <strong>in</strong> früheren<br />
Zeiten Markt abgehalten wird. Durch<br />
die Schluchten hässlicher Plattenbauen<br />
<strong>in</strong> sozialistischer Architektur, an der<br />
der Zahn der Zeit schon heftig nagt,<br />
g<strong>in</strong>g es nur zur Sch<strong>in</strong>kel´schen Nikolaikirche.<br />
Die Kuppel des mächtigen<br />
Gotteshauses hielt dem heftigen Bombardement<br />
im April 1945 stand, denn<br />
alle Geschosse rutschten von der Kuppel<br />
ab, ohne sie zu beschädigen. Erst<br />
die Soldaten der roten Armee gaben<br />
ihr den Rest. Im Innern ist die Kirche<br />
sehr schön wiederhergestellt im<br />
ursprünglichen Nazarener-Stil. Es gab<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der Seitenräume e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Ausstellung, die den Wiederaufbau<br />
und den Stand der Restaurierungsarbeiten<br />
dokumentiert. Auch hier ist viel<br />
zu tun, nur langsam gehen die D<strong>in</strong>ge<br />
voran, denn es mangelt an den nötigen<br />
F<strong>in</strong>anzmitteln.<br />
Gegenüber der Nikolaikirche steht<br />
das wieder erbaute Fortune-Portal des<br />
Stadtschlosses. Dieser Bau war 1945<br />
ausgebrannt. Ich kann mich noch gut<br />
an die gewaltige Ru<strong>in</strong>e er<strong>in</strong>nern. 1960<br />
wurde dieses Denkmal monarchistischen<br />
Größenwahns abgerissen. Man<br />
hatte all die Jahrzehnte ke<strong>in</strong>e Idee, wie<br />
die kolossale <strong>in</strong>nerstädtische Brache zu<br />
füllen sei. Immerh<strong>in</strong> hat man sich<br />
nunmehr dazu entschlossen, wenigsten<br />
die Fundamente frei zu legen. Man<br />
plant, auch dieses Schloss wieder aufzubauen,<br />
denn viele wertvolle Bauteile<br />
hat man gesichert und e<strong>in</strong>gelagert.<br />
Beim Weg <strong>in</strong> das Hotel, denn nun<br />
war die Führung zu Ende, erzählte<br />
Confrater Barton, wie sie doch sehr<br />
verwundert seien, dass es so viel Historisches<br />
zu sehen gäbe. In den Medien<br />
wurde stets berichtet, <strong>Deutschland</strong> sei<br />
nach dem II. Weltkrieg völlig platt<br />
gemacht worden. Und nun dieses. Man<br />
hat beschlossen, es nicht bei dieser ersten<br />
Stippvisite zu belassen, sondern<br />
unser Land auf die Liste der Länder<br />
zusetzen, die es zu besuchen lohnt.<br />
E<strong>in</strong> segensreicher Beitrag zur Völkerverständigung.<br />
Barbara Sambale, DLJ<br />
16 <strong>Lazarus</strong> Journal
Beschlüsse und Informationen<br />
Kapitelsitzung <strong>in</strong> Bonn am 15.<br />
Dezember 2006<br />
> Das Treffen mehrerer Jurisdiktionen<br />
<strong>in</strong> der Norwich Group wird vorbereitet.<br />
Für die Investitur e<strong>in</strong>es neuen<br />
Großmeisters besteht ke<strong>in</strong>e Zeitnot.<br />
Die Großballei <strong>Deutschland</strong> – neue<br />
aktualisierte Bezeichnung: Militärischer<br />
und Hospitalischer <strong>Orden</strong> des<br />
Hl. <strong>Lazarus</strong> von Jerusalem, Selbständige<br />
und ökumenische Großballei<br />
<strong>Deutschland</strong> – wird sich auf den<br />
<strong>Lazarus</strong> e.V. und se<strong>in</strong>e karitativen<br />
Tätigkeiten stützen und weiter an<br />
der Entwicklung der Oeku-mene<br />
wirken, mit e<strong>in</strong>em besonderen Blick<br />
<strong>in</strong> Richtung orthodoxe Chris-ten.<br />
Sie wird sich an die <strong>Orden</strong>ssta-tuten<br />
von 1990 halten sowie an die e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Regelungen für das Vere<strong>in</strong>swesen<br />
im BGB.<br />
> Das Triumvirat wird vom Kapitel<br />
beauftragt, mit den übrigen<br />
Jurisdiktionen <strong>in</strong> Norwich <strong>in</strong> Verhandlungen<br />
zu treten, mit dem Ziel,<br />
die E<strong>in</strong>heit im <strong>Orden</strong> herzustellen<br />
und für e<strong>in</strong>en Zusammenschluss der<br />
<strong>in</strong> Norwich zusammentreffenden<br />
Jurisdiktionen zu werben, damit es<br />
künftig e<strong>in</strong>e die Obedienzen übergreifende<br />
Vere<strong>in</strong>igung geben kann.<br />
> Aus der Kommende Nordrhe<strong>in</strong> wird<br />
von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven, aktiven Teilnahme<br />
an den <strong>Orden</strong>streffen berichtet.<br />
Der Kommendator lädt die<br />
Großballei <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong> für den<br />
8. und 9.06.2007 zur Investitur <strong>in</strong> die<br />
Basilika St. Lambertus nach Düsseldorf.<br />
> Zeitgleich wird die Präsenz der<br />
Großballei <strong>Deutschland</strong> am 31.<br />
evangelischen Kirchentag <strong>in</strong> Köln<br />
vorbereitet.<br />
> Der Editor Cfr. Prof. Peter Schulz<br />
stellt se<strong>in</strong> Amt aus gesundheitlichen<br />
Gründen zur Verfügung und macht<br />
Vorschläge für die Nachfolge.<br />
> Die Kommende Berl<strong>in</strong> tritt nicht<br />
weiter als e<strong>in</strong>e „unabhängige und<br />
selbständige" Kommende auf. Sie<br />
wird zukünftig ihre Beitragsleistun-<br />
gen an die Großballei direkt entrichten,<br />
erwartet aber dafür die Möglichkeit,<br />
<strong>Orden</strong>saufwendungen für<br />
Events und Aktivitäten entsprechend<br />
abrechnen zu dürfen; die<br />
Belege s<strong>in</strong>d mit dem Tresorier (Cfr.<br />
Klaus Dieter Herbst a.i.) abzurechnen.<br />
> P. Karl Oerder stellt die Frage nach<br />
der Zukunft unserer Großballei im<br />
H<strong>in</strong>blick auf Werbung und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Er überbr<strong>in</strong>gt Grüße<br />
und gute Wünsche von Dr. Georg<br />
Gänswe<strong>in</strong>, Privatsekretär des Papstes,<br />
der uns nahe legt, weiter für die<br />
Oekumene e<strong>in</strong>zustehen, mehr<br />
Oekumene zu wagen.<br />
> Der Weihnachtsbrief soll mit e<strong>in</strong>em<br />
Spendenaufruf an die Mitglieder<br />
verbunden werden.<br />
Kapitelsitzung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Tegel<br />
am 16. <strong>Mai</strong> 2007<br />
> Die <strong>in</strong>ternationale Entwicklung im<br />
<strong>Orden</strong> ist durch die folgenden Aufgaben<br />
gekennzeichnet: Aufbau e<strong>in</strong>er<br />
vollständigen (<strong>in</strong>ternationalen) Mitgliederdatei<br />
der Norwich-Gruppe;<br />
Durchführung e<strong>in</strong>es „Govern<strong>in</strong>g<br />
Councils“ <strong>in</strong> Potsdam; Pflege <strong>in</strong>formeller<br />
Kontakte mit Vertretern der<br />
französischen Obedienz.<br />
> Das große Ziel der Bemühungen auf<br />
<strong>in</strong>ternationalem Feld ist die weitgehende<br />
Vere<strong>in</strong>igung der zahlreichen<br />
Splittergruppen des <strong>Orden</strong>s, die sich<br />
im Laufe der Jahre gebildet haben.<br />
Deren Zusammenführung wird aus<br />
deutscher Sicht als geeigneter Zeitpunkt<br />
für die Neuwahl e<strong>in</strong>es Großmeisters<br />
gesehen.<br />
> Der Bericht des Hospitaliers wird <strong>in</strong><br />
schriftlicher Form von Cfr. Dr. Klaus<br />
W<strong>in</strong>ter vorgelegt (s. dort). Für die<br />
Folgejahre ist e<strong>in</strong>e Intensivierung<br />
der Zusammenarbeit der Großballei<br />
mit dem HDZ (Hilfswerk Deutscher<br />
Zahnärzte) <strong>in</strong>s Auge gefasst.<br />
> Die <strong>in</strong> Bad Honnef vorgelegte Spirituelle<br />
Reflexion soll nach Abstimmung<br />
mit den <strong>Orden</strong>skaplänen für<br />
den ev. Kirchentag als DIN A5 Bro-<br />
schüre vorbereitet und zu möglichst<br />
günstigen Konditionen gedruckt<br />
werden. Beim 31. ev. Kirchentag <strong>in</strong><br />
Köln beteiligt sich die Großballei<br />
mit e<strong>in</strong>em Stand und e<strong>in</strong>er Podiumsdiskussion.<br />
Die erforderlichen<br />
Anmeldungen s<strong>in</strong>d erfolgt. Cfrs.<br />
Herbst und Prof. Schulz übernehmen<br />
adm<strong>in</strong>istrative und technische<br />
Aufgaben.<br />
> Als Nachfolger im Amt des Editors<br />
schlägt Prof. Schulz Cfr. Richard<br />
Wagner aus Düsseldorf vor. Dieser<br />
wird e<strong>in</strong> Konzept für das nächste<br />
Journalheft und generell für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit vorlegen.<br />
> Die Defizite an Beitragszahlungen<br />
der Mitglieder werden angesprochen.<br />
Für die PAX Bank wird das<br />
Beitragse<strong>in</strong>zugsverfahren neu angeboten.<br />
> DLS (Deutsche <strong>Lazarus</strong> Stiftung):<br />
Der Aufbau des Stiftungsvermögens<br />
schreitet unter der Aegide von Cfr.<br />
Richard Deutsch erfreulich rasch<br />
voran. So gew<strong>in</strong>nt die Stiftung als<br />
der operativ karitative Arm der<br />
Großballei weiter an Stärke und<br />
Bedeutung.<br />
Kapitelsitzung <strong>in</strong> Potsdam am<br />
26. Oktober 2007<br />
> Cfr. Dr. Stegenwallner berichtet von<br />
e<strong>in</strong>em Treffen mit dem Patriarchen,<br />
bei welchem über die Situation vor<br />
der Wahl e<strong>in</strong>es neuen Großmeisters<br />
gesprochen wurde. Bei der bevorstehenden<br />
Sitzung des Govern<strong>in</strong>g<br />
Councils soll beantragt werden, die<br />
Vermittlungsbereitschaft des Patriarchen<br />
zu nutzen, mit Earl Ferres die<br />
Frage der <strong>in</strong>ternationalen <strong>Orden</strong>sführung<br />
zum Wohle des <strong>Orden</strong>s und<br />
se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit auf e<strong>in</strong>en guten Weg<br />
zu br<strong>in</strong>gen.<br />
> Das Kapitel ist sich darüber e<strong>in</strong>ig,<br />
dass die neue Verfassung der französisch-maltesischen<br />
Zunge von der<br />
Norwich-Gruppe so nicht akzeptiert<br />
werden kann, weil diese vorsieht, die<br />
Souveränität der Ritterschaft und<br />
die konstitutionelle Grundstruktur<br />
des <strong>Orden</strong>s aufzugeben und statt<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 17
dessen die Führung des <strong>Orden</strong>s<br />
e<strong>in</strong>em Generalsekretär anzuvertrauen.<br />
Es muß ebenso e<strong>in</strong>deutig der<br />
oekumenische Charakter des<br />
<strong>Orden</strong>s erhalten bleiben. Die Verfassung<br />
soll ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund<br />
für die angestrebte E<strong>in</strong>igung<br />
werden; Über die Klärung von Verfassungsfragen<br />
wird e<strong>in</strong>e juristisch<br />
besetzte Kommission bef<strong>in</strong>den. Die<br />
folgenden Ziele werden angestrebt:<br />
1. Ernsthafte Verhandlungen zur Wiedervere<strong>in</strong>igung;<br />
2. Suche nach e<strong>in</strong>em, von allen Parteien<br />
getragenen Großmeister;<br />
3. Verabschiedung e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />
Verfassung.<br />
> Dem Kapitel stellt sich die Lage des<br />
<strong>Orden</strong>s <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> folgendermaßen<br />
dar: neben der Großballei<br />
<strong>Deutschland</strong> bestehen fünf mehr<br />
oder m<strong>in</strong>der starke Gliederungen<br />
des <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>s: Das Großpriorat<br />
<strong>Deutschland</strong> mit Pr<strong>in</strong>z Ernst-<br />
August zur Lippe; die ehemalige<br />
Graf Siracusa-Fraktion; die Erbkommende<br />
Rhe<strong>in</strong>land, ehemals Gold-<br />
Krämer-Fraktion; die verbliebene<br />
Orléans Opposition <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
> E<strong>in</strong>en Sonderstatus <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
hat das Humanitäre europäische<br />
Großpriorat.<br />
> Aus den Kommenden Schlatt, Bayern,<br />
Berl<strong>in</strong> und Nordrhe<strong>in</strong> liegen<br />
unterschiedliche Berichte vor.<br />
> Die karitativ-hospitalische Arbeit<br />
der Großballei wird durch die DLS<br />
und das HDZ maßgeblich gestaltet.<br />
Sie wird von zahlreichen Initiativen<br />
e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder begleitet,<br />
die Kleider sammeln und verschicken,<br />
Krankenbetten, Bettwäsche<br />
und Hygieneartikel organisieren,<br />
Brunnen anlegen lassen, K<strong>in</strong>der<br />
betreuen oder Obdachlose versorgen.<br />
> Zur positiven Bee<strong>in</strong>flussung der<br />
Mitgliederentwicklung s<strong>in</strong>d Annäherung<br />
und Versöhnung mit den<br />
o.g. verschiedenen Splittergruppen<br />
angestrebt, mit Cfr. P. Pokolm vom<br />
Humanitären europäischen Großpriorat<br />
soll Kontakt gepflegt werden.<br />
> Das Kapitel beschließt e<strong>in</strong>stimmig,<br />
Herrn Richard Wagner, Düsseldorf,<br />
zum Chefredakteur des <strong>Orden</strong>s-<br />
Journals zu ernennen. Verantwortlich<br />
i.S. des Presserechtes bleibt der<br />
bisherige Editor Prof. P. Schulz, der<br />
auch Mitglied im Kapitel bleibt.<br />
> Herr Wagner stellt dem Kapitel se<strong>in</strong>e<br />
Konzeption für das <strong>Orden</strong>sjournal<br />
vor. Es soll das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild<br />
im wesentlichen beibehalten<br />
werden; durch Umstellung<br />
von Gutenberg auf Elektronik wird<br />
e<strong>in</strong>e Verm<strong>in</strong>derung der Herstellungskosten<br />
angestrebt. Das Journal<br />
soll <strong>in</strong>sgesamt tagesaktueller und<br />
journalistischer werden. Damit sollen<br />
der Bekanntheitsgrad des<br />
<strong>Orden</strong>s gesteigert und neue Mitglieder<br />
geworben werden. Zum e<strong>in</strong>heitlichen<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild gehört<br />
auch e<strong>in</strong>heitliches Briefpapier.<br />
> Der Wunsch nach digitalisierter<br />
Archivierung wird e<strong>in</strong>gebracht und<br />
auf die dazu hilfreichen Richtl<strong>in</strong>ien<br />
des Landeskirchenamtes im Rhe<strong>in</strong>land<br />
verwiesen. Für die Regel-Information<br />
der Mitglieder soll <strong>in</strong><br />
Zukunft stärker das Internet genutzt<br />
werden.<br />
> Cfr. Thorsten Fronhöfer, München,<br />
wird <strong>in</strong> das Kuratorium der DLS<br />
berufen.<br />
Kapitelsitzung <strong>in</strong> Witzleben am<br />
15. März <strong>2008</strong><br />
> Stand der Verhandlungen zur Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
des <strong>Orden</strong>s:<br />
> Es werden <strong>in</strong>tensive Verhandlungen<br />
geführt. E<strong>in</strong> Brief berichtet über e<strong>in</strong><br />
Gespräch zwischen Earl Ferres, dem<br />
Großkommendator David James<br />
und dem Herzog von Sevilla. Der<br />
Herzog von Sevilla wird den Weg für<br />
e<strong>in</strong>en Neuanfang eröffnen. Vorschläge<br />
für die Regelung der Nachfolge<br />
s<strong>in</strong>d erbeten.<br />
> Die Verhandlungen über die geme<strong>in</strong>same<br />
Konstitution s<strong>in</strong>d im vollen<br />
Gange. Es gibt noch folgende<br />
wichtige Punkt zu klären:<br />
Der Aspekt der Ökumene muss<br />
noch deutlicher betont werden.<br />
Die Kompetenz des Generalkapitels<br />
im Verhältnis zum Großmeis-<br />
ter und zur <strong>Orden</strong>sregierung ist<br />
noch aufzuwerten.<br />
Es besteht das Anliegen, e<strong>in</strong>en Koadjutor<br />
zu berufen. E<strong>in</strong> Koadjutor<br />
ist Amtsgehilfe e<strong>in</strong>es Bischofs, der<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Sicherheit und Garantie<br />
der Amtsnachfolge hat. Die<br />
Schaffung dieser Funktion muss<br />
noch durchleuchtet werden. E<strong>in</strong><br />
Sohn des Herzogs von Sevilla soll<br />
e<strong>in</strong>er von 2 Stellvertretern des<br />
neuen Großmeisters werden. Die<br />
Familie des Herzogs von Sevilla<br />
will sich damit Ihren Anspruch auf<br />
das Amt des Großmeisters perspektivisch<br />
sichern.<br />
> Folgende Argumente s<strong>in</strong>d hier zu<br />
gewichten und abzuwägen:<br />
1. Die Funktion des Koadjutors ist dem<br />
<strong>Orden</strong> derzeit nicht bekannt.<br />
2. Handelt es sich um e<strong>in</strong>e Funktion<br />
auf Zeit?<br />
3. Wird durch dieses Amt e<strong>in</strong> Recht auf<br />
Nachfolge des Sohnes gesetzt?<br />
4. Die Funktion ist e<strong>in</strong> Begriff des<br />
katholischen Kirchenrechts und entspricht<br />
nicht der ökumenischen<br />
Grundverfassung des <strong>Orden</strong>s.<br />
> Die Position im Kapitel ist e<strong>in</strong>hellig:<br />
Solange die „Machtverteilung“ im<br />
Verhältnis zum Großmeister und<br />
zwischen Generalkapitel, <strong>Orden</strong>sregierung<br />
und Großmeister stimmt,<br />
ist e<strong>in</strong>e solche zusätzliche Funktion<br />
unschädlich und wird zudem entschärft,<br />
wenn sie lediglich auf Zeit<br />
besetzt werden würde. Entsprechend<br />
soll vom Triumvirat <strong>in</strong> den Verhandlungen<br />
aus deutscher Sicht vorgetragen<br />
werden.<br />
> Die Norwich-Gruppe verhandelt auf<br />
Augenhöhe. Zahlenmäßig ist sie sogar<br />
größer. Sie repräsentiert die „verfassungstreuen“<br />
Jurisdiktionen, für<br />
die der Casus belli erledigt wäre,<br />
wenn der Herzog von Sevilla zurück<br />
getreten ist.<br />
> Die Großballei <strong>Deutschland</strong> ist dann<br />
für e<strong>in</strong>e Geheime Wahl.<br />
> Intern besteht E<strong>in</strong>igkeit darüber,<br />
dass erst mit Lösung der <strong>in</strong>ternationalen<br />
Fragen der Handlungsspiel-<br />
18 <strong>Lazarus</strong> Journal
aum zur Erledigung der nationalen<br />
Themen entscheidend verbessert<br />
wird und die Position der Großballei<br />
stärkt.<br />
> Das Generalkapitel soll vom 4. bis<br />
7.09.<strong>2008</strong> <strong>in</strong> Wien abgehalten werden.<br />
> Die Norwich-Gruppe stellt ke<strong>in</strong>en<br />
eigenen Kandidaten auf. An ihr wird<br />
die Vere<strong>in</strong>igung des <strong>Orden</strong>s nicht<br />
scheitern.<br />
> Vorbereitung der <strong>Orden</strong>s- und Mitgliederversammlung<br />
am 24. <strong>Mai</strong><br />
<strong>2008</strong> <strong>in</strong> <strong>Mai</strong>nz.<br />
> Cfr. Stahl ist mit Wirkung vom<br />
31.01.<strong>2008</strong> von se<strong>in</strong>en Ämtern zurückgetreten.<br />
Das Kapitel dankt ihm<br />
herzlich für die langjährige Arbeit.<br />
> Daraus entsteht die Notwendigkeit<br />
folgende Funktionen neu zu besetzen<br />
und Wahlvorschläge zu unterbreiten<br />
für:<br />
a) Wahl e<strong>in</strong>es 1. Vorsitzenden des <strong>Lazarus</strong><br />
e.V.<br />
b) Wahl e<strong>in</strong>es Kanzlers (und ev. Refe-<br />
Beförderungen und Aufnahmen<br />
Investitur <strong>in</strong> Düsseldorf<br />
9. Juni 2007<br />
Aufgenommen <strong>in</strong> den <strong>Orden</strong>:<br />
Conseur Roswitha Fessler - Ketteler<br />
im Rang e<strong>in</strong>er OLJ<br />
Confrater Thorsten Frohnhöfer im<br />
Rang e<strong>in</strong>es OLJ<br />
Confrater Richard Wagner im Rang<br />
e<strong>in</strong>es OLJ<br />
Befördert wurden <strong>in</strong>nerhalb des Ritterstandes:<br />
Chev. Dr. Dr. Franz Broicher <strong>in</strong> den<br />
Rang e<strong>in</strong>es KCLJ<br />
Für se<strong>in</strong>e Verdienste um den <strong>Orden</strong><br />
ausgezeichnet:<br />
Chev. Richard Deutsch KCLJ mit der<br />
Verdienstklasse als GCMLJ<br />
Investitur <strong>in</strong> Potsdam<br />
27. Oktober 2007<br />
Befördert wurden:<br />
Confrater Thorsten Frohnhöfer <strong>in</strong><br />
den Rang e<strong>in</strong>es CLJ<br />
Confrater Richard Wagner <strong>in</strong> den<br />
Rang e<strong>in</strong>es CLJ<br />
In den Ritterstand aufgenommen<br />
wurden:<br />
Dame Barbara-Annelotte Sambale<br />
als DLJ<br />
Chev. Stephan Gralitzer als KLJ<br />
Chev. Carl Alois Sambale als KLJ<br />
Befördert wurden <strong>in</strong>nerhalb des Ritterstandes:<br />
Chev. Klaus - Dieter Herbst <strong>in</strong> den<br />
Rang e<strong>in</strong>es KCLJ<br />
Ausgezeichnet mit Verdienstmedaille<br />
der Großballei <strong>Deutschland</strong>:<br />
Der Freund des <strong>Orden</strong>s Pfarrer Klaus<br />
Marcus <strong>in</strong> Silber<br />
Der Großprior von England and<br />
Wales; His Lordship The Earl of Ferres<br />
<strong>in</strong> Gold<br />
Der Großprior von Irland; S.E. Bernhard<br />
Barton <strong>in</strong> Gold<br />
rendars?)<br />
c) Weitere Wahlen zum Vorstand des<br />
<strong>Lazarus</strong> e.V.<br />
Dazu werden folgende Vorschläge des<br />
Kapitels gemacht:<br />
> Kanzler: Cfr. Stroetmann<br />
> Justiziar: Dr. Stegenwallner<br />
> Hospitalier: Dr. W<strong>in</strong>ter<br />
Vigil auf Nikolskoe / Berl<strong>in</strong><br />
26. Oktober 2007<br />
In das Postulat des <strong>Orden</strong>s e<strong>in</strong>geführt<br />
wurden:<br />
Frau Dorothee Rexrodt aus <strong>Mai</strong>nz<br />
Herr Dr. jur. Dirk-M. Rexrodt M<strong>in</strong>R.<br />
aus <strong>Mai</strong>nz<br />
Herr Dr. Hans-Jürgen Grant aus Berl<strong>in</strong><br />
Herr Manfred Hentzsch aus Falkensee<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 19
Dienen -Weitergeben -Verändern<br />
Hospitalischer Bericht 2007<br />
Leprosier und Almosier Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter KCLJ, GCMLJ, Bad Lauterbach<br />
Unserem ökumenischen <strong>Orden</strong> ist<br />
die praktische Nächstenliebe als Ideal<br />
und Aufgabe zugeordnet: Neben den<br />
vielen und vielfältigsten Engagements<br />
e<strong>in</strong>zelner <strong>Orden</strong>smitglieder <strong>in</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative<br />
stehen die übergeordneten<br />
Hilfsaktionen der gesamten Großballei<br />
<strong>Deutschland</strong>, für die sich der <strong>Orden</strong><br />
besonderer karitativer E<strong>in</strong>richtungen<br />
zusätzlich bedienen kann. Die Stiftung<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />
Lepra- und Notgebiete (C.H. Bartels<br />
Fund) (HDZ) ist e<strong>in</strong>e dieser E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Dem siebenköpfigen Kuratorium<br />
des HDZ gehören neben se<strong>in</strong>em<br />
Vorsitzenden vier weitere Kuratoren<br />
dem <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong> an.<br />
Das HDZ leistet – ebenso wie der<br />
<strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong> – bei unterschiedlicher<br />
Aufgabenstellung weltweit karitativsoziale<br />
Arbeit, d.h. Menschen <strong>in</strong> Not<br />
und Elend zu helfen. Das tragende<br />
Motiv für den Dienst am Nächsten ist<br />
für mich persönlich die christliche<br />
Caritas und Diakonie. Damit wird dieses<br />
Motiv zum lnhalt e<strong>in</strong>er gesamtchristlichen<br />
Ausrichtung aller Hilfsmassnahmen.<br />
Die zahlreichen HDZ-Projekte, die<br />
seit vielen Jahren auch Bestandteile der<br />
Hospitalischen Berichte s<strong>in</strong>d, erfüllen<br />
deshalb <strong>in</strong>haltlich ganz und gar die<br />
Ziele unseres <strong>Orden</strong>s. Nicht die großen<br />
Zahlenkolonnen der Jahresbilanzen<br />
s<strong>in</strong>d zu bewerten, sondern die unmittelbare<br />
Hilfe am Nächsten. Das ist der<br />
eigentliche Erfolg <strong>in</strong> der Erfüllung<br />
unserer karitativ-sozialen Aufgaben.<br />
Dies schicke ich deswegen stets me<strong>in</strong>em<br />
Bericht voraus, weil regelmäßig<br />
bei mir h<strong>in</strong>terfragt wird, ob der <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong><br />
sich ohne weiteres die Leistungen<br />
des HDZ anheften kann.<br />
Me<strong>in</strong> Hospitalischer Bericht 2007<br />
steht ganz im Zeichen des 20jährigen<br />
Bestehens der Stiftung Hilfswerk<br />
Deutscher Zahnärzte für Lepra- und<br />
Notgebiete.<br />
Auf me<strong>in</strong>er Inspektionsreise nach<br />
Kenia im Frühjahr 2007 besuchte ich<br />
die <strong>in</strong> den vergangenen Jahren errichteten<br />
Projekte <strong>in</strong> Juja und Thika,<br />
unweit von Nairobi. In Zusammenarbeit<br />
mit dem fränkischen Kenia-Hilfswerk.<br />
begleitete mich der Zahnarztkollege<br />
Dr. Paul Festl, der als aktives Mitglied<br />
der katholischen Pfarrgeme<strong>in</strong>de<br />
<strong>in</strong> Katzwang/Nürnberg die lnitiativen<br />
für diese Region vor längerer Zeit<br />
ergriffen hatte.<br />
Hier vor Ort arbeitet seit vielen Jahren<br />
die Dom<strong>in</strong>ikaner<strong>in</strong> Sr. Luise<br />
Radlmeier. Den Schwerpunkt ihrer<br />
Tätigkeit legt sie auf die Versorgung<br />
von Aids-Waisen und deren Großmütter,<br />
von F<strong>in</strong>del- und Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>dern,<br />
von ganz jungen Mädchen,<br />
die an Männer verkauft wurden und<br />
geflohen s<strong>in</strong>d und von ehemaligen<br />
K<strong>in</strong>dersoldaten.<br />
Das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
hat mit se<strong>in</strong>en Spenden für diese aufopferungsvolle<br />
Tätigkeit gezielt ,,h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>f<strong>in</strong>anziert.“<br />
Mit der Errichtung<br />
e<strong>in</strong>es Ambulatoriums und e<strong>in</strong>es<br />
Schwesternhauses wurde die Arbeit<br />
von Schwester Luise maßgeblich<br />
unterstützt. (Bayern alpha hat am<br />
Welt-Aids-Tag, 02.12.2007, mit dem<br />
Titel: „Die K<strong>in</strong>der der Nonne, Liebe,<br />
Tod und Hoffnung <strong>in</strong> Kenia“ darüber<br />
berichtet.) Bei der offiziellen Übergabe<br />
der neu erbauten Grundschule im Februar<br />
2007 konnte ich mich von der<br />
Notwendigkeit unserer Hilfsmaßnahmen<br />
noch e<strong>in</strong>mal überzeugen und<br />
gleichzeitig den Erweiterungsbau der<br />
Schule (geplant <strong>2008</strong> für 300 Schüler)<br />
zusammen mit den Verantwortlichen<br />
vor Ort besprechen.<br />
Unweit von Juja – <strong>in</strong> der kenianischen<br />
Industriestadt Thika – bef<strong>in</strong>det<br />
sich seit 1990 das St. Mulumba Hospital,<br />
das vor wenigen Jahren durch viele<br />
fränkische Spendenmittel errichtet<br />
wurde.<br />
Das HDZ f<strong>in</strong>anzierte die Betten für<br />
die Neugeborenen-Station und e<strong>in</strong>en<br />
dr<strong>in</strong>gend benötigten Groß-Generator,<br />
der die Stromversorgung für das Krankenhaus<br />
bei den häufigen Ausfällen<br />
nun sichert. Die vorhandene renovierungsbedürftige<br />
Zahnstation ist unser<br />
neuestes Projekt. Hier führte ich während<br />
me<strong>in</strong>es dreitägigen Aufenthaltes<br />
konkrete Gespräche mit dem Architekten<br />
und dem Dental-Depot <strong>in</strong> Nairobi.<br />
Hier wurden das dafür zu bebauende<br />
Grundstück auf dem Hospitalgelände<br />
besichtigt und die jeweiligen Kostenanalysen<br />
für Bau und E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>geholt.<br />
Inzwischen ist das Haus fertig und<br />
das Equipment auf dem Weg. Das Vorhaben<br />
hat e<strong>in</strong>en lnvestitionswert von<br />
fast 70.000 Euro. Im Frühjahr <strong>2008</strong><br />
werde ich zusammen mit me<strong>in</strong>er Frau<br />
wieder nach Kenia reisen, um die<br />
Arbeit von Sr. Luise mit neuen Projekten<br />
zu unterstützen. Auch wollen<br />
wir <strong>in</strong> Ruanda die Resozialisierung<br />
ehemaliger K<strong>in</strong>dersoldaten vorantreiben.<br />
Erst kürzlich habe ich hierfür Kontakt<br />
mit Eugenie Musayidire aufgenommen.<br />
Sie ist die diesjährige Preisträger<strong>in</strong><br />
des 7. Internationalen Nürnberger<br />
Menschenrechtspreises, und<br />
leitet hier <strong>in</strong> Ruanda e<strong>in</strong> Therapiezentrum<br />
für traumatisierte K<strong>in</strong>der, wie die<br />
K<strong>in</strong>dersoldaten.<br />
An e<strong>in</strong>em Beispiel – wie hier <strong>in</strong> Kenia<br />
– hat das HDZ <strong>in</strong> den vergangenen 20<br />
Jahren über 800 Projekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Gesamtwert von weit mehr als 18 Mio<br />
Euro realisieren können.<br />
20 <strong>Lazarus</strong> Journal
Die <strong>in</strong> der Jubiläumsbroschüre vorgestellten<br />
Projekte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Präsentation<br />
eigener Leistungen, sondern<br />
dankbares H<strong>in</strong>weisen von Ergebnissen,<br />
die durch geme<strong>in</strong>sames Handeln<br />
entstanden s<strong>in</strong>d.<br />
Allen, die dabei mitgewirkt haben<br />
und dies <strong>in</strong> großer Treue noch immer<br />
tun, b<strong>in</strong> ich zutiefst dankbar:<br />
Dankbar verbunden b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> erster<br />
L<strong>in</strong>ie den vielen kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>zelspendern,<br />
unseren Patienten deutschlandweit.<br />
Sie versetzen uns erst <strong>in</strong> die Lage,<br />
unseren Dienst am Nächsten so zu<br />
tun. Tausende von kle<strong>in</strong>en an das HDZ<br />
adressierten Versandbeutelchen mit<br />
Zahnaltgold s<strong>in</strong>d von ihnen angekommen.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Jahr konnten wir<br />
mit deren Erlösen wiederum fast 40<br />
Projekte unterstützen, die schon heute<br />
e<strong>in</strong>en Gesamtwert von über 900.000<br />
Euro haben.<br />
Damit Sie e<strong>in</strong>en kurzen Überblick<br />
bekommen, welches Ausmaß unsere<br />
Projekte <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren hatten,<br />
möchte ich zusammengefasst ganz<br />
kurz <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung rufen:<br />
> Ca. 181 Zahnstationen haben wir <strong>in</strong><br />
Gött<strong>in</strong>gen eigenhändig verpackt und<br />
per Conta<strong>in</strong>er <strong>in</strong> die Entwicklungsländer<br />
br<strong>in</strong>gen lassen; zusätzliche 154<br />
zahnärztliche E<strong>in</strong>richtungen mit<br />
Materialien, Instrumentarien und<br />
Medikamenten haben hilferufende<br />
Empfänger erreicht;<br />
> Ca. 18 Grundschulen wurden gebaut<br />
und /oder unterstützt, u.a. 3 Schulen<br />
<strong>in</strong> Mondulkiri <strong>in</strong> Kambodscha, Bordenia<br />
<strong>in</strong> Indien sowie e<strong>in</strong> Gymnasium<br />
<strong>in</strong> Satu Mare <strong>in</strong> Rumänien;<br />
> Ca. 10 Jugendzentren wurden erstellt,<br />
u.a. <strong>in</strong> Wohku, Russland, und<br />
an der Elfenbe<strong>in</strong>küste und <strong>in</strong> Ghana.<br />
> Bei der Rückschau habe ich ca. 35<br />
Häuserprogramme ermittelt. u.a. e<strong>in</strong><br />
Hausbauprogramm zur Frauenförderung<br />
<strong>in</strong> Makuyo/Kenia und das<br />
Frauenhaus <strong>in</strong> Goa; mehrere Neubausiedlungen<br />
für Lepra-Kranke, z.B.<br />
mit 110 Häusern <strong>in</strong> Balaramapuram<br />
<strong>in</strong> der Nähe von Madras <strong>in</strong> Indien.<br />
Vielfältig haben wir <strong>in</strong> bestehende<br />
Lepraprogramme <strong>in</strong>vestiert, wie das<br />
<strong>in</strong> Myikyna <strong>in</strong> Burma oder das<br />
Lepra-Projekt <strong>in</strong> Bombay/Indien.<br />
> Etwa 15 K<strong>in</strong>derheime bzw. K<strong>in</strong>dergärten<br />
s<strong>in</strong>d gebaut oder unterstützt<br />
worden, u.a. das Marie Luisen K<strong>in</strong>derheim<br />
<strong>in</strong> Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien;<br />
das K<strong>in</strong>derheim San Leopolde<br />
<strong>in</strong> Sao Paulo, Brasilien und das Dr.<br />
Horst Sebastioan Village – e<strong>in</strong> Waisenheim<br />
– <strong>in</strong> Lamay, Peru, und nicht<br />
zu vergessen den K<strong>in</strong>dergarten <strong>in</strong><br />
Frumoasa, Rumänien<br />
Hierzu schrieb mir erst vor wenigen<br />
Tagen Schwester Dolore folgende Zeilen:<br />
20 Jahre Hilfswerk Deutscher Zahnärzte<br />
hat sichtlich e<strong>in</strong> großes Netzwerk<br />
der Nächstenliebe ausgebreitet und<br />
somit e<strong>in</strong>e Menge Not gel<strong>in</strong>dert und viel<br />
Gutes bewirkt. Möge dieses Netzwerk<br />
weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Segen für die Notleidenden<br />
und Bedürftigen bleiben.<br />
Gerne schreibe ich Dir e<strong>in</strong> paar Punkte<br />
auf, was aus unserem K<strong>in</strong>dergartenprojekt<br />
geworden ist.<br />
Der K<strong>in</strong>dergarten ist zu e<strong>in</strong>er Modelle<strong>in</strong>richtung<br />
geworden und es kommen<br />
immer wieder Fachkommisionen und<br />
Fortbildungsgruppen vom Schulamt um<br />
diesen K<strong>in</strong>dergarten zu besichtigen.<br />
Vierundachtzig K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d derzeit <strong>in</strong><br />
vier Gruppen aufgeteilt und der Staat<br />
hat noch e<strong>in</strong>en Zuschuß gegeben, so daß<br />
e<strong>in</strong>e Tagesgruppe auch das Mittagessen<br />
bekommen kann. Der Nachbar hat se<strong>in</strong><br />
Haus restauriert und Baustil und<br />
Außenfarben dem K<strong>in</strong>dergartengebäude<br />
angepaßt.<br />
Das Betteln vor unserer Haustüre hat<br />
sich etwas beruhigt. Wenn unser K<strong>in</strong>derheim<br />
aus Hilfstransporten Überschuß<br />
an Spielwaren und Bekleidung<br />
bekommt, geben wir diesen über den<br />
K<strong>in</strong>dergarten und die Schule an die<br />
Bedürftigen weiter. Die Zusammenarbeit<br />
mit dem K<strong>in</strong>dergartenpersonal ist<br />
sehr lebendig geworden und im Vergleich<br />
zu früheren müden Gewohnheiten,<br />
bemüht sich der Bürgermeister jetzt<br />
sichtlich eifrig darum, daß auch die<br />
Spielplatz- und Gartenpflege nicht vernächlässigt<br />
wird. Die Dorfleute haben<br />
erfahren, dass <strong>Deutschland</strong> nicht nur für<br />
das Waisenhaus etwas Gutes getan hat,<br />
sondern auch für die K<strong>in</strong>der des Dorfes.<br />
Somit ist auch unser Waisenhaus noch<br />
mehr akzeptiert.<br />
Wir können nicht genug dankbar se<strong>in</strong>,<br />
daß dieses Projekt zustande gekommen<br />
ist.<br />
Viele Reiche haben das Gefühl, dass<br />
sie wegen ihrer höheren Steuerbelastung<br />
schon genug für das Geme<strong>in</strong>wesen<br />
tun. Und: Arme haben e<strong>in</strong>en<br />
direkten Bezug zur Not und Bedürftigkeit<br />
als andere.<br />
Das Se<strong>in</strong> bestimmt das<br />
Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
Nicht nur die kränkelnde Spendenbereitschaft<br />
der Wohlhabenden, sondern<br />
auch das Scheitern der Ideen von<br />
Marx <strong>in</strong> der Praxis zeigen, dass es für<br />
den Menschen schlecht ist, zum<br />
Gefangenen se<strong>in</strong>es Bewusstse<strong>in</strong>s zu<br />
werden. Der scheidende britische Botschafter<br />
Sir Peter Torry brachte dies<br />
jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Toast vor überwiegend<br />
deutschen Gästen se<strong>in</strong>es Abschiedempfangs<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> auf den Punkt:<br />
„Erheben Sie Ihr Glas, das Sie gern als<br />
halb leer sehen. Erkennen Sie, dass es<br />
halb voll ist. Dies ist e<strong>in</strong> wunderschönes,<br />
reiches Land. Wenn der Rest der Welt<br />
die Probleme <strong>Deutschland</strong>s hätte – wie<br />
gut g<strong>in</strong>ge es uns allen!“<br />
Damit das Geld des HDZ nicht <strong>in</strong> falsche<br />
Kanäle fließt, dafür sorgt auch die<br />
wiederholte Auszeichnung durch das<br />
Deutsche Zentral<strong>in</strong>stituts für soziale<br />
Fragen mit dem Spendensiegel. E<strong>in</strong>e<br />
Art TÜV-Plakete für soziale E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Es bestätigt zum wiederholten<br />
Male, dass der Anteil der Werbe- und<br />
Verwaltungsausgaben beim HDZ niedrig<br />
liegt und damit das Gros des Geldes<br />
nahezu ausschliesslich <strong>in</strong> Projekte<br />
fließt.<br />
Warum b<strong>in</strong> ich 20 Jahre ehrenamtlich<br />
überhaupt dabei?<br />
Frau Dr. Margot Käßmann, Bischöf<strong>in</strong><br />
der Evangelischen-lutherischen Landeskirche<br />
Hannover, brachte es <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Artikel Praktizierte Nächstenliebe<br />
über die Hilfsaktionen der deutschen<br />
Zahnärzte – für mich – auf den<br />
Punkt:<br />
,,Die Zuwendung zu anderen verändert<br />
uns immer auch selbst. Sie befreit<br />
uns aus der Gefangenschaft im Alltagstrott<br />
und erweitert unseren Horizont. So<br />
s<strong>in</strong>d wir als Gebende immer auch Empfangende."<br />
Ich b<strong>in</strong> mir dessen bewusst, dass<br />
unsere Hilfe alle<strong>in</strong> nicht das Elend die-<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 21
ser Welt beseitigen kann. Unsere<br />
geme<strong>in</strong>same Hilfe werden wir gezielt<br />
e<strong>in</strong>setzen, um wenigstens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Notgebieten neue Hoffnung keimen zu<br />
lassen. Und dies immer wieder, um<br />
den Menschen zu helfen, die sich selbst<br />
nicht helfen können.<br />
Neben Nothilfe-Projekten und<br />
unmittelbar Existenz erhaltenden<br />
Maßnahmen stehen Resozialisierung<br />
und H<strong>in</strong>führung zur eigenständigen<br />
Versorgung im Vordergrund. Dabei<br />
steht der Mensch als Geschöpf Gottes<br />
mit se<strong>in</strong>en Bedürfnissen, Empf<strong>in</strong>dungen<br />
und Sehnsüchten stets im Mittelpunkt<br />
unserer Arbeit.<br />
Der Mensch <strong>in</strong> Not darf nicht zum<br />
Objekt des Mitleids werden, Hilfeleistungen<br />
nicht Ausdruck gönnerhafter<br />
Almosen. Jedes Menschenleben ist e<strong>in</strong>malig,<br />
kostbar und se<strong>in</strong>e Erhaltung<br />
aller Anstrengungen wert. Dieser<br />
Wertmassstab kennt weder nationale<br />
noch konfessionelle Unterschiede.<br />
Nochmal mit me<strong>in</strong>em verb<strong>in</strong>dlichs-<br />
ten Dank an alle beteiligten Spender.<br />
Ca. 33 Sozialstationen konnte ich aus<br />
den Unterlagen ermitteln, so u.a. die <strong>in</strong><br />
San Antonie, Brasilien, <strong>in</strong> Kratie weit<br />
im Norden Kambodschas, das Jugendheim<br />
<strong>in</strong> St. Petersburg, Auffangheime<br />
für Straßenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Brasilien, Kongo,<br />
Rumänien. Ca. 15 Berufsschulen wie<br />
San Lazaro und Monte Salvadore <strong>in</strong><br />
Peru, die Dental Schools <strong>in</strong> Kambodscha<br />
und Indonesien, die Kunst-<br />
Handwerksschule im Urubamba-Tal,<br />
Lamay, <strong>in</strong> Peru und das Professional-<br />
Technical Centre <strong>in</strong> Ashaiman, Ghana.<br />
Das Hilfswerk hat weitere Projekte<br />
unterstützt wie z.B. <strong>in</strong> die Erdbebenhilfe<br />
<strong>in</strong> Pakistan, Hilfe nach dem<br />
Hochwasser <strong>in</strong> Ost-, West- und Süddeutschland<br />
geleistet, bundesweiter<br />
Spendenaufruf erbrachte e<strong>in</strong>e grossartige,<br />
gezielte Hilfe an der Seite der<br />
Salesianer nach der Tsunami-Katastrophe,<br />
es wurden diverse Impfaktionen<br />
durchgeführt oder unterstützt, Gesundheitsprogramme<br />
<strong>in</strong> Gambia oder<br />
Madagaskar auf die Be<strong>in</strong>e gebracht,<br />
Krankenhausbauten <strong>in</strong> Kenia und<br />
Kambodscha verwirklicht, Wasserbohrungen<br />
zur Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung,<br />
Hungerhilfen und vieles mehr und<br />
anderswo. Nicht zu vergessen: Mehr als<br />
100 Tonnen Seifen, Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
sowie Hunderttausende Zahnbürsten<br />
und Zahnpasta nach Afrika für<br />
Hygieneprigramme verschickt.<br />
Das Se<strong>in</strong> bestimmt das<br />
Bewusstse<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> schlichter Satz, den Karl Marx zu<br />
e<strong>in</strong>em Eckste<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Thesen machte.<br />
Ende September veröffentlichte die<br />
Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung<br />
zusammen mit dem Deutschen<br />
Spendenrat e.V. Ergebnisse ihres<br />
Umfrageproduktes Charityscope.<br />
Diese bestätigten wieder e<strong>in</strong>mal, dass<br />
ärmere Menschen gemessen an ihrem<br />
E<strong>in</strong>kommen deutlich mehr spenden<br />
als Wohlhabende.<br />
22 <strong>Lazarus</strong> Journal
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und<br />
Notgebiete, Stiftung bürgerlichen Rechts<br />
(C.H.Bartels Fund)<br />
Jahresbericht 2007<br />
Das Jahr 2007 stand ganz im Zeichen<br />
des 20jährigen Bestehens unserer Stiftung.<br />
Mit der Hilfe der Medien und<br />
auf Veranstaltungen konnten wir den<br />
Erfolg unserer Hilfsmassnahmen nicht<br />
nur mit Zahlen herausstellen, sondern<br />
auch mit Inhalten. Es gehört zum<br />
Grundsatz des Hilfswerks Deutscher<br />
Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete,<br />
dort tätig zu werden, wo staatliche<br />
Hilfsmaßnahmen nicht greifen und<br />
wo die großen Hilfsorganisationen<br />
nicht vertreten s<strong>in</strong>d.<br />
Über 19 Mio. Euro wurden während<br />
dieser Zeit <strong>in</strong> über 900 Projekte <strong>in</strong> 60<br />
Ländern der Welt <strong>in</strong>vestiert. Hilfsmaßnahmen<br />
unseres Werkes setzen<br />
punktuell, aber umfassend an: Zahnstationen,<br />
Krankenstationen, Waisenhäuser,<br />
K<strong>in</strong>derheime, Schulen wurden<br />
und werden gebaut und komplett ausgestattet.<br />
1. Zahnmediz<strong>in</strong>ische Geräte, Instrumente, Materialien,<br />
Invalidenverb. Ukra<strong>in</strong>e 18.500,00<br />
2. Zahnmediz<strong>in</strong>ische Instrumente für Zahnstation, Nepal<br />
1.500,00<br />
3. Schulmaterial für Primary School, Juja-Farm, Kenia<br />
200,00<br />
4. Sozial-Projekt, LC Thika, Kenia 800,00<br />
5. Nachtragskosten für Primary School und Waisenhaus,<br />
Juja, Kenia 12.500,00<br />
6. Unterricht für K<strong>in</strong>derarbeiter, Ravu-lapalem, Andhra Pradesh,<br />
India 25.000,00<br />
7. Bau e<strong>in</strong>er Zahnstation, Mulumba Hospital, Thika, Kenia<br />
45.000,00<br />
8. Sozialarbeit, Medikamentenhilfe Belt<strong>in</strong>g, Rumänien<br />
3.000,00<br />
Dabei steht die Hilfe zur Selbsthilfe<br />
im Vordergrund: Schul- und Berufsausbildung<br />
junger Menschen, E<strong>in</strong>richtung<br />
von Arbeitsstätten, Unterweisung<br />
von Ärzten/Zahnärzten und Hilfspersonal<br />
an den gelieferten Ausrüstungsgegenständen<br />
und Versorgung mit<br />
Medikamenten.<br />
Das HDZ kooperiert dabei auch mit<br />
lokalen Partnern vor Ort. Das ist unsere<br />
Stärke. Wir unterstützen an der<br />
Basis wichtige Arbeit <strong>in</strong> Gesundheitsdiensten,<br />
bei der Armutsbekämpfung,<br />
<strong>in</strong> der Bildung oder <strong>in</strong> Katastrophenfällen.<br />
Die Durchführung der Hilfsmaßnahmen<br />
erfolgt neben kirchlichen und<br />
privaten Institutionen, auch mit<br />
öffentlichen E<strong>in</strong>richtungen – wie Botschaften,<br />
GTZ, Konsulaten und Universitäten.<br />
Übersicht der HDZ Projekte <strong>in</strong> 2007<br />
Im Jahr 2007 konnte das HDZ mit<br />
fast 1,5 Mio. Euro 49 Projekte <strong>in</strong> vielen<br />
Ländern realisieren. Diese Hilfeleistungen<br />
waren uns überwiegend aus<br />
Erlösen der Altgoldspender erst<br />
ermöglicht worden. Unser Aufruf an<br />
die deutsche Kollegenschaft, künftig -<br />
möglichst per Dauerauftrag - 10,00<br />
Euro/Jahr dem Stiftungskapital zuzuführen,<br />
soll das Hilfswerk der deutschen<br />
Zahnärzte <strong>in</strong> die Lage versetzen,<br />
se<strong>in</strong>e satzungsgemäßen Aufgaben auch<br />
künftig erfüllen zu können.<br />
Wir s<strong>in</strong>d allen sehr dankbar, die uns<br />
ihre Unterstützung <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />
erwiesen haben und diese auch <strong>in</strong><br />
Zukunft zu kommen lassen.<br />
Januar <strong>2008</strong>,<br />
Dr.-Klaus W<strong>in</strong>ter,<br />
Vorsteher der Stiftung HDZ<br />
9. Hilfszentrum für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Caritas-Iași,<br />
Rumänien 50.000,00<br />
10. Mediz<strong>in</strong>ische Hilfsmaßnahme Krankenhaus Aira, Äthiopien<br />
5.000,00<br />
11. Häusersanierung und Hausbau, Fushe Arrez, Albanien<br />
30.000,00<br />
12. Dental School, Equipment, Phnom Penh, Kambodscha<br />
85.000,00<br />
13. Küche für Straßenk<strong>in</strong>der (Bau, E<strong>in</strong>richtung, Ausbildung),<br />
Munti-lupa City, Manila, Philipp<strong>in</strong>en, 1.Rate<br />
75.000,00<br />
14. Ausbau des Pflegedienstes (mediz<strong>in</strong>ische Versorgung,<br />
soziale Reha) von ca. 2000 Leprakranken, Prov<strong>in</strong>z Kanton,<br />
Ch<strong>in</strong>a 40.000,00<br />
15. Drittes Wohnheim für Berufsbildungszentrum Ashaiman,<br />
Ghana (1.Rate) 60.000,00<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 23
16. Bau e<strong>in</strong>er Mehrzweckhalle, Mampetta, Indien<br />
10.320,00<br />
17. Nachtrag für Derma-Kl<strong>in</strong>ik, Phnom Penh, Kambodscha<br />
4.535,00<br />
18. Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW), Würzburg<br />
5.000,00<br />
19. K<strong>in</strong>der- und Jugendzentrum, (Innenausbau) Viile, Satu<br />
Mare, Rumänien 75.000,00<br />
20. Geme<strong>in</strong>dezentrum, Renovierung Außenfassade Grosskarol,<br />
Rumänien 26.267,00<br />
21. Hauskauf für 20 F<strong>in</strong>delk<strong>in</strong>der und 24 sudanesische<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der Sr. Luise-Juja/Thika , Kenia<br />
10.000,00<br />
22. Transportkosten EHD für Präventionsprojekt eritreischer<br />
Grundschulen 9.415,00<br />
23. Kauf Medikamente für Dispensarium, Mahavatse,<br />
Mada-gaskar 10.000,00<br />
24. Verbesserung der Ausstattung des Berufsbildungszentrums,<br />
Dimapur, Nagaland,Indien 9.000,00<br />
25. Ausbildung <strong>in</strong> Fischzucht für Strassenk<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Lubumbashi,<br />
Kongo 10.000,00<br />
26. Dental RÖ-Gerät, Mischgerät und diverse Instrumente,<br />
Shisong, Kamerun 6.000,00<br />
27. a.r.t.Projekt Gambia, Rate 2007 40.000,00<br />
28. Erdbebensoforthilfe Peru: Lebensmittel, Decken, Zelte,<br />
Kleidung 20.000,00<br />
29. Dental Equipment Zahnstation Mulumba Hosp. Thika,<br />
Kenia 34.065,00<br />
30. Dental Equipment Zahnstation für Bethesda-Hospital,<br />
Cotonou, Ben<strong>in</strong> 20.830,00<br />
31. Diverse zahnärztliche Geräte und Hygieneartikel, Bischkek,<br />
Kirgistan 4.200,00<br />
32. Enyiduru Projekt: Grundstückskauf für Kant<strong>in</strong>e für<br />
Schulzentrum 40.000,00<br />
33. Drittes Wohnheim Berufsbildungszentrum Ashaiman,<br />
Ghana (2.Rate) 60.000,00<br />
34. Tageszentrum Sf. Mar<strong>in</strong>a, Spec. Assistance for vuln. Children,<br />
Iasi, RO 20.000,00<br />
35. Zahnchirurg. Instrumentarium, Dental Station, Trishuli,<br />
Nepal 1.000,00<br />
36. Zahnstation, Belceºti-Iaºi, Rumänien 6.847,00<br />
37. Ausbildung statt Abschiebung: Förderunterricht, Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
und Migranten 8.690,00<br />
38. Unterhaltskosten für Waisenheim Lamay/Cusco-Peru<br />
15.000,00<br />
39. Bombay Leprosy Projekt, LPS-Leprosy-Referral-Centre,<br />
Indien 17.669,00<br />
40. Muntilupa City, Manila, Philipp<strong>in</strong>en, Küche für Straßenk<strong>in</strong>der<br />
(Bau, E<strong>in</strong>richtung, Ausbildung)<br />
75.000,00<br />
41. Errichtung e<strong>in</strong>es Sozial<strong>in</strong>stituts für Sozialarbeit, Jorhat,<br />
Assam, Indien 150.000,00<br />
42. a.r.t. Projekt, Gambia 40.000,00<br />
43. Rö-Gerät, Materialien, Instrumentarien,Equipment für<br />
Zahnstation, Thika 47.650,00<br />
44. Altenheim Goa, Indien 500,00<br />
45. Wasseraufbereitungsanlagen für thailändische Schulen;<br />
(Projekt M<strong>in</strong>derjahn) 7.000,00<br />
46. Material, Medikamente, Unterhalt Zahnstation Bisidimo,<br />
Äthiopien 9.504,00<br />
47. Schulprojekt Nigeria, Mauerbau 23.500,00<br />
48. Ausbildungsführungskräfte für Soziales <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />
135.000,00<br />
49. Cyclone Bangladesh "Hope 87" 77.000,00<br />
Stand am 31. Dezember 2007 = 1.480.894,00<br />
24 <strong>Lazarus</strong> Journal
Goldene Brücken für Bedürftige<br />
Wecher Patient kann mit dem Altgold aus alten Kronen und Brücken schon viel anfangen? Als Spende erfüllt es jedoch<br />
e<strong>in</strong>en guten Zweck – vorausgesetzt, es erreicht das Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete.<br />
Seit genau 20 Jahren schlägt die Stiftung<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />
Lepraund Notgebiete (HDZ) e<strong>in</strong>e Brücke<br />
für Kranke und Bedürftige weltweit.<br />
Seit Bestehen hat die Stiftung<br />
über 900 Hilfsprojekte <strong>in</strong> mehr als 60<br />
Ländern unterstützt. Dafür hat sie<br />
über 19 Millionen Euro bereitgestellt,<br />
alle<strong>in</strong> rund 1,3 Millionen Euro im Jahr<br />
2007.<br />
Das Konzept des HDZ ist ebenso e<strong>in</strong>fach<br />
wie wirkungsvoll: Zahnärzte<br />
geben ihren Patienten die Möglichkeit,<br />
das Altgold aus frisch entfernten Kronen<br />
oder Brücken zu spenden. E<strong>in</strong>e<br />
Goldscheideanstalt recycelt es kostenlos<br />
und stellt der Stiftung den kompletten<br />
Gegenwert zur Verfügung,<br />
sodass nahezu 100 Prozent des Erlöses<br />
<strong>in</strong> die Hilfsprojekte e<strong>in</strong>fließen kann.<br />
E<strong>in</strong> verantwortlicher und mitgestaltender<br />
Teil der Gesellschaft<br />
Initiiert wurde die Stiftung von Carl<br />
He<strong>in</strong>z Bartels. Als der Gött<strong>in</strong>ger Zahnarzt<br />
1981 e<strong>in</strong>e Leprastation auf e<strong>in</strong>er<br />
thailändischen Insel besuchte, war er<br />
von dem dortigen Elend so erschüttert,<br />
dass er noch im selben Jahr e<strong>in</strong>e<br />
„Patenschaft niedersächsischer Zahnärzte"<br />
<strong>in</strong>s Leben rief. Das war der<br />
Grundste<strong>in</strong> des HDZ. 1987 wurde das<br />
Hilfswerk schließlich <strong>in</strong> den Stand der<br />
Stiftung erhoben. 2001 starb Bartels,<br />
doch se<strong>in</strong> Vermächtnis, die hilfsbedürftigen<br />
Menschen <strong>in</strong>s Zentrum der<br />
Aktivitäten zu rücken, lebt bis heute<br />
fort.<br />
Nachfolger Bartels' als Vorsteher der<br />
Stiftung ist Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter, Zahnarzt<br />
<strong>in</strong> Bad Lauterberg. Er versteht se<strong>in</strong><br />
Hilfswerk „als verantwortlichen und<br />
mitgestaltenden Teil der Gesellschaft".<br />
Mitgestaltung bedeutet hier gleichermaßen,<br />
E<strong>in</strong>fluss zu nehmen und soziale<br />
Verantwortung zu tragen. Diesem<br />
Grundsatz folgend, br<strong>in</strong>gen deutsche<br />
Zahnärzte ihre Kernkompetenzen<br />
überall auf der Welt aktiv und sozialverantwortlich<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Schwierige Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
begreift das HDZ als Herausforderung.<br />
Daher wird die Stiftung überall<br />
dort aktiv, wo staatliche Hilfsmaßnahmen<br />
nicht greifen oder die großen<br />
Hilfsorganisationen untätig bleiben.<br />
Ziel ist es, nachhaltig zu helfen, um<br />
den bedürftigen Menschen langfristig<br />
e<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> selbstbestimmteres<br />
Leben zu ebnen. So unterstützt das<br />
HDZ Initiativen, die es sich zur Aufgabe<br />
machen, die Lebensqualität und<br />
Perspektiven verarmter und erkrankter<br />
K<strong>in</strong>der, Jugendlicher, Mädchen und<br />
Frauen zu verbessern. Weltweit konnte<br />
durch die Beteiligung des HDZ der<br />
Aufbau zahlreicher K<strong>in</strong>dergärten,<br />
Schulen, Heime und Ausbildungsstätten<br />
f<strong>in</strong>anziert werden.<br />
Des Weiteren gehören die Bekämpfung<br />
von Lepra und Aids sowie die<br />
Unterstützung von Opfern <strong>in</strong> Katastrophengebieten<br />
zum Wirkungsfeld<br />
der Stiftung. 2004 konnten für die Tsunami-Opfer<br />
<strong>in</strong> Sri Lanka spontan Mittel<br />
für 350 Häuser, 500 Fischerboote<br />
und e<strong>in</strong> Waisenhaus für betroffene<br />
K<strong>in</strong>der bereitgestellt werden.<br />
In diesem Jahr wurden über 40 weitere<br />
Projekte <strong>in</strong> Höhe von über 1,3 Millionen<br />
Euro gefördert, unter anderem<br />
(Zahn-)mediz<strong>in</strong>ische Prophylaxeprogramme<br />
und Bauvorhaben für Leprakranke<br />
<strong>in</strong> Indien und Pakistan oder<br />
Soforthilfe für Erdbebenopfer <strong>in</strong> Peru.<br />
Zahnstationen konnten nicht nur nach<br />
Ben<strong>in</strong> und Rumänien, sondern auch<br />
nach Kenia geliefert werden.<br />
Den Zahnschmerz bekämpfen -<br />
überall<br />
Das HDZ fördert speziell Projekte,<br />
die der Verbesserung der zahnmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Versorgung und Infrastruktur<br />
<strong>in</strong> Notstands- und Elendsgebieten die-<br />
nen. Seit 1981 wurden 180 Zahn-stationen<br />
<strong>in</strong> hilfsbedürftige Länder geliefert.<br />
Auch nach Kambodscha, wo die<br />
mobilen Stationen ihren E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />
schwer zugänglichen Bergregionen<br />
f<strong>in</strong>den, damit die Bevölkerung <strong>in</strong> diesen<br />
Gebieten zahnmediz<strong>in</strong>isch behandelt<br />
werden kann.<br />
Dass man Menschen auch mit e<strong>in</strong>fachen<br />
Mitteln helfen kann, beweist e<strong>in</strong><br />
Kooperationsprojekt der Universität<br />
Witten-Herdecke. In Gambia werden<br />
sogenannte Community Oral Health<br />
Workers (zahnmediz<strong>in</strong>isches Fachpersonal)<br />
ausgebildet, die flächendeckend<br />
Kariesprophylaxe und Zahnbehandlungen<br />
nach e<strong>in</strong>er speziellen Methode<br />
durchführen, die ohne jegliche zusätzliche<br />
Technik oder Strom auskommt<br />
(a.r.t.-Technik).<br />
Zu den Projektpartnern zählen unter<br />
anderem auch die Salesianer Don Boscos,<br />
der <strong>Lazarus</strong>-<strong>Orden</strong>, die Deutsche<br />
Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ), das Deutsche Rote<br />
Kreuz sowie die deutschen Botschaften<br />
und Konsulate. Darüber h<strong>in</strong>aus arbeiten<br />
zahlreiche weitere Kooperationspartner<br />
mit dem HDZ zusammen,<br />
zum Beispiel Rotary und Lions International.<br />
Effizienter Umgang mit<br />
Spendengeldern<br />
Die Mittel für die Hilfsprojekte verdankt<br />
das HDZ der bundesweit durchgeführten<br />
Altgoldspendenaktion <strong>in</strong><br />
den Zahnarztpraxen. Entsprechende<br />
Spendentüten kann jede Zahnärzt<strong>in</strong><br />
und jeder Zahnarzt direkt anfordern.<br />
Der Stiftung wurde auch <strong>in</strong> diesem<br />
Jahr das Spendensiegel des Deutschen<br />
Zentral<strong>in</strong>stituts für soziale Fragen<br />
(DZI), Berl<strong>in</strong>, verliehen. Es bestätigt<br />
den effizienten Umgang des Hilfswerks<br />
mit Spendengeldern.<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 25
Zweiter <strong>Lazarus</strong>-Wasserbrunnen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />
Anfang Januar <strong>2008</strong> konnte das Mitglied<br />
des Triumvirates des <strong>Lazarus</strong>-<br />
<strong>Orden</strong>s, Dr. E. Stegenwallner, im Norden<br />
der Republik Ben<strong>in</strong> den zweiten<br />
von der <strong>Lazarus</strong> Stiftung mit gesponserten<br />
Wasserbrunnen e<strong>in</strong>weihen und den<br />
Bewohnern des Dorfes Kazakou übergeben.<br />
Das Dorf Kazakou liegt im Norden<br />
von Ben<strong>in</strong> zur Grenze nach Niger h<strong>in</strong><br />
und ist ca. 700 km von der Küste und<br />
damit von unserem Aufenthaltsort<br />
Cotonou entfernt. Vor der E<strong>in</strong>weihung<br />
und Übergabe lag also e<strong>in</strong>e über 11stündige<br />
Autofahrt mit e<strong>in</strong>er Übernachtung<br />
<strong>in</strong> Parakou, e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />
aufstrebenden Ort <strong>in</strong><br />
der Mitte Ben<strong>in</strong>s. Begleitet<br />
wurde ich von me<strong>in</strong>er Frau<br />
und me<strong>in</strong>em Ben<strong>in</strong>-Vertrauten,<br />
Pastor Henry Videgnon,<br />
sowie e<strong>in</strong>en Dolmetscher<br />
und e<strong>in</strong>em Fahrer. Die<br />
Fahrt <strong>in</strong> dem nicht klimatisierten<br />
Kle<strong>in</strong>bus bei über 35<br />
Grad glich e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />
Abenteuer, galt es doch nicht<br />
nur den Ziegen- und Kuhherden<br />
auszuweichen, sondern<br />
<strong>in</strong>sbesondere auch den<br />
zahllosen tiefen Schlaglöchern<br />
auf der Piste <strong>in</strong> denen<br />
jeweils spielende K<strong>in</strong>der hätten<br />
vermutet werden können.<br />
Gleichwohl s<strong>in</strong>d wir<br />
wohlbehalten <strong>in</strong> unserem<br />
Übernachtungshotel „Goldene<br />
Krone“ <strong>in</strong> Parakou<br />
angekommen. Gerade auch<br />
auf Reisen macht man doch<br />
immer wieder neue Erfahrungen:<br />
Das Neue für uns<br />
war, dass sämtliche Türen<br />
aus Blech waren und sowohl<br />
beim Öffnen wie auch beim<br />
Schliessen erheblichen Lärm<br />
verursachten. Ich werde<br />
mich nie wieder über e<strong>in</strong><br />
dumpfes Türklappen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hiesigen<br />
Hotel beschweren. Über die Tatsache,<br />
dass das e<strong>in</strong>zige Zimmerhandtuch<br />
bestimmt schon seit Weihnachten den<br />
Gästen gedient hat, muß man h<strong>in</strong>wegsehen.<br />
Das zugesagte Cont<strong>in</strong>entale Frühstück<br />
entpuppte sich als ausgesprochen<br />
Magen freundlich: es bestand aus e<strong>in</strong>em<br />
trockenen halben Baguette. Da ich<br />
bereit war, auf Butter und Marmelade<br />
zu verzichten, orderte ich aber 2 Omelettes.<br />
Etwas erstaunt, wurde die Bitte<br />
erfüllt - allerd<strong>in</strong>gs erst nachdem der<br />
Koch zum Markt gefahren war und die<br />
Eier besorgt hatte. So gestärkt, g<strong>in</strong>g es<br />
mit e<strong>in</strong>stündige Verspätung nach Kazakou<br />
zur Brunnene<strong>in</strong>weihung.<br />
Das Dorf hat ca. 300 E<strong>in</strong>wohner, die<br />
sich aus verschiedenen Volksstämmen,<br />
wie den Bariba, Dendi und Poel zusammensetzen<br />
und dementsprechend e<strong>in</strong>e<br />
religiöse Vielfalt aufweisen: überwiegend<br />
Moslems, auch Katholiken und<br />
Protestanten und Animisten. Trotz die-<br />
ser Unterschiede aber mit dem Wissen,<br />
dass der E<strong>in</strong>zelne nicht überleben kann,<br />
bearbeiten die Bewohner, die überwiegend<br />
Bauern s<strong>in</strong>d, das Land im Kollektiv<br />
und verkaufen die Produkte am Straßenrand.<br />
Dem Geme<strong>in</strong>schaftsgedanken folgend,<br />
haben die Bewohner des Dorfes<br />
unter Anleitung e<strong>in</strong>es Kundigen den<br />
Brunnen gebaut und <strong>in</strong> ca. 20 m Tiefe<br />
sauberes Wasser gefunden. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> Nigeria<br />
erworbener Tata-Dieselmotor befördert<br />
das Wasser <strong>in</strong> das Wasserreservoir<br />
e<strong>in</strong>es gebauten Turmes, aus dem dann<br />
das Wasser entnommen werden kann.<br />
Im Gegensatz zu unserem ersten Wasserbrunnen<br />
<strong>in</strong> Ita Djebou, wo die Welle<br />
des Dieselmotors e<strong>in</strong>e Mühle zum Mahlen<br />
des Getreides angetrieben hatte, hatten<br />
sich die Bewohner von Kazakou<br />
dazu entschlossen, über die Motorwelle<br />
e<strong>in</strong>en Generator anzutreiben, um Strom<br />
zu erzeugen und das Dorf – soweit möglich<br />
– mit Strom zu versorgen.<br />
Die Abnehmer<br />
zahlen für diesen Strom<br />
e<strong>in</strong>en Beitrag <strong>in</strong> die<br />
Geme<strong>in</strong>schaftskasse, so<br />
dass Wartung der Anlage<br />
und Kauf von Dieseltreibstoff<br />
gesichert s<strong>in</strong>d.<br />
Trotz der relativ kurzen<br />
Zeit des Bestehens des<br />
neuen Brunnens haben<br />
uns die Bewohner versichert,<br />
dass wegen der<br />
guten Wasserqualität<br />
die Magen-Darmerkrankungen<br />
der K<strong>in</strong>der<br />
bereits erheblich<br />
zurück gegangen seien.<br />
Den Wasserturm habe<br />
ich mit „Geschenk der<br />
LAZARUS-Stiftung"<br />
versehen lassen und <strong>in</strong><br />
Anbetracht des hohen<br />
Anteils der Moslems<br />
auf das Anbr<strong>in</strong>gen<br />
unseres <strong>Lazarus</strong>-Kreuzes<br />
verzichtet. Wir s<strong>in</strong>d<br />
dankbar, dass die Arbeiten<br />
erfolgreich und<br />
ohne Unfall abgeschlossen<br />
wurden und wir<br />
entsprechend unserer<br />
Zielsetzung erneut den Ärmsten Hilfe<br />
zur Selbsthilfe leisten konnten.<br />
Dr. Eckhard Stegenwallner,<br />
Honorarkonsul von Ben<strong>in</strong><br />
(Januar <strong>2008</strong>)<br />
26 <strong>Lazarus</strong> Journal
Das HDZ <strong>in</strong> Cotonou<br />
Ben<strong>in</strong>/Westafrika<br />
Da die reparaturanfällige Zahnstation<br />
aus den 60er Jahren im Gentre de<br />
Santé Bethesda ihre Anforderungen<br />
nicht mehr erfüllen konnte, hat das<br />
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für<br />
Lepra- und Notgebiete (C.H.Bartels<br />
Fund), Gött<strong>in</strong>gen, kurz: HDZ, dem<br />
Hilfe suchenden Krankenhausdirektor,<br />
Dr. Dossou Bodjrenou J. Bathèlmy,<br />
e<strong>in</strong>e limitierte Genehmigung erteilt, <strong>in</strong><br />
West-Afrika e<strong>in</strong>e Dentale<strong>in</strong>heit zu<br />
erwerben, diese <strong>in</strong>stallieren zu lassen<br />
und die gesamten Kosten dafür zu<br />
übernehmen.<br />
Am 8. Januar <strong>2008</strong> konnte der Antragsteller<br />
und Beauftragter des HDZ,<br />
Konsul Dr. E. Stegenwallner, diese<br />
Zahnstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feierstunde<br />
ihrer Best<strong>in</strong>nung übergeben.<br />
Das <strong>in</strong> Contonou, <strong>in</strong> der Republik<br />
Ben<strong>in</strong> gelegene Zentrum, ist e<strong>in</strong> konfessionelles<br />
Krankenhaus mit 120 Betten<br />
und 160 Mitarbeitern, das <strong>in</strong> jedem<br />
Jahr von über 100.000 Patienten aufgesucht<br />
wird. Es wurde im Jahr 1990 von<br />
den protestantischen Kirchen <strong>in</strong> Ben<strong>in</strong><br />
gegründet und umfasst die Abteilun-<br />
gen der Grundversorgung<br />
<strong>in</strong> der Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>klusiv Sozialversorgung,Chirurgie,<br />
Gynäkologie, Pädiatrie,<br />
Kardiologie Radiologie<br />
bis h<strong>in</strong> zur Zahnmediz<strong>in</strong>,<br />
<strong>in</strong>klusive Prothetik.<br />
Die zahnmediz<strong>in</strong>ische<br />
Abteilung ist mit<br />
e<strong>in</strong>em Zahnarzt, vier<br />
Assistenten und zwei<br />
Zahntechnikern besetzt.<br />
Sie versorgen ca. 6.000<br />
Zahnpatienten im Jahr.<br />
Die neue Behandlungse<strong>in</strong>heit<br />
wurde im<br />
Oktober 2007 <strong>in</strong> Nigeria<br />
erworben und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
E<strong>in</strong>zelzimmer des Hauses<br />
<strong>in</strong>stalliert. Dies ist<br />
<strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong>e Besonderheit,<br />
weil bisher vier betagte<br />
Behandlungsstühle<br />
nebene<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Raum standen.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit seit<br />
Bestehen des Hauses ist, dass es e<strong>in</strong>en<br />
gänzlich neuen und nicht bereits<br />
gebrauchten Gegenstand<br />
erhalten hat. Dementsprechend<br />
groß war die<br />
Freude bei allen Mitarbeitern<br />
– nicht nur bei<br />
denen <strong>in</strong> der Dentalabteilung-,<br />
denn der<br />
Neuzugang hatte sich<br />
schnell im Hause herumgesprochen<br />
und für<br />
fröhliche Stimmung gesorgt.<br />
Dies ist verständlich<br />
wenn man bedenkt,<br />
dass das Krankenhaus<br />
bei se<strong>in</strong>er Gründung<br />
1990 bereits mit gespendeten<br />
und damit ausrangiertenE<strong>in</strong>richtungsgegenständen<br />
ausgestattet<br />
worden war. (Das Ausstattungsniveauentspricht<br />
etwa dem der<br />
60er Jahre!) Trotz der<br />
dürftigen und veralteten<br />
Geräte hat das Krankenhaus<br />
e<strong>in</strong>en hervorragen-<br />
den fachlichen Ruf. Neben der guten<br />
ärztlichen Versorgung ist der betont<br />
liebevolle, christlich geprägte Umgangston<br />
untere<strong>in</strong>ander und zu den<br />
Patienten auffällig.<br />
Das seit über 20 Jahren bestehende<br />
Hilfswerk hat mit dieser Investition<br />
wieder e<strong>in</strong>mal soziale Verantwortung<br />
bewiesen und damit, wo Not und<br />
Bedürftigkeit herrschen, e<strong>in</strong>e gezielte<br />
Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.<br />
Es hat mich persönlich mit großer<br />
Freude und Dankbarkeit erfüllt bei der<br />
Realisierung dieses Projektes behilflich<br />
gewesen zu se<strong>in</strong>. Me<strong>in</strong> besonderer<br />
Dank gilt dem Vorsteher der Stiftung,<br />
Herrn Dr. Klaus W<strong>in</strong>ter, der mir diese<br />
schnelle, unbürokratische Hilfe zugesagt<br />
hatte.<br />
Dr. Eckhard Stegenwallner,<br />
Honorarkonsul von Ben<strong>in</strong><br />
(Januar <strong>2008</strong>)<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 27
Kreuz mit Herz und Anker<br />
St. Marien hat nach 64 Jahren se<strong>in</strong> Kreuz wieder<br />
Die St. Marien Kirche <strong>in</strong> Köln Weiden<br />
ist nach 64 Jahren wieder <strong>in</strong><br />
ihrem Ursprungszustand versetzt.<br />
1944 wurde das Kreuz zerstört. Zum<br />
80. Jahres-tag der Kirche segnete<br />
Pfarrer Ra<strong>in</strong>er Fischer das neue<br />
Ste<strong>in</strong>kreuz über dem E<strong>in</strong>gangsportal<br />
der Kirche.<br />
Das Kreuz wurde gestiftet von Cfr.<br />
Franz-Josef Broicher. Franz-Josef<br />
Broicher hatte sich bereits im Jahr<br />
1993 mit erheblichen Mitteln an der<br />
Sanierung der Kirche beteiligt und<br />
die Instrumente des von ihm mitbegründeten<br />
Bläserchors und des Flötenkreises<br />
fast alle<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anziert.<br />
Das Ste<strong>in</strong>kreuz ist verziert mit<br />
e<strong>in</strong>em Herzen – Zeichen der Liebe –<br />
und e<strong>in</strong>em Anker – Hoffnung. Die<br />
Kirche wurde 1927 fertiggestellt. Sie<br />
zählt zu den frühen modernen Kirchen<br />
Kölns. Sie steht unter Denkmalschutz.<br />
28 <strong>Lazarus</strong> Journal
Leben und Sterben für die E<strong>in</strong>heit der Christen<br />
Glockengeläut erfüllt das Innere der<br />
Basilika St. Johannes der Täufer auf<br />
Johannisberg. Klagend kündigt es den<br />
Abschied von dem sehr geliebten und<br />
hoch geschätzten ehemaligen Pfarrer<br />
und <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>skaplan Jean Hörnis<br />
an. Die Glocken brausen auf, ihr<br />
Klang schw<strong>in</strong>gt sich bis zum Gewölbe<br />
empor, die e<strong>in</strong>zelnen Glocken vere<strong>in</strong>igen<br />
sich nach und nach zu e<strong>in</strong>er Melodie,<br />
die bei aller Trauer über den<br />
schmerzlichen Verlust dieses lieben,<br />
außergewöhnlichen Menschen auch<br />
Freude und Zuversicht verströmt. Man<br />
fühlt es – hier nimmt der Herr e<strong>in</strong>en<br />
se<strong>in</strong>er treuen Diener zu sich. Er hat ihn<br />
reichlich mit Liebe beschenkt, e<strong>in</strong><br />
Geschenk, das er als Auftrag verstand,<br />
um es an se<strong>in</strong>en Nächsten weiterzuverschenken.<br />
So war es vor allem das Wort<br />
LIEBE, das bei dieser Trauerfeier über<br />
allem stand. Sie erfüllte nicht nur die<br />
Herzen der Trauernden, sie erklang<br />
immer wieder auch <strong>in</strong> den Reden der<br />
Abschiednehmenden.<br />
Denn selten im Leben begegnet man<br />
e<strong>in</strong>em Menschen, der die Liebe so<br />
überzeugend verkörperte wie er. Jeder,<br />
der Jean Hörnis kannte, war von se<strong>in</strong>er<br />
stillen Liebenswürdigkeit stark bee<strong>in</strong>druckt,<br />
die e<strong>in</strong>e echte, ungekünstelte<br />
Frömmigkeit ausstrahlte. E<strong>in</strong> freundliches<br />
Lächeln und e<strong>in</strong>e schöne, melodiöse,<br />
sonore Stimme halfen dem Seelsorger,<br />
Vertrauen und Zuversicht bei<br />
den Ratsuchenden zu erwecken. Se<strong>in</strong>e<br />
außergewöhnliche Beliebtheit wider-<br />
- Abschied von Jean Hörnis -<br />
spiegelte nicht zuletzt die übervolle<br />
Kirche. Jeder, der nur konnte, kam,<br />
um ihm, dem Pfarrer und Seelsorger<br />
Jean Hörnis, die letzte Ehre zu erweisen<br />
und sich im stillen Gedenken von<br />
ihm zu verabschieden:<br />
Zu den offiziellen Gästen zählten –<br />
allen voran – der Altbischof Franz<br />
Kamphaus, der ihn noch vier Wochen<br />
vor se<strong>in</strong>em Tod besucht hat, ebenso<br />
der Bezirksdekan Holger Daniel, se<strong>in</strong><br />
Nachfolger Pfarrer Otto Franzmann,<br />
die geme<strong>in</strong>sam die hl. Messe zelebrierten,<br />
se<strong>in</strong>e Priesterkollegen aus dem<br />
Bistum Limburg, die Nonnen und die<br />
<strong>Orden</strong>sbrüder aus der Umgebung, die<br />
Brüder und Schwestern des <strong>Lazarus</strong>ordens,<br />
dessen erster, durch den Fürsten<br />
Metternich berufener <strong>Orden</strong>skaplan<br />
er war. Und natürlich auch<br />
se<strong>in</strong>e ehemaligen Pfarrk<strong>in</strong>der, die bis<br />
zuletzt rührend für ihn Sorge trugen.<br />
Sie alle kamen. um Abschied von ihm<br />
zu nehmen. Es passiert nicht oft im<br />
Leben, dass e<strong>in</strong>em Pfarrer fast e<strong>in</strong> Vierteljahrhundert<br />
nach se<strong>in</strong>er Pensionierung<br />
noch so viel Liebe und Ehrerbietung<br />
entgegengebracht werden. Die<br />
Liebe, die Jean Hörnis an se<strong>in</strong>e Mitmenschen<br />
mit vollen Händen verschenkte,<br />
kehrte auf Umwegen zu ihm<br />
zurück. Er musste nicht wie viele Pfarrer<br />
den Ruhestand <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>samkeit<br />
verbr<strong>in</strong>gen. Da er bis zuletzt <strong>in</strong>mitten<br />
se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Johannisberg<br />
geblieben war, blieb er von Freunden<br />
umgeben. Der Deutsch-Schweizer aus<br />
dem fernen Genf, mit se<strong>in</strong>em unnachahmlich<br />
charmanten französischen<br />
Akzent, fand im Rhe<strong>in</strong>gau e<strong>in</strong> wirkliches<br />
Zuhause und e<strong>in</strong>e treue Geme<strong>in</strong>de.<br />
Sie ermöglichte es ihm, se<strong>in</strong>en stillen<br />
Wunsch zu erfüllen – zu Hause zu<br />
sterben. Vor allem mit dem Diakon<br />
Josef Weser und se<strong>in</strong>er Familie war<br />
Jean Hörnis <strong>in</strong>nig verbunden. Zusammen<br />
mit der Haushälter<strong>in</strong> Draz<strong>in</strong>a<br />
pflegten sie den Kranken. Weser<br />
ermöglichte es dem gebrechlichen<br />
Pfarrer täglich an der Eucharistie teilzunehmen<br />
und er organisierte auch<br />
das Begräbnis bis zu dem geme<strong>in</strong>samen<br />
Versperbrot, e<strong>in</strong>em ausdrückli-<br />
chen Wunsch von Jean Hörnis, um all<br />
jene noch e<strong>in</strong>mal zusammenzuführen,<br />
die ihn bei se<strong>in</strong>em irdischen<br />
Dase<strong>in</strong> begleiteten.<br />
Das zweite Wort, das bei der Trauerfeier<br />
immer wieder auftauchte, war<br />
Ökumene. Oder, wie Jean Hörnis es<br />
lieber formulierte – DIE EINHEIT IN<br />
CHRISTUS – für ihn e<strong>in</strong> ganz wichtiges<br />
Anliegen se<strong>in</strong>er Tätigkeit. Er,<br />
obwohl se<strong>in</strong>er Ges<strong>in</strong>nung nach eigentlich<br />
eher e<strong>in</strong> Konservativer, setzte sich<br />
oft über alle Konventionen h<strong>in</strong>weg. So<br />
setzte er als e<strong>in</strong>er der Ersten im Bistum<br />
Mädchen als M<strong>in</strong>istranten e<strong>in</strong>. Schon<br />
sehr früh sah er die Zukunft der Christen<br />
nur <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heit. Durch se<strong>in</strong>e<br />
doppelte Funktion als Geme<strong>in</strong>depfarrer<br />
und <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>skaplan, strahlte<br />
die Ökumene auch nach Johannisberg<br />
aus. Dazu kam die tiefe Freundschaft,<br />
die ihn mit se<strong>in</strong>em evangelischen<br />
<strong>Orden</strong>skaplan Wolfgang Schöne<br />
verband. Hörnis empfand es als e<strong>in</strong>e<br />
besondere Fügung, die sie zusammenführte.<br />
Se<strong>in</strong>e Stärke war se<strong>in</strong>e pastorale<br />
Ausstrahlung, se<strong>in</strong> pastorales Gebet.<br />
Das Theologische wiederum sah er bei<br />
Wolfgang Schöne besser aufgehoben.<br />
So ergänzten sie e<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> idealer<br />
Weise. Durch Pfarrer Schöne kam er<br />
auch mit der evangelischen Kommunität<br />
<strong>in</strong> Volkenroda und Gnadenthal <strong>in</strong><br />
Berührung, wo er, so lange es ihm<br />
se<strong>in</strong>e Gesundheit erlaubte, an den<br />
Gottesdiensten teilnahm.<br />
Er g<strong>in</strong>g von uns gut vorbereitet auf<br />
das Jenseits. Alt und gebrechlich, wie er<br />
war, wusste er nun allzu gut, dass se<strong>in</strong>e<br />
Zeit hier auf Erden sich dem Ende<br />
näherte. Und es war sicherlich wiederum<br />
e<strong>in</strong>e Fügung, dass sogar se<strong>in</strong> Tod<br />
im Zeichen der Ökumene stand. Es<br />
war se<strong>in</strong> Freund und ökumenischer<br />
Partner Wolfgang Schöne, der ihm <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er letzten Stunde zur Seite stand<br />
und ihn <strong>in</strong> den Tod begleitete. Nach<br />
dem geme<strong>in</strong>samen Abendgebet :<br />
„Herr, nun lässt du de<strong>in</strong>en Diener im<br />
Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn<br />
me<strong>in</strong>e Augen haben de<strong>in</strong>en Heiland<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 29
gesehen, welchen du bereitet hast vor<br />
allen Völkern“<br />
– und nach dem geme<strong>in</strong>samen<br />
gesprochenen Amen, so erzählt Cfr.<br />
Wolfgang Schöne, richtete er sich noch<br />
e<strong>in</strong>mal mit großen, erstaunten Augen<br />
Kurzbiographie Jean Hörnis<br />
Geboren 24.März 1915 <strong>in</strong> Lausanne,<br />
als Ältester von vier Geschwistern<br />
Beide Eltern stammen aus <strong>Deutschland</strong><br />
1925 Umzug zum Zürichsee, später<br />
besucht er das Gymnasium <strong>in</strong> Fribourg,<br />
wo er das Abitur ablegt, dann<br />
Militärdienst, anschließend Theologiestudium<br />
1940 Priesterweihe, erste Kaplanstelle<br />
<strong>in</strong> Genf. Nach vier Jahren Rückkehr<br />
zum Gymnasium <strong>in</strong> Fribourg, als Aufseher<br />
des Colleges.<br />
auf, mit e<strong>in</strong>em Blick wie die Propheten,<br />
wenn sich Gott nähert. Dann, aufgefangen<br />
von den Armen se<strong>in</strong>es Freundes,<br />
schlief er friedlich e<strong>in</strong>.<br />
„Er hatte e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nende Art<br />
,und viele haben es ihm gedankt,“ sagte<br />
1946 – 1956 Kaplanstelle <strong>in</strong> Zürich,<br />
dann Reise nach <strong>Deutschland</strong>, ursprünglich<br />
als Besuch bei Verwandten.<br />
Als ihm wegen Priestermangels e<strong>in</strong>e<br />
Pfarre angeboten wird, bleibt er endgültig<br />
<strong>in</strong> Bistum Limburg<br />
1964 bis zu se<strong>in</strong>er Pensionierung<br />
1984 Pfarrer auf Johannisberg<br />
1981 von Fürst Metternich zum<br />
<strong>Orden</strong>skaplan des <strong>Lazarus</strong> <strong>Orden</strong>s<br />
berufen<br />
Jahrelanger Ökumenebeauftragter<br />
für den Bezirk Rhe<strong>in</strong>gau<br />
Dekan Holger Daniel zum Abschied.<br />
„Als Priester hat er die Liebe Gottes verkündet<br />
– dieser Liebe wollen wir ihn<br />
nun anempfehlen.“<br />
Zsuzsa Jörres , CLJ (Mannebach)<br />
Von 1972 – 1992 im jährlichen Wechsel<br />
mit e<strong>in</strong>em evangelischen Amtsbruder<br />
ökumenische Dankgottesdienste<br />
der Rhe<strong>in</strong>gauer W<strong>in</strong>zer <strong>in</strong> Kloster<br />
Eberbach<br />
18. Juli 2005 Eisernes – 65 jähriges<br />
Priesterjubiläum – und 40 Jahre Zugehörigkeit<br />
zur Geme<strong>in</strong>de St. Johannes<br />
Gestorben am 11. August 2007 auf<br />
Johannisberg<br />
30 <strong>Lazarus</strong> Journal
<strong>Lazarus</strong> Journal 31