Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland

Zuerst ungläubiges Schweigen, dann
Fassungslosigkeit und endlich doch
herzliches Lachen. Die Unterkünfte
sind herrlich. Die Gastfreundschaft ist
löblich und keiner findet einen Grund
zur Klage. Uns entgeht, dass der Ort
die Heimat des größten und wahrscheinlich
einzigen Glasikonenmuseums
der Welt ist. In der Kunst üben
sich nicht nur alte Menschen, sondern
die Tradition wird an die folgende
Generation weitervermittelt. Wunderschöne
sakrale Ostereiermalereien und
handgewebte kleine Kunstwerke aus
edlen Stoffen gehören ebenso zum
Repertoire der Einheimischen mit den
goldenen Händen.
Auf dem abendlichen Weg zur Lichtfeier
in Hermannstadt treffen wir auf
hohe kirchliche Würdenträger aus
Rumänien und tauschen mit Ihnen
freundliche Worte. Die Lichtfeier auf
dem großen Marktplatz ist für die
Stadt ein großes Ereignis, das vom
rumänischen Fernsehen aufgezeichnet
wird. Die Wortbeiträge erfolgen leider
ohne Übersetzung. Es wird dennoch
deutlich, dass die Verständigung zwischen
den christlichen Konfessionen
weit von einer Einheit entfernt ist. Eine
deutsche Rednerin schließt Juden und
Moslems in den ökumenischen Verständigungsprozess
mit ein.
Diese Erweiterung liegt jenseits des
Füllvermögens dieses Begriffes. Es geht
um das Haus der christlichen Religion
und nicht der Weltreligionen. Ob von
dieser Versammlung wirklich Impulse
für die Ökumene - auch mit Blick auf
die Orthodoxie - ausgehen werden,
bleibt abzuwarten. Die augenscheinlichen
Unterschiede zwischen dem eher
einfachen Habit der orthodoxen Kirchenvertreter,
dem leuchtenden Purpur
und Rot der katholischen Kirchenfürsten
und die mediale Inszenierung
einer hoch gestellten evangelischen
Persönlichkeit in einem Grand Hotel
sind gewaltig.
Ein gemeinsamer Schlussgottesdienst
findet am Sonntag nicht statt. Die
Konfessionen bleiben mehr oder weniger
doch unter sich. Einige kleine Ausnahmen
mag es gegeben haben. Wir
feiern den katholischen Festgottesdienst
mit, der in einem eigens dafür
aufgestellten Zelt zelebriert wird. Die
Vielfalt der mit Rom unierten südosteuropäischen
und orientalischen
Christen ist immer wieder verblüffend.
Ich nehme eine Kirchentags ähnliche
Stimmung wahr. Mehr als 200 Priester
zelebrieren gemeinsam. Imposant.
Der Gottesdienst wird in mehreren
Sprachen gehalten. Die Eröffnung und
die Begrüßung erfolgt auf ungarisch.
Die heute größte Minderheit in Siebenbürgen
sind die Ungarn. Diese sind
mehrheitlich römisch-katholisch. Die
Predigt wird auf französisch gehalten.
Dazu wird eine englische Übersetzung
verteilt. Etwas Latein hätte gewiss nicht
geschadet.
Die Abschlusskundgebung ist schon
durch die Abreise zahlreicher Delegierter
ausgedünnt. Hier sehen wir erstmals
den hohen orthodoxen Episkopat,
auch Metropolit Daniel, der am
12.09.2007, wie von uns erhofft, zum
Patriarchen der rumänisch-orthodoxen
Kirche gewählt wird. Ein paar
junge Leute bilden eine Kreis und
skandieren Einheit, Einheit, Einheit.
Eine schöne Geste zum Abschluss.
Wir genießen den freien Nachmittag
und erfreuen uns an der Schönheit der
restaurierten Fassaden von Hermannstadt.
Wir nehmen mit, wie sich
über die Jahrhunderte in den Karpaten
unterschiedliches religiöses Leben
christlicher Prägung entwickelt hat,
das viele Jahrhunderte von deutschen
und österreichisch-ungarischen
Landsleuten maßgeblich geprägt worden
ist. Unser Stadtbummel nimmt
noch einmal die orthodoxe, evangelische
und katholische Tradition von
Hermannstadt in den Blick. Ehrentafeln
in deutscher Sprache erinnern an
die unglücklichen Tage und die Opfer
von Krieg und Vertreibung aus dieser
Region.
Am Montag, den 10.09.2007, geht es
in aller Herrgottsfrühe zurück nach
Deutschland. Eine wirklich schöne Pilgerreise
klingt aus. Unsere Pilgergruppe
löst sich auf. Die Einweihung des
Don Bosco Hauses in Iași und die
große Investitur sowie der Besuch im
Krankenhaus von Bărticești, mit der
diese Reise anfängt, sind es Wert, in
einem eigenen Bericht erwähnt zu
werden.
Wilhelm M. Konsek, KCLJ (Hilders)
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