Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland
Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland
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Was aber noch kaum <strong>in</strong> den Annalen<br />
zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> dürfte, ist das Schicksal<br />
des Villenviertels gegenüber den Studios.<br />
Gleich nach 1945 von den Sowjets<br />
beschlagnahmt, von e<strong>in</strong>em fast<br />
drei Meter hohen Zaun abgeschirmt,<br />
enthüllte es erst nach der Wende se<strong>in</strong><br />
wahres Leben. Hier befand sich all die<br />
Jahre des SED-Regimes die Zentrale<br />
des KGB. H<strong>in</strong>ter den Mauern der Gutbürgerlichkeit<br />
versteckte sich für andere<br />
unsichtbar der blanke Terror, mit<br />
allen se<strong>in</strong>en Attributen, wie Folterkammern,<br />
Vollstreckungsstätte und<br />
unterirdischen Gängen. Nicht umsonst<br />
nannte man es die Verbotene<br />
Stadt. Heute, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Ursprünge<br />
zurückverwandelt, strahlt dies Viertel<br />
Harmlosigkeit aus, so, als ob hier niemals<br />
etwas anderes gewesen wäre als<br />
e<strong>in</strong> sorgsam gepflegtes Villenviertel.<br />
Über die Vergangenheit dieser Häuser<br />
spricht man heute hier nicht so gerne...<br />
Noch e<strong>in</strong>e Geschichte, die so nur im<br />
geteilten <strong>Deutschland</strong> geschehen<br />
konnte, und die von Frau Gabriele<br />
Herbst während der Busfahrt mit<br />
bewegenden Worten geschildert<br />
wurde, sei hier wiedergegeben.<br />
Gegenüber der Kirche, <strong>in</strong> der wir die<br />
Vigil feierten, am anderen Ufer der<br />
Havel, steht als Pendant die Heilandskirche.<br />
Gebaut wurde sie für Fährleute,<br />
welche die Kirche mit ihren Booten<br />
erreichen konnten. Nach dem Bau der<br />
Mauer geriet sie <strong>in</strong> den Todesstreifen.<br />
Die Kirche wurde – politisch so<br />
gewollt – dem Verfall preisgegeben.<br />
Pfarrer Strauß, <strong>in</strong>zwischen pensioniert,<br />
konnte sich damit nicht abf<strong>in</strong>den,<br />
dass se<strong>in</strong>e ehemalige Kirche so<br />
zugrunde geht. Da er als Rentner <strong>in</strong><br />
den Westen fahren durfte, versuchte er<br />
hier Hilfe zu bekommen. Es gelang<br />
ihm, Kontakt zu der Zeitung „Tagesspiegel“<br />
anzuknüpfen. E<strong>in</strong> Bericht<br />
über das Schicksal der Kirche rief e<strong>in</strong>e<br />
große Spendenbereitschaft der Leser<br />
hervor. So konnten Mitte der achtziger<br />
Jahre, also noch vor der Wende, die<br />
ersten Maßnahmen e<strong>in</strong>geleitet werden,<br />
um das Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern.<br />
Weitere Spenden der Zeitungsleser<br />
ermöglichten, dass gleich die erste freie<br />
Weihnacht 1989 schon <strong>in</strong> der Kirche<br />
gefeiert werden konnte. Da sich die<br />
Kirche im ehemaligen Todesstreifen<br />
befand, war zu befürchten (tatsächlich<br />
aber war dem nicht so), dass sich dort<br />
M<strong>in</strong>en bef<strong>in</strong>den könnten. Auf e<strong>in</strong>em<br />
Steg von e<strong>in</strong>em halben Meter Breite<br />
tasteten sich die Gläubigen im Gänsemarsch<br />
langsam bis zur Kirche vor, die<br />
noch ganz ohne Bestuhlung dastand.<br />
Es kamen so viele, dass man Lautsprecher<br />
nach draußen e<strong>in</strong>setzen musste.<br />
Der überglückliche Pfarrer Strauß<br />
begrüßte alle mit den Worten: „Die<br />
DDR hat die Religion, den christlichen<br />
Glauben, für überflüssig erklärt. Wir<br />
freuen uns, welch´ e<strong>in</strong>en Überfluss wir<br />
heute hier erleben dürfen.“ Es war so<br />
bewegend, dass viele Menschen we<strong>in</strong>ten.<br />
Heute f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der neu restaurierten<br />
Kirche wieder regelmäßig Gottesdienste<br />
statt. Und demnächst soll es<br />
auch für Fährleute welche geben. Pfarrer<br />
Strauß ist <strong>in</strong>zwischen tot. Se<strong>in</strong><br />
Glaubensvermächtnis aber, von den<br />
Kommunisten längst totgesagt, hat die<br />
Diktatur überlebt.<br />
Städte sollte man, wo möglich, im<br />
herbstlichen Dunst besuchen, bei<br />
schrägem Sonnenlicht, verfärbtem<br />
Laub. Die riesige Parkanlage von Sanssouci<br />
mit ihren, h<strong>in</strong>ter den bunten<br />
Blättern der Bäume versteckten imposanten<br />
Gebäudekomplexen, mit Skulpturen,<br />
Brunnenanlagen und großen<br />
Rasenflächen, boten e<strong>in</strong> unvergessliches<br />
Bild, das man gerne als Er<strong>in</strong>nerung<br />
mit nach Hause nimmt. Bei<br />
der anschließenden E<strong>in</strong>kehr <strong>in</strong> das<br />
Kronengut mit dem wohlschmeckenden<br />
Imbiss endete dann die <strong>in</strong>teressante<br />
Stadtrundfahrt.<br />
<strong>Orden</strong>sversammlung<br />
Im Mittelpunkt der nachmittäglichen<br />
<strong>Orden</strong>sversammlung stand der<br />
Arbeitsbericht des Cfr. Klaus W<strong>in</strong>ter<br />
und die Vorführung der im Bayerischen<br />
Rundfunk ausgestrahlten Reportage<br />
über die Arbeit der Stiftung<br />
Hilfswerk Deutsche Zahnärzte (HDZ)<br />
– e<strong>in</strong> Film, der die große Leistung der<br />
Stiftung, aber auch die engagierte Leistung<br />
ihres Vorsitzenden Dr. Klaus<br />
W<strong>in</strong>ter und se<strong>in</strong>er Frau Helga<br />
<strong>Lazarus</strong> Journal 11