Mai 2008 - Lazarus Orden in Deutschland

31. Deutscher evangelischer Kirchentag
Köln 6. - 10. Juni 2007
Die Anfangsbuchstaben des Bekenntnisses:
Jesus Christus Gottes Sohn, Erlöser,
ergeben das griechische Wort Ichthys
– das heißt Fisch. Dem Symbolfisch
des 31. ev. Kirchentages hatte man
allerdings scharfe Zähne verpasst. Denn
die Bögen der Köln-Deutzer Brücke, die
zur Messe, dem Ort des Kirchentages
2007 führt, zierte ein stilisierter Hai.
Vielleicht um schärfer beißen zu können,
gemäß dem Motto der Veranstaltung:
Lebendig und kräftig und schärfer
(Hebr. 4-12). Das volle Bibelzitat lautet:
„Denn das Wort Gottes ist lebendig und
kräftig und schärfer denn ein zweischneidig
Schwert und dringt durch, bis dass es
schneidet Seele und Geist, auch Mark
und Bein, und ist ein Richter der Gedanken
und Sinne des Herzens“. Also um
des Wortes Schärfe ging es hier, in der
Verteidigung der Prinzipien des Glaubens,
die im Mittelpunkt des Kirchentages
stand, der sich von Anfang an – seit
dem ersten Kirchentag 1949 in Hannover
– immer wieder den Herausforderungen
der Zeit gestellt hat. Seit Berlin
1961 hat auch der ökumenische Dialog
zwischen den christlichen Kirchen dort
einen festen Platz eingenommen.
Es ist bereits der zweite Evangelische
Kirchentag im katholischen Köln. Damals
begegnete Kardinal Josef Frings
zum erstenmal dem rheinischen Präses
der ev. Kirche Joachim Beckmann. In
einem Interview der Kölnischen Rundschau,
an dem der alte, wie der neue
Kirchentagpräsident Richard von Weizsäcker
und Reinhard Höppner teilnahmen,
erinnert sich von Weizsäcker: „Die
Offenheit gehört ja auch irgendwie zu
Köln. Das war 1965 auch schon so.
Damals empfing uns Kardinal Frings
statt eines banalen Grußworts mit einer
Bibelarbeit über den Text der biblischen
Losung des Kirchentages. Das war sehr
bewegend. Und ich erzähle immer wieder,
wie sich im Anschluss an Frings´
Worte zwei politisch so gegensätzliche
Männer wie Bundeskanzler Konrad
Adenauer und Pastor Martin Niemöller
umarmten. Darauf Höppner: „Wirklich
wahr?“ Von Weizsäcker: „Ja, vor meinen
Augen... Das war ein Ausdruck dafür,
wie dicht die Atmosphäre war." Also
schon zu der Zeit entsprach der Kir-
chentag nicht ganz der Definition, die
der Kabarettist Jürgen Becker aufstellte:
„Ein evangelischer Kirchentag im
katholischen Köln ist fast wie ein Pantomimenabend
im Radio“, zu viel Vernunft,
zu wenig prachtvolle Bilder
rundherum. Sicher ist das Bildverständnis
der Evangelischen ein wenig anders.
Doch das hat die Kölner Katholiken
nicht davon abgehalten, aktive Gastgeber
zu sein. Dazu Reinhard Höppner:
„Es ist manchmal gut, sich des zurückgelegten
Weges zu erinnern, um nicht vor
dem nächsten Schlagloch zu verzagen. Ich
gebe gerne zu, dass meine Erwartungen
in puncto praktizierbare Ökumene deutlich
übertroffen worden sind. Als wir vor
zwei Jahren mit den Planungen anfingen,
da dachte ich: Na Köln, wie das wohl
werden wird? Aber inzwischen sage ich:
Es ist einfach schön. Die katholischen
Gemeinden Kölns sehen den Kirchentag
auch als ‚ihr' Ereignis. Wir sind nicht
etwa zu Gast bei Fremden.“
Fremd in Köln durfte sich allerdings
auch der Lazarus Orden nicht fühlen.
Als Vertreter der gelebten Ökumene
8 Lazarus Journal