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grazIN 02/2017 - Februar 2017

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Es handelt sich dabei nicht bloß um ein Mode accessoire,<br />

das bereits zu Zeiten der Habsburger modische Höhenflüge<br />

erlebte und somit sämtliche Herrenlooks in stilvolle<br />

Sphären hob. Vielmehr scheint das kunstvolle Halstuchbinden<br />

auch heute noch für modebewusste Herren der<br />

Schöpfung eher Lebenseinstellung als vergängliche Modeerscheinung<br />

zu sein. Ganz nach dem Motto: Kleider machen<br />

(gehobene) Leute. Mittels feinster Seide, ornamentiert mit<br />

filigranstem Paisley, wird sogar modische Befangenheit eines<br />

Nobilitätsverschmähten mit nur einem It-Piece bekehrt. Das<br />

Halstuch wird jäh zum vorgegaukelten Schleier, der Weltbedeutung<br />

und Noblesse verleiht. Um den optimalen Grad an<br />

nobler Anmut zu garantieren, ist die Kombination mit einem<br />

weißen Oxfordhemd, zwischen dessen geöffneten Kragenflügeln<br />

das „HHT“ sanft eingebettet ruht, unabdinglich.<br />

Mag es sich durch die mangelnde Sauerstoffzufuhr zutragen<br />

oder eine unabdingbare Begleiterscheinung des imperialen<br />

Kehlkopfwärmers sein – wie durch Zauberhand wird die<br />

Sprache des Trägers durchwegs nasaler und schlägt langsam<br />

ins sogenannte Schönbrunnerdeutsch um.<br />

Während sich die einen damit als Blogger feiern lassen und<br />

ganz à la Gucci-Garden-Kollektion Mut zum farbenfrohen<br />

Mustermix demonstrieren und dabei auch gleich Gendering<br />

ein für alle mal über Bord werfen, wittern ebenso sogenannte<br />

Pseudoaristokraten ihre Chance. Mittlerweile haben diese die<br />

Peripherie der Wiener Triester Straße zu ihrem Herrschaftsgebiet<br />

erkoren und feiern Österreich-Ungarns Antwort auf<br />

den französischen Intellektuellenschal. Immerhin lässt sich<br />

auch dort so höchst anspruchsvoll vom weißen Kies im<br />

Innenhof seines (sehr kleinen) Herrenhauses philosophieren<br />

und man(n) alteriert sich über die „Geschmacklosigkeit“<br />

gewisser Angehöriger des Hochadels, die bei diversen einschlägigen<br />

Boulevardmagazinen, wie „Brigitte“, „Gala“, „die<br />

Neue“, „die Aktuelle“ (nein, die sind nicht dieselben), nachzulesen<br />

sind.<br />

Weite Verbreitung findet das kaiserliche Kropfband inhärent<br />

bei Vertretern der österreichischen A-bis-Z-Schickeria – Privilegierten<br />

des moralisch verfallenen Geldadels der internationalen<br />

Hochfinanz und deren alltäglich-legeren Golfpartien<br />

sowie neuerdings auch Rechtsaußenpolitikern des k. und k.<br />

Nachfolgestaates, der Republik Österreich. Gerade die<br />

Erschließung letztgenannten Klientels ist an Paradoxität<br />

kaum zu überbieten, da obig genannte Herren sich ja seit 1848<br />

die „Freiheit“ und den „Antimonarchismus“ auf die hohe<br />

Fahne zu schreiben behaupten.<br />

Das Habsburgerische Halstuch vermittelt aufgrund seiner<br />

passiv-aggressiven Illusion der Überlegenheit allen Rittern<br />

des (halb-)seidenen Vlies das Gefühl des elitären Pathos, das<br />

jede „hochwohlgeborene“ Familie umgibt, und lässt somit<br />

sogar den 1995er Opel Corsa in der Garage kurzzeitig wie<br />

einen Bentley Arnage Red Label erscheinen.<br />

Subtile Selbstüberhöhung allererster Güte.<br />

So lautet mein Fazit: „Tu felix Austria – touché“, denn<br />

„Adel verbindet.“ n<br />

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