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Museen und Lebenslanges Lernen - Network of European Museum ...

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<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong><br />

– Ein europäisches Handbuch


(Titelabbildung) Abschlussveranstaltung der Projekte Familienporträts im Freien <strong>und</strong> Vertraute<br />

Kulissen. Turin, Largo Saluzzo, Juni 2006. Im Rahmen des Projekts Auf dem fliegenden Teppich, der<br />

museumspädagogischen Abteilung des <strong>Museum</strong>s Castello di Rivoli für zeitgenössische Kunst, Rivoli (Turin).<br />

Foto: Paola Zanini<br />

Druck: Druckerei Wagner, Verlag <strong>und</strong> Werbung GmbH, Weststraße 60, 09603 Großschirma OT Siebenlehn<br />

© Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> e.V., In der Halde 1, 14195 Berlin, April 2010<br />

ISBN: 978-3-9811983-5-5


<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong><br />

– Ein europäisches Handbuch


IMPRESSUM<br />

<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> – Ein europäisches Handbuch<br />

Herausgeber für die erweiterte deutsche Ausgabe der Originalversion Lifelong<br />

Learning in <strong>Museum</strong>s. A <strong>European</strong> Handbook. Gibbs, Kirsten; Sani, Margherita;<br />

et al. (Hrsg.), Ferrara: Edisai srl, 2007: Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> e.V.,<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Michael Eissenhauer <strong>und</strong> Universität Hildesheim, PD Dr. Dorothea Ritter<br />

Deutsche Übersetzung, Recherche <strong>und</strong> Texte: Nicole Röck<br />

Redaktion <strong>und</strong> Lektorat: Julia Pagel, PD Dr. Dorothea Ritter, Nicole Röck,<br />

Anja Schaluschke<br />

Beirat: Brigitte Hauptner, Dr. Hannelore Kunz-Ott, Vera Neukirchen,<br />

PD Dr. Dorothea Ritter, David Vuillaume<br />

Gestaltung: Oliver Newbery<br />

(folgende Doppelseite) Abbildungen aus dem Ausstellungskatalog Gli<br />

occhi del pubblico (Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Tano d´Amico


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 5<br />

David Anderson<br />

Vorwort zur erweiterten <strong>und</strong> aktualisierten 6<br />

deutschen Ausgabe<br />

Michael Eissenhauer <strong>und</strong> Dorothea Ritter<br />

Einleitung 8<br />

Kirsten Gibbs, Margherita Sani, Jane Thompson<br />

1 Erwachsene <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong> 10<br />

1.1 <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> 11<br />

1.2 <strong>Lernen</strong>de Erwachsene<br />

1.3 Lernbarrieren 13<br />

1.4 Einstellungen <strong>und</strong> Motivationen, die den<br />

Lernprozess begünstigen 14<br />

1.5 Gleichheit <strong>und</strong> Zugangsbedingungen 15<br />

2 <strong>Lernen</strong> im <strong>Museum</strong> 16<br />

2.1 Rahmenbedingungen 17<br />

2.2 Ansätze für das <strong>Lernen</strong> in <strong>Museen</strong> 18<br />

2.3 Lerntheorien: Wie lernen Erwachsene? 21<br />

2.4 Bestimmung der Lernergebnisse 30<br />

3 Die methodologischen Rahmenbedingungen 32<br />

3.1 Besucherforschung 33<br />

3.2 Evaluation 36<br />

3.3 Teamwork 40<br />

3.4 Kooperationen 48<br />

3.5 Zielgruppenerweiterung 50<br />

4 Mit unterschiedlichen Erwachsenengruppen 54<br />

arbeiten: Fall- <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />

4.1 Familien 55<br />

4.2 Junge Menschen 64<br />

4.3 Seniorinnen <strong>und</strong> Senioren 69<br />

4.4 Unternehmen 77<br />

4.5 Interkulturelles <strong>Lernen</strong> 79<br />

4.6 Integratives <strong>Lernen</strong> 87<br />

4.7 Erwachsenenbildung 92<br />

5 Die <strong>Museum</strong>sgestaltung <strong>und</strong> -ausstattung 98<br />

5.1 Warum ist das Umfeld von Bedeutung ?<br />

99<br />

5.2 Einige Faktoren, die beachtet werden sollten<br />

5.3 Eine lernfre<strong>und</strong>liche Atmosphäre schaffen 104<br />

5.4 Eine Fallstudie<br />

105<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Folgerungen für die Fortbildung der<br />

Kunst- <strong>und</strong> KulturvermittlerInnen in<br />

der <strong>Museum</strong>sarbeit<br />

Literatur <strong>und</strong> Links<br />

Autorinnen <strong>und</strong> Autoren<br />

108<br />

112<br />

127


Ein Besucher des Het Dolhuys <strong>Museum</strong>s an<br />

einer Computerstation in der Ausstellung.<br />

Foto: Het Dolhuys <strong>Museum</strong>, Haarlem<br />

Vorwort<br />

Allen, die schon einmal an einem<br />

länderübergreifenden <strong>Museum</strong>sprojekt<br />

beteiligt waren, dessen Ergebnis<br />

praxisorientiert <strong>und</strong> übertragbar sein<br />

soll, sind die dabei entstehenden<br />

Schwierigkeiten bekannt. Je weiter<br />

das Projekt voranschreitet, desto<br />

<strong>of</strong>fensichtlicher treten Sprachbarrieren<br />

<strong>und</strong> unterschiedliche wissenschaftliche<br />

Traditionen zu Tage. Die Dominanz<br />

einer begrenzten Anzahl europäischer<br />

Sprachen, insbesondere die der<br />

englischen Sprache, führt häufig<br />

zu ungleichen Voraussetzungen<br />

der GesprächspartnerInnen bei<br />

der Verständigung. Dies beginnt<br />

bereits mit der Definition des Wortes<br />

„<strong>Museum</strong>“, die sich von Land zu Land<br />

unterscheidet.<br />

Trotz dieser Schwierigkeiten weist<br />

dieses Handbuch in überzeugender<br />

Weise auf die Bedeutung des<br />

internationalen Austauschs hin. Zur<br />

Weiterentwicklung einer etablierten<br />

Methode im eigenen Land ist der Blick<br />

über den Tellerrand auf die Praxis<br />

anderer Länder von großem Nutzen.<br />

Die längerfristige Zusammenarbeit<br />

ermöglicht es, über erste Eindrücke<br />

hinaus zu gehen <strong>und</strong> ein tieferes<br />

Verständnis für Gemeinsamkeiten aber<br />

auch Unterschiede zu entwickeln.<br />

Durch Forschung <strong>und</strong> Veröffentlichung<br />

können Ansichten in Frage gestellt<br />

<strong>und</strong> neue Ansätze entwickelt werden.<br />

So versteht sich dieses Handbuch<br />

auch als Beweis für die Bedeutung<br />

kritischer Reflexion, indem man von<br />

der pr<strong>of</strong>essionellen Praxis anderer<br />

Länder lernt.<br />

5<br />

Man lässt sich leicht von den vielen in<br />

diesem Buch vorgestellten innovativen<br />

Projekten zu der Annahme verleiten,<br />

dass diese der Norm europäischer<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit entsprechen bzw.<br />

Standard sind, den man von allen<br />

öffentlichen Institutionen in einer<br />

Demokratie erwarten kann. Wenn<br />

das der Fall wäre, würde diese<br />

Publikation überflüssig sein. <strong>Museen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> soll ein<br />

Zeichen setzen. Gute <strong>Museum</strong>spraxis<br />

ist bereits weit verbreitet <strong>und</strong> im<br />

Wachstum begriffen.<br />

David Anderson<br />

Direktor der Abteilung Learning<br />

and Interpretation<br />

Victoria and Albert <strong>Museum</strong><br />

London, 2006


6<br />

Vorwort zur erweiterten<br />

<strong>und</strong> aktualisierten<br />

deutschen Ausgabe<br />

Als Margherita Sani im November<br />

2007 das gerade unter ihrer<br />

Herausgeberschaft erschienene<br />

Handbuch Lifelong Learning in<br />

<strong>Museum</strong>s in München vorstellte,<br />

entstand s<strong>of</strong>ort die Idee, durch<br />

eine Übersetzung diese Publikation<br />

dem deutschsprachigen Publikum<br />

zugänglich zu machen. Der sich stetig<br />

erweiternde Aufgabenbereich des<br />

<strong>Museum</strong>s führt zwangsläufig zu der<br />

Notwendigkeit, Vermittlungsansätze<br />

in allen Bereichen der Institution<br />

<strong>Museum</strong> weiterführend bzw. neu<br />

zu definieren. Dies wurde auch in<br />

Seminaren zu aktuellen Strategien<br />

der Kunstvermittlung der Universität<br />

Hildesheim deutlich, in denen die<br />

Studenten bei der Erprobung von<br />

Vermittlungsmodellen für <strong>Museen</strong><br />

ein ebenso großes Interesse an der<br />

Anwendung innovativer Lerntheorien<br />

wie Bedarf an anschaulichen<br />

Fallbeispielen zeigten.<br />

Die Publikation <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> – Ein<br />

europäisches Handbuch bietet<br />

neben der Darstellung von der<br />

praktischen Anwendung neuartiger<br />

Lernmethoden in <strong>Museen</strong> zusätzlich<br />

Fallbeispiele aus ganz Europa, die<br />

verschiedene zielgruppenspezifische<br />

Ansätze veranschaulichen. Die<br />

ganz unterschiedlichen, modellhaft<br />

angelegten Fallstudien beleuchten<br />

Lerntheorien <strong>und</strong> methodische Ansätze<br />

sowie praktische Erfahrungen in der<br />

Vermittlungsarbeit mit Familien, Kindern,<br />

Jugendlichen <strong>und</strong> älteren Menschen.<br />

Ein besonderes Augenmerk richtet<br />

sich auf integrative <strong>und</strong> interkulturelle<br />

Ansätze unterrepräsentierter Gruppen<br />

sowie auf die Rahmenbedingungen,<br />

die <strong>Museen</strong> für Lernprozesse mit<br />

Erwachsenen berücksichtigen sollten.<br />

Der Deutsche <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> griff die<br />

Initiative der Universität Hildesheim,<br />

das Buch zu übersetzen, auf <strong>und</strong><br />

trug seinerseits dazu bei, dass das<br />

Buchprojekt nun als erweiterte<br />

Ausgabe erscheinen kann. Diese<br />

ist - neben den Aktualisierungen<br />

sämtlicher Angaben einschließlich<br />

der Bibliografie - im 4. Kapitel um<br />

innovative <strong>und</strong> bislang wenig bekannte<br />

zielgruppenspezifische Fallbeispiele<br />

aus <strong>Museen</strong> in Österreich, der<br />

Schweiz <strong>und</strong> Deutschland ergänzt<br />

worden. Die ausgewählten Beispiele<br />

sind bewusst auf neue Zielgruppen<br />

<strong>und</strong> Kooperationsmöglichkeiten<br />

zugeschnitten, die die Frage nach<br />

dem Bildungsauftrag der <strong>Museen</strong><br />

reflektieren. Im Mittelpunkt stehen<br />

dabei Überlegungen, nachhaltige<br />

Erfahrungen für unterschiedlichste<br />

Altersgruppen zu ermöglichen.<br />

Das Handbuch wendet sich damit an<br />

bereits in der <strong>Museum</strong>svermittlung<br />

Tätige <strong>und</strong> gibt Anregungen <strong>und</strong><br />

Orientierung für die Aus- <strong>und</strong><br />

Weiterbildung des <strong>Museum</strong>spersonals.<br />

Weiterhin spricht es Studierende an,


deren Berufsvorstellungen auf die<br />

Bereiche Kunst- <strong>und</strong> Kulturvermittlung,<br />

insbesondere auf die Vermittlung in der<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit zielen. Es sind Angebote<br />

für <strong>und</strong> mit den <strong>Museen</strong>, für das<br />

Publikum wie auch vom Publikum selbst.<br />

Unser herzlicher Dank gilt Nicole Röck,<br />

die maßgeblich zu der vorliegenden<br />

Publikation beigetragen hat. Auf sie<br />

gehen sowohl die Übersetzung <strong>und</strong><br />

Recherchen für die Fallbeispiele als<br />

auch die Texte für die neu vorgestellten<br />

Projekte zurück.<br />

Die Auswahl der hier vorgestellten<br />

Projekte übernahm ein kleines Komitee<br />

von Expertinnen <strong>und</strong> Experten im<br />

Bereich Vermittlung in <strong>Museen</strong>:<br />

Hier danken wir ganz besonders<br />

den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus<br />

der Schweiz <strong>und</strong> Österreich, David<br />

Vuillaume, Geschäftsführer des<br />

Verbandes der Schweizer <strong>Museen</strong><br />

<strong>und</strong> von ICOM Schweiz, <strong>und</strong> Brigitte<br />

Hauptner, Obfrau im Vorstand<br />

des Österreichischen Verbandes<br />

der KulturvermittlerInnen im<br />

<strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong> Ausstellungswesen,<br />

sowie Dr. Hannelore Kunz-Ott,<br />

Referentin für <strong>Museum</strong>sdidaktik <strong>und</strong><br />

<strong>Museum</strong>spädagogik in der Landesstelle<br />

für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong><br />

in Bayern, <strong>und</strong> Vera Neukirchen,<br />

stellvertretende Geschäftsführerin des<br />

Deutschen <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong>es.<br />

Im Januar 2010<br />

Pr<strong>of</strong>. Dr. Michael Eissenhauer<br />

Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong><br />

Priv. Doz. Dr. Dorothea Ritter<br />

Universität Hildesheim<br />

7


8<br />

Lifelong <strong>Museum</strong><br />

Learning<br />

Dieses Handbuch geht aus dem<br />

zweijährigen, von der Europäischen<br />

Kommission finanzierten Projekt<br />

Lifelong <strong>Museum</strong> Learning (LLML)<br />

hevor, das im Rahmen des Socrates<br />

Gr<strong>und</strong>tvig Programms von Oktober<br />

2004 bis Dezember 2006 gefördert<br />

wurde. Europäische Projekte sind<br />

gemeinschaftliche Initiativen. Neben<br />

dem Erreichen des gemeinsam<br />

definierten Projektziels gilt es<br />

auch, zwischen den voneinander<br />

abweichenden historisch<br />

bedingten Gesichtspunkten <strong>und</strong><br />

Perspektiven abzuwägen sowie die<br />

unterschiedlichen Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Praxiserfahrungen der einzelnen<br />

ProjektteilnehmerInnen <strong>und</strong><br />

teilnehmenden Länder <strong>und</strong> den<br />

Lernprozess während der Projektzeit zu<br />

berücksichtigen.<br />

Die Ergebnisse solcher Projekte<br />

spiegeln immer ihre Vielfältigkeit wider<br />

<strong>und</strong> versuchen gleichzeitig, sie zu<br />

einem zusammenhängenden Ganzen<br />

zu vereinen. Das Handbuch ist so<br />

konzipiert, dass dem/r Leser/in ein<br />

reicher <strong>und</strong> vielfältiger europäischer<br />

Erfahrungsschatz dargeboten wird, der<br />

„mit einer Stimme spricht“ <strong>und</strong> formal<br />

einheitlich gestaltet ist.<br />

Obwohl alle ProjektteilnehmerInnen auf<br />

internationaler Ebene tätig sind, stützt<br />

Einleitung<br />

sich das Handbuch hauptsächlich<br />

auf deren Erfahrungen in ihrem<br />

Heimatland, aus dem sie spezifische<br />

Fachkenntnisse beitragen können.<br />

LLML entwickelte <strong>und</strong> veranstaltete<br />

ein Fortbildungsprogramm für<br />

<strong>Museum</strong>spädagogInnen <strong>und</strong><br />

KulturvermittlerInnen, die im Bereich<br />

der Erwachsenenbildung tätig sind.<br />

Während der Projektzeit gab es vier<br />

Fortbildungen von Partnerinstitutionen:<br />

zwei Pilotprojekte fanden im Oktober<br />

2005 in Italien statt <strong>und</strong> zwei weitere<br />

Projekte in Portugal (Mai 2006) <strong>und</strong><br />

in den Niederlanden (November<br />

2006). Über die Bekanntmachung im<br />

Comenius Gr<strong>und</strong>tvig Katalog standen<br />

sie einem breiteren Teilnehmerkreis<br />

<strong>of</strong>fen. Es ist kaum verw<strong>und</strong>erlich, dass<br />

LLML in Zeiten, in denen Themen<br />

wie <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>, sozialer<br />

Wandel, interkultureller Dialog <strong>und</strong><br />

Zielgruppenerweiterung auf der<br />

Agenda der <strong>Museen</strong> an Aktualität<br />

gewinnen, bei <strong>Museum</strong>spersonal in<br />

ganz Europas großes Interesse auf<br />

sich gezogen hat.<br />

Die Absicht mit, den Projektergebnissen<br />

über die FortbildungsteilnehmerInnen<br />

hinaus so<br />

viele Personen wie möglich zu<br />

erreichen, mündete im Rahmen der<br />

Projektstrategie letztendlich in die Idee<br />

zu diesem Handbuch.<br />

Definitionen <strong>und</strong><br />

Fachausdrücke<br />

Die Sprache ist eine der ersten<br />

Hürden bei der Arbeit im europäischen<br />

Kontext, weil dieselben Wörter in<br />

verschiedenen Zusammenhängen<br />

unterschiedliche Bedeutungen haben<br />

können. Da einige Ausdrücke in<br />

dieser Veröffentlichung wiederholt<br />

vorkommen <strong>und</strong> aus dem oben<br />

genannten Gr<strong>und</strong> zu Verwirrungen<br />

führen können, ist es angebracht, sie<br />

für dieses Handbuch zu definieren.<br />

ß „<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>“: <strong>Lernen</strong>,<br />

dem wir uns das ganze Leben lang<br />

widmen.<br />

ß „Formales <strong>Lernen</strong>“: Lernaktivität,<br />

die im Rahmen des staatlichen<br />

Bildungswesens oder einer<br />

Fortbildung stattfindet <strong>und</strong> im<br />

Regelfall auf einen Abschluss<br />

hinführt.<br />

ß „Non-Formales <strong>Lernen</strong>“:<br />

Strukturiertes <strong>und</strong> organisiertes<br />

<strong>Lernen</strong>, das jedoch nicht zu einem<br />

Abschluss führt.<br />

ß „Informelles <strong>Lernen</strong>“: Lernaktivität,<br />

die als Nebeneffekt des Familien-,<br />

Sozial- oder Gesellschaftslebens<br />

eintritt <strong>und</strong> nicht notwendigerweise<br />

beabsichtigt sein muss.<br />

Die Definition des Wortes „<strong>Lernen</strong>“<br />

wurde von der Lernkampagne<br />

Großbritanniens übernommen: „<strong>Lernen</strong>


eruht auf Eigeninitiative <strong>und</strong> dem<br />

Sammeln von Erfahrung. Menschen<br />

lernen, wenn sie der Welt Sinn<br />

verleihen wollen. <strong>Lernen</strong> kann aus<br />

der Erweiterung der Fähigkeiten, des<br />

Wissens, des Verständnisses, der<br />

Werte <strong>und</strong> Normen, der Gefühle, der<br />

Einstellung <strong>und</strong> der Reflexionsfähigkeit<br />

bestehen. Effektives <strong>Lernen</strong> löst<br />

Veränderung, Entwicklung <strong>und</strong> den<br />

Wunsch danach aus weiterzulernen.“<br />

Für das Handbuch gilt der Begriff<br />

„<strong>Museum</strong>“ für alle Arten von <strong>Museen</strong>,<br />

einschließlich der Galerien.<br />

Für wen ist dieses<br />

Handbuch gedacht?<br />

Dieses Handbuch soll <strong>Museum</strong>s-<br />

<strong>und</strong> AusstellungsmitarbeiterInnen,<br />

insbesondere denjenigen, die für<br />

die Bereiche Bildung, Vermittlung<br />

oder Kommunikation verantwortlich<br />

sind, unterstützen <strong>und</strong> helfen,<br />

dass museumspädagogische<br />

Angebote, Ausstellungen <strong>und</strong> die<br />

Informationsmaterialien wirklich alle<br />

Menschen erreichen. Außerdem ist es<br />

für PädagogInnen gedacht, die bisher<br />

hauptsächlich über Theorie- <strong>und</strong><br />

Praxiserfahrung mit Kindern verfügen<br />

<strong>und</strong> ihre Arbeit auf den Bereich der<br />

Erwachsenenbildung ausdehnen<br />

wollen. Ziel dieser Veröffentlichung<br />

ist, mit Fachwissen, Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Gleichstellung innerhalb der<br />

Organisation das gesamte europäische<br />

Fachpublikum zu erreichen. Je nach<br />

Situation des Einzelnen <strong>und</strong> dessen<br />

Erwartungen werden einige der Kapitel<br />

den LeserInnen mehr interessieren als<br />

andere. Genauso werden sich einige<br />

der Praxisbeispiele einfacher in der<br />

jeweiligen Organisation umsetzen<br />

lassen als andere.<br />

Diese Publikation geht davon<br />

aus, dass sich die LeserInnen eine<br />

gleichberechtigte Teilnahme <strong>und</strong> eine<br />

Öffnung des <strong>Museum</strong>s wünschen<br />

<strong>und</strong> Wege suchen, wie eine größere<br />

Publikumsbeteiligung erreicht werden<br />

kann. Dazu gibt das Handbuch<br />

einige Vorschläge <strong>und</strong> Beispiele.<br />

Voraussetzungen sind ein aktiver<br />

Ansatz bei Besucherunterschungen,<br />

die Bildung von Partnerschaften <strong>und</strong><br />

Netzwerken <strong>und</strong> Engagement im<br />

Bereich der Erwachsenenbildung.<br />

Es gilt, innovative Lerntheorien<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse der Erwachsenen<br />

im <strong>Museum</strong> zu erkennen <strong>und</strong> die<br />

institutionsinternen Schranken, die<br />

museumsferne Zielgruppen daran<br />

hindern, das <strong>Museum</strong>sangebot in<br />

Anspruch zu nehmen, zu beseitigen.<br />

Das Handbuch versteht sich<br />

als Instrument zur Planung von<br />

Vermittlungsprogrammen <strong>und</strong><br />

deren Umsetzung sowie zur<br />

längerfristigen Konzeptplanung <strong>und</strong><br />

Umstrukturierung im Bereich der<br />

Vermittlungsabteilungen.<br />

9<br />

Das Handbuch kann auch im Rahmen<br />

von Fortbildungen genutzt werden, da<br />

ebenso zielgerichtete Fortbildungen<br />

wie nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Austausch unter KollegInnen über den<br />

wissenschaftlichen Diskurs <strong>und</strong> die<br />

Netzwerkarbeit wichtig sind.<br />

Jede Leserreaktion <strong>und</strong> Vorschläge<br />

für weiteren Fortbildungsbedarf sind<br />

willkommen. Zögern Sie deshalb nicht,<br />

mit der Projektleitung oder einem der<br />

anderen ProjektpartnerInnen Kontakt<br />

aufzunehmen (siehe am Schluss der<br />

Publikation: LLML Partner).<br />

Kirsten Gibbs<br />

Margherita Sani<br />

Jane Thompson<br />

(im Jahr 2006)


10<br />

1. Kapitel


„Eine demokratische<br />

Regierung, die als<br />

zivilisiert gelten möchte,<br />

wird Kultur weder für<br />

politische Zwecke<br />

instrumentalisieren<br />

noch seinem Volk<br />

eine vorgefertigte<br />

Kulturdefinition<br />

aufzwingen. Sie wird<br />

<strong>of</strong>fen, demokratisch <strong>und</strong><br />

weder tyrannisch noch<br />

unendlich freizügig sein.<br />

Sie wird immer darum<br />

bemüht sein, die besten<br />

Zukunftsperspektiven<br />

zu bieten; ihre Bürger<br />

haben die freie Wahl,<br />

inner- oder außerhalb<br />

ihrer kulturellen Tradition<br />

zu agieren.”<br />

Richard Hoggart<br />

Erwachsene<br />

<strong>und</strong> <strong>Lernen</strong><br />

1.1 <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong><br />

Der Ausdruck „<strong>Lebenslanges</strong><br />

<strong>Lernen</strong>“ wird überall in Europa<br />

verwendet, aber wie auch bei anderen<br />

Begriffen, die in einem Spektrum<br />

unterschiedlicher kultureller Traditionen<br />

<strong>und</strong> Zusammenhänge stehen, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass<br />

er für verschiedene Menschen<br />

unterschiedliche Bedeutungen hat.<br />

„<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>“ ist in diesem<br />

Handbuch auf zwei Arten definiert.<br />

Die erste Definition betont die<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Tragweite des <strong>Lernen</strong>s<br />

als ein das ganze Leben begleitender<br />

Prozess im Unterschied zu der Art<br />

von Bildung, wie sie Kinder <strong>und</strong><br />

SchülerInnen erfahren. In diesem<br />

Handbuch liegt der Schwerpunkt<br />

auf Lernformen, die erwachsene<br />

<strong>Museum</strong>sbesucherInnen (d.h. die über<br />

Sechzehnjährigen) betreffen.<br />

Die zweite Definition bezieht sich<br />

darauf, wie <strong>Lernen</strong> verstanden wird.<br />

Beim „formalen <strong>Lernen</strong>“ spricht man<br />

von einem Austausch zwischen den<br />

Lehrenden <strong>und</strong> SchülerInnen, bei dem<br />

die SchülerInnen von den Lehrenden<br />

angeleitet werden. Beim „Lebenslangen<br />

<strong>Lernen</strong>“ ist hingegen die Aktivität des<br />

Empfängers im Fokus des Interesses.<br />

Formales <strong>Lernen</strong> kann zwar den Anstoß<br />

geben, „<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>“ findet<br />

aber auch in zahlreichen anderen<br />

Formen <strong>und</strong> Ausprägungen statt:<br />

im Alltag, in zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen <strong>und</strong> im kulturellen<br />

Austausch.<br />

11<br />

„<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>“ ist dadurch<br />

gekennzeichnet, dass es an jedem<br />

Ort stattfinden kann, nicht nur in<br />

Schulen, Universitäten <strong>und</strong> anderen<br />

Bildungseinrichtungen. Wenn es im<br />

öffentlichen <strong>und</strong> kulturellen Rahmen<br />

geschieht, dann meist zwanglos<br />

<strong>und</strong> freiwillig. Oft ereignet es sich<br />

formlos, ohne dass Genehmigung,<br />

Qualifikation oder Messung notwendig<br />

sind. <strong>Museen</strong> bieten die idealen<br />

Bedingungen für „informelles <strong>Lernen</strong>“.<br />

BesucherInnen verlassen das <strong>Museum</strong><br />

mit einem Wissenszuwachs, sie<br />

haben Fähigkeiten, Verständnis oder<br />

Inspiration erlangt, die einen positiven<br />

Einfluss auf ihr Leben haben.<br />

1.2 <strong>Lernen</strong>de<br />

Erwachsene<br />

Auch wenn „<strong>Lebenslanges</strong><br />

<strong>Lernen</strong>“ im <strong>Museum</strong> von Seiten der<br />

<strong>Lernen</strong>den als zwanglos, freiwillig<br />

oder sogar zufällig betrachtet<br />

wird, sollten PädagogInnen <strong>und</strong><br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen dennoch bei<br />

der Planung museumspädagogischer<br />

Programme einige auf lernende<br />

Erwachsene zutreffende Charakteristika<br />

berücksichtigen.<br />

Foto: Leicester Arts and <strong>Museum</strong> Service


12<br />

<strong>Museum</strong>spädagogische Arbeit mit<br />

Schulgruppen hat sich mittlerweile gut<br />

etabliert, <strong>und</strong> <strong>Museen</strong> verfügen über<br />

ein großes Repertoire an Erfahrungen<br />

in diesem Bereich, der sich aus<br />

dem Austausch mit LehrerInnen, der<br />

Programmentwicklung im Rahmen<br />

der Verbesserung <strong>und</strong> Ergänzung<br />

des öffentlichen Bildungswesens <strong>und</strong><br />

dem Experimentieren <strong>und</strong> Anwenden<br />

einer großen Anzahl verschiedener<br />

Lernstile entwickelt hat. Vieles davon<br />

lässt sich auf die Gruppe der lernenden<br />

Erwachsenen im <strong>Museum</strong> übertragen.<br />

Zum Beispiel wünschen sich sowohl<br />

Erwachsene als auch Kinder:<br />

�� Höflich <strong>und</strong> respektvoll behandelt zu<br />

werden<br />

�� Ihr Vorwissen, ihre Erfahrungen <strong>und</strong><br />

ihre Meinungen in den Lernprozess mit<br />

einbringen zu können<br />

�� Im Lernprozess Auswahlmöglichkeiten zur<br />

Verfügung zu haben<br />

�� Nicht belehrt oder von oben herab<br />

behandelt zu werden<br />

Jedoch existiert ein f<strong>und</strong>amentaler<br />

Unterschied zwischen lernenden<br />

Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen: Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche besuchen Schulen <strong>und</strong><br />

höhere Bildungseinrichtungen, weil<br />

sie dazu verpflichtet sind. Erwachsene<br />

hingegen lernen eher aus persönlichem<br />

Interesse oder weil sie sich damit für<br />

ihren Beruf qualifizieren wollen oder der<br />

kontinuierliche Wissenserwerb von ihrer<br />

Position im familiären oder sozialen<br />

Umfeld vorausgesetzt wird. Das<br />

<strong>Lernen</strong> ist in diesem Fall zielgerichtet.<br />

Erwachsenen geht es weniger darum,<br />

sich Fakten <strong>und</strong> Informationen kritiklos<br />

einzuprägen, vielmehr wollen sie mit<br />

neuen Ideen <strong>und</strong> Erfahrungen spielen,<br />

Ergebnisse abwägen <strong>und</strong> zu neuen<br />

Schlussfolgerungen gelangen. Das<br />

ist auch mit der Weiterentwicklung<br />

praktischer Fähigkeiten <strong>und</strong> der<br />

Entdeckung versteckter Talente<br />

verb<strong>und</strong>en. Die folgende Auflistung<br />

enthält einige der Hauptmerkmale,<br />

wie sich Erwachsene von Kindern im<br />

Lernprozess unterscheiden. Diese sind<br />

für das <strong>Lernen</strong> im musealen Kontext<br />

von Bedeutung.<br />

�� <strong>Lernen</strong>de Erwachsene sind unabhängig<br />

<strong>und</strong> selbstbestimmt. Eine optimale<br />

Lernsituation für Erwachsene setzt daher<br />

voraus, dass sie sich selbständig in der<br />

Ausstellung zurechtfinden können <strong>und</strong><br />

aktiv in den Lernprozess mit einbezogen<br />

werden. Die Ausstellungskonzeption muss<br />

gewährleisten, dass den Erwachsenen ein<br />

Angebot zur Verfügung steht, aus dem sie<br />

ein ihr Interessen widerspiegelndes Projekt<br />

oder Sachgebiet auswählen können.<br />

�� Im Laufe ihres Lebens haben Erwachsene<br />

Lebenserfahrung <strong>und</strong> Wissen durch<br />

berufliche <strong>und</strong> familiäre Aktivitäten,<br />

Schicksalsschläge, persönliche Krisen<br />

<strong>und</strong> den vorangegangenen Bildungsweg<br />

gesammelt. Neues <strong>Lernen</strong> ist am<br />

effektivsten <strong>und</strong> erfolgreichsten, wenn<br />

an dem bisherigen Wissen <strong>und</strong> den<br />

Erfahrungen der Erwachsenen angeknüpft<br />

wird. Der Ausgangspunkt des neuen<br />

<strong>Lernen</strong>s sollte auf ihren Stärken <strong>und</strong><br />

Erfahrungen aufbauen, aber natürlich<br />

nicht auf das bereits vorhandene Wissen<br />

reduziert sein.<br />

�� Erwachsene lernen zielgerichtet. Wenn<br />

sie mit einer non-formalen Lernaktivität<br />

beginnen, wissen sie normalerweise, was<br />

sie damit erreichen wollen. In <strong>of</strong>fiziellen<br />

Lernsituationen schätzen Erwachsene<br />

im Allgemeinen ein gut organisiertes<br />

<strong>und</strong> strukturiertes Bildungsangebot. In<br />

non-formalen Lernsituationen ist der<br />

Lernerfolg bei Erwachsenen am größten,<br />

wenn z.B. das Leitsystem eindeutig ist <strong>und</strong><br />

ein relevantes <strong>und</strong> interessantes Lernziel<br />

vorgegeben ist <strong>und</strong> wenn Gefühlsregungen<br />

wie Neugier, Wut, Überraschung <strong>und</strong><br />

Freude angeregt werden.<br />

�� Erwachsene lernen sachbezogen. Für die<br />

meisten Erwachsenen muss das <strong>Lernen</strong><br />

für ihre Interessen, ihr Leben, ihre Arbeit<br />

oder ihren Verantwortungsbereich von<br />

Bedeutung sein. Auf die Gefahr der<br />

Wiederholung: Der Lernansatz sollte sich


auf die Erfahrungswelt der <strong>Lernen</strong>den<br />

beziehen. Wenn sie zum <strong>Lernen</strong> motiviert<br />

sind, stehen die Chancen sehr gut, dass<br />

das Interesse für Themen, die sie für sich<br />

als relevant betrachten, größer wird.<br />

�� <strong>Lernen</strong>de Erwachsene beginnen <strong>of</strong>t mit<br />

praktischen Dingen <strong>und</strong> konzentrieren<br />

sich gerne auf die Aspekte, die sich für ihr<br />

Leben <strong>und</strong> ihre Arbeit als nutzbringend<br />

erweisen. Zunächst erst sind sie meist<br />

nicht am Wissen um seiner selbst Willen<br />

interessiert, aber wenn der Ansatzpunkt<br />

für die Vermittlung an ihren Vorstellungen<br />

orientiert ist, entwickeln sie häufig<br />

Interesse für die verschiedensten<br />

Sachverhalte, die bis dahin nicht zu ihrem<br />

Erfahrungskreis zählten.<br />

�� Wie bei allen <strong>Lernen</strong>den ist es sehr wichtig,<br />

dass sie sich respektiert fühlen. Man sollte<br />

ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie<br />

in Bezug auf Erfahrung <strong>und</strong> Wissen als<br />

gleichwertige PartnerInnen angesehen<br />

werden <strong>und</strong> sie in allen Lernsituationen zu<br />

<strong>of</strong>fener Meinungsäußerung ermutigen.<br />

1.3 Lernbarrieren<br />

Die am häufigsten von potentiellen<br />

<strong>Lernen</strong>den genannten Gründe, sich<br />

nicht in einen Lernprozess einbeziehen<br />

zu lassen – auch nicht in <strong>Museen</strong> oder<br />

Ausstellungen – haben praktische<br />

Ursachen, die sich aus individuellen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Umständen<br />

R<strong>und</strong>gang in der Ausstellung Die Geschichte der Psychiatrie des Het Dolhuys <strong>Museum</strong>.<br />

Foto: Het Dolhuys <strong>Museum</strong>, Haarlem<br />

13


14<br />

ergeben: finanzielle Gründe, zeitliche<br />

Einschränkungen aufgr<strong>und</strong> familiärer<br />

<strong>und</strong> beruflicher Verantwortung,<br />

Krankheit oder Beeinträchtigung,<br />

Probleme mit Verkehrsanbindung oder<br />

Kinderbetreuung <strong>und</strong> ein fehlendes<br />

Angebot am Wohnort.<br />

Untersuchungsergebnisse belegen,<br />

dass die Haupthindernisse auch<br />

kulturelle, soziale oder psychologische<br />

Ursachen haben können. Dazu zählen<br />

eine im Kindesalter entstandene<br />

Abneigung gegenüber der Schule<br />

oder Zugehörigkeit zu einer sozialen<br />

Klasse oder Geschlechtervorstellung,<br />

die <strong>Lernen</strong> nicht als adäquate<br />

Beschäftigung für Erwachsene ansieht.<br />

Solche Barrieren sind schwieriger zu<br />

überwinden, weil sie mit Gefühlen <strong>und</strong><br />

Vorurteilen verb<strong>und</strong>en sind, die auf tief<br />

verwurzelten Wertvorstellungen <strong>und</strong><br />

Einstellungen basieren.<br />

1.4 Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Motivationen,<br />

die den Lernprozess<br />

begünstigen<br />

Was macht den Unterschied aus?<br />

Warum entschließen sich manche<br />

Erwachsene dazu, auf den Lernprozess<br />

einzugehen <strong>und</strong> andere nicht?<br />

Die Antwort auf diese Frage kann<br />

für <strong>Museum</strong>spädagogInnen bei<br />

der Entwicklung neuer Strategien<br />

zur Erschließung erwachsener<br />

Besuchergruppen hilfreich sein.<br />

Verschiedene Studien im Bereich<br />

der Erwachsenenbildung ergeben für<br />

das Lerninteresse bei Erwachsenen<br />

weitgehend übereinstimmende<br />

Faktoren. Die Einstellung wird stark<br />

von der Familie <strong>und</strong> der kulturellen<br />

Herkunft beeinflusst, ebenso der<br />

Klassenzugehörigkeit, dem Geschlecht,<br />

dem Bildungsweg <strong>und</strong> den sozialen<br />

Netzwerken. Obwohl streng genommen<br />

nicht alle dieser Aspekte auf das<br />

<strong>Lernen</strong> im <strong>Museum</strong> zutreffen, ist es<br />

nützlich, sie im Gedächtnis zu behalten,<br />

wenn man Vermittlungsprogramme <strong>und</strong><br />

-projekte für Erwachsene in <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

Galerien entwirft.<br />

�� Familie: Verstehen, was die Kinder in<br />

der Schule lernen, um sie besser im<br />

Lernprozess unterstützen zu können.<br />

Darüber hinaus regt die Teilnahme am<br />

Familienprogramm des <strong>Museum</strong>s die<br />

Eltern häufig zu eigener Lernaktivität an.<br />

�� Sozial: Neue Fre<strong>und</strong>schaften knüpfen, dem<br />

Bedürfnis nach sozialem Umgang <strong>und</strong><br />

Fre<strong>und</strong>schaften nachkommen.<br />

�� Bildungserweiterung: Einen höheren<br />

Abschluss oder ein Karriereziel erreichen.<br />

�� Sich in eine Gemeinschaft integrieren <strong>und</strong><br />

aktiv zu ihr beitragen. Dies gilt vor allem<br />

für Menschen mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

�� Als Vorbild <strong>und</strong> zur Ermutigung anderer<br />

Menschen: Familie, Fre<strong>und</strong>Innen,<br />

ArbeitskollegInnen, PädagogInnen,<br />

BeratungsdienstleisterInnen,<br />

GemeindemitarbeiterInnen <strong>und</strong><br />

ArbeitgeberInnen.<br />

�� Beteiligung an Gemeinschaftsaktionen<br />

oder ehrenamtlichen Aufgaben <strong>und</strong><br />

Diensten, auch unter Berücksichtigung der<br />

Weiterentwicklung von Fähigkeiten sowie<br />

identitätsstiftender <strong>und</strong> kulturfördernder<br />

Aspekte.<br />

�� Arbeit: Eine Beförderung erreichen <strong>und</strong> die<br />

eigene Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz<br />

steigern.<br />

�� Persönlichkeitsentwicklung: Das eigene<br />

Wissen <strong>und</strong> die eigenen Fähigkeiten<br />

verbessern, eigene Interessen <strong>und</strong> Hobbys<br />

verfolgen.<br />

�� Wendepunkt im Leben oder Krise:<br />

Auswanderung, Todesfall, Krankheit,<br />

Arbeitslosigkeit, Umzug, Scheidung,<br />

Ruhestand.<br />

Zwang oder Verpflichtung durch<br />

��<br />

Arbeitsstelle oder den Staat im<br />

Zusammenhang mit Umschulung,<br />

Sozialhilfebestimmungen oder<br />

Einbürgerungsgesetzen.


1.5 Gleichheit <strong>und</strong><br />

Zugangsbedingungen<br />

Europäische <strong>Museen</strong> sind beliebte Orte,<br />

die jedes Jahr Millionen Menschen<br />

besuchen. Die BesucherInnen<br />

kommen aus Interesse für Geschichte,<br />

Kunst oder Kultur, sie sind auf der<br />

Suche nach neuen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Erkenntnissen, aber auch nach<br />

Bestätigung <strong>und</strong> möchten etwas<br />

über die ausgestellten Exponate<br />

erfahren. Es gibt BesucherInnen, für<br />

die zur Ersterk<strong>und</strong>ung einer Stadt der<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch dazugehört oder<br />

für die ein <strong>Museum</strong>sbesuch Teil der<br />

Freizeitgestaltung ist. <strong>Museen</strong> stehen<br />

für Vergnügen, Freizeit, Unterhaltung<br />

<strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>.<br />

Jedoch steht diesen <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

eine andere<br />

Gruppe gegenüber, die die<br />

Bevölkerungsmehrheit repräsentiert,<br />

die selten oder nie ein <strong>Museum</strong><br />

besucht. Im Allgemeinen gehören<br />

<strong>Museum</strong>sbesucherInnen einer<br />

bestimmten Bildungsschicht an<br />

<strong>und</strong> haben einen höheren Sozial-,<br />

Einkommens- <strong>und</strong> Bildungsstand<br />

als diejenigen, die nicht ins <strong>Museum</strong><br />

gehen. Menschen, die zur Gruppe<br />

der sozial Schwächeren zählen, die<br />

weniger Bildung genießen konnten<br />

oder Mitglieder einer gesellschaftlich<br />

benachteiligten oder diskriminierten<br />

Minderheit sind, haben Schwierigkeiten,<br />

<strong>Museen</strong> als öffentliche Orte zu<br />

erkennen, zu deren Besuch sie<br />

berechtigt sind. Sie gehen davon aus,<br />

dass <strong>Museen</strong> nicht für sie, sondern<br />

für andere gemacht sind. Sehr<br />

häufig sind <strong>Museen</strong> gerade für diese<br />

museumsfernen Besuchergruppen<br />

weniger einladend <strong>und</strong> <strong>of</strong>fen als sie es<br />

sein könnten.<br />

Auf europäischer Ebene gilt, dass<br />

sich <strong>Museen</strong> bei der Planung <strong>und</strong><br />

Entwicklung museumspädagogischer<br />

Programme <strong>und</strong> Projekte im<br />

Allgemeinen stärker auf die Zielgruppe<br />

der Schulklassen als auf die der<br />

erwachsenen Bevölkerung konzentrieren.<br />

Dieses Thema muss angesichts der<br />

Rolle des <strong>Museum</strong>s als anerkannter<br />

Bildungsträger <strong>und</strong> der von nationalen<br />

<strong>und</strong> europäischen Regierungen<br />

anerkannten Bedeutung des<br />

„Lebenslangen <strong>Lernen</strong>s“ zum Gegenstand<br />

öffentlicher Diskussion werden.<br />

Die Erwartung an <strong>Museen</strong>, eine aktive<br />

Rolle im öffentlichen Bildungswesen<br />

zu übernehmen, neue Zielgruppen zu<br />

erschließen, den Zugang zum <strong>Museum</strong><br />

zu erleichtern <strong>und</strong> durch ihr Angebot<br />

zu einem stabilen gesellschaftlichen<br />

Gefüge beizutragen, wird in einigen<br />

Kreisen weiterhin kritisch betrachtet.<br />

Vermittlung <strong>und</strong> Gleichberechtigung<br />

in der <strong>Museum</strong>sarbeit zur höchsten<br />

Priorität zu erklären, erfordert:<br />

�� Die Gestaltung einer <strong>of</strong>fenen <strong>und</strong><br />

lernfre<strong>und</strong>lichen Umgebung, die<br />

BesucherInnen motiviert <strong>und</strong> den<br />

Lernprozess unterstützt.<br />

15<br />

�� Einen vielschichtigen Ansatz bei der<br />

Auswahl der Ausstellungsstücke <strong>und</strong><br />

den Informationsmaterialien, so dass<br />

sich von dem/r ErstbesucherIn bis zum/r<br />

AkademikerIn alle willkommen fühlen.<br />

�� Sicherzustellen, dass <strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen<br />

über die Bedürfnisse <strong>und</strong><br />

Lernziele der BesucherInnen ebenso gut<br />

informiert sind wie über die Sammlungen<br />

<strong>und</strong> Ausstellungen.<br />

�� Überdenken der Konzeption, ob die<br />

Ausstellung für alle Lerntypen einen<br />

geeigneten Zugang bietet.<br />

�� Das Vermittlungsprogramm des <strong>Museum</strong>s<br />

auf das vorhandene Bildungsniveau<br />

<strong>und</strong> die Lerntypen der potentiellen<br />

BesucherInnen auszurichten.<br />

�� Überarbeitung <strong>und</strong> Anpassung überholter<br />

Strategien, um neuen Besucherkreisen den<br />

Zugang zum <strong>Museum</strong> zu öffnen.<br />

Abzusichern, dass die Vielfalt des<br />

��<br />

<strong>Museum</strong>spersonals der Vielfalt der<br />

BesucherInnen, die das <strong>Museum</strong> anziehen<br />

will, entspricht.


16<br />

2. Kapitel


„Jeder hat das Recht,<br />

am kulturellen Leben<br />

der Gemeinschaft frei<br />

teilzunehmen, sich<br />

an den Künsten zu<br />

erfreuen <strong>und</strong> am<br />

wissenschaftlichen<br />

Fortschritt<br />

<strong>und</strong> dessen<br />

Errungenschaften<br />

teilzuhaben.“<br />

Artikel 27, Allgemeine Erklärung der<br />

Menschenrechte<br />

TeilnehmerInnen des Erwachsenenprogramms<br />

Kreide <strong>und</strong> Schokolade im Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong><br />

Modern Art.<br />

Foto: Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art, Dublin<br />

<strong>Lernen</strong> im<br />

<strong>Museum</strong><br />

2.1 Rahmenbedingungen<br />

Wahrscheinlich war die Kluft zwischen<br />

dem <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> seinen potentiellen<br />

BesucherInnen im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

kleiner als heute. Damals hatten die<br />

europäischen <strong>Museen</strong> klar definierte<br />

Aufgaben innerhalb der Gesellschaft<br />

wie Machtrepräsentation, Bildung der<br />

nationalen Identität, Werteerziehung<br />

<strong>und</strong> Volksbildung. Obwohl zum<br />

Beispiel Kulturorganisationen in<br />

Großbritannien versuchten, die arme<br />

Bevölkerung zu integrieren, zogen sie<br />

eine scharfe Grenze bei StraftäterInnen,<br />

LandstreicherInnen <strong>und</strong> den<br />

ArmenhausbewohnerInnen. Der Angst<br />

vor der Übertragung von Krankheiten<br />

<strong>und</strong> Seuchen über Bücher wurde<br />

mit strikten Bibliotheksvorschriften<br />

entgegengewirkt, die saubere Hände <strong>und</strong><br />

Gesichter vorschrieben. Obwohl <strong>Museen</strong><br />

als Institution zur Bildung des Volkes<br />

vorgesehen waren, stand schon bald<br />

eher die Assoziation mit dem Mittelstand<br />

im Vordergr<strong>und</strong>, die die zeitgenössische<br />

Kulturlandschaft <strong>und</strong> das Publikum<br />

bis heute beeinflusst. Am Ende des<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts waren PädagogInnen<br />

<strong>und</strong> ReformerInnen erfolgreich durch<br />

den stärker werdenden Einfluss der<br />

KünstlerInnen <strong>und</strong> AkademikerInnen aus<br />

dem <strong>Museum</strong> verdrängt worden.<br />

Diese Schwerpunktverschiebung<br />

bleibt bis zum heutigen Tag nahezu<br />

unverändert bestehen. In einigen<br />

17<br />

Ländern wie zum Beispiel in<br />

Großbritannien <strong>und</strong> den Niederlanden<br />

ist die Nachfrage nach Kunst- <strong>und</strong><br />

Kulturvermittlung in <strong>Museen</strong> gestiegen,<br />

insbesondere unter dem Aspekt,<br />

bisher museumsfernen Zielgruppen<br />

im kulturpolitischen Programm mehr<br />

Beachtung zu schenken. In anderen<br />

europäischen Ländern betreiben<br />

<strong>Museen</strong> die Erschließung neuer<br />

Zielgruppen aus eigener Initiative<br />

oder als Reaktion auf den Wunsch<br />

aus der Bevölkerung, ohne dass das<br />

Engagement dafür von Seiten der<br />

Politik kommt.<br />

Egal ob aus politischem, kulturellem<br />

oder institutionellem Anlass erfüllen<br />

<strong>Museen</strong> viele Funktionen. Sie treten<br />

als Mediatoren bei gesellschaftlichen<br />

Veränderungen auf, übernehmen<br />

Verantwortung in den Bereichen der<br />

Integration <strong>und</strong> Umfeldentwicklung<br />

<strong>und</strong> tragen zum Fortschritt im<br />

Wissenschafts- <strong>und</strong> Bildungssektor bei.<br />

Qualität <strong>und</strong> Angebot der<br />

Vermittlungsprogramme für<br />

Erwachsene in europäischen <strong>Museen</strong><br />

weichen stark voneinander ab. Das<br />

Programm einiger Einrichtungen ist<br />

vorbildlich entwickelt <strong>und</strong> bietet eine<br />

vielfältige Palette unterschiedlichster<br />

Vermittlungsangebote wie zum<br />

Beispiel Kursprogramme mit staatlich<br />

anerkanntem Abschluss, praktische<br />

Workshops/Werkstattkurse, Führungen,<br />

Diskussionen, Lesungen oder


18<br />

Familienprogramme. In anderen<br />

Einrichtungen wird Vermittlungsarbeit<br />

immer noch als Ergänzung zur<br />

Kernaufgabe des <strong>Museum</strong>s<br />

betrachtet, bei der man sich bemüht,<br />

Einzelprojekte zur Erschließung<br />

museumsferner Publikumskreise<br />

durchzuführen.<br />

<strong>Lernen</strong> im <strong>Museum</strong> unterscheidet sich<br />

vom Wissenserwerb in etablierten<br />

Bildungsinstitutionen, da es sich bei<br />

den <strong>Museum</strong>sbesucherInnen meist<br />

um informell <strong>Lernen</strong>de handelt. Im<br />

allgemeinen ist man im <strong>Museum</strong> über<br />

die Lernziele der BesucherInnen nicht<br />

informiert, ob diese von Vergnügen,<br />

in Verbindung mit dem Interesse<br />

an einem bestimmten Thema, im<br />

Streben nach Selbstfi ndung, oder von<br />

kultureller Bedeutung motiviert sind.<br />

Gleichzeitig betrachten BesucherInnen<br />

ihren <strong>Museum</strong>sbesuch nicht per<br />

se als Lernerfahrung, obwohl sie<br />

vielleicht mit Vergnügen etwas lernen.<br />

Regelmäßige <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

fühlen sich von der <strong>of</strong>fenen Struktur<br />

<strong>und</strong> der Tatsache, dass sich der<br />

zeitliche <strong>und</strong> fi nanzielle Aufwand<br />

in Grenzen hält, angezogen. Auf<br />

diejenigen, auf die das <strong>Museum</strong> jedoch<br />

einen befremdlichen Eindruck macht,<br />

kann die <strong>Museum</strong>satmosphäre steif<br />

<strong>und</strong> entmutigend wirken, <strong>und</strong> der<br />

erforderliche Einsatz für einen Besuch<br />

mag ihnen aufwendig <strong>und</strong> kostspielig<br />

erscheinen.<br />

Die Ergebnisse der Lernerfahrung<br />

im <strong>Museum</strong> sind ähnlich<br />

unterschiedlich. Zu den positivsten<br />

Resultaten zählen die Wissens-<br />

<strong>und</strong> Verständniserweiterung, die<br />

Entwicklung neuer Fertigkeiten <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> die Motivation zur<br />

Weiterbildung. Häufi g nutzen <strong>Lernen</strong>de<br />

ihren <strong>Museum</strong>sbesuch dazu, ihr<br />

bestehendes Wissen zu bestätigen<br />

<strong>und</strong> es mit anderen Menschen, zum<br />

Beispiel ihren Kindern, zu teilen.<br />

<strong>Lernen</strong>de, die zwischen dem <strong>Museum</strong><br />

<strong>und</strong> ihren Interessen, Erfahrungen oder<br />

sich selbst eine Beziehung herstellen<br />

können, werden das <strong>Museum</strong> eher<br />

wieder besuchen als solche, denen<br />

dies nicht gelingt.<br />

2.2 Ansätze für das<br />

<strong>Lernen</strong> in <strong>Museen</strong><br />

Das Angebot der Vermittlungsprogramme<br />

in <strong>Museen</strong> sollte sich<br />

auf Lerntheorien <strong>und</strong> erfolgreiche<br />

Methoden <strong>und</strong> Praxisbeispiele mit<br />

Erwachsenen stützen. Von Bedeutung<br />

ist auch die kulturellen, institutionellen<br />

oder persönlichen Einstellung des<br />

<strong>Museum</strong>spersonals gegenüber den<br />

BesucherInnen ab. Ganz allgemein<br />

kann von vier Herangehensweisen für<br />

das <strong>Lernen</strong> im <strong>Museum</strong> gesprochen<br />

werden, die in jeder Kombination<br />

gleichzeitig in Gebrauch sein können:<br />

ß instruktiv oder didaktisch<br />

ß aktiv oder entdeckend<br />

ß konstruktiv<br />

ß gesellschaftskritisch<br />

„INSTRUKTIVER“ ODER<br />

„DIDAKTISCHER“ ANSATZ<br />

Bei „instruktivem Ansatz“ geht man<br />

davon aus, dass das <strong>Museum</strong> für<br />

das Publikum eine Autorität ist <strong>und</strong><br />

die BesucherInnen zum größten Teil<br />

ein passives <strong>und</strong> aufnehmendes<br />

Publikum sind. Der institutionalisierte<br />

Kulturbereich ist nahezu vollständig<br />

hierarchisch organisiert, <strong>und</strong> man<br />

neigt dazu, Expertenwissen gegenüber<br />

informellem Wissen <strong>und</strong> Alltagswissen<br />

zu bevorzugen. VermittlerInnen <strong>und</strong><br />

Führungspersonal treten als Boten<br />

der Fachleute auf, die autorisiertes<br />

Wissen an die <strong>Lernen</strong>den übermitteln.<br />

Diese Methode stützt zum Beispiel<br />

die traditionelle monologische<br />

Führungsform.<br />

Der Vorteil der „didaktischen“ Methode<br />

ist, dass man sich dabei auf die<br />

Vermittlung des Informationsgehalts,<br />

die Fakten eines Kunstwerks oder<br />

Exponats, konzentriert, der schnell<br />

aufgenommen werden kann <strong>und</strong><br />

einprägsam ist. Der Nachteil dieser<br />

Methode ist, dass sie <strong>Lernen</strong> als<br />

statisch <strong>und</strong> akkumulierend <strong>und</strong><br />

Wissen als neutral, objektiv <strong>und</strong><br />

allgemein gültig defi niert, was zu<br />

der Annahme verleitet, dass die von


TeilnehmerInnen eines Workshops für SeniorInnen am Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art in<br />

Kooperation mit dem Nationaltheater in Dublin.<br />

Foto: Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art, Dublin<br />

19


20<br />

ExpertInnen getr<strong>of</strong>fene Vorauswahl<br />

des Wissens von den BesucherInnen<br />

diskussionslos übernommen<br />

werden. Bei der „didaktischen“<br />

Methode werden unterschiedliche<br />

Lernstile nicht berücksichtigt, da<br />

die Informationsübermittlung so<br />

vonstatten geht als würde Jede/r auf<br />

die gleiche Art <strong>und</strong> Weise lernen. Einige<br />

<strong>Museen</strong> haben, um das Vorwissen<br />

der BesucherInnen zu ermitteln <strong>und</strong><br />

die BesucherInnen aktiver in den<br />

Lernprozess mit einbeziehen zu<br />

können, die Struktur ihrer Führungen<br />

dahingehend verändert, dass sie<br />

sich von einem rein monologischen<br />

Führungsstil abgewendet haben <strong>und</strong><br />

Fragen an die BesucherInnen in die<br />

Führung mit einfließen lassen.<br />

„AKTIVER“ ODER<br />

„ENTDECKENDER“ ANSATZ<br />

Interaktives <strong>Lernen</strong> erfreute sich<br />

in den naturwissenschaftlichen<br />

<strong>Museen</strong> der 70er Jahre großer<br />

Beliebtheit <strong>und</strong> hat sich seit damals<br />

auch in anderen <strong>Museum</strong>ssparten<br />

durchgesetzt. Bei diesem Ansatz wird<br />

davon ausgegangen, dass <strong>Lernen</strong><br />

am besten in einer entspannten,<br />

ungezwungenen Atmosphäre<br />

funktioniert, in der der Unterschied<br />

zwischen Bildung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

verschwimmt oder ineinander<br />

übergeht. Der Mitarbeiterstab des<br />

<strong>Museum</strong>s setzt sich häufig aus<br />

Teammitgliedern zusammen, die sich<br />

in ihrer Qualifikation ergänzen <strong>und</strong> die<br />

Ausstellungs- <strong>und</strong> Vermittlungsinhalte<br />

gemeinsam planen. <strong>Lernen</strong> wird als<br />

ein <strong>of</strong>fener Prozess betrachtet, in dem<br />

Rollenspiel <strong>und</strong> aktive, unmittelbare<br />

Beteiligung der <strong>Lernen</strong>den wichtig<br />

ist. Die <strong>Lernen</strong>den werden nicht<br />

als passives Publikum, sondern<br />

als TeilnehmerInnen behandelt. Der<br />

Gebrauch von praktischen Übungen<br />

<strong>und</strong> interaktiven Lernerfahrungen ist in<br />

diesem Bereich außerordentlich beliebt.<br />

Dieser Ansatz bildet die Gr<strong>und</strong>lage<br />

interaktiver Ausstellungen in zahlreichen<br />

zeitgenössischen <strong>Museen</strong>.<br />

„KONSTRUKTIVER“ ANSATZ<br />

<strong>Museen</strong>, die einen „konstruktiven“<br />

Ansatz verfolgen, bieten ihren<br />

BesucherInnen ein breit gefächertes<br />

Angebot an Vermittlungsmethoden<br />

für die verschiedensten Lerntypen<br />

an. Nicht die Ausstellung oder<br />

der Sachverhalt, sondern die<br />

<strong>Lernen</strong>den stehen im Mittelpunkt. Die<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen arbeiten<br />

im Team, die BesucherInnenmeinung<br />

wird über Evaluationen <strong>und</strong> den Einsatz<br />

von BesuchervertreterInnen ermittelt<br />

<strong>und</strong> bei der Weiterentwicklung der<br />

Programme mit einbezogen. <strong>Lernen</strong><br />

wird sowohl als aktiv verlaufender<br />

Prozess, als auch als soziale<br />

Interaktion innerhalb eines bestimmten<br />

Zusammenhangs gesehen. Da die<br />

BesucherInnen ihre Vorstellungen, ihr<br />

Wertesystem <strong>und</strong> ihre Erfahrungen in<br />

das <strong>Museum</strong> mitbringen, versuchen<br />

die <strong>Museum</strong>spädagogInnen mit<br />

verschiedenen Vermittlungsangeboten,<br />

unterschiedlich strukturierten<br />

Ausstellungskonzepten <strong>und</strong> der<br />

Kombination verschiedener Lern- <strong>und</strong><br />

Lehrmethoden mit unterschiedlichen<br />

Interaktionen individuell auf die<br />

BesucherInnen einzugehen. Dieser<br />

Ansatz unterstützt die Anwendung<br />

von Kolbs Lerntheorien in einigen<br />

niederländischen <strong>Museen</strong>, die später<br />

noch beschrieben werden sollen.<br />

„GESELLSCHAFTSKRITISCHER“<br />

ANSATZ<br />

Bei diesem Ansatz wird davon<br />

ausgegangen, dass <strong>Museen</strong> Orte für<br />

die Entwicklung, Überprüfung <strong>und</strong><br />

Reflexion von sozialem, kulturellem,<br />

historischem <strong>und</strong> politischem<br />

Wissen sind. Den BesucherInnen<br />

wird die Möglichkeit geboten, dieses<br />

Wissen ihrer eigenen Identität<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Position<br />

entsprechend zu analysieren.<br />

Klassenzugehörigkeit, Geschlecht,<br />

Rasse, ethnische Zugehörigkeit,<br />

sexuelle Orientierung, Religion, etc.<br />

sind in diesem Zusammenhang<br />

ausschlaggebend für die individuelle<br />

Wissensbildung der BesucherInnen.<br />

Dies ist wichtiger als die Ausstellung<br />

oder der Inhalt. Nach postmoderner<br />

Definition gilt Wissen als fließend,


ins<strong>of</strong>ern seiner Entstehung<br />

widerstreitende Auseinandersetzungen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> es einem <strong>of</strong>fenen<br />

Wandlungsprozess <strong>und</strong> stetiger<br />

Neuinterpretation unterliegt. Angeregt<br />

durch diesen Ansatz wurden Versuche<br />

unternommen, die Ansichten <strong>Lernen</strong>der<br />

<strong>und</strong> deren persönliche Geschichten<br />

direkt in die Entstehung multikultureller<br />

Ausstellungen mit einzubeziehen.<br />

2.3 Lerntheorien: Wie<br />

lernen Erwachsene?<br />

Angesichts der Vielzahl<br />

museumspädagogischer Ansätze<br />

ist es für <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

von Bedeutung, darüber informiert<br />

zu sein, wie Erwachsene lernen. Die<br />

inzwischen erreichte Vertrautheit<br />

der <strong>Museen</strong> mit den Lerntheorien<br />

<strong>und</strong> deren Anwendung in der<br />

Ausstellungssituation <strong>und</strong> beim<br />

Vermittlungs- <strong>und</strong> Rahmenprogramm<br />

haben dazu geführt, dass die<br />

<strong>Museen</strong> stärker auf die Bedürfnisse<br />

ihrer BesucherInnen eingehen als<br />

dies bisher der Fall war. Durch diese<br />

Entwicklung wird ein größerer Anreiz<br />

für Menschen aus unterschiedlichen<br />

Milieus mit verschiedenen Lerntypen<br />

<strong>und</strong> unterschiedlichen Intelligenz- <strong>und</strong><br />

Bildungsvoraussetzungen geschaffen.<br />

Die meisten Erwachsenen haben ihre<br />

individuelle Art zu lernen entwickelt.<br />

Hinzu kommt, dass ihr Vorwissen<br />

<strong>und</strong> ihr Erfahrungshorizont stark<br />

voneinander abweichen. Um in einer<br />

musealen Lernsituation Anreize für<br />

Erwachsene zu schaffen, muss man bei<br />

der Konzeption von den Bedürfnissen<br />

der <strong>Lernen</strong>den ausgehen <strong>und</strong> diese<br />

in den Mittelpunkt dessen stellen,<br />

was man vermitteln will. <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

Einrichtungen für Erwachsenenbildung<br />

haben in den letzten zehn Jahren sehr<br />

viel in der Entwicklung erfolgreicher<br />

Vermittlungsmethoden, dem Sammeln<br />

von Praxiserfahrung <strong>und</strong> deren<br />

Austausch unter KollegInnen erreicht.<br />

Die besten <strong>Museen</strong> haben durch<br />

eine größere Aufmerksamkeit für<br />

Besucherevaluation <strong>und</strong> -bedürfnisse<br />

ein auf ihre BesucherInnen<br />

zugeschnittenes Vermittlungsangebot<br />

mit verschiedenen Lerntheorien <strong>und</strong><br />

-methoden entwerfen können.<br />

LERNTHEORIEN IM MUSEUM<br />

Die meisten der Lerntheorien<br />

entstanden in den 70er <strong>und</strong> 80er<br />

Jahren, als auf Gr<strong>und</strong> des verstärkten<br />

Interesses an Sozialpsychologie<br />

<strong>und</strong> Lernmethoden eine Vielzahl an<br />

Lerntheorien entwickelt wurden.<br />

l Umfrageergebnisse siehe:<br />

www.f<strong>und</strong>erstanding.com/<br />

theories.cfm<br />

Die meisten dieser Theorien, die unter<br />

anderem mit Jean Piaget, Jerome<br />

21<br />

Bruner, Benjamin Bloom, David Ausubel<br />

<strong>und</strong> Howard Gardener assoziiert<br />

werden, entwickelte man über die<br />

Jahre hinweg weiter. Sie werden in<br />

unterschiedlichem Ausmaß im formalen<br />

<strong>und</strong> informellen Bildungswesen, bei der<br />

Nachhilfe <strong>und</strong> im Ausbildungsbereich<br />

noch immer angewandt. Obwohl<br />

die meisten Theorien für das <strong>Lernen</strong><br />

im schulischen oder universitären<br />

Kontext oder im Bereich der<br />

Erwachsenenbildung entwickelt wurden,<br />

haben einige, insbesondere die, die<br />

sich mit Kinder- <strong>und</strong> Jugendpädagogik<br />

auseinander setzen, ihren Weg in die<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik gef<strong>und</strong>en.<br />

Eine dieser Theorien ist Jean Piagets<br />

Theorie der vier Entwicklungsstadien,<br />

die in den 70er Jahren weite<br />

Verbreitung <strong>und</strong> großen Anklang in der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik gef<strong>und</strong>en hat:<br />

�� Die sensomotorische Phase von der<br />

Geburt bis zum zweiten Lebensjahr.<br />

�� Die voroperationale Phase für Sprache <strong>und</strong><br />

Repräsentation- oder Symbolfunktion vom<br />

zweiten bis siebten Lebensjahr.<br />

�� Die konkret operationale Phase für<br />

abstrakte Denkvorgänge, denen die<br />

persönliche Erfahrung zugr<strong>und</strong>e gelegt<br />

wird, im Alter von sieben bis elf.


22<br />

�� Die formal operationale Phase für<br />

Hypothesenbildung <strong>und</strong> analytische <strong>und</strong><br />

abstrakte Auffassungsgabe zwischen elf<br />

<strong>und</strong> fünfzehn Jahre <strong>und</strong> älter.<br />

Jerome Bruner arbeitet Piagets Ideen<br />

weiter aus, in dem er drei verschiedene<br />

Zugänge zum <strong>Lernen</strong>, die Erwachsene<br />

beim Erwerb neuen Wissens alternativ<br />

anwenden, beschreibt:<br />

�� Die enaktive oder aktionale<br />

Repräsentation: etwas tun.<br />

�� Die ikonische Repräsentation: sich etwas<br />

vorstellen.<br />

�� Die symbolische Repräsentation: es bedarf<br />

keiner konkreten Vorstellung mehr (ob<br />

eine Person dies kann, ist von ihrem Alter<br />

<strong>und</strong> ihrer Intelligenz abhängig).<br />

Eine andere Lerntheorie, die<br />

in der Pädagogik <strong>und</strong> der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik der 70er <strong>und</strong><br />

80er Jahre für Furore sorgte (<strong>und</strong><br />

teilweise heute noch angewandt wird)<br />

ist Benjamin Blooms Theorie der drei<br />

Lernbereiche:<br />

�� Kognitiv: Erweiterung der intellektuellen<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten,<br />

Wissensreproduktion.<br />

�� Affektiv: menschliches Verhalten<br />

im Bereich der Gefühle, Interessen,<br />

Einstellungen, etc.<br />

�� Psychomotorisch: Erweiterung der<br />

motorischen Fertigkeiten.<br />

Einige PädagogInnen begannen sich<br />

damals für die Theorie einzusetzen,<br />

dass bei Kindern bessere Lernerfolge<br />

zu erzielen sind, wenn sie im Voraus<br />

sogenannte „Advanced Organisers“ zur<br />

Verfügung gestellt bekommen. Dieser<br />

Theorie liegt die Methode zugr<strong>und</strong>e,<br />

dem <strong>Museum</strong>sbesuch eine thematische<br />

Einführung im Unterricht voranzustellen,<br />

auf die im <strong>Museum</strong> mehr Informationen<br />

<strong>und</strong> Erfahrungslernen folgen.<br />

Howard Gardners Lerntheorie<br />

ist zurzeit eine der am weitesten<br />

verbreiteten. Sie wurde in den 80er<br />

Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

erstmals veröffentlicht <strong>und</strong><br />

seither kontinuierlich ergänzt <strong>und</strong><br />

weiterentwickelt.<br />

Gardners Theorie stützt sich auf<br />

die Überzeugung, dass <strong>Lernen</strong> <strong>und</strong><br />

Lehren auf die besondere Begabung<br />

der einzelnen Person abgestimmt<br />

sein sollte. Er unterscheidet neun<br />

Intelligenzen:<br />

ß Sprachliche Intelligenz<br />

ß Logisch-mathematische<br />

Intelligenz<br />

ß Musikalische Intelligenz<br />

ß Räumliche Intelligenz<br />

ß Körperlich-kinästhetische<br />

Intelligenz<br />

ß Interpersonale Intelligenz<br />

ß Intrapersonale Intelligenz<br />

ß Naturalistische Intelligenz<br />

ß Existenzielle Intelligenz<br />

Jeder Mensch besitzt die<br />

verschiedenen Arten der Intelligenz<br />

in unterschiedlichem Maße. Welche<br />

Intelligenzen eine Person entwickelt,<br />

hängt von genetischen Faktoren<br />

ebenso wie vom kulturellen Hintergr<strong>und</strong>,<br />

durch die die Person geprägt wurde,<br />

ab. Einige <strong>Museen</strong> wenden Gardners<br />

Theorie der „Multiplen Intelligenzen“<br />

sowohl im Bildungsprogramm als auch<br />

bei der Ausstellungskonzeption <strong>und</strong> bei<br />

der Vermittlung an.<br />

Der “Myer Briggs Type Indicator<br />

(MBTI)“ ist eine der führenden<br />

Theorien, besonders in den Bereichen<br />

der beruflichen Weiterbildung <strong>und</strong> im<br />

Management. Streng genommen ist sie<br />

eine Persönlichkeitstheorie. Da <strong>Lernen</strong><br />

jedoch in direktem Zusammenhang mit<br />

der Persönlichkeit von Menschen steht,<br />

ist sie für die <strong>Museum</strong>spädagogik von<br />

Bedeutung. Isabel Myers legte für die<br />

MBTI Persönlichkeitstypen fest, die auf<br />

vier Dimensionen beruhen:<br />

Verhalten:<br />

ß Extroversion (gesellig,<br />

lebhaft) versus Introversion (nach<br />

innen gekehrt, ruhig)


ß Wahrnehmung: Intuition (holistisch,<br />

geistig orientiert) versus Sensing<br />

(sinnlich, an Realität orientiert,<br />

detailorientiert)<br />

ß Denken/Bewerten: Feeling<br />

(emotional, subjektiv) versus Thinking<br />

(rational, geleitet vom Verstand)<br />

ß Entscheiden: Judging<br />

(entschlossen, sicher) versus<br />

Perceiving (<strong>of</strong>fen, spontan).<br />

Durch die Kombination der vier<br />

Dimensionen, ergeben sich 16<br />

Persönlichkeitstypen.<br />

l Siehe:<br />

www.personalitypathways.com<br />

Paulo Freire entwickelte eine<br />

Befreiungspädagogik, mit deren Hilfe<br />

die Menschen dazu befähigt werden<br />

sollen, durch emanzipatorische<br />

Lernformen ihr Leben <strong>und</strong> die<br />

Gesellschaft verändern zu können.<br />

Er ist vermutlich der einflussreichste<br />

<strong>und</strong> radikalste Vertreter der<br />

alternativen Erziehungs- <strong>und</strong><br />

Volksbildungsmethoden des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Bis zu seinem Tod im<br />

Jahr 1997 erlangte er durch seine<br />

Arbeit in Brasilien einen internationalen<br />

Ruf, woraufhin sich ein weltweites<br />

Netzwerk bildete, dessen Gemeinschaft<br />

von seinen Ideen <strong>und</strong> Methoden<br />

inspiriert wurde <strong>und</strong> sie weiter<br />

verbreitet. Freire stellte Beobachtungen<br />

über Erziehungsmethoden an, bei<br />

denen die <strong>Lernen</strong>den passiv sind<br />

<strong>und</strong> „gebrauchsfertiges Wissen“ im<br />

Gedächtnis deponieren, wie Geld<br />

in einer Bank anlegen („banking<br />

education“) <strong>und</strong> damit eine Kultur des<br />

Schweigens aufrecht erhalten, in der<br />

das Individuum das Vermögen verliert<br />

auf die Kultur zu reagieren, die ihm von<br />

der herrschenden Gesellschaftsschicht<br />

auferlegt wird. Freires dialogische<br />

Methode hingegen beruht auf einem<br />

kollegialen, wechselseitigen Lernansatz,<br />

der den aktiven Austausch zwischen<br />

Lehrendem <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>dem betont.<br />

Sobald sich die <strong>Lernen</strong>den verstärkt<br />

über den Ursprung ihrer Unterdrückung<br />

in der Kultur des Schweigens bewusst<br />

werden, entwickeln sie eine Form<br />

des kritischen Bewusstseins, das<br />

sie zur Teilnahme an kollektiven<br />

Aktionen befähigt <strong>und</strong> persönliche<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Veränderungen<br />

bewirkt. Dem langfristigen Ziel jeder<br />

Freiheitsbewegung entsprechend, soll<br />

sich die Menschheit durch diesen<br />

Prozess von der Unterdrückung<br />

befreien <strong>und</strong> dadurch eine humanere<br />

Gesellschaft entwickeln.<br />

KOLBS LERNTHEORIE UND<br />

IHRE ANWENDUNG IM<br />

MUSEUM<br />

David Kolbs Theorie soll in diesem<br />

Buch ausführlicher als die anderen<br />

beschrieben werden, weil sie<br />

23<br />

unlängst in verschiedenen <strong>Museen</strong><br />

erprobt wurde, vor allem in den<br />

Niederlanden. Deshalb bietet es sich<br />

an, die Auswirkungen <strong>und</strong> Tragweite<br />

ihrer Anwendung am Beispiel<br />

dieser Ausstellungskonzeptionen<br />

<strong>und</strong> -durchführungen, Vermittlungsmaterialien<br />

<strong>und</strong> Bildungsprogrammen<br />

nachzuvollziehen.<br />

David Kolbs Theorie über verschiedene<br />

Lernarten ist in seinem Buch<br />

Experiential Learning. Experience<br />

as the Source <strong>of</strong> Learning and<br />

Development umrissen. Die<br />

Auswirkung seiner Ideen war für die<br />

liberale Erwachsenenbildung von<br />

Bedeutung, fand jedoch bisher weniger<br />

Verbreitung in der <strong>Museum</strong>spädagogik.<br />

Seine verhältnismäßig einfache<br />

Erkenntnis ist: Jeder lernt anders. Er<br />

stellt die These auf, dass jeder Mensch<br />

einem Lerntypus oder manchmal<br />

auch einer Kombination aus den<br />

insgesamt vier Lerntypen zuzuordnen<br />

ist. Die bevorzugte Art zu lernen zeigt<br />

sich daran, wie der <strong>Lernen</strong>de den<br />

Lernprozess angeht. Kolbs Idee scheint<br />

damit übereinzustimmen, was in<br />

<strong>Museen</strong> passiert, da bei BesucherInnen<br />

verschiedene Herangehensweisen<br />

bei der Annäherung an die<br />

Ausstellung beobachtet werden<br />

können, weil sie verschiedenen<br />

Lerntypen angehören. Sehr häufig<br />

entspricht die Herangehensweise<br />

der <strong>Museum</strong>sbesucherInnen an


24<br />

die Ausstellung nicht derjenigen,<br />

die das Konzept <strong>und</strong> die<br />

Gestaltung vorgesehen hatten. Die<br />

Lernatmosphäre ließe sich dadurch<br />

optimieren, dass Ausstellungskonzepte<br />

umgesetzt werden, in denen sich alle<br />

Lerntypen wiederfi nden können.<br />

Kolb zufolge ist <strong>Lernen</strong> ein sozialer<br />

Prozess. Es ist nicht nur einfach eine<br />

Frage der Informationsverdauung<br />

nach dem Unterricht, denn was jeder<br />

Einzelne in die Lernsituation einbringt,<br />

hängt mit seiner Lebenserfahrung<br />

<strong>und</strong> seinem Umgang mit neuen<br />

Informationen <strong>und</strong> Situationen<br />

zusammen. In Bezug auf die<br />

<strong>Museum</strong>ssituation bedeutet dies, dass<br />

nicht der bloße Wissenserwerb beim<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch im Vordergr<strong>und</strong> steht,<br />

sondern auch die in der Ausstellung<br />

angewendeten Vermittlungsstrategien.<br />

Der Lernprozess besteht aus zwei<br />

Dimensionen: Die eine gibt an, wie<br />

Erfahrungen gesammelt werden<br />

(Auffassung/Verständnis) <strong>und</strong> die<br />

andere wie diese Erfahrungen verarbeitet<br />

werden (Umfang/Inhalt). Zusammen<br />

ergeben diese beiden Dimensionen einen<br />

Lernprozess, der durch vier verschiedene<br />

Lernstile gekennzeichnet ist: konkrete<br />

Erfahrung, refl ektierende Beobachtung,<br />

abstrakte Begriffsbildung <strong>und</strong><br />

aktives Experimentieren. Anhand der<br />

vier Lernstile können vier Lerntypen<br />

unterschieden werden:<br />

�� Konkrete Erfahrung in Kombination mit<br />

refl ektierender Beobachtung basiert auf<br />

einem divergierenden Lernstil, der für den<br />

Typ des Träumers charakteristisch ist.<br />

�� Refl ektierende Beobachtung<br />

in Kombination mit abstrakter<br />

Begriffsbildung basiert auf einen<br />

assimilierenden Lernstil, der für den Typ<br />

des Beraters charakteristisch ist.<br />

�� Abstrakte Begriffsbildung in Kombination<br />

mit aktivem Experimentieren basiert auf<br />

einem konvergierenden Lernstil, der für den<br />

Typ des Entscheiders charakteristisch ist.<br />

�� Aktives Experimentieren in Kombination<br />

mit konkreter Erfahrung basiert auf einem<br />

akkomodierenden Lernstil, der für den Typ<br />

des Machers charakteristisch ist.<br />

Träumer sind am Besten im konkreten<br />

Erfahren <strong>und</strong> refl ektierenden<br />

Beobachten. Ihre Stärke ist<br />

ihre Vorstellungskraft <strong>und</strong> ihr<br />

Wertebewusstsein. Sie zeichnen sich<br />

durch die Fähigkeit aus, konkrete<br />

Situationen aus vielen Perspektiven<br />

zu betrachten. Sie lernen eher durch<br />

Beobachten als durch Handeln.<br />

Träumer vollbringen besondere<br />

Leistungen in Situationen, die für die<br />

Entwicklung von Ideen wichtig sind,<br />

wie zum Beispiel beim Brainstorming.<br />

Träumer neigen dazu, sich für andere<br />

Menschen zu interessieren <strong>und</strong><br />

einfallsreich <strong>und</strong> kreativ zu sein.<br />

Die dominierenden Fähigkeiten der<br />

Berater sind abstrakte Begriffsbildung<br />

<strong>und</strong> refl ektierendes Beobachten. Ihre<br />

größte Stärke liegt darin, theoretische<br />

Modelle zu bilden. Sie zeichnen sich<br />

dadurch aus, dass sie induktiv vorgehen<br />

<strong>und</strong> verschiedene Beobachtungen<br />

in einer folgerichtigen Erklärung<br />

zusammenfassen. Berater interessieren<br />

sich weniger für Menschen als vielmehr<br />

für abstrakte Konzepte. Es geht ihnen<br />

nicht um die praktische Anwendung<br />

der Theorie, sondern darum, dass sie<br />

logisch <strong>und</strong> genau ist.<br />

Die Lernvorteile der Entscheidungsträger<br />

sind abstrakte Begriffsbildung<br />

<strong>und</strong> aktives Experimentieren. Ihre<br />

Stärken liegen im Bereich des<br />

Problemlösens, Entscheidens <strong>und</strong><br />

der praktischen Umsetzung von<br />

Ideen. Entscheidungsträger sind in<br />

Situationen am besten, auf die es<br />

nur eine einzige korrekte Antwort<br />

oder eine Lösung auf eine Frage oder<br />

eines Problems gibt. Dieser Lerntyp<br />

wendet sein Wissen zur Problemlösung<br />

an. Forschungen zu diesem Lerntyp<br />

zeigen, dass die Entscheidungsträger<br />

beim <strong>Lernen</strong> wenig emotional sind. Sie<br />

bevorzugen die Auseinandersetzung<br />

mit technischen Aufgaben <strong>und</strong><br />

Problemen, anstatt mit sozialen <strong>und</strong><br />

zwischenmenschlichen Fragestellungen.


TräumerInnen: „Wozu wurde diese Maus benutzt?“ Die BesucherInnen sollen mithilfe<br />

ihrer Vorstellungskraft eine Antwort auf diese Frage fi nden. Wenn Sie mit Ihrer Ausstellung<br />

TräumerInnen ansprechen wollen, sollten Sie folgende Schlüsselwörter beachten: Gefühl,<br />

persönlich, Kreativität, unterschiedliche Perspektiven, poetisch, Fantasie, Farbe, Beschaffenheit,<br />

Subjektivität.<br />

Foto: Ivar Pel, <strong>Museum</strong> der Universität Utrecht<br />

25


26<br />

EntscheiderInnen: „Bringen Sie die Dias mit den Abbildungen von Embryonen in die richtige<br />

Reihenfolge.“ EntscheiderInnen werden durch Ausstellungen angesprochen, die funktional,<br />

effizient, stichhaltig <strong>und</strong> rational sind. Ihnen sagen Übersichtsdarstellungen <strong>und</strong> Modelle zu,<br />

an denen sie ihr neu erworbenes Wissen testen können. Sie nutzen Gelegenheiten, selbst<br />

in der Ausstellung aktiv zu werden, um vorgestellte Theorien in der Praxis anzuwenden <strong>und</strong><br />

Problemlösungsansätze durchzuspielen.<br />

Foto: Ivar Pel, <strong>Museum</strong> der Universität Utrecht


MacherInnen: „Springen Sie auf diese druckluftbetriebene Pumpe, um die Wirkungskraft der<br />

Luft zu ermitteln.“ BesucherInnen werden in einer Art <strong>und</strong> Weise aktiv mit einbezogen, in der<br />

sie durch ihre eigene Betätigung etwas erfahren. Für die MacherInnen sollte eine Ausstellung<br />

folgendes bieten: neue Erfahrungen, Teilnahmemöglichkeit, Anreiz, Vielfalt, Wettbewerb <strong>und</strong><br />

Risiko. Sie muss prägnant, sachlich, eindrucksvoll, intuitiv sowie auf die Lebenswirklichkeit<br />

bezogen sein.<br />

Foto: Ivar Pel, <strong>Museum</strong> der Universität Utrecht<br />

27


28<br />

BeraterInnen: „Bringen Sie die Ausstellungsstücke in eine zeitliche Abfolge.“<br />

Die Ausstellungsstücke dieser Abbildung stehen in geschichtlichem Zusammenhang mit der<br />

Universität <strong>und</strong> der Entwicklung der Naturwissenschaften. Dies soll die BesucherInnen dazu<br />

anregen ,<br />

die (chrono)logische Beziehung zwischen den Ausstellungsstücken zu untersuchen.<br />

BeraterInnen müssen geistig gefördert werden. Behalten Sie hierfür die folgenden Schlüsselwörter<br />

im Kopf: Tatsachen <strong>und</strong> Ansichten, Theorie, logische Verknüpfungen, „Der/die Spezialist/in<br />

spricht“, konzeptionell, Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> Schönheit, Logik <strong>und</strong> Präzision.<br />

Foto: Ivar Pel, <strong>Museum</strong> der Universität Utrecht


Die dominanten Lernfähigkeiten der<br />

Macher sind das konkrete Erfahren<br />

<strong>und</strong> das aktive Experimentieren. Ihre<br />

große Stärke liegt im Ausführen von<br />

Vorhaben <strong>und</strong> Aufgaben <strong>und</strong> der<br />

Bereitschaft, sich selbst in neuen<br />

Situationen zu erproben. Sie zeichnen<br />

sich in solchen Situationen aus, in<br />

denen sich interessante Möglichkeiten<br />

bieten, Risiken bestehen <strong>und</strong> agiert<br />

werden muss. Sie sind dafür bekannt,<br />

dass sie sehr flexibel <strong>und</strong> spontan<br />

reagieren. In Situationen, in denen<br />

eine Theorie oder ein Plan nicht den<br />

Tatsachen entspricht, werden Sie eher<br />

den Plan verwerfen. Sie neigen dazu,<br />

Probleme mit einer intuitiven „trail-anderror-Methode“<br />

zu lösen <strong>und</strong> setzen<br />

dabei besonders auf die Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Information anderer Menschen,<br />

statt auf ihre eigenen analytischen<br />

Fähigkeiten. Sie sind gewandt im<br />

Umgang mit Menschen, erscheinen<br />

aber <strong>of</strong>t als ungeduldig <strong>und</strong> aggressiv in<br />

Lernsituationen.<br />

DIE ERPROBUNG VON KOLBS<br />

LERNTHEORIEN IN DEN<br />

NIEDERLANDEN<br />

Das von der Niederländischen<br />

<strong>Museum</strong>svereinigung in den<br />

Niederlanden durchgeführte Kolb-<br />

Projekt untersucht zuerst, wodurch<br />

sich die Attraktivität einer Ausstellung<br />

für die verschiedenen Lerntypen<br />

auszeichnet. Anschließend wurde mit<br />

den dabei festgestellten Merkmalen<br />

für jeden Typ eine Checkliste für die<br />

<strong>Museen</strong> erstellt. Jede der Checklisten<br />

beinhaltetet die drei Schlüsselaspekte<br />

jeder Ausstellung oder Präsentation:<br />

Inhalt <strong>und</strong> Information, Einstellung<br />

sowie Atmosphäre <strong>und</strong> Gestaltung.<br />

Durch die Pilotprojekte entstanden<br />

kreative <strong>und</strong> interessante Ausstellungen<br />

<strong>und</strong> eine lebhafte Diskussion über<br />

das Wesen <strong>und</strong> Ziel des <strong>Lernen</strong>s. Sie<br />

stießen jedoch teilweise auf Ablehnung<br />

bei Mitgliedern des Projektteams. Die<br />

meisten <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

begrüßten die theoretische Stärkung<br />

ihrer Position <strong>und</strong> hatten Spaß<br />

an der Entwicklung neuer auf die<br />

verschiedenen Lerntypen der<br />

BesucherInnen zugeschnittenen<br />

Vermittlungsstrategien <strong>und</strong> Texten.<br />

Einige der AusstellungsdesignerInnen<br />

<strong>und</strong> -architektInnen fühlten sich durch<br />

die Anwendung von Kolbs Lerntheorie<br />

in ihrer Kreativität eingeschränkt. Die<br />

KuratorInnen, von denen die meisten<br />

TräumerInnen oder BeraterInnen sind,<br />

bevorzugten es, ihrem eigenen Lerntyp<br />

treu zu bleiben. Zur Entwicklung einer<br />

Vermittlungsstrategie, die die vielfältigen<br />

Lernbedürfnisse der potentiellen<br />

BesucherInnen in Betracht zieht,<br />

bedarf es Zeit <strong>und</strong> Engagement von<br />

Seiten der beteiligten MitarbeiterInnen.<br />

Die Konzeption einfallsreicher,<br />

an verschiedenen Lerntypen<br />

orientierter Vermittlungsstrategien<br />

29<br />

für Ausstellungen wird auch anfangs<br />

eher skeptische KollegInnen vom Wert<br />

dieses Ansatzes überzeugen. Sollten<br />

Sie der Meinung sein, dass es sich<br />

lohnt, für verschiedene Lerntypen<br />

das passende Vermittlungsprogramm<br />

anzubieten, dann könnte es für Sie<br />

sinnvoll sein, bei der Planung des<br />

Lernprozesses einen Blick auf die<br />

Verwendungsmöglichkeit von Kolbs<br />

Lerntheorie zu werfen.<br />

Leitfaden für die Anwendung<br />

von Kolbs Lerntheorie bei der<br />

Ausstellungsplanung:<br />

�� Stellen Sie dem gesamten Projektteam<br />

die Theorie anhand von erfolgreichen<br />

Fallbeispielen vor <strong>und</strong> stellen Sie weitere<br />

Informationen zur Verfügung. Wenden Sie<br />

die Theorie auf jeden Fall von Beginn des<br />

neuen Projektes an.<br />

�� Ermutigen Sie alle Teammitglieder,<br />

sich selbst dem Lerntypentest zu<br />

unterziehen <strong>und</strong> nutzen Sie das<br />

Ergebnis um zu entscheiden, ob die<br />

Teamzusammensetzung bezüglich der<br />

repräsentierten Lerntypen ausreichend<br />

ausgeglichen ist. Möglicherweise ist<br />

es von Vorteil, das Team mit Personen<br />

anderen Lerntyps zu ergänzen.<br />

�� Ernennen Sie ein Teammitglied zum/r<br />

Besuchervertreter/in. Er/Sie hat die Aufgabe,<br />

die Besuchermeinungen <strong>und</strong> -interessen


30<br />

zu vertreten <strong>und</strong> während der gesamten<br />

Projektzeit darauf zu achten, dass die<br />

Lerntypentheorie konsequent angewandt<br />

wird. Der/Die Besuchervertreter/in sollte über<br />

sehr gute Kenntnisse der Lerntheorien im<br />

Allgemeinen <strong>und</strong> Kolbs Lerntypentheorie im<br />

Besonderen verfügen <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

Erfahrung mit Besucherforschungen sowohl<br />

im <strong>Museum</strong> als auch anderweitig haben.<br />

�� Versichern Sie sich, dass bei der<br />

Konzeption <strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>riss der<br />

Ausstellung des Vermittlungsprogramms<br />

jeder der vier bevorzugten Lerntypen<br />

berücksichtigt wird. Seien Sie sich<br />

jedoch darüber im Klaren, dass durch die<br />

Verwendung von Kolbs Lerntheorie in<br />

Ausstellungssituationen zusätzliche Kosten<br />

entstehen können.<br />

l Die Checkliste gibt es hier:<br />

www.museumsvereniging.nl,<br />

“International relations“,<br />

„Life Long <strong>Museum</strong> Learning“<br />

Mehr Informationen über<br />

Kolbs Lerntypentest <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeit, den Test selbst<br />

durchzuführen, finden Sie online<br />

unter: www.haygroup.com/TL<br />

2.4 Bestimmung der<br />

Lernergebnisse<br />

Lernergebnisse sind das Resultat einer<br />

Lernerfahrung. Sie können sowohl<br />

auf Einzelne, als auch auf Gruppen<br />

zutreffen <strong>und</strong> können kurzfristig<br />

oder langfristig sein. Normalerweise<br />

werden sie – zumindest im staatlichen<br />

Bildungssektor – als das Ergebnis<br />

einer bestimmten Unterrichtseinheit<br />

betrachtet <strong>und</strong> beinhalten Urteile über<br />

den individuellen Lernfortschritt. <strong>Lernen</strong><br />

ist jedoch ein dynamischer Prozess <strong>und</strong><br />

in vielen Fällen schwer nachweisbar.<br />

Die ungeplanten <strong>und</strong> unerwarteten,<br />

im Laufe des Lernprozesses <strong>und</strong> des<br />

sozialen Austauschs entstandenen<br />

Lernergebnisse sind <strong>of</strong>t die<br />

interessantesten.<br />

Es ist beinahe genauso schwierig<br />

im <strong>Museum</strong> Lerntypentests mit<br />

BesucherInnen durchzuführen,<br />

wie Lernziele festzulegen, die von<br />

den <strong>Lernen</strong>den erreicht werden<br />

sollen. Darüber hinaus überrascht<br />

es angesichts der <strong>of</strong>fenen Struktur<br />

der musealen Bildungsarbeit <strong>und</strong><br />

der Vielfalt an Lernstilen nicht, dass<br />

es <strong>of</strong>t kompliziert zu messen ist,<br />

was tatsächlich neu dazu gelernt<br />

wurde. In den meisten Fällen<br />

ist das Besuchervorwissen der<br />

<strong>Museum</strong>sleitung nahezu unbekannt.<br />

Lernergebnisse werden häufig als<br />

leichte Veränderungen mit Einfluss<br />

auf Verhalten, Werte, Gefühle <strong>und</strong><br />

Glauben beschrieben. Diejenigen,<br />

die den nachweisbaren Zuwachs<br />

an Wissen, Fähigkeiten <strong>und</strong> ein<br />

gesteigertes Verständnis fordern,<br />

müssen Evaluationen durchführen <strong>und</strong><br />

Bewertungskriterien aufstellen.<br />

Verglichen mit staatlichen Bildungseinrichtungen<br />

ist es für <strong>Museen</strong><br />

sehr viel schwieriger einzuschätzen,<br />

wie viel ihre BesucherInnen gelernt<br />

oder welchen Fortschritt sie erzielt<br />

haben. Mittlerweile gibt es nützliche<br />

Leitfäden <strong>und</strong> Rahmenrichtlinien für<br />

die Beurteilung des Lernerfolgs, wie<br />

zum Beispiel Partnerships for Learning:<br />

a guide to evaluating arts education<br />

projects von Felicity Woolf (1999<br />

Arts Council England) <strong>und</strong> Inspiring<br />

Learning for All. Man sollte jedoch nicht<br />

vergessen, dass <strong>Lernen</strong>de selbst dazu<br />

fähig sind, ihr <strong>Lernen</strong> zu beurteilen. Bei<br />

Untersuchungen zu Lernergebnissen<br />

im <strong>Museum</strong> sollte man deshalb unter<br />

keinen Umständen versäumen, die<br />

BesucherInnen nach ihren Erfahrung<br />

<strong>und</strong> ihrem Lernerfolg zu fragen.<br />

In einem Versuch, die Auswirkungen<br />

der verschiedenen Lernerfahrungen<br />

in <strong>Museen</strong> zu beschreiben <strong>und</strong><br />

aufzuzeichnen, hat der britische<br />

<strong>Museum</strong>s-, Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivrat<br />

(UK <strong>Museum</strong>s Libraries and Archives<br />

Council, MLA) in Großbritannien eine<br />

Aufstellung der Lernergebnisse erstellt,<br />

die jegliche Form des <strong>Lernen</strong>s, die


im Rahmen eines <strong>Museum</strong>sbesuchs<br />

stattfindet, berücksichtigt. Laut dieser<br />

Untersuchung findet sich das, was man<br />

im <strong>Museum</strong> lernen kann, unter einem<br />

der fünf folgenden Punkte wieder:<br />

ß Wissen <strong>und</strong> Verständnis<br />

ß Fähigkeiten<br />

ß Werte <strong>und</strong> Normen<br />

ß Vergnügen, Inspiration, Kreativität<br />

ß Aktion, Verhalten,<br />

Weiterentwicklung<br />

Diese Punkte werden „generische<br />

Lernresultate“ genannt <strong>und</strong> können<br />

sowohl dazu genutzt werden, die<br />

erwarteten Lernergebnisse eines<br />

Vermittlungsangebots zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> damit zur Entwicklung der<br />

nachfolgenden Untersuchungsfragen<br />

dienen, als auch die Richtlinien<br />

für die Evaluation zur Analyse der<br />

Besucherantworten liefern.<br />

Gleichwohl fangen die generischen<br />

Lernresultate nur das ein, was<br />

die BesucherInnen als <strong>Lernen</strong><br />

wahrgenommen haben. Sie beweisen<br />

nicht, dass das <strong>Lernen</strong> stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. Um herauszufinden, ob sie<br />

wirklich – wie sie sagen – Wissen oder<br />

Fähigkeiten erworben haben, müsste<br />

man die <strong>Lernen</strong>den testen. Doch<br />

vermutlich werden <strong>Museen</strong> niemals in<br />

der Lage sein, ihren BesucherInnen<br />

Tests abzuverlangen, mit denen sich ein<br />

Lerneffekt nachweisen lässt. Deshalb<br />

sind die vorhandenen Informationen<br />

immer hochgradig subjektiv. Dennoch<br />

sind die Angaben, die BesucherInnen<br />

darüber machen, was sie glauben<br />

bei einem <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

gelernt zu haben, <strong>und</strong> welche auf<br />

den <strong>Museum</strong>sbesuch bezogene<br />

Veränderungen ihre LehrerInnen, Eltern<br />

oder GruppenleiterInnen beobachten,<br />

eine wichtige Informationsquelle.<br />

Wenn die Informationen sorgfältig<br />

gesammelt, systematisch ausgewertet<br />

<strong>und</strong> exakt dokumentiert werden, lassen<br />

sie wichtige Rückschlüsse über das<br />

Vermögen des <strong>Museum</strong>s, das <strong>Lernen</strong><br />

zu unterstützen <strong>und</strong> zu inspirieren, zu.<br />

Diese Aufzählung enthält die häufigsten<br />

Anhaltspunkte, die bei der Beurteilung<br />

der Auswirkungen des <strong>Lernen</strong>s in<br />

<strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Ausstellungen beachtet<br />

werden sollten:<br />

ß Umfangreicheres Wissen über ein<br />

bestimmtes Thema<br />

ß Verbessertes Verständnis über<br />

spezifische Ideen <strong>und</strong> Konzepte<br />

ß Verbesserte technische <strong>und</strong><br />

andere Fähigkeiten<br />

ß Eine Veränderung der Werte<strong>und</strong><br />

Normvorstellungen<br />

ß Beweise für Unterhaltung,<br />

Inspiration <strong>und</strong> Kreativität<br />

(folgende Seite) Ausstellungssituation mit<br />

Projektion in einem Nebenraum im Het<br />

Dolhuys <strong>Museum</strong>.<br />

Foto: Het Dolhuys <strong>Museum</strong>, Haarlem<br />

31<br />

ß Beweise für Aktivität, Verhalten<br />

<strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

ß Zwischenmenschlicher Austausch<br />

<strong>und</strong> Kommunikation<br />

ß<br />

ß<br />

Erhöhtes Selbstbewusstsein<br />

Persönlichkeitsentwicklung<br />

ß Stärkung des<br />

Gemeinschaftsgefühls<br />

ß<br />

Identitätsfindung<br />

ß Verbesserte Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Wohlergehen<br />

l www.inspiringlearningforall.<br />

gov.uk


32<br />

3. Kapitel


3.1 Besucherforschung<br />

Die Besucherforschung ist ein<br />

Kontrollinstrument, mit dem alle<br />

Aspekte der Erfahrungen, die<br />

<strong>Lernen</strong>de <strong>und</strong> BesucherInnen im<br />

<strong>Museum</strong> machen, nachvollzogen<br />

<strong>und</strong> verbessert werden können. Dies<br />

beginnt bei ihrer Motivation <strong>und</strong> ihren<br />

Eindrücken geht über die Art <strong>und</strong><br />

Weise, wie sie von der Ausstellung<br />

lernen, bis hin zum Pausenverhalten<br />

<strong>und</strong> der Nutzung anderer Einrichtungen.<br />

Die Besucherforschung kann beim<br />

Erkennen der unterschiedlichen<br />

geistigen <strong>und</strong> körperlichen Bedürfnisse<br />

der BesucherInnen von Nutzen<br />

sein. Verantwortliche für den<br />

Vermittlungsbereich in <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

Ausstellungen gewinnen durch die<br />

Forschung Informationen über ihre<br />

BesucherInnen <strong>und</strong> ihre Lerndynamik,<br />

so dass sie entsprechend darauf<br />

abgestimmte Programme entwickeln<br />

können.<br />

Besucherforschung <strong>und</strong> Programmevaluation<br />

stehen in enger Beziehung<br />

zueinander. Beide dienen den<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen, um über<br />

BesucherInnen <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>de sowie<br />

über Ausstellungen <strong>und</strong> Exponate<br />

informiert zu sein. Besucherforschung<br />

ist kein Marketinginstrument, obwohl<br />

manchmal Methoden verwendet<br />

werden, die denen der Marktforschung<br />

sehr ähnlich sind. Dahinter steckt die<br />

Absicht, mehr über die Hintergründe<br />

Die methodologischen<br />

Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> Bedürfnisse der BesucherInnen<br />

zu erfahren, um die Mittel der <strong>Museen</strong><br />

effektiver einsetzen zu können. Die<br />

Forschung kann außerdem aufzeigen,<br />

wer nicht das <strong>Museum</strong> besucht<br />

sowie Strategien entwickeln, um<br />

für diese Personengruppen den<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch attraktiver zu machen.<br />

Besucherforschung oder Besucheruntersuchungen<br />

können auch als<br />

Evaluation bezeichnet werden. Sie<br />

werden „front-end Evaluation“<br />

genannt, wenn sie zu Projektbeginn<br />

durchgeführt werden, „formative<br />

Evaluation“, wenn sie während der<br />

Test-, bzw. Pilotphase eines Projekts<br />

Anwendung finden <strong>und</strong> „summative<br />

Evaluation“, wenn sie nach<br />

Projektabschluss stattfinden.<br />

KuratorInnen, KünstlerInnen <strong>und</strong><br />

<strong>Museum</strong>spädagogInnen pr<strong>of</strong>itieren<br />

bei der Ausstellungsplanung<br />

<strong>und</strong> -gestaltung enorm von einem<br />

umfassenden Wissen darüber, wer<br />

<strong>Museen</strong> aus welcher Motivation heraus<br />

besucht. Durch die Besucherforschung<br />

wird auch ersichtlich, welche<br />

Bevölkerungsgruppen in den<br />

Untersuchungsergebnissen<br />

unterrepräsentiert sind <strong>und</strong> für die<br />

Maßnahmen zur Zielgruppenerweiterung<br />

entwickelt werden sollten.<br />

Die Besucherforschung bewirkt eine<br />

stärkere Verpflichtung des <strong>Museum</strong>s<br />

im Bereich der Beratung <strong>und</strong> des<br />

33<br />

Austausches mit BesucherInnen mit<br />

dem Ziel, in Zukunft besser auf ihre<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Vorlieben reagieren<br />

zu können. Das setzt voraus, dass<br />

die <strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen<br />

Interesse an den BesucherInnen<br />

<strong>und</strong> den potenziellen BesucherInnen<br />

zeigen <strong>und</strong> bereit sind, ihre eigenen<br />

Wahrnehmungen <strong>und</strong> Annahmen zu<br />

überdenken, wie ein <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

von Seiten der BesucherInnen<br />

aufgenommen wird <strong>und</strong> wie <strong>Lernen</strong> im<br />

<strong>Museum</strong> funktioniert. Damit erkennt<br />

man an, dass auch Fachleute nur<br />

ein lückenhaftes Wissen darüber<br />

haben, was die BesucherInnen<br />

wollen. Desweiteren wird davon<br />

ausgegangen, dass die Kommunikation<br />

mit den BesucherInnen von großer<br />

Bedeutung ist <strong>und</strong> dieser Prozess<br />

beidseitig sein sollte, was für die<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen zu einer<br />

Herausforderung werden kann. Im<br />

Gegensatz zu der Annahme, dass<br />

der <strong>Museum</strong>sbesuch als eine<br />

formale, didaktisch strukturierte<br />

Bildungseinheit wahrgenommen wird,<br />

die auf der Wissensweitergabe von<br />

ExpertInnen zu Laien begründet ist,<br />

stellte sich bei der Besucherforschung<br />

heraus, dass zwischen den<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen <strong>und</strong> den<br />

BesucherInnen ein intensiver Austausch<br />

stattfindet <strong>und</strong> neue Projekte<br />

gemeinschaftlich entwickelt werden.


34<br />

Der Kreislauf der Besucherforschung<br />

(Schaubild von Juliette Fritsch, Victoria and Albert <strong>Museum</strong>, London)<br />

Dieser Kreislauf wurde in erster Linie von SozialwissenschaftlerInnen<br />

für Naturwissenschaftliche <strong>Museen</strong><br />

entwickelt. Bei der Untersuchung museumspädagogischer<br />

Projekte wurden wissenschaftliche Vorgehensweisen<br />

angewendet.<br />

Der erste Schritt ist die<br />

„front-end Evaluation“.<br />

Sie sollte mit Beginn der<br />

Konzeptentwicklung durchgeführt<br />

werden, weil das durchzuführende<br />

Projekt dabei aus der Besucherperspektive<br />

analysiert wird.<br />

Üblich ist eine qualitative Erhebung<br />

mit dem Ziel, Informationen über<br />

das Interesse, die Einstellung, das<br />

Vorwissen, die Wahrnehmungen<br />

<strong>und</strong> Vorurteile zu den Frage-<br />

stellungen der Ausstellung<br />

zu erlangen.<br />

Der nächste Schritt ist die<br />

„formative Evaluation“.<br />

Besucherforschung ist ein sich wiederholender Prozess. Es ist<br />

daher immer lohnenswert, sich erneut die Fragen zu stellen,<br />

die Ergebnisse nochmals durchzusehen <strong>und</strong> den Prozess von<br />

vorne zu beginnen. Im Victoria and Albert <strong>Museum</strong> wird dieser<br />

Kreislauf bei der Konzipierung neuer Ausstellungsprojekte<br />

verwendet, sein Anwendungsbereich ist jedoch vielseitig.<br />

Sie ist wesentlich für die<br />

Ausstellungskonzeption <strong>und</strong><br />

-entwicklung <strong>und</strong> stellt die Prototypen<br />

einzelner Elemente des geplanten<br />

Entwurfs auf die Probe. Bei einem<br />

Ausstellungsprojekt würde man zum<br />

Beispiel die interaktiven Angebote,<br />

die Textanordnung, den Ton, die<br />

Präsentation, die Ergonomie <strong>und</strong><br />

die Beziehung zwischen den<br />

Exponaten, den Vitrinen <strong>und</strong> den<br />

Aussagen prüfen.<br />

Der letzte Schritt ist die<br />

„summative Evaluation“.<br />

Man beginnt mit der summativen<br />

Evaluation, wenn das Projekt bereits<br />

angelaufen ist, beispielsweise nach<br />

der Ausstellungseröffnung. Sie ist<br />

ausschlaggebend für die<br />

Beurteilung der Effektivität des<br />

Projekts <strong>und</strong> seiner Wirkung auf die<br />

beabsichtigte Zielgruppe.<br />

Bei der summativen Evaluation<br />

geht es darum herauszufinden,<br />

ob das anvisierte Projektziel<br />

erreicht wurde.<br />

„Meta-Evaluation“<br />

Dieser Schritt kann jederzeit während der Projektentwicklung durchgeführt werden,<br />

indem man sich durch Recherche <strong>und</strong> Analyse einen Überblick über die anderen<br />

Untersuchungen auf diesem Gebiet verschafft <strong>und</strong> die Schlüsselergebnisse dieser<br />

Untersuchungen auf das eigene Projekt anwendet. Sie hilft dabei Strukturen,<br />

Trends <strong>und</strong> mögliche Kriterien für die Qualitätskontrolle zu erkennen. Darüber<br />

hinaus ergeben sich durch den Vergleich mit anderen Untersuchungen Hinweise<br />

auf entwicklungsfähige Bereiche des eigenen Projekts.


Besucherforschung dient als<br />

nützliches Instrument bei der internen<br />

<strong>und</strong> externen Imagewerbung oder<br />

beim F<strong>und</strong>raising für ein neues<br />

Projekt. Man kann von bereits<br />

geleisteter Arbeit pr<strong>of</strong>itieren <strong>und</strong><br />

parallel dazu beweisen, dass man<br />

von Fehlern aus der Vergangenheit<br />

gelernt hat <strong>und</strong> seine Arbeit an den<br />

Untersuchungsergebnissen ausrichtet.<br />

Diese Vorgehensweise ermöglicht<br />

den Aufbau einer Vertrauensbasis,<br />

von der aus man glaubhaft vermitteln<br />

kann, dass die dem <strong>Museum</strong> zur<br />

Verfügung stehenden Mittel in<br />

erfolgreiche <strong>und</strong> gut durchdachte<br />

Projekte investiert werden. Aus den<br />

Ergebnissen der Evaluationsforschung<br />

kann man ableiten, dass die<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen mithilfe einer<br />

Besucherforschung viel besser über<br />

ihr anvisiertes Zielpublikum unterrichtet<br />

<strong>und</strong> vorbereitet sind <strong>und</strong> somit ihre<br />

Angebote rechtfertigen können.<br />

Die Besucherforschung ermöglicht es,<br />

die <strong>Museum</strong>sbesucherInnen in eine<br />

Vielzahl von Gruppen einzuteilen. Das<br />

Victoria and Albert <strong>Museum</strong> (V&A)<br />

in London hat seine BesucherInnen<br />

beispielsweise in folgende Gruppen<br />

eingeteilt: Familien, SchülerInnen<br />

<strong>und</strong> StudentInnen, Schulen, in<br />

der Kreativwirtschaft Tätige sowie<br />

einzelne Erwachsene <strong>und</strong> Gruppen<br />

mit übereinstimmenden Bedürfnissen,<br />

Wünschen <strong>und</strong> Abneigungen.<br />

Durch sorgfältige <strong>und</strong> genaue<br />

Untersuchungen gewonnene,<br />

detaillierte Informationen stellen<br />

nicht nur eine große Hilfe bei<br />

Entscheidungsprozessen in Bezug<br />

auf einzelne Projekte dar, sondern<br />

bilden auch eine Stütze bei der<br />

Entwicklung auf Fakten beruhender<br />

Organisationsrichtlinien <strong>und</strong> -strategien<br />

für das ganze <strong>Museum</strong>.<br />

Besucherforschung ist allerdings,<br />

sowohl was Kosten als auch<br />

Mitarbeiterzeit betrifft, gleichermaßen<br />

aufwändig. Bei der formativen<br />

Evaluation muss man bedenken,<br />

dass sie die Gesamtzeit der<br />

Projektentwicklung verlängert.<br />

Es kann vorkommen, dass die<br />

Forschungsergebnisse die „So haben<br />

wir das immer gemacht“-Arbeits- <strong>und</strong><br />

Denkweise des <strong>Museum</strong>steams<br />

infrage stellt. Wenn sich durch<br />

die Untersuchung <strong>und</strong> Evaluation<br />

herausstellt, dass bei der bisherigen<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit Problemfelder oder<br />

Bereiche existieren, die nicht wirklich<br />

effektiv sind, bedeutet dies, dass<br />

weitreichende Veränderungen <strong>und</strong><br />

Umstrukturierungen innerhalb des<br />

<strong>Museum</strong>s notwendig sind. Sie<br />

erfordern großes Engagement <strong>und</strong> die<br />

Akzeptanz der Evaluation von Seiten<br />

der MitarbeiterInnen.<br />

Dem V&A in London, eines<br />

der größten <strong>und</strong> am stärksten<br />

frequentierten Nationalmuseen<br />

35<br />

Großbritanniens, gelang mithilfe einer<br />

sorgfältigen Besucherforschung die<br />

erfolgreiche Konzeptentwicklung<br />

für die British Galleries, was dazu<br />

geführt hat, dass die Entwicklung<br />

aller neuen Ausstellungen<br />

mittlerweile auf den Ergebnissen von<br />

Besucheruntersuchungen beruhen.<br />

Im Rahmen der Besucherforschung<br />

zur Entwicklung der British Galleries im<br />

V&A arbeitete das KuratorInnenteam<br />

mit <strong>Museum</strong>spädagogInnen an der<br />

Untersuchung der Anwendbarkeit<br />

verschiedener Lerntheorieschulen<br />

auf den <strong>Museum</strong>sbesuch zusammen.<br />

Es gelang ihnen, mehrere Lerntheoriemethoden<br />

in geeigneter<br />

Art <strong>und</strong> Weise anzuwenden <strong>und</strong><br />

damit sicherzustellen, dass die<br />

unterschiedlichen Lerntypen ihre<br />

Belange in der Ausstellungskonzeption<br />

<strong>und</strong> -gestaltung wiederfinden.<br />

Jede neue Ausstellung des<br />

V&A geht mit einer sorgfältigen<br />

Konzeptentwicklung einher, in<br />

die KuratorInnen, KünstlerInnen,<br />

PädagogInnen <strong>und</strong> BesuchervertreterInnen<br />

mit einbezogen werden.<br />

Bei der Konzeption wird jedes einzelne<br />

Ausstellungssegment in Hinblick auf<br />

eine bestimmte Besuchergruppe <strong>und</strong><br />

einen Lerntyp entwickelt. Die gesamte<br />

Vorgehensweise stützt sich auf die<br />

Ergebnisse der Besucherforschung<br />

im Bereich der Lerntheorien <strong>und</strong> der<br />

Besuchergruppierung.


36<br />

3.2 Evaluation<br />

WAS BEDEUTET EVALUATION<br />

UND WOFÜR IST SIE GUT?<br />

Evaluation bedeutet, Belege zu<br />

sammeln, um den Wert <strong>und</strong> die Qualität<br />

der eigenen Arbeit messen zu können,<br />

damit man nachweisen kann:<br />

ß Was funktioniert hat <strong>und</strong> warum<br />

ß Was nicht funktioniert hat <strong>und</strong><br />

warum<br />

ß Was sich während des Projekts<br />

ereignet hat<br />

ß Was den TeilnehmerInnen<br />

angeboten wurde<br />

ß Was die Projektteilnahme für die/<br />

den Einzelne/n, die Gruppe, das<br />

<strong>Museum</strong> <strong>und</strong> das weitere Umfeld<br />

verändert hat<br />

ß Was die TeilnehmerInnen,<br />

MitarbeiterInnen, Freiwilligen,<br />

KooperationspartnerInnen <strong>und</strong><br />

die Institution gelernt haben<br />

ß Wie das Geld <strong>und</strong> andere Mittel<br />

verwendet wurden<br />

ß Was Sie das nächste Mal anders<br />

machen würden<br />

Evaluation umfasst mehr als nur die<br />

Beschreibung dessen, was passiert ist.<br />

Es bedeutet, Beweise zu sammeln <strong>und</strong><br />

sie zu analysieren, um Anderen zeigen<br />

zu können, dass das eigene Projekt<br />

die Erwartungen erfüllt oder sogar<br />

übertr<strong>of</strong>fen hat.<br />

Evaluation fordert <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

<strong>und</strong> das <strong>Museum</strong>steam<br />

zur Reflexion darüber auf, was erreicht<br />

wurde <strong>und</strong> was nicht. Sie gewährleistet,<br />

dass:<br />

�� Das Projekt zugunsten der<br />

TeilnehmerInnen gestaltet wird.<br />

�� Die zur Verfügung stehenden Mittel<br />

effektiv eingesetzt werden.<br />

�� Die Art des <strong>Lernen</strong>s zur Verbesserung,<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Stärkung des Projekts<br />

beiträgt.<br />

�� Die bei der Evaluation ermittelten Daten<br />

zur Unterstützung der internen <strong>und</strong><br />

externen Imagepflege verwendet werden<br />

können. Zum Beispiel dabei:<br />

�� Ihre Institution davon zu überzeugen, die<br />

Arbeit fortzusetzen <strong>und</strong> auszubauen.<br />

�� Neue F<strong>und</strong>raising-Anträge für ähnliche<br />

Projekte zu unterstützen.<br />

�� Die pr<strong>of</strong>essionelle <strong>und</strong> öffentliche Meinung<br />

über die Bedeutung des Lebenslangen<br />

<strong>Lernen</strong>s in <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Ausstellungen<br />

infrage zu stellen <strong>und</strong> zu verändern.<br />

WORAUS SOLLTE EINE<br />

EVALUATION BESTEHEN?<br />

Die Evaluation sollte sich genau auf die<br />

Ziele <strong>und</strong> Bedürfnisse des betreffenden<br />

Projekts <strong>und</strong> der verschiedenen<br />

Beteiligten – TeilnehmerInnen,<br />

Projektteam, KooperationspartnerInnen,<br />

LeiterInnen, SponsorInnen <strong>und</strong> die<br />

Institution selbst – beziehen. Für<br />

die Praxis sind daher folgende<br />

Informationen <strong>und</strong> Daten relevant:<br />

�� Die Anzahl der ProjektteilnehmerInnen.<br />

�� Die Arbeit des Projektteams wie<br />

Aufgabenverteilung, Besprechungen <strong>und</strong><br />

Aktionen.<br />

�� Teilnehmermeinungen zum Projekt <strong>und</strong><br />

dem individuellen Lerneffekt in Bezug auf<br />

das Umfeld <strong>und</strong> den gesellschaftlichen<br />

Kontext.<br />

�� Die Meinung der Kooperationspartner <strong>und</strong><br />

anderer Träger zum Projekt.<br />

�� Gelungene Praxis: Welche Ideen waren<br />

erfolgreich?<br />

�� In welchen Bereichen stieß das Projekt<br />

auf Hindernisse oder Grenzen? Welche<br />

Probleme sind aufgetaucht <strong>und</strong> wie<br />

konnten diese Probleme gelöst werden?


Jugendliche im Skulpturengarten des Hämeenlinna Art <strong>Museum</strong>.<br />

Foto: Terho Aalto, Hämeenlinna Art <strong>Museum</strong>, Hämeenlinna<br />

37


38<br />

�� Welche Veränderung hat das Projekt<br />

bewirkt?<br />

�� Unerwartete, positive Ergebnisse.<br />

�� Vorteile für Einzelne, Gruppen, <strong>Museen</strong><br />

<strong>und</strong> das Umfeld.<br />

�� Nachweis des Preis-Leistung-Verhältnisses.<br />

Evaluation erfordert sowohl die<br />

Erhebung quantitativer wie auch<br />

qualitativer Daten.<br />

„Quantitative Daten“ sind statistisch:<br />

Sie erfordern das Sammeln von<br />

Werten zum Beweis dessen, was<br />

passiert ist oder was nicht passiert<br />

ist. Eine typische Vorgehensweise<br />

bei quantitativen Erhebungen ist eine<br />

Umfrage mit Antworten zum Ankreuzen<br />

oder einem Multiple-Choice Test.<br />

Diese bestehen aus strukturierten,<br />

vorformulierten Antworten, die<br />

der/die ForscherIn, häufig der/die<br />

PädagogIn oder der/die ProjektleiterIn,<br />

im Vorfeld der Datenerhebung<br />

bereits als mögliches Ergebnisfeld<br />

ermittelt <strong>und</strong> gegliedert hat. Für die<br />

quantitative Arbeit ist eine prozentual<br />

aussagekräftige Anzahl Befragter<br />

unabdingbar, um sicherzustellen zu<br />

können, dass die Stichprobe sich dafür<br />

eignet, Ergebnisse zu belegen.<br />

Bei den „qualitativen Daten“ handelt<br />

es sich um die Erfassung <strong>und</strong><br />

das Verstehen von Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen. Es werden<br />

teilstrukturierte <strong>und</strong> <strong>of</strong>fene Fragen<br />

gestellt. Qualitative Daten werden hier<br />

in <strong>of</strong>fenem Antwortformat erhoben: Es<br />

werden keine möglichen Antworten<br />

vorgeschlagen. Der Befragte antwortet<br />

selbständig ohne Anleitung durch den<br />

Forscher.<br />

Die qualitative Befragung kann bei der<br />

Bestimmung möglicher intellektueller<br />

Barrieren <strong>und</strong> deren Überwindung<br />

nützlich sein. Des weiteren kann<br />

sie den <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

zitierfähige Aussagen zufriedener<br />

TeilnehmerInnen liefern. Für die<br />

Erhebung qualitativer Daten reicht eine<br />

kleinere Zahl Befragter aus als für eine<br />

quantitative Datenerhebung, obwohl die<br />

Stichprobe, je größer sie ist, natürlich<br />

umso repräsentativer wird.<br />

ERSTE SCHRITTE<br />

Man benötigt von Beginn an eine<br />

Planung <strong>und</strong> ein Budget für die<br />

Evaluation. Außerdem sollte man<br />

wissen, in welcher Art <strong>und</strong> Weise man<br />

beabsichtigt, zu evaluieren <strong>und</strong> nach<br />

welcher Art von Ergebnissen man sucht.<br />

Es ist sinnvoll, bei Projektbeginn einen<br />

Evaluationsplan zu haben, der sich an<br />

den fünf nachfolgend beschriebenen<br />

Leitlinien orientiert:<br />

Planung<br />

�� Warum führen Sie dieses Projekt durch?<br />

�� Was sind Ihre genauen Ziele?<br />

�� Woran werden Sie ihren Erfolg messen?<br />

Datenerhebung<br />

�� Wie werden Sie die Daten erfassen?<br />

�� Welche Erfassungsmethode eignet sich am<br />

besten für ihr Projekt?<br />

�� Wann werden Sie diese Methoden<br />

während des Projekts anwenden?<br />

�� Wer wird die Datenerhebung durchführen<br />

<strong>und</strong> wessen Daten sollen erfasst werden?<br />

Analyse <strong>und</strong> Interpretation der<br />

Daten<br />

�� Welche neuen Erkenntnisse haben Sie<br />

durch die Daten gewonnen?<br />

Gibt es Anhaltspunkte dafür, wie sich<br />

��<br />

die Art <strong>und</strong> Weise der Datenerhebung<br />

optimieren ließe?


Reflexion <strong>und</strong> neue Zielsetzung<br />

�� Welche Schlüsse lassen sich aus der<br />

Datenerhebung ziehen?<br />

�� Gibt es Anhaltspunkte für Veränderungen,<br />

die das Projekt positiv beeinflussen<br />

würden?<br />

�� Was werden Sie in Zukunft anders<br />

machen?<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Austausch<br />

�� Wem werden Sie über das Projekt<br />

berichten <strong>und</strong> warum?<br />

�� Wie werden Sie darüber informieren?<br />

�� Was werden Sie berichten?<br />

WORAUF MAN ACHTEN SOLLTE<br />

Die Selbstevaluation ist für Projekte<br />

häufig ein heikler Punkt. Hier finden Sie<br />

einige Vorschläge dazu, wie sich diese<br />

Schwierigkeiten bewältigen lassen:<br />

�� Planung der Evaluationsstrategie zu<br />

Projektbeginn <strong>und</strong> nicht in letzter Minute.<br />

�� Definition eindeutiger <strong>und</strong> erreichbarer<br />

Ziele, die es zu evaluieren gilt.<br />

�� Vorherige Übereinkunft darüber, wer<br />

in den verschiedenen Bereichen die<br />

Verantwortung für die Datenerhebung<br />

<strong>und</strong> Dokumentation trägt.<br />

�� Frühzeitige Absprachen über die<br />

Dokumentationsweise <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung einer effektiven<br />

Kommunikationsstrategie.<br />

�� Eine alle Beteiligte einbeziehende <strong>und</strong><br />

partizipatorische Arbeitsweise wählen.<br />

�� Auf eine exakte <strong>und</strong> sorgfältige<br />

Datenerhebung achten <strong>und</strong> die<br />

gewonnenen Daten auswerten.<br />

�� Unbedingt sicherstellen, dass ein<br />

Abschlussbericht angefertigt <strong>und</strong><br />

verteilt wird.<br />

WÄHLEN SIE DIE ZU IHNEN<br />

PASSENDEN METHODEN AUS<br />

Die aussagekräftigsten Informationen<br />

über Ihr Projekt erhalten Sie aus einer<br />

Kombination von:<br />

�� Laufender (formativer) Evaluation <strong>und</strong><br />

abschließender (summativer) Evaluation<br />

des Projekts.<br />

�� Quantitativer (Zahlen <strong>und</strong> Fakten) <strong>und</strong><br />

qualitativer (Gefühle, Erfahrungen,<br />

Ereignisse) Datenerhebung.<br />

39<br />

�� Realistischen <strong>und</strong> angemessenen<br />

Methoden, die der Wertvorstellung <strong>und</strong><br />

Größe Ihrer Institution entsprechen.<br />

Zahlen <strong>und</strong> Fakten sind zum Beispiel<br />

wesentlich, um zu erfahren, wie<br />

viele Menschen beteiligt sind, oder<br />

welches Alter <strong>und</strong> Geschlecht sie<br />

haben, welcher Herkunft sie sind<br />

oder aus welchen Umständen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen sie das <strong>Museum</strong><br />

besuchen. Die Beobachtung von<br />

TeilnehmerInnen während des<br />

Projekts bietet einen Einblick in<br />

deren Entwicklung. Eine einfache<br />

interne begleitende Beobachtung zur<br />

Dokumentation von Begegnungen,<br />

Teilnahme <strong>und</strong> Einzelresultaten<br />

liefert auf Dauer alle Daten zu<br />

verschiedenen Beteiligungsmustern der<br />

TeilnehmerInnen.<br />

Die herkömmlichen Methoden<br />

der Datenerhebung zur Erfassung<br />

der verschiedenen Erfahrungen<br />

der ProjektteilnehmerInnen - wie<br />

Rückmeldebögen, Fragebögen <strong>und</strong><br />

Befragungen, Testgruppen, direkte<br />

oder Telefonbefragungen - bieten den<br />

Beteiligten die Möglichkeit, in ihren<br />

eigenen Worten über ihre Erfahrungen<br />

zu sprechen. Dies setzt ein Konzept für<br />

<strong>und</strong> die Auswertung von Fragebögen,<br />

die Möglichkeit zur Bildung von<br />

Schwerpunktgruppen <strong>und</strong> die<br />

Durchführung von Befragungen voraus.


40<br />

Was gesagt wird, muss dokumentiert<br />

werden.<br />

Wenn Sie mit Jugendlichen oder<br />

anderen Gruppen arbeiten, die an<br />

Feedbackformularen, Befragungen<br />

<strong>und</strong> Fragebögen leicht verzagen, gibt<br />

es verschiedene andere Möglichkeiten<br />

zur Datenerhebung, die dabei helfen<br />

können, Erwartungen, Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Gefühle zu erfassen. So<br />

lassen sich zum Beispiel Foto- <strong>und</strong><br />

Videotagebücher, Blogs, Graffitiwände,<br />

Storyboards, das Angebot selbst<br />

musikalisch aktiv zu werden, Kreatives<br />

Schreiben <strong>und</strong> andere Kunstformen<br />

zu diesem Zweck einsetzen. Sie<br />

beruhen auf Aktivitäten, die sowohl<br />

Spaß machen als auch substanziell<br />

sind, wenn es um Selbstentfaltung<br />

<strong>und</strong> Erlernen neuer Fähigkeiten geht.<br />

Gleichzeitig bieten sie Einzelnen <strong>und</strong><br />

Gruppen die Gelegenheit, persönliche,<br />

spontane wie reflektierte Antworten<br />

über ihre Projekterfahrungen <strong>und</strong><br />

Dinge, die für sie von Belang sind, zum<br />

Ausdruck zu bringen.<br />

DIE DATENERHEBUNG<br />

Um ein möglichst umfassendes<br />

Bild zu erstellen, braucht es ein<br />

breites Datenspektrum. Dazu gibt es<br />

verschiedene Möglichkeiten:<br />

Schrift- <strong>und</strong> Sprachaufzeichnung<br />

�� Finden Sie in regelmäßigen Abständen<br />

im Laufe des Projekts gemeinsam mit<br />

TeilnehmerInnen heraus, was diese<br />

empfinden <strong>und</strong> was sie durch das Projekt<br />

lernen. Dokumentieren Sie die Antworten<br />

sorgfältig.<br />

�� Bitten Sie die TeilnehmerInnen, einige<br />

ihnen wichtig erscheinende Dinge<br />

aufzuschreiben, einschließlich Änderungs<strong>und</strong><br />

Verbesserungsvorschlägen.<br />

�� Ermutigen Sie sie, sich im Rahmen<br />

von Präsentationen oder Treffen mit<br />

Kooperationspartnern <strong>und</strong> Sponsoren<br />

aktiv einzubringen, so dass der Eindruck<br />

einer wirklich gemeinschaftlichen<br />

Unternehmung deutlich wird.<br />

�� Benutzen Sie die Äußerungen<br />

der TeilnehmerInnen in allen<br />

Pressemitteilungen <strong>und</strong> allen Berichten für<br />

SponsorInnen <strong>und</strong> andere Träger.<br />

�� Bitten Sie Kooperationspartner <strong>und</strong> andere<br />

Träger von Zeit zu Zeit um eine schriftliche<br />

Rückmeldung, in der sie lhnen ihre<br />

Meinung zu Ihren Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

mitteilen.<br />

Visuelle Aufzeichnung<br />

�� Dokumentieren Sie Ihre Arbeit <strong>und</strong><br />

Leistungen fotografisch. Fotografien<br />

können zeigen, wie die Personen agieren<br />

<strong>und</strong> miteinander kommunizieren, ebenso<br />

eignen sie sich zur Dokumentation von<br />

Veranstaltungen <strong>und</strong> besonderen Anlässen.<br />

Zur Stärkung der Gruppensolidarität<br />

<strong>und</strong> des Zusammengehörigkeitsgefühls<br />

sollten Sie dafür sorgen, dass alle Fotos<br />

präsentiert werden.<br />

�� Der Einsatz von Video- <strong>und</strong> DVD-Kameras<br />

zu Dokumentationszwecken fördert nicht<br />

nur die Entwicklung technischer <strong>und</strong><br />

kreativer Fähigkeiten. Die Ergebnisse<br />

können auch für Präsentationszwecke<br />

hilfreich sein.<br />

�� Wenn verbale Äußerungen unzureichend<br />

sein sollten, bitten Sie die TeilnehmerInnen,<br />

in verschiedenen Projektphasen ihren<br />

Gefühlen mit malerischen Mitteln<br />

auf großen Papierbahnen Ausdruck<br />

zu verleihen. Es könnte auch eine<br />

Gelegenheit sein, auf diesem Wege ihre<br />

Erfahrungen zu verbalisieren.<br />

3.3 Teamwork<br />

Traditionell repräsentieren<br />

Ausstellungen in <strong>Museen</strong> den<br />

Standpunkt der KuratorInnen, der von<br />

einer/m DesignerIn besucherfre<strong>und</strong>lich<br />

aufbereitet wurde. In vielen Fällen<br />

haben diejenigen, die über Kenntnisse<br />

im Bereich der Lehr- <strong>und</strong> Lerntheorien<br />

verfügen, wie PädagogInnen,<br />

AusstellungsmitarbeiterInnen <strong>und</strong><br />

KulturvermittlerInnen, nur geringen<br />

Einfluss. Ihre Aufgabe ist es,<br />

erklärende Texte zu verfassen <strong>und</strong> sich<br />

Vermittlungsprogramme auszudenken,


sobald das Gesamtkonzept <strong>und</strong> der<br />

Inhalt feststehen.<br />

Um zu garantieren, dass eine<br />

Ausstellung so viele Menschen<br />

wie möglich erreicht, egal ob als<br />

ästhetische, wissenschaftliche,<br />

historische oder anderweitige<br />

Erfahrung, ist von entscheidender<br />

Bedeutung, dass die auf Lehre<br />

<strong>und</strong> <strong>Lernen</strong> spezialisierten<br />

Mitglieder des <strong>Museum</strong>steams eine<br />

einflussreiche Position im Sinne<br />

der BesuchervertreterIn nen oder<br />

der Projektteamleitung erhalten. So<br />

wird es im Maritimen <strong>Museum</strong> in<br />

Rotterdam gehandhabt. Dort liegt die<br />

Ausstellungskonzeption nicht länger<br />

in den Händen der Kuratorlnnen,<br />

sondern ist Aufgabe eines Mitglieds<br />

der Präsentationsabteilung, das<br />

<strong>Museum</strong>spädagogInnen mit<br />

ProjektmanagerInnen (Spezialisten<br />

für Präsentation <strong>und</strong> Ausstellung)<br />

zusammenbringt. Obwohl das<br />

Einbeziehen von ProjektmanagerInnen<br />

in den Niederlanden seit einiger Zeit<br />

gängige Praxis ist, hat die Kombination<br />

von Projektmanagement <strong>und</strong><br />

Vermittlung dem Ganzen eine größere<br />

Tragweite verliehen.<br />

Im Maritimen <strong>Museum</strong> beginnt<br />

der Prozess mit einer Idee. Jede<br />

beliebige Person, inner- oder<br />

außerhalb des <strong>Museum</strong>s, kann einen<br />

Themenvorschlag für eine Ausstellung<br />

einreichen. Das Management, in dem<br />

alle Abteilungsleiter repräsentiert<br />

sind, trifft eine erste Auswahl der<br />

Projektideen <strong>und</strong> gibt sie weiter an<br />

den Präsentationsrat, der sich aus<br />

Mitgliedern verschiedener Disziplinen<br />

zusammensetzt: Ausstellungsgestaltung,<br />

Pädagogik, Forschung sowie<br />

Marketing <strong>und</strong> Kommunikation. Die<br />

Präsentationsratsmitglieder beurteilen<br />

die Vorschläge auf Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />

pr<strong>of</strong>essionellen Kompetenzen, bevor<br />

sie eine gemeinsame Empfehlung<br />

aussprechen. Daraufhin entscheidet das<br />

Management darüber, welche Ideen als<br />

Ausstellungen umgesetzt werden.<br />

Sobald das Programm festgelegt ist,<br />

wird eine Projektleitung ernannt. Sie<br />

ist gegenüber dem Management<br />

unmittelbar verantwortlich, was<br />

bedeutet, dass die Ausstellungsprojekte<br />

nicht nach den üblichen Hierarchien<br />

aufgebaut sind. Die Projektleitung<br />

kann unabhängig handeln <strong>und</strong> effizient<br />

arbeiten, aber am Ende hängt der<br />

Erfolg von der Teamfähigkeit ab.<br />

Projektgruppen sind interdisziplinär<br />

zusammengesetzt. Die Projektleitung<br />

hat zwei wichtige Aufgaben:<br />

Einmal das Ausstellungsthema<br />

sinnvoll zu inszenieren, d.h., wie<br />

wird eine Geschichte erzählt <strong>und</strong><br />

für wen, <strong>und</strong> zum anderen die<br />

Leitung der Projektgruppe. Der/<br />

die Kurator/in kümmert sich um die<br />

wissenschaftliche Arbeit, spricht<br />

Empfehlungen für Exponate aus<br />

41<br />

<strong>und</strong> verfasst die im Zusammenhang<br />

mit der Ausstellung verwendeten<br />

Texte. Projektleitung, KuratorIn <strong>und</strong><br />

AusstellungsarchitektIn arbeiten von<br />

Projektbeginn an intensiv zusammen<br />

an der Entwicklung <strong>und</strong> Präzisierung<br />

der Ausstellung. Die Beteiligung<br />

der PädagogInnen garantiert, dass<br />

pädagogische Argumente bei<br />

der Ausstellungsgestaltung zum<br />

Tragen kommen. Die PädagogInnen<br />

<strong>und</strong> die Projektleitung legen die<br />

Vermittlungstechniken gemeinsam fest,<br />

wie zum Beispiel praktische Übungen,<br />

Ausstellungen, interaktive Ausstellungen,<br />

Computerprogramme, Film, Audio,<br />

etc. <strong>und</strong> arbeiten die zugehörigen<br />

Details aus. Die Leitung der<br />

Ausstattungsabteilung kommt ins Spiel,<br />

wenn der erste Entwurf vorgestellt<br />

wird. Die Projektassistenz führt Buch<br />

über alle Treffen <strong>und</strong> Darlehen externer<br />

GeldgeberInnen. Die Marketing- <strong>und</strong><br />

Kommunikationsassistenz trägt die<br />

Verantwortung dafür sicherzustellen,<br />

dass alle beabsichtigen Zielgruppen<br />

möglichst effektiv angesprochen <strong>und</strong><br />

erreicht werden. Die Abteilung für<br />

Marketing <strong>und</strong> Kommunikation hat ein<br />

eigenes Budget.<br />

Im Laufe des gesamten Prozesses, der<br />

durchschnittlich etwa ein Jahr dauert,<br />

trifft sich die Projektgruppe mindestens<br />

fünfmal zur Entscheidungsfindung<br />

<strong>und</strong> zum Informationsaustausch.<br />

Das tägliche Geschäft wird von<br />

den Teammitgliedern erledigt, die


42<br />

gemeinsam die Vermittlungsmethoden,<br />

das Bildungsprogramm, das<br />

Raum- <strong>und</strong> Lichtkonzept, die<br />

Werbemaßnahmen, die Leihgaben,<br />

die Ausstellungstexte, das Rahmenprogramm<br />

<strong>und</strong> die Eröffnung erarbeiten.<br />

Das Projekt wird mit einer Evaluation<br />

beendet.<br />

Das Maritime <strong>Museum</strong> Rotterdam<br />

hat jahrelange Erfahrung mit dieser<br />

Arbeitsweise gesammelt. Im Laufe<br />

dieser Zeit sind Arbeitsmethoden<br />

entstanden, die wesentliche Beiträge<br />

zu einem pädagogisch wertvollen, gut<br />

durchdachten <strong>und</strong> ansprechenden<br />

Endergebnis liefern. Es gelingt<br />

dem <strong>Museum</strong>, eine Ausstellung<br />

zu konzipieren, in der Bildung <strong>und</strong><br />

Informationsweitergabe wesentliche<br />

Teile der Gesamtpräsentation<br />

darstellen, indem eingehend über die<br />

Zielgruppen <strong>und</strong> Vermittlungstechniken<br />

nachgedacht wird <strong>und</strong> frühzeitig alle<br />

Beteiligten in den Prozess einbezogen<br />

werden.<br />

TAGEBUCHNOTIZEN DES<br />

PROJEKTMANAGERS<br />

„Ein Dutzend vollbusiger Frauen starren<br />

uns an, vergoldete Mastspitzen<br />

strecken sich gen Himmel, lebensgroße<br />

Galionsfi guren <strong>und</strong> furchteinfl ößende<br />

Löwen... Ich befi nde mich mit dem<br />

Kurator im Archiv des Maritimen<br />

<strong>Museum</strong>s Rotterdam <strong>und</strong> bin im Begriff,<br />

für einen Auftrag die Segel zu setzen,<br />

den wir von der <strong>Museum</strong>sleitung<br />

erhalten haben. Es ist die Vorbereitung<br />

für eine Ausstellung zum Thema<br />

Schiffsschmuck, die sich nicht nur den<br />

einzelnen Objekten widmet, sondern<br />

auch Geschichten erzählen <strong>und</strong><br />

genügend Platz für Anekdoten bieten<br />

soll. Nach einem Brainstorming <strong>und</strong><br />

einem ausführlichen Gespräch haben<br />

wir einen interessanten Blickwinkel für<br />

unsere Geschichte gef<strong>und</strong>en: Warum<br />

schmücken Menschen ihre Schiffe?<br />

Auf diese Frage gibt es vier mögliche<br />

Antworten:<br />

ß zur Selbstdarstellung<br />

ß zum Schutz vor Bösem<br />

ß zur Demonstration des eigenen<br />

Reichtums <strong>und</strong> der Machtposition<br />

ß zur Darstellung der eigenen<br />

Schönheit<br />

Damit haben wir einen Ausgangspunkt<br />

für unsere Geschichte gef<strong>und</strong>en,<br />

anhand dessen wir vier Themen für<br />

die Ausstellung entwickeln können:<br />

Identität, Aberglaube, Macht <strong>und</strong><br />

Schönheit. Diese Themen stellen<br />

gleichzeitig ein recht exaktes Abbild der<br />

modernen Gesellschaft dar. Objekte<br />

mit dekorativem oder ornamentalem<br />

Charakter sind im Gr<strong>und</strong>e zeitlos,<br />

auch wenn die Jugend es heutzutage<br />

vorzieht, Modeschmuck oder<br />

Accessoires zu sagen. Aber es spielt<br />

keine Rolle, ob man ein Schiff schmückt<br />

oder Designerklamotten trägt – es geht<br />

immer nur um Selbstdarstellung! Wir<br />

werden dieses Prinzip ebenfalls für den<br />

Kommunikationsplan nutzen, der mit<br />

dem eindrücklichen Titel: STEM TO<br />

STERN – Schiffsschmuck von Bug bis<br />

Heck. Wir haben begonnen. …!“<br />

EMPFEHLUNGEN FÜR DIE<br />

PROJEKTLEITUNG<br />

�� Sorgen Sie dafür, dass Sie die volle<br />

Unterstützung der <strong>Museum</strong>sleitung<br />

haben <strong>und</strong> halten Sie die ganze Institution<br />

kontinuierlich über den Fortschritt des<br />

Projekts auf dem Laufenden.<br />

�� Machen Sie einen Zeit- <strong>und</strong> Terminplan.<br />

Achten Sie darauf Fristen, nicht zu<br />

verpassen.<br />

�� Eine gute Kommunikation innerhalb des<br />

Projektteams ist unerlässlich. Sie sollte<br />

Priorität haben.<br />

�� Versuchen Sie mit einer positiven<br />

Einstellung zu leiten, <strong>und</strong> motivieren <strong>und</strong><br />

inspirieren Sie dabei die Projektmitglieder.<br />

�� Ausstellungsarchitekten haben alle ihren<br />

eigenen Stil. Wechseln Sie den Architekt,<br />

wenn Sie eine Veränderung herbeiführen<br />

möchten.<br />

�� Planen Sie Projektgruppentreffen in<br />

Abstimmung die mit den wichtigen<br />

Schritten des Ausstellungsprozesses.


Abbildung der Galionsfi guren, die das Projektteam des Maritime <strong>Museum</strong> zu der Ausstellung<br />

STEM TO STERN – Schiffsschmuck von Bug bis Heck inspiriert haben.<br />

Foto: Fred Ernst, Maritime <strong>Museum</strong>, Rotterdam<br />

43


44<br />

Welche besonderen Gestaltungsmethoden sollen in der Ausstellung zu welchem Zweck eingesetzt<br />

werden? Hier wurde ein Modellschiff mit Dekorationen <strong>und</strong> eingebauten Glühbirnen nachgebaut,<br />

das die BesucherInnen ein- <strong>und</strong> ausschalten können. Anhand der aufleuchtenden Glühbirnen<br />

können sie die verschiedenen Schiffsdekorationen entdecken.<br />

Foto: Fred Ernst, Maritime <strong>Museum</strong>, Rotterdam


Die Spitze des Schiffsbugs, die durch die bekannte Szene aus dem Film Titanic eingeführt ist, wird<br />

in der Ausstellung dafür genutzt, die BesucherInnen zur Reflektion über ihre Identität anzuregen:<br />

Welche Galionsfigur würde ich für mein Schiff auswählen? Die BesucherInnen können am<br />

Touchscreen eine Galionsfigur auswählen <strong>und</strong> ihr Porträt in das Bild einfügen. Darüber hinaus gibt<br />

es die Möglichkeit ein Foto von sich als Galionsfigur zu machen, das man anschließend per Email<br />

an Fre<strong>und</strong>e versenden kann.<br />

Foto: Fred Ernst, Maritime <strong>Museum</strong>, Rotterdam<br />

45


46<br />

Die Ausstellungskonzeption beweist, wie wichtig es ist, <strong>Museum</strong>spädagogInnen von Anfang an<br />

in die Ausstellungsplanung einzubeziehen. Das Thema „Schmuck“ eignet sich ausgezeichnet<br />

für die Verbindung zur Jugendkultur <strong>und</strong> den verschiedenen Zielen der berufl ichen Ausbildung.<br />

Deshalb wurde entschieden, im Rahmenprogramm der Ausstellung einen Workshop, in dem die<br />

BesucherInnen etwas über Schiffsschmuckherstellung erfahren können, zu integrieren.<br />

Foto: Fred Ernst, Maritime <strong>Museum</strong>, Rotterdam


Die DesignerInnen werden über die beabsichtigte Ausstellungsatmosphäre unterrichtet <strong>und</strong><br />

entwickeln daraufhin eine Idee: Das Element Wasser verbindet alle Ausstellungsaspekte <strong>und</strong> wird<br />

gleichzeitig als notwendiger Schutz für wertvolle Galionsfi guren <strong>und</strong> anderen Schiffsschmuck<br />

verwendet. Blau beleuchtete Glasstücke schimmern <strong>und</strong> funkeln wie Wasser. Um den<br />

Sicherheitsvorgaben zu entsprechen, muss das Glas abgedeckt werden. Die Lösung sind gelochte<br />

Metallplatten, die über dem Glas ausgelegt werden können.<br />

Foto: Fred Ernst, Maritime <strong>Museum</strong>, Rotterdam<br />

47


48<br />

�� Ziehen Sie während des Prozesses Bilanz<br />

darüber, wie Sie vorankommen. Regulieren<br />

<strong>und</strong> verändern Sie, bevor es zu spät ist.<br />

�� Halten Sie Besprechungen kurz <strong>und</strong><br />

effizient. Stellen Sie sicher, dass die<br />

notwendigen Personen anwesend sind.<br />

Teilen Sie alle Entscheidungen dem ganzen<br />

Projektteam mit.<br />

�� Evaluieren Sie den Prozess genauso wie<br />

das Ergebnis. Was haben Sie gelernt? Was<br />

werden Sie nächstes Mal anders machen?<br />

3.4 Kooperationen<br />

Häufig sind diejenigen Institutionen<br />

erfolgreich, die sich nach außen öffnen<br />

<strong>und</strong> Kooperationen gegenüber positiv<br />

eingestellt sind. Partnerschaften<br />

können, wenn sie effektiv entwickelt<br />

sind, enorme Vorteile haben. Sie<br />

ermöglichen Institutionen:<br />

�� Zugang zu Kompetenz <strong>und</strong> Erfahrung,<br />

über die sie innerhalb ihrer Institution<br />

nicht verfügen.<br />

�� Nutzung verschiedener Wege zur Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben.<br />

�� Ressourcen zu bündeln <strong>und</strong> Investitionen<br />

zu maximieren.<br />

�� Die Qualifikation der MitarbeiterInnen<br />

weiterzuentwickeln.<br />

�� Neue AbnehmerInnen für ihre Angebote<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen zu finden.<br />

�� Einsparungen durch gemeinsame<br />

Anschaffungen <strong>und</strong> Zustellungen.<br />

�� Fachliche Kompetenz <strong>und</strong> Ideen zu teilen.<br />

�� Im Team stärker aufzutreten.<br />

�� Ein attraktiveres Programm für potentielle<br />

BesucherInnen zu entwickeln.<br />

<strong>Museen</strong>, die gerne einen breiten<br />

Publikumskreis <strong>und</strong> insbesondere<br />

schwer erreichbare Gruppen oder<br />

Randgruppen einbeziehen wollen,<br />

sollten effektive Kooperationen<br />

mit Organisationen aufbauen wie<br />

Jugendclubs <strong>und</strong> Sozialeinrichtungen,<br />

Glaubensgemeinschaften,<br />

ehrenamtlichen Organisationen,<br />

Institutionen aus dem Bereich der<br />

Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge, künstlerisch<br />

Ambitionierten <strong>und</strong> lokalen Geschäften.<br />

In den Evaluationsberichten des<br />

<strong>Museum</strong>s zum Thema Dienstleistung<br />

sollte sich die Vielfältigkeit <strong>und</strong> Intensität<br />

der Kooperationen, die das <strong>Museum</strong><br />

hat, genauso widerspiegeln wie auch<br />

die dadurch erreichte Wertsteigerung<br />

des Angebots.<br />

Partnerschaften sind für alle Bereiche<br />

der <strong>Museum</strong>sarbeit entscheidend,<br />

besonders wichtig sind sie jedoch<br />

für die <strong>Museum</strong>spädagogik bei<br />

der Kontaktaufnahme zu größeren,<br />

heterogenen Gruppen. Es ist möglich,<br />

dass die museumspädagogische<br />

Abteilung in einem einzigen Jahr mit<br />

einer Vielzahl unterschiedlichster<br />

Besuchergruppen zusammenarbeitet<br />

wie schulischen <strong>und</strong> freien Bildungseinrichtungen,<br />

Erwachsenen<br />

in Weiterbildung, Flüchtlingen,<br />

AsylbewerberInnen, kulturellen<br />

Minderheiten, LehrerInnen,<br />

Gemeindegruppen, SeniorInnen,<br />

Kindern mit Lernschwierigkeiten,<br />

Jugendlichen, Alleinerziehenden,<br />

BibliothekarInnen, ArchivarInnen <strong>und</strong><br />

Menschen mit körperlicher <strong>und</strong>/oder<br />

geistiger Beeinträchtigung. Es gibt<br />

keine einzige museumspädagogische<br />

Abteilung, die ausreichend erfahrenes<br />

Personal für die Entwicklung <strong>und</strong><br />

Durchführung von Angeboten mit einer<br />

solchen Vielzahl unterschiedlicher<br />

Programme für all diese Gruppen<br />

beschäftigen könnte.<br />

An dieser Stelle sind Kooperationen<br />

sinnvoll, durch die spezialisiertes<br />

Wissen genutzt <strong>und</strong> der Kontakt<br />

zu potentiellen Besuchergruppen<br />

geknüpft werden kann. Eine<br />

gelungene Praxis ist immer durch<br />

den Aufbau einer funktionierenden<br />

Beziehung zu Vertretern <strong>und</strong><br />

Mitgliedern museumsferner


Gruppen gekennzeichnet, mit<br />

deren Unterstützung man über das<br />

entwickelte Angebot berät <strong>und</strong> es<br />

weiter ausgestalten kann.<br />

Inspiring Learning for All (ILFA), eine<br />

Internet-Plattform des britischen<br />

<strong>Museum</strong>s-, Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivrats<br />

(MLA), die der Information über <strong>und</strong><br />

dem Austausch von Best-Practice-<br />

Beispielen zwischen <strong>Museen</strong> dienen<br />

soll, schreibt derartigen Kooperationen<br />

eine entscheidende Funktion bei der<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Durchführung von<br />

qualitativ hochwertigen Lernerfahrungen<br />

zu. Der MLA stellt im Internet eine<br />

Checkliste <strong>und</strong> Richtlinien für die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Pflege effektiver<br />

Kooperationen zur Verfügung.<br />

Bei diesen Rahmenbedingungen wird<br />

von der Voraussetzung ausgegangen,<br />

dass Kooperationen nur erfolgreich<br />

sein können, wenn im Voraus Zeit in<br />

folgende Aufgaben investiert wird:<br />

�� Die Suche <strong>und</strong> Überprüfung möglicher<br />

Kooperationspartner.<br />

�� Die Perspektiven <strong>und</strong> Interessen der<br />

Kooperationspartner verstehen <strong>und</strong><br />

herausfinden, inwieweit diese mit den<br />

eigenen übereinstimmen.<br />

�� Das Festlegen der Ergebnisse, die die<br />

Kooperation erzielen sollen.<br />

�� Das Festlegen klarer Richtlinien für die<br />

Zusammenarbeit.<br />

�� Übereinkünfte über Zuständigkeiten <strong>und</strong><br />

Verantwortlichkeiten.<br />

�� Sicherstellen, dass man über ausreichende<br />

Mittel zur Unterstützung des Projekts<br />

verfügt.<br />

�� Die Team-, Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsfähigkeit der Mitarbeiter-<br />

Innen müssen geschult werden.<br />

�� Klare Absprachen über den regelmäßigen<br />

Informations- <strong>und</strong> Ideenaustausch, den<br />

Austausch von Zwischenberichten <strong>und</strong><br />

Evaluationen.<br />

Das bedeutet jedoch nicht, dass alle<br />

Partnerschaften dauerhaft geschlossen<br />

werden. Manche werden <strong>und</strong> sollten<br />

zeitlich begrenzt sein. Sie sollten<br />

auf das Erreichen bestimmter Ziele<br />

festgelegt werden <strong>und</strong> sobald diese<br />

Ziele erreicht sind, imstande sein, sich<br />

weiter zu entwickeln.<br />

Die ILFA Rahmenbedingungen bieten<br />

Institutionen eine Checkliste an, die sich<br />

sowohl dazu eignet herauszufinden,<br />

inwieweit die bereits etablierten<br />

Partnerschaften funktionieren, als<br />

auch Beratung darin anbietet, wie<br />

man Partnerschaften effektiver<br />

gestaltet. Die Leitlinien beruhen auf der<br />

49<br />

während der Pilotphase entstandenen<br />

Praxiserfahrung. Institutionen, die<br />

ihre Angebote überprüfen wollen<br />

oder die über die Entwicklung neuer<br />

Angebote nachdenken, sollten folgende<br />

Schlüsselfragen berücksichtigen:<br />

�� Kennen Sie passende Partnerinstitutionen<br />

<strong>und</strong> können Sie den Nutzen, der durch die<br />

Kooperation in puncto <strong>Lernen</strong> entsteht,<br />

bewerten?<br />

�� Arbeiten Sie gemeinsam mit den<br />

Kooperationspartnern an der Planung <strong>und</strong><br />

Entwicklung neuer Lernkonzepte?<br />

�� Gewinnen Sie Mitwirkende außerhalb des<br />

<strong>Museum</strong>s, um die Angebotspalette <strong>und</strong><br />

die Attraktivität der Lernmöglichkeiten zu<br />

erweitern?<br />

Anschließend bietet ILFA weitere<br />

Fragen zu jedem dieser Bereiche,<br />

die <strong>Museen</strong> dazu zu ermutigen, die<br />

Untersuchung ihrer Praxisarbeit zu<br />

vertiefen. Die Fragen beziehen sich<br />

auf die Entwicklung <strong>und</strong> Pflege der<br />

Kooperation, deren Kontrolle <strong>und</strong> die<br />

Möglichkeiten, andere darüber zu<br />

informieren.<br />

Hier eine Auswahl wichtiger Fragen:<br />

Haben Sie...


50<br />

�� einige Partnerinstitutionen ausgewählt,<br />

mit denen Sie effektiv zusammenarbeiten<br />

könnten?<br />

�� erkannt, in welcher Weise die<br />

Zusammenarbeit mit diesen<br />

Partnerinstitutionen wertvoll für Ihre<br />

eigene Arbeit sein kann?<br />

�� den Nutzen der Zusammenarbeit <strong>und</strong> die<br />

während der Kooperationen entstandenen<br />

<strong>und</strong> überw<strong>und</strong>enen Hindernisse überprüft,<br />

dokumentiert <strong>und</strong> evaluiert?<br />

�� Strategien entwickelt, die Meinung der<br />

Kooperationspartner zur Bedeutung <strong>und</strong><br />

Auswirkung Ihres Angebots zu erhalten?<br />

�� sich damit auseinandergesetzt, wie Sie<br />

eine unproduktive Kooperation auflösen?<br />

�� sich um die zusätzliche Finanzierung der<br />

Kooperation gekümmert?<br />

�� ermittelt, in welchen Bereichen sich Ihre<br />

Mittel, Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen mit<br />

denen der Kooperationspartner sinnvoll<br />

verbinden lassen?<br />

�� Ihre Fähigkeiten, Ressourcen <strong>und</strong><br />

Sammlungen genutzt, um zur Bereicherung<br />

der Lerninitiativen anderer beizutragen?<br />

Wissen Sie, ob...<br />

�� Ihre MitarbeiterInnen den für sie durch<br />

die Kooperationen entstandenen<br />

Weiterbildungseffekt benennen können?<br />

�� Ihre MitarbeiterInnen an Informations<strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustauschen teilgenommen<br />

haben, um Ihr Verständnis zu erweitern?<br />

�� Ihre Kooperationspartner mit der<br />

Arbeitsverteilung <strong>und</strong> Ihrem Projektbeitrag<br />

zufrieden sind?<br />

�� Ihre Kooperationspartner sagen können,<br />

wie sie von der Arbeit mit Ihnen pr<strong>of</strong>itiert<br />

haben?<br />

�� die Zielgruppe des Kooperationsprojekts<br />

erreicht wurde <strong>und</strong> davon pr<strong>of</strong>itiert hat?<br />

ILFA verfolgt die Prämisse, dass<br />

Institutionen intensiver darüber<br />

nachdenken sollten, was sie tun:<br />

Dass die Institution selbst <strong>of</strong>fen<br />

gegenüber neuen Entwicklungen <strong>und</strong><br />

Erkenntnissen sein sollte, während<br />

sie gleichzeitig die Weiterentwicklung<br />

<strong>und</strong> das <strong>Lernen</strong> anderer Menschen<br />

anregt <strong>und</strong> unterstützt. Dass die<br />

Arbeit mit Kooperationspartnern Teil<br />

dieses Prozesses ist. Dass dieser den<br />

MitarbeiterInnen die Möglichkeit gibt,<br />

ihre eigene Arbeitsweise zu hinterfragen<br />

<strong>und</strong> zu prüfen sowie ihr Wissen, ihre<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen mit<br />

anderen zu teilen.<br />

l ILFA: www.<br />

inspiringlearningforall.gov.uk<br />

3.5<br />

Zielgruppenerweiterung<br />

Zielgruppenerweiterung ist der am<br />

häufigsten gebrauchte Begriff zur<br />

Beschreibung der Kontaktaufnahme<br />

mit Bevölkerungsgruppen, die für<br />

gewöhnlich nicht zu den <strong>Museum</strong>s-<br />

oder AusstellungsbesucherInnen<br />

gehören. Gründe dafür können<br />

ihre wirtschaftliche Situation,<br />

gesellschaftlicher Ausschluss,<br />

Mangel an Selbstvertrauen oder<br />

Bildungsschranken sein. Es kann aber<br />

auch in der Institution selbst liegen oder<br />

in der Distanzierung vom <strong>Museum</strong> als<br />

kulturellem Ort. Das Recht auf Kultur<br />

zu einem zentralen Punkt des eigenen<br />

Handelns zu machen, impliziert die<br />

Bereitstellung eines <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong><br />

Ausstellungsangebotes für ein weitaus<br />

breiteres Publikum als dies heute der<br />

Fall ist.<br />

In der Praxis hat das Konzept<br />

der Zielgruppenerweiterung viele<br />

verschiedene Bedeutungen <strong>und</strong><br />

Anwendungsmöglichkeiten. Es kann<br />

heißen:


�� Verbindung <strong>und</strong> Kontakt mit Vereinen<br />

oder anderen organisierten Gruppen<br />

aufzunehmen.<br />

�� Das Bewusstsein für vorhandene<br />

Dienstleistungen des <strong>Museum</strong>s <strong>und</strong> für<br />

Lernangebote zu schärfen.<br />

�� Die Beteiligung am <strong>und</strong> den Zugang zum<br />

<strong>Museum</strong> <strong>und</strong> dem Vermittlungsangebot<br />

zu erweitern, indem man wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> sozial benachteiligte <strong>und</strong>/oder<br />

bildungsferne Gruppen anspricht.<br />

�� Eine ungezwungene <strong>und</strong> teilnehmerorientierte<br />

Herangehensweise bei<br />

Projekten, die außerhalb des <strong>Museum</strong>s<br />

stattfinden, zu wählen.<br />

�� Ausstellungen <strong>und</strong> Bildungsmöglichkeiten in<br />

Vereins- oder Gemeinschaftsräumlichkeiten<br />

zu realisieren.<br />

�� Neue Ausstellungen <strong>und</strong> Vermittlungsprogramme<br />

als Reaktion auf die<br />

identifizierten Bedürfnisse zu entwickeln.<br />

�� Vereine <strong>und</strong> andere Gruppen bei der<br />

Organisation ihrer eigenen Ausstellungen<br />

zu unterstützen.<br />

�� Lernaktivitäten im Umfeld als Einstieg in<br />

etablierte <strong>Museum</strong>sangebote anzubieten.<br />

�� Ortsangehörige als Ehrenamtliche,<br />

FührerInnen, VermittlerInnen <strong>und</strong><br />

PublikumsrepräsentantInnen zu schulen.<br />

Zielgruppenerweiterung im <strong>Museum</strong><br />

beruht auf verschiedenen Modellen.<br />

Zum Beispiel:<br />

�� „Satellit“ – Ausstellungen <strong>und</strong><br />

Lernangebote in Vereins- oder<br />

Gemeinderäumen veranstalten.<br />

�� „Peripatetisch“ – Das gleiche<br />

<strong>Museum</strong>sangebot an unterschiedlich<br />

strukturierten Orten, wie in Hotels <strong>und</strong><br />

Pensionen, Tageszentren, Altenheimen,<br />

Krankenhäusern oder Gefängnissen<br />

anbieten.<br />

�� „Offene Zielgruppenerweiterung“ –<br />

Mit Menschen außerhalb des institutionellen<br />

Rahmens in Kontakt treten, beispielsweise<br />

auf der Straße, in Einkaufszentren, Bars <strong>und</strong><br />

Cafés oder am Schultor.<br />

�� „Hausbesuche“ – Menschen in ihrem<br />

Zuhause besuchen.<br />

�� „Fernstudium“ – Dienstleistungen über<br />

das Internet für Personen im ländlichen<br />

Raum <strong>und</strong> an entfernten Orten oder für<br />

Menschen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer körperlichen<br />

Verfassung oder einer Beeinträchtigung<br />

das Haus nicht verlassen können, zur<br />

Verfügung stellen.<br />

51<br />

Alle diese Varianten lassen sich am<br />

besten in einer Kooperation mit auf<br />

Zielgruppenerweiterung spezialisierten<br />

PädagogInnen <strong>und</strong> Einrichtungen, die<br />

über gute Kontakte zu Vereinen <strong>und</strong><br />

dem Umfeld verfügen, realisieren.<br />

Zur effektiven Zielgruppenerweiterung<br />

müssen die drei folgenden<br />

Bedingungen erfüllt werden:<br />

�� Organisatorische Unterstützung <strong>und</strong><br />

Engagement. - Für die Etablierung des<br />

<strong>Museum</strong>s als Einrichtung mit sozialem<br />

Charakter <strong>und</strong> breiter Zielgruppe ist das<br />

volle Vertrauen <strong>und</strong> die Unterstützung<br />

des Vorstands <strong>und</strong> der <strong>Museum</strong>sleitung<br />

entscheidend.<br />

�� Ausreichende finanzielle Mittel. - Die<br />

Zielgruppenerweiterung sollte von einer<br />

kurz- <strong>und</strong> einer langfristigen Finanzierung<br />

unterstützt werden. Erstere soll Raum für<br />

Experimente <strong>und</strong> Innovationen schaffen,<br />

letztere soll es dem <strong>Museum</strong> erlauben,<br />

f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong> anhaltende Beziehungen<br />

mit dem Umfeld aufzubauen, wo es durch<br />

seine Präsenz auf lange Sicht Einfluss<br />

nehmen kann.<br />

�� Die richtigen MitarbeiterInnen mit<br />

den passenden Fähigkeiten. - Auf<br />

Zielgruppenerweiterung spezialisierte<br />

MitarbeiterInnen müssen komplexe<br />

Aufgaben bewerkstelligen, die<br />

praktische <strong>und</strong> zwischenmenschliche


52<br />

Fähigkeiten voraussetzen. Dabei<br />

zählt weniger die Qualifikation<br />

als vielmehr personengeb<strong>und</strong>ene<br />

Charaktermerkmale, wie die Fähigkeit<br />

zu guter Gesprächsführung <strong>und</strong> die<br />

Eigenschaft, ein guter Zuhörer zu sein.<br />

Der Wirkungsgrad jeglicher Bemühungen<br />

um Zielgruppenerweiterung hängt<br />

letzten Endes davon ab, ob es den<br />

damit betrauten MitarbeiterInnen<br />

gelingt, sich dauerhaft in das vorhandene<br />

Beziehungsnetz einzuklinken. Sie finden<br />

leichter Akzeptanz, je eher ihre Herkunft<br />

<strong>und</strong> ihre Eigenschaften denen der<br />

Zielgruppe entsprechen.<br />

Als ersten Schritt sollten die auf<br />

Zielgruppenerweiterung spezialisierten<br />

MitarbeiterInnen:<br />

�� Lokale Forschungen durchführen <strong>und</strong> die<br />

daraus resultierenden Daten auswerten.<br />

�� Lokale Netzwerke <strong>und</strong> Einzelpersonen<br />

ermitteln.<br />

�� Verschiedene Träger, Gruppen <strong>und</strong><br />

Einzelpersonen auf <strong>of</strong>fizieller <strong>und</strong><br />

in<strong>of</strong>fizieller Ebene kontaktieren <strong>und</strong> mit<br />

ihnen verhandeln.<br />

�� Kooperationen mit lokalen Trägern <strong>und</strong><br />

anderen Einrichtungen schließen.<br />

�� Treffen mit verschiedenen Gruppen <strong>und</strong><br />

Einrichtungen organisieren <strong>und</strong> leiten.<br />

�� Menschen als Einzelpersonen oder<br />

in Gruppen zum Gespräch über ihre<br />

Interessen <strong>und</strong> Vorlieben motivieren.<br />

�� Informationen, Rat <strong>und</strong> Unterstützung zu<br />

bereits vorhandenen Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Projekten des <strong>Museum</strong>s anbieten.<br />

�� Lerninteressen <strong>und</strong> Bedürfnisse erfassen<br />

<strong>und</strong> die passenden Mittel für deren<br />

Umsetzung ausarbeiten.<br />

�� Vermittlungsarbeit zwischen den Gruppen<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Museum</strong> leisten.<br />

�� Neue Räumlichkeiten ausfindig machen<br />

<strong>und</strong> deren Verwendbarkeit für das<br />

<strong>Museum</strong> überprüfen.<br />

Wenn die Ausstellung oder das<br />

Programm stattfindet, sollten die auf<br />

Zielgruppenerweiterung spezialisierten<br />

MitarbeiterInnen die Möglichkeit haben:<br />

�� Mit den KollegInnen im <strong>Museum</strong><br />

zusammenzuarbeiten, um Aktivitäten im<br />

Einklang mit den ermittelten Interessen zu<br />

organisieren.<br />

�� Aktivitäten anzubieten.<br />

�� Mittel finden, den TeilnehmerInnen<br />

die benötigte Unterstützung wie<br />

Fahrtkostenerstattung, Kinderbetreuung,<br />

Unterstützung von Behinderten zu bieten.<br />

�� Den Fortschritt <strong>und</strong> die Ergebnisse zu<br />

evaluieren.<br />

�� Die Arbeit zu kontrollieren, zu evaluieren<br />

<strong>und</strong> schriftliche Berichte anzufertigen.<br />

Das auf Zielgruppenerweiterung<br />

spezialisierte Mitarbeiterteam muss<br />

über Feingefühl verfügen, Respekt<br />

für die Belange anderer <strong>und</strong> der<br />

Kooperationspartner haben, zuhören<br />

<strong>und</strong> das Gehörte in konstruktive<br />

Aktivitäten umwandeln können. Sie<br />

müssen die Fähigkeit haben, sich<br />

verschiedenen Gruppierungen<br />

<strong>und</strong> unterschiedlichsten<br />

Situationen anzupassen <strong>und</strong> auf<br />

stark voneinander abweichende<br />

Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse zu<br />

reagieren. Darüber hinaus müssen<br />

diese MitarbeiterInnen in der Lage<br />

sein, unabhängig, manchmal sogar<br />

isoliert, zu arbeiten <strong>und</strong> Konflikte<br />

zu bewältigen. Fortbildungen sind<br />

daher zur Unterstützung des auf<br />

Zielgruppenerweiterung spezialisierten<br />

Mitarbeiterteams unbedingt erforderlich.<br />

Und zwar nicht nur für diese selbst,<br />

sondern auch für die übrigen<br />

MitarbeiterInnen, damit sie vom Wissen<br />

<strong>und</strong> der fachlichen Kompetenz des auf


Zielgruppenerweiterung spezialisierten<br />

Mitarbeiterteams im Umgang mit<br />

museumsfernen Besuchergruppen<br />

oder museumsuntypischen Situationen<br />

pr<strong>of</strong>itieren können.<br />

FALLBEISPIEL: DIE LOKALEN<br />

BEVÖLKERUNGSGRUPPEN<br />

STÄRKEN<br />

Das Naturmuseum Tilburg in den<br />

Niederlanden verfolgt das Ziel, Wissen<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung über die Natur,<br />

insbesondere im Hinblick auf den<br />

Menschen <strong>und</strong> seinen kulturellen<br />

Lebensraum, zu steigern. In diesem<br />

Zusammenhang unterstützt das<br />

<strong>Museum</strong> die Bewohner bei der<br />

Entwicklung von eigenen Ausstellungen<br />

an lokalen Standorten.<br />

Das <strong>Museum</strong> bietet organisatorische<br />

Unterstützung <strong>und</strong> verleiht Vitrinen<br />

sowie Objekte der Sammlung.<br />

Das Ausstellungsthema wird von<br />

der örtlichen Gemeinschaft selbst<br />

ausgewählt.<br />

Eine dieser Ausstellungen war A Park in<br />

Waspik. Thema war die Umgestaltung<br />

<strong>und</strong> Sanierung des Stadtparks von<br />

Waspik, einer Teilgemeinde der Stadt<br />

Waalwijk. Die Ausstellung bestand aus<br />

zwei Teilen:<br />

�� Die Geschichte des Ortes (basierend auf<br />

Recherchen der Bewohner).<br />

�� Die Flora <strong>und</strong> Fauna des Parks (unterstützt<br />

durch Leihgaben des <strong>Museum</strong>s).<br />

Alle Zielgruppenerweiterungsprojekte<br />

im Rahmen der Ausstellung fanden im<br />

Großen Saal des Gemeindezentrums<br />

von Waspik statt. Durch die Ausstellung<br />

ergab sich eine größere Beteiligung der<br />

örtlichen Gemeinde an der Planung<br />

des neuen Stadtparks, der auch seinen<br />

neuen Namen durch die Ausstellung<br />

erhielt: Park Waspik.<br />

FALLBEISPIEL:<br />

ZIELGRUPPENERWEITERUNG<br />

IM VIRTUELLEN RAUM<br />

Die Webseite The memory <strong>of</strong> Oost1 ist auf die Initiative des Amsterdamer<br />

Geschichtsmuseums zurückzuführen.<br />

Diese Webseite wurde mit der<br />

Unterstützung vieler Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Personen, die in Oost leben <strong>und</strong><br />

arbeiten, realisiert. Die Idee dahinter<br />

beruht auf dem Gedanken, alle<br />

möglichen Fotos <strong>und</strong> Anekdoten, die<br />

mit Oost zu tun haben, zu verbinden.<br />

Viele der Geschichten wurden als<br />

Interview zwischen den Bewohnern<br />

des Stadtviertels inszeniert. So kamen<br />

h<strong>und</strong>erte Geschichten zusammen.<br />

Die beteiligten Personen wurden<br />

zu einer Sonderbesichtigung ins<br />

<strong>Museum</strong> im Zentrum von Amsterdam<br />

eingeladen. Die Verbindung zwischen<br />

dem <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> den Bewohnern<br />

von Oost ist drei Jahre nach Beginn<br />

53<br />

des Projekts noch immer eng.<br />

Diese Kooperation resultierte in der<br />

Anschaffung von Objekten, die für die<br />

Zugezogenen charakteristisch waren<br />

<strong>und</strong> schließlich die Gr<strong>und</strong>lage für einen<br />

neuen Ausstellungstypus bildeten. In<br />

einem dieser Projekte My Veil (Mein<br />

Schleier) im Jahr 2006 ging es um die<br />

unterschiedlichen Trageformen des<br />

Schleiers bei muslimischen Frauen.<br />

Die Ausstellung zog sowohl sehr viel<br />

Aufmerksamkeit von den „alten“ als<br />

auch von den „neuen“ Amsterdamern<br />

auf sich.<br />

l Amsterdamer<br />

Geschichtsmuseum:<br />

www.geheugenvanoost.nl<br />

1 Oost ist ein Amsterdamer Stadtviertel, in dem<br />

viele Einwanderer leben.<br />

(folgende Seite) Foto: Sue Parkins, NIACE


54<br />

4. Kapitel


Die Entwicklung museumspädagogischer<br />

Konzepte<br />

für Erwachsene erfordert<br />

Perspektivenwechsel, Besucherforschung,<br />

die Auseinandersetzung<br />

mit den TeilnehmerInnen <strong>und</strong> die<br />

Erschließung neuer Besuchergruppen.<br />

Dies setzt voraus, dass das<br />

<strong>Museum</strong>steam während dieser<br />

Prozesse für Veränderungen<br />

<strong>of</strong>fen <strong>und</strong> dazu bereit ist, sich<br />

der Herausforderung innovativer<br />

Projekte zu stellen. In einigen Fällen<br />

stellen <strong>Museum</strong>spädagogInnen, die<br />

erst kurze Zeit mit erwachsenen<br />

BesucherInnen arbeiten, fest, dass<br />

sie sich häufig selbst wie <strong>Lernen</strong>de<br />

fühlen. Die Ursachen dafür liegen in<br />

der Einbeziehung der TeilnehmerInnen<br />

sowie dem Grad des kreativen<br />

Denkens <strong>und</strong> dem innovativen<br />

Anteil dieser Initiativen.<br />

In diesem Kapitel werden Projektbeispiele<br />

vorgestellt, die von <strong>Museen</strong><br />

speziell für Erwachsene entwickelt<br />

wurden. Diese Projekte zeichnen sich<br />

durch gute <strong>und</strong> vielfältige Umsetzung<br />

in der Praxis aus. Obwohl die Auswahl<br />

keinen Anspruch auf Vollständigkeit<br />

erhebt, bietet sie einen Einblick in die<br />

Möglichkeiten museumspädagogischer<br />

Praxis mit Erwachsenen, die auf der<br />

Kompetenz praxiserfahrener Fachleute<br />

Europas beruht. Es war in diesem<br />

Rahmen nicht möglich, alle Typen von<br />

Bildungsangeboten für Erwachsene<br />

darzustellen. Wir möchten Sie deshalb<br />

Mit unterschiedlichen<br />

Erwachsenengruppen arbeiten:<br />

Fall- <strong>und</strong> Praxisbeispiele<br />

auf den Anhang dieser Veröffentlichung<br />

hinweisen, besonders auf die Webseite<br />

Collect & Share, die Fallbeispiele nach<br />

verschiedenen Kriterien geordnet<br />

enthält <strong>und</strong> auch zwischen Ländern<br />

<strong>und</strong> Zielgruppen differenziert.<br />

l<br />

www.collectandshare.eu<br />

4.1 Familien<br />

WAS SIND FAMILIEN-<br />

BILDUNGSANGEBOTE?<br />

Die <strong>Museum</strong>spädagogik definiert jede<br />

Gruppe mit Personen verschiedener<br />

Generationen <strong>und</strong> mindestens<br />

einem Kind, die gemeinsam zum<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch erscheint, als eine<br />

Familie. Diese Definition beschränkt<br />

sich nicht auf Eltern <strong>und</strong> ihre Kinder,<br />

blutsverwandte Gruppen oder<br />

Ehepaare, sondern bezieht sich<br />

auf jede mehrere Generationen<br />

übergreifende Gruppe. Schulgruppen<br />

sind von der Definition ausgeschlossen,<br />

weil sie in der Regel formal definierte<br />

Lernziele verfolgen. Außerdem sind alle<br />

Paare <strong>und</strong> andere Familienmitglieder,<br />

die ausschließlich aus Erwachsenen<br />

bestehen, davon ausgeschlossen, weil<br />

deren Verhalten jenem von Gruppen<br />

mit erwachsenen TeilnehmerInnen<br />

entspricht <strong>und</strong> von Familien mit Kindern<br />

stark abweicht.<br />

55<br />

WIE WICHTIG SIND FAMILIEN<br />

FÜR DAS MUSEUM?<br />

Eine Umfrage in <strong>Museen</strong> der<br />

niederländischen Region Gelderland<br />

(2002) ergab, dass 25 Prozent der<br />

<strong>Museum</strong>sbesucherInnen gemeinsam<br />

mit mindestens einem Kind unter zwölf<br />

Jahren kommen. Dieser Prozentsatz<br />

gibt einen Durchschnittswert<br />

wieder, in einigen <strong>Museen</strong> waren<br />

es sogar 30 oder 50 <strong>und</strong> in einem<br />

Naturgeschichtsmuseum sogar 74<br />

Prozent. Weiterhin ist interessant, dass<br />

ein Drittel der BesucherInnen aus der<br />

Umgebung des <strong>Museum</strong>s kamen.<br />

Eine aktuelle, italienische Umfrage weist<br />

ebenfalls interessantes Datenmaterial<br />

auf. Die Fondazione Fitzcarraldo führte<br />

im März 2004 in der Lombardei eine<br />

Befragung von <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

durch <strong>und</strong> kam zu dem Ergebnis,<br />

dass 24,2 Prozent der Testpersonen<br />

mit ihren eigenen Kindern oder mit<br />

Nichten <strong>und</strong> Neffen, <strong>und</strong> weitere 11,6<br />

Prozent gemeinsam mit Verwandten<br />

den <strong>Museum</strong>sbesuch unternahmen.<br />

In einigen Zusammenhängen war der<br />

prozentuale Anteil sogar noch höher. Im<br />

Museo della Storia Naturale in Mailand<br />

besuchten beispielsweise 40 Prozent<br />

der BesucherInnen das <strong>Museum</strong> mit<br />

der Familie.<br />

Etwa gleichzeitig beauftragte der<br />

britische <strong>Museum</strong>s-, Bibliotheks- <strong>und</strong><br />

Archivrat (MLA) das Umfrageinstitut<br />

MORI mit einer Befragung, deren


56<br />

Stichproben nicht nur die <strong>Museum</strong>sbesucherInnen,<br />

sondern die gesamte<br />

Bevölkerung Großbritanniens erfassen<br />

sollte <strong>und</strong> bei der unter anderem das<br />

Besuchsverhalten in <strong>Museen</strong> untersucht<br />

wurde. 32 Prozent der Befragten<br />

gaben an, <strong>Museen</strong> mit der Familie zu<br />

besuchen. Die weniger wohlhabenden<br />

Gruppen, die gewöhnlich nicht zu<br />

den <strong>Museum</strong>sbesucherInnen zählen,<br />

besichtigen sehr viel eher <strong>Museen</strong>, wenn<br />

sie Kinder oder Enkelkinder haben, 45<br />

Prozent derjenigen mit Kindern gaben<br />

an, dass sie an Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Technik interessiert seien.<br />

Diese wenigen Beispiele geben<br />

natürlich nicht das ganze Spektrum<br />

wieder, aber sie zeigen, dass<br />

generationsübergreifende Gruppen<br />

in den Niederlanden, Italien <strong>und</strong><br />

Großbritannien ein Viertel bis ein<br />

Drittel der <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

ausmachen. Das spiegelt tatsächlich<br />

einen großen Anteil der<br />

<strong>Museum</strong>sbesucherInnen wider <strong>und</strong> ist<br />

sogar von noch größerer Bedeutung<br />

für Naturwissenschafts- <strong>und</strong><br />

Technikmuseen.<br />

WAS SIND DIE BESONDEREN<br />

BEDÜRFNISSE VON FAMILIEN?<br />

Mitte der 90er Jahre wurde Harris<br />

Qualitative beauftragt, die Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> das Verhalten von Kindern <strong>und</strong><br />

der sie begleitenden Eltern beim<br />

Besuch von <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> anderen<br />

Sehenswürdigkeiten zu untersuchen.<br />

Ihre Studie Children as an audience<br />

for <strong>Museum</strong>s and Galleries, die<br />

1997 veröffentlicht wurde, beruht<br />

auf qualitativen, ausführlichen<br />

Testgruppengesprächen mit Kindern<br />

<strong>und</strong> ihren Begleitern.<br />

Es stellte sich heraus, dass Familien<br />

für gewöhnlich an Feiertagen <strong>und</strong> an<br />

Wochenenden etwas gemeinsam<br />

unternehmen. Manchmal waren die<br />

Kinder durch einen vorangegangenen<br />

Schulausfl ug zum <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

im Familienverband motiviert<br />

worden. Erwachsene <strong>und</strong> Kinder<br />

wurden aber gleichermaßen von<br />

großen Themenausstellungen oder<br />

Ausstellungen mit Verbindung zu<br />

Fernsehsendungen angezogen.<br />

Um bei einer Familie Begeisterung für<br />

einen <strong>Museum</strong>sbesuch zu wecken, ist<br />

es entscheidend, dass der Besuch<br />

Spaß verspricht. Vielversprechendster<br />

Erfolgsfaktor scheint zu sein, wenn<br />

BesucherInnen selbst aktiv werden<br />

können. Haptische Erfahrungen,<br />

Zeichnen, Malen <strong>und</strong> die Herstellung<br />

von Dingen, Inszenierung historischer<br />

Szenen <strong>und</strong> kleiner Schauspielstücke,<br />

computergestützte Aktivitäten,<br />

effektive, interaktive Angebote <strong>und</strong><br />

Experimente werden als überaus<br />

wirksame <strong>und</strong> motivierende<br />

Auslöser für einen <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

mit der Familie beschrieben.<br />

Außergewöhnliche <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong><br />

Ausstellungsgebäude sowie<br />

faszinierende Exponate entwickeln<br />

eine große Anziehungskraft. Ein<br />

Andenken als Erinnerung an den<br />

Besuch ist normalerweise auch Teil<br />

des Vergnügens.<br />

WIE LERNEN<br />

FAMILIENGRUPPEN?<br />

Studien wie die von MORI in<br />

Großbritannien zeigen, dass alle Eltern,<br />

unabhängig ihres Bildungsstandes,<br />

ihrer sozialen Herkunft <strong>und</strong> ihrer<br />

wirtschaftlichen Lage, <strong>Museen</strong> als<br />

wichtige Lernorte für Kinder betrachten,<br />

unabhängig davon, ob sie sie selbst<br />

besuchen oder nicht.<br />

Die Motivation zu einem <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

mit der Familie geht von<br />

dem Wunsch aus, eine gemeinsame<br />

Erfahrung zu machen, Zeit miteinander<br />

zu verbringen <strong>und</strong> etwas pädagogisch<br />

Wertvolles zu unternehmen. Diese<br />

Lernart wird häufi g als soziales oder<br />

gemeinschaftliches <strong>Lernen</strong> bezeichnet.<br />

Es festigt den familiären Zusammenhalt<br />

<strong>und</strong> stützt sich auf die Interaktion<br />

zwischen den Familienmitgliedern. Die<br />

Familien verbringen Zeit im Gespräch<br />

miteinander, in dem sie ihr Wissen<br />

<strong>und</strong> neu Erfahrenes austauschen. Sie<br />

unterhalten sich darüber, was sie<br />

bereits wissen. Dabei neigen Eltern<br />

stark dazu, frühere Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> die Familiengeschichte in die<br />

Unterhaltung mit dem Ziel einfl ießen zu


Aus dem Ausstellungskatalog der Ausstellung Gli occhi del pubblico (Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Paolo Righi<br />

57


58<br />

lassen, ein gemeinsames Verständnis<br />

unter den Familienmitgliedern zu<br />

erzeugen. Die Gespräche sind meist<br />

intensiv <strong>und</strong> persönlich, s<strong>of</strong>ern sie<br />

über die Ausstellung sprechen <strong>und</strong> die<br />

Informationstafeln nutzen, die sogar<br />

manchmal gemeinsam laut gelesen<br />

werden.<br />

Manchmal tritt die Bedeutung der<br />

Unterhaltung hinter gegenseitigem<br />

Beobachten <strong>und</strong> gemeinsamer<br />

Interaktion zurück. Bei manchen<br />

generationsübergreifenden Gruppen,<br />

insbesondere denjenigen mit älteren<br />

Kindern, kann man die Vorgehensweise,<br />

den anderen zum Vorbild zu nehmen,<br />

beobachten. Die Gruppe teilt sich<br />

für eine gewisse Zeit <strong>und</strong> findet nur<br />

gelegentlich zusammen, um sich zu<br />

unterhalten. Dies ist ein Beispiel für<br />

eine unabhängigere Lernform. Aus<br />

den Untersuchungen geht hervor,<br />

dass die Anwesenheit Erwachsener<br />

in der Gruppe den Kindern das<br />

<strong>Lernen</strong> erleichtert. Familien verfügen<br />

über eine gemeinsame Wissenskultur<br />

<strong>und</strong> der <strong>Museum</strong>sbesuch bereichert<br />

dieses Wissen. Ihre Unterhaltungen<br />

beginnen <strong>of</strong>t bei dem gemeinsamen<br />

Vorwissen <strong>und</strong> werden noch nach<br />

ihrem <strong>Museum</strong>sbesuch fortgesetzt.<br />

Das <strong>Museum</strong> wird so zu einem Teil der<br />

familiären Lernerfahrung.<br />

Es liegt daher auf der Hand, dass<br />

Erwachsene, die sich im <strong>Museum</strong><br />

wohl fühlen <strong>und</strong> an Ausstellungen<br />

interessiert sind, diese Gefühle eher<br />

an ihre Kinder weitergeben, <strong>und</strong> so<br />

die Familie in stärkerem Maß von dem<br />

Besuch pr<strong>of</strong>itieren wird. Erwachsene<br />

nehmen Angebote, die sie mit der<br />

Ausstellung vertrauter machen, wie<br />

Material- <strong>und</strong> Informationssammlungen<br />

<strong>und</strong> interaktive Ausstellungselemente,<br />

gerne an. In diesem Fall unterstützen<br />

diese Angebote eine weiterführende<br />

Lernerfahrung.<br />

Diese neuen Ergebnisse sind wichtig,<br />

da viele <strong>Museen</strong> derzeit Lernmaterialien<br />

anschaffen, die zur Förderung<br />

des gemeinsamen <strong>Lernen</strong>s in der<br />

Gruppe beim <strong>Museum</strong>sbesuch von<br />

Erwachsenen mit Kindern ausgelegt<br />

sind.<br />

EIN BEISPIEL AUS DER<br />

PRAXIS: DIE MUSEUMSLUPE<br />

<strong>Museum</strong>slupe ist ein Internetportal,<br />

das Familien <strong>und</strong> Schulklassen<br />

Schweizer <strong>Museen</strong>, Sammlungen <strong>und</strong><br />

Objekte aus Sicht der Kinder vorstellt.<br />

Inzwischen präsentieren über 70<br />

<strong>Museen</strong> mit kurzen bebilderten Texten<br />

<strong>und</strong> ausgewählten Exponaten ihre<br />

Sammlung. Fragen <strong>und</strong> digitale Spiele<br />

laden dazu ein, die verschiedenen<br />

<strong>Museen</strong> spielerisch kennenzulernen.<br />

Ein im Internetportal integriertes<br />

Gästebuch vermittelt einen Eindruck<br />

von <strong>Museum</strong>serfahrungen <strong>und</strong><br />

-besuchen anderer PortalbesucherInnen<br />

<strong>und</strong> bietet im Anschluss die Möglichkeit,<br />

die eigenen Erfahrungen zu reflektieren.<br />

Die <strong>Museum</strong>slupe fungiert dabei als<br />

„Türöffner“. Sie weckt Neugierde <strong>und</strong><br />

stellt einen Bezug zwischen <strong>Museum</strong><br />

<strong>und</strong> Alltag der Kinder her.<br />

Ergänzt wird die <strong>Museum</strong>slupe durch<br />

das LupenSpiel – elf Spielkarten<br />

für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, die in<br />

Form eines Fächers geheftet sind. Es<br />

erleichtert Kindern <strong>und</strong> Erwachsenen<br />

die gemeinsame Ankunft im <strong>Museum</strong>,<br />

schult die Wahrnehmung <strong>und</strong> fördert<br />

Erfindungsgabe sowie eigenständiges<br />

Handeln. Die Aufgaben können<br />

in jedem <strong>Museum</strong>, aber auch an<br />

anderen Orten, in der Gruppe oder<br />

alleine gelöst werden. Das LupenSpiel<br />

zeichnet insbesondere aus, dass keine<br />

weiteren Hilfsmittel notwendig sind<br />

<strong>und</strong> immer wieder neu gespielt werden<br />

kann. Bei den teilnehmenden <strong>Museen</strong><br />

kann es für umgerechnet 2 Euro an<br />

der Kasse erworben werden. Zudem<br />

werden in einigen Häusern LupenSpiel-<br />

Veranstaltungen angeboten, bei<br />

denen sich LupenSpieler treffen <strong>und</strong><br />

gemeinsam spielen.<br />

<strong>Museum</strong>slupe <strong>und</strong> LupenSpiel stellen<br />

in vielerlei Hinsicht eine Antwort<br />

auf die geschilderten Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Wünsche von Familiengruppen<br />

dar. Bereits vor dem Besuch wird<br />

die Auswahl des zu besuchenden<br />

<strong>Museum</strong>s <strong>und</strong> die Vorbereitung des<br />

Besuchs durch die <strong>Museum</strong>slupe<br />

zu einer Aktivität im Familienkreis.


MUSEUMSLUPE & LUPENSPIEL: Unterwegs mit dem LupenSpiel: Die 11 „Lupenkarten“ schulen die<br />

Wahrnehmung, indem die Aufmerksamkeit auf ein Detail im <strong>Museum</strong> fokussiert wird.<br />

Foto: Kuverum<br />

59


60<br />

<strong>Museum</strong>slupe <strong>und</strong> LupenSpiel sind<br />

selbsterklärend. Dadurch können die<br />

Familien unter sich bleiben <strong>und</strong> ihren<br />

Besuch im <strong>Museum</strong> weitestgehend<br />

selbst gestalten, während das<br />

LupenSpiel ihnen gleichzeitig die<br />

Sicherheit einer Rahmenstruktur für die<br />

Zeit im <strong>Museum</strong> bietet. Darüber hinaus<br />

löst dieses Vermittlungsformat die<br />

Abhängigkeit von Veranstaltungszeiten<br />

auf <strong>und</strong> fördert auf diese Weise<br />

einen gelungenen <strong>und</strong> spontanen<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch von Familien.<br />

Weiterhin macht die <strong>Museum</strong>slupe<br />

die Familien mit <strong>Museen</strong> bekannt,<br />

die bisher nicht für einen Besuch in<br />

Betracht gezogen wurden.<br />

Das Vermittlungsformat reagiert – ohne<br />

direkt darauf abzuzielen – auf die<br />

Ergebnisse, die Harris Qualitative bereits<br />

Mitte der 90er Jahre ermittelt hat. Über<br />

die neuen Medien, wie in diesem Fall<br />

dem Internet, wird die Aufmerksamkeit<br />

der Familien geweckt <strong>und</strong> ein neues<br />

Publikum an die „traditionellen“ Inhalte<br />

des <strong>Museum</strong>s herangeführt. Die<br />

Familienmitglieder werden mit dem<br />

LupenSpiel zur eigenen Aktivität im<br />

<strong>Museum</strong> motiviert. Darüber hinaus<br />

begleiten <strong>Museum</strong>slupe <strong>und</strong> LupenSpiel<br />

die Familie nicht nur im <strong>Museum</strong>, sondern<br />

bereits davor <strong>und</strong> auch danach. Dieser<br />

Aspekt erhält besondere Bedeutung,<br />

wenn davon ausgegangen wird, dass der<br />

eigentliche <strong>Museum</strong>sbesuch nur einen<br />

Baustein im familiäre Lernerfolg darstellt<br />

<strong>und</strong> stark abhängig von der Vor- <strong>und</strong><br />

Nachbereitung des Besuchs ist.<br />

Die Entstehung dieses Vermittlungsformats<br />

wurde 2000 durch die Planung<br />

eines Kindermuseumsführers für die<br />

Schweiz, in Zusammenarbeit zwischen<br />

einem Verlag <strong>und</strong> Studierenden des<br />

Lehrgangs Kuverum Kulturvermittlung,<br />

angeregt. Seit 2003 wird die Idee in<br />

der ganzen Schweiz in <strong>Museen</strong> erprobt<br />

<strong>und</strong> kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Kuverum betreut die Homepage<br />

inhaltlich. Der Verband der <strong>Museen</strong><br />

der Schweiz (VMS) sowie die<br />

Stiftung Schweizer <strong>Museum</strong>spass<br />

unterstützen die <strong>Museum</strong>slupe. Ein<br />

privates Multimediaunternehmen ist<br />

verantwortlich für den Internetauftritt.<br />

Der Erfolg der <strong>Museum</strong>slupe spricht<br />

für sich: Jährlich besuchen 80.000<br />

BesucherInnen die Seite, die im<br />

Durchschnitt zehn <strong>Museen</strong> anschauen.<br />

2007 <strong>und</strong> 2008 wurde sie mit dem<br />

Anthrazit-Preis als eine der besten<br />

Homepages der Schweiz ausgezeichnet.<br />

Für neue <strong>Museen</strong> besteht der<br />

Anteil bei der Beteiligung an der<br />

<strong>Museum</strong>slupe in einer einmaligen<br />

Aufnahmegebühr von 60 Euro, einem<br />

Jahresbeitrag von 120 Euro <strong>und</strong> der<br />

Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />

mit Studierenden des Lehrgangs<br />

Kulturvermittlung von Kuverum bei<br />

der Erarbeitung Internetbeitrags. Die<br />

Projektbeteiligung macht das <strong>Museum</strong><br />

für Familien attraktiver <strong>und</strong> vernetzt<br />

Vermittlungsfachleute der <strong>Museen</strong> aus<br />

allen Sparten, Größen <strong>und</strong> Landesteilen.<br />

Bei der Übertragung des Konzepts<br />

auf das eigene <strong>Museum</strong> können<br />

Interessierte von der durch die<br />

Projektverantwortlichen bei Kuverum<br />

gesammelten Erfahrung pr<strong>of</strong>itieren. Die<br />

<strong>Museum</strong>slupe erfordert intensive Pflege<br />

durch einen Projektverantwortlichen,<br />

da sie von „extern“ betreut wird <strong>und</strong><br />

bei den einzelnen <strong>Museen</strong> nicht<br />

zum Kerngeschäft gehört. Um den<br />

Kreis der Besuchergruppen zu<br />

vergrößern <strong>und</strong> die <strong>Museum</strong>slupe vor<br />

allem auch unter den Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlichen bekannter zu machen,<br />

ist kontinuierliche Informationsarbeit<br />

notwendig. In der Schweiz wurde die<br />

Bekanntmachung über Berichte in<br />

Fachzeitschriften (Lehrerzeitungen,<br />

Elternmagazine, Kinderzeitschriften)<br />

<strong>und</strong> mit einem Wettbewerb gefördert.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

l http://museumslupe.ch<br />

http://kuverum.ch/aktuell


Aus dem Ausstellungskatalog der Ausstellung Gli occhi del pubblico (Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Isabella Balena<br />

61


62<br />

WAS KÖNNEN MUSEEN TUN,<br />

UM FÜR FAMILIEN ATTRAKTIV<br />

ZU WERDEN UND SIE ALS<br />

STAMMPUBLIKUM AN SICH<br />

ZU BINDEN?<br />

Zum Gelingen von Projekten trägt bei:<br />

�� Das Lerninteresse der Familien zu kennen<br />

<strong>und</strong> in der Ausstellungsgestaltung darauf<br />

einzugehen. Ein <strong>Museum</strong> kann es sich<br />

nicht leisten, den Bedarf einer so großen<br />

Besuchergruppe zu ignorieren.<br />

�� Besondere Angebote <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

für Familien verstärkt an<br />

den Wochenenden <strong>und</strong> während der<br />

Schulferien anzubieten. Familiäres <strong>Lernen</strong><br />

im <strong>Museum</strong> wird von den Erwachsenen<br />

gesteuert, es orientiert sich jedoch an<br />

den Kindern. Erwachsene sollten sich<br />

bei der Nutzung der zur Verfügung<br />

stehenden Angebote imstande fühlen,<br />

die Interessen ihrer Kinder lenken<br />

<strong>und</strong> fördern zu können. Keine andere<br />

Gruppe lernt auf diese Weise, aber die<br />

Größe dieser Zielgruppe rechtfertigt<br />

die besondere Aufmerksamkeit <strong>und</strong> die<br />

nötigen Ausgaben.<br />

�� Attraktive Eintrittspreise, Bildungsangebote,<br />

Informations- <strong>und</strong><br />

Materialsammlungen <strong>und</strong> besondere<br />

Projekte <strong>und</strong> Workshops für Familien<br />

anzubieten. Ist die <strong>Museum</strong>sgastronomie<br />

familienfre<strong>und</strong>lich? Gibt es eine Auswahl<br />

preiswerter Gerichte, die Kinder mögen,<br />

oder eventuell eine spezielle Kinderkarte?<br />

�� Einladender gegenüber BesucherInnen<br />

zu werden. <strong>Museen</strong> sollten zur sozialen<br />

Interaktion ermutigen. Dazu muss<br />

eine entspannte Haltung gegenüber<br />

Fremd- bzw. Störgeräuschen im <strong>Museum</strong><br />

herrschen <strong>und</strong> es müssen Orte mit<br />

Bewegungsfreiheit geschaffen werden, die<br />

es den BesucherInnen ermöglichen, sich<br />

hinzusetzen, mitgebrachte Verpfl egung zu<br />

essen oder das Kind zu stillen.<br />

�� Intelligente <strong>und</strong> gleichermaßen<br />

unterhaltsame Aktivitäten anzubieten. Wo<br />

immer es die Möglichkeit dazu gibt, sollten<br />

interaktive Elemente in die Ausstellung<br />

integriert werden, damit Erfahrungen<br />

geteilt werden <strong>und</strong> den Erwachsenen<br />

die Anleitung ihrer Kinder erleichtert<br />

wird. Computer sind immer sehr begehrt,<br />

deshalb sollte man bedenken, dass das<br />

Platzangebot um die Stationen ausreichend<br />

sein sollte, so dass mehrere BesucherInnen<br />

sich gemeinsam an der Aktion beteiligen<br />

können. Hingegen ist es unwahrscheinlich,<br />

dass es gelingt, die Aufmerksamkeit von<br />

Familien mit reihenweise aufgestellten<br />

Vitrinen zu gewinnen.<br />

�� Investitionen in Lernmaterialien<br />

tätigen, die sich für Eltern <strong>und</strong> Kinder<br />

eignen. Materialsammlungen <strong>und</strong><br />

Informationsmodule bieten Familien die<br />

Unabhängigkeit, gemeinsam zu lernen,<br />

indem eigene Aufgaben, Spiele <strong>und</strong> Wege<br />

vorgeschlagen werden. Oft enthalten<br />

sie darüber hinaus Dinge, die mit nach<br />

Hause genommen werden können <strong>und</strong> die<br />

als Erinnerung an den <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

dienen. Zur Vertiefung der Lernerfahrung<br />

der Familie kann zum Beispiel schon eine<br />

einfache Liste mit weiteren Fragen zur<br />

Ausstellungsthematik, die eine Diskussion<br />

über die Ausstellung anregt, ausreichen.<br />

�� Die Begrüßung der BesucherInnen<br />

durch ein fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> qualifi ziertes<br />

<strong>Museum</strong>steam <strong>und</strong> MitarbeiterInnen, die<br />

für die Belange der Familien zur Verfügung<br />

stehen, wenn diese es möchten. An dieser<br />

Stelle bedarf es etwas Fingerspitzengefühl.<br />

Manche Familien fühlen sich schnell<br />

bedrängt, wenn sie bei der gemeinsamen<br />

Freizeitgestaltung mit ihren Kindern gleich<br />

von mehreren VermittlerInnen umgeben<br />

sind. Es gibt hervorragende Beispiele für<br />

durch <strong>Museum</strong>spersonal betreute Trolleys,<br />

Erzählprojekte <strong>und</strong> Rollenspielaktionen<br />

für junge BesucherInnen <strong>und</strong> ihre<br />

BetreuerInnen. Bei diesen Aktionen<br />

übernimmt das <strong>Museum</strong>spersonal jedoch<br />

den Part der elterlichen Anleitung. Es<br />

bedarf noch weiterer Studien, um die<br />

besonderen Bedürfnisse von Familien in<br />

solchen interaktiven Situationen zu klären.<br />

�� Informationstafeln in hoher Qualität<br />

mit verschiedenen Komplexitätsstufen<br />

<strong>und</strong> Umfang anzubieten. Speziell<br />

für Kinder markierte R<strong>und</strong>gänge<br />

durch die Ausstellung, die dazu


Jean Brady im Vermittlungsprozess bei der Ausstellung „Come to the Edge...”<br />

im Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art.<br />

Foto: Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art, Dublin<br />

63


64<br />

motivieren, die Informationstafeln<br />

zu lesen, um anschließend Fragen<br />

beantworten zu können, tragen dazu<br />

bei, dass Familien <strong>und</strong> alle anderen<br />

den Aufenthalt im <strong>Museum</strong> genießen,<br />

die museumspädagogische Arbeit<br />

schätzen sowie gemeinsam etwas<br />

lernen. Man sollte es außerdem<br />

vermeiden, beim Verfassen der Texte<br />

Fachsprache zu benutzen, die nur<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen verstehen.<br />

4.2 Junge Menschen<br />

Jüngere Kinder besuchen <strong>Museen</strong><br />

gerne, sei es mit der Schulklasse,<br />

mit der Familie oder anderen<br />

Erwachsenen. Bei jungen Erwachsenen,<br />

bzw. Jugendlichen zwischen 14<br />

<strong>und</strong> 25 Jahren, lässt sich hingegen<br />

ein eklatanter Rückgang von<br />

<strong>Museum</strong>sbesuchen beobachten:<br />

Sie bilden wohl die am wenigsten<br />

repräsentierte Gruppe im <strong>Museum</strong>,<br />

wenn nicht besondere Programme für<br />

ihre Bedürfnisse angeboten werden.<br />

Junge Menschen fühlen sich häufig<br />

von <strong>Museen</strong> nicht angesprochen. Sie<br />

sehen <strong>Museen</strong> als Orte für jüngere<br />

oder ältere Menschen an <strong>und</strong> fühlen<br />

sich von den Ausstellungen oder<br />

Exponaten überfordert oder schon<br />

vom Betreten des <strong>Museum</strong>sgebäudes<br />

eingeschüchtert.<br />

ERFOLGREICHE PRAXISARBEIT<br />

MIT JUNGEN ERWACHSENEN<br />

IM RAHMEN DES ENVISION-<br />

FORSCHUNGSPROJEKTES<br />

Das Envision-Forschungsprojekt<br />

(2002 bis heute) – geleitet <strong>und</strong><br />

betreut von Engage, der Nationalen<br />

Vereinigung für Ausstellungspädagogik<br />

Großbritanniens – entstand als<br />

Reaktion auf Studienergebnisse, die<br />

das Defizit der Beteiligung junger<br />

Menschen an kulturellen Ereignissen<br />

beschrieb. Der Mangel sinnvoller<br />

Angebote für junge Menschen<br />

in Kunstmuseen wurde ebenso<br />

wie der Wert bereits bestehender<br />

Veranstaltungen in individueller,<br />

gesellschaftlicher <strong>und</strong> pädagogischer<br />

Hinsicht für die Jugendlichen<br />

(besonders für diejenigen, die bereits<br />

zu den sozialen Randgruppen gezählt<br />

werden) beschrieben. Auch das<br />

Fehlen von Fähigkeiten, Kompetenz<br />

<strong>und</strong> Verständnis der Jugendlichen<br />

innerhalb des Bereichs der Künste <strong>und</strong><br />

der Kultur <strong>und</strong> des Kulturellen Erbes<br />

wurden thematisiert. Envision wurde zur<br />

Unterstützung des Ausstellungsbetriebs<br />

mit dem Ziel gegründet, unter<br />

den Jugendlichen, die außerhalb<br />

des öffentlichen Bildungswesens<br />

stehen, eine Kultur der Beteiligung zu<br />

entwickeln. Sie soll speziell denjenigen<br />

Jugendlichen zu Gute kommen,<br />

von denen man annimmt, dass sie<br />

benachteiligt bzw. bereits Opfer sozialer<br />

Ausgrenzung sind oder in Gefahr<br />

schweben, davon betr<strong>of</strong>fen zu sein.<br />

Zu den Fragen, mit denen sich das<br />

Projekt befasste, zählen:<br />

�� Wodurch können <strong>Museen</strong> Jugendliche<br />

im Alter zwischen 14 <strong>und</strong> 21 Jahren<br />

ansprechen, insbesondere diejenigen<br />

außerhalb der formalen Bildung?<br />

�� Welche Herausforderungen <strong>und</strong> welcher<br />

Gewinn entsteht durch die Beteiligung<br />

Jugendlicher, einschließlich derjenigen,<br />

die aus so genannten benachteiligten<br />

Familienverhältnissen stammen, für<br />

die <strong>Museum</strong>spädagogInnen <strong>und</strong> die<br />

Kulturinstitutionen?<br />

Envision möchte mehr als ein einmalig<br />

laufendes Projekt sein oder neue<br />

Besuchergruppen anziehen. Bei<br />

der Arbeit mit einer großen Gruppe<br />

unterschiedlicher junger Menschen<br />

außerhalb der formalen Bildung wurde<br />

in der ersten Phase von Envision<br />

ein aktiverer Ansatz gefördert, der<br />

von den ProjektleiterInnen <strong>und</strong> den<br />

Kooperationspartnern verlangte,<br />

Fragestellungen zu finden, denen<br />

sie nachgehen wollten. Sie wurden<br />

dazu ermutigt, Risiken bezüglich<br />

der Form der Fragen hinzunehmen.<br />

Envision ist bestrebt, eine nachhaltige<br />

Vorgehensweise für die Einbeziehung<br />

der Jugendlichen in die Überprüfung


des Organisationsprozesses, der<br />

Beratung <strong>und</strong> Entscheidungsbildung<br />

zu finden, um eine jugendfre<strong>und</strong>liche<br />

Haltung bei den Institutionen zu<br />

etablieren. Ein besonderes Merkmal<br />

von Envision ist, dass mehr getan wird<br />

als den Jugendlichen lediglich die<br />

Möglichkeit zu kreativen Aktivitäten zu<br />

bieten. Jugendliche werden auch darin<br />

unterstützt, kulturelle Einrichtungen zu<br />

beeinflussen <strong>und</strong> zu prägen <strong>und</strong> einen<br />

wirklichen Gewinn <strong>und</strong> Sinn für ihr<br />

Leben zu erkennen. Die zweite Phase<br />

von Envision, die 2007 begann, wird<br />

sich auf die Ausbildung, die Beratung<br />

<strong>und</strong> Unterstützung von Projekten an<br />

16 Orten konzentrieren. Die Arbeit wird<br />

darin bestehen, mehreren kulturellen<br />

Organisationen durch die Entwicklung<br />

jugendfre<strong>und</strong>licher Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Angebote sowie durch die Überprüfung<br />

ihrer Organisationsstruktur dabei<br />

behilflich zu sein, sich der Arbeit mit<br />

jungen Menschen stärker verpflichtet<br />

zu fühlen.<br />

In der ersten Phase des Envision-<br />

Forschungsprojekts waren acht<br />

Kunstmuseen, die mit Jugendclubs<br />

<strong>und</strong> Bildenden KünstlerInnen<br />

kooperierten, beteiligt. Sie arbeiteten<br />

mit 150 schwer zu erreichenden<br />

jungen Menschen im Alter von<br />

14 bis 21 Jahren zusammen, die<br />

sich außerhalb des etablierten,<br />

staatlichen Bildungssektors<br />

befanden. Der Kontakt zu den<br />

jungen Menschen wurde über<br />

Jugendhäuser, ehrenamtliche<br />

Träger, soziale Einrichtungen <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsorganisationen, betreute<br />

Jugendwohnheime, ortsansässige<br />

weiterbildende Schulen, Schul-<br />

<strong>und</strong> Nachbarschaftszentren, etc.<br />

hergestellt. Ein knapper Überblick<br />

über drei der Envision Projekte<br />

vermittelt einen Eindruck:<br />

�� Das Projekt Connect 4 in den Royal<br />

Pump Rooms in Leamington Spa bemühte<br />

sich darum herauszufinden, was <strong>Museen</strong><br />

<strong>und</strong> Ausstellungshäuser unternehmen<br />

können, um Hemmungen junger<br />

Menschen gegenüber der Beteiligung am<br />

<strong>Museum</strong>sprogramm abzubauen, <strong>und</strong> wie<br />

langfristige Beziehungen im ländlichen<br />

Raum aufgebaut werden können. Der<br />

ursprüngliche Plan des Veranstalters<br />

war, dauerhafte Kooperationen<br />

mit ortsansässigen Jugendzentren<br />

aufzubauen. Junge Leute sollten zu<br />

Austausch <strong>und</strong> Diskussion über die<br />

Entwicklungen in der <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong><br />

Ausstellungslandschaft angeregt werden.<br />

Die Ergebnisse dieses Projekts sollten in<br />

eine von den Jugendlichen organisierte<br />

Wanderausstellung münden, die in einem<br />

Bus von Ort zu Ort reist. Das endgültige<br />

Projekt fand wegen Schwierigkeiten<br />

beim Aufbau der Kooperationen in<br />

abgeänderter Form statt. Es bildete<br />

sich eine enge Verbindung mit einer<br />

ortsansässigen Skatergruppe: Anstelle<br />

eine wie oben beschriebenen Ausstellung<br />

zu kuratieren zogen es die Skater vor,<br />

65<br />

gemeinsam mit einem Künstler <strong>und</strong> einem<br />

Designer ihre eigene Webseite aufzubauen.<br />

Sie informiert über ortsansässige kulturelle<br />

Institutionen <strong>und</strong> Aktionsmöglichkeiten<br />

<strong>und</strong> führt auf diesem Weg die Royal<br />

Pump Rooms in das Netzwerk der lokalen<br />

Jungendkulturszene ein.<br />

Die Mitglieder von<br />

�� Sample Arts<br />

in Ikon, Birmingham, wollten<br />

herausfinden, wie sie gemeinsam mit<br />

einer Jugendorganisation als Partner<br />

ein effektives Projekt entwickeln<br />

konnten, bei dem das Leben <strong>und</strong> die<br />

Fähigkeiten der Jugendlichen durch<br />

die Beschäftigung mit zeitgenössischer<br />

Kunst bereichert <strong>und</strong> erweitert werden.<br />

Es wurde ein zweistufiges Projekt<br />

entworfen: In der ersten Phase fand<br />

eine Reihe von Weiterbildungs- <strong>und</strong><br />

Kompetenzaustauschseminaren für<br />

das <strong>Museum</strong>steam mit <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

<strong>und</strong> AusstellungsbetreuerInnen,<br />

KünstlerInnen, Jugend-/<br />

SozialarbeiterInnen <strong>und</strong> jungen Leuten<br />

statt. Durch diesen Schritt wollte man<br />

für alle die gleichen Voraussetzungen<br />

schaffen. Die TeilnehmerInnen sollten<br />

befähigt werden, auf derselben<br />

Ebene zu kommunizieren, Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Ideen auszutauschen <strong>und</strong><br />

wechselseitiges Verständnis <strong>und</strong><br />

Wissen zu fördern. Die jungen<br />

TeilnehmerInnen, das <strong>Museum</strong>steam <strong>und</strong><br />

die JungendarbeiterInnen entwickelten<br />

mithilfe von Workshops <strong>und</strong> angeleiteten<br />

Diskussionen technische, persönliche <strong>und</strong>


66<br />

soziale Kompetenzen. Ferner erarbeiteten<br />

sie sich das Ausstellungsprogramm <strong>und</strong><br />

erk<strong>und</strong>eten den Veranstaltungsort. In<br />

der zweiten Phase wurde die Gestaltung<br />

einer interaktiven Webseite geplant. Sie<br />

sollte auf Jugend-/Sozialarbeiter <strong>und</strong><br />

junge Menschen ausgerichtet <strong>und</strong> eine<br />

permanente Plattform zur Verbreitung <strong>und</strong><br />

zum Austausch von Informationen über<br />

gelungene Praxisbeispiele mit anderen<br />

jungen Leuten, kulturellen Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Dienstleistern sein.<br />

�� Creative Consultants untersuchte<br />

in der Manchester Art Gallery, wie<br />

Kunstmuseen junge Menschen stärker<br />

in ihr Angebot einbeziehen können,<br />

<strong>und</strong> zwar nicht nur im Bereich der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik, sondern im<br />

gesamten Dienstleistungsbereich. Durch<br />

die Technik der „kreativen Beratung“<br />

waren die jungen Leute in die Tätigkeit<br />

der Manchester Art Gallery eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Danach produzierten sie einen<br />

Videobericht mit Empfehlungen für das<br />

<strong>Museum</strong>steam. Anschließend arbeiteten<br />

die jungen Menschen Seite an Seite mit<br />

dem <strong>Museum</strong>steam <strong>und</strong> kuratierten<br />

eine Ausstellung mit dem Titel Disguise<br />

für die Zielgruppe 16 - 25jähriger, die<br />

in den Medien große Beachtung fand.<br />

In einem Dokumentationsbericht des<br />

Projekts wurden zukünftige Strategien<br />

für die Integration junger Leute in die<br />

Tätigkeitsbereiche der Manchester<br />

Art Gallery festgehalten. Die Creative<br />

Consultant-Gruppe konnte ihren Erfolg<br />

mittlerweile ausbauen <strong>und</strong> hat seither<br />

mehrere Projekte <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

im Auftrag der Manchester Art Gallery<br />

organisiert.<br />

Ausführlichere Informationen zu<br />

Envision erhalten Sie hier:<br />

l<br />

www.en-vision.org.uk<br />

FIES – FORSCHEN<br />

IN EIGENER SACHE:<br />

VERMITTLUNGSKONZEPT DES<br />

ÜBERSEE-MUSEUMS BREMEN<br />

Forschen in eigener Sache wendet<br />

sich an dieselbe Zielgruppe wie<br />

das Envision-Forschungsprojekt.<br />

Im Übersee-<strong>Museum</strong> Bremen<br />

haben seit 2005 bis zu sieben<br />

Jugendlichengruppen die Möglichkeit,<br />

in halbjährlichem Rhythmus an diesem<br />

Projekt teilzunehmen. Meist handelt es<br />

sich um Klassenverbände; Gruppen<br />

aus Freizeiteinrichtungen sind ebenfalls<br />

dazu eingeladen, sich anzumelden.<br />

FIES wird von zahlreichen Förderern<br />

unterstützt. Die Gruppen leisten einen<br />

Eigenanteil von 750 Euro.<br />

Der Projektablauf ist grob strukturiert,<br />

die genaue Themenstellung wird mit<br />

jeder Gruppe individuell entwickelt.<br />

Voraussetzung bei der Themenwahl<br />

war bisher, dass das Thema<br />

sowohl mit dem eigenen Leben<br />

der TeilnehmerInnen zu tun hat, als<br />

auch im Übersee-<strong>Museum</strong> zu finden<br />

ist. Die exemplarische Aufzählung<br />

von Titeln bereits abgeschlossener<br />

Projekte gibt Auskunft über das<br />

dadurch entstandene breite Spektrum:<br />

Handelsstadt Bremen, Verliebt sein in<br />

anderen Kulturen, Tiere <strong>und</strong> Menschen,<br />

Werte, Jugend <strong>und</strong> Erwachsenwerden,<br />

atdhe - memleket - ������ – Heimat,<br />

etc.. Im Schuljahr 2009/10 wird das<br />

Thema Spuren suchen – Identität finden<br />

fokussiert. Jugendliche mit <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> werden dazu<br />

angeleitet, sich <strong>und</strong> ihre Angehörigen<br />

als Experten ihrer eigenen Kultur<br />

einzubringen <strong>und</strong> gleichzeitig ihr Wissen<br />

über andere Kulturen zu erweitern.<br />

Ziel ist, die Jugendlichen zur aktiven<br />

Auseinandersetzung mit ihrer eigenen<br />

Geschichte, ihrer Herkunft, ihrem<br />

Umfeld <strong>und</strong> den Entwicklungen in einer<br />

globalisierten Welt zu motivieren <strong>und</strong><br />

auf diesem Weg die interkulturelle <strong>und</strong><br />

soziale Kompetenz der TeilnehmerInnen<br />

zu schulen.<br />

Weiterhin wird die Erweiterung<br />

der Sach-, Methoden- sowie der<br />

Medien- <strong>und</strong> Präsentationskompetenz<br />

der Jugendlichen angestrebt. Die<br />

Aufteilung des Arbeitsprozesses in<br />

das dreiphasige Modell: Sammeln,<br />

Recherchieren, Präsentieren hat sich<br />

hierfür als erfolgreich erwiesen. Zu<br />

Beginn arbeiten die Jugendlichen im<br />

Übersee-<strong>Museum</strong> Bremen, wobei ihnen


Fies – Forschen in eigener Sache.<br />

Foto: Übersee-<strong>Museum</strong> Bremen<br />

67


68<br />

die Wissenschaftler des <strong>Museum</strong>s<br />

zur Seite stehen. Sie erfahren etwas<br />

über ihr gewähltes Thema durch die<br />

im Haus ausgestellten Objekte <strong>und</strong><br />

Ausstellungsinformationen sowie<br />

über die museumsspezifischen<br />

Arbeitsformen. Dann geht es<br />

ans „Forschen“ in der Umgebung.<br />

Die eigene Recherche kann als<br />

Feldforschung im persönlichen Umfeld<br />

oder in öffentlichen Einrichtungen, wie<br />

z.B. in Bibliotheken, Archiven oder<br />

Behörden, erfolgen. Die Ergebnisse<br />

der Gruppenarbeit sollen in einer<br />

künstlerischen Präsentationsform zum<br />

Ausdruck gebracht werden. Dabei<br />

werden die Jugendlichen von einem/r<br />

Künstler/in unterstützt. Außerdem<br />

gehört eine Dokumentation des<br />

realisierten Projektes in Wort <strong>und</strong><br />

Bild dazu, die am Ende des Projektes<br />

öffentlich im <strong>Museum</strong> gezeigt wird.<br />

Am Präsentationstag werden die<br />

vorgestellten Arbeiten von einer Jury<br />

bewertet, die sich aus unabhängigen<br />

Vertretern von Jugendlichen <strong>und</strong><br />

Personen aus verschiedenen<br />

Kultureinrichtungen zusammen setzt.<br />

Auch die Auslobung von Preisen wirkt<br />

während der Arbeitsphase motivierend<br />

auf die Jugendlichen.<br />

Den 1. Preis für Kulturelle Bildung vom<br />

Beauftragten für Kultur <strong>und</strong> Medien<br />

erhielt das Projekt im Jahr 2009 unter<br />

anderem deshalb, weil das Projekt<br />

einen hohen Grad an Interdisziplinarität<br />

aufweist. Die Jugendlichen werden<br />

zur aktiven, eigenverantwortlichen<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen<br />

Geschichte, ihrer Herkunft <strong>und</strong> den<br />

Entwicklungen in einer globalisierten<br />

Welt sowie zum Dialog zwischen<br />

den Generationen <strong>und</strong> Kulturen<br />

motiviert. Zum Erfolg des Projekts<br />

trägt die Vielfalt <strong>und</strong> der große<br />

Pr<strong>of</strong>essionalismus des Projektteams<br />

bei, das sich aus KünstlerInnen,<br />

Kunst- <strong>und</strong> KulturvermittlerInnen<br />

sowie Kultur-, Freizeit- <strong>und</strong><br />

SozialwissenschaftlerInnen<br />

zusammensetzt.<br />

Weiterführende Informationen <strong>und</strong><br />

eine ausführliche Dokumentation der<br />

abgeschlossenen Projekte:<br />

l www.uebersee-museum.de/<br />

fies/home.html<br />

RICHTLINIEN FÜR EINE<br />

GELUNGENE PRAXIS<br />

Eine jugendfre<strong>und</strong>liche<br />

Atmosphäre in der Einrichtung<br />

schaffen.<br />

�� Die verlässliche Unterstützung der<br />

<strong>Museum</strong>sleitung ist sowohl für die<br />

Entwicklung wie auch für die Veränderung<br />

der internen Strukturen äußerst wichtig.<br />

Sie sollten diese Voraussetzung entweder<br />

durch die direkte Beteiligung der Leitung<br />

an den Projektaktivitäten oder durch<br />

Berichte für die <strong>Museum</strong>sleitung zum<br />

geeigneten Zeitpunkt einbringen.<br />

�� Um die größtmögliche Einbindung<br />

der Organisation zu erlangen,<br />

sollten Sie Ihre KollegInnen <strong>und</strong><br />

Ihre KooperationspartnerInnen<br />

während der Planung, Durchführung<br />

<strong>und</strong> Nachbereitung an dem Projekt<br />

beteiligen. Ermöglichen Sie Ihrem Team,<br />

aktiv in Erscheinung zu treten, auch<br />

Teammitgliedern, die normalerweise im<br />

Rahmen ihrer Arbeit nicht in Kontakt<br />

mit jungen Menschen kommen oder die<br />

jungen Menschen gegenüber eine eher<br />

distanzierte Einstellung haben.<br />

�� Um die Infragestellung der gängigen<br />

Praxis <strong>und</strong> die Entwicklung eines<br />

gemeinsamen Ziels zu fördern,<br />

sollten Sie MitarbeiterInnen aus<br />

allen Abteilungen des <strong>Museum</strong>s in<br />

die Weiterbildungsmaßnahmen <strong>und</strong><br />

Planungen in Zusammenhang mit dem<br />

Projekt einbeziehen.<br />

Barrieren überwinden, die junge<br />

Menschen vom <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

abhalten.<br />

�� Erforschen Sie diese Barrieren während<br />

der Planungsphase. Ist es zum Beispiel das<br />

Image der Einrichtung, die Kompetenz oder<br />

Einstellung des <strong>Museum</strong>steams, oder der<br />

Mangel an Kontakt mit jungen Menschen<br />

<strong>und</strong> oder Jugendorganisationen? Spricht


das <strong>Museum</strong>sprogramm die Belange der<br />

jungen Leute nicht an oder steht nicht der<br />

richtige Raum für die Arbeit mit ihnen zur<br />

Verfügung? Die Ursachen zu erkennen<br />

wird Ihnen dabei helfen, Strategien für<br />

ihre Bewältigung zu entwickeln. Einige<br />

Barrieren werden sich relativ einfach<br />

überwinden lassen, beispielsweise durch<br />

die Schaffung von einer Gr<strong>und</strong>ausstattung<br />

wie Erfrischungen, ansprechenden<br />

Arbeitsplätzen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichem<br />

Empfang. Andere Maßnahmen werden<br />

stärker in der Organisationsstruktur der<br />

Einrichtung verankert sein <strong>und</strong> mehr Zeit<br />

in Anspruch nehmen.<br />

�� Befragen <strong>und</strong> beteiligen Sie die Zielgruppe<br />

<strong>und</strong> die direkten Ansprechpartner, die mit<br />

jungen Menschen arbeiten oder die auf sie<br />

Einfluss haben, frühzeitig <strong>und</strong> während der<br />

gesamten Projektzeit.<br />

�� Stellen Sie sicher, dass das gesamte<br />

<strong>Museum</strong>steam immer über das Projekt<br />

informiert <strong>und</strong> gegenüber den jungen<br />

Menschen positiv eingestellt ist <strong>und</strong> das<br />

Projekt nicht gefährdet. Denken Sie daran,<br />

die MitarbeiterInnen am Empfang mit<br />

einzubeziehen.<br />

Nachhaltigkeit – Was ist zu tun,<br />

wenn das Projekt beendet ist?<br />

�� Entwickeln Sie bereits während der<br />

Planung eine Strategie zur Nachhaltigkeit<br />

<strong>und</strong> seien Sie auf Änderungen während<br />

des Projekts vorbereitet. Möglicherweise<br />

wird durch die Einführung neuer<br />

organisatorischer Richtlinien ein größeres<br />

Engagement gegenüber den jungen<br />

Menschen oder die Bildung einer<br />

Beratergruppe für Jugendliche notwendig.<br />

�� Der Dialog kann durch einen<br />

Newsletter, die Webseite, weiteren<br />

Kooperationen, die persönliche Einladung<br />

zu <strong>Museum</strong>sveranstaltungen <strong>und</strong><br />

Ausstellungseröffnungen oder durch das<br />

ehrenamtliche Programm gefestigt werden.<br />

�� Verbindungen mit Jugendeinrichtungen,<br />

die während der Projektlaufzeit zustande<br />

kommen, bieten eine zusätzliche<br />

Gelegenheit <strong>und</strong> Unterstützung für das<br />

Aufrechterhalten des Kontakts mit den<br />

jungen Leuten, nachdem das Projekt<br />

beendet ist.<br />

4.3 Seniorinnen<br />

<strong>und</strong> Senioren<br />

In dieser Veröffentlichung sind<br />

mit SeniorInnen all diejenigen<br />

gemeint, die das landesübliche<br />

Ruhestandsalter erreicht haben. Je<br />

nach Landeszugehörigkeit beginnen<br />

Altersruhe oder Pension mit 60-, 65-<br />

oder 70 Jahren. Demnach schließt<br />

der Begriff sowohl ges<strong>und</strong>e, aktive<br />

<strong>und</strong> kürzlich in Ruhestand getretene<br />

wie auch ältere <strong>und</strong> möglicherweise<br />

gebrechlichere Menschen ein.<br />

69<br />

Älteres Publikum, das häufig <strong>Museen</strong><br />

besucht, stammt <strong>of</strong>t aus dem<br />

Bildungsbürgertum. Wahrscheinlich<br />

sind sie mit <strong>Museen</strong> vertraut <strong>und</strong> fühlen<br />

sich dort wohl. Eventuell sollte man<br />

sie auf das museumspädagogische<br />

Programm aufmerksam machen,<br />

das für Menschen mit viel Freizeit<br />

konzipiert ist, die sie während ihrer<br />

Berufstätigkeit nicht hatten. Nicht<br />

selten entwickeln sich diese Personen<br />

zu enthusiastischen, lebenslang<br />

<strong>Lernen</strong>den, sogar dann, wenn das<br />

<strong>Lernen</strong> im <strong>Museum</strong> zunächst etwas<br />

vollkommen Neues für sie darstellt.<br />

Ältere Menschen, die nicht die<br />

Möglichkeit weiterführender Bildung<br />

wahrnehmen konnten, verfügen in<br />

den meisten Fällen über geringere<br />

<strong>Museum</strong>serfahrung <strong>und</strong> fühlen sich<br />

dort weniger wohl. Darüber hinaus kann<br />

man davon ausgehen, dass einige von<br />

ihnen in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />

sind <strong>und</strong> sich von Menschenmassen<br />

<strong>und</strong> dem öffentlichen Verkehrssystem<br />

abschrecken lassen. Möglicherweise<br />

lastet <strong>Museen</strong> ein negatives Image an,<br />

ein Besuch einer solchen Einrichtung<br />

scheint ermüdend, das <strong>Museum</strong> wird<br />

mit gebildeten Menschen assoziiert,<br />

es scheint schwer erreichbar zu<br />

sein, strahlt einen wenig einladenden<br />

Eindruck aus, man muss sich dort<br />

mit schwer verständlichen Texten


70<br />

auseinander setzen <strong>und</strong> es werden<br />

hohe Eintrittsgelder verlangt. <strong>Museen</strong>,<br />

die ältere BesucherInnen ansprechen<br />

wollen, die weniger Erfahrungen mit<br />

Kulturangeboten haben, müssen<br />

Programme entwickeln, die deren<br />

Bedürfnissen Rechenschaft tragen.<br />

Das bedeutet, ausreichend Ruheplätze,<br />

einen einfachen Zugang<br />

zum <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> leicht lesbare<br />

Texttafeln hinsichtlich Schriftgröße <strong>und</strong><br />

Anbringung zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Programme sollten außerdem<br />

soziale Kontakte ermöglichen.<br />

Programme für SeniorInnen waren<br />

erfolgreich mit der Einbindung von<br />

Anekdoten, Erinnerungen, praktischen<br />

Vorführungen, „Geschichte zum<br />

Anfassen“, historischer Kunst, Keramik,<br />

Heimatk<strong>und</strong>e, traditionellen Trachten<br />

<strong>und</strong> Kunsthandwerk. Es ist jedoch<br />

wichtig, lernende Ältere nicht zu<br />

stereotypisieren oder von vornherein<br />

anzunehmen, sie hätten kein Interesse<br />

an Projekten, die modernen oder<br />

zeitgenössischen Themen gewidmet<br />

sind, wie das hier angeführte Beispiel<br />

des Irish <strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art<br />

(IMMA) zeigt.<br />

LERNERFAHRUNGEN MIT<br />

SENIORINNEN IM BEREICH<br />

DER ZEITGENÖSSISCHEN<br />

KUNST<br />

Anfang 1991, kurz vor der Eröffnung<br />

des IMMA in Dublin, wurde eine enge<br />

Kooperation mit der St. Michael’s<br />

Parish Active Retirement Association<br />

begründet. Dies geschah in<br />

Übereinstimmung mit dem vom<br />

<strong>Museum</strong> beabsichtigten Gr<strong>und</strong>satz,<br />

das lokale Umfeld in Leben <strong>und</strong><br />

Arbeit des <strong>Museum</strong>s einzubeziehen.<br />

Gleichzeitig wurde durch diesen<br />

Schritt das Potenzial <strong>und</strong> die<br />

Rolle älterer Menschen für die<br />

zeitgenössische Bildende Kunst<br />

gewürdigt. Eine Gruppe älterer<br />

Bewohner des in der Nähe liegenden<br />

Bezirks Inchicore in Dublin hatte<br />

ihren Verband auf lokaler Ebene<br />

als Teil eines nationalen Netzwerks<br />

ehrenamtlicher Gruppen gegründet.<br />

DAS PROGRAMM<br />

Die Arbeit mit lernenden<br />

SeniorInnen ist – entsprechend<br />

aller museumspädagogischen<br />

Angebote des IMMA – eine aktive<br />

Lernerfahrung, in der sich drei<br />

museumspädagogische Elemente<br />

wiederfinden: eigene künstlerische<br />

Betätigung, das Künstlergespräch<br />

<strong>und</strong> die Auseinandersetzung mit<br />

der konzeptuellen Gr<strong>und</strong>lage des/r<br />

Künstlers/in sowie das Betrachten<br />

<strong>und</strong> Interpretieren von Kunstwerken<br />

aus Sonderausstellungen <strong>und</strong><br />

Dauerausstellungen des <strong>Museum</strong>s.<br />

Die praktischen Workshops finden in<br />

der <strong>Museum</strong>swerkstatt statt. In den<br />

Workshops haben die TeilnehmerInnen<br />

die Möglichkeit, eine Auswahl an in<br />

der Kunst gebräuchlichen Materialien,<br />

Werkzeugen <strong>und</strong> Techniken<br />

auszuprobieren, ihre eigenen Ideen,<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Interessen bei<br />

der Gestaltung eigener Arbeiten<br />

zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> den Rat <strong>und</strong> die<br />

Unterstützung von KünstlerInnen<br />

in Anspruch zu nehmen, die ihnen<br />

dabei helfen, ihre Ideen praktisch<br />

umzusetzen <strong>und</strong> ein eigenes Werk<br />

zu realisieren.<br />

Jedes Element stellt eine andere<br />

Perspektive dar, von der aus man<br />

Kunstwerke <strong>und</strong> die Zusammenhänge,<br />

in denen Kunstwerke geschaffen<br />

werden, betrachten kann.<br />

Zu Beginn eines Programms mit<br />

lernenden SeniorInnen ist es häufig<br />

notwendig, eine gr<strong>und</strong>legende<br />

Einführung in verschiedene<br />

künstlerische Verfahren zu geben,<br />

indem man eine große Auswahl<br />

an Arbeitstechniken vorführt. Es<br />

ist unbedingt erforderlich, Zeit<br />

für das Einüben von „<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong><br />

Verlernen“ einzuplanen. Man kann<br />

davon ausgehen, dass die Schulzeit<br />

für einige TeilnehmerInnen mit<br />

negativen Erfahrungen verknüpft ist.<br />

Daher benötigen sie Zeit, Vertrauen<br />

aufzubauen <strong>und</strong> neue Fähigkeiten<br />

zu entwickeln.


SENIORINNEN ALS<br />

KURATORINNEN<br />

1998 wurde die St. Michael’s Gruppe<br />

dazu eingeladen, eine Ausstellung<br />

aus den Beständen der Sammlung<br />

zu kuratieren. Zur Vorbereitung dieser<br />

Ausstellung, die den Titel Come to<br />

the Edge tragen sollte, erarbeiteten<br />

die SeniorInnen gemeinsam mit dem<br />

<strong>Museum</strong>steam wichtige Gr<strong>und</strong>lagen zur<br />

Interpretation der Kunstwerke.<br />

Drei Monate arbeitete die<br />

Seniorengruppe einmal wöchentlich<br />

mit zwei Künstlern in Workshops<br />

nach den oben beschriebenen<br />

Prinzipien, um die Kunstwerke aus dem<br />

Sammlungsbestand des <strong>Museum</strong>s<br />

kennenzulernen. Sie nahmen ihre<br />

persönliche Reaktion auf ein Kunstwerk<br />

aus der Sammlung zum Anlass, um<br />

selbst künstlerisch tätig zu werden.<br />

Anschließend arbeiteten sie mit dem<br />

leitenden Kurator der Sammlung <strong>und</strong><br />

dem Leiter der <strong>Museum</strong>spädagogik<br />

zusammen, um ein Verständnis für den<br />

kuratorischen Prozess zu bekommen,<br />

so zum Beispiel für die Festlegung des<br />

Ausstellungsthemas <strong>und</strong> die Auswahl<br />

der einzelnen Exponate aus der<br />

Sammlung zur Veranschaulichung des<br />

Themas. Ferner beobachteten sie eine<br />

Gruppe Jugendlicher bei deren ersten<br />

kuratorischen Schritten zur Ausstellung<br />

Somebodies <strong>und</strong> tauschten ihre<br />

Erfahrungen untereinander aus.<br />

Durch eine Reihe wöchentlicher<br />

Treffen, Diskussionen, gemeinsamer<br />

R<strong>und</strong>gänge in der aktuellen<br />

Ausstellung <strong>und</strong> Diashows von<br />

Arbeiten im Archiv bekamen die<br />

Gruppenmitglieder einen Einblick in die<br />

Sammlung, die Sammlungsrichtlinien,<br />

Anschaffungen <strong>und</strong> Schenkungen,<br />

die Ausstellungsgeschichte <strong>und</strong><br />

das Kuratieren von Ausstellungen.<br />

Anschließend forschten sie zu<br />

Exponaten, wählten sie aus <strong>und</strong><br />

beteiligten sich am Ausstellungsaufbau,<br />

ebenso wie sie auch Ausstellungs-<br />

<strong>und</strong> Katalogtexte recherchierten<br />

<strong>und</strong> verfassten.<br />

SENIORINNEN ALS<br />

VERMITTLERINNEN<br />

Am IMMA geben SeniorInnen<br />

regelmäßig Führungen zu ihren eigenen<br />

Arbeiten <strong>und</strong>, wie im oben angeführten<br />

Fall von Come to the Edge, zu ihren<br />

eigenen Ausstellungen. Auf diese Weise<br />

werden sie zu neuen Vertretern <strong>und</strong><br />

Spezialisten, <strong>und</strong> das <strong>Museum</strong> erfährt<br />

eine Zielgruppenerweiterung. Die<br />

Gruppenmitglieder finden die Erfahrung<br />

interessant <strong>und</strong> herausfordernd <strong>und</strong><br />

wünschen sich vom <strong>Museum</strong>, dass es<br />

sie auch in Zukunft in solche<br />

Aktivitäten einbezieht.<br />

71<br />

SENIORINNEN ALS<br />

KEYWORKER<br />

Ältere Menschen werden auch dazu<br />

ermutigt, sich als Keyworker oder<br />

Gastgeber des <strong>Museum</strong>s einzubringen<br />

<strong>und</strong> so auf verschiedenen Wegen<br />

die Arbeit des vollzeitbeschäftigten<br />

<strong>Museum</strong>steams zu ergänzen. Sie<br />

werden darin bestärkt, an Konferenzen<br />

teilzunehmen, wodurch sich ihr<br />

Erfahrungsspektrum über ihre bisherige<br />

Tätigkeit in Werkstatt <strong>und</strong> Ausstellung<br />

hinaus erweitert. In der Funktion als<br />

Gastgeber für andere Gruppen älterer<br />

BesucherInnen sind sie ein wertvoller<br />

Bestandteil eines wachsenden<br />

Netzwerks. Darüber hinaus beteiligen<br />

sie sich am Nationalen Programm<br />

des <strong>Museum</strong>s, das Kunstwerke<br />

seiner Sammlung an gemeinsam<br />

kuratierte Ausstellungen in ganz Irland<br />

verleiht. An jedem dieser Orte finden<br />

Bildungsinitiativen statt.<br />

Die Kernpunkte der Arbeit von IMMA<br />

mit lernenden SeniorInnen sind:<br />

�� Gut strukturierte Projekte <strong>und</strong> genügend<br />

Zeit für deren Umsetzung.<br />

�� Realistische Budgetvorstellungen.<br />

Zeitliche Entwicklung des Programms<br />

��<br />

entsprechend der Vorgaben der<br />

SeniorInnen, neue Elemente werden<br />

gemäß der Bedürfnisse oder nach den


72<br />

Wünschen der TeilnehmerInnen in das<br />

Programm aufgenommen.<br />

�� Nach Bedarf fi nden fortlaufende<br />

Evaluationen in Form von Gruppendiskussionen<br />

am Ende jeder Einheit,<br />

auf jeden Fall jedoch zum Ende eines<br />

Semesters statt.<br />

�� Fortlaufende individuelle Beratungen<br />

zum persönlichen Lernbedürfnis. Bevor<br />

eine neue Richtung eingeschlagen oder<br />

ein neues Element eingeführt wird,<br />

versucht man einen Konsens in der<br />

Gruppe zu erreichen.<br />

�� Soziale Fragen in den Mittelpunkt der<br />

Programmarbeit zu stellen.<br />

�� Prozessorientiertes <strong>Lernen</strong>, Treffen mit<br />

den KünstlerInnen <strong>und</strong> das Einbringen<br />

der eigenen Lebenserfahrung als<br />

Inspirationsquelle.<br />

�� Der Kontakt <strong>und</strong> das Engagement älterer<br />

Menschen mit den KünstlerInnen im<br />

Bereich der zeitgenössischen Kunst.<br />

Sie sind wesentlich für die Entstehung<br />

neuer Formen des Ausdrucks <strong>und</strong><br />

der persönlichen Kreativität. Sie<br />

tragen zum dauerhaften Prozess<br />

der Auseinandersetzung, die im<br />

Zusammenhang mit persönlichen<br />

<strong>und</strong> sozialen Veränderungen in der<br />

Gesellschaft stehen, bei.<br />

�� Die Schaffung langfristiger<br />

Bildungsprogramme, die sich an den<br />

<strong>Lernen</strong>den orientieren <strong>und</strong> mit ihnen<br />

gleichberechtigt umgehen. Diese<br />

Entwicklung ist maßgeblich für ein<br />

besucherfre<strong>und</strong>liches <strong>Museum</strong>, das mehr<br />

als lediglich <strong>of</strong>fene Türen bietet.<br />

�� Die Erweiterung der <strong>Museum</strong>srichtlinien<br />

auf Ausstellungen, um Kunstwerke<br />

von <strong>und</strong> die Arbeit mit besonderen<br />

Gruppen wie lernenden SeniorInnen mit<br />

einzubeziehen. Dies ist ebenso ein Beitrag<br />

zum Öffnungsprozess des <strong>Museum</strong>s.<br />

LERNENDE SENIORINNEN IM<br />

BRITISH MUSEUM<br />

Die University <strong>of</strong> the Third Age (U3A)<br />

ist ein weltweites Netzwerk, das<br />

sich aus Gruppen mit besonderen<br />

Bedürfnissen zusammensetzt.<br />

Menschen in fortgeschrittenem<br />

Alter werden ermutigt, aus eigenem<br />

Antrieb zu lernen. Es gibt keine<br />

Teilnahmevoraussetzungen <strong>und</strong><br />

es werden keine Abschlüsse<br />

vergeben. Das Konzept entstand<br />

1972 in Frankreich, wo ein enger<br />

Kontakt zu den Universitäten<br />

bestand. Als sich das Konzept in<br />

Großbritannien etablierte, wandelte<br />

es sich mehr <strong>und</strong> mehr zu einer<br />

Selbsthilfeorganisation. Mitglieder, die<br />

ihre Motivation aus ihrem Engagement<br />

für das gemeinsame <strong>Lernen</strong> schöpfen,<br />

unterrichten hier auf ehrenamtlicher<br />

Basis. Bis zum heutigen Tag bietet<br />

die ehrenamtliche Organisation eine<br />

beeindruckend vielfältige Auswahl<br />

von Kursen an, einschließlich<br />

Sprachunterricht, Kunst- <strong>und</strong><br />

Handwerkskursen, Musikverständnis,<br />

Kreativem Schreiben, Philosophie oder<br />

Ornithologie. Allein in Großbritannien<br />

hat die selbst verwaltete Organisation<br />

zirka 153.000 Mitglieder.<br />

2003 fand das erste Kooperationslernprojekt<br />

zwischen dem British<br />

<strong>Museum</strong> <strong>und</strong> U3A statt. Fünfzehn<br />

ältere Menschen zwischen 55 <strong>und</strong><br />

88 Jahren kamen mit einem Team<br />

von Spezialisten auf dem Gebiet des<br />

Lebenslangen <strong>Lernen</strong>s zusammen,<br />

um sich an einem zehnwöchigen<br />

Forschungsprojekt zu beteiligen. Jedes<br />

Gruppenmitglied untersuchte sein<br />

selbst ausgewähltes Exponat, indem<br />

es das <strong>Museum</strong>, die Erfahrung <strong>und</strong> das<br />

Wissen der anderen Gruppenmitglieder<br />

für seine Recherchen nutzte. Die<br />

Forschungsergebnisse wurden<br />

der restlichen Gruppe in den<br />

Ausstellungsräumen <strong>und</strong> dem<br />

Lernzentrum des <strong>Museum</strong>s präsentiert.<br />

Die Darbietungen waren ergreifend,<br />

unterhaltsam, beeindruckend <strong>und</strong><br />

recht einzigartig. Das <strong>Museum</strong><br />

pr<strong>of</strong>i tierte enorm von diesem Projekt,<br />

da das <strong>Museum</strong>steam sehr viel<br />

darüber erfuhr, auf welche Art <strong>und</strong><br />

Weise sich ältere Menschen mit<br />

Ausstellungsexponaten auseinander


Assyriomania<br />

Foto: British <strong>Museum</strong>, London<br />

73


74<br />

Aus dem Ausstellungskatalog der Ausstellung Gli occhi del pubblico (Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Tano d´Amico


setzen <strong>und</strong> wie sie von ihnen lernen –<br />

ein bisher kaum erforschter Bereich der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik.<br />

Mittlerweile findet dieses Kooperationslernprojekt<br />

in jährlichem Turnus mit<br />

einer jeweils neuen Gruppe statt.<br />

Gemeinsame Lehrprojekte gibt es<br />

weiterhin <strong>und</strong> die Aktionen kommen den<br />

<strong>Lernen</strong>den sowie dem <strong>Museum</strong> zugute.<br />

So entstanden etwa ein Lehrpfad<br />

<strong>und</strong> eine Ausstellung, aber auch<br />

Evaluationen von Präsentationstechniken<br />

in den Ausstellungsräumen <strong>und</strong> von<br />

Vermittlungs- <strong>und</strong> Interpretationsmethoden<br />

des British <strong>Museum</strong>.<br />

Kooperative Lernprojekte mit<br />

Beteiligung des U3A Netzwerkes<br />

finden inzwischen überall in<br />

Großbritannien statt, einschließlich<br />

des National Maritime <strong>Museum</strong>, dem<br />

Royal Opera House <strong>und</strong> einem um<br />

die Unterhaltungskultur in der Region<br />

Sussex bemühten Projekt.<br />

GENERATION 50 PLUS KUNST:<br />

– EIN PILOTPROJEKT AM<br />

KUNSTMUSEUM BAYREUTH<br />

Was muss man SeniorInnen bieten,<br />

um ihr Interesse an regelmäßigen<br />

<strong>Museum</strong>sbesuchen zu wecken?<br />

Welche Erwartungen <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

haben älterer Menschen, wenn<br />

sie <strong>Museen</strong> besuchen? Mit dem<br />

Ziel, Antworten auf diese Fragen<br />

zu finden um darauf basierend ein<br />

Vermittlungskonzept für SeniorInnen<br />

entwickeln zu können, wurde 2007 im<br />

Kunstmuseum Bayreuth das zweijährige<br />

Pilotprojekt Generation 50 plus KUNST<br />

ins Leben gerufen. Das Projekt wurde<br />

durch die Oberfrankenstiftung <strong>und</strong> die<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

<strong>Museen</strong> in Bayern finanziert, so dass<br />

alle Veranstaltungen in den ersten<br />

zwei Jahren kostenlos angeboten<br />

werden konnten.<br />

Die Ergebnisse einer anonymen<br />

Umfrage anhand eines Fragebogens<br />

unter den TeilnehmerInnen der ersten<br />

Veranstaltungen lieferten Informationen<br />

für die Veranstaltungsformate <strong>und</strong><br />

gewünschten Rahmenbedingungen.<br />

Erwartete Ergebnisse wie der Wunsch<br />

nach ausreichenden Sitzgelegenheiten<br />

<strong>und</strong> einem Veranstaltungstermin<br />

am Nachmittag bestätigten sich,<br />

die Antworten boten jedoch auch<br />

einige Überraschungen. So stellte<br />

sich heraus, dass über 80% der<br />

Befragten eine kurze Führung durch<br />

die Ausstellung mit anschließendem<br />

praktisch-künstlerischem Anteil<br />

in der Werkstatt bevorzugen.<br />

Diese Rückmeldung ist umso<br />

verblüffender, wenn man in Betracht<br />

zieht, dass künstlerisch-praktische<br />

Vermittlungsprogramme für<br />

SeniorInnen in Deutschland bisher<br />

selten angeboten werden.<br />

Eine freiberufliche <strong>Museum</strong>spädagogin<br />

entwickelt seither zu den Wechsel-<br />

75<br />

ausstellungen des Kunstmuseums<br />

Bayreuth ein aus vier Modulen<br />

bestehendes Begleitprogramm<br />

für individuell teilnehmende, ältere<br />

Menschen. Mit jedem Modul wird eine<br />

andere Interessengruppe angesprochen:<br />

�� Kunst im Gespräch ist eine Veranstaltungsreihe,<br />

die der 45-minütigen Betrachtung<br />

eines ausgewählten Exponats gewidmet<br />

ist. Gespräch <strong>und</strong> Diskussion unter den<br />

TeilnehmerInnen werden bei diesem<br />

Format besonders große Bedeutung<br />

beigemessen.<br />

�� Bei R<strong>und</strong>gang durch die Ausstellung<br />

handelt es sich um eine 60-minütige<br />

Führung, die Gespräche der Teilnehmer-<br />

Innen untereinander ermöglicht.<br />

�� Großeltern <strong>und</strong> Enkel gemeinsam heißt<br />

ein intergeneratives Format, das sonntags<br />

angeboten wird.<br />

Entdecken Sie Ihre künstlerischen<br />

��<br />

Fähigkeiten! beginnt mit einer kurzen<br />

Führung durch die Wechselausstellung.<br />

Danach haben die TeilnehmerInnen<br />

die Gelegenheit, in der Werkstatt des<br />

<strong>Museum</strong>s eine Auswahl der verschiedenen<br />

Ausdrucksformen <strong>und</strong> Techniken, die die<br />

KünstlerInnen bei der Gestaltung, ihrer<br />

Werke verwendet haben, auszuprobieren.


76<br />

Von vornherein war eine Vernetzung<br />

mit den Senioreneinrichtungen<br />

Bayreuths geplant. Inzwischen ist<br />

das Projekt mit fünf Einrichtungen<br />

– einem Altenheim, drei kirchlichen<br />

Seniorenkreisen <strong>und</strong> mit dem<br />

Internationalen Club – vernetzt. Diese<br />

kündigen die Veranstaltungen in ihrem<br />

Monats- oder Halbjahresprogamm<br />

an. Einmal monatlich bietet die<br />

<strong>Museum</strong>spädagogin Entdecken Sie<br />

Ihre künstlerischen Fähigkeiten! in<br />

einem Altenheim an, um Personen, die<br />

aufgr<strong>und</strong> körperlicher Beeinträchtigung<br />

das <strong>Museum</strong> nicht mehr selbständig<br />

besuchen können, die Teilnahme<br />

am Projekt zu ermöglichen. Der<br />

R<strong>und</strong>gang durch das <strong>Museum</strong> wird<br />

dann durch eine Einführung von der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogin anhand des<br />

Ausstellungskatalogs <strong>und</strong> anderen<br />

Materialien ersetzt. Auf diesem Weg<br />

werden SeniorInnen erreicht, die<br />

bisher zu den NichtbesucherInnen von<br />

<strong>Museen</strong> zählten.<br />

Aus den während des ersten Projekt-<br />

jahres entstandenen Werken<br />

der TeilnehmerInnen, stellte die<br />

<strong>Museum</strong>spädagogin eine Ausstellung<br />

im Kunstmuseum Bayreuth zusammen,<br />

in der jede/r Teilnehmer/in mit einem<br />

Werk vertreten war. Die SeniorInnen<br />

waren von der Präsentation ihrer Werke<br />

in der Öffentlichkeit begeistert <strong>und</strong><br />

empfanden sie als große Anerkennung.<br />

Außerdem wurde die Bekanntheit des<br />

Projekts in der Öffentlichkeit durch<br />

die Ausstellung <strong>und</strong> die begleitende<br />

positive Presse gesteigert.<br />

Für das Kunstmuseum Bayreuth<br />

hat sich die systematische<br />

Herangehensweise an die Entwicklung<br />

der Veranstaltungsformate unter<br />

Einbeziehung der Interessen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse der Zielgruppe als<br />

lohnenswert erwiesen. Weniger<br />

erfolgreiche Formate werden nur<br />

gelegentlich angeboten. Durch die<br />

Kooperationen mit den Senioreneinrichtungen<br />

konnten neue<br />

BesucherInnen gewonnen werden.<br />

Weitere Informationen finden Sie hier:<br />

lwww.kmp.kunstmuseum- bayreuth.de<br />

DIE ARBEIT MIT LERNENDEN<br />

SENIORINNEN IM MUSEUM<br />

�� Legen Sie einen eigenen Verteiler für<br />

SeniorInnen an. Die direkte Einladung per<br />

Post oder Email sowie die M<strong>und</strong>-zu-M<strong>und</strong>-<br />

Propaganda zufriedener TeilnehmerInnen<br />

ist am effektivsten.<br />

�� Planen Sie viel Zeit für die Veranstaltung<br />

ein. Ältere Menschen neigen dazu, sich<br />

langsamer zu bewegen <strong>und</strong> mehr Zeit mit<br />

Unterhaltungen zu verbringen. Häufig<br />

finden sie besonderen Gefallen am<br />

sozialen Aspekt eines solchen Ereignisses.<br />

�� Der geeignetste Termin für<br />

Veranstaltungen für SeniorInnen ist<br />

nachmittags um 14 Uhr, u.a. weil so<br />

gewährleistet wird, dass die SeniorInnen<br />

den Heimweg noch vor Einbruch der<br />

Dunkelheit antreten können.<br />

�� Auch heutzutage schätzen ältere<br />

Menschen häufig noch die persönliche<br />

Ansprache. Die Begrüßung per Handschlag<br />

<strong>und</strong> wenn möglich mit dem Namen<br />

hat bei vielen einen hohen Stellenwert.<br />

Über einen fre<strong>und</strong>lichen, respektvollen<br />

Umgang wird nicht nur Vertrauen zum<br />

<strong>Museum</strong>spersonal sondern auch zum<br />

<strong>Museum</strong> aufgebaut.<br />

Seien Sie sich des Alterungsprozesses<br />

��<br />

bewusst. Ältere Menschen benötigen<br />

mehr Zeit in den Ausstellungsräumen für<br />

Ortswechsel. Machen Sie gegebenenfalls<br />

den Vorschlag, Jacken <strong>und</strong> Mäntel im<br />

Bus zu lassen, wenn sie ohnehin am<br />

Eingang abgegeben werden müssten,<br />

da dies den zusätzlichen Weg zur<br />

Garderobe überflüssig macht. Sorgen<br />

Sie dafür, dass ausreichend <strong>und</strong><br />

bequeme Sitzgelegenheiten in den<br />

Ausstellungsräumlichkeiten vorhanden<br />

sind. Sollten sich TeilnehmerInnen<br />

einer Gruppe wegen Aufzug- <strong>und</strong>/oder<br />

Treppennutzung trennen, vereinbaren<br />

Sie einen Treffpunkt, um die Gruppe


wieder zusammenzuführen. Vielleicht ist<br />

es notwendig, Werkstattmaterialien oder<br />

Möbel anzupassen, um eine angenehme<br />

<strong>und</strong> geeignete Ausgangslage zu schaffen.<br />

Seh- <strong>und</strong> Hörschwierigkeiten nehmen mit<br />

dem Alter zu. Stellen Sie sicher, dass Sie<br />

sich laut <strong>und</strong> deutlich artikulieren <strong>und</strong><br />

halten Sie auch Vergrößerungsgläser bzw.<br />

Leihbrillen bereit.<br />

�� Fotografie <strong>und</strong> Videoaufzeichnung sind<br />

als Gedächtnisstütze <strong>und</strong> Dokumentation<br />

empfehlenswert, da ältere Menschen<br />

eventuell Schwierigkeiten mit dem<br />

Erinnerungsvermögen haben <strong>und</strong><br />

mit den Dokumenten im Nachhinein<br />

Verknüpfungen zwischen den einzelnen<br />

Ereignissen herstellen können.<br />

�� Die für Beschriftungen, Texttafeln <strong>und</strong><br />

Ausstellungsführer verwendete Sprache<br />

<strong>und</strong> Schriftgröße sollte das Vorwissen<br />

der <strong>Lernen</strong>den <strong>und</strong> deren Bedürfnis<br />

für visuelle Klarheit berücksichtigen.<br />

Wenn Sie Informationsmaterial verteilen<br />

wollen, händigen Sie dieses nicht vor<br />

dem <strong>Museum</strong>sbesuch aus, da einzelne<br />

BesucherInnen eventuell auf Gehhilfen<br />

angewiesen sind <strong>und</strong> daher beide Hände<br />

frei haben müssen.<br />

�� Bei der Beleuchtung <strong>und</strong> den Bodenbelägen<br />

sollte man im Voraus an mögliche<br />

körperliche Einschränkungen denken. Dies<br />

gilt für die Arbeit mit jedem Publikum,<br />

da sich in jeder Gruppe Menschen mit<br />

Beeinträchtigung befinden können.<br />

�� Eine Einführung zu Beginn des Besuchs ist<br />

unverzichtbar, um alle organisatorischen<br />

Vereinbarungen zu klären, bevor die<br />

inhaltlichen Aspekte des Besuchs<br />

erläutert werden. Seien Sie sich während<br />

des ganzen Besuches bewusst, dass<br />

mögliche Einschränkungen aufgr<strong>und</strong> der<br />

körperlichen Kondition der BesucherInnen<br />

auftreten können.<br />

4.4 Unternehmen<br />

WAS SIND<br />

UNTERNEHMENSGRUPPEN?<br />

Unternehmensgruppen können<br />

folgendermaßen definiert werden: „Eine<br />

Gruppe bestehend aus Erwachsenen,<br />

die durch ihr Geschäfts- oder<br />

Privatleben miteinander verb<strong>und</strong>en sind“.<br />

Die Beziehung zwischen diesen<br />

Gruppen <strong>und</strong> einem <strong>Museum</strong> oder einer<br />

Ausstellung kann zwei verschiedene<br />

Gründe haben:<br />

�� Sie können MitarbeiterInnen eines<br />

Unternehmens sein, das Sponsor oder<br />

Geschäftspartner des <strong>Museum</strong>s oder der<br />

Ausstellung ist.<br />

�� Sie können eine unabhängige Gruppe<br />

Erwachsener eines Unternehmens sein,<br />

77<br />

das keine <strong>of</strong>fizielle Beziehung zum<br />

<strong>Museum</strong> pflegt, sondern gemeinsam Zeit<br />

bei einer kulturellen Aktivität im <strong>Museum</strong><br />

verbringen möchte.<br />

Der <strong>of</strong>fensichtlichste Unterschied<br />

zwischen den zwei Gruppentypen<br />

ist ihre wirtschaftliche Beziehung<br />

zum <strong>Museum</strong>: Im Falle eines<br />

Firmensponsors oder Geschäftspartners<br />

kann eine vertragliche<br />

Absprache bestehen, wonach das<br />

<strong>Museum</strong> dazu verpflichtet ist, gewisse<br />

Extras für die MitarbeiterInnen<br />

anzubieten wie Sonderführungen,<br />

Familientage, Führungen hinter den<br />

Kulissen oder exklusive Vernissagen.<br />

Der Schwerpunkt dieses Abschnitts<br />

liegt auf den unabhängigen Gruppen<br />

mit geschlossenem Teilnehmerkreis,<br />

die nicht aufgr<strong>und</strong> finanzieller oder<br />

wirtschaftlicher Absprachen mit<br />

einem museumspädagogischen<br />

Programm betreut werden. Die meisten<br />

der folgenden Vorschläge können<br />

jedoch auch auf Sponsorengruppen<br />

angewendet werden.<br />

Gruppen mit geschlossenem<br />

Teilnehmerkreis sind, obwohl sie eine<br />

außergewöhnliche Besuchergruppe<br />

für das <strong>Museum</strong> darstellen, eine<br />

Gruppe Erwachsene mit besonderen<br />

Lernansprüchen <strong>und</strong> -bedürfnissen.<br />

Solche Gruppen bestehen nicht<br />

ausschließlich aus Managern oder


78<br />

Führungskräften. Die Gruppen<br />

können sich aus MitarbeiterInnen<br />

jeglicher Abteilung des Unternehmens<br />

zusammensetzen. MitarbeiterInnen<br />

die ohne gemeinschaftliche Unternehmung<br />

im Kreis der KollegInnen<br />

möglicherweise kein <strong>Museum</strong><br />

besuchen würden, können in die<br />

Kategorie „neue Besuchergruppe“ <strong>und</strong><br />

„lernende Erwachsene“ eingeordnet<br />

werden.<br />

WAS IST CHARAKTERISTISCH<br />

FÜR GRUPPEN MIT<br />

GESCHLOSSENEM<br />

TEILNEHMERKREIS?<br />

Das Kiasma <strong>Museum</strong> für zeitgenössische<br />

Kunst in Helsinki<br />

hat unlängst die Entwicklung<br />

von Programmen, die sich an<br />

Unternehmen richten, gefördert.<br />

Mit einer kleinen Untersuchung in<br />

einigen europäischen <strong>Museen</strong> sollte<br />

außerdem eruiert werden, wie andere<br />

<strong>Museen</strong> mit Unternehmensgruppen,<br />

die sich aus lernenden Erwachsenen<br />

zusammensetzen, umgehen. Das<br />

Untersuchungsergebnis <strong>und</strong> die<br />

eigenen Erfahrungen lieferten folgende<br />

Informationen:<br />

�� Die bisher übliche, reaktive Einstellung der<br />

<strong>Museen</strong> bei der Programmentwicklung<br />

für Unternehmensgruppen entwickelt<br />

zusehends eine stärkere Eigeninitiative.<br />

Das bloße Reagieren auf Nachfrage aus<br />

Foto: Kiasma Contemporary Art <strong>Museum</strong>, Helsinki


der Privatwirtschaft <strong>und</strong> die Anpassung<br />

bereits existierender Angebote <strong>und</strong><br />

Workshops auf die Bedürfnisse des<br />

neuen Publikums ist neuerdings einem<br />

Ansatz gewichen, neue Lerneinheiten<br />

<strong>und</strong> Angebote für Firmengruppen zu<br />

entwerfen, zusammenzustellen <strong>und</strong> aktiv<br />

zu vermarkten.<br />

�� Firmengruppen erwarten bei einem<br />

organisierten <strong>Museum</strong>sbesuch eher einen<br />

schönen <strong>und</strong> entspannenden Zeitvertreib<br />

mit KollegInnen als eine Lernerfahrung.<br />

Dies soll jedoch keinesfalls heißen,<br />

dass sie den Besuch nur als gesellige<br />

Veranstaltung ohne größeren bildenden<br />

Aspekt begreifen, solange dieser in<br />

kurzweiliger <strong>und</strong> unterhaltsamer Form<br />

präsentiert wird. Das bedeutet lediglich<br />

die Veranstaltung so zu gestalten, dass sie<br />

den speziellen Vorstellungen der Gruppe<br />

entspricht.<br />

�� Da der <strong>Museum</strong>sbesuch einer Unternehmensgruppe<br />

meistens als gesellschaftliches<br />

Ereignis wahrgenommen<br />

wird, ist für gewöhnlich ein separater<br />

Raum <strong>und</strong> die Bereitstellung von<br />

Essen <strong>und</strong> Getränken wünschenswert.<br />

Eine immer beliebter werdende<br />

Praxis von Firmengruppen ist es, ihre<br />

Mitarbeiterversammlungen oder<br />

Schulungen im <strong>Museum</strong> abzuhalten<br />

<strong>und</strong> mit einem Ausstellungsbesuch<br />

zu verbinden. Dies erfordert<br />

spezielle Versammlungsräume <strong>und</strong><br />

Konferenzausstattung, besonders mit<br />

Bild- <strong>und</strong> Ton-Anlagen. Da manchmal<br />

auch Konzerte oder andere Auftritte<br />

Teil des Veranstaltungsangebots<br />

sind, kann ein größerer Bedarf an<br />

Veranstaltungsbetreuung <strong>und</strong> der Einsatz<br />

mehrerer MitarbeiterInnen erforderlich<br />

sein. Meistens ist es zweckmäßig,<br />

derartige Veranstaltungen auf die Zeit<br />

außerhalb der üblichen Öffnungszeiten<br />

zu legen.<br />

Das Beispiel des Kiasma<br />

<strong>Museum</strong>s für zeitgenössische<br />

Kunst in Helsinki<br />

Es hatte sich gezeigt, dass die<br />

üblichen einstündigen Führungen<br />

oder zwei- bis dreistündigen<br />

Workshops nicht den Bedürfnissen der<br />

Unternehmensgruppen entsprachen,<br />

die Kiasma besuchten <strong>und</strong> sich von<br />

ihrem Besuch eine Unterbrechung ihres<br />

Arbeitsalltags oder die Beschäftigung<br />

mit Kunst vorstellten. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurde ein neues Angebot für<br />

sie entwickelt: eine Aktionsführung,<br />

die Elemente einer regulären Führung<br />

mit „Hands-on“-Aktivitäten verknüpft.<br />

Der R<strong>und</strong>gang ist variabel <strong>und</strong> kann<br />

an unterschiedliche Situationen<br />

<strong>und</strong> Zeitpläne angepasst werden.<br />

Die VermittlerInnen benutzen eine<br />

eigens dafür zusammengestellte <strong>und</strong><br />

gestaltete Box, die die notwendigen<br />

Materialien für den Besuch enthält.<br />

Diese kann im Besprechungsraum<br />

oder in den Ausstellungsräumlichkeiten<br />

79<br />

verwendet werden <strong>und</strong> soll vornehmlich<br />

dazu dienen, Beobachtungen<br />

<strong>und</strong> Diskussionen anzuregen.<br />

Die Veranstaltungen sind um<br />

Themengebiete herum aufgebaut,<br />

die mit gr<strong>und</strong>legenden Fragen zur<br />

zeitgenössischen Kunst eingeleitet<br />

werden, wie zum Beispiel nach der<br />

Verwendung von Alltagsgegenständen<br />

oder den zeitgenössischen Formen der<br />

Porträt- <strong>und</strong> Landschaftskunst.<br />

4.5 Interkulturelles<br />

<strong>Lernen</strong><br />

KULTURELLES ERBE, KULTUR<br />

UND IDENTITÄT<br />

Man geht davon aus, dass das<br />

kulturelle Erbe für die Menschen<br />

entscheidende Bedeutung hat, um<br />

ein Orts- <strong>und</strong> Zugehörigkeitsgefühl<br />

zu vermitteln. Der Begriff „kulturelles<br />

Erbe“ steht sowohl für die materielle<br />

wie auch die immaterielle Überlieferung<br />

der Geschichte. Denkmäler, Musik,<br />

Kunstwerke, Architektur, Archive,<br />

Landschaften, Tänze, mündlich<br />

überlieferte Geschichten, Fotografi en<br />

<strong>und</strong> Rezepte sind Teile davon. Sie<br />

stellen das sogenannte „kulturelle<br />

Gepäck“ dar, das auch Migranten mit<br />

sich tragen <strong>und</strong> das infrage gestellt<br />

wird <strong>und</strong> sich verändert, wenn sie<br />

sich in neuen Ländern niederlassen<br />

<strong>und</strong> dort das neue Umfeld auf sie<br />

einwirkt. Was als Kultur bezeichnet


80<br />

wird, ist im Gr<strong>und</strong>e ein dynamischer<br />

Prozess. Er schreibt Dingen <strong>und</strong> Ideen<br />

Bedeutung <strong>und</strong> Wert zu. Menschen<br />

derselben Herkunft, die dieselben<br />

Lebensumstände haben <strong>und</strong> die<br />

vergleichbare Erfahrungen machen,<br />

gehören einer kulturellen Gruppe<br />

an. Gleichzeitig gehört jeder Einzelne<br />

mehreren Gruppen an. Manchmal<br />

liegt es im Entscheidungsspielraum<br />

des Einzelnen, die Wahl zu treffen,<br />

zu welcher Gruppe er gehören will,<br />

beispielsweise zu einer Berufsgruppe.<br />

In andere Gruppen wird man hinein<br />

geboren, so in die Familie, das Land,<br />

das Geschlecht oder die ethnische<br />

Zugehörigkeit. Merkmale wie Hautfarbe,<br />

Herkunft, Geschlecht sind festgelegt.<br />

Aber sie sind durchdrungen von<br />

verschiedenen Bedeutungen in<br />

unterschiedlichen Zusammenhängen<br />

<strong>und</strong> von Ideen <strong>und</strong> Werten, Sitten<br />

<strong>und</strong> Alltagsgewohnheiten geprägt.<br />

Man mag als Mädchen geboren<br />

werden, aber die Geschlechterrolle<br />

wird in der Gesellschaft erlernt, in<br />

der man aufwächst. Dadurch können<br />

die eingeübten Rollenmuster in<br />

unterschiedlichen Gesellschaften<br />

oder Epochen sehr unterschiedliche<br />

kulturelle Formen oder Bedeutungen<br />

annehmen.<br />

Mit der Zeit verändern sich alle<br />

Kulturen durch den Kontakt <strong>und</strong><br />

Austausch mit anderen Kulturen. Die<br />

Charakteristika der Landeskulturen<br />

sowie Landessprachen <strong>und</strong><br />

Landesgeschichten werden durch<br />

internationalen Austausch, Handel,<br />

Krieg <strong>und</strong> Migration geformt.<br />

Einige Kulturen sind in diesem<br />

Austauschprozess mächtiger als<br />

andere <strong>und</strong> deshalb in der Lage,<br />

größeren Einfluss auszuüben.<br />

Aber die Geschichte lehrt, dass<br />

Landesentwicklungen Schwankungen<br />

unterliegen. Die amerikanische Kultur<br />

war auf globaler Ebene nicht immer die<br />

mächtigste. Der schnelle wirtschaftliche<br />

Aufschwung in China beispielsweise,<br />

wie er teilweise auch auf Indien zutrifft,<br />

fängt bereits an, das derzeit gültige<br />

Modell westlicher Kulturherrschaft<br />

infrage zu stellen.<br />

Interkulturelle Kontakte zwischen<br />

Menschen unterschiedlicher kultureller<br />

Herkunft stellen Erfahrungen dar, die<br />

gleichermaßen alltäglich <strong>und</strong> einzigartig<br />

sind. Allgemeine Erfahrungen wie ein<br />

Zuhause, Arbeiten, Sozialkontakte,<br />

Liebe <strong>und</strong> Beziehungen, Reisen<br />

oder Musizieren sind überall auf<br />

der Welt von Bedeutung für das<br />

Leben der Menschen. Aber die Art<br />

<strong>und</strong> Weise, in der sie ausgeführt<br />

<strong>und</strong> erlebt werden, ist überall<br />

durch die Bedeutungszuweisung<br />

gesellschaftlicher <strong>und</strong> kultureller<br />

Unterschiede geprägt.<br />

INTERKULTURELLES LERNEN<br />

Der Begriff „interkulturelles <strong>Lernen</strong>“<br />

wird in vielen europäischen Ländern<br />

benutzt, um die Arbeit mit Minderheiten<br />

zu beschreiben, deren Erfahrungen<br />

auch fremdenfeindliche Diskriminierung<br />

<strong>und</strong> Vorurteile einschließen können.<br />

Manchmal werden auch die<br />

Begriffe multikulturelles <strong>Lernen</strong><br />

oder Vielfalt genutzt.<br />

Da Menschen derselben Ethnie<br />

verschiedenen kulturellen Gruppen<br />

oder Untergruppen angehören können,<br />

lässt sich auch behaupten, dass jeder<br />

Wissens- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch<br />

zwischen zwei oder mehr Menschen<br />

als interkulturelles <strong>Lernen</strong> bezeichnet<br />

werden kann.<br />

Alle europäischen Länder müssen sich<br />

Herausforderungen wie interkulturellen<br />

Streitfragen, Einwanderung, Fremdsprachenerwerb,<br />

Intoleranz, Fremdenhass<br />

oder Diskriminierung in größerem<br />

oder kleinerem Ausmaß stellen. Als<br />

Teil einer dynamischen <strong>und</strong> komplexen<br />

Gesellschaft können <strong>Museen</strong> ihre<br />

Rolle in diesen Angelegenheiten nicht<br />

ignorieren, insbesondere nicht bei ihrer<br />

Arbeit mit erwachsenem Publikum.<br />

INTERKULTURELLE<br />

PROGRAMME<br />

Ein ausgezeichnetes Beispiel für interkulturelles<br />

<strong>Lernen</strong> kann man in dem<br />

Interkulturellen <strong>Museum</strong>s Programmen


(IP) finden, die vom niederländischen<br />

Ministerium für Erziehung, Kultur <strong>und</strong><br />

Wissenschaft in Kooperation mit der<br />

Niederländischen <strong>Museum</strong>svereinigung<br />

zwischen 1998 <strong>und</strong> 2004 finanziert<br />

wurde. Laut IP beruht interkulturelles<br />

<strong>Lernen</strong> auf der Anerkennung <strong>und</strong> dem<br />

Respekt gegenüber Unterschieden<br />

<strong>und</strong> Ähnlichkeiten zwischen Menschen<br />

<strong>und</strong> Gruppen.<br />

Das Projektziel bestand darin,<br />

kulturelle Vielfalt anzuerkennen <strong>und</strong><br />

zu würdigen. Gleichzeitig wollte<br />

man auch das Publikum, das Team,<br />

das <strong>Museum</strong>sprogramm sowie<br />

andere Einrichtungen, die sich dem<br />

kulturellen Erbe widmen, unter dem<br />

Aspekt der Vielfalt betrachten. Die<br />

Aufmerksamkeit der Spezialisten auf<br />

diesem Gebiet richtet sich auf Themen<br />

wie „Diversity Marketing“ oder „Wie<br />

wird das <strong>Museum</strong>steam vielfältiger?“.<br />

Für das <strong>Museum</strong>sprogramm<br />

betrifft dies die Bereiche Bildung,<br />

Präsentation <strong>und</strong> Sammlung.<br />

Ausstellungen <strong>und</strong> Sammlungen über<br />

die Einwanderungsgeschichte, den<br />

Kolonialismus, Sklaverei <strong>und</strong> das<br />

Islamische Erbe wurden unterstützt.<br />

Ein bedeutendes Pilotprojekt im<br />

Bereich der Erwachsenenbildung betraf<br />

die Publikation „Die Geschichte unserer<br />

eigenen Umgebung. <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong><br />

Kulturerbe-Projekt für Niederländisch<br />

als Fremdsprache.“<br />

Das Projekt fand vor den Ereignissen<br />

des 11. September 2001 statt.<br />

Danach wurden die kostenlosen<br />

Staatsbürgerschaftskurse für<br />

Immigranten in den Niederlanden<br />

gesetzlich vorgeschrieben. Zu<br />

diesem Zeitpunkt ging die<br />

Regierungsmeinung wie in vielen<br />

anderen europäischen Ländern in<br />

die Richtung, kulturelle Integration<br />

mit Assimilation gleichzusetzen <strong>und</strong><br />

die größte Verantwortung hierfür auf<br />

die Immigranten zu übertragen. Sie<br />

sollten die Sitten <strong>und</strong> die Bräuche der<br />

ansässigen Mehrheit übernehmen.<br />

Das Projekt warb dafür, <strong>Museen</strong>,<br />

Archive, archäologische Stätten <strong>und</strong><br />

Denkmäler zu besuchen, um mehr<br />

über die Sprache <strong>und</strong> Geschichte<br />

der Niederlande zu erfahren. Es<br />

wurde in enger Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Museum</strong>spädagogInnen <strong>und</strong> eigens<br />

dafür trainierten VermittlerInnen sowie<br />

mit SprachlehrerInnen <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>den<br />

entwickelt.<br />

Man entwarf spezielle Lernangebote,<br />

die jeweils aus drei Einheiten<br />

bestanden: die erste <strong>und</strong> die letzte<br />

fand in der Sprachschule statt, bei<br />

der zweiten wurde ein Ortsbesuch in<br />

einem <strong>Museum</strong>, einem Archiv oder<br />

einer anderen Kulturstätte anvisiert.<br />

Alle Angebote veröffentlichte man<br />

mit Informations- <strong>und</strong> Arbeitsmaterial<br />

sowohl für LehrerInnen als auch<br />

für <strong>Lernen</strong>de. Für diejenigen, die<br />

81<br />

sich gerne ihr eigenes Programm<br />

zusammenstellen wollten, wurde dafür<br />

eine Kurzanleitung vorbereitet.<br />

XBERG-TAG – EINE REISE<br />

IN DAS MULTIKULTURELLE<br />

BERLIN: EIN PROJEKT<br />

DES BEZIRKSMUSEUMS<br />

FRIEDRICHSHAIN KREUZBERG<br />

Die Meinung, dass Integration ein<br />

beidseitiger Prozess ist, wird auch<br />

vom Bezirksmuseums Friedrichshain<br />

Kreuzberg vertreten. Die Entstehung<br />

des Xberg-Tag-Konzepts ist der Idee<br />

zu verdanken, diesen Prozess durch<br />

Migranten anzustoßen. Seit 2001<br />

bietet eine kleine, engagierte Gruppe<br />

junger Leute aus Kreuzberg, meist mit<br />

aber auch ohne Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bezirksmuseum Friedrichshain<br />

Kreuzberg Stadtteilführungen durch<br />

den für seine Multikulturalität bekannten<br />

Berliner Stadtteil Kreuzberg an.<br />

Die Xberg-Tour beginnt mit einem<br />

gemeinsamen R<strong>und</strong>gang der Gruppe in<br />

Begleitung des Stadtführers durch die<br />

Dauerausstellung des Stadtteilmuseums<br />

mit dem Titel ...ein jeder nach seiner<br />

Façon? 300 Jahre Zuwanderung<br />

nach Friedrichshain-Kreuzberg. Über<br />

geografische <strong>und</strong> historische Fakten<br />

stellen die Stadtführer zunächst Bezüge<br />

zu Ihrer Familiengeschichte her. Durch<br />

Erzählungen von Einwanderungs-


82<br />

<strong>und</strong> Akkulturationserfahrungen ihrer<br />

Vorfahren in Deutschland geben sie<br />

einen Einblick in ihr persönliches Umfeld.<br />

Erste Reaktionen der Teilnehmerlnnen<br />

liefern den StadtführerInnen wichtige<br />

Anhaltspunkte über Wissen, Interesse<br />

<strong>und</strong> mögliche Vorurteile gegenüber<br />

MigrantInnen innerhalb der Gruppe<br />

<strong>und</strong> bieten Anknüpfungspunkte <strong>und</strong><br />

Diskussionsst<strong>of</strong>f für die weitere Führung.<br />

Nach dem <strong>Museum</strong>sbesuch folgt ein<br />

Spaziergang durch Kreuzberg, auf dem<br />

die TeilnehmerInnen u.a. das Angebot<br />

eines Trockenfrüchteladens, die<br />

Atmosphäre in einem Männercafé <strong>und</strong><br />

das religiöse Leben in einer Moschee<br />

kennen lernen. Manche der Stadtführer<br />

studieren mit ihren Gruppen auch einen<br />

traditionellen Hochzeitstanz aus der<br />

Türkei ein. Den Abschluss der Führung<br />

bildet ein Besuch eines türkischen<br />

Restaurants, bei dem Fragen <strong>und</strong><br />

Gespräche, die während der Führung<br />

entstanden sind, wieder aufgenommen<br />

werden. Keine Führung gleich der<br />

anderen, da die Stadtführer zwar alle<br />

aus Kreuzberg kommen, ihre Familien<br />

jedoch einen ganz unterschiedlichen<br />

kulturellen Hintergr<strong>und</strong> haben. Ferner<br />

achten sie darauf, die Interessen <strong>und</strong><br />

Fragestellungen der Gruppen möglichst<br />

individuell zu berücksichtigen.<br />

Qualifikation <strong>und</strong> Energie für die<br />

Führungen schöpft das Xberg-Team in<br />

erster Linie durch seine Vertrautheit mit<br />

dem Stadtteil <strong>und</strong> die Leidenschaft für<br />

die Idee. Doch auch nach jahrelanger<br />

Erfahrung <strong>und</strong> bei inzwischen jährlich<br />

über 300 Führungen stellen die<br />

unterschiedlichen Teilnehmergruppen<br />

– z.B. brandenburgische Schulklassen,<br />

Amerikaner jüdischen Glaubens,<br />

B<strong>und</strong>eswehrsoldaten <strong>und</strong> Diplomatengruppen<br />

– die Stadtführer immer<br />

wieder vor neue Aufgaben. Es bleibt<br />

auch nicht aus, dass TeilnehmerInnen<br />

ihre fremdenfeindlichen Einstellungen<br />

währenden der Führung <strong>of</strong>fen<br />

artikulieren.<br />

Mit dem Projekt sollen Vorurteile<br />

gegenüber Migranten <strong>und</strong> gegenüber<br />

Kreuzberg abgebaut werden.<br />

Gleichzeitig soll eine Öffnung des<br />

Stadtteils <strong>und</strong> die Stärkung des „Wir-<br />

Gefühls“ <strong>und</strong> des Selbstbewusstseins<br />

der Kreuzberger erreicht werden. So<br />

wird auch die Bitte eines zunächst<br />

gegenüber dem Xberg-Tag skeptischen<br />

eingestellten Teilnehmers zum Ende<br />

der Führung „doch noch einmal im<br />

Trockenfrüchteladen vorbeizuschauen“<br />

vom Xberg-Team als Erfolg des<br />

Konzepts <strong>und</strong> Belohnung für seine<br />

Arbeit gewertet.<br />

Einen Erfolg anderer Art stellt die<br />

Auszeichnung des Xberg-Tags mit<br />

dem Mete-Eksi-Preis 2003, der für<br />

das Engagement von Kindern <strong>und</strong><br />

Jugendlicher im Bereich interkultureller<br />

Integrationsarbeit verliehen wird, dar.<br />

Dass das Angebot gut aufgenommen<br />

wird, spiegeln sowohl die positiven<br />

Einträgen im Gästebuch der Homepage<br />

<strong>und</strong> des <strong>Museum</strong>s, als auch die<br />

stetig ansteigenden Buchungszahlen<br />

wider. Das Konzept bietet sich für<br />

verschiedene Orte zur Verbesserung<br />

des Zusammenlebens der aus<br />

verschiedenen Kulturen stammenden<br />

Bevölkerung wie zur Sensibilisierung<br />

für das „Andere“ <strong>und</strong> „Fremde“ an. Das<br />

„X“ im Projekttitel steht neben „Kreuz“<br />

auch für das Unbekannte, dem man<br />

sich am besten durch Annäherung <strong>und</strong><br />

Auseinandersetzung stellt. Erst mit der<br />

Bereitschaft dazu <strong>und</strong> der Einbindung<br />

dieser Komponente in das Konzept kann<br />

interkulturelles <strong>Lernen</strong> fruchtbar werden.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

l www.xberg-tag.de<br />

www.kreuzbergmuseum.de<br />

SPRACHERWERB IM MUSEUM<br />

<strong>Museen</strong> können ein hervorragendes<br />

Hilfsmittel beim Erlernen einer<br />

Fremdsprache oder bei der<br />

Vertiefung der Muttersprache sein.<br />

Exponate, Kunstwerke <strong>und</strong> andere<br />

Präsentationen können direkte<br />

Reaktionen, Erinnerungen <strong>und</strong> kulturelle<br />

Verbindungen auslösen, Diskussionen<br />

einleiten oder zum Austausch mit<br />

anderen anregen, wie es diese zwei<br />

kurzen Fallbeispiele demonstrieren.<br />

<strong>Museum</strong>spädagogInnen, die solche<br />

Projekte entwickeln wollen, sollten sich


Unterstützung <strong>und</strong> Rat von lokalen<br />

Lehrkräften für den Spracherwerb bei<br />

Erwachsenen holen.<br />

<strong>Lernen</strong> auf gleicher Augenhöhe<br />

Ein überaus einfaches, aber sehr<br />

effektives Programm wurde in<br />

der Ausstellung Aletta Jacobs<br />

<strong>und</strong> das Streben nach Politik des<br />

Niederländischen Parlaments<br />

durchgeführt. Aletta Jacobs (1853-<br />

1929) war die erste Ärztin mit<br />

Universitätsabschluss <strong>und</strong> eine<br />

bekannte Verfechterin für das<br />

Frauenwahlrecht. Das Projekt war zwar<br />

einmalig, aber es kann von anderen<br />

<strong>Museen</strong> übernommen werden. Zwei<br />

Lerngruppen waren daran beteiligt:<br />

eine seit 20 Jahren bestehende,<br />

unabhängige niederländische<br />

Frauengruppe <strong>und</strong> eine Gruppe<br />

erwachsener MigrantInnen, die<br />

zum Erlernen der niederländischen<br />

Sprache an einem Sprachkurs des<br />

Erwachsenenbildungsprogramms<br />

teilnahmen. Beide Gruppen trafen<br />

gleichzeitig im <strong>Museum</strong> ein. Die<br />

einzige Anweisung, die sie erhielten<br />

war: Gehen Sie mit einer Person<br />

der anderen Gruppe durch die<br />

Ausstellung. Unterhalten Sie sich<br />

dabei über alles, das Sie interessant<br />

finden <strong>und</strong> gebrauchen sie die fünf<br />

charakteristischen, journalistischen<br />

W-Fragen – Wer, Was, Wo, Wann <strong>und</strong><br />

Warum. Die TeilnehmerInnen wurden<br />

dazu ermutigt, Fragen wie diese zu<br />

stellen: Warum ist dieses Foto hier?<br />

Kennen Sie diesen Gegenstand?<br />

Beide Gruppen waren begeistert von<br />

dem interkulturellen Austausch beim<br />

Ausstellungsbesuch. Die LehrerInnen<br />

bemerkten intensive Unterhaltungen<br />

auch bei denen, die normalerweise<br />

im Unterricht zurückhaltend waren. Im<br />

Anschluss an die Aktion schrieb ein<br />

Sprachschüler: „Die Ausstellung hat mir<br />

sehr gefallen. Sie war sehr interessant<br />

für mich, weil ich zum ersten Mal etwas<br />

über die Traditionen <strong>und</strong> Bräuche<br />

in den Niederlanden erfahren habe.<br />

Der Kontakt mit den holländischen<br />

Frauen hat mir auch gut gefallen. Er<br />

war sehr interessant für mich, weil ich<br />

neue Vokabeln <strong>und</strong> eine neue Art zu<br />

sprechen gelernt habe.“<br />

Eine holländische Muttersprachlerin<br />

äußerte sich folgendermaßen: „Es war<br />

sehr nett, mit jemanden zusammen<br />

durch die Ausstellung zu gehen. Mein<br />

Partner war ziemlich überrascht, als ich<br />

ihm erzählt habe, dass Frauen in meiner<br />

Jugend keine Hosen tragen durften <strong>und</strong><br />

Frauen nach ihrer Heirat rechtlich von<br />

ihrem Ehemann abhängig waren, so<br />

dass bis zu der Gesetzesänderung im<br />

Jahr 1956 die Unterschrift einer Frau<br />

nach der Heirat ungültig war. Er war<br />

geradezu schockiert von der Tatsache,<br />

dass es uns damals verboten war,<br />

unverheiratet zusammen zu leben.“<br />

83<br />

Andere Kommentare umfassten<br />

Aussagen wie diese: „Die Idee, die<br />

Ausstellung gemeinsam mit einer<br />

Gruppe SprachschülerInnen, die<br />

Holländisch als Fremdsprache lernen,<br />

zu besuchen war wirklich ungewöhnlich.<br />

Zuvor war ich der Meinung, sie seien<br />

nicht sonderlich gebildet, aber es stellte<br />

sich heraus, dass meine Partnerin<br />

einen höheren Abschluss als ich hat.<br />

Sie konnte sehr gut lesen, aber eben<br />

nur leidlich sprechen. Dadurch ist mir<br />

bewusst geworden, wie schwierig die<br />

holländische Sprache ist.“<br />

Diese Erfahrung zeigt deutlich, dass<br />

Integration ein beidseitiger Prozess ist<br />

<strong>und</strong> sein sollte.<br />

Englisch als Fremdsprache (ESOL)<br />

im British <strong>Museum</strong><br />

Englisch als Fremdsprache ist Teil des<br />

Programms der britischen Regierung<br />

zur Unterstützung erwachsener<br />

Analphabeten <strong>und</strong> Erwachsener mit<br />

Sprach- <strong>und</strong> Rechenschwierigkeiten,<br />

deren Muttersprache nicht Englisch<br />

ist. Für etwa eine der sieben Millionen<br />

geschätzten Analphabeten in<br />

Großbritannien, die Schwierigkeiten mit<br />

gr<strong>und</strong>legenden Kenntnisse haben, ist<br />

Englisch nicht ihre Muttersprache. Die<br />

<strong>Lernen</strong>den stammen aus sesshaften<br />

ethnischen Gruppen, einige sind<br />

Flüchtlinge <strong>und</strong> Asylsuchende, in<br />

zunehmendem Maße handelt<br />

es sich auch um Migranten mit<br />

unterschiedlichstem Bildungsstand.


84<br />

ESOL ist ein wichtiger Teil im Bereich<br />

der Integrationsarbeit <strong>und</strong> der<br />

Zielgruppenerweiterung des British<br />

<strong>Museum</strong>s. Die <strong>Museum</strong>ssammlungen<br />

werden genutzt, um Verständnis-,<br />

Sprach-, Lese- <strong>und</strong> Schreibfähigkeiten<br />

der englischen Sprache zu fördern.<br />

Die <strong>Lernen</strong>den befassen sich mit den<br />

Weltkulturen, häufi g ihrer eigenen<br />

Kultur, <strong>und</strong> haben die Möglichkeit,<br />

durch die Exponate in einer passenden<br />

<strong>und</strong> anregenden Umgebung ihr<br />

Wissen zu erweitern.<br />

Das <strong>Museum</strong> organisiert ungefähr<br />

45 Führungen für ESOL-<strong>Lernen</strong>de<br />

im Jahr, w<strong>of</strong>ür meistens die<br />

Dauerausstellungen <strong>und</strong> manchmal<br />

auch die Sonderausstellungen<br />

genutzt werden. Dabei handelt es<br />

sich um 90-minütige Führungen, die<br />

im museumspädagogischen Zentrum<br />

beginnen. Anschließend besuchen die<br />

TeilnehmerInnen die ägyptische <strong>und</strong><br />

assyrische, sowie die dem Zeitalter der<br />

Aufklärung gewidmete Abteilung. Die<br />

Führung endet in der afrikanischen<br />

Abteilung mit einem Schwerpunkt auf<br />

zeitgenössischer Kunst <strong>und</strong> Angeboten<br />

zum weiterführenden selbständigen<br />

<strong>Lernen</strong> für diejenigen, die Interesse<br />

daran haben. ESOL-LehrerInnen<br />

werden eingeladen <strong>und</strong> dazu ermutigt,<br />

das <strong>Museum</strong> mit ihren SchülerInnen für<br />

den Unterricht zu nutzen.<br />

ANREGUNGEN FÜR<br />

INTERKULTURELLE<br />

PRAXISARBEIT<br />

Identität<br />

Betrachten Sie die <strong>Lernen</strong>den als<br />

komplexe Individuen mit persönlich<br />

geprägter Vergangenheit, die ihr<br />

eigenes Recht einfordern. Vermeiden<br />

Sie es, Ihre Aufmerksamkeit nur<br />

auf einen Aspekt ihrer Identität zu<br />

richten. Rufen Sie sich immer wieder<br />

in Erinnerung, dass Identität vielseitig<br />

<strong>und</strong> dynamisch ist. Die Grenzen<br />

zwischen den Kulturen unterliegen<br />

Veränderungen. Stellen Sie sicher,<br />

dass der Gebrauch von Wörtern wie<br />

„wir“ <strong>und</strong> „sie“, „unsere Vorfahren“, „die<br />

Anderen“ <strong>und</strong> „Fremde“ die <strong>Lernen</strong>den<br />

nicht ausschließt. Stellen Sie zwischen<br />

sich <strong>und</strong> den TeilnehmerInnen einen<br />

persönlichen Kontakt her, indem<br />

Sie sich selbst als Individuum<br />

mit persönlicher Geschichte, mit<br />

eigenem Anteil an Widersprüchen<br />

<strong>und</strong> an Konfl ikten darstellen. Sich<br />

für die Erzählung ihrer eigenen<br />

Lebensgeschichte Zeit zu nehmen,<br />

öffnet den nötigen Raum <strong>und</strong> schafft<br />

Vertrauen auf Seiten der <strong>Lernen</strong>den, um<br />

eigene Lebensgeschichte zu erzählen.<br />

Inhalt<br />

Nutzen Sie Geschichte <strong>und</strong> das<br />

kulturelle Erbe zur Verdeutlichung <strong>und</strong><br />

Untersuchung des interkulturellen<br />

Austauschs. Musik, wie zum<br />

Beispiel Jazz, ist das Ergebnis einer


Afrikanischer Tanz im Ausstellungsraum.<br />

Foto: Benedict Johnson, British <strong>Museum</strong>, London<br />

85


86<br />

Vermischung unterschiedlichster<br />

musikalischer Traditionen. Einige<br />

Erfindungen <strong>und</strong> Entdeckungen,<br />

die in einigen Teilen der Welt neu<br />

erscheinen, waren in anderen Teilen<br />

schon lange bekannt. Chinesen <strong>und</strong><br />

Koreaner waren versiert in der Kunst<br />

des Buchdrucks, bevor Gutenberg<br />

ihn „erfand“. New York hieß einst New<br />

Amsterdam. Naturwissenschaften,<br />

Algebra <strong>und</strong> Mathematik sind ohne die<br />

Islamisch-Arabische Welt unvorstellbar.<br />

Im Falle europäischer Länder mit<br />

kolonialistischer Vergangenheit hat die<br />

gemeinsame Geschichte von Sklaverei<br />

<strong>und</strong> Handel beispielsweise eine sehr<br />

unterschiedliche Bedeutung, je nach<br />

dem, von welcher Seite die Vorfahren<br />

sie erlebt haben.<br />

Begegnung<br />

Nutzen Sie die Kulturgeschichte<br />

als Quelle für den interkulturellen<br />

Austausch. Jeder Gegenstand, jedes<br />

Gebäude oder jeder Ort kann Anlass<br />

zur Untersuchung allgemeiner Themen<br />

wie Wohnen, Arbeit, Sicherheit,<br />

Fürsorge, Spiel, etc. sein. Spuren der<br />

Vergangenheit beinhalten zahlreiche<br />

Bedeutungsebenen. Zeigen Sie<br />

Ihr Interesse an den Ansichten <strong>und</strong><br />

Ideen der <strong>Lernen</strong>den. Respektieren<br />

Sie ihre Meinungen. Versuchen Sie,<br />

hauptsächlich <strong>of</strong>fene Fragen zu stellen.<br />

Was sammeln Sie? Was denken Sie,<br />

was dieses Objekt darstellt? Warum<br />

denken Sie, dass sich das ereignet hat?<br />

Offene Fragen regen das Gespräch an.<br />

Versuchen Sie negative Urteile in Ihren<br />

Fragestellungen, durch die die Gefühle<br />

der <strong>Lernen</strong>den verletzt werden könnten,<br />

zu vermeiden. Wissen lässt sich eher<br />

durch Bestätigung <strong>und</strong> Motivation<br />

schaffen <strong>und</strong> teilen.<br />

Überraschung<br />

Schaffen Sie Raum für die <strong>Lernen</strong>den,<br />

um ihre eigenen Interessen entwickeln<br />

<strong>und</strong> Initiative ergreifen zu können.<br />

Geben Sie den <strong>Lernen</strong>den bei<br />

Besuchen von Kulturstätten Raum<br />

<strong>und</strong> Zeit, den Ort selbständig zu<br />

erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> über eventuelle Fragen<br />

nachzudenken, die sich ihnen in diesem<br />

Zusammenhang stellen.<br />

Gefühle<br />

Stellen Sie sicher, dass ein direkter<br />

Bezug zwischen dem, was sie<br />

anschauen oder anfassen, <strong>und</strong><br />

dem Original besteht. Lassen<br />

Sie die TeilnehmerInnen das<br />

Archivpapier anfassen, besuchen Sie<br />

Originalschauplätze oder befragen Sie<br />

ZeitzeugInnen.<br />

Vielfalt<br />

Achten Sie auf den Aspekt der<br />

Vielfalt in Fotos, Filmen <strong>und</strong> anderem<br />

Quellenmaterial, das Sie benutzen.<br />

Kontrollieren Sie die Bilder, die Sie<br />

gebrauchen. Viele werden sich als<br />

rassistisch oder unpassend erweisen.<br />

Nachdem die Gruppe eine gewisse<br />

Zeit zusammengearbeitet hat, also<br />

nicht beim ersten oder zweiten<br />

Treffen, kann dies zum Anlass für<br />

eine kritische Auseinandersetzung<br />

genommen werden. Verhandeln<br />

<strong>und</strong> kooperieren Sie mit lernenden<br />

Migranten oder lernenden Mitgliedern<br />

von Minderheitengruppen über<br />

ihre Organisationen immer auf<br />

gleichberechtigter Basis. Bauen<br />

Sie enge Partnerschaften mit deren<br />

Vertretern auf.<br />

Vergessen Sie nicht, dass Sammlungen<br />

lediglich eine Auswahl der Zeit<br />

darstellen, in der sie gesammelt<br />

wurden <strong>und</strong> stark von den Ideen<br />

<strong>und</strong> Interessen der Sammler geprägt<br />

sind. Was als wichtig genug erscheint,<br />

weiterhin in einer Sammlung gezeigt<br />

zu werden, sagt genauso viel über die<br />

Autorität, den Einfluss <strong>und</strong> die Macht<br />

der Sammlerpersönlichkeit wie über<br />

die Qualität <strong>und</strong> Aussagekraft des<br />

ausgewählten Gegenstands aus.<br />

Metaphorik <strong>und</strong> Symbolik<br />

Prüfen Sie alle Abbildungen. Wer<br />

spricht? Wer handelt? Wer ergreift<br />

die Initiative? Es ist durchaus<br />

wahrscheinlich, dass sich in den<br />

historischen Quellen Vorurteile,<br />

Rassismus oder Antisemitismus<br />

erkennen lassen. Nehmen Sie sich<br />

Zeit zur Untersuchung <strong>und</strong> Diskussion,<br />

wie diese zustande kommen. Betonen<br />

Sie den kontextuellen, historischen<br />

<strong>und</strong> unbeständigen Charakter<br />

aller Ansichten. Ermutigen Sie


die <strong>Lernen</strong>den, stereotypisiertes<br />

Gedankengut zu erkennen <strong>und</strong> ihm<br />

kritisch zu begegnen. Versuchen Sie,<br />

gegen unbegründete, persönliche<br />

Meinungen vorzugehen.<br />

Pädagogik<br />

Treten Sie den <strong>Lernen</strong>den mit klaren<br />

Programmzielsetzungen gegenüber.<br />

Verhandeln Sie mit ihnen über<br />

ihre Lernerwartungen <strong>und</strong> äußern<br />

Sie deutlich Ihre Erwartungen an<br />

sie. Fordern Sie sie dazu auf, eine<br />

Wahl zu treffen. Versuchen Sie,<br />

konkret zu sein. Gebrauchen Sie<br />

unterschiedliche Methoden. Würdigen<br />

Sie die Bedeutung verschiedener<br />

Lernstile. Ziehen Sie Bildende<br />

KünstlerInnen, MusikerInnen<br />

<strong>und</strong> TheaterspezialistInnen zur<br />

abwechslungsreichen Gestaltung des<br />

Programms hinzu. Ermutigen Sie eher<br />

zu experimentellem <strong>und</strong> aktivem <strong>Lernen</strong><br />

als zu formaler Unterweisung. Nutzen<br />

Sie die Möglichkeiten aller fünf Sinne.<br />

Sprache<br />

Achten Sie besonders auf Ihren<br />

Sprachgebrauch. Benutzen Sie keine<br />

überflüssigen Fachwörter. Ermutigen<br />

Sie die <strong>Lernen</strong>den auf Ihre Frage zuerst<br />

in ihrer Muttersprache zu antworten,<br />

dann können Sie gemeinsam die<br />

Übersetzung der Antwort in der zu<br />

erlernenden Sprache erarbeiten.<br />

Ermutigen sie dazu, sich die neu<br />

erlernten Wörter zu merken.<br />

Dokumentation/Nachhaltigkeit<br />

Sorgen Sie dafür, dass von Ihrem<br />

Besuch im <strong>Museum</strong>, Archiv,<br />

Gebäude oder auf der Webseite<br />

Erinnerungen bleiben. Schreiben Sie<br />

zum Beispiel einen Brief über Ihre<br />

Besuchserfahrungen <strong>und</strong> -eindrücke<br />

an das Archiv, erstellen Sie eine<br />

fotografische Dokumentation oder<br />

tragen Sie sich ins Gästebuch des<br />

<strong>Museum</strong>s ein. Laden Sie in Absprache<br />

mit den Teilnehmenden die Presse<br />

oder das Radio zu Ihrer Unternehmung<br />

ein. Erinnerungen sind sowohl für die<br />

<strong>Lernen</strong>den als auch für die Lehrenden<br />

wertvoll.<br />

4.6 Integratives <strong>Lernen</strong><br />

Der Begriff integratives <strong>Lernen</strong><br />

wird von einigen <strong>Museen</strong> für die<br />

Beschreibung ihres Engagements<br />

im Bereich innovativer Methoden mit<br />

einem breiten Bevölkerungs- <strong>und</strong><br />

Lerntypenquerschnitt verwendet.<br />

Damit will man den institutionellen <strong>und</strong><br />

pädagogischen Methoden begegnen,<br />

die eher eine soziale Ausgrenzung<br />

verfestigen.<br />

WAS IST SOZIALE<br />

AUSGRENZUNG?<br />

Soziale Ausgrenzung hat viele<br />

Ausprägungen. Sie kann sowohl direkt<br />

als auch indirekt sein, es können<br />

ganze Gruppen oder Einzelpersonen<br />

betr<strong>of</strong>fen sein. Soziale Ausgrenzung<br />

87<br />

ist in wirtschaftlichen Ungleichheiten<br />

der Gesellschaftsschichten, der<br />

Bevölkerungsgruppen <strong>und</strong><br />

Geschlechtszugehörigkeit begründet.<br />

Sie kann jedoch auch auf körperliche<br />

Dimensionen wie geistige <strong>und</strong>/oder<br />

körperliche Einschränkungen sowie<br />

auf geografische Dimensionen, die mit<br />

Land, der Entfernung <strong>und</strong> Isolation zu<br />

tun haben, bezogen sein.<br />

Die Kernaufgaben, denen die <strong>Museen</strong><br />

hinsichtlich der sozialen Ausgrenzung<br />

gegenüber stehen, sind:<br />

Identifizierung <strong>und</strong> Beseitigung<br />

institutioneller Barrieren<br />

Dazu gehören Eintrittspreise, die<br />

diejenigen mit niedrigem Einkommen<br />

benachteiligen, eingeschränkte<br />

Öffnungszeiten, unangemessene<br />

Einstellungen oder Verhalten von Seiten<br />

des <strong>Museum</strong>steams, ungeeignete<br />

Regeln <strong>und</strong> Vorschriften, Ausstellungen,<br />

die die Vielfalt in der Gesellschaft<br />

nicht reflektieren, ein schlechtes<br />

Leitsystem im <strong>und</strong> in das <strong>Museum</strong>,<br />

Mangel an Beteiligungsmöglichkeiten<br />

einfacher BesucherInnen oder Fehlen<br />

von entsprechenden Einrichtungen<br />

für Menschen mit geistigen <strong>und</strong>/oder<br />

körperlichen Einschränkungen.<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> langfristige<br />

Ressourcensicherung<br />

Kurzzeitprojekte sorgen vielleicht<br />

für flüchtige Erfolge, aber zu den<br />

bedeutenderen Beiträgen gehört die


88<br />

Entwicklung langfristiger Strategien für<br />

die gesellschaftliche Integration. Dabei<br />

ist es das Ziel, das Recht auf Kultur<br />

auf derzeit davon ausgeschlossene<br />

Gruppen <strong>und</strong> Gemeinschaften<br />

auszudehnen.<br />

Notwendigkeit kultureller<br />

Veränderung innerhalb der<br />

Institution <strong>Museum</strong><br />

Die gesellschaftliche Integration<br />

<strong>und</strong> die Gewährleistung gleicher<br />

Möglichkeiten für Alle in den Mittelpunkt<br />

der <strong>Museum</strong>spädagogik zu rücken<br />

anstelle sie als Randerscheinung zu<br />

behandeln, bedeutet, Kontakte mit<br />

den Vertretern der ausgeschlossenen<br />

Gruppen zu knüpfen wie einige der<br />

traditionelleren Werte <strong>und</strong> Methoden<br />

der <strong>Museum</strong>sarbeit infrage zu<br />

stellen. Kulturelle Veränderungen<br />

können durch eine Kombination aus<br />

Fortbildung, Personalentwicklung <strong>und</strong><br />

Mitarbeitermotivation gefördert werden,<br />

um das Bewusstsein zu schärfen<br />

<strong>und</strong> die Leistung des <strong>Museum</strong>steams<br />

in Bezug auf gesellschaftlich<br />

ausgeschlossene Gruppen <strong>und</strong><br />

BesucherInnen zu verbessern.<br />

Bedeutung von Partnerschaften<br />

für die Gemeinschaft<br />

Wenn Strategien zur gesellschaftlichen<br />

Integration wirklich Erfolg haben<br />

sollen, ist es entscheidend, dass<br />

Einzelpersonen <strong>und</strong> Vertreter<br />

gesellschaftlich ausgegrenzter<br />

Gruppen bei der Entwicklung,<br />

Durchführung <strong>und</strong> Evaluation der<br />

neuen Angebote <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

einbezogen werden. Es ist zeitintensiv,<br />

diese Kontakte aufzubauen <strong>und</strong> zu<br />

pflegen, aber diese Informationen sind<br />

für die Gemeinschaft <strong>und</strong> den Aufbau<br />

von Partnerschaften wertvoll.<br />

Reaktionen auf sich verändernde<br />

Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechnik<br />

Im sogenannten Informationszeitalter<br />

haben die <strong>Museen</strong> eine entscheidende<br />

Funktion bei der Entwicklung<br />

einer gesellschaftlich integrativen<br />

Informationsstrategie. Sie können ein<br />

wichtiger Kanal bei der Wissensbildung<br />

<strong>und</strong> der Informationsverteilung auf<br />

lokaler Ebene sein <strong>und</strong> ihren Benutzern<br />

ermöglichen, über das Internet von<br />

überall auf der Welt in einen direkten<br />

Austausch mit dem <strong>Museum</strong> zu treten.<br />

Zusammenarbeit von <strong>Museen</strong> mit<br />

anderen Einrichtungen<br />

Die Bemühungen um soziale<br />

Integrationsarbeit des <strong>Museum</strong>s<br />

sollten nicht isoliert betrachtet werden.<br />

Sie sind am wirksamsten, wenn sie<br />

in die Arbeit anderer Träger <strong>und</strong><br />

Organisationen, die an der Verringerung<br />

der gesellschaftlichen Ausgrenzung<br />

arbeiten, eingeb<strong>und</strong>en sind.<br />

Präsentation von Leistungen <strong>und</strong><br />

Ergebnissen<br />

<strong>Museen</strong> können ihr Engagement im<br />

Bereich der Zielgruppenerweiterung<br />

<strong>und</strong> der gesellschaftlichen Integration<br />

zeigen, indem sie:<br />

ß Ziele für die Erweiterung des<br />

Teilnehmerkreises setzen<br />

ß Ziele der gesellschaftlichen<br />

Integration festlegen<br />

ß Leistungsindikatoren bestimmen<br />

ß Den Erfolg evaluieren,<br />

überdenken <strong>und</strong> überwachen<br />

Das theoretische F<strong>und</strong>ament dieses<br />

Ansatzes ist von Paulo Freires Ideen<br />

beeinflusst, die in Kapitel 2 dargestellt<br />

wurden.<br />

UNSPOKEN TRUTHS<br />

Das Projekt Unspoken Truths (Tabus)<br />

ist ein in gutes Beispiel für Freires<br />

Einfluss auf die zeitgenössische<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik. Es entstand<br />

in enger Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Künstler Alibhe Murphy, zwei<br />

Umfeldentwicklungsprogrammen<br />

für Frauen <strong>und</strong> dem Irish <strong>Museum</strong><br />

<strong>of</strong> Modern Art (IMMA) in Dublin.<br />

Arbeiterfrauen wurden dazu ermutigt,<br />

sowohl Aspekte <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

ihres Lebens in innerstädtischen<br />

Sozialbausiedlungen, als auch jene<br />

von zeitgenössischen KünstlerInnen,<br />

die sie in den ausgestellten Exponaten<br />

in den Räumlichkeiten des IMMA<br />

betrachten konnten, zu erforschen.<br />

Das Gespräch zwischen Alibhe<br />

Murphy <strong>und</strong> den Frauen beinhaltete<br />

die Auseinandersetzung mit dem


Leben der Frauen <strong>und</strong> die Diskussion<br />

darüber, wie Bildende KünstlerInnen,<br />

AutorInnen <strong>und</strong> DichterInnen sich einen<br />

ganz ähnlichen Arbeitsprozess zu<br />

eigen machen, wenn sie Kunstwerke<br />

schaffen. Durch seine radikalen<br />

Theorien zur Gesellschaftsentwicklung<br />

<strong>und</strong> <strong>Museum</strong>spädagogik forderte<br />

Unspoken Truths auch die bisherigen<br />

Strategien <strong>und</strong> das Engagement des<br />

<strong>Museum</strong>s im Bereich der Öffnung für<br />

alle Bevölkerungsgruppen heraus.<br />

Die Arbeiterfrauen gewannen durch<br />

ihre Lebenserfahrung Autorität <strong>und</strong><br />

führten das Projekt mit Einsatz <strong>und</strong><br />

Entschlossenheit weiter. Eine aus dem<br />

Projekt entstandene Ausstellung war an<br />

vier verschiedenen Orten in Irland zu<br />

sehen. Die beteiligten Frauen nahmen<br />

an internationalen Konferenzen als<br />

Rednerinnen teil <strong>und</strong> es erschienen ein<br />

Buch <strong>und</strong> eine Videodokumentation.<br />

Nachdem das Projekt beendet<br />

war, nahmen die Frauen weiterhin<br />

an Projekten <strong>und</strong> Programmen des<br />

IMMA <strong>und</strong> über ihre eigenen sozialen<br />

Netzwerke teil. Alibhe Murphy setzt<br />

seine Arbeit mit anderen Gruppen<br />

in Gemeinschaftsprojekten fort. Das<br />

<strong>Museum</strong> führt nun ein Programm für<br />

Gruppen mit dem Namen Focus on ...<br />

durch, das auf dem Konzept von<br />

Unspoken Truths beruht <strong>und</strong> an dem<br />

durchschnittlich 20 verschiedenen<br />

Gruppen jedes Jahr beteiligt sind.<br />

ÜBER-SETZEN - EIN<br />

PROGRAMM FÜR HÖRENDE<br />

UND HÖRBEEINTRÄCHTIGE<br />

MENSCHEN VOM MUSEUM<br />

FÜR GEGENWARTSKUNST<br />

IN BASEL<br />

ÜBER-SETZEN – Führungen,<br />

Workshops <strong>und</strong> Gespräche für<br />

Erwachsene, Jugendliche <strong>und</strong> Kinder<br />

wurde 2009 von der Abteilung Bildung<br />

<strong>und</strong> Vermittlung des <strong>Museum</strong>s für<br />

Gegenwartskunst als einmalige,<br />

eintägige Abschlussveranstaltung zur<br />

Ausstellung Little Theatre <strong>of</strong> Gestures<br />

konzipiert. Die Ausstellung zeigte<br />

künstlerische Positionen, die sich mit<br />

dem Themenkreis Geste, Inszenierung<br />

<strong>und</strong> Theatralität auseinandersetzten.<br />

Mit der Einbeziehung einer<br />

Eurythmistin, einer gehörlosen<br />

Gebärdensprachlehrerin, <strong>und</strong> einer<br />

Künstlerin in die Projektkonzeption<br />

<strong>und</strong> -umsetzung wandte sich das<br />

<strong>Museum</strong> an Expertlnnen für den<br />

Themenbereich Raumbezogenheit <strong>und</strong><br />

Körperarbeit, die gleichzeitig auch als<br />

MultiplikatorInnen wirkten.<br />

Auftakt des Tages bildete eine<br />

dialogische Führung für alle<br />

BesucherInnen durch die Ausstellung,<br />

die dazu einlud, mit ihrem Körper<br />

die Ausstellung kennenzulernen<br />

<strong>und</strong> mit Gesten <strong>und</strong> Gebärden<br />

zu experimentieren. Spezifische<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> die Wahrnehmung<br />

der Werke durch die Eurythmistin,<br />

89<br />

Gebärdensprachlehrerin <strong>und</strong> Künstlerin<br />

flossen in die <strong>of</strong>fene Diskussion<br />

ein. In den Workshops fand eine<br />

vertiefende Auseinandersetzung<br />

der BesucherInnen mit den drei<br />

Kommunikationsformen statt. Die<br />

Unterschiede <strong>und</strong> Besonderheiten der<br />

verschiedenen Ausdrucksarten <strong>und</strong> die<br />

Eigenheiten <strong>und</strong> Schwierigkeiten des<br />

Übersetzens von einer Sprache in eine<br />

andere – der Schritt des Übersetzens<br />

in eine „andere Welt“ – wurden im<br />

gemeinsamen Schlussgespräch<br />

diskutiert. Gr<strong>und</strong>lage des Gesprächs<br />

bildete eine experimentelle Präsentation<br />

dieser Kommunikationsformen, deren<br />

Ausgangspunkt ein in der Ausstellung<br />

gezeigtes Kunstwerk war.<br />

Ein zentrales Anliegen von ÜBER-<br />

SETZEN war die Übersetzung aller<br />

Veranstaltungen durch Dolmetscher<br />

in Gebärdensprache, damit die<br />

Hörbeeinträchtigten genau so<br />

frei wählen konnten, an welchen<br />

Veranstaltungen sie teilnehmen<br />

wollen, wie die Hörenden. In den<br />

Pausen standen die Übersetzer<br />

den Teilnehmenden für „in<strong>of</strong>fizielle“<br />

Gespräche zu Verfügung.<br />

ÜBER-SETZEN brachte die<br />

verschiedenen Sichtweisen <strong>und</strong><br />

spezifischen Wahrnehmungsformen<br />

der Umwelt, die sich durch den<br />

Einsatz der drei Ausdrucksformen<br />

Eurythmie, Gebärdensprache <strong>und</strong><br />

Performance ergeben, zusammen <strong>und</strong>


90<br />

initiierte einen Austausch zwischen<br />

ihnen. Projektziel war es, über die<br />

gemeinsame Auseinandersetzung von<br />

Hörbeeinträchtigten <strong>und</strong> Hörenden<br />

mit verschiedenen durch den Körper<br />

geprägten Ausdrucksformen das<br />

Bewusstsein für die Bedeutung der<br />

Sinne <strong>und</strong> den Einsatz der Gesten der<br />

Teilnehmenden zu schärfen. Während<br />

des Projekts zeigte sich, dass die<br />

Fähigkeit, sich über den Körper<br />

auszudrücken <strong>und</strong> „mehrdimensionale<br />

Texte“ zu lesen bei den Hörbeeinträchtigten<br />

besser ausgeprägt<br />

ist als bei den Hörenden. Der<br />

Erfahrungsaustausch eröffnete allen<br />

Teilnehmenden neue <strong>und</strong> größtenteils<br />

bisher ungeahnte Perspektiven auf die<br />

Kunstwerke der Ausstellung <strong>und</strong> die<br />

Umweltwahrnehmung im Allgemeinen.<br />

Angeregt durch die positive<br />

Rückmeldung der ProjektteilnehmerInnen<br />

ist die feste Etablierung<br />

des Konzepts in das reguläre<br />

Vermittlungsprogramm des <strong>Museum</strong>s<br />

für Gegenwartskunst – speziell für<br />

Integrationsklassen – geplant.<br />

Weitere Informationen zu<br />

ÜBER-SETZEN:<br />

l www.kunstmuseumbasel.ch/de/<br />

museum-fuer-gegenwartskunst<br />

AUSGESCHLOSSENE<br />

BESUCHERGRUPPEN:<br />

STRAFFÄLLIGE ODER<br />

STRAFGEFANGENE<br />

Rebibbia Nuovo Complesso<br />

2004 entwickelte die soziale<br />

Kooperative Cecilia <strong>und</strong> Eccom<br />

(<strong>European</strong> Centre for Cultural<br />

Organisation and Management)<br />

eine Schulung für Assistenten<br />

archäologischer Ausgrabungen, die<br />

von der Region Rom finanziert wurde.<br />

Der Kurs war für zehn Straffällige im<br />

Alter von 40 bis 61 Jahren gedacht, die<br />

zu dieser Zeit Insassen des Rebibbia<br />

Nuovo Complesso, dem größten<br />

Gefängnis in Rom, waren. Die Schulung<br />

dauerte elf Monate <strong>und</strong> bestand aus<br />

500 Unterrichtsst<strong>und</strong>en, aufgeteilt in<br />

drei Module: Geschichte der Antike,<br />

Methodik <strong>und</strong> Technik archäologischer<br />

Ausgrabungen <strong>und</strong> Pflege der<br />

Grünbereiche innerhalb archäologischer<br />

Ausgrabungsstellen. Am Ende der<br />

Schulung legten die TeilnehmerInnen<br />

eine Prüfung ab <strong>und</strong> erhielten<br />

abschließend eine Prüfungsurk<strong>und</strong>e.<br />

Darüber hinaus wollte Cecilia <strong>und</strong><br />

Eccom die Möglichkeit zur Schaffung<br />

einer Arbeiterkooperative beurteilen,<br />

die Straffällige einschließt, die eventuell<br />

eine archäologische F<strong>und</strong>stätte<br />

betreuen könnten, welche innerhalb<br />

des Gefängnisgeländes entdeckt<br />

worden war.<br />

Das Gefängnis liegt an der römischen<br />

Straße Via Tiburtina <strong>und</strong> auf dem<br />

ganzen Areal befinden sich zahlreiche<br />

archäologische F<strong>und</strong>stätten aus dem<br />

römischen Zeitalter. Zwei Jahre zuvor<br />

hatten Archäologen innerhalb Rebibbas<br />

eine römische Grabstätte <strong>und</strong> eine<br />

Wasserzisterne entdeckt, die auf das<br />

1.-3. Jahrh<strong>und</strong>ert n. Chr. datiert werden<br />

können. Die Grabstätte bestand aus<br />

85 Gräbern, die menschliche Skelette,<br />

hauptsächlich junger Männer, <strong>und</strong><br />

einfache Grabbeigaben wie Lampen,<br />

Keramikobjekte, Glasbehälter <strong>und</strong><br />

Vasen enthielten. Es war Teil der<br />

Schulung für die Straffälligen, das<br />

Präparieren <strong>und</strong> die Kennzeichnung<br />

solcher antiken Objekte zu erlernen.<br />

Die Schulung spornte den<br />

Enthusiasmus <strong>und</strong> die Wissbegierde<br />

der TeilnehmerInnen erheblich an,<br />

ebenso wie sie geradezu W<strong>und</strong>er in<br />

Bezug auf deren Selbstbewusstsein<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit vollbrachte. Einer<br />

der Männer entschied sich, seinen<br />

Bildungsweg im kulturgeschichtlichen<br />

Bereich an der Universität fortzusetzen.<br />

Ein anderer, Matrose <strong>und</strong> erfahrener<br />

Taucher, wird als Führer für archäologische<br />

Tauchtouren entlang der<br />

Mittelmeerküste arbeiten.<br />

Das Antiquarium<br />

Eine Weiterentwicklung der Schulung<br />

<strong>und</strong> der praktischen Aktivitäten an der<br />

F<strong>und</strong>stätte schlugen die TeilnehmerInnen<br />

selbst vor. Sie wollten ihr Wissen mit


anderen Straffälligen <strong>und</strong> Menschen,<br />

die aus dem einen oder anderen Gr<strong>und</strong><br />

die Haftanstalt besuchten, teilen. Es<br />

war ihnen ein Anliegen, die Geschichte<br />

der F<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> des Ursprungs von<br />

Rebibbia zu erzählen.<br />

Die Idee wurde Wirklichkeit, als die<br />

Gruppe mit der Entwicklung einer<br />

Dauerausstellung archäologischer<br />

F<strong>und</strong>stücke innerhalb des Gefängnisses<br />

begann. Die Präsentation der Exponate<br />

wurde von einem Erzählprozess<br />

begleitet. Die Aufgabe der Erzähler<br />

übernahmen die Häftlinge mit<br />

Unterstützung von Archäologen,<br />

Restauratoren <strong>und</strong> Architekten selbst.<br />

Die Geschichte, die erzählt wird, handelt<br />

von einem belebten Stadtteil Roms.<br />

Die Straffälligen haben sowohl<br />

technische Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

bezüglich archäologischer <strong>und</strong><br />

museologischer Arbeit erworben<br />

wie auch aktiv die Rolle der Erzähler<br />

übernommen. So konnten sie ihr neu<br />

hinzugewonnenes Wissen an andere<br />

Menschen vermitteln. Während sie die<br />

Vergangenheit entdeckten, brachten<br />

sie spannende Verbindungen zwischen<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart<br />

zutage. Sklaverei, Migration, Armut<br />

<strong>und</strong> Einkerkerung waren Themen.<br />

Dies führte dazu, dass sich bei ihnen<br />

sowohl ein tieferes Bewusstsein für<br />

ihre gemeinsamen Wurzeln <strong>und</strong> ihre<br />

Identität entwickelte wie auch ein<br />

besseres Verständnis für geschichtliche<br />

<strong>und</strong> persönliche Entwicklungen.<br />

ERWACHSENE MIT<br />

LERNBEEINTRÄCHTIGUNGEN<br />

„The Amazing Rembrandts“<br />

(Die unglaublichen Rembrandts)<br />

Eine Ausstellung im Amstelkring<br />

<strong>Museum</strong>, Our Lord in the Attic,<br />

Amsterdam<br />

Eine Gruppe Erwachsener mit<br />

Lernbeeinträchtigungen kam<br />

beim Besuch des Rijksmuseum in<br />

Amsterdam in Kontakt mit Rembrandts<br />

Gemälden. Diese Begegnung hinterließ<br />

großen Eindruck. Später, in der<br />

Werkstatt, wurden die Rembrandt-<br />

Kataloge heraus geholt <strong>und</strong> Stifte<br />

<strong>und</strong> Pinsel zur Hand genommen:<br />

Das Ergebnis war erstaunlich. Die<br />

bemerkenswerten KünstlerInnen<br />

verwandelten Rembrandts Meisterwerke<br />

in farbenfrohe Gemälde mit<br />

persönlichem Stil. Für die Ausstellung<br />

The Amazing Rembrandts in<br />

Amsterdams Amstelkring <strong>Museum</strong><br />

wurden 45 Arbeiten ausgewählt. Das<br />

Amstelkring <strong>Museum</strong> in Amsterdam,<br />

auch bekannt als „Our Lord in the<br />

Attic“, befindet sich in einem Haus,<br />

das zu Rembrandts Zeit erbaut wurde<br />

<strong>und</strong> auf dessen Dachboden sich<br />

eine sogenannte geheime Kirche<br />

befindet. Die Gemälde sind eindringlich,<br />

anrührend, stark <strong>und</strong> überraschend.<br />

91<br />

Das Projekt unterscheidet sich von<br />

einigen anderen Lernprojekten für<br />

Erwachsene mit Lernbeeinträchtigungen,<br />

da alle TeilnehmerInnen ausgebildete<br />

KünstlerInnen mit eigener Ausstellungserfahrung<br />

waren. Dies war jedoch<br />

ihre erste <strong>Museum</strong>sausstellung, bei<br />

der sie sowohl von den Kritikern<br />

als auch vom Publikum als richtige<br />

KünstlerInnen gesehen wurden. Die<br />

Integration bestand in diesem Fall<br />

in der Anerkennung <strong>und</strong> Integration<br />

einer Gruppe von KünstlerInnen, die<br />

bis zu diesem Zeitpunkt als wirkliche<br />

KünstlerInnen keine Beachtung<br />

gef<strong>und</strong>en hatten. Eine andere Art der<br />

Integration, die als Begleitergebnis des<br />

Projekts entstand, war die Integration<br />

von BesucherInnen, die so eine für sie<br />

neue Kunst kennen lernten.<br />

Es gibt unterschiedliche Blickwinkel unter<br />

denen dieses Projekt als Lernprojekt für<br />

Erwachsene betrachtet werden kann:<br />

�� Die TeilnehmerInnen, in diesem Fall<br />

Erwachsene mit Lernschwierigkeiten,<br />

wurden durch ihren Besuch <strong>und</strong> die<br />

Führung im Rijksmuseum auf eine Art<br />

<strong>und</strong> Weise inspiriert, die ihnen den<br />

Ausdruck in ihrer eigenen Sprache – der<br />

Kunst – so ermöglichte, dass ihre Werke<br />

<strong>Museum</strong>squalität erreichten.


92<br />

�� Die KünstlerInnen schlossen engen<br />

Kontakt mit dem <strong>Museum</strong>, sprachen mit<br />

JournalistInnen <strong>und</strong> führten sie durch die<br />

Ausstellung. Diese Aktivitäten bereicherten<br />

die Erfahrung über den ersten Besuch <strong>und</strong><br />

die künstlerische Reaktion hinaus.<br />

�� Dadurch, dass das <strong>Museum</strong> die Arbeiten<br />

ausstellte, feierte <strong>und</strong> wertschätzte,<br />

wurde ein ganz <strong>und</strong> gar anderes<br />

Publikum angesprochen, nämlich<br />

Menschen, die nie zuvor ein <strong>Museum</strong><br />

besucht hatten, ganz zu schweigen von<br />

einer Kunstausstellung. Viele von ihnen<br />

arbeiten in Einrichtungen für Menschen<br />

mit Beeinträchtigungen, haben ein<br />

lernbeeinträchtigtes Familienmitglied oder<br />

sind selbst lernbeeinträchtigt. Die neuen<br />

BesucherInnen lernten Rembrandts Werke<br />

<strong>und</strong> das Amstelkring <strong>Museum</strong> durch die<br />

The Amazing Rembrandts Ausstellung <strong>und</strong><br />

die Art <strong>und</strong> Weise, wie die Ausstellung<br />

konzipiert war, erst kennen.<br />

4.7 Erwachsenenbildung<br />

Fallstudie: <strong>Lernen</strong>de Erwachsene<br />

im British <strong>Museum</strong><br />

Das British <strong>Museum</strong> in London war<br />

eines der ersten, das eine Abteilung<br />

für <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> einrichtete.<br />

Der Auftrag der neu gegründeten<br />

Abteilung umfasste nicht nur die<br />

Fortsetzung der traditionsreichen<br />

museumspädagogischen Arbeit mit<br />

Erwachsenen, sondern auch, wie der<br />

Girl in a Window<br />

Künstler: Piet Schopping<br />

Dieses Gemälde entstand nach einem Besuch des Rijksmuseums. Der Künstler ließ sich durch die<br />

Betrachtung von Rembrandts Werken dazu inspirieren. Mit seinem ihm eigenen glühenden Stil<br />

kopiert er Gesichter aus Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern auf Papier <strong>und</strong> Leinwand. Schopping spricht kaum<br />

ein Wort, aber Sprache fasziniert ihn. Er behält Sprachfetzen aus seinem alltäglichen Leben im Kopf<br />

<strong>und</strong> verarbeitet sie in einer kraftvollen <strong>und</strong> unmittelbaren Art in seinen Gemälden <strong>und</strong> Zeichnungen.


neue Name impliziert, die Erschließung<br />

neuer Besuchergruppen <strong>und</strong> neuer<br />

Methoden, durch die Erwachsene zum<br />

<strong>Lernen</strong> angeregt werden können.<br />

Das bestehende Vermittlungsprogramm<br />

aus Vorträgen, Studientagen,<br />

Ausstellungsgespräche, etc.<br />

wurde überarbeitet. Das <strong>Museum</strong><br />

sollte als Zentrum kultureller<br />

Auseinandersetzung etabliert<br />

werden, indem der historischen<br />

Sammlung zeitgenössische Themen<br />

gegenübergestellt wurden. Zum<br />

Beispiel:<br />

�� Die Veranstaltungsreihe unter dem<br />

Titel Forgotten Empire beinhaltete<br />

eine große Ausstellung über das alte<br />

Persien. Im Rahmenprogramm fand eine<br />

Podiumsdiskussion in Kooperation mit<br />

der Zeitung Guardian zum Thema The<br />

unbroken arc: Was uns das Alte Persien<br />

über den modernen Iran erzählt statt.<br />

�� Ein überzeugendes Programm kultureller<br />

Veranstaltungen einschließlich Film,<br />

Literatur, Musik <strong>und</strong> Dichtung. Damit<br />

sollte die Verbindung zwischen der<br />

Sammlung, der zeitgenössischen Kunst<br />

<strong>und</strong> einer jungen Generation Londoner<br />

geschaffen werden, die das British<br />

<strong>Museum</strong> bisher noch nicht für sich<br />

entdeckt hat.<br />

�� Das Kursprogramm für Erwachsene<br />

wurde ebenso neu entwickelt. In<br />

Zusammenarbeit mit der Birkbeck<br />

University <strong>of</strong> London wurde ein<br />

einzigartiges Kurssystem entworfen.<br />

Weltkunst <strong>und</strong> Artefakte, die den<br />

weltumfassenden Charakter der<br />

<strong>Museum</strong>ssammlung widerspiegeln, die<br />

Anerkennung verschiedener Lerntypen<br />

<strong>und</strong> das Bekenntnis, im Austausch mit<br />

den Exponaten zu lernen, zeichnen<br />

das Programm aus. Erwachsene<br />

TeilzeitstudentInnen konnten sich für<br />

einmalig stattfindende Praxiskurse<br />

zu Themen wie indische Textilien oder<br />

arabische Kalligraphie anmelden. Diese<br />

Kurse konnten mit geschichtlichen sowie<br />

miteinander in Bezug stehenden Studien<br />

zu Aspekten der Weltkunst kombiniert<br />

werden. Die StudentenInnen sammelten<br />

so Qualifikationen, die auf einen<br />

Abschluss abzielten.<br />

LERNWOCHE FÜR<br />

ERWACHSENE<br />

Lernwochen für Erwachsene finden<br />

in einigen europäischen Ländern statt<br />

<strong>und</strong> wirken als gute Katalysatoren<br />

zur Gestaltung <strong>und</strong> Einführung neuer<br />

<strong>und</strong> innovativer <strong>Museum</strong>saktivitäten,<br />

mit denen sich das <strong>Museum</strong> an die<br />

Erwachsenen richtet.<br />

93<br />

In Großbritannien ist die Lernwoche für<br />

Erwachsene eine jährliche, nationale<br />

Festwoche für Erwachsenenbildung,<br />

die von NIACE (The national<br />

organisation for adult learning in<br />

England and Wales) organisiert wird.<br />

H<strong>und</strong>erttausende <strong>Lernen</strong>de nehmen<br />

an verschiedenen Lernaktivitäten<br />

überall im Land teil, ebenso gibt es<br />

Veranstaltungen, Veröffentlichungen,<br />

Medienberichte, Konferenzen <strong>und</strong><br />

Preisverleihungen.<br />

Die Teilnahme des British <strong>Museum</strong><br />

an der Lernwoche für Erwachsene<br />

beginnt üblicherweise mit einem<br />

“Tag der <strong>of</strong>fenen Tür der Universität“<br />

im <strong>Museum</strong>. Die Gäste werden<br />

eingeladen, sich für Teilzeitprogramme<br />

anzumelden. Gesprächsr<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Aktionen werden mit Kursen der<br />

Fernuniversität mit ausgesuchten<br />

Teilen der <strong>Museum</strong>ssammlungen<br />

verb<strong>und</strong>en. Besondere Lernaktionen<br />

für Familien werden während der<br />

Lernwoche für Erwachsene angeboten,<br />

um auf ihre Rolle für den Lernprozess<br />

ihrer Kinder bei einem gemeinsamen<br />

<strong>Museum</strong>sbesuch aufmerksam zu<br />

machen. Zu diesem Zweck gab<br />

es zum Beispiel die Möglichkeit,<br />

an Zeichenkursen teilzunehmen,<br />

Kalligraphie auszuprobieren <strong>und</strong><br />

KünstlerInnen bei ihrer Arbeit im<br />

Innenh<strong>of</strong> des <strong>Museum</strong>s zu beobachten.


94<br />

EHRENAMTLICHE<br />

MITARBEITERINNEN<br />

UNTERSTÜTZEN DAS LERNEN:<br />

HANDS ON<br />

Jeden Tag werden unter der Obhut<br />

einer/s Ehrenamtlichen an vielen<br />

Ausstellungsorten des British<br />

<strong>Museum</strong> etwa acht kleine Exponate<br />

<strong>of</strong>fen auf einem Tisch ausgebreitet.<br />

BesucherInnen sollen die Exponate<br />

anfassen <strong>und</strong> sich dazu austauschen,<br />

um eine direkte <strong>und</strong> persönliche<br />

<strong>Museum</strong>serfahrung zu ermöglichen.<br />

Das Berühren der Ausstellungsstücke<br />

legt etwas Besonderes über deren<br />

Beschaffenheit <strong>und</strong> Authentizität<br />

<strong>of</strong>fen, das nicht zutage tritt, wenn<br />

die Exponate in Vitrinen ausgestellt<br />

werden – ein paläolithisches Handbeil<br />

ruft beispielsweise immer eine starke<br />

Reaktion hervor.<br />

„Der Daumen passt hier, deine Finger<br />

dort <strong>und</strong> das passt in deine Handfläche.<br />

Es ist so persönlich, man hält es in der<br />

Hand <strong>und</strong> benutzt es ... Meine Hände<br />

sind klein, aber es passt genau hinein.<br />

Man stellt sich vor, mit der Person, die<br />

es hergestellt hat, verb<strong>und</strong>en zu sein.“<br />

Dieses Programm wurde für<br />

BesucherInnen jeden Alters, nicht<br />

nur für Kinder, entwickelt. Der<br />

Umgang mit den Exponaten gilt als<br />

Instrument sowohl zur kritischen<br />

Auseinandersetzung wie auch zur<br />

Sinnes- <strong>und</strong> Gefühlserfahrung.<br />

„Dinge in die Hand zu nehmen galt<br />

früher als Beschäftigung für Kinder. Als<br />

ich jung war, wurde man im <strong>Museum</strong><br />

von der Aufsicht s<strong>of</strong>ort ermahnt, wenn<br />

man sich auch nur einmal zu nah an<br />

irgend etwas heran wagte. Für mich<br />

ist es das erste Mal, dass ich die<br />

Gelegenheit bekomme, ein Exponat zu<br />

sehen, zu fühlen <strong>und</strong> anzufassen <strong>und</strong><br />

es macht wirklich einen Unterschied!<br />

Besonders wenn die Person einen<br />

darüber informiert, dass das Objekt<br />

über 350 000 Jahre alt ist. Das lässt es<br />

für mich lebendig werden.“<br />

Die Rolle der Hands On-Ehrenamtlichen<br />

ist wichtig. Genauso wie<br />

die Ausstellungsführungen sind sie<br />

Vermittlungsmedium, durch das ein<br />

sozialer Kontakt entsteht. Sie sind<br />

jedoch interaktiver <strong>und</strong> flexibler, da die<br />

Ehrenamtlichen auf die Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Reaktionen der BesucherInnen<br />

eingehen. Aus Sicht des <strong>Museum</strong>s<br />

ist die Schulung der Freiwilligen<br />

(jährlich über 300 Personen in den<br />

unterschiedlichsten Bereichen der<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit) Teil der Zielsetzung<br />

für Erwachsenenlernprogramme. Die<br />

Hands On-Schulung fordert einen<br />

hohen Einsatz vom <strong>Museum</strong>steam<br />

ebenso wie von den Freiwilligen.<br />

Der Unterricht besteht aus fünf<br />

eintägigen Modulen, die die museumspädagogische<br />

Abteilung unter der<br />

Mitwirkung der KuratorInnen <strong>und</strong> des<br />

Dienstleistungspersonals anbietet.<br />

DER AUTOBIOGRAFISCHE<br />

ANSATZ<br />

Workshop: What’s your story?<br />

(Erzählen Sie uns Ihre Geschichte!)<br />

zur Installation Cradle to Grave<br />

(Von der Wiege bis zum Grab)<br />

Die Gallery <strong>of</strong> Living and Dying im<br />

British <strong>Museum</strong>, die vom Wellcome<br />

Trust gesponsert wird, zeigt in welch<br />

unterschiedlicher Art <strong>und</strong> Weise<br />

verschiedene Kulturen in verschiedenen<br />

geschichtlichen Epochen <strong>und</strong><br />

inhaltlichen Zusammenhängen zu ihrer<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ihrem Wohlergehen<br />

beigetragen haben. Die ausgestellten<br />

Exponate umfassen unter anderem<br />

ein riesiges Standbild von der<br />

Osterinsel von etwa 1000 n. Chr.<br />

<strong>und</strong> eine moderne, bildhauerische<br />

Interpretation des mexikanischen<br />

Tags der Toten. Mittelpunkt der<br />

Abteilung ist eine Installation Cradle<br />

to Grave, die den medizinischen<br />

Werdegang eines westlichen Mannes<br />

<strong>und</strong> einer Frau illustriert. Man nimmt<br />

an, dass sie während ihrer Lebenszeit<br />

durchschnittlich ungefähr 14.000<br />

Tabletten einnehmen. Die Lebenslinien<br />

des Mannes <strong>und</strong> der Frau sind mit<br />

persönlichen Erinnerungsstücken,<br />

Fotografien <strong>und</strong> Dokumenten illustriert,<br />

die auf Schlüsselmomente ihres Lebens<br />

verweisen. Diese Installation wurde von<br />

einem Arzt, einem Textilkünstler <strong>und</strong><br />

einem Videokünstler zusammengestellt.<br />

Sie zieht beachtliche Aufmerksamkeit<br />

auf sich <strong>und</strong> bietet Diskussionsst<strong>of</strong>f.


Vor kurzem lud das <strong>Museum</strong> die<br />

zwei Künstler zu einem Workshop<br />

mit dem Titel Erzählen Sie uns Ihre<br />

Geschichte! ein. Die TeilnehmerInnen<br />

arbeiteten, inspiriert von der Installation,<br />

gemeinsam mit den Künstlern an der<br />

Entwicklung ihres eigenen Werdegangs.<br />

Die WorkshopteilnehmerInnen wurden<br />

darum gebeten, den Inhalt ihres<br />

Arzneischranks, eine Auswahl aus<br />

ihren Fotoalben mit bedeutenden<br />

Momenten aus ihrem Leben <strong>und</strong><br />

Gegenstände, die sich ihrer Meinung<br />

nach auf ihre eigene Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ihr<br />

Wohlergehen beziehen, mitzubringen.<br />

Diese Elemente wurden durch den<br />

Einsatz von Video <strong>und</strong> Fotografie zu<br />

Werken in der Ausstellung. Die kleine<br />

teilnehmende Gruppe war durch<br />

<strong>of</strong>fene Einladung in der Abteilung<br />

<strong>und</strong> gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

in Ges<strong>und</strong>heitszentren, Krankenpflegeschulen<br />

<strong>und</strong> dem medizinischen<br />

<strong>Museum</strong> angeworben worden. Die<br />

im Projekt von den KünstlerInnen,<br />

PR-ManagerInnen <strong>und</strong> KuratorInnen<br />

entstandenen Ideen wurden zu<br />

einem Projekt für die Erweiterung<br />

von Zielgruppen für Strafgefangene<br />

des Pentonville Gefängnisses<br />

weiterentwickelt.<br />

Dies ist nur eines von vielen<br />

Projekten, das die Verbindungen der<br />

<strong>Museum</strong>ssammlungen zum breiten<br />

Erfahrungsspektrum der Menschen<br />

zeigt: Von der Ges<strong>und</strong>heit über Religion<br />

bis zum Altern <strong>und</strong> der Sehnsucht<br />

lernender Erwachsener, ihre Kultur <strong>und</strong><br />

ihr Leben zu reflektieren <strong>und</strong> neu zu<br />

interpretieren.<br />

Es ist ebenfalls exemplarisch für<br />

einen bei der Vermittlungsarbeit mit<br />

Erwachsenen neuerdings häufig<br />

gewählten autobiografischen Ansatz,<br />

der darin besteht, an Erinnerungen<br />

zu appellieren <strong>und</strong> damit die eigene<br />

Lebensgeschichte neu zu betrachten.<br />

MUSEUM_INSIDE_OUT –<br />

ARBEIT AM GEDÄCHTNIS:<br />

EIN DISKURS- UND<br />

AUSSTELLUNGSPROJEKT<br />

DES ÖSTERREICHISCHEN<br />

MUSEUMS FÜR VOLKSKUNDE<br />

IN WIEN<br />

2007 setzte das Österreichische<br />

<strong>Museum</strong> für Volksk<strong>und</strong>e ein bislang<br />

in der <strong>Museum</strong>sszene einzigartiges<br />

Projekt um, dass durch seinen<br />

experimentellen Charakter, seine<br />

Prozesshaftigkeit <strong>und</strong> seine<br />

Offenheit den Mut des <strong>Museum</strong>s<br />

widerspiegelt, neue Wege zu gehen.<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee bestand darin, den<br />

<strong>Museum</strong>sbesucherInnen das gesamte<br />

Arbeitsvolumen eines kulturhistorischen<br />

<strong>Museum</strong>s zu zeigen.<br />

Der Ausstellung ging eine einjährige<br />

Projektentwicklungsphase voraus. Der<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterstab bereitete<br />

sich mit Unterstützung einer externen<br />

95<br />

auf Konzeption von Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Kulturvermittlungsprojekten<br />

spezialisierten Expertengruppe auf<br />

die Schnittstellenarbeit zwischen<br />

der Innen- <strong>und</strong> der Außenwelt sowie<br />

zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis des<br />

<strong>Museum</strong>s mit Workshops vor. Diese<br />

Phase gewährleistete die größtmögliche<br />

Unterstützung der Idee durch die<br />

MitarbeiterInnen <strong>und</strong> schuf die<br />

Voraussetzung dafür, das angestrebte<br />

Ziel eines intensivierten Austauschs<br />

zwischen <strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen<br />

<strong>und</strong> Publikum zu erreichen.<br />

Diesem Ziel wurde auch bei der<br />

Ausstellungsgestaltung Rechnung<br />

getragen. Die <strong>Museum</strong>sarbeit, die<br />

normalerweise zu 80 Prozent<br />

unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

geschieht, wurde in die Ausstellungsräume<br />

transferiert. Temporäres<br />

Depot, Registraturstelle,<br />

Inventarisierungsterminal, Photolabor,<br />

Restaurationsatelier, Bibliotheks-,<br />

Studier- <strong>und</strong> Vermittlungsplatz fanden<br />

dort ihren Ort. Tausende Objekte<br />

aus verschiedenen Sammlungen<br />

des Hauses, die normalerweise<br />

in den Depots lagern, wurden<br />

in den Ausstellungsräumen<br />

aufgebaut. Fast das gesamte<br />

<strong>Museum</strong>spersonal arbeitete an<br />

multifunktionalen Arbeitsplätzen in den<br />

Ausstellungsräumen. KuratorInnen,<br />

RestauratorInnen, BibliothekarInnen,<br />

ArchivarInnen, KulturvermittlerInnen,


96<br />

etc. agierten gleichsam auf einer<br />

interaktiven Bühne <strong>und</strong> traten über die<br />

<strong>Museum</strong>sobjekte <strong>und</strong> ihre Arbeit mit<br />

den BesucherInnen in Interaktion.<br />

Neben der Möglichkeit zum Gespräch<br />

mit den <strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen<br />

wurden in der Ausstellung zahlreiche<br />

andere Vermittlungsformate wie<br />

Raumtexte, ein farblich strukturiertes<br />

<strong>und</strong> individuell nutzbares Leitsystem,<br />

Hängeregister mit weiterführenden<br />

Informationen zu einzelnen im<br />

Ausstellungsraum bearbeiteten<br />

Exponaten, Hörstationen mit Basisinformationen<br />

<strong>und</strong> Denkanstößen, ein<br />

Handapparat <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

zum Besuch der <strong>Museum</strong>sbibliothek<br />

eingesetzt. Das personelle Vermittlungsangebot<br />

zeichnete sich<br />

ebenfalls durch seine Vielfältigkeit<br />

aus. Das Programm gliederte sich<br />

in ein regelmäßiges Angebot aus<br />

Präsentationen <strong>und</strong> Vorträgen, einen<br />

Zyklus von Dialogveranstaltungen<br />

unter Heranziehung externer<br />

Gesprächspartner sowie Aktionswochenenden,<br />

die detaillierte Einblicke<br />

in die einzelnen Arbeitsbereiche<br />

des <strong>Museum</strong>s boten. Besonderes<br />

Augenmerk wurde der Dokumentation<br />

des Programms noch während der<br />

Ausstellungszeit geschenkt. Zu den<br />

meisten Veranstaltungen wurden<br />

Berichte verfasst, die einerseits in der<br />

Schau, andererseits in einem Webblog<br />

veröffentlicht wurden. Dadurch hatten<br />

die BesucherInnen die Möglichkeit,<br />

jederzeit nachzuvollziehen, welche<br />

Inhalte bisher diskutiert wurden.<br />

<strong>Museum</strong>_inside_out wurde seitens<br />

des <strong>Museum</strong>s mit großem Idealismus<br />

angegangen. Ausgehend von der<br />

Ausstellungssituation sollte ein<br />

kreativer Arbeits- <strong>und</strong> Denkprozess<br />

über die Geschichte, die gegenwärtige<br />

Existenz <strong>und</strong> die Zukunft des Hauses<br />

sowie über die Nutzungsmöglichkeiten<br />

der Sammlung angeregt werden. Das<br />

<strong>Museum</strong> stellt sich mit der Absicht zur<br />

Diskussion, durch museum_inside_out<br />

Impulse für eine Neupositionierung<br />

zu erhalten <strong>und</strong> das <strong>Museum</strong> als Ort<br />

der Teilhabe <strong>und</strong> Identifikation für die<br />

BesucherInnen stärker als bisher<br />

zu öffnen.<br />

Das Projekt bewirkte eine stärkere<br />

Identifizierung der <strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen<br />

mit dem <strong>Museum</strong> <strong>und</strong><br />

eine Verbesserung der Kommunikation<br />

zwischen ihnen. Auch nach außen<br />

pr<strong>of</strong>itierte das <strong>Museum</strong>. Wesentliche Teile<br />

eines volksk<strong>und</strong>lichen kulturhistorischen<br />

<strong>Museum</strong>s wurden in diesem Ausmaß<br />

der Öffentlichkeit erstmals zugänglich<br />

<strong>und</strong> für einen weiteren Diskurs über seine<br />

inhaltliche Ausrichtung <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen<br />

verfügbar gemacht.<br />

Weiterführende Informationen:<br />

l<br />

www.volksk<strong>und</strong>emuseum.at


<strong>Museum</strong>_inside_out – Arbeit am Gedächtnis.<br />

Ausstellungs- <strong>und</strong> Arbeitssituation in den Ausstellungsräumen des Österreichischen <strong>Museum</strong>s für<br />

Volksk<strong>und</strong>e während der Ausstellung.<br />

Foto: Österreichisches <strong>Museum</strong> für Volksk<strong>und</strong>e<br />

97


98<br />

5. Kapitel


Die <strong>Museum</strong>sgestaltung<br />

<strong>und</strong> -ausstattung<br />

5.1 Warum ist das<br />

Umfeld von Bedeutung?<br />

Erwachsenenbildung in einem<br />

<strong>Museum</strong> kann das Ergebnis der<br />

Teilnahme an einem strukturierten<br />

Programm oder Projekt sein. Es kann<br />

jedoch auch in informeller Weise,<br />

während eines <strong>Museum</strong>sbesuchs, als<br />

Ergebnis einer <strong>of</strong>fenen Interaktion<br />

zwischen einzelnen BesucherInnen,<br />

Exponaten, Kunstwerken, Artefakten<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Museum</strong>sraum selbst,<br />

zu einem Lerneffekt kommen.<br />

Erwachsene lernen sehr selbständig,<br />

das heißt, dass <strong>Museen</strong> als Orte<br />

informellen <strong>und</strong> individuellen <strong>Lernen</strong>s<br />

darum bemüht sein sollten, ihren<br />

BesucherInnen die bestmöglichen<br />

Bedingungen für den Lernprozess zu<br />

bieten. Das <strong>Museum</strong>sumfeld hat eine<br />

wichtige Funktion für die Förderung<br />

des Objektverständnisses, für die<br />

Weckung der Neugier <strong>und</strong> für die<br />

Intensität, mit der die BesucherInnen<br />

eine kulturelle <strong>und</strong> emotionale<br />

Erfahrung machen. BesucherInnen,<br />

die sich in den <strong>Museum</strong>sräumen<br />

körperlich wohl <strong>und</strong> willkommen<br />

fühlen <strong>und</strong> sich aufgr<strong>und</strong> der<br />

Ausstellungsarchitektur gut orientieren<br />

können, werden ihren Besuch intensiver<br />

genießen <strong>und</strong> als Ergebnis einen<br />

größeren Lerneffekt erzielen.<br />

Die Bedeutung dieser Thematik<br />

veranlasste das Europäische<br />

<strong>Museum</strong>sforum (<strong>European</strong> <strong>Museum</strong><br />

Forum, EMF) dazu, seinen Workshop<br />

im Jahr 2005 diesem Themenkomplex<br />

zu widmen. Die Resultate können<br />

unter folgender Webseite in der Rubrik<br />

„reports“ eingesehen werden:<br />

l<br />

www.collectandshare.eu<br />

Welche Bedeutung die Raumgestaltung<br />

<strong>und</strong> -ausstattung für das <strong>Lernen</strong> hat,<br />

geht auch aus den Praxisrichtlinien<br />

für Dienstleistung <strong>und</strong> Vermittlung<br />

Inspiring Learning for All des britischen<br />

<strong>Museum</strong>s-, Bibliotheks- <strong>und</strong> Archivrats<br />

hervor. In dem Kapitel Orte – Schaffen<br />

Sie ein inspirierendes Lernumfeld, das<br />

das <strong>Lernen</strong> unterstützt wird besonders<br />

auf diesen Aspekt eingegangen.<br />

5.2 Einige Faktoren, die<br />

beachtet werden sollten<br />

Die Ausstellungsarchitektur europäischer<br />

<strong>Museen</strong> hat sich in den letzten drei<br />

Jahrzehnten maßgeblich verbessert, was<br />

einer Anzahl verschiedener Faktoren<br />

zuzuschreiben ist:<br />

�� Die Einführung neuer Materialien <strong>und</strong><br />

technischer Hilfsmittel, die sich als<br />

wesentlich für die Verbesserung des<br />

Ausstellungsdesigns herausgestellt haben<br />

(zum Beispiel: Polycarbonat anstelle von<br />

Glas, Plastik anstelle von Holz, etc.).<br />

�� Verbesserte Konservierungsmethoden,<br />

die unmittelbare Auswirkung auf das<br />

Ausstellungsdesign haben.<br />

99<br />

�� Der Einsatz von Multimedia <strong>und</strong> neuen<br />

Technologien.<br />

�� Die Anerkennung der Bedeutung von<br />

Teamwork bei der Ausstellungskonzeption.<br />

�� Die Veränderung der Vorstellungen <strong>und</strong><br />

Erwartungen in der Öffentlichkeit <strong>und</strong><br />

innerhalb der Institutionen gegenüber<br />

den Leistungen, die ein <strong>Museum</strong> für<br />

BesucherInnen anbieten sollte.<br />

Das Europäische <strong>Museum</strong>sforum<br />

beurteilt im Rahmen der Auswahl des<br />

Preisträgers „Europäisches <strong>Museum</strong><br />

des Jahres“ seit 1977 die Arbeit von<br />

mehr als 1600 <strong>Museen</strong> im Hinblick auf<br />

deren Innovationskraft. Basierend auf<br />

diesen Untersuchungen wird hier die<br />

Entwicklung der letzten Jahre auf dem<br />

Gebiet der <strong>Museum</strong>sgestaltung <strong>und</strong><br />

-ausstattung mit einem besonderen<br />

Schwerpunkt auf Ausstellungs- <strong>und</strong><br />

Präsentationstechniken dargestellt.<br />

Im Deutschen Auswandererhaus wurde ein<br />

Schiffsanlegeplatz authentisch nachempf<strong>und</strong>en.<br />

Kleidung, Accessoires <strong>und</strong> Gepäckstücke der<br />

lebensgroßen Modelle vermitteln einiges über<br />

Herkunft <strong>und</strong> Ziel der Reisenden.<br />

Foto: Deutsches Auswandererhaus,<br />

Bremerhaven


100<br />

Diese erheben keinen Anspruch<br />

auf Vollständigkeit, da alle <strong>Museen</strong><br />

verschieden sind. Sie sollen jedoch<br />

Gedankenst<strong>of</strong>f <strong>und</strong> Diskussionen über<br />

die Arbeit an der <strong>Museum</strong>sgestaltung<br />

<strong>und</strong> -ausstattung <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />

auf die Lernerfahrungen<br />

anregen.<br />

DAS KÖRPERLICHE<br />

WOHLBEFINDEN DER<br />

BESUCHERINNEN<br />

Es wird <strong>of</strong>t behauptet, dass <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

im wahrsten Sinne<br />

des Wortes ihre Meinung mit den<br />

Füßen äußern. Ein <strong>Museum</strong>sbesuch<br />

mag einerseits hochinteressant <strong>und</strong><br />

beflügelnd sein, andererseits wirkt<br />

die körperliche Beanspruchung<br />

häufig ermüdend. Sich konzentriert<br />

den Gemälden oder der Ausstellung<br />

- verb<strong>und</strong>en mit viel Zuhören, Laufen,<br />

Flanieren <strong>und</strong> Stehen - zu widmen,<br />

erfordert eine gehörige Mischung<br />

aus geistiger Konzentration <strong>und</strong><br />

körperlicher Anspannung. Sie zählt<br />

für gewöhnlich nicht zum alltäglichen<br />

Verhalten der meisten Menschen. Trotz<br />

aller Bemühungen, eine Ausstellung<br />

interessant zu gestalten oder die<br />

bedeutendsten Meisterwerke in einem<br />

<strong>Museum</strong> zusammenzuführen, fühlen<br />

sich durchschnittliche BesucherInnen<br />

innerhalb von etwa zwei St<strong>und</strong>en<br />

von den Eindrücken erschöpft. Ein<br />

besucherfre<strong>und</strong>liches <strong>Museum</strong><br />

versucht, trotz der bekannten<br />

bekannten Einschränkungendurch<br />

Gestaltungsvorgaben, Raum-,<br />

Brandschutz- <strong>und</strong> Sicherheitsvorschriften<br />

diesen Effekt zu minimieren,<br />

indem Ruhebereiche einschließlich<br />

Bänken, Stühlen <strong>und</strong> anderen<br />

Möglichkeiten zur Erholung<br />

eingerichtet werden.<br />

Das Nationalmuseum Island hat<br />

vor kurzem zwei interessante<br />

Neuerungen eingeführt. Es handelt<br />

sich um eine Bank, die an einem<br />

Ende mit einem Telefonhörer mit<br />

Audi<strong>of</strong>unktion ausgestattet ist, so dass<br />

BesucherInnen die Bewegungsfreiheit<br />

haben, sich um 180 Grad zu drehen,<br />

<strong>und</strong> ihre Aufmerksamkeit auf<br />

Ausstellungselemente in verschiedene<br />

Bereiche des Raums lenken können.<br />

Im selben <strong>Museum</strong> haben die<br />

BesucherInnen, wenn sie müde sind,<br />

die Möglichkeit, in einem Raum von<br />

einem mit Kissen, Betttuch <strong>und</strong> Decke<br />

ausgestatteten Bett Gebrauch zu<br />

machen, obwohl das <strong>Museum</strong> nicht<br />

einmal besonders groß ist.<br />

BESUCHERORIENTIERUNG<br />

Die Orientierung <strong>und</strong> das Leitsystem<br />

in <strong>Museen</strong> oder Galerien zielt auf<br />

eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Gruppen, die sich durch ihr Alter,<br />

ihre gesellschaftliche Position,<br />

ihre Nationalität, ihre Kultur oder<br />

andere besondere Interessen<br />

voneinander unterscheiden, ab. Um<br />

die Aufmerksamkeit solch einer<br />

heterogenen Gruppe zu gewinnen,<br />

benötigt man eine Kombination<br />

aus akustischen, visuellen <strong>und</strong><br />

digitalen Mitteln. Bei der Begrüßung<br />

bedarf es eines Gespürs für diese<br />

verschiedenen Gruppen, die je<br />

nach individuellem Lernbedürfnis,<br />

-interesse <strong>und</strong> -typ unterschiedliche<br />

Kommunikationsmittel erfordern.<br />

Wenn die Installationen sinnvoll <strong>und</strong><br />

gut umgesetzt werden, dann sind<br />

sie in diesem Fall unaufdringlich,<br />

aber hilfreich <strong>und</strong> wirkungsvoll. Eine<br />

schlechte Ausstellungsgestaltung wirkt<br />

durch den Gebrauch zu vieler Zahlen,<br />

Farben, Symbole <strong>und</strong> Schlüsselwörter<br />

in Form miteinander wetteifernder<br />

Texttafeln, Symbole <strong>und</strong> akustischer<br />

Reize irritierend <strong>und</strong> kontraproduktiv<br />

auf die BesucherInnen. In ähnlicher<br />

Weise kann ein zu starres Leitsystem<br />

die BesucherInnen sogar daran<br />

hindern, die Exponate auf ihre eigene<br />

Art <strong>und</strong> Weise <strong>und</strong> in ihrer persönlichen<br />

Geschwindigkeit zu entdecken.<br />

DIE KOEXISTENZ VON ALT<br />

UND NEU<br />

Ein <strong>Museum</strong> in einen besucher- <strong>und</strong><br />

lernfre<strong>und</strong>lichen Ort der Kommunikation<br />

zu verwandeln bleibt manchmal ein<br />

Wunschtraum. Die Vorschriften <strong>und</strong><br />

Einschränkungen verhindern teilweise<br />

Modernisierung <strong>und</strong> Veränderung, die


Foto: Leicester Arts and <strong>Museum</strong> Service<br />

101


102<br />

alten Einrichtungen <strong>und</strong> Ausstattungen<br />

können manchmal selbst schon als<br />

Ausstellungsstücke gelten.<br />

So werden beispielsweise alte<br />

Schaukästen, in denen Exponate in<br />

streng taxonomischer Anordnung<br />

ausgestellt sind, als Zeugnisse der<br />

museologischen Methoden des 18. <strong>und</strong><br />

19. Jahrh<strong>und</strong>erts gesehen.<br />

Die Räume des <strong>Museum</strong>s im<br />

Zusammenhang mit einer zeitlich<br />

begrenzten Ausstellung zu verändern<br />

kann erfolgreicher sein. Denn es stellt<br />

eine Möglichkeit dar, die Räumlichkeiten<br />

in neuem Licht zu präsentieren <strong>und</strong><br />

einen Raum speziell für eine bestimmte<br />

Ausstellung zu gestalten.<br />

Vorsicht ist angebracht bei der<br />

Erneuerung in einer ständigen<br />

Ausstellung durch Erweiterung oder<br />

Ergänzung neuer Elemente zu bereits<br />

vorhandenen. Die Neuerungen sollten<br />

sich harmonisch einfügen.<br />

Halbherzige Modernisierungs- oder<br />

Umbaumaßnahmen können zu einem<br />

Aufeinanderprallen von Alt <strong>und</strong> Neu<br />

führen, das die Ästhetik stört oder<br />

einfach nur irreführend ist, weil das Alte<br />

die innovative Kraft des Neuen aufhebt.<br />

Warum sollte man zum Beispiel eine<br />

alte, mit Gegenständen <strong>und</strong> den dazu<br />

gehörigen Erläuterungen vollgestopfte<br />

Vitrine neben einer gut entworfenen<br />

Computereinheit mit Touchscreen <strong>und</strong><br />

digitaler Bild- <strong>und</strong> Tonunterstützung,<br />

die sehr viel wirkungsvoller über die<br />

Gegenstände in der Vitrine informiert,<br />

an ihrem Platz belassen?<br />

BILDSCHIRME<br />

Die Möglichkeiten der visuellen<br />

Kommunikation haben sich im<br />

Laufe der Zeit verändert. Als<br />

erstes wurden in größeren <strong>Museen</strong><br />

Kinoleinwände installiert, danach<br />

Fernseher, Videogeräte <strong>und</strong> DVD Player.<br />

Computer haben sich aufgr<strong>und</strong> des<br />

technologischen Fortschritts in den<br />

letzten Jahren für das <strong>Museum</strong> als<br />

immer vielfältiger einsetzbar erwiesen.<br />

Sie stellen heute ein wichtiges <strong>und</strong><br />

intensiv genutztes Informations- <strong>und</strong><br />

Vermittlungsinstrument dar.<br />

Bildschirme, die mit DVDs <strong>und</strong><br />

Computern verb<strong>und</strong>en sind, bieten eine<br />

beachtliche Kommunikationsvielfalt,<br />

wenngleich ihre Wirkung auf<br />

BesucherInnen nicht immer vorhersehbar<br />

ist. Touchscreens bieten sowohl<br />

Einzelnen als auch Gruppen gute<br />

Lernmöglichkeiten. BesucherInnen<br />

können über Symbole ihre Wege<br />

zu weiterführenden Informationen<br />

fi nden. Eine gute Ergänzung stellen<br />

Videoprojektoren dar, die ganze Wände<br />

in große, sprechende Oberfl ächen<br />

verwandeln.<br />

Das Imperial War <strong>Museum</strong> in<br />

Manchester setzt Projektionen mit<br />

großartigem Effekt ein: Bilder werden<br />

so im ganzen Raum projiziert, so<br />

dass die BesucherInnen in ein Licht-<br />

Tonschauspiel eintauchen können.<br />

Dieser Effekt wird nicht etwa mit<br />

aufwändiger Multimediatechnik<br />

inszeniert, sondern mit einfachen<br />

Diaprojektoren erzielt <strong>und</strong> macht<br />

deutlich, wie wichtig die Auswahl des<br />

richtigen Mediums – alt oder neu – für<br />

die jeweilige Aufgabe ist.<br />

LEBENSGROSSE MODELLE<br />

Lebensgroße Modelle haben eine<br />

lange Tradition, besonders in<br />

Naturhistorischen <strong>Museen</strong>. Eine Zeit<br />

lang waren sie aus der Mode geraten,<br />

als minimalistischere Ansätze in der<br />

Ausstellungsgestaltung gebräuchlicher<br />

waren, aber gegenwärtig erhalten sie<br />

erneut Aufmerksamkeit. Lebensgroße<br />

Modelle lenken die Neugier der<br />

BesucherInnen auf sich <strong>und</strong> vermitteln<br />

einen Eindruck von Authentizität,<br />

womit sie – trotz der Konkurrenz<br />

technisch raffi nierterer Formen der<br />

virtuellen Realität – auch heute noch<br />

die <strong>Museum</strong>serfahrung unterstützen<br />

können. Sie überzeugen dadurch,<br />

dass sie dreidimensional, greifbar <strong>und</strong><br />

groß sind. Sie können dafür eingesetzt<br />

werden, eine menschliche Komponente<br />

in Ausstellungen über Lebensräume,<br />

Maschinen <strong>und</strong> Verkehr zu bringen oder<br />

den Gebrauch von Gegenständen in<br />

der Vergangenheit zu veranschaulichen.


Lebensgroße Wachsfi guren in der Ausstellung Bombenangriff auf Mailand, die von der<br />

Historischen Sammlung der Stadt Mailand organisiert wurde.<br />

Foto: Fotografi sches Archiv, Historische Sammlung der Stadt Mailand<br />

103


104<br />

Die Modelle können realistisch sein oder<br />

das Vorstellungsvermögen besonders<br />

ansprechen, abhängig von Thema<br />

<strong>und</strong> Ziel der Ausstellung. Ihr Einsatz<br />

ist eine Frage des Geschmacks, des<br />

Angebots, der zur Verfügung stehenden<br />

Mittel, des Talents der Designer sowie<br />

der <strong>Museum</strong>sphilosophie. Realistische<br />

Modelle sind sehr teuer, preiswerte<br />

Ausführungen rufen jedoch <strong>of</strong>t eine<br />

mangelhafte Wirkung hervor <strong>und</strong><br />

können der Glaubwürdigkeit des<br />

<strong>Museum</strong>s oder der Ausstellung<br />

schaden. Wirklichkeitsübersteigernde<br />

Modelle sind häufig überzeugender<br />

als naturgetreue, wenn es ihnen<br />

gelingt, eine besondere ästhetische<br />

oder poetische Dimension in der<br />

Ausstellung zu entfalten. Wenn sie<br />

jedoch zweitklassig oder zu konstruiert<br />

wirken, werden sie den gewünschten<br />

Erfolg verfehlen.<br />

„VERBLÜFFENDE<br />

ERSCHEINUNGEN“<br />

Unter den technologischen Neuerungen<br />

im <strong>Museum</strong>sbereich spielen diese<br />

schwer zu kategorisierenden<br />

Erscheinungen eine besondere Rolle.<br />

Die Rede ist von Maschinen mit<br />

menschlichen Verhaltensweisen, die<br />

den BesucherInnen als „verblüffende<br />

Erscheinungen“ gegenüber treten.<br />

Die „Avatare“ 2 können wie Menschen<br />

oder Tiere aussehen (sogenannte<br />

Animatronics). Sie interagieren in<br />

wirklichkeitsnaher Weise mit den<br />

BesucherInnen <strong>und</strong> können sich<br />

sogar an Unterhaltungen beteiligen,<br />

wenn sie aus der Entfernung von einer<br />

Person bedient werden. Es ist möglich,<br />

dass sie die Erscheinung industrieller<br />

Artefakte, wie etwa von Robotern,<br />

beibehalten, die einen im <strong>Museum</strong> für<br />

Kommunikation in Berlin begrüßen,<br />

während sie untereinander oder mit<br />

den BesucherInnen Fußball spielen.<br />

Diese Apparate treten erfolgreich an<br />

die Stelle der „talking heads“, die in<br />

den 90er Jahren weit verbreitet waren,<br />

aber immer eine schwer zu bedienende<br />

Technik blieben. Die Kunst bestand<br />

darin, das Gesicht einer reellen Person,<br />

zum Beispiel des Protagonisten der<br />

Geschichte, auf eine Modellpuppe zu<br />

projizieren.<br />

„Avatare“ haben eine andere Funktion:<br />

Sie sollen den <strong>Museum</strong>sführerInnen<br />

ersetzen, indem sie die BesucherInnen<br />

auf unterschiedliche Art <strong>und</strong> Weise,<br />

entsprechend der vorhandenen Technik<br />

oder der Vorstellung des Projekts, auf<br />

ihrem Gang durchs <strong>Museum</strong> begleiten.<br />

Virtuelle „Avatare“ werden heutzutage<br />

immer beliebter <strong>und</strong> scheinen die<br />

Zukunft auf diesem Gebiet, besonders<br />

in Verbindung mit dem Internet, zu sein.<br />

2 Ein Avatar ist eine künstliche Person oder<br />

ein grafischer Stellvertreter einer echten<br />

Person in der virtuellen Welt, z.B. in einem<br />

Computerspiel.<br />

5.3 Eine lernfre<strong>und</strong>liche<br />

Atmosphäre schaffen<br />

Einige Aspekte, die man bedenken<br />

sollte:<br />

�� Befragen Sie Ihre BesucherInnen, welche<br />

Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen sie an die<br />

<strong>Museum</strong>satmosphäre haben. Fragen <strong>und</strong><br />

Antworten können die Öffnungszeiten,<br />

die Eingangshalle, Sitzgelegenheiten<br />

<strong>und</strong> andere Ruhezonen, das Leitsystem,<br />

behindertengerechte Zugänge, die<br />

Vermittlungsmethoden oder die zur<br />

Verfügung stehenden Lernmöglichkeiten<br />

betreffen. Es gibt viele Möglichkeiten einer<br />

solchen Befragung: Durch die Einrichtung<br />

einer Gruppe von BesucherInnenberater,<br />

Umfragen oder Interviews mit<br />

PassantInnen, die das <strong>Museum</strong> nicht<br />

kennen <strong>und</strong> danach befragt werden,<br />

was sie zu einem Besuch motivieren<br />

könnte oder durch Austausch mit einer<br />

Interessengruppe, wie zum Beispiel mit<br />

körperlich Beeinträchtigten.<br />

�� Betreten Sie den <strong>Museum</strong>seingang <strong>und</strong><br />

den Eingangsbereich mit den Augen<br />

von ErstbesucherInnen. Sind die Räume<br />

einladend gestaltet? Ist der Eingang<br />

deutlich gekennzeichnet? Können sich<br />

selbst unerfahrene BesucherInnen<br />

zurechtfinden? Sind Sitzgelegenheiten<br />

vorhanden?


�� Es kann Verwirrung stiften, neue Leitsysteme<br />

oder andere Informationsquellen für<br />

unterschiedliche Besuchergruppen<br />

hinzuzufügen. Betrachten Sie deshalb alle<br />

Zeichen <strong>und</strong> Symbole aus der Perspektive<br />

der BesucherInnen. Gibt es zu viele oder<br />

nicht genug? Gibt es Alternativen?<br />

�� Setzen Sie Multimedia sinnvoll <strong>und</strong><br />

kreativ ein. Die modernste <strong>und</strong> technisch<br />

ausgefeilteste Methode ist nicht immer die<br />

beste oder die wirkungsvollste. Fragen Sie<br />

sich zuerst, was Ihr Ziel ist. Anschließend<br />

wählen Sie die beste Lösung für die<br />

Realisierung Ihrer Vorstellungen.<br />

�� Lebensgroße Modelle können ein Gewinn<br />

für eine Ausstellung sein. Gute Modelle<br />

sind jedoch teuer, während preiswerte,<br />

mangelhafte Modelle den gewünschten<br />

Effekt verderben können. Die Modelle<br />

sollten sowohl inhaltlich als auch<br />

gestalterisch dem Niveau der Ausstellung<br />

entsprechen.<br />

�� Achten Sie auf das körperliche<br />

Wohlbefinden Ihrer BesucherInnen. Sorgen<br />

Sie für ausreichend Ruhezonen, oder bieten<br />

Sie tragbare Stühle für BesucherInnen<br />

kostenlos an. Sitzbänke können auch<br />

mit Informationsmedien wie Kopfhörern,<br />

Bildschirmen, Ausstellungskatalogen,<br />

Büchern <strong>und</strong> Informationsblättern<br />

kombiniert werden. Aber machen Sie sich<br />

bewusst, was den Lernprozess anregt <strong>und</strong><br />

was eine Überforderung bewirken könnte.<br />

5.4 Eine Fallstudie<br />

Die Bedeutung der Raumgestaltung<br />

ist in denjenigen <strong>Museen</strong> noch<br />

<strong>of</strong>fensichtlicher, die in alten Häusern,<br />

Schlössern oder historischen<br />

Gebäuden untergebracht sind<br />

oder Denkmäler einschließlich<br />

Industrieanlagen zu ihrer Sammlung<br />

zählen, wie es im folgenden Beispiel<br />

der Fall ist. Führungen mit innovativen<br />

Konzepten, die die BesucherInnen in<br />

den Bann des Ortes ziehen, sind eine<br />

Möglichkeit, sich diesen speziellen<br />

Artefakten anzunähern.<br />

Museu da Água, Lissabon<br />

Das Museu da Água verfolgt<br />

den Auftrag, die BesucherInnen<br />

für einen bewussteren Umgang<br />

mit dem Thema Umweltschutz<br />

<strong>und</strong> dem Lissabon eigenen<br />

denkmalgeschützten kulturellen<br />

Erbe zu sensibilisieren. Anhand<br />

lebendiger, museumspädagogischer<br />

Kulturangebote soll eine breite<br />

Besuchergruppe diese Belange<br />

kennen lernen.<br />

Das <strong>Museum</strong> konzentriert sich darauf:<br />

�� Ein förderndes <strong>und</strong> flexibles Programm<br />

mit Anregungen zusammenzustellen,<br />

das das Interesse einer großen Zahl von<br />

BesucherInnen anspricht <strong>und</strong> das mit dem<br />

Überangebot anderer Freizeitaktivitäten<br />

konkurrieren kann.<br />

105<br />

�� Neue Zielgruppen zu werben <strong>und</strong><br />

anspruchsvollere, besser informierte<br />

Besuchergruppen aufzubauen, indem man<br />

enge, dauerhafte Beziehungen mit ihnen<br />

schließt.<br />

�� Mit Programmen, die sich an Erwachsene<br />

wie Kinder richten, zur Umweltbildung<br />

beizutragen.<br />

�� Reflexions-, Dialogs- <strong>und</strong> Diskussionsforen<br />

zu Themen wie Umwelt, Wasser,<br />

Kulturerbe, dem Barockzeitalter <strong>und</strong><br />

ähnlichen Bereichen ins Leben zu rufen.<br />

�� Die Rolle des <strong>Museum</strong>s den Herausforderungen<br />

des gesellschaftlichen<br />

Wandels anzupassen, um sich aktiver mit<br />

den Belangen der heutigen Gesellschaft<br />

auseinander zu setzen <strong>und</strong> darauf Einfluss<br />

nehmen zu können.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage dieser Ziele finden<br />

themenbezogene <strong>Museum</strong>sbesuche<br />

<strong>und</strong> kulturgeschichtliche Spaziergänge<br />

statt, die sich auf die Dauerausstellung<br />

<strong>und</strong> wenn möglich auch auf<br />

Sonderausstellungen beziehen. In<br />

diese Art von Veranstaltungen<br />

können auch andere <strong>Museum</strong>sorte,<br />

wie beispielsweise das Aquädukt,<br />

einbezogen werden. Themenbesuche<br />

für organisierte Gruppen sollten<br />

vielfältigen Interessen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

unterschiedlichster BesucherInnen<br />

gerecht werden. Die BesucherInnen


106<br />

TeilnehmerInnen eines Kulturspaziergangs zum Thema Geologie, den das Museu da Água in<br />

Kooperation mit dem Geologischen Institut der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität<br />

von Lissabon organisiert.<br />

Foto: Museu da Água, Lissabon


diskutieren <strong>und</strong> lernen entsprechend<br />

der Tour <strong>und</strong> des Themas, das von den<br />

<strong>Lernen</strong>den zuvor selbst ausgewählt<br />

wird. Solche Besuche werden das<br />

ganze Jahr über in Portugiesisch<br />

<strong>und</strong> anderen Sprachen angeboten.<br />

In vielen Fällen wird ein weiterer<br />

Kooperationspartner, der eng mit dem<br />

<strong>Museum</strong>steam zusammenarbeitet,<br />

in die Themenentwicklung <strong>und</strong><br />

Veranstaltungsplanung einbezogen.<br />

Themen sind:<br />

�� Das Barockzeitalter - Die Königin<br />

erfrischt sich. Dieser Spaziergang ist<br />

der Sozialgeschichte des Aquädukts <strong>und</strong><br />

dem barocken Zeitgeist gewidmet. Hierfür<br />

wird eine von der Königlichen Familie,<br />

dem H<strong>of</strong>stab <strong>und</strong> dem gewöhnlichen Volk<br />

unternommene Reise auf deren Weg von<br />

Mafra nach Queluz, die sie durch das<br />

Àguas Livres Aquädukt führt, inszeniert.<br />

�� Geologie - Geo-Aquädukt.<br />

Das Thema dieser Führung sind<br />

die Quellen des Aquädukts <strong>und</strong> die<br />

Wassergeologie der Carenque-Caneças<br />

Region. Es wird eine geologische<br />

Annäherung an das Aquädukt, das Mãe<br />

de Àgua das Amoreiras <strong>und</strong> der Geologie<br />

Lissabons geboten. Diese Veranstaltung<br />

wird in Kooperation mit die Geologischen<br />

Institut der Naturwissenschaftlichen<br />

Fakultät der Universität von Lissabon<br />

organisiert.<br />

�� Symbolik - Die Wege des Wassers.<br />

In Zusammenarbeit mit Quinta da<br />

Regaleira <strong>und</strong> Palácio de Queluz sind<br />

die BesucherInnen dazu eingeladen, das<br />

Element Wasser in drei Dimensionen zu<br />

erleben: als esoterisches Symbol in Quinta<br />

da Regaleira, in unterhaltender Form in<br />

den Gärten von Palácio de Queluz <strong>und</strong><br />

als Appell an moralische Werte bei den<br />

Quellen des Àguas Livres Aquädukt.<br />

�� Veränderungen im Strom der Zeit<br />

- Von der Kathedrale Sé Patriarcal<br />

zum Chafariz do Vinho.<br />

In Kooperation mit der Enothek Chafariz<br />

do Vinho veranstaltet das Museu da Água<br />

Ausflüge, die die BesucherInnen durch die<br />

unterirdischen Gänge der Kathedrale Sé<br />

Patriarcal zur Enothek Chafariz do Vinho<br />

führen. Das Chafariz do Vinho wurde<br />

instandgesetzt <strong>und</strong> wird nun als Weinlokal<br />

geführt.<br />

�� Ökologie <strong>und</strong> Kulturerbe - Vom<br />

Aquädukt zum Palácio Marquês de<br />

Fronteira. Bei einem Spaziergang über<br />

das majestätische Àguas Livres Aquädukt<br />

über dem Alcântara Tal genießen die<br />

BesucherInnen das Panorama Lissabons,<br />

bevor sie den Naturschutzpark Monsanto,<br />

einen der letzten naturbelassenen<br />

Zufluchtsorte Lissabons, erreichen.<br />

Kurz vor Ende des Ausflugs gelangen die<br />

BesucherInnen zur Kirche von S. Domingos<br />

de Benfica <strong>und</strong> dem Palácio Marquês<br />

de Fronteira.<br />

107<br />

�� Ästhetik - Wege des Lichts.<br />

Im Rahmen dieser Veranstaltung werden<br />

die ästhetischen Eigenschaften des Àguas<br />

Livres Aquädukts genauer untersucht.<br />

Der Schwerpunkt liegt hierbei auf den<br />

Kontrasten von Hitze <strong>und</strong> Kälte, Licht <strong>und</strong><br />

Schatten, Wasser <strong>und</strong> Luft.<br />

�� Geschichte - Lissabon, das Aquädukt<br />

<strong>und</strong> das Erdbeben. Die Führung folgt<br />

dem Weg, den Jácome Ratton, ein 1755<br />

in Portugal lebender französischer Händler,<br />

durch die Straßen der Stadt zur Sicherheit<br />

von Alto da Cotovia (heute bekannt als<br />

Garten des Principe Real) gewählt hat.<br />

Die Strecke beinhaltet auch einen Halt<br />

am Àguas Livres Aquädukt, wo er Zeuge<br />

der Zerstörung durch das Erdbeben von<br />

Lissabon am 1. November 1755 wurde.<br />

(folgende Seite) Aus dem Ausstellungskatalog<br />

der Ausstellung Gli occhi del pubblico<br />

(Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Isabella Balena


108<br />

6. Kapitel


Folgerungen für die Fortbildung der<br />

Kunst- <strong>und</strong> KulturvermittlerInnen in<br />

der <strong>Museum</strong>sarbeit<br />

Die sich wandelnde Funktion des<br />

<strong>Museum</strong>s innerhalb der Gesellschaft<br />

mit einer wachsenden<br />

Besucherorientierung <strong>und</strong> entsprechend<br />

neuen Vermittlungsansätzen<br />

hat enorme Auswirkungen<br />

auf die Schulung in der <strong>Museum</strong>svermittlungsarbeit.<br />

Die derzeit allgemein<br />

verfolgten Richtlinien zielen auf<br />

Bekämpfung sozialer Ausgrenzung,<br />

Zielgruppenerweiterung, Verbesserung<br />

des interkulturellen Verständnisses<br />

<strong>und</strong> Förderung des Rechts auf Kultur<br />

für Alle ab. Sie implizieren, dass die<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen sowohl<br />

über die globalen Zusammenhänge<br />

als auch die potentiellen <strong>Museum</strong>sbesucherInnen<br />

unterrichtet sein<br />

müssen. Sachkenntnis bezüglich der<br />

Exponate <strong>und</strong> Ausstellungen werden<br />

vorausgesetzt. Ihr Bewusstsein sollte<br />

für den jeweiligen gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Kontext geschärft<br />

sein, um Ursprung <strong>und</strong> Tragweite<br />

dieser Vorgehensweisen einordnen zu<br />

können. Außerdem sollten sie sich der<br />

Bedeutung der Übertragbarkeit des<br />

Ausstellungsinhalts auf Vorwissen <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten des potenziellen Publikums<br />

bewusst sein. Man sollte sich daher<br />

auch verdeutlichen, dass die meisten<br />

BesucherInnen keine ExpertInnen für<br />

das Ausstellungsthemas sind <strong>und</strong> über<br />

wenig Fachkenntnis verfügen.<br />

Obwohl die Erfahrungen <strong>und</strong> Richtlinien<br />

innerhalb Europas stark voneinander<br />

abweichen, besteht in Bezug auf<br />

Projektplanung <strong>und</strong> Vermittlungsarbeit<br />

ein weitgehendes Einverständnis <strong>und</strong><br />

eine Übereinstimmung mit den vier<br />

Bereichen, bei denen Kompetenzen<br />

notwendig sind: Vorbereitung,<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Planung, Ausführung<br />

<strong>und</strong> Evaluation.<br />

Vorbereitung:<br />

�� Ideen entwickeln<br />

�� Zusammenhänge analysieren –<br />

im Hinblick auf Publikum, Thematik<br />

<strong>und</strong> die Einrichtung<br />

�� Hintergr<strong>und</strong>informationen sammeln –<br />

im Hinblick auf Sammlung, Publikum<br />

<strong>und</strong> Lernstile<br />

�� Netzwerke <strong>und</strong> Partnerschaften bilden<br />

�� Ausstellungen <strong>und</strong> Rahmenprogramme<br />

planen<br />

�� Fortbildungsbedarf ermitteln<br />

�� Passende Weiterbildungsangebote für die<br />

MitarbeiterInnen sicherstellen<br />

Gestaltung <strong>und</strong> Planung:<br />

109<br />

�� Organisatorische Kompetenzen:<br />

Entwicklung passender Veranstaltungen,<br />

Projektmanagement, Finanzplanung,<br />

Ermittlung von <strong>und</strong> Kontaktherstellung mit<br />

potenziellem Publikum, Zeitmanagement<br />

�� Vermittlungskompetenz: Bestimmung<br />

von Lernzielen <strong>und</strong> -erwartungen,<br />

Identifi zierung der Lernansätze,<br />

Entwicklung museumspädagogischer<br />

Programme <strong>und</strong> Herstellung von<br />

Vermittlungs- <strong>und</strong> Lernmaterialien<br />

Ausführung:<br />

�� Inszenierung <strong>und</strong> Präsentation der<br />

Veranstaltungen<br />

�� Durchführung der dazugehörigen<br />

museumspädagogischen Aktionen<br />

Evaluation:<br />

�� Kontrolle <strong>und</strong> Beurteilung der Aktionen<br />

<strong>und</strong> Veranstaltungen während ihrer<br />

Durchführung sowie nach ihrem Abschluss<br />

�� Vergleich der Lernergebnisse mit den zuvor<br />

festgelegten Lernzielen<br />

�� Untersuchung der Zufriedenheit von<br />

Kooperationspartnern <strong>und</strong> Nutzern


110<br />

Insbesondere müssen Kunst- <strong>und</strong><br />

KulturvermittlerInnen, die für die<br />

informellen Projekte im Bereich<br />

<strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> zuständig sind,<br />

fähig sein, viele verschiedene Aufgaben<br />

gleichzeitig zu lösen. Sie müssen:<br />

�� neue kunst- <strong>und</strong> kulturvermittelnde<br />

Programme <strong>und</strong> Aktivitäten, die die<br />

unterschiedlichen Bedürfnisse neuer <strong>und</strong><br />

verschiedener BesucherInnen bedienen,<br />

entwickeln <strong>und</strong> planen.<br />

�� mit Publikum <strong>und</strong> Lerngruppen <strong>und</strong>/oder<br />

ihren Vertretern während der Planungs-,<br />

Durchführungs- <strong>und</strong> Evaluationsphase des<br />

Programms zusammenarbeiten.<br />

�� die aktuellen <strong>und</strong> zukünftigen Zielgruppen<br />

<strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>den mit ihren verschiedenen<br />

Bedürfnissen ermitteln.<br />

�� Angebote für BesucherInnen <strong>und</strong> <strong>Lernen</strong>de<br />

schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihre<br />

Ideen <strong>und</strong> ihre Meinungen zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> ihr Wissen entsprechend ihrer<br />

Bedürfnisse zu erweitern.<br />

�� Möglichkeiten für neue <strong>und</strong> unterschiedliche<br />

Besuchergruppen anbieten, um<br />

deren besondere kulturelle Interessen zum<br />

Ausdruck zu bringen oder zu entwickeln.<br />

�� Vermittlungs- <strong>und</strong> Informationsmaterial<br />

für die Bedürfnisse verschiedener<br />

Besuchergruppen entwickeln oder in<br />

Auftrag geben.<br />

�� einladende <strong>und</strong> benutzerfre<strong>und</strong>liche<br />

Lernräume schaffen.<br />

�� die Auswirkungen der Lernangebote auf<br />

die BesucherInnen <strong>und</strong> die <strong>Lernen</strong>den<br />

evaluieren.<br />

�� Vermittlungs- <strong>und</strong> Lernmethoden für die<br />

Einrichtung konzipieren, entwickeln <strong>und</strong><br />

evaluieren.<br />

�� einen Beitrag zur Gestaltung <strong>und</strong><br />

Fokussierung der Vermittlungsmethoden<br />

der Einrichtung leisten.<br />

Der neu entstandene<br />

Fortbildungsbedarf für Kunst-<br />

<strong>und</strong> KulturvermittlerInnen in der<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit besteht demnach:<br />

�� in Berufserfahrung im Bereich der<br />

Erwachsenenbildung in Theorie <strong>und</strong> Praxis.<br />

�� in der Kenntnis für diejenigen<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Strukturen, die Erfahrungen der <strong>Lernen</strong>den<br />

formen <strong>und</strong> hemmen.<br />

�� in einer Programmentwicklung, die zu<br />

kreativem Denken anregt.<br />

�� in einer Programmentwicklung, die<br />

selbständiges <strong>Lernen</strong> ermöglicht.<br />

�� in der Anwendung neuer Methoden <strong>und</strong><br />

Techniken bei der Kommunikation mit<br />

erwachsenen BesucherInnen.<br />

�� in der effektiven Projekt- <strong>und</strong><br />

Programmdokumentation mit dem<br />

Ziel, diese bei der Netzwerk- <strong>und</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit sowie als Teil der<br />

reflektierenden Auswertung einzusetzen.<br />

�� in der Auswertung des Lernerfolgs der<br />

erwachsenen TeilnehmerInnen im Rahmen<br />

des <strong>Museum</strong>sprogramms.<br />

�� in der Netzwerkbildung auf lokaler,<br />

regionaler, nationaler <strong>und</strong> internationaler<br />

Ebene mit Kooperationspartnern, dem<br />

Publikum <strong>und</strong> Gleichgesinnten.<br />

�� darin, mit Veränderungen umzugehen <strong>und</strong><br />

sie zu begleiten.<br />

Infolgedessen sollten die Fortbildungsprogramme<br />

zur Mitarbeiterentwicklung<br />

die Kunst- <strong>und</strong> KulturvermittlerInnen<br />

dazu bewegen:<br />

Den Schwerpunkt auf die <strong>Lernen</strong>den<br />

zu richten: Neuerungen in den<br />

Bereichen Zielgruppenerweiterung,<br />

Zugang <strong>und</strong> Programm sollten stärker<br />

in Hinblick auf die Bedürfnisse,


das Material <strong>und</strong> den kulturellen<br />

Hintergr<strong>und</strong> der <strong>Lernen</strong>den entwickelt<br />

<strong>und</strong> eingesetzt werden <strong>und</strong> weniger<br />

mit Rücksicht auf die Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Vorgaben der Institution. Die<br />

Zielgruppenerweiterung <strong>und</strong> der<br />

Kontakt außerhalb des <strong>Museum</strong>s oder<br />

der Ausstellung müssen sehr ernst<br />

genommen werden, da sie der erste<br />

<strong>und</strong> wichtigste Berührungspunkt mit<br />

museumsfernen <strong>Lernen</strong>den sind.<br />

Den Schwerpunkt auf Aktionen zu<br />

legen: Wie lässt sich die Kunst oder<br />

die Geschichte der Sammlung mit<br />

der Lebenserfahrung der <strong>Lernen</strong>den<br />

in Verbindung bringen? Dialoge<br />

<strong>und</strong> interaktive Lehrmethoden,<br />

die mit Kreativitätsentwicklung,<br />

Problemlösungsverfahren, kritischem<br />

Denken <strong>und</strong> auf Toleranz <strong>und</strong><br />

Reflexion beruhen, schaffen mit<br />

größerer Sicherheit Lernerfolge als<br />

didaktische Vermittlungsverfahren.<br />

Bei der Informationsvermittlung<br />

sollte man darauf vorbereitet sein,<br />

TeilnehmerInnen mit unterschiedlichem<br />

Vorwissen ansprechen zu können.<br />

Einige Traditionen im <strong>Museum</strong>s- bzw.<br />

Ausstellungsbetrieb müssen vielleicht<br />

verändert werden, damit neue<br />

TeilnehmerInnen gewonnen<br />

werden können.<br />

Den Schwerpunkt auf<br />

Partnerschaften zu setzen:<br />

Es ist anzuerkennen, dass die<br />

Erweiterung des Teilnehmerkreises<br />

auf ein museumsfernes Publikum<br />

sowohl hinsichtlich des <strong>Lernen</strong>s<br />

als auch der Kultur ein wichtiger<br />

Aspekt ist. Die Zusammenarbeit<br />

mit Bildungseinrichtungen sowie<br />

mit Gemeinschaften <strong>und</strong> Vereinen,<br />

die die Interessen der <strong>Lernen</strong>den<br />

vertreten, ist der beste Weg, ihren<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> Interessen positiv<br />

zu begegnen. Im Rahmen einer<br />

solchen Zusammenarbeit sollten auch<br />

gemeinsame Mitarbeiterfortbildungen<br />

<strong>und</strong> interdisziplinäre Möglichkeiten über<br />

die institutionellen Grenzen hinweg<br />

entwickelt werden.<br />

Den Schwerpunkt auf Chancengleichheit<br />

<strong>und</strong> Empowerment zu<br />

konzentrieren: Chancengleichheit<br />

<strong>und</strong> Respekt vor der Vielfalt <strong>und</strong><br />

Unterschiedlichkeit sollten bei der<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit erste Priorität haben.<br />

Es sollte regelmäßig Rücksprache,<br />

Austausch <strong>und</strong> Zusammenarbeit mit<br />

den Vertretern ausgegrenzter Gruppen<br />

stattfinden.<br />

Den Schwerpunkt auf Forschung<br />

<strong>und</strong> Entwicklung zu richten:<br />

Es muss sichergestellt sein, dass die<br />

<strong>Museum</strong>smitarbeiterInnen ebenso<br />

sachk<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> gewissenhaft mit den<br />

BesucherInnen umgehen wie mit ihren<br />

Ausstellungen <strong>und</strong> Sammlungen.<br />

111<br />

(folgende Seite) Aus dem Ausstellungskatalog<br />

der Ausstellung Gli occhi del pubblico<br />

(Bologna, IBC-CLUEB, 2006).<br />

Foto: Tano d´Amico


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vom 28. - 30. November 2007 in Kooperation<br />

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B<strong>und</strong>esakademie für Kulturelle Bildung.<br />

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Dokumentation der Fachtagung „<strong>Museum</strong>sTheater“,<br />

veranstaltet als Jahrestagung vom B<strong>und</strong>esverband<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik e.V., in Zusammenarbeit mit<br />

dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe, 21. bis 24.<br />

September 2000 in Karlsruhe. Bielefeld 2001.<br />

Kirchberg, Volker: Gesellschaftliche Funktionen von<br />

<strong>Museen</strong>. Makro-, meso- <strong>und</strong> mikrosoziologische<br />

Perspektiven. Wiesbaden 2005.


120<br />

Kirchh<strong>of</strong>f, Heike/Schmidt, Martin (Hrsg.): Das<br />

magische Dreieck. Die <strong>Museum</strong>sausstellung als<br />

Zusammenspiel von Kuratoren, <strong>Museum</strong>spädagogen<br />

<strong>und</strong> Gestaltern. Ergebnisse einer Studienkonferenz des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes freiberuflicher Kulturwissenschaftler<br />

e.V. <strong>und</strong> der Thomas-Morus-Akademie Bensberg<br />

im November 2005. B<strong>und</strong>esverband Freiberuflicher<br />

Kulturwissenschaftler; Thomas-Morus-Akademie.<br />

Bielefeld 2007.<br />

Kittlausz, Viktor/Pauleit, Winfried (Hrsg.): Kunst -<br />

<strong>Museum</strong> - Kontexte. Perspektiven der Kunst- <strong>und</strong><br />

Kulturvermittlung. Bielefeld 2006.<br />

Knopp, Reinhold/Nell, Karin (Hrsg.): Keywork. Neue<br />

Wege in der Kultur- <strong>und</strong> Bildungsarbeit mit Älteren.<br />

Bielefeld 2007.<br />

Korff, Gottfried/Eberspächer, Martina/König, Gudrun<br />

Marlene/u.a. (Hrsg.): <strong>Museum</strong>sdinge: deponieren -<br />

exponieren. Köln 2007.<br />

Kretschmann, Carsten: Räume öffnen sich.<br />

Naturhistorische <strong>Museen</strong> im Deutschland des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Berlin 2006.<br />

Krogh Loser, Flavia: Treffpunkt <strong>Museum</strong>.<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik mit Erwachsenen in der Schweiz.<br />

Bern 1996.<br />

Kubicek, Julia: Wie seniorengerecht sind <strong>Museen</strong>?<br />

Berlin 2009.<br />

Kunstmuseum Wolfsburg (Hrsg.): The<br />

educational complex. Vermittlungsstrategien von<br />

Gegenwartskunst. Tagungsdokumentation. Wolfsburg<br />

2003.<br />

Kunz-Ott, Hannelore (Hrsg.): <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> Schule.<br />

Wege zu einer erfolgreichen Partnerschaft. München<br />

2005.<br />

Kunz-Ott, Hannelore/Kudorfer, Susanne/Weber,<br />

Traudel (Hrsg.): Kulturelle Bildung im <strong>Museum</strong>.<br />

Aneignungsprozesse - Vermittlungsformen -<br />

Praxisbeispiele. Bielefeld 2009.<br />

Kuverum/Pro Helvetia (Hrsg.): <strong>Lernen</strong> mit Kunst. Blick<br />

nach London. Baden 2009.<br />

Laukhardt, Markus: 2002. Aspekte lebenslangen<br />

<strong>Lernen</strong>s im musealen Kontext. Am Beispiel des Donau-<br />

Schifffahrts-<strong>Museum</strong>s Regensburg. Magisterarbeit.<br />

Universität Regensburg. Regensburg.<br />

Lepenies, Annette: Wissen vermitteln im <strong>Museum</strong>.<br />

Köln 2003.<br />

Mann, Christine/Schröter, Erhart/Wangerin,<br />

Wolfgang: Selbsterfahrung durch Kunst. Methodik für<br />

die kreative Gruppenarbeit mit Literatur, Malerei <strong>und</strong><br />

Musik. Weinheim 1995.<br />

Marx, Lothar/Farhat, Roland: Barrierefreies Planen<br />

<strong>und</strong> Bauen für Senioren <strong>und</strong> behinderte Menschen.<br />

Stuttgart 1994.<br />

Maset, Pierangelo: Praxis, Kunst, Pädagogik.<br />

Ästhetische Operationen in der Kunstvermittlung.<br />

Lüneburg 2002.<br />

Maset, Pierangelo/Reuter, Rebekka/Steffel,<br />

Hagen (Hrsg.): Corporate Difference. Formate der<br />

Kunstvermittlung. Lüneburg 2006.<br />

Meier, Thomas Dominik (Hrsg.): Medium <strong>Museum</strong>.<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Vermittlung in <strong>Museen</strong> für Kunst<br />

<strong>und</strong> Geschichte. Bern, Stuttgart, Wien 2000.<br />

Mörsch, Carmen: Schnittstelle Kunst - Vermittlung.<br />

Bielefeld 2007.<br />

Mörsch, Carmen: Kunstvermittlung 2. Zwischen<br />

kritischer Praxis <strong>und</strong> Dienstleistung auf der<br />

documenta 12. Zürich 2009.<br />

<strong>Museum</strong>spädagogisches Zentrum München (Hrsg.):<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik für Kindergärten. Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

Inhalte, Methoden. München 2006.<br />

Muttenthaler, Roswitha/Posch, Herbert/S.-Sturm, Eva<br />

(Hrsg.): <strong>Museum</strong> im Kopf. Wien 1997.<br />

Muttenthaler, Roswitha/Posch, Herbert/Sturm,<br />

Eva (Hrsg.): Seiteneingänge. <strong>Museum</strong>sidee <strong>und</strong><br />

Ausstellungsweisen. Wien 2000.<br />

Neidhardt, Heike: Wenn jüngere <strong>und</strong> ältere<br />

Erwachsene gemeinsam lernen …altersintegrative<br />

Erwachsenenbildung. Deutsches Institut für<br />

Erwachsenenbildung. 2008. In: www.die-bonn.de/<br />

doks/neidhardt0801.pdf (03.03.2010).<br />

Noelke, Peter (Hrsg.): Zwischen Malkurs <strong>und</strong><br />

interaktivem Computerprogramm. Vorträge des<br />

Internationalen Colloquiums zur Vermittlungsarbeit<br />

an Kunstmuseen. 2. - 5. Mai 1996 in Köln/<br />

<strong>Museum</strong>sdienst Köln, Stadt Köln. Köln 1997.<br />

Noever, Peter: Das diskursive <strong>Museum</strong>. Anläßlich des<br />

MAK-Symposiums „Das diskursive <strong>Museum</strong>“, MAK-<br />

Ausstellungshallen, März-Mai 2001. Ostfildern-Ruit<br />

2001.<br />

Otto, Corinna: Zum Stand einer<br />

erwachsenenorientierten Bildungsarbeit in<br />

Kunstmuseen in Deutschland: Geschichte <strong>und</strong><br />

Theorie. Dissertation, Carl von Ossietzky Universität<br />

Oldenburg. Oldenburg 2000.<br />

Paatsch, Hans-Ulrich: Konzept Inszenierung.<br />

Inszenierte Ausstellungen - ein neuer Zugang für<br />

Bildung im <strong>Museum</strong>? Ein Leitfaden. Heidelberg 1990.<br />

Rath, Gabriele: <strong>Museen</strong> für BesucherInnen. Eine<br />

Studie. Wien 1998.<br />

Reinhardt, Uwe J./Teufel, Philipp (Hrsg.): Neue<br />

Ausstellungsgestaltung 01/New Exhibition Design 01.<br />

Ludwigsburg 2008.<br />

Rollig, Stella/Sturm, Eva: Dürfen die das? Kunst<br />

als sozialer Raum. Art, Education, Cultural Work,<br />

Communities. Unveränd. Nachdr. Wien 2004.<br />

Ruhe, Hans Georg: Methoden der Biografiearbeit.<br />

Lebensspuren entdecken <strong>und</strong> verstehen. 3. Aufl.<br />

Weinheim 2007.


S.-Sturm, Eva: Im Engpass der Worte. Sprechen über<br />

moderne <strong>und</strong> zeitgenössische Kunst. Berlin 1996.<br />

Schneede, Uwe M.: <strong>Museum</strong> 2000, Erlebnispark oder<br />

Bildungsstätte? Ostfildern 2000.<br />

Schnittpunkt (Hrsg.): Wer spricht? Autorität <strong>und</strong><br />

Autorschaft in Ausstellungen. Wien 2005.<br />

Schnittpunkt (Hrsg.): Storyline. Narrationen im<br />

<strong>Museum</strong>. Wien 2009.<br />

Scholze, Jana: Medium Ausstellung. Lektüren<br />

musealer Gestaltung in Oxford, Leipzig, Amsterdam<br />

<strong>und</strong> Berlin. Dissertation, Techn. Universität Berlin,<br />

2002. Bielefeld 2004.<br />

Schöppinger Forum für Kunstvermittlung (Hrsg.):<br />

Sehen Sie selbst. Schöppingen 2002.<br />

Schöppinger Forum für Kunstvermittlung (Hrsg.):<br />

Zum Stand der Kunstvermittlung heute. Ansätze,<br />

Perspektiven, Kritik. Dokumentation der Tagung im<br />

Oktober 2002; ersten Tage der Kunstvermittlung vom<br />

18. <strong>und</strong> 19. Oktober 2002 in der Stiftung Künstlerdorf<br />

Schöppingen. Schöppingen 2003.<br />

Schöppinger Forum für Kunstvermittlung (Hrsg.):<br />

Versuche im Zwischenraum. Experimentelle<br />

Kunstvermittlung im digitalen Zeitalter.<br />

Dokumentation der Tagung im November 2003;<br />

am 14. <strong>und</strong> 15. November 2003 zweite Tage der<br />

Kunstvermittlung. Schöppingen 2004.<br />

Schöppinger Forum für Kunstvermittlung (Hrsg.):<br />

Wie Kunst wirkt. Dokumentation der Tagung im Juni<br />

2007. Schöppinger Tage der Kunstvermittlung 2007.<br />

Schöppingen 2007.<br />

Schuster, Martin/Ameln-Haffke, Hildegard:<br />

<strong>Museum</strong>spsychologie. Erleben im Kunstmuseum.<br />

Göttingen 2006.<br />

Seitz, Rudolf: Kunst in der Kniebeuge. Ästhetische<br />

Elementarerziehung; Beispiele, Anregungen,<br />

Überlegungen. München 1997.<br />

Selle, Gert: Das ästhetische Projekt. Plädoyer für eine<br />

kunstnahe Praxis in Weiterbildung <strong>und</strong> Schule. 2.,<br />

durchges. u. verb. Aufl. Unna 1992.<br />

Siano, Wolfgang (Hrsg.): Rainer Borgemeister.<br />

Lokomotive Denken. Bonn, Berlin 2002.<br />

Sommer, Maria Eleanora Nurit: Bildung <strong>und</strong> ethnologische<br />

<strong>Museen</strong>. <strong>Museum</strong>spädagogische Ansätze in Geschichte<br />

<strong>und</strong> Gegenwart: Forschungen <strong>und</strong> Reflexionen aus den<br />

Jahren 1977 bis 1988. Dissertation. Wien 2001.<br />

Stang, Richard: Kulturelle Erwachsenenbildung<br />

unterbewertet!? Forderung nach Schlüsselqualifikationen<br />

erfordert Umdenken. Deutsches Institut für<br />

Erwachsenenbildung, August 2006. (www.die-bonn.de/<br />

esprid/dokumente/doc-2006/stang06_01.pdf)<br />

Steen, Jürgen: Zur Struktur der Dauerausstellung stadt- <strong>und</strong><br />

heimatgeschichtlicher <strong>Museen</strong>. Frankfurt am Main 1998.<br />

Stöger, Gabriele (Hrsg.): KulturMitWirkung. Kultur/einrichtungen<br />

<strong>und</strong> Förderung von Partizipation.<br />

Tagungsdokumentation <strong>und</strong> Recherche. Wien 2005.<br />

Studinger, Eva: Zwischen den Stühlen.<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik für Menschen mit geistigen<br />

Behinderungen. Frankfurt am Main 2002.<br />

Sturm, Eva/Bunge, Ulrich (Hrsg.): Wo kommen wir da<br />

hin? Künstlerische Experimente zur Kunstvermittlung.<br />

Berlin 2004.<br />

Thinesse-Demel, Jutta (Hrsg.): Erwachsenenbildung<br />

<strong>und</strong> <strong>Museum</strong>. Ein Projektbericht. Frankfurt a.M. 1999.<br />

Urban, Andreas: Von der Gesinnungsbildung zur<br />

Erlebnisorientierung. Geschichtsvermittlung in<br />

einem kommunalen historischen <strong>Museum</strong> im 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Dissertation, Universität Hannover,<br />

1999. Schwalbach/Ts. 1999.<br />

Verband Oberösterreichischer <strong>Museen</strong> (Hrsg.):<br />

<strong>Museen</strong> grenzenlos. Modelle der Zusammenarbeit.<br />

Tagungsband des Oö. <strong>Museum</strong>stags 2004 in<br />

Schärding. Leonding 2004.<br />

121<br />

Verband Oberösterreichischer <strong>Museen</strong>:<br />

Freiwilligengewinnung in Oö. <strong>Museen</strong>. Eine Studie<br />

über erfolgreiche Beispiele von Freiwilligengewinnung<br />

im Verb<strong>und</strong> Oö. <strong>Museen</strong>. 2007. In:<br />

www.ooemuseumsverb<strong>und</strong>.at/dbdocs/<br />

publikationen/39_bericht_freiwilligengewinnung.pdf<br />

(03.03.2010).<br />

Vieregg, Hildegard (Hrsg.): <strong>Museum</strong>spädagogik<br />

in neuer Sicht. Erwachsenenbildung im <strong>Museum</strong>.<br />

Gr<strong>und</strong>lagen - <strong>Museum</strong>stypen - Museologie.<br />

Baltmannsweiler 1994.<br />

Vieregg, Hildegard (Hrsg.): <strong>Museum</strong>spädagogik<br />

in neuer Sicht. Erwachsenenbildung im <strong>Museum</strong>.<br />

<strong>Museum</strong>spädagogische Praxis - Institutionen/<br />

Initiativen - Verbände, Aus- <strong>und</strong> Fortbildung -<br />

Auswahlbibliographie. Baltmannsweiler 1994.<br />

Wagner, Ernst/Dreykorn, Monika (Hrsg.): <strong>Museum</strong>,<br />

Schule, Bildung. Aktuelle Diskurse - innovative Modelle<br />

- erprobte Methoden. München 2007.<br />

Wall, Tobias: Das unmögliche <strong>Museum</strong>. Zum<br />

Verhältnis von Kunst <strong>und</strong> Kunstmuseen der<br />

Gegenwart. Bielefeld 2006.<br />

Weschenfelder, Klaus/Zacharias, Wolfgang: Handbuch<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik. Orientierungen <strong>und</strong> Methoden<br />

für die Praxis. Düsseldorf 1993.<br />

Wiesmüller, Christian: Bildungspotentiale im <strong>Museum</strong>.<br />

Technische <strong>Museen</strong> als Bildungsstätten für Menschen<br />

im Zeitalter der Technik. Eichstätt 2000.<br />

Zacharias, Wolfgang/Pazzini, Karl-Josef:<br />

Vermessungen - im Lauf der Zeit <strong>und</strong> in subjektiver<br />

Verantwortung. Spannungen zwischen Kunst <strong>und</strong><br />

Pädagogik, Kultur <strong>und</strong> Bildung, Bilderwelten <strong>und</strong><br />

Lebenswelten. 2006. In: http://hup.sub.uni-hamburg.<br />

de/purl/HamburgUP_KPP14_Zacharias. (03.03.2010).<br />

Zschocke, Nina: Der irritierte Blick. Kunstrezeption<br />

<strong>und</strong> Aufmerksamkeit. Dissertation, Universität Köln,<br />

2003. München 2006


122 Deutschsprachige<br />

Zeitschriften<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Museum</strong>spädagogik (Hrsg.):<br />

Standbein – Spielbein. Hamburg<br />

Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> (Hrsg.):<br />

Das <strong>Museum</strong>sMagazin. Berlin. (www.museumstag.de)<br />

Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> (Hrsg.): <strong>Museum</strong>sk<strong>und</strong>e.<br />

Berlin.<br />

Dr. Jörg-W. Link (Hrsg.): Zeitschrift für <strong>Museum</strong> <strong>und</strong><br />

Bildung. Lit Verlag. Münster.<br />

Fachgruppe Naturwissenschaftliche <strong>Museen</strong> des<br />

Deutschen <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong>es (Hrsg.): Natur im<br />

<strong>Museum</strong> – Tauschbörse. Frankfurt am Main.<br />

ICOM Schweiz (Hrsg.): <strong>Museum</strong>s.ch – Die Schweizer<br />

<strong>Museum</strong>szeitschrift. hier + jetzt Verlag für Kultur <strong>und</strong><br />

Geschichte. Baden.<br />

KulturKontakt Austria (Hrsg.): Magazin KulturKontakt.<br />

Wien. (www.kulturkontakt.or.at)<br />

Landestelle für nichtstaatliche <strong>Museen</strong> beim<br />

Bayrischen Landratsamt für Denkmalpflege (Hrsg.):<br />

<strong>Museum</strong> heute. Fakten – Tendenzen – Hilfen,<br />

München.<br />

MuSiS – <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Sammlungen in Steiermark<br />

(Hrsg.): Die Stellwand. Zeitschrift für <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

Sammlungen. MuSiS – <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> Sammlungen in<br />

Steiermark. Graz.<br />

Friedrich Verlag (Hrsg.): Neue Sammlung. Zeitschrift<br />

für Erziehung <strong>und</strong> Gesellschaft. Seelze-Velber.<br />

Österreichischer <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> (Hrsg.): Neues<br />

<strong>Museum</strong>. Die österreichische <strong>Museum</strong>szeitschrift.<br />

Österreichischer <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong>. Linz.<br />

Schimpff, Volker/Flügel, Katharina (Hrsg.): Curiositas.<br />

Zeitschrift für Museologie <strong>und</strong> museale Quellenk<strong>und</strong>e.<br />

Beier <strong>und</strong> Beran. Leipzig.<br />

Staatliche <strong>Museen</strong> zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz,<br />

Institut für <strong>Museum</strong>sk<strong>und</strong>e (Hrsg.): Bibliographie-<br />

Report ... zu Museologie, <strong>Museum</strong>spädagogik,<br />

<strong>Museum</strong>sdidaktik <strong>und</strong> Besucherforschung 1989-1993.<br />

Neu bearb. von Annette Noschka-Roos. Berlin.<br />

Verband der Fachleute für Bildung <strong>und</strong> Vermittlung<br />

im <strong>Museum</strong> (MPS); Association suisse des médiateurs<br />

culturels de musée (ASMCM) (Hrsg.): Aktuell.<br />

R<strong>und</strong>brief über Neues <strong>und</strong> Aktuelles im Bereich<br />

Bildung & Vermittlung im <strong>Museum</strong>. Basel.<br />

Verband der <strong>Museen</strong> der Schweiz (Hrsg.): Revue<br />

museums.ch. Zürich.<br />

Verein zur Geschichte der Volkshochschulen<br />

(Hrsg.): Spurensuche. Kunst- <strong>und</strong> Kulturvermittlung -<br />

Annäherung an ein vielfältiges Aufgabengebiet.<br />

VGV. Wien.


www.afeb.de<br />

Arbeitsgruppe für empirische Bildungsforschung e.V.<br />

www.akademieremscheid.de<br />

Akademie Remscheid für musische Bildung <strong>und</strong><br />

Medienerziehung<br />

www.arnold-vogt-preis.de<br />

Arnold-Vogt-Preis für <strong>Museum</strong>spädagogische<br />

Forschung der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Kultur Leipzig<br />

www.bdk-online.info<br />

B<strong>und</strong> Deutscher Kunsterzieher<br />

www.b-f-k.de<br />

B<strong>und</strong>esverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler e.V.<br />

www.bildung.saarland.de<br />

Ministerium für Bildung, Kultur <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Saarland<br />

www.bildung.bremen.de<br />

Senator für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kunst Bremen<br />

www.bkj.de<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung Kulturelle Jugendbildung e. V.<br />

www.brandenburg.de/land/mbjs/index.htm<br />

Ministerium für Bildung, Jugend <strong>und</strong> Sport<br />

Brandenburg<br />

www.b<strong>und</strong>esakademie.de<br />

B<strong>und</strong>esakademie für kulturelle Bildung in<br />

Wolfenbüttel e.V.<br />

www.bv-kindermuseum.de<br />

B<strong>und</strong>esverband Kinder- <strong>und</strong> Jugendmuseen e.V.<br />

www.cms.hs-zigr.de/de/Studienangebot/<br />

Studiengaenge/Kultur.html<br />

Hochschule Zittau/Görlitz, Bachelor-/<br />

Masterprogramm Kultur <strong>und</strong> Management<br />

www.deutsches-museum.de/information/fortbildung<br />

Kerschensteiner Kolleg des Deutschen <strong>Museum</strong>s<br />

Links aus Deutschland,<br />

Österreich <strong>und</strong> der<br />

Schweiz<br />

www.fbm.htwk-leipzig.de/de/studium/studiengaenge/<br />

museologie<br />

Hochschule für Technik, Wirtschaft <strong>und</strong> Kultur Leipzig,<br />

Bachelor-/Masterprogramm für Museologie <strong>und</strong><br />

Vermittlung<br />

www.fernuni-hagen.de/KULTURMANAGEMENT/KM/<br />

start.html<br />

Fernuniversität Hagen, Weiterbildung<br />

<strong>Museum</strong>smanagement<br />

www.fhnw.ch/ph/iwb/kader/de/download/kader/<br />

vermittlung-der-kuenste/mas-kuenste-faltprospekt.pdf<br />

Fachhochschule Nordwestschweiz, Master <strong>of</strong><br />

Advanced Studies Vermittlung der Künste<br />

www.forge.fh-potsdam.de/~Kultur<br />

Fachhochschule Potsdam, Bachelor in Kulturarbeit –<br />

arts management and cultural work<br />

www.fortbildungszentrum.lvr.de<br />

LVR-Archivberatungs- <strong>und</strong> Fortbildungszentrum<br />

www.fsjkultur.de<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung kulturelle Jugendarbeit e.V.,<br />

Freiwilliges Soziales Jahr, Ersatzdienst im kulturellen<br />

Bereich<br />

www.hamburg.de/Behoerden/bsjb/welcome.htm<br />

Hamburger Behörde für Schule, Jugend <strong>und</strong><br />

Berufsbildung<br />

www.museumsdienst-hamburg.de<br />

<strong>Museum</strong>spädagogischer Dienst Hamburg<br />

www.historisches-spiel.de<br />

Homepage zur museumspädagogischen Methode des<br />

„Historischen Spiels“<br />

www.hkb.bfh.ch/gestaltung_kunst.html<br />

Berner Fachhochschule - Hochschule der Künste Bern,<br />

Bachelor-/Masterprogramm Vermittlung in Kunst<br />

<strong>und</strong> Design<br />

www.h-net.org/~museum/index_de.html<br />

H-<strong>Museum</strong> H-NET, Netzwerk für <strong>Museen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Museum</strong>sarbeit<br />

123<br />

www.iae.zhdk.chIAE<br />

Institute for Art Education, Züricher Hochschule der<br />

Künste (ZHdK)<br />

www.icom-deutschland.de<br />

ICOM Deutschland<br />

www.icom-oesterreich.at<br />

ICOM Österreich<br />

www.icom-suisse.ch<br />

ICOM Schweiz<br />

www.km.bayern.de/km/index.shtm<br />

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht<br />

<strong>und</strong> Kultus<br />

www.kubiss.de/kpz<br />

Kunst- <strong>und</strong> Kulturpädagogisches Zentrum der <strong>Museen</strong><br />

in Nürnberg (KPZ)<br />

www.kulturkontakt.or.at<br />

KulturKontakt Austria (KKA)<br />

www.kulturkonzepte.at<br />

Institut für Kulturkonzepte, Weiterbildung <strong>und</strong><br />

Beratung in Kulturmanagement<br />

www.kulturvermittlung.at/outset6.html<br />

<strong>Museum</strong>spädagogische Bibliothek des Büro für<br />

Kulturvermittlung in Wien<br />

www.kulturvermittlung-online.de<br />

Fachportal für Kulturvermittlung, Förderung<br />

<strong>und</strong> Vernetzung von Forschungsaktivitäten im<br />

interdisziplinären Feld der Kulturvermittlung<br />

www.kulturvermittlerInnen.at<br />

Österreichischer Verband der KulturvermittlerInnen im<br />

<strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong> Ausstellungswesen


124<br />

www.kulturprojekte-berlin.de<br />

Kulturprojekte Berlin GmbH<br />

www.kultusministerium.baden-wuerttemberg.de<br />

Kultusministerium Baden-Württemberg<br />

www.kultusministerium.hessen.de<br />

Hessisches Kultusministerium (HKM)<br />

www.kultus-mv.de<br />

Ministerium für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

www.kunst<strong>und</strong>vermittlung.hslu.ch<br />

Hochschule Luzern, Bachelor-/Masterprogramm Kunst<br />

<strong>und</strong> Vermittlung<br />

www.kuverum.ch<br />

KUVERUM, zweijährige Weiterbildung in<br />

Kulturvermittlung <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>spädagogik<br />

www.landesstelle.de<br />

Landesstelle für <strong>Museum</strong>sbetreuung Baden-<br />

Württemberg<br />

www.lwl.org<br />

Westfälisches <strong>Museum</strong>samt<br />

www.mbww.rpl.de<br />

Ministerium für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong><br />

Weiterbildung Rheinland-Pfalz<br />

www.mediamus.ch<br />

Mediamus - Schweizer Verband der<br />

KulturvermittlerInnen <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>spädagogInnen<br />

www.mk.niedersachsen.de<br />

Niedersächsisches Kultusministerium<br />

www.mk.sachsen-anhalt.de<br />

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt<br />

www.mpz.bayern.de<br />

<strong>Museum</strong>s-Pädagogisches Zentrum München<br />

www.mswf.nrw.de<br />

Ministerium für Schule, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

www.muenster.org/vereinigung-<br />

westfaelischer-museen<br />

Vereinigung Westfälischer <strong>Museen</strong> e.V.<br />

www.musealog.de<br />

Musealog - Weiterbildung für EDV, Dokumentation<br />

<strong>und</strong> <strong>Museum</strong>smanagement<br />

www.museen-brandenburg.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Brandenburg<br />

www.museen-in-bayern.de<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen <strong>Museen</strong> in Bayern<br />

www.museenkoeln.de/museumsdienst<br />

<strong>Museum</strong>sdienst Köln<br />

www.museen.rlp.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Rheinland-Pfalz e.V.<br />

www.museologie.ch/museologie/index1.html<br />

Universität Basel, berufsbegleitendes, viersemestriges<br />

Nachdiplomstudium<br />

www.museumonline.at<br />

„<strong>Museum</strong> Online“ (Österreich)<br />

www.museumsakademie-joanneum.at<br />

<strong>Museum</strong>sakademie Joanneum<br />

www.museumsb<strong>und</strong>.at<br />

Österreichischer <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong><br />

www.museumsb<strong>und</strong>.de<br />

Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> e.V.<br />

www.museumsb<strong>und</strong>-sachsen.de/home.html<br />

Sächsischer <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> e.V.<br />

www.museums.ch/index.php?id=34<br />

ICOM/VMS-Gr<strong>und</strong>kurs <strong>Museum</strong>spraxis, modulare,<br />

praxisnahe Weiterbildung im Bereich <strong>Museum</strong><br />

www.museumsinitiative-owl.de<br />

<strong>Museum</strong>sinitiative in Ost-Westfalen-Lippe e.V.<br />

www.museumsmanagement.de<br />

Universität Hamburg, Aufbaustudiengang<br />

<strong>Museum</strong>smanagement<br />

www.museumspaedagogik.org<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>Museum</strong>spädagogik e.V.<br />

www.museumspaedagogik.org/<br />

VMP-BW/literatur.php4<br />

Literaturliste <strong>Museum</strong>spädagogik des Vereins für<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik Baden-Württemberg e.V.<br />

www.museumsverband-bw.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Baden-Württemberg e.V.<br />

www.museumsverband-hamburg.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Hamburg e.V.<br />

www.museumsverband-hessen.de<br />

Hessischer <strong>Museum</strong>sverband e.V.<br />

www.museumsverband-mv.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband in Mecklenburg-Vorpommern e.V.<br />

www.museumsverband-saarland.de<br />

Saarländischer <strong>Museum</strong>sverband e.V.<br />

www.museumsverband-sh.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Schleswig-Holstein e.V.<br />

www.museumswesen.smwk.sachsen.de<br />

Sächsische Landesstelle für <strong>Museum</strong>swesen<br />

www.mvnb.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband für Niedersachsen <strong>und</strong> Bremen e.V.<br />

www.mv-sachsen-anhalt.de<br />

<strong>Museum</strong>sverband Sachsen-Anhalt<br />

www.netbem.eu<br />

Netzwerk Bürgerschaftliches Engagement im <strong>Museum</strong><br />

(netbem)


www.rama.lvr.de<br />

Rheinisches Archiv- <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>samt, Abteilung<br />

<strong>Museum</strong>sberatung<br />

www.sawi.com<br />

SAWI – Schweizerisches Ausbildungszentrum für<br />

Marketing, Werbung <strong>und</strong> Kommunikation<br />

www.schleswig-holstein.de/landsh/mbwfk<br />

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung <strong>und</strong><br />

Kultur Schleswig-Holstein<br />

www.sensjs.berlin.de<br />

Senatsverwaltung für Schule, Jugend <strong>und</strong> Sport Berlin<br />

www.smb.spk-berlin.de/ifm<br />

Institut für <strong>Museum</strong>sforschung<br />

www.smb.spk-berlin.de/ifm/bf.htm<br />

Bibliothek des Instituts für <strong>Museum</strong>sk<strong>und</strong>e Berlin,<br />

Spezial-Bibliothek zur <strong>Museum</strong>sk<strong>und</strong>e<br />

www.sn.schule.de/smk<br />

Sächsisches Staatsministerium für Kultus (SMK)<br />

www.schnitt.org<br />

schnittpunkt – ausstellungstheorie <strong>und</strong> praxis<br />

www.stapferhaus.ch/kursereihen/<br />

kulturmanagement.html<br />

Stapferhaus Lenzburg, CAS Kulturmanagement,<br />

praxisnahe Weiterbildung im Bereich<br />

Kulturmanagement<br />

www.stuttgart.de/mupaedi<br />

<strong>Museum</strong>spädagogischer Dienst Stuttgart<br />

www.thueringen.de./museen<br />

<strong>Museum</strong>sverband Thüringen e.V.<br />

www.thueringen.de/tkm<br />

Thüringer Kultusministerium<br />

www.trafo-k.at/trafok.php<br />

trafo.K, Konzeption <strong>und</strong> Realisierung von Forschungs-<br />

<strong>und</strong> Vermittlungsprojekten an der Schnittstelle von<br />

Bildung <strong>und</strong> Wissensproduktion<br />

www.uni-ak.ac.at/ecm<br />

Universität für angewandte Kunst Wien,<br />

Masterstudiengang für Ausstellungstheorie & Praxis<br />

www.uni-bielefeld.de<br />

Universität Bielefeld - Studium der Diplompädagogik<br />

mit Spezialisierung in Richtung Freizeitpädagogik <strong>und</strong><br />

Kulturarbeit<br />

www.uni-flensburg.de/physik/ilias.htm<br />

Naturwissenschaftlich orientierter Aufbaustudiengang<br />

ILIAS in Flensburg<br />

www.uni-hildesheim.de<br />

Universität Hildesheim – Bachelor-/Masterprogramm<br />

Kulturwissenschaften <strong>und</strong> Ästhetische Praxis<br />

www.museum.uni-oldenburg.de<br />

Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg,<br />

Aufbaustudiengang <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> Ausstellung<br />

www.verband-rheinischer-museen.de<br />

Verband Rheinischer <strong>Museen</strong><br />

www.vms-ams.ch<br />

Verband der <strong>Museen</strong> der Schweiz<br />

www.zeitzeugenboerse.de<br />

Zeitzeugenbörse e.V.<br />

125


126<br />

www.aam-us.org<br />

(American Association <strong>of</strong> <strong>Museum</strong>s)<br />

www.ali.gov.uk<br />

(Adult Learning Inspectorate)<br />

www.sed.beniculturali.it<br />

(Sed – Il giornale del Centro per i Servizi educativi,<br />

Ministero per i Beni e le Attività Culturali)<br />

www.ceca.icom.museum<br />

CECA – Committee <strong>of</strong> Education and Cultural Action<br />

www.clmg.org.uk<br />

(The Campaign <strong>of</strong> Learning through <strong>Museum</strong>s and<br />

Galleries)<br />

www.coe.int<br />

(Council <strong>of</strong> Europe)<br />

www.collectandshare.eu<br />

(Collect & Share)<br />

www.culturalpolicies.net<br />

(Compendium <strong>of</strong> Cultural Policies and Trends)<br />

www.dcms.gov.uk<br />

(Department for Culture, Media and Sports, UK)<br />

www.dcsf.gov.uk<br />

(Department for Children, Schools and Families, UK)<br />

www.eaea.org<br />

(<strong>European</strong> Association for the Education <strong>of</strong> Adults)<br />

www.edcom.org<br />

EdCom – Education Committee <strong>of</strong> the American<br />

Association <strong>of</strong> <strong>Museum</strong>s<br />

www.engage.org<br />

(Engage)<br />

www.euclid.info<br />

(Euclid - <strong>European</strong> & International Information<br />

Services for Arts & Culture)<br />

Internationale Links<br />

www.futurelab.org.uk<br />

(Futurelab - Veränderungen der Lernmethoden <strong>und</strong><br />

-techniken durch innovative Technik <strong>und</strong> Praxis)<br />

www.gem.org.uk<br />

(Group for Education in <strong>Museum</strong>s, GEM)<br />

www.icom.org<br />

(International Council <strong>of</strong> <strong>Museum</strong>s)<br />

www.insea.org<br />

(INSEA-International Society for Education through<br />

Arts)<br />

www.inspiringlearningforall.gov.uk<br />

(Inspiring Learning for All - An improvement<br />

framework for museums, libraries and archives)<br />

www.labforculture.org<br />

(Lab for Culture - networking platform for information<br />

on <strong>European</strong> arts and culture)<br />

www.comune.torino.it/museiscuola<br />

(museiscuol@)<br />

www.mla.gov.uk<br />

(<strong>Museum</strong>s, Libraries and Archives Council, UK)<br />

www.europeanmuseumforum.org<br />

(<strong>European</strong> <strong>Museum</strong> Forum)<br />

www.niace.org.uk<br />

(NIACE – National Institute <strong>of</strong> Adult Continuing<br />

Education, UK)<br />

www.ne-mo.org<br />

NEMO – The <strong>Network</strong> <strong>of</strong> <strong>European</strong> <strong>Museum</strong><br />

Organisations<br />

www.unseco.org<br />

(UNESCO)


David Anderson ist Direktor der Abteilung Learning<br />

and Interpretation des Victoria and Albert <strong>Museum</strong><br />

in London.<br />

Margaret O´Brien leitet die Abteilung <strong>Lebenslanges</strong><br />

<strong>Lernen</strong> des British <strong>Museum</strong> in London.<br />

Judi Caton ist Wissenschaftlerin, Schriftstellerin<br />

<strong>und</strong> <strong>Museum</strong>sberaterin, nach langjähriger Arbeit in<br />

Großbritannien ist sie jetzt in Italien tätig. Sie hat sich<br />

auf die Unterstützung von <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> deren Mitarbeiter<br />

im Bereich der Besucherkommunikation spezialisiert. Zu<br />

diesem Thema führt sie Fortbildungen durch.<br />

Cristina Da Milano forscht für ECCOM, <strong>European</strong><br />

Center for Cultural Organisation and Management.<br />

Sie ist auf Kommunikation <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>spädagogik<br />

spezialisiert. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die<br />

Bedeutung der Kultur für soziale Integration.<br />

Martina De Luca realisiert Forschungsprojekte zur<br />

Modernen <strong>und</strong> Zeitgenössischen Kunst mit Schwerpunkt<br />

auf gesellschaftskritischer Kunst <strong>und</strong> Kunst im<br />

öffentlichen Raum. Sie war Beraterin vieler italienischer<br />

<strong>Museen</strong>. De Luca ist Präsidentin von ECCOM (<strong>European</strong><br />

Center for Cultural Organisation and Management) <strong>und</strong><br />

lehrt Kulturwirtschaft an der Universität von Tuscia.<br />

Helen O´Donoghue ist seit der Gründung des Irish<br />

<strong>Museum</strong> <strong>of</strong> Modern Art (IMMA) im Jahr 1991 Kuratorin<br />

<strong>und</strong> Leiterin der Vermittlungsabteilung. Sie hat die<br />

Rahmenbedingungen zur Öffnung aller Aspekte des<br />

<strong>Museum</strong>sprogramms für die breite Öffentlichkeit initiiert<br />

<strong>und</strong> entwickelt. Sie studierte Bildende Kunst (Malerei)<br />

am National College <strong>of</strong> Art and Design in Dublin, Irland.<br />

Juliette Fritsch leitet die Abteilung<br />

Ausstellungsgestaltung <strong>und</strong> Evaluation am Victoria<br />

and Albert <strong>Museum</strong> in London. Sie hat einige<br />

Jahre lang zu Besucherstudien <strong>und</strong> Techniken der<br />

Forschungsvermittlung gearbeitet, zuletzt an den English<br />

Heritage and Historic Royal Palaces.<br />

Kirsten Gibbs ist <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong> Ausstellungsberaterin.<br />

Sie bietet Projektmanagementkurse, praktische<br />

Fortbildungen <strong>und</strong> fachliche Beratung im Bereich<br />

der <strong>Museum</strong>s- <strong>und</strong> Ausstellungspädagogik, der<br />

Vermittlung <strong>und</strong> der Arbeit mit Besuchern an. Gibbs<br />

leitete als stellvertretende Direktorin von engage (der in<br />

Großbritannien ansässigen Nationalen Vereinigung für<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik) das Gr<strong>und</strong>tvig 4 Netzwerk, Collect<br />

& Share, das <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong> in europäischen<br />

<strong>Museen</strong> fördert.<br />

Autorinnen <strong>und</strong><br />

Autoren (Stand 2006)<br />

Rinske Jurgens war als Kuratorin,<br />

Ausstellungsgestalterin <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>spädagogin in<br />

mehreren niederländischen <strong>Museen</strong> tätig. Jetzt ist sie<br />

Ausstellungsleiterin des Maritime <strong>Museum</strong> Rotterdam<br />

(2001-...). Sie war verantwortlich für STEM TO STERN –<br />

Schiffsschmuck von Bug bis Heck.<br />

Kaija Kaitavuori ist Leiterin der Abteilung<br />

Kunstmuseumsentwicklung der Finnischen<br />

Nationalgalerie in Helsinki. Davor leitete sie die<br />

museumspädagogische Abteilung des zeitgenössischen<br />

Kunstmuseums Kiasma. Dort war sie seit der Eröffnung<br />

im Jahr 1987 für das museumspädagogische Programm<br />

<strong>und</strong> die Zielgruppenerweiterung des <strong>Museum</strong>s<br />

verantwortlich.<br />

Hanneke Kempen arbeitet seit zehn Jahren im Maritime<br />

<strong>Museum</strong> Rotterdam. Sie begann als Koordinatorin des<br />

Besucherservices <strong>und</strong> wechselte vor zwei Jahren zur<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik.<br />

Andrea Kieskamp begann als Freiberuflerin <strong>und</strong><br />

Gastkuratorin im Maritime <strong>Museum</strong> Rotterdam. Seit 1997<br />

arbeitet sie dort als Ausstellungsleiterin. Ihr Fachgebiet<br />

ist die kulturelle Vielfalt. Sie ist auf die Erstellung von<br />

Ausstellungstexten spezialisiert <strong>und</strong> untersucht wie sich<br />

diese in Ausstellungen integrieren lassen.<br />

Massimo Negri ist Direktor des <strong>European</strong> <strong>Museum</strong><br />

Forums <strong>und</strong> seit 1983 in der Jury der Auszeichnung<br />

Europäisches <strong>Museum</strong> des Jahres (EMYA). Er ist Pr<strong>of</strong>essor<br />

für Museologie an der IULM Universität in Mailand<br />

<strong>und</strong> im Masterstudiengang Industriearchäologie an<br />

der Universität Padua. Außerdem ist Negri Berater für<br />

<strong>Museum</strong>sprogramme in der Region Mailand.<br />

Carla Padró ist Assistent Pr<strong>of</strong>essor für Kunsterziehung<br />

an der Universität Barcelona. Sie hat an vielen<br />

Untersuchungen in den Bereichen Bildung <strong>und</strong> Erziehung<br />

mitgewirkt, einschließlich in Projekten der Corcoran<br />

Gallery <strong>of</strong> Art, der Sites Gallery in Washington DC <strong>und</strong><br />

dem Nationalmuseum Katalanischer Kunst.<br />

Margarida Ruas ist Direktorin des Wassermuseums<br />

in Lissabon, Präsidentin von APOREM (Portugiesische<br />

Vereinigung von Unternehmen mit <strong>Museen</strong>), Nationale<br />

Korrespondentin des <strong>European</strong> <strong>Museum</strong> Forum, TICCHI-<br />

Mitglied, Beraterin des Internationalen Clubs Lissabon,<br />

Beraterin der Orensanz Stiftung in New York <strong>und</strong><br />

Dozentin für Kommunikation <strong>und</strong> kulturelles Erbe an der<br />

Lus<strong>of</strong>ona Universität. Außerdem ist Margarida Autorin<br />

vieler Artikel in verschiedenen Fachgebieten unter<br />

anderem für <strong>Museen</strong> <strong>und</strong> <strong>Lebenslanges</strong> <strong>Lernen</strong>, Umwelt<br />

127<br />

<strong>und</strong> Kultur. Darüber hinaus veröffentlichte sie ein Buch<br />

über Politisches Marketing.<br />

Margherita Sani ist am Istituto Beni Culturali<br />

der Region Emilia-Romagna verantwortlich für<br />

verschiedene innovative Sonderprogramme. Dies sind<br />

unter anderem Projekte der Europäischen Union <strong>und</strong><br />

Fortbildungsprogramme für <strong>Museum</strong>smitarbeiter auf<br />

regionaler <strong>und</strong> internationaler Ebene.<br />

Dineke Stam ist Historikerin mit den<br />

Forschungsschwerpunkten Gender <strong>und</strong> Vielfalt. Sie war<br />

Kuratorin, Wissenschaftlerin <strong>und</strong> Projektleiterin der<br />

<strong>Museum</strong>spädagogik im Anne Frank Haus. Von 2001<br />

bis 2004 leitete sie Interkulturelle Programme für die<br />

Niederländische <strong>Museum</strong>svereinigung. Seit 2004 ist<br />

Stam freie Projektberaterin für Volksk<strong>und</strong>emuseen <strong>und</strong><br />

kulturelles Erbe.<br />

Jane Thompson ist Forschungsleiterin bei NIACE<br />

(the national organisation for adult learning in<br />

England and Wales). Sie arbeitet seit vielen Jahren<br />

in der Erwachsenenbildung <strong>und</strong> trägt bei NIACE die<br />

Verantwortung für den Bereich <strong>Lernen</strong> in Bezug auf Kunst<br />

<strong>und</strong> Kultur.<br />

Ineke van Klink war mehr als 20 Jahre lang als<br />

<strong>Museum</strong>spädagogin tätig. Die letzten zwölf Jahre<br />

arbeitete sie als Ausstellungsleiterin. Ihre Spezialgebiet<br />

sind Vermittlungsmethoden. Neben zahlreichen<br />

anderen Ausstellungen hat sie vier große, interaktive<br />

Kinderausstellungen kuratiert.<br />

Annemarie Vels Heijn arbeitet seit mehr als 25<br />

Jahren in der <strong>Museum</strong>spädagogik. Sie war Leiterin der<br />

Ausstellungsgestaltung am Rijksmuseum in Amsterdam<br />

(1989-1998) <strong>und</strong> Direktorin der Niederländischen<br />

<strong>Museum</strong>svereinigung (1998-2003). Jetzt ist sie freie<br />

<strong>Museum</strong>sberaterin <strong>und</strong> publiziert zu Fragen der<br />

<strong>Museum</strong>sarbeit.<br />

Amber Walls ist derzeit Entwicklungskoordinatorin<br />

von envision, dem Pilotprogramm von engage, das<br />

Ausstellungen bei der Entwicklung jugendfre<strong>und</strong>licher<br />

Angebote unterstützt. Sie ist für eine Vielzahl von<br />

Aufgaben zuständig gewesen, die alle im Bereich<br />

der <strong>Museum</strong>spädagogik <strong>und</strong> der Kunst im Kontext<br />

gesellschaftlicher Entwicklung standen. Sie verfügt<br />

besonders über Erfahrungen bei der kreativen Arbeit mit<br />

gefährdeten Jugendlichen.<br />

Sue Wilkinson ist Direktorin für Learning, Access and<br />

the Regions des MLA (Britischer <strong>Museum</strong>s-, Bibliotheks<strong>und</strong><br />

Archivrat) in London.


128<br />

IBC - Istituto per i Beni Artistici Culturali e Naturali<br />

della Regione Emilia Romagna (Italien)<br />

www.ibc.regione.emilia-romagna.it<br />

Margherita Sani (Projektkoordinatorin)<br />

Masani@regione.emilia-romagna.it<br />

Valentina Galloni<br />

VGalloni@regione.emilia-romagna.it<br />

Amitié (Italien)<br />

www.amitie.it<br />

Pier Giacomo Sola<br />

pgsola@amitie.it<br />

Sibylle Moebius<br />

smoebius@amitie.it<br />

APOREM Association <strong>of</strong> Enterprise <strong>Museum</strong>s<br />

(Portugal)<br />

www.museudaagua.epal.pt<br />

Margarida Ruas<br />

margrua@epal.pt<br />

Margarida Filipe<br />

mafilipe@epal.pt<br />

Eccom <strong>European</strong> Centre for Cultural Management<br />

and Organisation (Italien)<br />

www.eccom.it<br />

Cristina Da Milano<br />

damilano@eccom.it<br />

Martina De Luca<br />

martinadeluca@eccom.it<br />

Engage (Großbritannien)<br />

www.engage.org<br />

info@engage.org<br />

Kirsten Gibbs<br />

kirsten.gibbs@virgin.net<br />

<strong>European</strong> <strong>Museum</strong> Forum (Niederlande)<br />

www.europeanmuseumforum.org<br />

Massimo Negri<br />

kriterion.negri@libero.it<br />

Ann Nicholls<br />

mail@europeanmuseumforum.org<br />

LLML Partner<br />

NIACE National Institute <strong>of</strong> Adult Continuing<br />

Education (Großbritannien)<br />

www.niace.org.uk<br />

Jane Thompson<br />

jane.thompson@niace.org.uk<br />

NMV The Netherlands <strong>Museum</strong> Association<br />

(Niederlande)<br />

www.museumvereniging.nl/<br />

Margriet de Jong<br />

mdejong@museumvereniging.nl<br />

Caroline Bunnig<br />

cbunnig@museumvereniging.nl<br />

LLML websites<br />

www.ibc.regione.emilia-romagna.it<br />

(“Musei e Beni Culturali”, “Progetti europei”)<br />

www.collectandshare.eu.com<br />

www.amitie.it/llml<br />

Partner der aktualisierten <strong>und</strong><br />

erweiterten deutschen Ausgabe<br />

Deutscher <strong>Museum</strong>sb<strong>und</strong> e.V.<br />

www.museumsb<strong>und</strong>.de<br />

Julia Pagel<br />

Anja Schaluschke<br />

<strong>of</strong>fice@museumsb<strong>und</strong>.de<br />

Universität Hildesheim<br />

www.uni-hildesheim.de<br />

Dorothea Ritter<br />

www.uni-hildesheim.de/de/13178.htm


Gefördert mit großzügiger<br />

Unterstützung durch<br />

aufgr<strong>und</strong> eines Beschlusses des<br />

B<strong>und</strong>estages<br />

„Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen<br />

Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser<br />

Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet<br />

nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.“<br />

„MumAE wird vom Programm für lebenslanges <strong>Lernen</strong> der<br />

Europäischen Union gefördert“

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