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THEMA<br />
Mit Klischees aufräumen<br />
INTERVIEW. Linzer Top-Anwalt über Obsorgekonlikte und Lösungsansätze<br />
Manfred Arthofer von der Anwaltssocietät<br />
Sattlegger, Dorninger, Steiner<br />
und Partner (SDSP) erläutert im<br />
Interview wie langwierige und auch kostspielige<br />
Auseinandersetzungen vor dem<br />
Gericht vermieden werden können. Die<br />
Grenzen des Verhandelbaren zwischen<br />
den Elternteilen ortet er klar dort, wo es<br />
um das Schicksal der Kinder geht.<br />
CITY!: Was kann man als Elternteil tun,<br />
um Probleme zu vermeiden – insbesondere,<br />
wenn es sich um ein Kind handelt,<br />
das in einer außerehelichen Partnerschaft<br />
auf die Welt kommt?<br />
Arthofer: Es sollte da schon auf jeden Fall<br />
eine Regelung getrofen werden, wobei der<br />
Gesetzgeber davon ausgeht, dass es eine<br />
gemeinsame Obsorge gibt. Dies wäre dann<br />
bei der Bezirksverwaltung anzuzeigen. Im<br />
Rahmen der Ehe ist die gemeinsame Obsorge<br />
ohnehin automatisch geregelt.<br />
CITY!: Wenn nun aber keine Vereinbarung<br />
getroffen wurde, was kann man<br />
dann noch tun?<br />
Arthofer: Bei Gericht wäre dann die gemeinsame<br />
Obsorge zu vereinbaren. Auch<br />
das Kontaktrecht gilt es zu regeln. Wenn<br />
es diesbezüglich ein Einvernehmen gibt,<br />
dann besteht auch die Möglichkeit, dies<br />
ohne die Behörden zu klären.<br />
CITY!: Ist im Falle von Trennungen die<br />
gemeinsame Obsorge nicht oft schwierig,<br />
weil ja auch das Vertrauen der Eltern<br />
untereinander oft zerrüttet ist?<br />
Arthofer: Hier gilt es mit einigen Klischees<br />
aufzuräumen. Die gemeinsame Obsorge<br />
heißt nicht, dass ich etwas, was ich<br />
habe, nun teile, sondern dass etwas verdoppelt<br />
wird. Jeder hat ein Recht, Auskünfte zu<br />
bekommen und bei hemen wie der Ausbildung<br />
mitzureden oder bei Krankheiten<br />
Entscheidungen zu trefen. Im Prinzip sind<br />
das bei objektiver Betrachtung auch nicht<br />
so viele Punkte die strittig sein dürften.<br />
CITY!: Was kann getan werden, wenn<br />
einer oder beide doch nicht so vernünftig<br />
sind? Wie kann hier eine Basis hergestellt<br />
werden?<br />
Arthofer: In so einem Fall könnte eine<br />
Mediation sicherlich hilfreich sein. Da ist<br />
es aber unerlässlich, dass die Partner auch<br />
so weit sind, dass sie die Beziehungsebene<br />
abgeschlossen haben. Viele wollen so eine<br />
Mediation lediglich nützen, um Kränkungen<br />
aus der Vergangenheit aufzuarbeiten.<br />
Ein Mediator muss dabei aber eine Grenze<br />
ziehen und sich rein auf das Elterliche<br />
konzentrieren. Alles andere ist unprofessionell,<br />
sinnlos und kostet nur Geld.<br />
CITY!: Wo orten Sie bei den Obsorgeverfahren<br />
das größte Problem?<br />
Arthofer: Das ist die lange Verfahrensdauer.<br />
Vieles wird auch irgendwie in Besuchscafes<br />
etc. verlagert und bleibt aber<br />
ungelöst, weshalb es für die Kinder belastend<br />
ist. Eine wirkliche Verbesserung<br />
seit der letzten Gesetzesnovelle<br />
sehe ich durch<br />
den Kinderbeistand, der sehr sinnvoll ist –<br />
sofern nicht allzu lange zugewartet und<br />
das Kind nicht bereits von einem Elternteil<br />
entfremdet wurde.<br />
CITY!: Wenn das Kind vom anderen Partner<br />
manipuliert wird, wie soll da vorgegangen<br />
werden?<br />
Arthofer: Auch hier hat man sich auf die<br />
Elternebene zu konzentrieren. Diplomatie<br />
ist gut. Wenn aber klar ist, dass der andere<br />
dem Kind schadet, indem er dieses einem<br />
Loyalitätskonlikt aussetzt, müssen Grenzen<br />
gezogen werden. Diplomatie ist dann fehl am<br />
Platz, weil manipulierende Elternteile rasch<br />
dazu neigen, die Grenzen auszuloten, um zu<br />
wissen, wie weit sie gehen können.<br />
■<br />
Mehr Tempo fordert<br />
Advokat Mag. Manfred<br />
Arthofer, denn lange<br />
Verfahren sind eine<br />
Belastung für<br />
die Kinder.<br />
Nachfragen<br />
gerne via<br />
E-Mail an:<br />
arthofer@<br />
sdsp.at<br />
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