B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
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Kunst<br />
Ansichtssachen<br />
Kunstlicht im Triangolo: Die Förderer<br />
<strong>des</strong> MMK (»Große Tischgesellschaft«)<br />
haben dem Museums-Restaurant eine<br />
Lampenarbeit <strong>des</strong> im Juli verstorbenen<br />
österreichischen Künstlers Franz West<br />
spendiert. 60.000 Euro wurden für das<br />
13teilige Werk, das zur kommenden<br />
Franz-West-Retrospektive dauerhaft<br />
installiert wird, gesammelt – und ausgegeben.<br />
Kein Auszug: Das Atelier-Domzil »basis«<br />
in der Gutleutstraße 6-8 muß nicht auszuziehen.<br />
Der bis Ende <strong>des</strong> Jahres laufende<br />
Mietvertrag mit dem Land Hessen<br />
wird um sechs Monate verlängert. Bis<br />
dahin will die Stadt das Gebäude übernehmen.<br />
Vorbote: Die Skulptur »Tabernakel« von<br />
Nils-Udo, seit Anfang November vor<br />
dem Eingang im Hof <strong>des</strong> Sinclair-Hauses<br />
in Bad Homburg, ist ein erster Gruß der<br />
Ausstellung der Altana-Stiftung »Im<br />
Schein <strong>des</strong> Unendlichen – Romantik und<br />
Gegenwart«, die Mitte Dezember mit<br />
Arbeiten von 13 Künstlern eröffnet. Mit<br />
dabei Martina Abramovic und Bill Viola.<br />
Hochformatig: Seit Ende November<br />
wird der 14 Meter hohe Licht- und Luftraum,<br />
gleich hinter dem Eingang rechts,<br />
im Deutschen Filmmuseum neu bespielt.<br />
Auf das zur Eröffnung installierte<br />
Projekt SHIFT von Thomas Luer – das<br />
mit dem Luftläufer –folgt VERTIKALE,<br />
an dem sechs Künstler mit je eigenem<br />
Werk beteiligt sind. Luer ist als Kurator<br />
wieder dabei.<br />
Ausgewählt: Passend zur Weihnachtszeit<br />
hat das Klingspor-Museum das<br />
Unikat-Malerbuch Otto Zielkes »Schöpfungen«<br />
zum Buch <strong>des</strong> Monats erkoren,<br />
in dem der Künstler sehr eigenwillig<br />
auf Parallelen in Texten aus der Bibel,<br />
dem Koran und dem Heiligen Buch der<br />
Quiche weist. Stephanie Ehrat stellt das<br />
Werk am <strong>7.</strong> Dezember um 14 Uhr vor.<br />
Abstrakt italienisch: Die Westend-Galerie<br />
zeigt bis zum 18. Januar Gemälde<br />
von Roberto Casiraghi und Frederico<br />
Palerma, die sich als Vertreter der »pittura<br />
aniconica«, sprich: der nichtgegenständlichen<br />
Malerei verstehen. Werktags<br />
von 9-13 und 15-18 Uhr im Haus<br />
der Deutsch-Italienischen Vereinigung,<br />
Arndtstraße 12, Frankfurt.<br />
Party, Party: Avec Plaisir begleitet das<br />
im Umbau befindliche Museum für<br />
Angewandte Kunst ins Neue Jahr. In den<br />
leeren Räumen <strong>des</strong> Richard-Meyer-Baus,<br />
die übrigens im Februar noch einmal<br />
ohne Exponate (The Empty House) »ausgestellt«<br />
werden, werden DJs bis zum<br />
Geht-nicht-mehr spielen.<br />
Aufwärts: Auch wenn Frankfurt international<br />
gesehen keine wirkliche<br />
Hochhausstadt ist, wird hier doch vom<br />
Deutschen Architektur Museum und der<br />
Stadt der renommierte Hochhauspreis<br />
verliehen. <strong>2012</strong> machte Christoph Ingenhoven<br />
mit »1 Bligh Street« in Sydney<br />
das Rennen, ein Bürohochhaus, das sich<br />
nicht durch Höhe (139m), sondern durch<br />
Form in die berühmte Harbourfront<br />
passt. Bis 13. Januar sind die Kandidaten<br />
im DAM zu sehen Den Plänen <strong>des</strong><br />
Düsseldorfers folgt übrigens auch der<br />
Stuttgarter Bahnhof.<br />
26 | <strong>Strandgut</strong> 12/<strong>2012</strong><br />
Ikonen-Museum: Endzeit<br />
Von Haus zu Haus<br />
Vorsicht<br />
auf der Tugendleiter<br />
Ikonen-Museum: »Endzeit«<br />
Auch wenn am 21. oder 23. Dezember<br />
nach Maya-Kalenderart Schluß<br />
mit allem sein sollte, ist noch lange<br />
nicht heraus, ob der Tag danach<br />
nicht doch unter christlichen Vorzeichen<br />
steht – mit allem Pipapo<br />
wie Fegefeuer, Jüngstem Gericht<br />
und Hölle. Weil die klugen Propheten<br />
sich auf kein exaktes Datum<br />
haben festlegen lassen, ist mit<br />
allem, also auch dem christlichen<br />
Showdown zu rechnen.<br />
Das umtriebige Frankfurter<br />
Ikonen-Museum hat – manchmal<br />
mit Augenzwinkern – seine<br />
Schätze schon in der Verbindung<br />
mit Fußball-WM oder Marilyn-<br />
Jubiläum gebracht. Es läßt sich<br />
auch diese Chance nicht entgehen,<br />
dem wenig populären Kunstgenre<br />
der Heiligenmalerei der orthodoxen<br />
Kirche Aufmerksamkeit<br />
zu verschaffen. Unter dem Titel<br />
»Endzeit« geht das Sachsenhäuser<br />
Museum an der Alten Brücke auf<br />
rund 80 farbenprächtigen Ikonen<br />
nun den »Vorstellungen von Apokalypse<br />
und Endgericht« nach.<br />
Auch wenn der Termin für den<br />
Jüngsten Tag stets Chefsache war,<br />
stellt man doch schnell ein ausgeprägtes<br />
Wissen um <strong>des</strong>sen Ursache<br />
wie um seine Konsequenzen fest.<br />
Chronologische Darstellungen sehen<br />
stets im Sündenfall nebst der<br />
Vertreibung aus dem Paradies den<br />
Anfang der süßen Übel – und in<br />
der Rückkehr der Guten das selige<br />
Ende. Doch auch vom juristischen<br />
Himmelsprozedere zeigt man sich<br />
informiert: Auf den bisweilen von<br />
Details überquellenden Gemälde<br />
wird phantasievoll und plastisch<br />
gequält, gefoltert und gemetzelt.<br />
In der Regel liefert der Evangelist<br />
Johannes, mit dem, was Jesus ihm<br />
in der »Offenbarung« diktierte, den<br />
Stoff für die Künstler. Prominent<br />
vertreten ist auch der meist in Rot<br />
gezeigte Apokalypse-Künder Erzengel<br />
Michael, der ja schon Adam<br />
und Eva <strong>des</strong> Paradieses verwies.<br />
Auffällig ist, daß die bis zu 400<br />
Jahre alten Gemälde den armen<br />
Erdensündern noch einiges an<br />
Spielraum lassen, wozu auch<br />
die unverhohlen Aufforderung<br />
zur Spende an die Kirche gehört.<br />
Glücklich, wer sein Leben gemäß<br />
der Tugendleiter <strong>des</strong> Mönches Klimakos<br />
gestalten kann. 30 Sprossen<br />
sind auf dem Stairway to Heaven<br />
zu nehmen – doch auf keiner ist<br />
man sicher, ins lodernde Rot gekrallt<br />
zu werden. Zu den Preziosen<br />
der Schau gehören die seltenen<br />
»Früchte der Passion«, auf denen<br />
die postweltliche Ordnung aus<br />
dem Kreuz Christi sprießt. Sie ist<br />
gleich viermal präsent.<br />
Bis 2<strong>7.</strong> Januar <strong>2013</strong>,<br />
Di. – So. 10 – 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr<br />
Von Gräbern<br />
und Grazien<br />
Archäologisches Museum: Die Merowingerköniginnen<br />
Arnegunde, Wisigarde und Bathilde<br />
heißen die drei Königinnen,<br />
von denen eine erstaunliche<br />
Ausstellung <strong>des</strong> Archäologischen<br />
Museums erzählt. Sie haben im 6.<br />
und <strong>7.</strong> Jahrhundert im Reich der<br />
Merowinger gelebt, einem sagenumwobenen<br />
fränkischen Stamm,<br />
der von etwa 480 nach Christus<br />
an für gut 270 Jahre das Sagen in<br />
unserem Teil Europas hatte, dem<br />
heutigen Frankreich und Deutschland.<br />
So wild, wüst und ironmaiden-barbarisch,<br />
wie die Römer<br />
ihre Nachfolger und die Karolinger<br />
ihre langhaarigen Vorgänger zeichneten,<br />
waren sie wohl doch nicht<br />
– immer und überall.<br />
Besucher können sich nicht nur<br />
an den kunstvollen Spangen,<br />
Finger- und Ohrringen, dem golddurchwirkten<br />
Stirnband (Vitta) der<br />
Wisigarde (510–540), die Gürtelfibeln<br />
aus rotem Almadin der Arnegunde<br />
(515–580), der erstaunlich<br />
gut erhaltene Klostermantel der<br />
Bathilde (635–680) oder deren<br />
mit gelbem Band umflochtenen<br />
roten Haarsträhne ergötzen, die<br />
dem sich damals noch haltenden,<br />
bald kirchlich verbotenen germanischen<br />
Brauch zu verdanken sind,<br />
die Toten reichlich einzudecken für<br />
den langen Weg. Glück auch, daß<br />
die Adeligen glaubten, sich durch<br />
Bestattungen in Kathedralen die<br />
Pole-Positions sichern zu können:<br />
Arnegunde im Kölner Dom, Bathilde<br />
in Chelles und Wisigarde in der<br />
Kathedrale Saint-Denis in Paris.<br />
Wer kulturgeschichtlich eher zu<br />
den Laien gehört, wird sich mehr<br />
noch über die eingängig präsentierten<br />
Informationen freuen,<br />
die auf Bischof Gregor von Tours<br />
zurückgehen, der im sechsten<br />
Jahrhundert akribisch mitgeschrieben<br />
hat und uns so erfahren läßt,<br />
wie selbstständig, wohlgebildet,<br />
einflußreich und emanzipiert die<br />
Merowingerköniginnen agierten.<br />
Und wir werden – noch im Grimmjahr<br />
– mit der schönen Geschichte<br />
Arnegun<strong>des</strong> vertraut, der von<br />
einer Kinderlähmung gezeichnete<br />
Schwester der Ingunde, die mit<br />
Chlothar I. verheiratet war. Aus Sorge<br />
um deren Zukunft bat Ingunde<br />
den Gatten, jener einen würdigen<br />
Ehemann zu suchen. Da der Merowingerkönig<br />
keinen Würdigeren<br />
fand, nahm er Arnegunde selbst<br />
zur Frau. Seine dritte übrigens von<br />
sechs Parallelbeziehungen. Immerhin<br />
hielt der schöne Brauch der<br />
Polygamie dem kirchlichen Druck<br />
etwas länger stand als der mit den<br />
Grabbeigaben. Erwähnt sei zudem,<br />
daß Arnegunde als Mutter <strong>des</strong><br />
einflußreichen Chilperich I. in die<br />
Geschichte einging, auch wenn das<br />
etwas an Rennpferde-Pedrigrees<br />
erinnert.<br />
Archäologisches Museum:<br />
Die Merowingerköniginnen