B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
B3 Biennale des bewegten Bildes 2013 7. 12. 2012 KickOff - Strandgut
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Film<br />
<strong>B3</strong> – <strong>Biennale</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>bewegten</strong> Bil<strong>des</strong><br />
6 | <strong>Strandgut</strong> 12/<strong>2012</strong><br />
Nicht nur die Liebe, auch die Politik geht durch den Magen.<br />
Zumin<strong>des</strong>t in Frankreich, wo ein 5-Gänge-Menü auch schnell<br />
zu einer Machtdemonstration werden kann. Aber der alternde<br />
Präsident hat die Nase voll von der aufgeblasenen Hochkultur<br />
am Tisch und beruft die Landköchin Hortense Laboire aus der<br />
französischen Provinz in den Elysée-Palast.<br />
<strong>7.</strong> Dezember in der Naxoshalle Der gute Geschmack<br />
Der Beschluß der Lan<strong>des</strong>regierung,<br />
die eDIT zu stoppen und durch ein<br />
neues, umfassen<strong>des</strong> Festival <strong>des</strong><br />
<strong>bewegten</strong> Bil<strong>des</strong> zu ersetzen, hat<br />
für einen erstaunten Kommentar<br />
in unserer April-Ausgabe gesorgt.<br />
»Was von der eDIT übrig bleibt«,<br />
haben wir uns gefragt. <strong>B3</strong> gibt jetzt<br />
die Antwort. Die neue <strong>B3</strong> <strong>Biennale</strong><br />
präsentiert sich im Rahmen einer<br />
eintägigen Auftaktveranstaltung<br />
der Öffentlichkeit. Sie will Film,<br />
Fernsehen, Kommunikation,<br />
Games, Design, Kunst und Kultur<br />
in einer »Allianz <strong>des</strong> <strong>bewegten</strong><br />
Bil<strong>des</strong>« verbinden. Es geht darum,<br />
die Stärken der Hochschulen, der<br />
Film- und Medienwirtschaft sowie<br />
der Kunst- und Kulturinstitutionen<br />
im Raum Frankfurt zu bündeln. Der<br />
»<strong>KickOff</strong>«, wie es so schön heißt,<br />
gibt einen inhaltlichen Vorgeschmack<br />
auf die erste komplette<br />
Edition im Oktober <strong>2013</strong>.<br />
Das <strong>B3</strong> Projektteam unter der Leitung<br />
von Prof. Bernd Kracke (Präsident<br />
der Hochschule für Gestaltung<br />
Offenbach/HfG und Präsidiumssprecher<br />
der hessischen Film- und<br />
abgedreht<br />
verso sud – 18. Festival<br />
<strong>des</strong> italienischen Films<br />
30.11. bis 10.<strong>12.</strong> im Kino<br />
<strong>des</strong> Deutschen Filmmuseums<br />
Präsentiert werden insgesamt 16<br />
Filme in der Originalfassung mit<br />
Untertiteln, von denen die meisten<br />
bisher nicht in deutschen Kinos zu<br />
sehen waren. In der Sektion »Neues<br />
italienisches Kino« laufen aktuelle<br />
Kinoproduktionen, darunter finden<br />
sich sowohl drei Regiedebüts als<br />
auch Werke von Ermanno Olmi und<br />
Giuliano Montaldo. Als Vorpremiere<br />
ist zudem der grandiose diesjährige<br />
Naxoshalle<br />
Medienakademie/hFMA) stellt die<br />
laufende Arbeit vor und lädt zur Begleitung<br />
auf dem Weg zur ersten <strong>Biennale</strong><br />
<strong>2013</strong> ein. Die Veranstaltung<br />
eröffnen Eva Kühne-Hörmann (Hessische<br />
Ministerin für Wissenschaft<br />
und Kunst) und Prof. Wolfgang<br />
Thaenert (Direktor der LPR Hessen)<br />
sowie Markus Frank (Frankfurter<br />
Wirtschaftsdezernent). Von 9 bis 17<br />
Uhr werden in der Naxoshalle bei<br />
freiem Eintritt Experten aus Film,<br />
Fernsehen, Games, Design und<br />
Social Media ebenso wie Kunst, Kultur,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft<br />
ihr Arbeiten präsentieren und<br />
Vernetzungsmöglichkeiten, Forschungsergebnisse,<br />
Positionen und<br />
Perspektiven diskutieren. Diedrich<br />
Diederichsen (Kulturwissenschaftler<br />
und Publizist) und Alain Bieber<br />
(arte Creative) tragen Keynotes vor.<br />
Spezielle Angebote zum Mitmachen<br />
richten sich an Kinder und<br />
Jugendliche. Den Tag wird eine Gala<br />
mit Tita von Hardenberg als Moderatorin<br />
beschließen.<br />
Info: www.b3biennale.com<br />
Claus Wecker<br />
Berlinale-Gewinner »Cesare deve<br />
morire« der Brüder Paolo und Vittorio<br />
Taviani zu sehen. Eröffnet wird<br />
das Festival am Fr., 30.11., mit dem<br />
Erstlingswerk »Scialla!«, das der Regisseur<br />
Francesco Bruni persönlich<br />
präsentieren wird.<br />
Die Hommage ist dem Schauspieler<br />
und Regisseur Luigi Lo Cascio gewidmet,<br />
der am Sa., 1.<strong>12.</strong>, in Frankfurt<br />
zu Gast sein wird. Mit seinem<br />
Auftritt in »I cento passi« (2000)<br />
hat er zuerst auf sich aufmerksam<br />
gemacht. Bei den diesjährigen<br />
Filmfestspielen in Venedig sorgte<br />
sein Regiedebüt »La città ideale«<br />
für Furore.<br />
www.deutsches-filminstitut.de<br />
cw<br />
»Die Köchin und der Präsident« von Christian Vincent<br />
In der Privatküche <strong>des</strong> Staatsoberhauptes<br />
soll Hortense (Catherine<br />
Frot) einfache Küche wie bei<br />
Großmuttern servieren. Aber was<br />
heißt schon »einfach« im Land der<br />
Feinschmecker! Und während die<br />
ersten Kreationen auf den Präsidententeller<br />
gleiten, denkt man unwillkürlich:<br />
»Na, so eine Oma hätte<br />
ich auch gern gehabt.« Der sauber<br />
zu einem Kohlkopf geschichtete<br />
Auflauf aus blanchiertem Wirsing<br />
und feinem Wildlachs allein läßt<br />
einem schon das Wasser im Munde<br />
zusammenlaufen. Aber zwischen<br />
den appetitlich ins Bild gefaßten<br />
Koch-Show-Einlagen gilt es in Christian<br />
Vincents Die Köchin und der<br />
Präsident auch noch eine Geschichte<br />
zu erzählen.<br />
Denn die französische »Haute Cuisine«<br />
ist eine Männerdomäne und<br />
die Chefs in der Zentralküche sehen<br />
es nicht gern, daß ihr Präsident<br />
sich von einer Frau aus der Provinz<br />
bekochen läßt. Die Herren in Weiß<br />
torpedieren ihre Arbeit, wo es nur<br />
geht. Hinter ihrem Rücken nennt<br />
man sie verleumderisch »Madame<br />
du Barry«. Aber Hortense setzt sich<br />
durch mit ihren Menü ideen, für die<br />
sie Kräuter und Pilze auch einmal<br />
von den Verwandten in der Gascogne<br />
pflücken und mit dem TGV nach<br />
Paris bringen läßt. Später werfen ihr<br />
die Finanzprüfer und bald darauf<br />
die Ernährungsberater <strong>des</strong> schwer<br />
erkrankten Präsidenten weitere<br />
Steine in den Weg.<br />
Die Geschichte von »Die Köchin<br />
und der Präsident« beruht auf den<br />
Erlebnissen von Danièle Mazet-<br />
Delpeuch, die von 1988 bis 1990<br />
für François Mitterrand im Elysée-<br />
Palast gekocht hat. Erzählt wird in<br />
einer Rückblendendramaturgie.<br />
Zu Beginn <strong>des</strong> Filmes hat Hortense<br />
ihren letzten Arbeitstag als gefeierte<br />
Kantinenchefin auf einer<br />
Forschungsstation in der Antarktis,<br />
wo sie durch eine neugierige TV-<br />
Journalistin in die Erinnerung an<br />
ihre Zeit in der Präsidentenküche<br />
hineingezwungen wird. Nicht nur<br />
die karge Landschaft bietet einen<br />
visuellen Gegenpol zum Prunk <strong>des</strong><br />
französischen Regierungssitzes.<br />
Auch die rauhe, aber herzliche<br />
Art der Polargesellen, die ihre Köchin<br />
wie eine Königin behandeln,<br />
kontrastiert deutlich mit den<br />
reglementierten Kommunikationsformen<br />
im Zentrum der Macht,<br />
auf das der Film aus der diskreten<br />
Unterperspektive <strong>des</strong> Küchenpersonals<br />
blickt. Aber selbst wenn die patriarchalen<br />
Mobbing strukturen in<br />
den Katakomben <strong>des</strong> Elysée-Palasts<br />
hier recht eindrücklich dargestellt<br />
werden, bleibt »Die Köchin und der<br />
Präsident« den Rezepturen leichter,<br />
französischer Kinokost treu. Vincent<br />
feiert die heimische Kochkunst<br />
und versöhnt die angerissenen<br />
Widersprüche mit leicht süßlicher<br />
Glasur. Wenn der Präsident<br />
sich am Ende zu Hortense an den<br />
Küchentisch setzt und die beiden<br />
gemeinsam genüßlich eine Trüffelstulle<br />
futtern, lösen sich bei diesem<br />
bescheidenen Abendmahl alle<br />
aufgezeigten Hierarchieprobleme<br />
und Klassengegensätze malerisch<br />
in Wohlgefallen auf.<br />
Martin Schwickert<br />
DIE KÖCHIN UND DER PRÄSIDENT<br />
(Les saveurs du Palais)<br />
von Christian Vincent, F <strong>2012</strong>, 95 Min.<br />
mit Catherine Frot, Jean d‘Ormesson,<br />
Hippolyte Girardot, Arthur Dupont,<br />
Jean-Marc Roulot, Arly Jover<br />
Komödie<br />
Start: 20.<strong>12.</strong><strong>2012</strong><br />
★★★★✩