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Selbstverständlich automatisiert_Gewohnheiten_Theoriearbeit

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Zutun braucht, wodurch wir frei werden für sensationellere Beanspruchungen.<br />

„Die [...] Merkmale des Handlungskreises und des<br />

Entlastungsprinzips stehen als Determinanten hinter der gesamten<br />

technischen Entwicklung“, welche eine „hintergründige, bewußtlos<br />

aber konsequent verfolgte Logik [zeigt]“: Auf der ersten Stufe wird<br />

die Arbeit mit notwendiger physischer Kraft und erforderlichem<br />

Aufwand geleistet. Auf der zweiten Stufe wird die physische Kraft<br />

technisch objektiviert (Maschine) und in der dritten schließlich<br />

wird auch der geistige Aufwand durch technische Mittel mit Automatismen<br />

entbehrlich gemacht. 28 Laut Gehlen erreicht die Technik<br />

in der Automatisierung ihre methodische Vollendung. Dem stimme<br />

ich nicht ganz zu, denn auf die Automatisierung folgt nun noch die<br />

entwickelte „Intelligenz“ der Dinge, die über die Automatisierung<br />

hinaus geht.<br />

Bezüglich der Gewohnheitsbildung lässt sich an dieser Stelle noch<br />

erwähnen, dass unsere Wahrnehmung, also auch das Erkennen von<br />

Auslösereizen, mehr und mehr durch Sensoren übernommen wird.<br />

Maschinen durchlaufen also mit einer Automatisierung den selben<br />

Prozess, wie der Mensch bei einer habituierten Handlung. „[Der Automatismus]<br />

erweckt [durch Monotonie der Wiederkehr des Gleichen]<br />

eine Resonanz bis in den eigenen Pulsschlag hinein“. (STZ 24)<br />

Im Wohnbereich findet sich das Entlastungsprinzip auf allen drei<br />

Stufen wieder. Wir haben verschiedenste Utensilien als Werkzeuge<br />

und elektrische Geräte im Haushalt, die uns Kraft und Zeit ersparen<br />

(Küchengeräte, Heizsysteme, elektrische Rolläden usw.). Und das<br />

Haus oder die Wohnung werden als sogenannte Smart Homes immer<br />

eigenständiger. Wir brauchen gewisse <strong>Gewohnheiten</strong> im Alltag nicht<br />

mehr, denn Sensoren ersetzen die Wahrnehmung von Auslösereizen<br />

und programmierte Zeitsysteme steuern die Wiederholung von nötigen<br />

Tätigkeiten. Ich brauche das Fenster nicht mehr öffnen und<br />

schließen, weil dies automatisch geschieht. Ich muss mir nicht angewöhnen<br />

das Licht auszuschalten, denn meine Wohnung „weiß“,<br />

wann es ausgeschaltet werden sollte. Auch mein Kaffee ist bereits gekocht,<br />

bevor mein Bedürfnis danach eine gewohnte Handlung über-<br />

28 28 Vgl. Gehlen, Die Seele im technischen Zeitalter, S. 19

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