Fair Wohnen Sept.2012 - Mietervereinigung Österreichs
Fair Wohnen Sept.2012 - Mietervereinigung Österreichs
Fair Wohnen Sept.2012 - Mietervereinigung Österreichs
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FAIR WOHNEN THEMA<br />
Traurige Augen macht Fido, wenn<br />
er nicht mindestens zwei Mal täglich<br />
gekrault wird – verboten ist zu wenig<br />
menschlicher Kontakt zudem.<br />
Für den<br />
Fall der Felle<br />
Wenn Hund, Katze oder Springmaus nicht gerecht<br />
in der Wohnung gehalten werden, wacht das Bundesgesetz<br />
über den Schutz der Tiere. Ein Einblick:<br />
Seit 2005 gibt es in Österreich<br />
das Bundesgesetz über den<br />
Schutz der Tiere (TSchG). Es<br />
gilt für alle Tiere und regelt<br />
u. a. auch die Tierhaltung von<br />
Haus-, Zoo- sowie Wildtieren. Neben<br />
gesetzlichen Bestimmungen über die<br />
Tierhaltung allgemein, Zuchtmethoden,<br />
Tierheime oder Schlachtung/<br />
Tötung wird breiter Raum auch dem<br />
Themen Tierquälerei, Transport und<br />
Handel mit Tieren eingeräumt. Zum<br />
Thema „Haustiere“ finden sich Vorschriften<br />
über die Kennzeichnung und<br />
Registrierung von Hunden sowie ein<br />
Verweis auf die Tierhaltungsverordnung,<br />
die Mindeststandards bei der<br />
Haltung von Säugetieren, Vögeln, Fischen<br />
und exotischen Tieren vorsieht.<br />
Regeln für Hunde<br />
Für Hunde wird dort unter anderem<br />
festgelegt, dass diese mindestens einmal<br />
täglich einen ihrem Bewegungsbedürfnis<br />
entsprechenden Auslauf erhalten<br />
müssen. Wenn diese in geschlossenen<br />
Räumen gehalten werden, so ist ein<br />
mehrmals täglicher Rundgang „für den<br />
Kot- und Harnabsatz im Freien“ notwendig.<br />
Zwei Mal täglich ist ein Sozialkontakt<br />
zu Menschen ebenso vorgeschrieben<br />
wie ausreichende Versorgung<br />
mit Tageslicht,<br />
wenn das<br />
Tier in einem<br />
Raum gehalten<br />
wird.<br />
Im Freien<br />
wiederum<br />
ist für eine<br />
wärmegedämmte<br />
Schutzhütte<br />
zu sorgen,<br />
und dies ist<br />
nur erlaubt,<br />
wenn der<br />
Hund aufgrund<br />
seiner Rasse, seines<br />
Alters und seines<br />
Gesundheitszustands<br />
dafür geeignet ist.<br />
Stubentiger brauchen<br />
nicht nur Quietschenten:<br />
Das Gesetz verlangt<br />
u. a. Katzengras, Fensterschutz<br />
und Krallenschärfer.<br />
Regeln für Katzen<br />
Bei Katzen wiederum sind beispielsweise<br />
die Käfighaltung sowie das Anbinden<br />
ausdrücklich verboten. Werden<br />
sie in der Gruppe gehalten, so muss jede<br />
einen eigenen Rückzugsbereich haben.<br />
So wie jedes Tier sind sie mit einer<br />
ausreichenden Menge geeigneten<br />
Futters und Wasser zu versorgen und<br />
die Katzentoiletten sind entsprechend<br />
sauber zu halten. Da Katzen etwas zum<br />
Krallenschärfen brauchen, ist ein entsprechender<br />
Gegenstand dafür zur<br />
Verfügung zu stellen. Bei Wohnungskatzen<br />
ist zudem dafür zu sorgen,<br />
dass Katzengras oder Ähnliches<br />
vorhanden ist. Letztlich müssen<br />
die<br />
Bewohner mit geeigneten Schutzvorrichtungen<br />
auch dafür Sorge<br />
tragen, dass Fensterstürze verhindert<br />
werden.<br />
Bis zur Abnahme<br />
des Tieres<br />
Genauere Details sollten<br />
TierhalterInnen nachlesen,<br />
Fotos: Thinkstock, Shutterstock<br />
denn der Verstoß gegen das<br />
Tierschutzgesetz kann neben<br />
Verwaltungsstrafen im schlimmsten<br />
Fall auch zur Abnahme des Tieres führen.<br />
Für die Überwachung und Einhaltung<br />
des Tierschutzgesetzes hat jedes<br />
Bundesland einen Tierschutzombudsmann<br />
einzurichten. Dieser hat die Interessen<br />
der Tiere zu vertreten und in<br />
den Verwaltungsverfahren sogar Par-<br />
teienstellung. Die zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden<br />
haben das<br />
Recht, wahrgenommene Verstöße sofort<br />
abzustellen, bei Gefahr im Verzug<br />
das Tier auch sofort mitzunehmen.<br />
Bis zu 15.000 Euro Strafe!<br />
Ist die Verwaltungsübertretung nur geringfügig<br />
zu beurteilen, dann ist eine<br />
Abmahnung auszusprechen. Im Not-<br />
fall – wenn das Tier nicht behebbare<br />
Qualen leidet – haben sie allerdings<br />
für eine schmerzlose Tötung zu sorgen.<br />
Die Verwaltungsstrafen können<br />
bis € 7.500,– ausmachen, im Wiederholungsfall<br />
bis zu € 15.000,–. Wer<br />
sich der schweren Tierquälerei<br />
schuldig macht, muss mit einer<br />
Geldstrafe von mindestens € 2.000,–<br />
rechnen. Eltern haften übrigens für<br />
ihre minderjährigen Kinder (bis zu<br />
deren vollendeten 14. Lebensjahr),<br />
wenn diese gegen das Tierschutzgesetz<br />
verstoßen. Neben den Geldstrafen und<br />
der Abnahme des Tieres kann letztlich<br />
ein dauerndes Verbot zur Tierhaltung<br />
ausgesprochen werden, wenn es sich<br />
um Wiederholungstäter bzw. gerichtlich<br />
festgestellte Tierquälerei handelt.<br />
WENN DER NACHBAR MAUNZT: RECHTE & PFLICHTEN<br />
FRAGE Meine Reihenhaus-Nachbarin<br />
hat sage und schreibe acht<br />
Katzen bei sich wohnen.<br />
Die sind nicht nur des Öfteren<br />
sehr laut, sondern<br />
können an manchen Tagen<br />
auch sehr übel riechen. Ich<br />
würde gerne wissen, ob es<br />
eine Beschränkung für die<br />
Haltung von Tieren gibt.<br />
ANTWORT Im Mietrecht<br />
selbst gibt es<br />
keine direkten Vorschriften zur<br />
Tierhaltung. Die Fragen zur Art<br />
der Tiere sowie deren Anzahl<br />
werden normalerweise über<br />
Vertragsvereinbarungen gelöst.<br />
Darüber hinaus gibt es<br />
nachbarschaftliche Regelungen<br />
im allgemeinen bürgerlichen<br />
Gesetzbuch. Seit 2004<br />
ergänzt ein österreichisches<br />
Tierschutzgesetz die bestehenden<br />
Rechtsgrundlagen zur<br />
Tierhaltung, das bundesweite<br />
Geltung hat. In einer zusätzlich<br />
erlassenen Tierhaltungsverordnung,<br />
in der Mindeststandards<br />
z. B. auch für die<br />
Katzenhaltung festgeschrieben<br />
sind. So muss jede Katze einen<br />
eigenen Rückzugsort haben<br />
und wenn sie freilaufend ist,<br />
kastriert werden. Wenn es Verstöße<br />
gegen das Gesetz oder<br />
die Verordnung gibt, drohen<br />
Verwaltungsstrafen und es<br />
kann sogar zur Abnahme des<br />
Tieres kommen.<br />
In unserem<br />
FRAGE<br />
Haus halten<br />
sechs Parteien Hunde. Zugegebenerweise<br />
bellt mei-<br />
ner am meisten. Nun hat<br />
mir mein Vermieter angedroht,<br />
den Hund zu verbieten.<br />
Alle anderen dürfen<br />
ihren behalten, was ich<br />
ungerecht finde. Darf er<br />
das überhaupt?<br />
Ob und wel-<br />
ANTWORT che Art der<br />
Tierhaltung zulässig ist, ergibt<br />
sich normalerweise aus dem<br />
Mietvertrag. Wenn eine vertragliche<br />
Erlaubnis für das Halten<br />
eines Hundes vorliegt, kann<br />
diese nicht mehr einseitig vom<br />
Vermieter rückgängig gemacht<br />
werden. Allerdings muss das<br />
Tier so gehalten werden, dass<br />
der Hausfrieden gewahrt wird,<br />
da sonst eine Unterlassungsklage<br />
möglich ist. Das Bellen<br />
alleine allerdings reicht nicht<br />
Den gesamten Tierschutz-Gesetzestext<br />
können Sie gemeinsam mit der<br />
dazugehörigen Verordnung unter<br />
www.mvoe.at (Rubrik: Rechtsdatenbank/„Tierhaltung“)<br />
downloaden.<br />
dafür, da es zur Natur eines<br />
Hundes gehört – und durch die<br />
Genehmigung der Tierhaltung<br />
das normale Verhalten des Tieres<br />
vom Vermieter ebenfalls akzeptiert<br />
wird. Gegenüber den<br />
anderen später zuziehenden<br />
Mietern hat der Vermieter dann<br />
auch eine Aufklärungspflicht,<br />
dass mit Hundegebell zu rechnen<br />
ist, ansonsten könnten die<br />
gestörten Mieter Mietzinsminderung<br />
geltend machen. Allerdings<br />
gilt diese Duldungspflicht<br />
durch den Vermieter nicht<br />
mehr, wenn das Tier aufgrund<br />
falscher Haltung stundenlang<br />
bellt und heult. Das deutet<br />
dann meist auch noch auf eine<br />
gesetzeswidrige Tierhaltung hin<br />
und könnte sogar eine Anzeige<br />
wegen Tierquälerei zur Folge<br />
haben.<br />
16 FAIR WOHNEN 3/12 FAIR WOHNEN 3/12 17