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Cross-Border - Mieterverein Bochum

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PORTRAIT<br />

MANN VON DER BASIS ZEIGT,<br />

WIE’S GEHT<br />

Für die Volksinitiative<br />

„Sichere Wohnungen und Arbeitsplätze“<br />

sind einige hundert Menschen aktiv.<br />

Unterschriften in Mengen werden aber<br />

nicht von den Großorganisationen,<br />

sondern von „Einzelkämpfern“ gesammelt.<br />

Einer davon ist der LEG-Mieterbeirat Ulrich<br />

Braun aus Dortmund-Wickede.<br />

Beständig gesammelt<br />

8<br />

Es kommt vor, dass Mieter für die<br />

Volksinitiative „Sichere Wohnungen<br />

und Arbeitsplätze“ unterschreiben wollen,<br />

aber nicht bei Parteien. Braun stört<br />

das nicht. „Ich bin unabhängig, auch<br />

wenn ich bei Informationsständen der<br />

SPD aushelfe.“ Er hat die Unterschriftenlisten<br />

auf ein Schreibbrett geklemmt<br />

und ist unterwegs an den Marktständen<br />

und in den Geschäften. Am liebsten<br />

geht er aber in seiner Siedlung im<br />

östlichsten Stadtteil von Dortmund<br />

von Tür zu Tür. 1360 Unterschriften bei<br />

insgesamt 1435 Wohnungen hat er mit<br />

einigen Helfern hier gesammelt,<br />

weitere 200 in Obereving<br />

und Scharnhorst-Ost.<br />

Sein Bekanntheitsgrad hat<br />

ihm geholfen, die Sperre vieler<br />

Mieter vor Haustürbesuchen<br />

und Unterschriften zu<br />

überspringen. 1965 zog er mit<br />

seiner Ehefrau in die Wohnung,<br />

die sie jetzt noch bewohnen.<br />

Weil es dort anfangs<br />

nur Kohleheizung gab, zogen<br />

sie der Kinder wegen vorübergehend<br />

nach Kirchlinde und<br />

1972 wieder zurück. Überhaupt<br />

hat Braun eine Beständigkeit<br />

im Leben entwickelt,<br />

die es so nie wieder geben kann. Geboren<br />

vor 65 Jahren in Stettin, kam er<br />

1954 nach Dortmund. Gearbeitet hat<br />

er von der Lehre als Elektromaschinenbauer<br />

bis zum Industriemeister und<br />

zum Ruhestand im Januar 2002 bei<br />

einer Firma in Dortmund.<br />

Einen Mieterbeirat gibt es im östlichsten<br />

Dortmunder Stadtteil Wickede seit<br />

Mitte der 70er Jahre, noch zu Neue-<br />

Heimat-Zeiten. Braun kam erst vor einigen<br />

Jahren hinzu und ist Beisitzer. Er<br />

„Ich mache das<br />

nicht nur für mich.“<br />

Ulrich Braun, LEG-Mieterbeirat<br />

startete 2001 gleich mit der ersten großen<br />

Auseinandersetzung mit der LEG.<br />

Es ging um den Einbau von Zentralheizungen,<br />

wo es vorher Gasetagenheizungen<br />

gab. Eine Fremdfirma installierte<br />

die Anlage und betreibt sie im so<br />

genannten Wärmecontracting. Braun:<br />

„Die LEG hatte uns versprochen, dass<br />

wir beim Einbau der neuen Heizung<br />

nicht finanziell schlechter gestellt werden<br />

als vorher.“ Tatsächlich existiert<br />

sogar ein entsprechender Aufsichtsratsbeschluss.<br />

Die Umstellung brachte den-<br />

Hier kennt ihn jeder: Ulrich Braun auf<br />

Stimmenfang in der LEG-Siedlung in<br />

Dortmund-Wickede.<br />

noch eine hohe Kostensteigerung. Der<br />

Mieterbeirat verhandelte und es wurde<br />

neu gerechnet, bis schließlich für die<br />

Mieter eine Ersparnis von 46.000 Euro<br />

gegenüber der ersten Abrechnung herauskam.<br />

Im selben Jahr war Ulrich Braun<br />

Mitbegründer des Zusammenschlusses<br />

„Aktionsbündnis Zukunft der LEG“.<br />

Die damalige SPD/Grünen-Landesregierung<br />

hatte den Verkauf der Landesbeteiligung<br />

an der LEG schon im<br />

Etat eingeplant, als das Bündnis aus<br />

Betriebsräten, Gewerkschaft, Mieterbeiräten<br />

und <strong>Mieterverein</strong>en mobil machte<br />

und das Vorhaben stoppte. Ob das<br />

durch die Volksinitiative erneut gelingen<br />

könnte, beurteilt Braun zurückhaltend:<br />

„Nach den Plänen der Landesregierung<br />

könnte ich wohnen bleiben.<br />

Aber ich mache das nicht für mich. Ich<br />

wäre auch mit einer sozialverträglichen<br />

Vereinbarung einverstanden. Dann<br />

hätten wir schon etwas erreicht.“ (li)<br />

Fotos: Stephanie Sack / report.age

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