FOCUS STYLE – April 2017
Der Name des Supplements FOCUS STYLE ist Programm: Unter anderen gingen wir mit SEAT Chefdesigner Alejandro Mesonero-Romanos gemeinsam im neuen SEAT Leon auf Entdeckungstour in Barcelona und trafen Jazz-Musiker Till Brönner zum Gespräch über Smokings und seine Stilvorbilder.
Der Name des Supplements FOCUS STYLE ist Programm: Unter anderen gingen wir mit SEAT Chefdesigner Alejandro Mesonero-Romanos gemeinsam im neuen SEAT Leon auf Entdeckungstour in Barcelona und trafen Jazz-Musiker Till Brönner zum Gespräch über Smokings und seine Stilvorbilder.
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HOW<br />
TO<br />
Jeroen van Rooijen ist Stilkritiker und hat mehrere Modebücher<br />
Die Idee war gut: Smart Casual, ein noch junger<br />
Dresscode, war eigentlich dazu gedacht, die strengen<br />
Regeln der Businesskleidung zu lockern.<br />
Tatsächlich ist damit für viele Männer aber einiges<br />
komplizierter geworden.<br />
TEXT JEROEN VAN ROOIJEN<br />
Was Businesskleidung ist, weiß fast jeder, auch wenn er<br />
selbst etwas anderes trägt: Anzug, Hemd und Krawatte,<br />
dazu elegante Schnürschuhe. Was Freizeitbekleidung ist,<br />
muss auch kaum jemandem erklärt werden: Jeans, T-Shirt,<br />
Pull over, Sneaker. Der beliebte Hybrid-Dresscode Smart Casual<br />
schlägt einen Mittelweg zwischen Business- und Freizeitkleidung<br />
vor <strong>–</strong> und verbindet so das Nützliche mit dem Angenehmen.<br />
Mit diesem entspannteren Look wollen sich auch<br />
traditionelle Unternehmen ein bisschen New-Economy-Flair<br />
geben. So kann man ohne Umziehen vom Meeting zum After-<br />
Work-Drink wechseln. Doch in Wahrheit vereinfacht Smart<br />
Casual für viele Männer wenig, im Gegenteil: Es wird nur noch<br />
unübersichtlicher.<br />
Denn wo verläuft der schmale Grat, der den Smart-Casual-<br />
Könner vom Stümper unterscheidet? Handelt es sich bei Smart<br />
Casual um „verdünnte“ Businesskleidung? Oder eher um veredelte<br />
Freizeitgarderobe? Genaue Vorgaben gibt es, wie meistens<br />
in der Mode, nicht. Wer im Netz sucht, stößt auf Hunderte<br />
sich teilweise widersprechende Empfehlungen. Smart Casual<br />
kommt deshalb oft dort zur Anwendung, wo die klassische<br />
Ordnung nicht mehr ganz passend erscheint.<br />
Das zeigt schon die Bezeichnung selbst: smart, also schlau,<br />
bezieht sich auf den legeren Look der zeitgenössischen „Brainworkers“.<br />
Man will so clever und Erfolg versprechend wie die<br />
Technik-Nerds aus dem Start-up aussehen. Wie einer, der Kraft<br />
seiner Ideen nach ganz oben kommt, nicht wegen seines<br />
teuren Anzugs. Casual bedeutet: der Situation angepasst.<br />
Also zurückhaltend, unaufgeregt und moderat.<br />
Wenn Smart Casual gefragt ist, trägt man also ein unauffällig<br />
entspanntes Universal-Outfit. Es funktioniert gleichermaßen<br />
fürs Date, den informellen Empfang wie das unerwartete Beförderungsgespräch<br />
beim Chef. Doch Vorsicht: Smart Casual<br />
gehört noch immer zu den Dresscodes fürs Office, nicht zu jenen<br />
für den Garten, Club oder Strandspaziergang.<br />
Wer einen Anzug trägt, lässt die Krawatte weg und den obersten<br />
Kragenknopf offen. Statt dunkler Schnürer können dazu<br />
auch hellere Schuhe oder solche aus Wildleder kombiniert<br />
werden. Besser als ein Anzug ist jedoch die Kombination aus<br />
Hose und Jackett. Das zeitgenössische Sakko ist recht körpernah<br />
geschnitten und weich verarbeitet. Anstelle klassischer<br />
Hosen können auch Chinos oder dunkle Jeans (ohne Abrieb<br />
oder extreme Waschungen) getragen werden.<br />
Zum Hemd (mit langen Ärmeln) gibt es wenig Alternativen. Ein<br />
T-Shirt ist ebenso zu wenig smart wie ein Sweatshirt oder<br />
Hoodie (das können weiterhin gerne die Nerds tragen, also<br />
Mark Zuckerberg, oder CEOs, die gerne Mark Zuckerberg<br />
wären). An Sommertagen kommt höchstens noch ein feines<br />
Polo shirt infrage, im Winter ein dunkler Rolli, allenfalls auch<br />
eine nicht gemusterte, hochwertige Strickjacke. Wie beim Business<br />
Outfit auch kommt es auf die Accessoires an: ein guter<br />
Gürtel und darauf abgestimmte Schuhe sind ein Muss. Die<br />
Schuhe sollten geschnürt sein, es sind aber auch edle Sneaker,<br />
Loafer und Mokassins denkbar. Flipflops und Sandalen gehen<br />
nur, wenn sie schon innerlich gekündigt haben (Ausnahme:<br />
siehe Zuckerberg).<br />
Im Gegensatz zum Business Outfit darf man bei Smart Casual<br />
zu helleren Farben und etwas lebendigeren Materialien greifen.<br />
Es sind Karos denkbar, ein feines Webmuster oder auch<br />
griffig strukturierte Stoffe mit etwas rustikalerem Charakter.<br />
Und bitte: Krawatte zu Smart Causal nur dann tragen, wenn<br />
man sehr stil- und trittsicher ist, sonst sieht’s zögerlich und<br />
unentschlossen aus <strong>–</strong> nicht casual und schon gar nicht smart.<br />
geschrieben, darunter das Nachschlagewerk „Der Dresscode“.<br />
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