FOCUS STYLE – April 2017

nichts umwerfen könne. Mittlerweile
spielt das Gefühl, welchen Stoff ich
am Leib trage, eine viel größere Rolle,
früher war ich da unempfindlicher.
Und hochwertige Wollstoffe reinigen
sich ja sogar selbst, wenn man sie
gut behandelt.
Wer hat Ihren Stil denn am stärksten
beeinflusst?
Wie wahrscheinlich auch andere Männer
hat Cary Grant mich wahnsinnig
beeindruckt. Es gibt diesen schönen
Satz von ihm: „Everybody wants to
be Cary Grant! Even I want to be Cary
Grant!“ So auszusehen, als ob man
sich nur mal was übergeworfen hat,
das ist beachtlich. Häufig habe ich mir
die Frage gestellt: „How would he have
done it?“
Heute auch noch?
Nicht mehr so oft. Zurzeit steht eher das
Gefühl im Vordergrund, so auszusehen,
als ob ich mir nicht zu viele Gedanken
gemacht hätte. Totale Perfektion, das
sieht man sofort, das ist mir etwas
suspekt. So einen Mini-Bruch darf es
schon geben. Übrigens: Ich bin notorischer
Krawattensammler. Ich habe
Hunderte von Krawatten, wenn nicht
sogar noch mehr.
Man sieht Sie aber selten damit.
Ich träume davon, eines Tages mit der
perfekten Krawatte aus dem Haus
zu gehen. Aus Gründen, die ich selbst
nicht wirklich kenne, entscheide ich
mich am Ende immer doch dagegen
und für das offene Hemd.
Outfit privat,
Uhr TOP GUN
IWC
Anzug
EDUARD
DRESSLER,
Shirt
BALMAIN
Interessieren Sie sich für Modetrends?
Ob Hosen jetzt lang getragen werden
oder nicht? Ob Stoffe jetzt eher erdfarben
sind oder ob es gerade richtig
bunt wird? Ja, ich verfolge das, manche
Sachen sind gar nicht zu ignorieren.
Am meisten interessiert mich, wenn
etwas wiederkehrt. In der Musik, in der
Kunst ist es schwierig, etwas auszumachen,
das nicht in irgendeiner Form
schon mal existiert hat. Die Wiedererkennbarkeit
ist heute das, was früher
die Innovation war.
Hören Sie auf modische Ratschläge?
Wenn sie von Menschen kommen, die
es ernst und gut mit mir meinen, auf
jeden Fall. Dann muss ich mir überlegen:
Bin ich das oder bin ich das nicht?
Aber es trauen sich nicht so viele Leute,
mir etwas zu sagen. Umso mehr sollte
man hinhören, wenn es mal einer tut.
Was ist das Wichtigste an Schuhen?
Bei Plattfüßen, wie ich sie habe, ist es
wichtig, dass ein Schuh nicht nach zwei
Wochen schon platt ist. Sondern dass
er einen Rahmen und eine Form hat,
die auch Wind, Wetter und Reisen übersteht.
Und er muss reparabel sein.
Sie sind jetzt wieder auf Tour, ständig unterwegs.
Was macht ein gutes Hotel aus?
Viele Hotels tun so, als hätten sie sich
Gedanken gemacht, was Reisende
brauchen. Doch das ist oft nicht der Fall.
Zugleich wollen Hotels einem auch
immer zeigen, wo es technisch hingeht
in den nächsten Jahren. Das Schlimmste
ist, wenn ich den elektrischen Schaltplan
studieren muss, um herauszufinden,
wie in meinem Hotelzimmer das
Licht an- und ausgeht. Wärme ist für
mich ganz wichtig. In ein kaltes Zimmer
zu kommen, das nicht schnell warm
wird, das ist grausam. Ansonsten schätze
ich guten Zimmerservice. Hotels könnten
eine Menge Geld machen, wenn Sie
einen Zwei-Stunden-Wäsche-Service
anbieten würden. Alles andere finde ich
nicht so entscheidend.
Welche Häuser sind Ihre Favoriten?
Es gibt Hotelketten, die einfach funktionieren.
Da habe ich gar kein Problem
FOCUS STYLE 33